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r^Nr.14».- 1SS9.-7- Diese verbreitetste unparteiische Leitun» erscheint Wochentags Abend« (mit DatnmdcS nächsten Tages) und kostet mit de» fünf Wöchentlichen Beiblättern: Meine Botschaft, Sächsischer Erzähler, Gerichts-Zeitnng, Sächsisches Allerlei, Jllnstrtrtes Unter- haltnngsvlatt, Sei den Postanstaltc» und bei den Ausgabestellen «enatlich 4» Pfennige. PeGUste: I.Nachlrag Nr 2877. General Freitag, den 30. Juni. für Chemnitz und Umgegend. ' kck.ee Lande»-Sl»reig*r1' - Gegründet 1878 als „Anzeiger" ie. ^^-»..'».»asck,tn«n» Druck von Alexander Wiede in Chemnitz, Theaterstratze Nr. 8.' Verlag nnd Notation»,na, , . Iiiseraten - Preis: Die 6ge spaltene TorpnSzeile oder deren Aanm 20 Pfg. (Preisverzeich nisse ä Zeile 2- Pfg.) — Be vorzugte Stelle (Reklame-Zeile) 60 Pfg. Bei voransbestellte» Wiederholungen größerer In serate entsprechender Rabatt. — Anzeigen für die Nachmittag erscheinende Nnmmer könne«' unr bis Vormittag 10 Uhr a»« genoiinnen werden. Geschäftliche Anzeiger-Inserat« finden für billigsten Preis zugleich Verbreitung durch dl, täglich erscheinende Chemnitzer Eisenbahn-Zeitung. Mi, si, W'immtt»! Da sich bei d„» Posta,»stalten z»,m Quartalsloechsel die Abo„„e,„e„tsbestesl,«„ge„ hältfe», ,»„d dal,» leicht i» de», laufendc» Bezüge Uttregelmäbiakeit-,» eiutrete» könne», so empfiehlt es sich, datz ttnfere geehrten Postabon,»entet» giitigst recht bald die Bestell«,»ge,» bei ihren Postanstalte» veranlassen. (Generalanzeiger: 1. Nachtrag zur Postliste No. 2877.) Einladung ans das neue Abonnement des an jedem Wochentage Nachmittag» erscheinende» General-Anzeiger für Chemnitz nnd Umgegend. Der „General-Anzeiger", welcher sich in Folge seines gediegenen Inhaltes einer großen Verbreitung erfreut, ."""8t "e sorgfältig ansgewähltem politischen, lokalen feuilletomnilche> Stoff nnd den neuesten Telegrammen wöchentlich folgende mtt oem »General-Anzeiger* verbundene Beiblätter: „Sächsischer Erzähler" „Aleine Botschaft" „Gerichts-Zertuitg" „Sächsisches Allerlei" „Illristvirtes Unterhalt»,»,gsblatt" sowie das namentlich der Frauenwelt gewidmete „Sonntags-Blatt , eine Vielseitigkeit, wie sie nur sehr wenige Tageszeitungen ihren Lesern bieten. . Die Fülle des in de» Beiblättern enthaltenen Lesestoffes, welcher alle Gebiete des menschlichen Wissens und Verkehrs berührt und für das Haus und die Familie eine reiche Quelle bester Unterhaltung und interessanter Belehrung bildet, hat den „General-Anzeiger zu einem Familienblatt gediegenster Art erhoben. Der ÄbonUementspeeis des »General-Anzeigers* mit seinen Beiblättern beträgt monatlich „ttv 40 Pfennige Orr Chemnitz frei ins Haus). Bei den Postanstalten für d!e Monate Juli, Angnst ,md September 1 Mk. 20 Pf. Eingetragen in der Postliste: 1. Nach- trag Nr. 2877. ^ MK- Inserate finden ln dem allseitig beliebten „General Anzeiger", welcher sich besonders in den Familien «nserer Stadt eine» grosse,» Leserkreis erworben hat, -ie weiteste Vervreitnng. Abonnementsbestellnngen nehmen jederzeit entgegen die Austräger nnd die Ausgabestellen, sowie Die PtllG-Mlt des „Gtilml-Mmtls" Alexander ZMede, Chemnitz, Theaterstraße 5. Allen ncneintreienden Abonnenten liefern den bereits erschienenen Theil des Romans „Das NÜthsel V0N C'lVel'shöh" kostenlos nach. Amtliche Anzeigen. Versteigern,lg. Morgen Freitag von Vormittags v Uhr ab sollen im Ver- steiaermigsranme de« hiesigen Justtzgebäudes folgende Pfandstncke, als: Möbel, Spiegel, Bilder. Bettstelle:., Matratzen, 1 Regulator, 1 Trompete Pianinos, Nähmaschinen, Packpapier, Tuch. Krimmer-. Kammgarn- und halbwollene Stoffe. Atlas, Flor, Plüsch, Hcrrenkleider, Filzschuhe. Olivenöl, Kognak, Weiß- und Rothwein. Zigarren, teere Weinfässer, Möbellack, Tafel- iind Brückenwaagen, l Fahrrad, Gcldschränke, Kontor- und Ladc.ünventar, Maaren- und Arbeitstasel», Regenschirme, Schirmstosfe, Stöcke, Stacheldraht, Drahtgewcbe, Siebe. Absallrohre, tzntterschwinge», Bronceblech, verzinktes Eisenblech, 1 Stanze, Tambonrir-, Zwickel-, Stepp-, Handschuhprcß-, Blech biege- nnd Bohrmaschinen, > Drehbank, l Werkbank, 1 Walzenprcssc, l Feld- schmicde, 3 Pferde, Pferdedecken, Spazier-, Schleif- und Kastenwagen Schlitten n. Bersch, mehr, gegen sofortige Bezahlung zwangsweise versteigert werden. Politische Nnndschan. Chemnitz, 29. Juni 1899. Deutsches Reich. — Der Reichskanzler empfing, wie die „Nordd. Mg. Ztg." meldet, am Mittwoch Vormittag den chinesischen Gesandten Lü-Hai- Huan, der dem Reichskanzler im Aufträge der Kaiserin-Wiltwe von China die Insignien der zweiten Stufe der erste» Klasse des Ordens vom doppelten Drachen überreichte. — Einer englischen Blättcrmeldung zufolge hat in der Kommission des Haager Kongresses, welche über den russischen Ent waffn nngs vor sch lag verhandelte, der deutsche Delegirte Oberst Schwarzhosf eine Rede gegen denseibc» gehalten. Die Rede habe eine halbe Stunde gedauert und eine» starlcn Eindruck gemacht. Er habe mit überwältigender Offenheit gesprochen, und seine Rede werde für bewundernswerth gehalten. Der Oberst führte aus, daß eine Reduktiv» des Fricdcnsbeslandes gar nicht mit einer entsprechenden Reduktion der Wehrkraft identisch sei; der. Friedensstand könne stationär bleiben und die Wehrkraft eines Landes könne doch wachsen. Di« Länge der militärischen Dienstzeit, der Dienst durch einen Er.atz einkommen vom 12. Juni 1899 über den Verkauf der Karolinen und der sonstigen Spanien noch verbliebenen Südsee-Jnscln an Deutschland die spanische» Kortes ihre Zustimmung gegeben und ln Deutschland der Bundesrath nnd der Reichstag die zur Ausführung erforderlichen Mitlel bewilligt habe», wird dem Vernehmen nach die Ratifikation des Abkommens nunmehr möglichst beschleunigt werden. Hierdurch wird die Aussicht eröffnet, daß die gleichzeitig zwischen Deutschland und Spanien über wechselseitige meistbegünstigte Be handlung der Waareneinfuhr getroffene Vereinbarung, die vom Bundesrath und vom Reichstag angenommen worden ist, noch Anfang Juli 1899 in beiden Ländern in Kraft treten wird. — Die Bautischler in Berlin wolle» nun auch die günstige Bankvnjunktur zu einer allgemeinen Lohnbewegung aus nützen. Für die Bezirke Wedding, Moabit und Eharlotlenburg haben schon beschließende Versammlungen stattgesunden, ander« Siadltheile werden folgen. Die Tischler behaupten, die beim Streik von 1896 errungenen Bortheile seien sämmtlich wieder ver loren gegangen. — lieber den Titel: „Zum neuen Kurs in Bayern" schreibe» die „Münch. Neuest. Nachr.": „Die Anzeichen, daß be! uns in Bayern ei» neuer Wind weht, mehre» sich langsam, aber sicher. Einen neuen Beleg hierfür bringen wir in Folgendem: Die dem Lehrstoff der 9. Klasse entnommene Aufgabe ans der katholischen Neligionslehre für das Absolntorium an den bayerische» Real gymnasien lautete in diesem Jahre: »Kennzeichen der wahren Kirche. Die katholische Kirche hat diese Kennzeichen, die Sekten haben sie nicht." Daß die römisch-katholischen Abiturienten die „Kennzeichen der wahren Kirche" angeben sollen, dahinter finden wir nicht das Geringste. Auch hat wohl Niemand etwas dagegen ein- zuwende», wenn von dem römisch-katholischen Schüler der Nachweis gefordert wird, daß die katholische Kirche diese Kennzeichen habe. Selbst die Forderung des Nachweises, daß andere christliche Kon fessionen diese Kennzeichen nicht an sich tragen, finden wir, wen» wir uns aus den römisch-katholischen Standpunkt stellen, noch be greiflich. Aber daß man eS heule wagt, sämmtlrche ulcht-römlsch- katholische Konfessionen — denn daß die Worte „die Sellen" so und. mann, die-Eisenbahnen, hie Schnelligkeit der Mobilmachung und die ^ ökonomischen Bedingungen — da» Alle» seien Faktoren, welche dlei utcht ander» zu deuten find, steht doch wohl uuzweFelhasst fest — militärische Stärke eines Landes ansmachen. Wen» man nur einen i einem vom bayerische» Kiiltnsmiiiistcrinm wen»<iwch nicht-gerade Theil des Problems herausgreisc und behaupte, daß durch NeduMo»/verfaßte», so doch Mttlcgtcn. amtliche» SchrlftM-/ „ des Fricdcnsbestandes allem die Wehrkraft jedes Landes allgemein / nenne», bas verstößt klar und deutlich gegen Rechte anderer christ- nnd in gleicher Weise vermindert werde, so könne das einem Latent sicher Konfessionen in Bayern, insbesondere gegen die Rechte der ei» wohl plausibel erscheinen; dem militärischen Sachverständigen aber! Dritithcil der Bevölkerung ausmachendeii Protestanten Bayerns, erscheine das als eine so offenbare Absurdität, daß er sich wundern deren Religionsgemeinschaft verfassungsmäßig die Bezeichnung müsse, wie man einen solche» Vorschlag überhaupt im Ernste Hube - - ~ - Vorbringen können. Die Russen bezeichncten Sibirien als eine Kolonie; aber im Falle eines europäischen Krieges werde Rußland jedes sibirische Regiment per Eisenbahn nach Europa bringen. DieseRcdc sei die größte Sensation der bisherigen Konferenz gewesen. Die Antwort des russischen Obersten Gilinski auf Schwarzhvss's Rede sei sehr malt gewesen. — Man wird abzmvarten haben, ob nicht auch bei der Wiedergabe dieser Rede die Phantasie des englischen Berichtcrstattcrs stark luitgearbeitcl hat. — Die „Nordd. Mg. Ztg." schreibt: Nachdem zu dem Ueber- „protestantischc Kirche" znkommt. Den Herren, denen die oben ge nannte Ausgabe ihre Entstehung verdankt, erlaube» wir uns ins Gedächlniß znrückznrnfen, daß laut allerhöchster Entschließung vom 28. Oktober 1824 Ziffer 13 verordnet ist, daß in alle» öffentliche» Akte» der Ausdruck „protestaulische Kirche z» gebrauchen ist. Im Interesse des kensessionellen Friedens unter den Schülern »nserer Mittelschule.), der durch weücre Alte solcher offenkundige» Intoleranz bedenklich gestört würde, »nd im Interesse sämmtlichcr nicht-römisch- katholischer christlicher Kvnfesiioncn Bayerns, denen a» Zurückweisung römischer Uebergriffe etwas gelegen sein >»»ß, möchten wir die Eine vergessene Berühmtheit. Von Al bin Roßlau. In der Villa della Forca zu Florenz bemerkt der aufmerksam Reisende an der Front eines unscheinbaren Hauses eine Marmor tafel, welche die Aufschrift trägt: „Hier lebte in dem achtzehnten Jahrhundert La Corilla." Der lakonische Stein fügt kein Wort der Erläuterung Hinz», da die, welche ihn in das Mancrwerk einfügten, -jedenfalls von der Ansicht ansgingen, daß der Nachwelt diese Kürze genügen würde. Aber Mnemosyne, die Mutter der Musen, die das Gedächlniß rcpräscutirt, ist eine kapriziöse Dame, sie läßt die Menschen oftmals im Stich. Sv geht denn auch der Reisende an jenem Stein vorüber, fragt höchstens verwundert: „Wer war Corilla?" und ist keineswegs untröstlich, wenn er keine Antwort auf seine Frage erhält. Nnd doch ist die Frage wohl der Beantwortung werth, denn La Corilla war die Repräsentantin des litterarischen Lebens ihrer Zeit nnd ihres Landes. La Corilla, ober wie sie im gewöhnlichen Leben hieß, Maria Maddalcna Morelli, wurde in Pistoja im Jahre 1740 geboren nnd erhktl durch die Mildthätigkeit einer reichen Dame ihrer Vaterstadt eine bessere Erziehung, als ihr die eigenen Elter», die in Dürftigkeit lebten, hätten gewähren können. Als sie kan», zehn Jahre alt war, Verschafften ihr die Anmuth ihrer Sitten und die Lieblichkeit ihrer Erscheinung eine andere und «nächtigere Gönnen» in der Person der Prinzessin Pallavicini. Diese nahm das Kind mit nach Nom und vollendete hier seine Erziehung nach der besten litterarischen Methode, die eine Zeit und ein Volk, denen Metastasio der König der Dichter schien, entdecken konnte. Scho» während ihres dortigen Aufenthaltes erregte sie durch ihre Talente, namentlich durch ihre Anlage zur Poesie, die Auf- mcrksamkeit Aller. Und hier nahm sich eine dritte Patronin, die Prinzessin Colnmbrauo, des so viel versprechenden Mädchens an nnd nahm sie mit sich nach Neapel, wo sie in gesellschaftlichen Zirkeln als Gelegenheits-Dichterin auftrat und zum größten Ergötze» der vor nehme» Salons, deren kunstsinnige Bewohner nicht in, Stande waren, solche geniale Dinge selbst zu Produzieren, sich in leichten Improvisationen hcrvorthat. ^ . I Stiche" Beschäftigung war bedeutend, «nd ihr Ruf verbreitete sich reißend schnell über ganz Italien. In mitten dieser ersten Triumphe aber schenkte die viel gepriesene und jedenfalls auch wohl viel umworbene Dichterin Herz und Hand einem Spanier, Fernando Fernande; mit Namen. Was sie zu dieser Wahl bestimmte, d. h. durch welche glänzenden Eigenschaften Don Fernando den Sieg über seine Nebenbuhler davontrng, hat die Geschichte nicht aufbewahrt, denn von dem glücklichen Gatten der gefeierten Dichterin wird überhaupt nicht viel mitgclheilt. Indessen läßt sich annehnien, daß sein Leben dem anderer Männer, welche mit großen Künstlerinnen vermählt waren, ziemlich ähnlich gewesen ist, daß er so eiwas, wie ein Impresario seiner Gattin war und die geschäftliche» Unterhandlungen für sie übernahm. Und allein Anschein nach war Corilla's Geschäft ein sehr ein trägliche?. Die Hoheiten jener Tage führten Alle ein sehr lang weiliges Leben und, waren entzückt über jede Zerstreuung, voraus gesetzt, daß sie durchaus harmloser Natur war. Und die Litteratur zu palrouisiren, zählte zu diesen harmlosen Zerstreuungen, und de» Mäccnas mit mehr oder weniger Eifer zu spielen, gehörte bald zu den Requisiten des vornehmen Lebens. Daher die unzähligen „Akademien", die wie Pilze in allen Städten Italiens aufschossen und mit einander i» der Absurdität ihrer Namen und der Frivolität ihrer Bestrebungen wetteiferte». Daher die Produktion einer Litte ratur, die immer seiitcr und häßlicher wnrde, bis sie mit Schäfer nnd Schäferinnen endigte, und ihre Repräsentantin schließlich in einer Corilla fand, die in der höchsten Gluth poetischer Exaltation ^.in dem Sturm der Improvisation doch nur immer Töne fand, „ge eignet für das Ohr stustlicher Hörer und dabei unschädlich für das leicht crregliche Volt." Diese Litteratur konnte ihre innere Hohlheit nicht schlagender dokiuneutircn, als durch die Gründung jener Vereine, in welchen sich nicht blos Jünglinge, sondern gereifte nnd erfahrene Männer, Edcl- lente, Advokaten, Acrztc, hohe Beamte mit albernen Schäfernamen, -wie „ParmcnioDireev", „DosillaDafreiv" gegenseitig lächerlich machten. Die Kunst der Corilla Olympica, wie sie ihre Bewunderer nannten, blühte deshalb, wie jedes Geschäft, das Waare» prvdnzirt, wie das Publikum sie wünscht. Kurz »ach ihrer Vcrhciralhung machte die nun berühmte Jmprovisatrice eine Knnstrclsc durch Italien nnd enthnsiasmirte die kunstsinnigen Bewohner der feinen Salons von Bologna, Modena, Parma, Venedig rc. Uebcrall erwartete» sie neue Triumphe nnd die Schlagfertigkcit ihres Witzes und ihrer Zunge war bald das Wunder von ganz Italien. Und noch höhere Ehren waren der junge» Künstlerin Vorbe halten. Als Peter Leopold sich im Jahre 1765 mit Louise von Bourbon vermählte, wurde die Corilla von der großen Maria Theresia selbst cingeladen, nach Innsbruck zu kommen und durch ihre Kunst die Feier zu verherrlichen. Als sie mit Geschenken reich 'be laden nach Florenz znrnckgckchrt war, folgte ihr das Diplom einer Hofpveli» und die Anweisung einer jährlichen Pension. Und jetzt hatte ihr Ruhm die Grenze» Enropa's erreicht, denn Katharina 1l., die nicht hinter ihrer Rivalin znrückbleiben und auch „die Litteratnr patronisircn* wollte, lud die Dichterin ein, von Arkadien »ach Ruß land zu kommen und dort Hofpaclin zu werden. Aber ob »»» Corilla die KricgSthaten dieser Cemiramis des Nordens z» besingen für eine Ausgabe hielt, der selbst ihr Talent nicht gewachsen sei, oder ob sie fürchtete, daß dies Talent i» der Eis- nnd Schncercgion von Petersburg »nlcrgehc» möchte, — sie lehnte die Einladung der kaiser lichen Gönnerin bescheidcntüch ab, die sich dadurch so wenig beleidigt fühlte, daß sie der Dichterin eine Pension — nun bereits die zweitel — bewilligte. Eine andere Einladung kam ihr von Joseph dem Zweite», und cs ist interessant zu sehe», wie der ncnerniigssttchtige Monarch in Sachen der Kunst den Geschmack seiner fürstliche» Zeit genossen für arkadische Littcralur vollkommen thcilte. Auch Joseph mußte sich von Corilla eine abschlägige Antwort gefalle» lassen, „nd auch er zeigte Lurch lieber sendung reicher Geschenke, daß sein Mäccnatcnthilm, wie das Katharina's, nncigennütziger Natur war. Die berühmte „Jmprovisatrice" war kurze Zeit zuvor von den Arkadiern Roms feierlich zur Würde eines Mitgliedes ihrer Akademie erhoben worden. Aber man (wollte noch mehr für sie thu», die Arkadicr beschlossen nichts Geringeres, als die Corilla auf dem alt ehrwürdigen kapitolinischen Hügel z» krönen, und so, für kurze Zeit wenigstens, sich selbst und die Leute glauben zu machen, daß der an diesem Orte crtheille Lorbeer »och dieselbe Bedeutung habe, wie zu der Zeit, als „der Pontifex mit der schweigenden Jungfrau da» Kapitol erstieg", oder zu jener, als der Sänger der Sonette „an Laura" nnd der Dichter des „Gcrusalcmme" dort gekrönt wurde». Die Konservator! von Nom erhoben zur Einleitung die Dichterin in den römischen Adelsstand nnd wendeten sich dann an den Papst Pins VI., um von ihm die Erlaubniß zu erhalten, das angcfangene Merk der Huldigung ans dem Kapitol sortsetzeu zu dürfen. Und der Papst gab auch eine höchst gnädige Antwort, aber er verlangte 40.006 Tbaler für die Hergabe des Kapitols.