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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.06.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000602012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900060201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900060201
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-06
- Tag 1900-06-02
-
Monat
1900-06
-
Jahr
1900
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Größere Schriften laut unserem Preis« verzeichniß. Tabellarischer und Ztffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), »nr mit der Morgen-Au-gabe, ohne Postbesordernug ^l W.—, mit Postbeförderuug 70.—. Rnnahmeschlaß für Anzeige«: Abrnd-An-gabe: Bormittags 10 Uha. Morgen-Ausgab«: Nachmittag- S Uhr. vel den Filialen und Annahmestelle» j« eine Halde Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedit in» zu richte«. Bruck »nd Verlag von E. Polz in Leipzig 94. Jahrgang 277 Sonnabend den 2. Juni 1900. Nm zweiten Nfmglt-Feiertage erscheint keine Nummer unseres Mattes. Anzeigen für die ^Srühnummer vom Dienstag, den 3. )uni erbitten n»ir bis spätestens heute Sonnabend Abend 7 Nhr. Die Erledigung des Neichsseuchengesehes. Von den Vorlagen, die der Reichstag noch vor Pfingsten zu erledigen gedachte, ist allein das Reichsseuchengesetz übrig ge blieben. Vor dem Verlangen des Reichstags, die Pfingstruhe zu beginnen, mußte diese Materie zurücktreten, obwohl die Vorlage in der Commission durchberathen und nach nur unwesentlichen Abänderungen einstimmig angenommen war, auch der von dem langjährigen Vorkämpfer des Seuchengesetzes und national liberalen Abg. vr. Endemann erstattete Bericht über die Com missionsarbeiten eine langwierige Nachprüfung im Plenum über flüssig machte und zu einer schnellen Erledigung der Vorlage berechtigte. Wenn aber irgend eine der dem Reichstag im Laufe dieser Session unterbreiteten, zahlreichen Arbeiten Anspruch auf wohl wollende Behandlung hat, dann ist es das vorstehende Seuchen gesetz, das nicht nur in seiner Wirkung geradezu gemeinschädliche Lücken auf dem Gebiete der inneren Gesundheitspflege schließen, sondern auch das Reich in Stand setzen soll, den internationalen Verpflichtungen nachzukommen, die es gleich den übrigen Cultur- staaten bereits im Jahre 1897 auf der in Venedig zur Abwehr der Cholera veranstalteten Conferenz übernommen hat. Auf dieser Conferenz hat das deutsche Reich wie die übrigen Cultur- staaten sich zu Verhütungs- und Abwehrmaßnahmen und zur Beobachtung einer bestimmten Grenze bei den Sperrmaßregeln und sonstigen Beschränkungen gegenüber dem internationalen Maaren-, Personen- und Schifffahrtsverkehr verpflichtet, die ohne reichsgesetzliche Regelung der Abwehr- und Schutzmaß nahmen, soweit sie sich auf Pest und Cholera beziehen, nicht durch zuführen sind. Dazu liegen aber für das Reich eine Anzahl ein schneidender innerer Gründe vor. Die gemeingefährlichen Krank heiten, auf deren Abwehr sich der Gesetzentwurf beschränkt, sind Aussatz, Cholera, Fleckfieber, Pest und Pocken, und diese Krank heiten fragen nach Landesgrenzen nicht, sondern haben Freizügig keit im weitesten Umfang. Demgemäß muß in allen Bundes staaten von einer gleichen Grundlage aus die sanitätspolizeiliche Abwehr erfolgen. Statt dessen besteht die größte Lückenhaftig keit und Buntscheckigkeit. Zur Abwehr der Pest bestehen über haupt keine Maßnahmen in den allermeisten Bundesstaaten, weil seit Menschengedenken Deutschland von dieser Völkergeißel ver schont geblieben ist, und in Preußen fehlt sogar eine gesetzliche Grundlage, um gegen die Cholera die erforderlichen Verhütungs- Maßregeln zu treffen, denn das Regulativ vom Jahre 1835 hat Gesetzeskraft, und kann in Folge dessen nur im Wege der Gesetzgebung geändert und ergänzt werden, so daß neue Polizei- vetordnungen nur dann rechtsgiltig sind, wenn sie durch die Be stimmungen dieses Regulativs gedeckt sind. Außerdem aber sind die Bestimmungen zum großen Theil veraltet und tragen den gegenwärtig in Wissenschaft und Praxis anerkannten Grundsätzen nicht genügend Rechnung. Schließlich hat sich, und zwar aus Grund der in Hamburg gemachten Erfahrungen, als dringend nothwendig erwiesen, eine einheitliche Regelung der Abwehr und Schutzmaßregeln seuchenpolizeilich auch dahin zu treffen, daß Handel und Verkehr von unnöthigen, erschwerenden Anordnungen verschont bleiben, wie sie namentlich von unteren Localbehörden unter dem Druck übertriebener Furcht beim Ausbruch epidemischer Krankheiten häufig getroffen werden. Das Gesetz hat nur die leitenden Grundsätze aufgestellt; die näheren Vorschriften über die bei den einzelnen Krankheiten erforderlichen Anordnungen sind dem Verodnungswege überlassen; es bezeichnet nur die äußersten Grenzen, bis zu welchen überhaupt amtlicherseits gegen Ausbruch und Verbreitung der Seuchen vor gegangen werden darf, und hat streng di« Mittellinie inne gehalten, die zwischen den dringendsten Anforderungen zur Be kämpfung der Volksseuchen und der nothwendigen Selbstständig keit der landespolizeilichen Initiative hindurchführt. Die Schutz maßregeln, die das Gesetz in allgemeinen Grundzügen vorsieht, sind folgende zehn: die Beobachtung kranker und verdächtiger Personen; dl« Meldepflicht für zureisende Personen; die Ab sonderung kranker und verdächtiger Personen; die Beschränkung des Gewerbebetriebes und Verhütung von Menschenansamm lungen; die Beschränkung deS Schulbesucher; die Beschränkung der Benutzung gewisser der Seuchenverbreitung förderlicher Ein richtungen; die Räumung von Wohnungen; di« Desinfection; die Vertilgung von Ungezitter und die Behandlung der Leichen. Schließlich sind gegen Verschleppung von Seuchen auf dem See wege besonder« Schutzvorkehrungen getroffen, die den Eigen heiten dieses Verkehrs sich anpassen, und gegen Weiterverbreitung der Seuchen Vorkehrungen durch wissenschaftliche Bettuch«. Die Commission hat alle diese Bestimmungen gebilligt, insbesondere aber die Paragraphen über die Entschädigung, auf Grund deren für die durch die Polizei angeordnete Desinfection verursachten Schäden an Wohnungen und beweglichen Gegen ständen Ersatz geleistet wird, um jedem Anreiz vorzubeugen, daß inficirte oder infecftonSverdächtige Gegenstände bei Seite ge schafft werden. Während der ursprüngliche Entwurf der landesrechtlichen Regelung überließ, Bestimmungen darüber zu treffen, wer die Entschädigung zu leisten und in welcher Zeit der Entschädigungs anspruch geltend gemacht werden solle, fügte die Commission noch ausdrücklich hinzu, daß di« Kostrn für dies» Entschädigung aus öffentlichen Mitteln bestritten werden müssen, dergleichen die Kosten für die Beobachtung der Krankheitsfälle, für die polizeilich angeordnetr und überwachte Desinfection und für die Vorsichtsmaßregeln für die Aufbewahrung, Sinsargung, Be förderung und Bestattung der Leichen solcher Personen, die an einer gnntt«vfithrliche» Krankheit gestorben sind, wa» zu ver bessern war, hat die Commission verbessert, und so einstimmig, wie sie das Gesetz annahm, hat sie auch noch die Resolution hinzu gefügt, worin der Reichskanzler um Vorlegung eines Gesetz entwurfs ersucht wird, worin „baldigst für das ganze Reich eine obligatorische Leichenschau vorgeschrieben wird." Inzwischen hat die Pest, die nach zweimaligem vergeblichen Anlauf aufs Neue den Anstoß gab, im Reichstag dieses kulturell so wichtige Gesetz zu schaffen, eine bedrohliche Annäherung an den europäischen Continent vollzogen. In den letzten Tagen sind aus verschiedenen Orten wiederum Fälle gemeldet, die aufs Neue die unheimliche Verbreitungsfähigkeit dieser Krankheit bewiesen. Nach Pfingsten wird nur noch an eine achttägige Tagung gedacht; bei einiger Energie kann dann der Reichstag auch noch dieses Gesetz er ledigen, worauf im Interesse der Volksgesundheit dringend bestanden werden muß. Der Krieg in Südafrika. Andere Entscheidungen dieses Krieges mögen auf die Ge- müther der Betheiligten erschütternder gewirkt haben, die Besitzergreifung von Johannesburg ist politisch zweifelsohne die bedeutsamste der letzten Zeit und kann nur noch vom Friedensschlüsse selbst an Wichtigkeit übertroffen werden. Wenn man will, kann man den ganzen Transvaalkrieg einen Kampf um Johannesburg nennen. Johan nesburg war daS Endziel deö Jameson-Naid, der dem Krieg prä- ludirte. Johannesburg war der Ort der Reibungen zwischen den einheimischen Boeren und den zugewanderten Uitlanders, von Johannesburg auS wurde die englische Nation durch unaufhörliche Klagen in jenen Zustand der Gereiztheit ver setzt, der den Krieg hervorrief. Auf die Goldminen von Johannesburg bezog sich auch die Anklage, daß Groß britannien einen blutigen Krieg gegen ein tapferes Volk um schnöden Gewinne- willen führe. Zweifelsohne ist Jo hannesburg der werthvollste Besitz deS TranSvaalvolkeS gewesen, und noch sehr lange hätten die Boeren sich ihrer Un abhängigkeit in dem schwer erkämpften Lande erfreuen können, wären die Goldminen nicht gewesen. Der britische Expansionsdrang von Nord und Süd würde vermuthlich mit irgend einer Form der Suzeränität über daS Gebiet der Holländer sich abgefunden haben, wäre nicht schließlich englisches Capital in Johannesburg so überaus stark enqagirt gewesen. Um den 'ausschlaggebenden Einfluß in der Commune Johannesburg drehte sich auch der ganze diplomatische Streit zwischen Krüger und Joseph Chamberlain, der dem Kriege vorausging, der Kampf um daS Bürgerrecht der Uitlanders. Nun ist der Streit entschieden, zu Ungunsten der ursprünglichen Herren des Landes, die in ihrem männ lichen Selbstbewußtsein sich dem Mächtigen mit den Waffen ent- gegrnstellten. DaS Schicksal spielt oft grausam mit Denen, die es sich zum Objecte seiner Launen auserkoren. Mit schier unbegreiflichem Glück hat eS erst die schlichten Boeren über gossen, um sie dann in das tiefste nationale Elend zu stürzen. Die Preisgabe von Johannesburg läßt auf daS nabe Ende deS Feldzuges schließen. So lange die Boeren noch im Besitze dieses Faustpfandes waren, hofften sie, daß ihre Dele gieren doch eine oder die andere der dort am Minen besitze betheiligten Mächte zum Versuch einer Inter vention bewegen würden. Eingestandenermaßen war die Drohung mit der Zerstörung der Minen nur darauf be rechnet, sowohl in England selbst als bei den übrigen Regierungen den Wunsch nach irgend einem Ausgleiche mit den kämpfenden Boeren rege zu machen. Aber die Drohung hat nicht ver fangen,' ist Wohl auch nicht ganz ernst genommen worden. Am Ende konnte der goldhaltige Boden selbst ja nicht ver nichtet werden. Die Vernichtung der Minen hätte zwar «ine längere Störung deS Betriebes zur Folge gehabt und damit vorübergehend auch eine Verminderung ihres Ertrages, der anjzerichtete Schaden aber wäre neben den Kosten, die der Krieg bi-her schon verursacht hat, kaum in Betracht gekommen. Immerhin war Johannesburg der werthvollste Besitz deS BoerenvolkeS im materiellen wie im politischen Sinne, und wenn dieser Besitz nun ohne verzweifelte Gegen wehr fahren gelassen wird, so wird die Bermuthung nicht ganz abzuweisen sein, daß die Boeren selbst ihre Sache bereit- verloren geben oder, was auf dasselbe berauSkommt, zu schwach sind, der englischen Uebermacht energisch entgegen- zutreten. Es wäre zu früh, von dem Abschluß der Feindseligkeiten beute schon zu sprechen. Vielleicht fehlt e- unter den zähen Holländern an Leuten nicht, die den Tod auf dem Schlacht feld« der Unterwerfung nnter den verhaßten Sieger vor ziehen. Daun kann der Kleinkamps noch eine ganze Weile dauer« und den Endländern noch recht viel zu schaffen machen. An dem AuSgange deS Feldzuges aber wird auch die Tapferkeit der Guerillaschwärme nichts ändern. Die Republik Transvaal ist gewesen, wie der Oranje-Freistaat gewesen ist. Die Erklärung deS Lord Salisbury läßt keinen Zweifel übrig. Gleichviel, ob sie in ihrem In halte mit dem der berühmten Gnildhallrede desselben Staatsmannes übereinstimmt oder nicht, die englische Re gierung ist in der Lage, die damaligen Worte ihres Chefs in der ihr heute opportun scheinenden Weise zu iaterpretiren, und diese Interpretation ist in der Annexion deS Oranie- FreistaateS unzweideutig genug ausgefallen. DaS Krirg-gluck bat einen merkwürdigen Einfluß auch auf die allerreinsten Intentionen. Bevor die nordamcrikaaische Union im Besitze Cuba- war, hat sie sich hoch und tbeuer verschworen, daß sie nicht um schnöden Landbesitzes willen Krieg führe. Nach Tische laS sich'S anders. ES bleibt, so schreibt die Wiener „N. Fr. Pr.", dem Theil der Boeren, der sich gegen die übermächtigen Gewalten nicht weiter zur Wehre setzt, -in freilich dürftiger Trost. Die Freiheit des Staates haben sie verloren, aber ihre nationale Freiheit wird von den Engländern nicht unterdrückt werden. Trotz unverlöschlichen nationalen Antagonismus zwischen Engländern und Holländern am Cap ist die Majorität des Cap-ParlamenteS holländisch , ist die Regierung holländisch. Kaum waren die Engländer im Stande, die offene Parteinahme der Capbevölkerung für die kämpfenden Boeren zu verhindern. An persönlicher und nationaler Freiheit wird eS den Unterworfenen nicht fehlen. Ihr Staat jedoch, den sie mit so schweren Opfern an Gut und Blut gegründet, wird nicht mehr zu retten sein. Aber nicht unrühmlich sind sie unterlegen. Die Geschichte wird von ihren Heldenthaten noch den fernsten Enkeln berichten und der Name der Boeren wird bis an daS Ende aller Tage mit Ehren genannt werden. Es sind größere und mächtigere Reiche in Staub zerfallen und weltbeherrschcnde Nationen vom Erdboden verschwunden; wenigen war e« vergönnt, so ruhmvoll unterzugehen. Sie werden im Liede weiterleben wie die edlen Burgunder, die fern von der Heimath ihr Helcenleben lassen mußten. Ueber Einzelheiten, welche der Besitzergreifung unmittelbar vorhergingen, wird noch berichtet: * London» 31. Mai. Dem Abendblatte „Star" wird auS Germiston Mittwoch 7.15 Abends gemeldet: Am Dienstag ver jagten wir den Feind nach kurzem Widerstande am Black Rees von hier und besetzten die Stadt unerwartet. Wir nahmen die Eisenbahnlocomotiven und Wagen, nachdem die Truppen eingezogen waren. Die Boeren feuerten gedeckt von den MinenauSgängen, heftig in die Straßen der Stadt hinein. Krüger erhielt heute von den Commandanten ein lakonisches Telegramm, das lautet: Bürger wollen nicht kämpfen. — Dem „Bureau Lassan" wird aus Germiston vom 30. Mai 3,15 Nach mittags berichtet: Ein Zug voll Boeren fuhr von ElandS- fontein den Weg, als unsere Avantgarde herankam. Sie feuerten auf Henry's berittene Infanterie. Verschiedene unserer Leute eilten rechtzeitig vorwärts, um den Zug aufzuhalten, aber sie waren nicht zahlreich genug, um die Boeren am Entkommen zu hindern. Diese flüchteten, mehrere Hunderte stark, in ein« Mine, als gerade die Grenadiere zum Angriffe auf sie vorrückten. Jetzt sind sie untir der Erde und können unmöglich entkommen. (Frkf. Ztg.) Die Minen. ES ist bekannt, daß sowohl Präsident Krüger als auch seine Regierung sich einem Vernichtungswerke bis zuletzt widersetzt haben. Da jevoch die Möglichkeit vorlag, daß 50 Mann die Minen binnen zwei Tagen mit Dynamit zerstören konnten und man sich der Befürchtung nicht verschließen konnte, daß auch ohne Zuthun der Trans vaal - Behörden und selbst gegen den Willen ein solcher Act deS Fanatismus sich ereignen könnte, war es vollkommen gerechtfertigt, daß Lord Robert» seine Truppen in Eilmärschen vorrücken ließ, um Johannes burg so rasch als möglich zu erreichen und etwa geplante- Unheil zu vereiteln. Die englischen Truppen legten die 80 bis 100 km zwischen dem Vaalflusse und Johannesburg in vier Tagen zurück und erschienen so überraschend in Germiston, daß die Boeren nickt mehr im Stande waren, das in der Kreuzungsstation Elandsfontein versammelte rollende Material der Eisenbahnen zu bergen, und dasselbe ganz in die Hände der Engländer fiel. Pretoria. Die Besetzung von Pretoria ist britisckerseitS noch nicht erfolgt, aber die Meldung des dortigen Vertreter- deS „Daily Mail" bestätig», daß seit der Flucht Krüger'S und der meisten Mitglieder seiner Regierung «in Bürgerausschuß die Ver waltung der Stadt vorläufig übernommen hat, bi« diese den britischen Truppen, die sich rasck nähern, übergeben werden kann. Der in der Delagoabai angekommene französische Militärattache erklärte, Pretoria konnte einem britischen Bombardement nicht zwei Tage Stand halten, was seine Richtigkeit hat, nachdem fämmtliche Fort- geräumt sind. Weiterer Widerstand soll zwischen Johannesburg und Pretoria zu erwarten sein. ES wird darüber berichtet: * London, 1. Juni. (Telegramm.) Die Boeren werben sich Roberts bei MachoSdorp stellen. — „Daily Expreß" meldet au- Germiston vom 80. Mai: Dir Dorren eoncentriren sich massen haft bei Sixmtlrspruit, sich- Meilen südlich von Pretoria, um dort verzweifelten Widerstand zu bieten. Sie befestigen rin» 12 Meile« lang« Frontstellung. Krüger soll in Lydenburg krank darniederliegen. Den Boeren ist di« Munition knavp geworden. Deutsches Reich. -8- Leipzig, 1. Juni. Herr OberlandeSgerichtSrath Zäsckmar in Posen wurde zum Hilfsarbeiter in der Reichsanwaltschaft ernannt. — Herr Zäschmar begann seine Richterlaufbahn als GcricktSassessor im Jahr« 1881. Zwei Jahre später, im Jahre 1883, wurde er Staatsanwalt in Glatz, 1885 in Meiningen und 1800 in Naumburg a. S. Im Jahre 1891 trat er zum OberlandeSgericht in Naum burg a. S. über, wo im Jahre 1895 seine Ernennung zum Rath erfolgte. Im Jahre 1898 wurde er zum Oberlandss- gerichtSrath in Posen ernannt. . „ -i- Berlin, 1. Juni. (Besteuerung der Fremd wörter.) DaS neueste Verzeichniß der bei dem stceichstage eingegangenen Petitionen enthält unter Nr. 50828 ein« von Herrn Adam Streib in Hannover eingeschickte Petition, in der zur Aufbringung der Kosten für die F lo t t e n ve r st ä r k u n g um eine Besteuerung der Fremdwörter gebeten wird. Der Gedanke ist scherzhaft genug, um einen Augenblick bei ihm zu verweilen. Das Verlangen nach einer Besteuerung der Fremdwörter ist bald ausgesprochen, aber wie soll eS verwirklicht werden ? Die Fremd wörter, die Jemand denkt, wird selbst der größte Feind der Fremdwörter nickt besteuert wissen wollen, weil sie nicht be steuert werden können. Auch die Fremdwörter, die Jemand schreibt, wird Herr Adam Streib aller Wahrscheinlichkeit nach steuerfrei lassen, weil er über den Nutzen de« Brief geheimnisses einigermaßen im Klaren sein dürfte. Die Fremd wörter ferner, die gesprochen werde», können auch nicht so rasch steuerpflichtig gemacht werden. Denn im Parlament, vor Gericht und an ähnlichen Orten läßt sich authentisch, oder wenigstens annähernd authentisch feststcllen, welche und wie viele Fremd wörter dem Gehege der Zähne der Anwesenden entronnen sind. So oft eS sich aber um gewöhnliche Versammlungen oder gar um Privatgespräche handelt, unterliegt die steuerliche Feststellung der ausgesprochenen Fremdwörter sehr erheblichen Schwierigkeiten. Letztere auszugleichen, werden wohl nur diejenigen bereit sein, die boshaft und schadenfroh den Mit menschen eine solche Verkürzung an Hab und Gut gönnen und auch vor entsprechenden Denunciationen nicht zurückschrecken. Immerhin ist deren Anzahl glücklicherweise b« uns nicht so groß, daß der Fiscus mit ihrer Hilfe auf eine nenncnswerthe Einnahme rechnen dürste. Demnach bliebe als einzig ergiebige Einnahme auS der Fremdwörterbesteuerung da« gedruckte Fremdwort übrig. Steht eS aber so, dann sind die Leid tragenden nicht die Besitzer der viel berufenen „stärkeren Schultern", sondern in erster Linie die Schriftsteller, Zeitungsschreiber und diejenigen Beamten, die in der Lage sind oder fick in der Nothwendigkeit befinden, Fremd wörter gedruckt vor die Oeffentlichkeit zu bringe». In zweiter Linie kämen allerdings auch zahlreiche Inhaber von „stärkeren Schultern" insofern in Betracht, als die Anzeigen in der Presse bequem zur Fremdwörterbesteuerung heran gezogen werden könnten. Als Ergebnis) stellt sich also heraus, daß die Besteuerung der Fremdwörter zunächst und vor Allem der Presse das Leben sauer machen würde. Daß Herr Adam Streib in Hannover bei seinem Steuervorschlage so schwarze Absichten gehegt habe, bezweifeln wir. Wir halten seine Petition vielmehr für einer übermüthigen Laune Kind und darauf berechnet, die klerikalen Steuerersinder lächerlich zu machen. 6.H. Berlin, 1. Juni. (Bergarbeiterbewegung.) So feindlich der christliche Gewerkverein und der Verband der deutschen Bergarbeiter einander gegenübersteben, so einig sind sie, wenn eS gilt, gegen di« Zechenbesitzer Front zu machen. In nächster Zeit finden im Ruhrgebiet die Wahlen der Knappschaft-ältesten statt. Schon bei den letzten Wahlen Aelang eS der vereinigten „Opposition", eine größere Anzahl der jenigen Aeltesten, die ihre Aufgabe darin suchten, Hand in Hand mit den Zechenbesitzern die Lage der Bergleute zu ver bessern, zu beseitigen und durch Oppositionelle zu er setzen. Jetzt habe sich nun wieder Verband und Gewerkverein für die Wahlen zusammengefunden, ihre Führer laden die Aeltesten der Opposition im Ruhrreviere auf den 17. Juni nach Bochum zu einer allgemeinen Aelttsten-VersammlunH ein, die über das weiter« Vorgehen bei den Wahlsfi sich schlüssig machen soll. „Sind erst alle „Mäßigen" als Knappschaft-älteste beseitigt", so haben die Agitatoren des Verbandes wiederholt verkündet, „dann hat die Opposition gewonnene- Spiel, beherrscht das Terrain und kann eventuell die Streik- genügend vorbereiten". Ju der That kann sich kein Kenner der Bergarbeiterbewegung darüber täuschen, daß die Herren Schröder, Möller und Genossen auf «inen großen Streik hinarbeiten. In diesem Frühjahre waren die Herren zum Schlagen nicht genügend vorbereitet; während e- in allen Bergrevieren aufloderte, blieb eö bekanntlich im Ruhrgrbiete mäuschenstill. Siegt nun, wie es leider jetzt den Anschein bat, di« Opposition bei den Aeltesten- Wahlen auf der ganzen Linie, dann wird die Bergarbeites- bewegung «inen mächtigen Anstoß erhalten. Schröder und Möller haben ja nie ein Hehl darau- gemacht, daß sie mit ihren von den Grubenbesitzern mit vollem Recht al- dnrchauS unberechtigt zurückgewiesenen Forderungen immer »nd immer wieder kommen werden, und da- wird sicherlich sofort geschehen, wenn dir Knappschaft-wahl«» der Opposition de» erwarteten Sieg vrrschaffen. 6. U. Verll», 1. Juni. (Privattel-gramm.) Der Kaiser nahm gestern Nachmittag im veisri, »e- persischen Gesandten die ibm vom Schah geschenkten kostbaren per-
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