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--«r.2««. — 1»»S.— Diele verbreitetste unparteiisch« Leitung erscheint Wochentag« Abends (mit Datum der nächsten Lage«) Md lostet mit den fitus Wöchentlichen Beiblüttem: Meine Botschaft, «Schfischer Erzähler, Gerichts-Zeitung, Sächsisches Allerlei, Jllnstrirtes Unter- haltnngsblatt, bei de» Postanstalte» und bet den Ausgabestellen Monatlich 40 Pfennige. Pvslliste: 1. Nachtrag Nr. 2877. Telegramm - Adresse! Generalanzeiger gernsprechstcile Nr. ISS. Mittwoch, -en IS. November. Inseraten - Preis: »n spalten« TorpuSzelle «»er da« Raum SO Pfg. (Prri»verz«tch' niffe 5 Zell- SS Pfg.) - «e- vorzugte Stelle lRename-Zetlos 60 Pfg. Bei Vorausbestelt» Wiederholungen größerer Ko se rate entsprechender Rabatt. — Anzeige» für die Nachmittags erscheinende Nummer könne, nur bis Bormittag lO Uhr an- geno«««» «erden. für Chemnitz «n- Umgegend. tTSchsifcher Landes-Anzeiger). - «egrnudet t«7» als „Anzeiger" 1t. «erlag nn» Rotationsmaschinen.Drnck von Alexander Wied- »n Chemnitz, Lheaterstratz» Rr.il. Geschäftliche Anzeiger-Inserat» finden sär billigsten Preis zugleich Verbreitung durch die «»glich erscheinende Cheumitztr Eisenbahu-Zeitung. Amtliche Anzeigen. Handelsregister.Eintragungen. Auf dem die Aktiengesellschaft MEÄer Firnla „Chemnitzer Papier« fadrtk zn Einsiedel bei Chemnitz" in Einstedel betreffenden Folium 18» wurde verlautbart, daß der Gesellschaft-Vertrag durch Beschluß der General- verfammlung vom 28. September 1899 abgeändert worden ist, sowie daß nach dem neuen Statut die Gesellschaft, solange der Vorstand aus einer Person besteht, durch diese, dafern der Vorstand aber aus mehreren Personen besteht, durch die gemeinschaftliche Willenserklärung zweier Vorstands mitglieder, oder eines Vorstandsmitgliedes und eine« Prokuristen, und in jedem Falle durch die gemeinschaftliche Willenserklärung zweier Prokuristen nach außen giltig vertreten wird, aus dem di» Firma „Modell- u«r» Werkzeug»Fabrik Eruft Herrschuh" in Chemnitz betreffenden Folium 2175 wurde verlautbart, daß Herr Friedrich Ernst Herrschuh in Folg« Ablebens nicht mehr In haber ist, daß Herr Werkzengs.ibrikant Hermann Richard Wahr»»» in Chemnitz Inhaber geworden ist und daß die Firma nunmehr „Werkzeng- nnd Mangelfabrik Ernst Herrschuh" lautet, auf Folium 4562 wurde die Firma „VSk. «. Petzold" in Chemnitz und als deren Inhaber Herr Kaufmann Oskar Emil Petzold daselbst ein getragen und auf Folium 4561 wurde die Firma „Kroll L Winkler" in Chemnitz» Zweigniederlassnng des in Zwickau unter gleicher Firma bestehenden Haupt geschäfts, eingetragen und verlautbart, daß die Kaufleute Herr William Julius Otto «roll in Zwickau und Herr Heinrich Emil Winkler in Chemnitz Inhaber sind. Der Krieg in Südafrika. Ueber die Lage in Natal lassen die eiogegangenen Nachrichten erkennen, daß die Beschießung de» Lagers von Ladysmith von den Buren energisch fortgesetzt wird. Der erste englische TruppentranS- Port, der am 9. Kapstadt erreicht hat, ist am 12., drei Tage später, in Port Natal — vor Durban — eingetrossen. Wie es scheint, fährt auch die Garde-Jnfanterie-Brigade, somit di« gesammte erst« Truppendivision, bei Kapstadt vorbei. Ob di« Garde in Durban vebarkiren oder nach der Delagoa-Bai weiterfahren soll, steht dahin. Di« Besatzung von Durban wird nach Möglichkeit verstärkt. E» sind noch weiter« Rüstungen im Werke. In Aldershot wird ein« Division ausgerüstet; voraussichllich wird General Kelly-Lenny mit dem Kommando betraut werden. Die Infanterie-Regimenter, au» denen die Abteilung zusammengesetzt werden würde, find folgender 8- Dorsel-Regiment (Shorncliffe), 2. Buffs (Brigthon), 2. Lancaster (Lichfield), (2. Royal Marwicks (Colchester), 3. Liverpool (EnniS- rillen), 1. South Laneashire (Preston), 4. königliche Schützen (Cork), 1. Oxfordshlre Leichte Infanterie (Devonport), 2. Leicestershire (Conrragh), 1. East Laneashire (Jersey), 2. Bedfortshire (Dublin),!mache» 2. Cheshire (Limerick), I. Schottische Grenzregiment (Dublin), A 1. Dorkshire Leichte Infanterie (Sheffield). Nach einem am Freitag Abend erlassenen Armeebefehl sind noch folgende Reservetruppen zu der neu zu bildenden 5. Brigade für Südafrika hinzuzuziehen: Kavallerie (Abtheilungen 8 und 0): 2., 4. und S. Dragonergarde, 4. 8., 19. und 20. Husaren, 5., 9. und 16 Ulanen. Fußgardeu (Abtheilungen H, 8 und 0); Grenadier, garden, Schottische Garden. Dazu kommen noch Abtheilungen von Artillerie, Genietruppen, das Armeedienstkorps und das Armee ordonnanzkorps. Die Mobilisation beginnt am 20. November. Die Reservisten haben sich bis spätestens den 20. d. M. zu melden. Aber anscheinend drohen dem britischen Reiche auch in Asien Gefahren. Aus Bombay wird der Ausbruch einer Meuterei nnler den Mikhmks-Stäninien an der indischen Grenze gemeldet. Vier Regimenter englischer Truppen sind von Sagiga abgegangen, um die Ruhe wieder herzustellen. Inzwischen haben die Buren die Feindseligkeiten gegen di« britischen Positionen jetzt an den verschiedensten Punkten wieder aus genommen. Bei Mafeking, Kimberley und Ladysmith rücken sie zum Angriff vor. Aus Mafeking liegen nur Nachrichten älteren Datums vor. Die Engländer wollen einen Sturmversuch der Belagerer z»- rückgewjesen haben; die Buren hätte» eine» 94-Pfü»der, mit dem sie nicht viel Schaden anrichlen könnten. — In den Estcourt will man am Donnerstag, den 9. d. M., bei Tagesanbruch in der Richtung auf Ladysmith ein heftiges Feuern gehört haben. Der Kanonen donner war nach dem Reuter'schen Bureau in einzelnen Fällen stärker und anhaltender als bisher. Man glaubt, daß die schweren britischen Schiffsgeschütz« da» Feuer ausgenommen haben. — Weitere Meld ungen über da» Gefecht bei Kenilworth in der Nähe von Kimberley berichten, daß die Engländer eine» Fehler begingen, indem sie einen Ausfall machten, bei dem sie sich dem Feuer de» Feindes aussrtzten. Es würde eine große Anzahl ihrer Truppen getödtet oder verwundet. Die Buren »machten sofort nach dem Ausfall der Engländer einen Angriff, wobei es ihnen gelang, 79 Maulesel zu erbeuten. Aus englischer Quelle wird dazu sehr verdrießlich und halb ironisch bemerkt: „Die Angriffe der Buren scheinen überhaupt keinen anderen Zweck z« haben, als Maulesel einzufangen, was ihnen auch mehr mals gelungen ist.« Wie der »Boss. Zig." aus Brüssel gemeldet wird, hätten die Brüsseler Agenten von Transvaal Nachricht erhalten, daß General Buller in Durban angekommen sei und seit Freitag 4000 Man» britische Truppen gelandet wären. Diese würden mit einer Flotten- brigade, zwei Regimentern Freiwilliger und 3 Batterien Kap-Artillerie, im Ganzen l 0,000 (?) Mann, zum Entsatz des Generals White marschiren, der gleichzeitig einen Ausfall in der Richtung auf Colenso e» würde. Am 13. d. M. ist, wie aus Pretoria gemeldet ivird, eia »eues Kommando unter dem Befehle von Koos Kock, dem Bruder de» ge fallenen Generals Jan Kock, nach der Front abgegangen. Die Behörden fahren fort, von Haus zu HauS Umschau zu halten. Alle Neutralen, die nicht als Freiwillige dienen, werden zum Polizeidienst kommandirt werden. Von den dazu Geeigneten wird erwartet, daß sie sich selbst stellen. Nichterfüllung dieser Vorschrift ist mit schwerer Geldstrafe, fortgesetzte Nichtbeachtung mit Ausweisung bedroht. — Ein Reisender, welcher aus Pretoria in Teneriffa ekngetroffe» ist, berichtet, Pretoria sei stark befestigt. Die Zahl der dort in Gefangenschaft befindlichen Engländer sei viel größer als in den englischen Depeschen angegeben worden. * ^ Ueber die jüngsten Ereignisse auf dem Kriegsschauplätze gingen uns im Verlaufe des heutigen Vormittag» noch folgende Mit- theilungen zu: London» Durch da» Bombardement der Buren ist in Ladysmith Feuer ausgebrochen, das weithin sichtbar ist. Von Eastcourt au» werden ständig Rekognoscirungen mit Panzerzügeu unternommen, welche die Eisenbahn nur leicht beschädigt fanden. In Durban hat der Kapitän des Kriegsschiffes „Terrible* da» Kom mando übernommen. — Nach einer Meldung des Bureau Reuter vom 9. d. M. wurde ins Colesberg die Zerstörung der Brücke über den Oranje-Fluß von 300 Buren ausgesührt; in BurgherSdorf und Dordrecht herrscht Ruhe. Die Holländischen Polizisten in Aliwal» North sind zu den Buren übergegangen. — Die hiesigen militärischen Kreis« sind von der Furcht beherrscht, daß General White, der ver- muthlich hinreichend Proviant hat, um sich halten zu können, Mangel an Munition, besonders an Granaten, hat. — Nach Meldungen aus Kimberley »verden Bombardement und Belagerung energischer; di« Lage wird bedenklich. London, 14. November. Die „Time»" berichten au» Durban, daß das Panzerschiff „Terible* dort eingrtroffen ist und die Mannschaft Tag und Nacht arbeitet, um die schweren Geschütze zur Vertheidiguug von Durban an'S Land zu setzen. Weitere Ber- thridigungswerle sind ebensall» ausgesührt worden. Eine Abtheilnng von 100 Mann ist an'» Land gesetzt worden. Allgemein fällt ans» daß Offiziere und Mannschaften nicht von einander zu unter- scheiden sind. Easteourt, 14. November. Ein Panzrrzug begab sich bi» auf eine halbe Meile vor Colenso, wo er nicht weiter konnte, weil die Schienen an dieser Stelle aufgerifsen waren. Tine Abtheilung Truppen verließ den Zug und begab sich nach GrolertShöh. Da aber eine Abtheilung Buren auf sie eindroug, «»öffneten die Eng länder ein Salvenfeuer in einer Entfernung von 1300 w auf di» Buren und begaben sich dann wieder »ach Eastcourt zurück. Politische Nmtdschn,,. Chemnitz, 14. November 1699. Deutsches Reich. — Der Reichstag, der bekanntlich am 22. Juni vertagt worden, hat heute seine Sitzungen wieder ausgenommen. Der Der deutsche Soldat. Eine kulturgeschichtliche Skizze von vr. Hans Valentin. (Nachdruck verboten.) Tief im Blute liegt den Deutschen seit den ältesten Zeiten die Liebe zum frischen, fröhlichen Soldatenlebe». Hundert kernige alte Volkslieder besingen den wackeren Soldaten, und auch in den Werken der Meister unserer klassischen Lilteratur ist er ein« beliebt« Gestalt. Denkt Klärchen an ihren Egmont, so summt sie ein muntere» Soldatenlicdchen; in „Wallensteins Lager* lebt echter Soldatengeist; Lessing hat in seiner „Minna* des großen Friedrichs Soldaten ge» schildert und Heinrich von Kleist in seinem Hauptwerke ein Soldaien- schicksal behandelt. In dem großen, prächtigen Gewebe, da» wir deutsche Kulturgeschichte nennen, bildet die Geschichte des deutsche» Soldatenthums einen besonders leuchtenden und charakteristischen Einschlag; und gar heute, wo Heer und Volk in Deutschland Eins sind und die fast unvergleichlichen Thaten des Bolkshecres noch un verblichen in Aller Erinnerung leben, muß diese Seile unserer Kultur geschichte besonders interessircn. Es war daher ei» sehr glücklicher Gedanke des Verlages von Enge» Diederich» in Leipzig, dem deutschen Soldaten eine eigene Monographie zu widmen, und ein zweiter glück- sicher Gedanke war er, di« gehaltvolle und fesselnde Darstellung mit einer reichen Fülle von anziehendsten und bestgewählten Bildermaterials zu begleiten, so daß Text und Illustrationen harmonisch zu einem sehr anschaulichcn und genußreichen Bilde sich vereine». Vom deutschen Soldaten können wir füglich erst von der Zeit ab sprechen, da sein Stand als eine geschlossene Organisation erscheint. Darum werden ivir den altgermanischen Krieger» den Ritter des Mittelalters nicht eigentlich als Soldaten bezeichnen. Aber gegen das Ende de» IS. Jahrhundert; ist der deutsche Soldat mit einmal da, und ist gleich so voll ausgebildet, so lebenskräftig und so fertig, dost man gemeint hat, er müsse die schnelle Schöpfung eines Einzelnen -sei». Dieser deutsche Soldat ist der Landsknecht und sein vermeint licher Schöpfer Kaiser Maximilian I., viel weniger der „letzte Niiter*, /als der Vater des modernen Soldatenstandes. Zwar „gemacht* hat er den Landsknecht nicht, aber die ganze Fruchtbarkeit der Idee, aus geworbenen Landeskiudern eine verläßliche Fußtruppe zu bilden, klar ' erkannt und gegenüber den alten Ritterbräuchen die neue Waffe vor nehm gemacht und in Mode bringen geholfen. Ist er doch selbst an der Spitze einer LnndSknechtsschaar in Köln mit dem Spieße auf .der Schulter der bislang als das Symbol unnoblen Kriegsdienstes gegolten hatte, ringezogen. Also entstand da» Landsknechtsthum, ußd welche Fülle strotzenden und ursprünglichen Lebens barg es lange Jahrzehnte in sich! Der enge Ring de« alten adeligen Rilterthumes brach; in der Schlachtordnung und vor den SriegSactikeln waren die Knechte alle gleich; dem Tüchtigen stand di« Bahn zu Ruhm und Ehre offen; die Ehrgeizigen, die Unzufriedenen au» allen Ständen fanden unter dem Banner der Landsknechte eine gute Statt und konnten gewinnen, wonach ihr Herz begehrte: Gold, Franengunst Wohlleben, Ehr«. Eroberten deutsche Knechte doch selbst die ewige Stadt und ist ihnen damals (beim savoo äi konin 1S27) „kein Muthwill zu viel ge wesen". Haben sich da in Kardinalsröcke und -Hüte gekleidet und so vermummt in der Stadt den Wälschen zum Spotte übermnlhige Umzüge vollführt; und Beut« aller Art lief ihnen in Hülle und Fülle in der reichen Stadt de» Papstes zu. Der Ruf einer solchen That flog schnell durch das ganze staunende Germanien und schaffte den Landesknechten Respekt; und kehrte Einer vv» seinen Kriegszügen heim, so war er ein „großes Thier* und ivnßte von Welt und Menschen mit Selbstgefühl und aus eigener Anschauung zu erzählen, was den biederen Deutschen bis dahin nur »och gar zu selten ver gönnt gewesen war. Glückte es aber dem Knechte nicht» in seinen alten Tagen vom Ueberslusse der Kriegsjahre gemächlich leben zu können, so tröstete sich der echte frische Soldatensinn: Ei, werd' ich dann erschossen, Erschossen auf breiter Haid', Man trägt mich aas langen Spießen» Ei» Grab ist mir bereit, So schlägt man mir de» Pumperlein Pum, Der ist mir neunmal lieber, Tenn aller Pfaffen Gebrumm. E» find dies Verse, aus denen uns di« kräftige Luft «ine» un gebrochenen reichen Lebens gar köstlich anweht. Und ungebrochen und reich war das Leben der Landsknechte fürwahr in jeder Beziehung! Da gab's nichts Steifleinenes, nichts Mechanisches. Buntscheckig gingen sie einher, und das buntgeflickte Gewand, der Zeuge harter Tage, ward gar bald Landsknechtstracht und LandsknechtSmode. Buntscheckig, frisch und ausgelassen ging's auch im Lager zu. Ihre Weiber und Kinder führten sie mit sich, und die Frauen machten sich durch Kochen, Waschen, Pflege der Ver- wnudeten u. s. w. gar nützlich, hingen ihrem Knechte in Treuen an und trösteten sich, wenn er gefallen war, mit einem andern. Freilich artete das Landknechts leben gar bald aus. Ein Troß von unnützen Leuten, Spaßmachern, Gaullern, Marketender» und dergl. mehr, folgte dem Heere; da ging der mit Blut erworbene Sol; schnell drauf; der Humpen und die Würfel waren gefährliche Feinde des Lands knechtes. „Ein Fähnlein teutscher Knechte, die nüchtern sein", wird in einem Spottliede vom Jahre 1544 als ein« unerhörte Seltenheit gesucht; und waS das Spiel ailgeht, so genügt die Erinnerung, daß ein Kartenspiel noch bis auf diesen Tag den Namen der Landsknechte bewahrt. Doch die schlimmste Gefahr waren wohl die „Hcerfrauc»", die dem Zuge folgten und um deren Neigung sich dann oft genug biiterer Streit erhob. Bei all' diese» und manchen anderen Nachtheileu erhielt sich doch das Landskncchtthum lange in hoher Blathe. Aber daß die Knechte eben doch nur Söldner warezi, heule dem, morgen jenem Herr», heut dem Kaiholikcn, morgen dem Pr test nten dienten, daß keine große Aufgabe, keine einheitliche Idee sie belebte, — dieser Umstand zerstörte das Landsknechtswesen von innen hergus, und schon um die Mitte des 16. Jahrhunderts strömte nicht mehr di« junge Blüthe der Nation, sondern der Abschaum, die bösen Bube» aller Länder zu seinen Fahnen. Es erstarrte; die taktische» Fort schritt« wurden nicht mehr in Deuischlaud gemacht, sondern ent standen in de» Hugenotten-und de» niederländischen Kriegen und durch Gustav Adolf» Genie. Dazu trat die wachsende Bedeutung der Feuerwaffen; das „gräuliche Geschütz" machie, wie man klagte. Männer und Tapferkeit in Kriegssachen überflüssig. Und die Knecht« selbst waren nicht mehr die alten; sie werden jetzt als Bramarbasse» als „Fcderhanseu und Eisenbeißer« verspottet; „wenn'» an ein Treffen geht, gehen sie nit hinan, weit davon ist gut für den Schuß, verstecken sich.« Und so kam der dreißigjährige Krieg, eine große Wende auch in der Geschichte de» deutschen Soldatenstandes. Dreißig Jahre war er Herr im deutschen Lande, fühlte sich auch so, sah auf alle anderen Stände herab und betrachtete besonder» den Bauern als nur für ihn und sei» Wohlbefinden da. Ei» Soldatenwort sagte damals: „Sobald ein Soldat wird geboren, sind ihm drei Bauern auserkoren; der erste, der ihn ernährt; der zweite, der ihm ein schönes Weib bescheert; der dritte, der für ihn zur Hölle fährt.« Darum strömte» auch alle Verzweifelten nnd Ruinirten diesem Stande zu; aber mit diesem schlechten Gesindel entartete die Zucht, der Soldat sah im Krieg nur ein Mittel zur Befriedigung seiner Wünsche und Lüste; er kannte nicht Nation und Religion und meuterte» wenn's ihm die Führer nicht recht machten. „Wein und Spiel und Mädels die Menge* herrschten im Lager; das Fluchen ward so allgemein, daß man wohl kommaudirle: „Gebt Feuer, daß Dich der Hagel erschlag'I* oder: „Marschiert, daß Euch der Donner «schmeiß'I* Freilich muß zur Entschuldigung dieser wüsten und sittenlosen Soldateska bedacht werden, daß sie in diesen Zeiten auch nicht mehr auf feste und pünktliche Soldzahlung rechnen konnte, und so sah ein Jeder nur zu, wie er sich selbst helfen und erraffen könne. Der Landsknecht war wohl, wenn er verabschiedet war, oder es keinen Krieg gab, „garten" d. h. betteln und gelegentlich auch räubern gegangen; jetzt aber wurde das Beutemachen, Plündern, Rauben systematisch betriebe», und jenes in Auflösung gerathene Regiment des Grafen Merode hat die zweifelhafte Ehre, cen „Merodebrüdern* oder Maroiuure», den Hyäne» des Krieges, den Namen für immer gegeben zu haben. So ging der deutsche Soldat au» dem großen Kriege heno» — verkommen und gerichtet. Brandenburg-Preußen erwarb sich das große, nationale Verdienst, de» deutschen Soldatenstand neu z» organisiren. In die stehende Truppe, Ae der Große Kurfürst er richtete, zog Zusammenhalt und Ehrgefühl ein, weil sie dauernd eine», und demselben Fürste» und Staate diente; da» gleichmäßig, Exerzitium, die geforderte Exaktheit der Bewegungen, die Benutz»»» des Geländes schufen eine neu«, bewegliche, z« veränderten taltische»