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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.05.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000518028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900051802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900051802
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-05
- Tag 1900-05-18
-
Monat
1900-05
-
Jahr
1900
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V-L, 5-tdIk. sirub, Llkti- lulslre >mx8s> »«» lblscd drr»3 V.-^, nssst 163,10 141,50 161,— 127,- 49,— 19S,- 99,75 104.50 208.25 185.25 162,— 215,60 198,10 >68 — 231.50 152.25 230,— 714, - 215.25 174,10 155,— 102,70 72,50 170.50 81,50 212.50 150,— 211,- lxs m»t« ; 8 7. ouitle sr«, LllKu <W. »1,« 21580 215,50 84,50 218,15 IVie» rcksid sr s io» ds» »wit kett. >x<t NU 252,— 122.— 259.50 394.75 214.75 226.25 236.75 163,- 127.50 126.25 147.50 ^»cd 8cdlllk5 Uokeu Vera». uukuuLs fest, is ascu Xe«r Ltrusseudsdu Loursäruck. ii.Lüsso/Llllir )dr". cd vsi-do1sr> > 6 kick Uriek — 9300 , - 80 —— 5050 —— 3525 18k>00 —— 3800 — 4100 2475 2550 - - — — 12900 19600 — 1000!) — 14600 — 8700 — 15500 — 6150 2900 — 4925 — 775 1900 2000 — 4225 —— 1250 — 2150 — 2900 — 4100 — 16150 —— 1550 — 2900 —— 1825 1850 1900 100 115 2000 2100 — 4125 —— 200 !290O 23200 1210 1250 4975 2750 2800 40 60 — 14725 — 725 5000 5IL0 —— 1175 — 4550 —— 15800 — > 1425 cdMllslltUck is-roil» vwl ulUslldsrser ;sr. — o 8»m»«l ux«llm»rkte sllNer Xscd- i» 15SO 1 6., 44V0 », vii vsiwel» , 8odurl>»llk oiLin kUis»- «QSüsiL 2LM. , Oarlskuix! > 8.» Lod»»- lt/Ios. 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Amlssilatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Natljes und Polizei-Amtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzelle 20 Pfg. Sleclamen unter dem Redactionsstrich (»ge spalten) LO-'j, vor den Familiennachrichtea (6 gespalten) 40/^. Größere Schriften laut unserem Preis- vcrzeichniß. Tabellarischer und Zisfernsa- nach höherem Tarif. H^tra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen<-Ausgabe, ohne Postbeförderung -/t 60.—, mit Poslbesörderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je ein» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die -rpe-ttto» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Lei-zt» Freitag den 18. Mai 1900. 81. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig, 18. Mai. Man war auf die gestrige RcichStagSfitzung gespannt , wenn es aber nicht Brauch wäre, mit Spannung erwarteten Verhandlungen am folgenden Tage eine Betrachtung zu widmen, fo wäre heute jede andere Ausfüllung dcS dem Reichstage vorbehalteuen Raumes interessanter. Festzustellen iii gar nichts, als die Fortdauer der tox Heinze-Ob- siruction. 2m Uebrigen mag noch die statistische Angabe Platz finden, das; von den 6 Stunden, die die Sitzung in Anspruch nahm, ungefähr 2l/z durch namentliche Ab stimmungen, die übrigen durch 3, schreibe drei Reden aus- zefüllt wurden. Die Erörterung oder auch nur die Er wähnung der gestellten und abgelehntcn Anträge ist zwecklos. Äe sind, von dem heiklen Inhalte der meisten abgesehen, nicht linst gemeint. Bemerkenswerth an der gestrigen Sitzung ist nur, was nicht vorkam, nämlich ein von Vielen erwarteter Cenlrums- antrag auf Aenderung des jeden nicht formell von der Zu- zebörigkeit zum Strafgesetzbuche ausgeschlossenen Antrag zulassenden Titels des Gesetzentwurfs. Eentrum und Con- servative haben gestern überhaupt außer der Einbringung lines Schlußantrags nichts gethan, um die Mehrheit, über die sie verfügen, zur Geltung zu bringen. Für den Schluß antrag des Herrn v. Levetzow stimmten auch die National liberalen, nicht aber die Polen. Das Eentrum war nahezu rollzählig erschienen, ebenso die sonst fast gar nicht er scheinenden Elsaß-Lothringer. Unter den Eouservativen wurde die Abwesenheit einer Anzahl von Mitgliedern bemerkt, die allem Anscheine nach nicht absichtslos fern geblieben waren. Möglich ist, daß die für den Knnstparagraphen eintretenden Parteien sich nicht sicher fühlten, mit dem oben er wähnten Antrag auf Abänderung des Titels und mit anderen radicalen AbschneidungSanträgcn die Mehrheit zu behalten. Die „Germania" versichert, ihre Leute würden ausharren, was nicht gerade auf die Hoffnung, bald zu Ende zu kommen, schließen läßt. Vielleicht läßt sich nach der heutigen Ätzung klarer sehen. Anstrengend ist die Anwesenheit im Hause für dessen seltene Gäste nicht. Man hielt sich, wie uns berichtet wird, gestern, wenn nicht abgestimmt wurde, fast aus nahmslos außerhalb des Sitzungssaales auf. Wenn Herr S t a d t - i". gen, der geboren: Strafrcduer, zu reden beginnt,ist man einen allgemeinen Auszug auch sonst gewohnt, gestern aber vertrieb auch der Abg. Äebel mit dem Ergreifen des Wortes fast alle Mitglieder, ausgenommen seine FractionSgenossen. Am BundesrathStische war außer einigen Eommissaren nur Herr Nieberding sichtbar. Er machte den Eindruck, als ob er über die Gesetzgebungsmaxime des Herrn v. Landman „Je dehnbarer, desto besser" und über die fatale Empfehlung, den der Richter und Abgeordnete Lerno in der bayerischen Kammer der lex auf den letzten Weg mitgegeben, nachdäcbtc, t. h. also, er macht einen trüben Eindruck. Wie viel An träge in diesem Augenblicke, wo die heutige Sitzung schon begonnen hat, etwa neu eingebracht sind, entzieht sich unserer Kenntniß. Die ObstructionSparteien befolgen die Praxis, ihre Hemmseile nach und nach aufzuspannen, damit ihr ganzer Vorrath, der übrigens nach der Natur der Sache fast unerschöpflich ist, nicht auf einmal binweggestimmt wird. Wie auS unserem Sitzungsberichte hervorgeht, betheiligt sich auch die freisinnige Volks partei an der Stellung von Verschleppungsanträgen. All gemeinen Beifall dürfte dies in der Partei nicht finden; bat doch ein so orthodox-freisinniges Blatt wie die „Brest. Zeitung" von der Betheiligung abgemahnt. Fenillet-n. isi Anter egyptischer Sonne. Roman aus der Gegenwart von Katharina Zitelmann. Nachdruck verbot«». An dem steinernen Bollwerk aus Römerzeit landete die Barke, und Harald schritt zwischen den langen Reihen der Säulen hin, die vom Ufer zu den Pylonen führten und durch diese in den Hof, dem Heiligthum der Isis zu, das einst nur die Eingeweihten betreten durften. Noch zeigte sich trefflich erhalten die Be malung der Säulen, die in Maigrün, Blau, Roth und Gold leuchteten- als wollten sie den Nachgeborenen eine leise Ahnung erwecken von der Pracht, die einst in diesen Hallen geherrscht. Heute nisteten Vögel in dem Steingebälk der Decken und tiefe Einsamkeit lag in den Tempeln, die so viele Generationen ge fügt, die Pharaonen, griechische und römische Herrscher ge- scHnückt und immer wieder neu hatten erstehen lasten, wenn Assyrer, Babylonier, Perser und die wilden Stämme der Wüste sie zerstört. Welche Erinnerungen hingen an dieser Stätte! Me viel Menschenglück und -Leid hatten diese Steine entstehen und vergehen sehen! Harald durchwanderte die Tempel und trieb sich dann eine Stunde auf der völlig unbewohnten Insel umher, um den Ge- sammteindruck voll auf sich wirken zu lasten. Das Grün, das den von Trümmern übersäten Boden bedeckte, die Gruppen von Palmen und Sykomoren, die das einsame Eiland beschatteten, bildeten den lieblichsten Contrast zu den kahlen, todten Stein- und Felsmassen, die es rings umstarrten. Nur durch einen schmalen Wasserlauf von Philae getrennt, erhob sich malerisch aus dem Flußbett die gebirgige Insel Bige mit ihren verfallenen Bauten; am anderen Nilufer nach Norden zu stiegen hohe, röth- lich schimmernde Felswände jäh empor, ihre Geschwister weit überragend und fernhin sichtbar den Namen Psamtik II., der in Riesenlettern dort eingegraben war. verkündend. Und wie Harald nun zwischen den Trümmern uncherklomm, hügelauf und hügelab, entdeckte er überall auf Felsen und Mauerwerk und Gestein interessante Inschriften aus vergangenen Jahrtausenden. Wie sprachen sie zu sein« Phantasie! Mit welchem Eifer suchte er jetzt seine halb vergessenen Kenntnisse des Griechischen hervor, um einige davon zu enträthseln! Dann durch den römischen Das preussische Abgeordnetenhaus hat die schleunige Vorlegung eines Gesetzentwurfs, betr. die Bestrafung des Eontractbruches ländlicher Arbeiter und die Ver leitung dazu, mit an Einstimmigkeit grenzender Mehrheit verlangt. Dagegen stimmten nur die beiden freisinnigen Gruppen, aber, o Schmerz! nicht geschlossen. Der Abgeord nete Pohl von der „Vereinigung" schloß sich der Mehrheit an, sehr zum Vergnüge» des Herrn Richter, der die Gelegen heit, dem tödttich gehaßten rechten Flügel der ehemaligen dentschfreisinnigen Partei eins anzuhänzcn, mit Begierde ergriff. Zum Glück für Herrn Pohl ist die öffentliche Hin richtung und selbst die häusliche Züchtigung von Mit gliedern, die eine eigene Meinung haben, in der freisinnigen Vereinigung nicht so leicht, wie in der volksparteilichen Despotie. In dieser hat die Verhandlung über den Eoutractbruch noch aus einem anderen Anlaß Genug- thuung hervorgerufen. Bei einer früheren Gelegenheit hatte sich der Abg. Or. Hirsch auf den berühmten Agronomen Frhrn. von der Goltz als einen Gegner der Bestrafung des Eon- tractbruchcS berufen. Er wurde jetzt darauf hingewiesen, daß dieser Gelehrte den strasrichterlicheu Eingriff empfehle. Wie half sich nun Herr Hirsch aus der Verlegenheit? Echt vornehm und echt freisinnig, indem er bemerkte: „Wenn Herr v. d. Goltz seine Ansichten, die er in einem Buch in den Wer Jahren niedergelegt hat, inzwischen unter gewissen Einflüssen geändert hat, was kann ich dafür?" Die Ant wort bat Herrn Richter höchlich befriedigt. Die Aenderung einer Ansicht aus sachlichen Erwägungen ist etwas, waS ein correcter Freisinniger nicht verstehen darf. Die von dem famosen Herrn Lionel Decke dem Londoner „Daily Tel." erstattete Meldung über das Vor gehen der Deutschen am Kivusce hat trotz ihrer inneren Unglaubwürdigkeit und obgleich nicht einmal beglaubigte Nachrichten über Reibereien zwischen deutschen und congo- staatlichen Truppen vorliegen, in Belgien Verstimmung gegen Deutschland hervorgerufen. Der „Voss. Ztg. wird darüber aus Brüssel geschrieben: . . . Diese Nachricht des „Daily Tel." ruft in den colonialen Kreisen Brüssels große Entrüstung hervor und die Cqngpvreffk gievt ihrem Mißvergnügen scharfen Ausdruck, ohne abzuwarten, ob die ganze Nachricht ernst begründet ist. „Ist", so schreibt der „Petit Bleu", „der Einbruch der Deutschen in daS Thal des Russissi richtig, so bildet er eine Rechtsverletzung, einen Miß brauch der brutalen Gewalt und einen Abbruch von Verhand lungen, den nichts rechtfertigt und gegen den man nicht genug Einspruch erheben kann. Man muß hoffen, daß, wenn diese That- sachen richtig sind, die deutschen Officiere in Ruanda von ihrer Regierung werden desavouirt werden." Dagegen hört die „Etoile Beige", daß die deutschen Officiere nach Len ihnen aus Berlin zugegaugenen Befehlen gehandelt hätten. Die Congoregierung selbst versichert, daß sie von allen diesen Vorgängen nichts weiß. Die aus diesen Worten sprechende Aufregung der Brüsseler colonialen Kreise ist begreiflich und wäre berechtigt, wenn die Vorgänge sich so abgespielt hätten, wie sie von Herrn Lionel Däcle geschildert wurden. Daß von Berlin aus kein Befehl zu gewaltsamem Vorgeben ergangen ist, bedarf keiner besonderen Betonung. Nachdem zwischen der deutschen und der Eongoregierung die Entsendung einer Grenzcvmmission vereinbart worden, ist diese Möglichkeit unbedingt aus geschlossen. Sollten beide Regierungen zu einer Einigung unter einander nicht gelangen, so würden die im Artikel 12 Triumphbogen schreitend, wandte er sich dem Kiosk zu, dem Wahrzeichen Philaes. Leicht und zierlich in die Lüfte strebend, athmete der reizende Bau den Zauber und die Poesie griechischer Schönheit und Grazie. Im Begriff, noch einmal in den Jsistempcl zurllckzukehren, traf Harald einige Mitglieder der Gesellschaft, die ihn ermahnten, nicht mehr lange auszubleiben, da um 12 Uhr im Kiosk gefrüh stückt werden sollt«. Er versprach, pünctlich zu sein und eilte dem Heiligthum zu. Im Hypostyl, an dessen heiter farbiger Pracht er sich freute, war ihm plötzlich, als vernehme er das Knistern eines Frauenkleides und ein leises Geflüster, das bei seinem Naihen verstummte. Wer weilte jetzt noch im Tempel? Wer verbarg sich hier? Doch tiefe Stille empfing ihn in drm angrenzenden Raum. Da bemerkte er an der anderen Seite eine Thür, die ins Freie führte, und als er hinausblickte, gewahrte er, sich eng an die Mauer haltend, als fürchteten sie sich, ge sehen zu werden, Wildau und Fräulein von Umsattel. Harald stand starr vor Staunen. Dann ergriff ihn ehrliche Entrüstung. Eine Heirath zwischen dem Erzherzog und dem Fräulein war doch möhr als unwahrscheinlich! Wie konnte also diese, die aus den Jahren des Leichtsinns hinaus sein mußte, sich so vergessen, wie konnte Wildau eine Dame aus bester Familie so com- promittiren! Dürrste er als Landsmann mit ansehen, daß dieser österreichische Prinz sich benahm wie der erste beste junge Fant? — Und plötzlich kam es ihm zum Bewußtsein, daß er erst zwei Wochen in Egypten weile, und was er Alles in dieser kurzen Zeit erlebt, welche Wandlungen aber auch sein Verhältniß zu den Menschen, die er kennen gelernt, durchgemacht hatte. Wildau, für den er so lebhafte Sympathie gefühlt, hielt durchaus nicht, was er versprochen hatte, obgleich er Prinz war. Und Mrs. Summers, in die er sich ein wenig verliebt, sie war ihm. er mußte es sich gestehen, gleichgültig geworden; dagegen fühlt« er für den Professor, den er anfangs unterschätzt, eine warme Freundschaft und für dessen Sohn mehr Interesse, als für alle die anderen Herren der Gesellschaft, obwohl er nur Hauslehrer war. Das geschah nun freilich Miß Mary's wegen, di« ihn tausendmal mehr anzog, als die vornehme Landsmännin und die schön« Engländerin. Im Kiosk traf er die Gesellschaft bereits vollzählig bei sammen, auf Marmorblöcken und Sandsteinwürfeln sitzend. Die Dvagomen waren eben im Begriff, das Frübstiick, das sie bei sich führten, auszupacken. Der Professor, der neben seinem Sohne saß, winkte Sperber an seine andere Seite, wo sich noch ein wenn auch nicht gerade bequemer Platz fand. Harald nahm ihn dankend in BeschKrg und begrüßte dann Mß Mary, die «r der Congoacte vom 26. Februar 1885 getroffenen Verein barungen in Kraft treten. Dieser bestimmt: Falls sich zwischen den Mächten, welche die gegenwärtige Acte unterzeichnen, oder denjenigen, welche etwa in der Folge derselben beitreten, ernste Meinungsverschiedenheiten mit Bezug auf die Grenzen . . . ergeben, so verpflichten sich jene Mächte, bevor sie zur Waffengewalt schreiten, die Vermittlung einer oder mehrerer der befreundeten Mächte iu Anspruch zu nehmen. Für den gleichen Fall behalte» sich die gleichen Mächte vor, nach ihrem Ermessen aus ein schiedsrichterliches Verfahren zurückzugreifen. In Spnuicu dauern die Zteurrkrawallc, verbunden mit autonomisch en Kundgebungen, ungeschwächt fort. Was die Handelskammer betrifft, so hat die Regierung sich jetzt endlich zu einem Gegenstoß ausgerafft, nämlich zu der Drohung, die Handelskammern auflöseu zu wollen, wenn sie ihre jetzige Propaganda nicht einstellen. Der be treffende Erlaß ist von dem HandclSminister Gasset unter zeichnet, der dadurch allerdings mit seinen früheren Auslassungen im „Imparcial" etwas in Widerspruch geräth. Nachdem er darauf hingewiesen, zn welchem Zweck seinerzeit die Handels kammern gegründet worden seien, einem Zweck, der mit den politischen Kämpfen nichts zu schaffen habe, erklärt er zu seinem Bedauern, feststellen zu müssen, daß die Mehrheit der Kammern auS Irrthuin oder auS schlechter Absicht von dem ihr vorgezeichneten Weg abgewichen sei. Anstatt der Regierung nützliche Daten zu unterbreiten, gäben sich viele von ihnen der Arbeit hin, Recruten anzuwerben, um die öffentliche Ordnung zu stören; anstatt Handelsberichte abzufassen, schreibe man nutzlose Aufrufe; anstatt die Handels- und Industrieschulen zu fördern, unterrichte man die Gewerbetreibenden darin, Tumulte in Scene zu setzen; ja, es liege sogar der Verdacht vor, daß man die ein gehenden Beiträge, anstatt sie zum Besten veS Handelsstandes zu verwerthen, als Handgeld unter die aufrührerischen Massen vertheile, die das normale Leben der Nation störten; anstatt schließlich Aussichtsbeamte zu ernennen, um die zum Schaden der Interessen und der Gesundheit des Publikums vorkommen- deu Mißbräuche und Betrügereien zur; Kenntniß der Behörden »»'bringen, beschäftige man sich nut Aufstellung politischer Programme. Es wird dann unter Betonung deS Um standes, daß die auf der ersten Versammlung in Saragossa zu Tage getretenen Tendenzen größtentheils mit den Ab sichten deS Ministerpräsidenten übereinstimmten, zum hundertsten Mal versprochen, daß die Negierung, sobald die Finanzen vor dem Bankrott gerettet seien, mit allem Eifer das Reform werk, dessen einzelne Puncte von Neuem aufgezählt werden, in Angriff nehmen werde. Sie brauche daran nicht besonders erinnert zu werden; ihr eigenes Gewissen sage ihr schon, daß sie verpflichtet sei, die gemachten Versprechungen zu erfüllen. Wenn die Handelskammern nichts desto weniger zum Schaden dcS wiedererwachsenden StaatScredits in ihrem jetzigen Beginnen fortfahren sollten, so sei die Negierung nicht geneigt, daS länger zu dulden, vielmehr fest entschlossen, zu ihrer Auflösung zu schreiten. Derjenige Theil der Presse, der in dieser daS Land bewegenden Frage auf Seite der Negierung steht, begrüßt, wie der „Kölnischen Zeitung" auS Madrid geschrieben wird, diesen „Ordnungsruf" mit lautem Beifall und hält ihn für durchaus berechtigt. Der andere Tbeil fürchtet, daß dieser „Peitschenhieb" nur neues Oel ins Feuer gießen werde, indem er einer directen Heraus forderung gleichkomme. Im Uebrigen sei die Drohung gegen standslos, da die bis heute amtlichen Kammern sich im Fall zwischen ihren Brüdern sich gegenüber sah und die er anzuroden heute noch nicht Gelegenheit gehabt hatte. In angeregter Stimmung sprach er dann lebhaft auf Bater und Sohn ein. „Wie schön, daß kühleres Wetter ist", sagte er; „die Hitze von gestern hätte uns heute den Genuß verdorben. Wie ist denn das Klima bei Ihnen in Louisiana, Herr Doctor?" Jürgen Braun antwortete ziemlich einsilbig und that, als ob er mit seinem kalten Huhn sehr beschäftigt sei. Als Harald nun Wein einschenkte, erinnerte er den Professor dankbar und heiter an den freundlichen Trunk, den Jener ihm credenzt und der ihre Bekanntschaft eingeleitet hatte. Braun trank ihm zu. „Das war eine gute Stunde, in der ich Sie traf", sagte er in seiner herzlichen Weise. „Ich hab' immer kolossales Glück beim Reisen! Daß ich dem Goldhorus begegnen mußte, war doch wirklich ein Treffer!" „Nun, Herr Doctor, — lassen Si« uns auch auf unsere erste Begegnung anstoßen", wandte sich Harald an den jungen Braun. Der hob sein Glas, bemerkte aber gleichzeitig in frostigem Ton: „Ich weiß nicht, ob Sie Grund haben, sich derselben zu freuen." In Harald meldete sich bei dieser wenig verbindlichen Ant wort der Corpsstudent. Er stellt« das Mas hin, richtrte sich auf, runzelte die Stirn und hatte eine „schneidige" Abwehr auf den Lippen, als sein Blick dem Miß Mary's begegnete, der, als ob sie Alles verstanden, was gesprochen worden, flehend auf ihm ruhte. Er bezwang sich. „Bis jetzt glaubte ich ihn zu haben", entgegnete er mit Betonung. Der Professor sah seinen Sohn erschrocken an, und in seinem Wunsch, den ihm unverständlichen Brand zu löschen, goß er Oel hinein. „Kommen S!« zu uns, Miß Mary", rief er hinüber. „Hier fehlt die holde Weiblichkeit!" Und als das junge Mädchen schnell herbeieilte, setzte er hinzu: „Jürgen ist schlechter Laune! Sie wissen gewiß aus Erfahrung, wie man ihn curirt?" Sie erröthete, aber schon war der Hauslehrer aufgesprungen. „Ich werde den Platz mit Ihnen tauschen, hierher gehören Sie, Miß Salinas." Damit ging er auf die andere Seite und setzte sich zwischen die Jungen. Harald war sehr verstimmt. Wenn ihm dies in Deutschland geschehen wäre, hätte er dem Herrn unfehlbar einen Denkzettel gegeben. Selbst Eifersucht konnte ein so ungezogenes Benehmen nicht rechtfertigen. Daß aber eine solche vorhanden war, das freute ihn doch in Miß Mary's Seele und half ihm bald über die eigene Empfindlichkeit hinweg. War das junge Mädchen Braun ßleichgiltig, so hätte er ja keinen Grind gehabt, -egen ihren ver ¬ tier Auflösung in freie Kammern verwandeln und ruhig ihren Weg fortsetzen würden. Auch seien eS ja nicht die Handels kammern allein, die sich gegen die jetzige Regierung und die alten politischen Syndicate erklärt hätten, sondern noch eine Menge anderer Körperschaften ähnlicher Art. Die letzte Hoff nung auf Wiederherstellung deS Friedens sei nach dieser Kundgebung aufzugeben. Ter Andrang japanischer Arbeiter in die Pacific- Staaten der norvamcrtkanischen Union hat in den letzten Jahren so gewaltige Verhältnisse angenommen, daß daS ein heimische Arbeiterclement sich dadurch in seinem Erwerbe be- droht fühlt und nichr übel Lust zeigt, auf seine Art mit den unbequemen und ungebetenen fremdländischen Mit bewerbern kurzen Proceß zu machen. Berichte, welche aus San Francisco und anderen pacifischpu Häfen nach Washington gelangt sind, constatiren, daß die einwandernden Arbeiter von japanischen und amerikanischen Speculanten unter Contracten anzeworbeu sind, welche eine directe Zuwiderhandlung gegen daS Gesetz, betreffend die Zulassung fremdländischer Ar beiter, in sich schließen. Die Zahl der letzthin in San Francisco und Tacoma gelandeten japanischen Arbeiter be läuft sich auf viele Tausende. Allein in den beiden letzten Tagen deS vergangenen Aprilmonats kamen in den genannten Hafenplätzen mebr Japaner an, als während deS ganzen vorigen Etatsjahres. Diese Ankömmlinge finden Beschäftigung bei Eisenbahn-, Straßen- und Brückenbauten und bei sonstigen Erdarbeiten aller Art. Ihr Wettbewerb verdrängt das einheimische Arbeiterelement, und da der amerikanische Arbeiter zugleich Wähler ist, so hat sich alsbald die Partei politik der Sache bemächtigt, die Zeitungen ergreifen Partei und fordern in sehr bestimmter Tonart den Erlaß eines Massenausweisungsedicts. Man kann sich in die Lage und in die Empfindungen des amerikanischen Arbeiters hinein versetzen und ihr Verhalten sehr begreiflich finden — aber wo bleibt die Theorie ihrer Führer von der „Gleichheit alle- dessen, WaS Menschenantlitz trägt?" Der Krieg in Südafrika. —A Obwohl seit Sonntag authentische Nachrichten auch von englischer Seite vorliegen konnten, ist daS Schicksal von Mafekiug noch nicht geklärt. Es wird berichtet: * London, 17. Mai. Der „Central NewS" wird a»S Lourenro Marques vom 16. Mai Nachmittags gemeldet: Die belagernde Truppe der Boerrn ist sehr verstärkt, weil man der baldigen Ankunft der Entsatztruppe von Süden her entgegenficht. Tie Boeren haben auch mehr große Kanonen auf Mafeking gerichtet. ES hetßt, die Entsatz- truppe bestehe ans ausgewählten Leuten der Imperial Light Horse, der Robcrt'schen Reiter, der Marshall'schen Reiter und einigen Imperial VolunteerS. Als die Entsatztruppe Taungs (256 Irm südlich von Mafeking. Red.) passirte, fand sie wenig Widerstand von Seiten der Boeren. Die Truppe ist stark und beweglich und die Boeren sind sehr alarmirt darüber, Laß sie sie nicht aushalten können. (Frkf. Ztg.) Die hier berichteten Vorgänge liegen offenbar hinter dem 13. Mai, an welchem die Uebergabe stattgefunden hat; wurde meintlichen Bewerber unangenehm zu sein. Dennoch schien cs Harald nach diesem Vorkommniß doppelt unmöglich, mit Vater oder Sohn über sein eigenes Verhältniß zu Miß Salinas zu reden, und er sagte ihr dies offen, als er nach Tisch Gelegenheit fand, mit ihr zu sprechen. Das Programm des Tages war noch lang, und so mußte vou der lieblichen Insel Abschied genommen werden. Die Barken wurden bestiegen und die Fahrt zum Katarakt angetreten. Be vor dieser erreicht war, verließen die Reisenden indeß die Boote noch einmal, um einen Uferberg über dem Hauptstrudel zu er steigen. Ein ganzer Trupp halbnackter junger Nubier umringte sie sofort und begleitete sie auf die Höhe, von der sich die Burschen kopfüber in die Fluthen stürzten. Sie gingen in den schäumenden Wassern unter, verschwanden, tauchten wieder auf und wurden von dem wilden Strudel hinabgerissen, um jenseits desselben un versehrt wieder ans Ufer zu klettern und das Spiel zum Er götzen der Fremden von Neuem zu beginnen. In der That: diese wurden nicht müde, den prachtvollen Gestalten zuzusehen, deren muskulöse Glieder in der Sonne glänzten wie Gold, und die, mit kräftigen Armen die Wogen theilend, schwimmend wie die Katzen, die Lebensgefahr, in der sie sich befanden, für das schönste Vergnügen zu halten schienen. Es war ein aufregendes, aber genußreiches Schauspiel, das sie boten, und das ihnen reichliches Bakschisch eintrug. Andere, jüngere Knaben schwammen auf Holzbrettchcn durch den Katarakt und begleiteten später auch die Fremden auf der Rückfahrt, die Boote umschwärmend und ge schickt die Münzen sammelnd, die man ihnen zuwarf. Höchst wunderbar war die Aussicht, die sich von dem Ufer felsen bot. Das Gestein, das die Wüste besäte, pflanzte sich iu den Strom fort, ihn in zahllose Läufe und Rinnen theilend und das Flußbett zu einem See erweiternd, der einen äußerst wilden Anblick gewährt und von hier wie ein weites, überschwemmtes Land erschien, das mit Trümmern bedeckt war und ein Bild trostloser Zerstörung zeigte. Unten aber brauste und tobte, zwischen einem Felstnthor sich hindurch zwängend, mit Donner getöse das Wasser und warf den weißen Gischt schäumend empor, der in der Sonne leuchtete und in tausend funkelnde Tropfen zerstiebte. Diese berühmte Stromschnelle galt es nun zu durchschiffen und zu Boot nach Assuan zurückzufahren. Aufregung und Er wartung der Reisenden waren groß und eines Gruseln» konnte sich Niemand erwehren, als je acht arabische Fährleute mit einem unendlichen Aufwand von Geschrei die beiden Dahabien rn die Strudel hindtnführten, Indeß merkte schließlich Niemand etwas
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