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^Nr. ZAl -1VVS.-7 Lies» vrrbreltetpr unparteiisch« Kenn»», rrscheiut Wochentag» «hmdssmitDalmndesnächsten Läge») und tostet mit den fünf wschentUchen B eiblättern: «et«e Botschaft, Sächsischer Erzählt», Gerichts.gettuttg, «ächfisches Allerlei, JllustrirteS Unter- Haltungsblatt, toi den Postanstaltc» und b«i »«« Ausaabestellen monatlich 40 Pfennig». »Misto: 1. »achtrag Nr. 2377. - «eueratail^i,« le Nr. lS«. s c». I ! ! Mtttwoch, den 4. Oktober. für Chemnitz und Umgegend. («sächsisch»» L«n»e»-Rni«iger). — Gegründet i«VS alS„«u»»i-e^ ie. Verlag und RolationSmaschiuen.Drua von Alexander Wied« ln Chemnitz, Theaterstrast« Nr. a. Inserate« - Preis: Di» SW» spalten« Lorpn-zrlle oder der«» Raum La Pfg. (PreiSoerzeicho Nisse L Zeile 24 Plc,.) - Be vorzugte Stelle (Reklame-Zelle) 60 Pfg. Bet vorausbestellt«« Wiederholungen gröberer In» serate entsprechender Rabatt. — Anzcinen fiir die Nachmittags j erscheinende Nuniiner können nur bis Bormittag lO Uhr «»- genommen werde«. Geschäftliche Anzeiger-Inserat» finden sitr billigsten Prei» zugleich Verbreitung durch di« täglich erscheinende Chemnitz«» Eisenbahn-Zeitung. Amtliche Anzeigen. . HaudelSregifie».Eintragungen. Auf dem die Firma „Eisenbahn - Ban - Gesellschaft K. Weber ä> Co." j» Chemnitz betreffende» Folimn 4SSS wurde verlautbart, daß Herr August Brüch«r in Düsse dorf als Mitinhaber auSgeschicde» und die Firma nicht mehr Zweigniederlassung, sonder» Hauptniederlassung ist und aus dem die Firma „Kräuierhatte ,um rothen Kren» Arthur Lehmann" in Chemnitz betreffenden Folium 3013 wurde verlautbart, daß Herr Theodor Robert Arthur Lehmann nicht mehr Inhaber ist, daß Herr Apotheker Carl Friedrich Wilhelm Bandolt in Chemnitz Inhaber geworden ist und daß die Firma nunmehr „Carl Bandolt" lautet. gwangsversteigerung. Die im Grundbuche auf den Namen Friedrich August Kinder eln- gelragenc», i» Grüna (im oberen Ortsthejle, theils an der Bergstraße, theils zwischen den Grundstücken der Obersörsterei und des Gutsbesitzers Kuhnert) gelegenen Grundstücke Nr- 22 und 578 des Flurbuchs, Nr. 127 deL Brand- katastcrs, Folinm 91 des Grundbuchs für Grüna vorm. RittergutS-Antheils, bestehend aus Wohnhauö niit Bäckereianlage, Scheune mit Schuppen- Anbau, Gart«», Feld, Wirs« und Hofraum, nach dem Besitzstands. Verzeichnisse l st» 7t»,7 » groß, geschätzt aus 18,80V Ml., soll au hiesiger Amtsgerichtsstelle zwangsweise versteigert werden und cS ist der 4. No- vember 1899, Vormittags v Uhr, als Anmeldetrrmin, ferner der 81. Novembe» 1«»S, Vormittags ' .11 Uhr, als BersteigernngS- termt», sowie der 4. Dezember 1899, Vormtttag» 11 Uhr, als Termin ,nr Verkündung des BertheilungSPlanS anberaumt worden. Die Realberechtiglen werden ansgefordert, die aus diesen Grundstücke» lastenden Rückstände an wiederkehrcnden Leistungen, sowie Kostensorderungen spätestens in dem Anmeldetermine anzumelden. Eine Ueberstcht der ans diesen Grnndstückeu lastenden Ansprüche und ihres RangverhältniffeS kann nach dem Anmeldetermine in der Gcrichtsschreiberei de» königl. Amtsgerichts «in gesehen werde». Politische Rundschau. Chemnitz, 3. Oktober 1S9S. Deutsches Reich. — Zum Besuch der Königin von England wird der Kaiser, wie-.- die Berliner Blätter melde», am 15. November i» Windsor cintreffeu und sich bis z»m 20. November dort aufhalten. Auch beabsichtige der Monarch, zwei Tage beim Prinzen von Wales z» verweilen. — Die in letzter Zeit ganz besonders häufig zwischen den, deutschen Botschafter in London, Grafen Hatzfeld t» und dem Ministerpräsidenten Lord Salisbury gepflogene» Berathungen hatte» »ach Annahme diplvmalifcher Kreise in Berlin de» Zweck, eine Spezifiziruiig des deutsch-englischen Abkommens herbeizusühre». Dieses ist bekanntlich im Prinzip für gewisse vorgesehene Möglich, keite» getroffen. Da jetzt eine oder eine Reihe derselbe» aktuell ge worden zu sein scheint, ist es begreislich, daß ein so geiviegter Diplomat wie Graf Hatzseldt, von dem Fürst Bismarck einmal in Der Vater der Wasserheilmethode^ Zum 100. Geburtstage von Vincenz Prießnitz, 4. Oktober 1699. Von Or. msä. Heinrich Waldmann. (Nachdruck verboten.) Wunderbar und gewaltig sind die Wandlung«», welche die mediziuis.tze Wissenschaft im Laufe des zur Neige gehenden Jahr- hundects durchgcmacht hat. Während man in frühere» Zeiten dem eigentlichen Wese» der Krankheit, die ma» als etwas für sich Be stehendes, Fremdes im Organismus ansah, rathlos gegenüber stand und bei der Behandlung auf Medikamente und Heilmethoden ange wiesen war, die erfahrungsgemäß die Leidenssymptome besserten, geht man heut zu Tage nicht mehr de» Symvtomen, sondern den Leiden selbst zn Selbe. Es ist unserer Zeit gelungen, den geheimuißvollen Schleier zu lüfte», di« tiefste» Tiefen in der Zusammensetzung des Körpers zu erforschen, zu erkennen, daß jede Krankheit nur in einer Ve ändernng der Lebensbedingnngen gesunder Gebilde in ihre» normalc» Funktionen bedeutet. So wird die modernste Wissenschaft in gewissem Sinne zur Nalurheilmethvde, denn auch ihr Endziel ist nur ein Wiederherstellen der natürlichen Lebensbedingnngen, der normalcu Funktionen. Ist Vas Endziel das Gleiche, so ist der Weg, der zum Ziele führen soll, verschieden genug. Aber während die Verfechter der natürlichen Heilmethoden, unter denen die „Wasscrdvktoren" stets die bedeutsamste Rolle spielten, sich strikt ablehnend gegen die Errungen schaften moderner Wissenschaft verhalten, haben sich die Aerzte Vieles aus dem Erfahrungsschatz« der andere» Partei zu Nutze gemacht und verweuhet, nur daß sie die Wirkung der Mittel auf andere Ursachen znrückfnhren. Die Humoralpalhologie, die Lehre von den verdorbenen Säften, die wegen des populären Schlagworts »och immer tief in fast allen Schichten der Bevölkerung wurzelt, ist für die Aerzte ein längst überwundener, tausendfach widerlegter Standpunkt. Aber gar manch- Mittel, welche die Verfechter der „Vösensästethecrie" zur Verbesserung der Säfte angewendct habe», sind bereitwilligst als Werthvolle Bereicherung und Ergänzung anderer Heilmelhvtcn über nommen worden. Man erklärt die Wirkung kalten Wassers aus de» Organismus physiologisch anders als früher, aber man leugnet die Wirkung nicht und nützt sie ans. Und wen» ein Mittel zum eisernen Bestände i» dem Arsenal ärztlicher Waffe» gehört, so. ist es der „Prie>.nitzsche Umschlag" und manche andere Wasserkur, die Vincenz Prießnitz, der Bauer aus Freiwaldau, am Anfänge dieses Jahrhunderts zu Ruhm und Ansehen gebracht hat. Vincenz Prießnitz, dessen hundertster Geburtstag am 4. Oktober dieses Jahres wiederkchrt, ist keineswegs der Erfinder oder Entdecker der Koliwasserkur. Wir können die planmäßige Anwendung kalte» Wassers zu Heilzwecken bis in die ältesten Zeiten zurück verfolgen. Wir sehe» sie an der Wende des sechzehnten und siebzehntcn Jahr hunderts von AlpienuS neu empfohlen, wir hören, daß Wright 1777 aus der Seefahrt ein. typhöses Leiden durch kalte Emwickelmigen heilte, wir vernehme» von den erfolgreichen Wasserkuren von James seiner drastischen Weise erklärte, »daß er das beste Pferd in seinem Stalle sei", die Gelegenheit wahrnimmt, um für die Znknnst der Sicherung des kolonialen Besitzes Deutschlands in Afrika so werth volle und feste Bürgschaften zu gewinne», al» irgend möglich ist. — Wie aus Franenburg gemeldet wird, hat der Kaiser den Bisch of von Ermland, Or. Thiel, zu dessen 25jährigem Priester- I» itäum bereit» am Sonnabend von Rominten aus im Drahtwege teglückwünscht. Zur Feier, die am Montag stattfand, war die Stadt se lich geschmückt. Der Oberpräsidcnt Graf v. Bismarck, der kommandirende General Graf Finck v. Finckcnstein, der Bischof von Kulm, Or. Nosentretcr, und zahlreiche Abordnungen von Vereine» waren zur Beglückwünschung eingetroffen. Um 10 Uhr Vormittag» wurde im Dome ei» Hochamt celebirt. Darauf wurden die zur Be glückwünschung eingetroffenen Abordnungen empfangen. Um 2 Uhr fand ein Festmahl statt, zu dem 110 Einladungen ergangen sind. — Der Gouverneur von Kamerun hat, wie die „Nordd, Allg. Ztg.". meldet, telegraphirt, daß Hauptmann Kamptz mit de chutztruppe auf der Expedition nach Adamaua am 25. August zum zweite» Male in Tibuli einmarschirt ist »nd die dortigen ein heimischen Gewalthaber gefangen genommen hat. Der Gouverneur berichtete ferner im Drahtwege: Tie aufständischen Bulis überfielen den Platz Kribi und wurden nach .mehrtägige» Gefechten unter Führung des kommissarische» BezirkSamtmanue» Frhr. v. Massen ab geschlagen. Dieser wurde leicht verle t. Die Lage der Südbezirke ist nicht beunruhigend. Es handelt sich offenbar wieder um einen kühnen Ranbzug einzelner Häuptlinge. Der Gonverneur hatte gleich bei Beginn der Räubereien Schutzmaßregeln getroffcn. Das Krieg - schiff »Habicht" ging nach Kribi und Groß-Batanga, »m europäische Niederlassin ge» zu schützen. Der Gouveruenr entsandte eine Polizei truppe von 30 Mann unter > ei» Pvlizeiinspettor Biernatzly südwcuts die in Groß-Batanga oder Kribi bleibt. — Nach südasrikanischen Zeitungen hat der Oberbefehlshabe der Armes der südafrikanischen Republik an alle ihm unter' stellten Kommandanten ei» Rundschreiben gerichtet, in welchem er ihnen einschärft, daß Ausländer nicht zu militärischen Dienstleistungen hcrangezogen werde» solle». Die „Nvrdd. Allg. Ztg." bcmerkt dazu, daß der deutsche Vertrag, mit der südafrikanischen Republik vom Jahre 1885, »anientlich hinsichtlich des Militärdienste-, die Meist bcgünfligmigsklausel enthält. Da nun z. B. der portugiesische Ver> trag mit der Republik ausdrücklich die Befreiung der beiderseitigen Staatsangehörigen vom Militärdienste in andere» Staaten Vorsicht, so genießen Deutsche die gleiche Vergünstigung. , Ausland. Vesterrelch-Ungarn. Das neue österreichische Kabinet hat si ch »«»mehr gebildet. Kaiser Franz Josef hat am Montag Nachmittag die Demission des Kabinets angenommen und die Miuisterliste des Grafen Clary, welcher mit dem Vorsitz l>» neuen Ministerium betraut ist, genehmigt. Die Zusammenstellung des neuen Ministeriums ist folgende: Graf Clary und Aldringen Vorst) und Ackerbau, Welser vo» Welfersheimb verbleibt Minister für LandeS- vertheidigung, der ehemalige Minister v. Körber Minister de- Jünern, der bisherige Elsenbahnminister Or. v. Wittek verbleibt in gleicher Eigenschaft, der bisherige Oberlandgcrichtspräsident von Triest Or. v. Kindinger Minister für Justiz» ChrlendowSki (bisheriger Hof rath im Ministerium) Minister ohne Portefeuille für Galizien, Or. v. Härtel (bisheriger Sektionschef im Ministerium für Justiz und Unterricht) Seiler de» Ministeriums» Or. Ritter v. Kniazwlucki bisheriger Sektionschef im Finanzministerium) Leiter diese» Ministerium» mid Or. Sttibal (bisheriger Sektionschef im HandelS- ministeriuni) Leiter dieses Ministeriums. Di« Vereidigung der Minister erfolgt heute. — Der Rücktritt de» in allen Kreisen unbeliebte» Korps« ommandanten in Graz, Feld zeugmeister v. Snccovaty, teht bevor. Anlaß dazu bietet für denselben der ungünstige Aus gang der Kaisermanöver in Kärnten. Grotzbrttamiien. Wie aus London gemeldet wird, gab sich «in Mullah, der Berber» an der Somali-Küste bedrohte, für den Madhi aus und stiftete in der Gegend Unruhen. Die englische Negierung wies daher lie intische Negierung an, ein Eingeborenen- Kavallerie-Regiment au» Bombay nach Berbers abzusenden. Ferner gehen aus Aden 400 Mann Infanterie nach Berber«. Schwede»». Die kürzlich ansgesnndene Andree'sche Boje wurde am Sonntag in Stockholm geöffnet. Ma» stellte in Anwesenheit mehrerer Sachverständiger und Minister fest, daß die Boje die so genannte „Nordpolboje" ist, welche beim Passire» des Nordpol» ansgcworfen werden sollte. Die Boje wird weiterhin mikroskopisch untersucht werden. Transvaal. Das Blatt »The Standard and Diggers News" veröffentlicht eine Drahtnieldung au» Johannesburg, wonach die' Mobilmachung der Buren rasch vor sich gegangen ist und umfassende Bewegung gegen die Grenze in wenigen Stunden sich vollzogen haben. Männer von 16 bis 60 Jahren ließen sich eiiireihen. Dem Kommando gehöre» M tglieder dcS Nasführenden Rathes, deren Söhne, der Staatssekretär Rritz, viele Verwandte deS Präsidenten, Mitglieder des Raads und andere Angehörige höherer Berufsartcn an. Das französische Korps zählt 150 Mann. Beim Abgänge des Kommandos herrs tzte große Begeisterung. I» Pretoria herrscht größte Thäligkeit. Die englischen Zeitungen werden mit Beschlag belegt, die Eisenbahnen sind ausschließlich für Tru pe», befördcrnng in Anspruch genommen. Der Telegraph nach Kapstadt ist geschlossen, Bahnzüge aus Natil lv-rden nicht über die Grenze gelassen. Cnrrie, dessen Schriften 1891 ins Deutsche übersetzt wurden und vieles Aussehen erregten; und wir wissen, daß etwa gleichzeitig mit Prießnitz Doktor Oerlel in Ansbach ei» fanatischer Verfechter der Kaltwasserkur war. Aber Prießnitz hat durch die suggestive Macht seiner Persönlichkeit, durch de» sieghaften Glauben an sich selbst und seine Kur und durch eine Reihe anderer günsiiger Umstände einen Zulauf gehabt und seine Heilmethode populär gemacht wie kein Anderer. Auch darf man nicht vergesse», daß er — im Gegensatz zu Pfarrer Kneipp — seine Kur und die zahllosen Variationen seiner Behandlungsart ohne jede Kenntniß anderer Forschungen und Versuche auf diesem Gebiete völlig ans sich selbst heraus erfand, und daß gerade der Reichthum seiner Behandlungsmethoden und die dadurch möglich werdende Jndividualisirung der Behandlung, sowie der wahrhaft staunenswerthe thatsächliche Erfolg seiner Kuren ihm ei» Uebcrgcwicht über glcichstchende Zeitgenossen und Nachfolger verleiht; ein so starkes Ucbergewicht, daß wir unwillkürlich stets in Prießnitz den Vater d r Wasserheilmethode erblicken. Der Lcbeusgang von Vincenz Franz Prießnitz ist einfach genug. Er wurde als sechster Kind eines Freiwaldauer Ackerbürgers ge boren, der eine jener kleine» Wirthschafte» besaß, die sich in der Thalschlucht am Gräfenberge befanden. Da sein ältester Bruder frühzeitig starb, ein zweiter sich dem Priesterstande weihte, so hatte Vincenz früh i» der Wirthschaft selbst thätig zu sein; er wurde un bedingt regelmäßiger und energischer z»>» Weiden der Kühe als zum Schulbesuch angchalten. So war s.ine wissenschaftliche und Schul bildung nur recht gering, und wenn er auch nicht, wie Widersacher ihm aufgebcacht habe» sollen, ein halber Analphabet war, so halte er doch »och in späteren Jahren zn schriftlichen Ergüssen und Ar- b.iten wenig Neigung und überließ sie mei.l fiiner Frau o er seinem Sekretär. Um so freier und offener wurde sein Blick für die lausend Wunder der Natur; er war ein Heller, klarblickender Knabe, ei» scharfer Beobachter. Tie Beobachtung, daß Verl tzle Thicre sich müh- s.m zum Wasser schleppten» um in dem frischen Naß'die brennende Wunde zn kühlen, die Beobachtung, daß die Wunden wirklich bei dieser einfachsten aller Behandlungen heilten, legte ihm de» Gedanken nahe, durch Bespülen mit kalten, Wasser vd.r durch Auflegen kalter Umschläge Verletzungen bei Thieren nüd auch bald bei Menschen zu heilen. Die vielfach verbreitete Versio», das; er seine BchcinUungs» art auf Wunsch des Vaters einem Hansircr, der zugleich an Dhicrc» allerhand Wundcrkure» vornahm, ablauschte, dürste ins Bereich der Fabel gehören. Prießnitz wandte als junger Bursche bercits ein paar Jahre lang sein Mittel bei Thieren und Mensche», im eigenen Hayse und bei Nachbarn bei äußere» Verletzungen an. Erst ein schwerer Unfall, der ihn selbst betraf, brachte ihn auf die Idee, auch bei inneren Leiden das kalte Wasser als Heilmittel anzuwcnde». Er wurde nämlich im Frühjahr 1316 von einem schwer beladenen Wage» überfahren. Die Verletzungen, namentlich die eingedrückte Brust, waren so schwer, daß der Arzt das Schlimmste, de» Tod öder ewiaes Siechthum, befürchtete; die verordnet«» Mittel fruchteten nichts. Da »ahn, Prießnitz sich selbst in die Kur. Er nahm ei» großes Linnen, tauchte cs in Wasser, wand es gut aus und uni- gürtete sich damit; ei» trockenes größeres Tuch vand er darüber. Vald mcrlte er sichtliche Besserung, aber er fuhr doch ein ganze» Jahr mit dieser Behandlung fort, ehe er sich für völlig genese» er klärte. Trotzdem sind — wie »ach der interessanten Prießuitz- Bivgraphic von Philo vom Walde die Sektion ergab — die schweren Verletzungen jenes Unfalles an de», verhältnismäßig frühen Tode Prießliitzens schuld gewesen. Schnell verbreitete sich der Nus seiner Kure»; oft ließen ihn Kranke nach ferne, Ortschaften rufen, »och oster aber suchten ihn Patienten, die anderwärts keine Heilung fanden, auf. Er behandelte zu.rst, ja »och lange Jahre hindurch, alle Patienten unentgeltlich. Bei Viele», die längere» Au enthalles bedurfte», übernahm er sogar die Beköstigung; als Aequivalent ließ er sich dann wohl von den Patienten in seiner Ackcrwirthschaft helfe». Denn der ständige Genuß irischer Lnft gehörte ebenso zn seiner Kur, wie die naturgemäße Diät, und die eigentliche» Heilmittel, die Anwenduug des kalten Wassers äußerlich und innerlich. Auch am Bau des ncnen stein rnen Wohnhauses betheiliglcn sich manche Kranke thätig. Daß die immer größer wcrdenden Erfolge von Prießnitz den Neid der Verufsärzte erregten, ist nur selbstverständlich. Sie tonnten ine Positive» Erfolge nicht leugnen und ärgerten sich über die Heilung'» um so mehr, als sie i» dem ärztlichen Amateur stets nur den »ngebildelen Bauern sahen. Doch einmal brachten sie es durch eine Denunzialivn soweit, daß er wegen Kurpfuscherei zu 4 Tagen Arrest, verschärft mit Fasten, verurtheilt wurde. In dcr Bccusungs- instanz wurde das Urtheil aufgehoben, Es war auch schwer, ihn zu verurthcilen, da er als Mittel nur Wasser gab und die Kuren umsonst aussührle. Erst 183 t erhielt er die Genehmigung zur Errichtung einer Badeanstalt, die »alürlich ihrem Wesen nach eine Kuranstalt war. 1831 errichtete er einen Neubau auf dem Gräsenberg und wieder einige Jahre später wurde des große, jetzt noch bestehende Kuchan» errichtet. Tie Zahl der Kurgäste, unter denen sich stets Personen vom höchsten Ncuige befanden, stieg vo» 60 i,n Jahre 1830 auf 400 im Jahre 1836. 1337 waren bereits über 500 anwesend. Wie billig dcr wahrlich nicht geldgierige Prießnitz seine Gäste ver pflegte, mag eine Ta eile von 1836 beweisen. Zimmer 2 Gulden» FrüiMck »nd Abcndbcod zusammen 50 Pfennige, Mittagessen 7t) Pfennige. Und dabei gesteht sogar einer seiner größten Gegner zu: „Die Tische biege» sich unter der Wucht von Speisen." Den Höhe punkt seines Ruhmes und seiner Praxis, der cS auch sehr zustatten kam, daß er >833 „ach Trient zu einer Konsultation bei der Kaiserin Mutter berufen wurde, bildete wohl das Jahr 1849, in dem er bei 1700 Patienten an meist freiwilligen Honorare» 120000 Gnlden einnahm. So scheint e» bei seiner bescheidenen Lebensweise und absoluten Bedürft,ißlosigkeit wobl möglich, daß dieser einfache Bauernsohn, „der Schwammeldoktor", wie ihn seine Gegner verspottet.«, bei seinem Tode ein Vermögen von drei Millionen Gulden hinterlirtz. L.