Volltext Seite (XML)
--«Nr. 258. — 18S9. — Diele verbreitetste unparteiische Leitung erscheint Wochentags Abends (mit TatumdeS nächsten Lage-) und kostet niit den fünf Wöchentlichen Beillüttern: Kleine Botschaft, Sächsischer Erzähler, Gerichts-Zeitung, Sächsisches Allerlei, Jllnstrirtes Unter- haltnngsblatt, bei den Postanstalten und bei den Ausgabestellen monatlich 40 Pfennige. Postliste: I. Nachtrag Nr. 2377. Lelkgram», - Adresse: Bcneralanjeiaer Se>»s»rechstelle Ar. ISS. Soun tag, den 5. November. für Chemnitz und Umgegend. (Sächsischer LanveS-Stnreiger). - Gegründet 1878 als,,«n»ei-er" «. Verlag und Slotationsmaschtnen-Drutk von Alexander Wiede in Chemnitz, Theaierstratze Rr» C» . . . —- — > (lim Inseraten - Preis: Die S ge spaltene TorpiiSieile oder deren Rauin 2Y Pfg. (Preisverzeich nisse L Zeile 2ö Pfq.) - Be- vorzuatc Stelle (Reklame-Zeile) 60 Pfg. Bei VoranSbestelltep Wiederholnngen gröberer In serate entsprechender Rabatt. — Anzeigen für die Nachmittags erscheinende Nummer können nur bis Bormittag lu Uhr an- geno««« »erde». Geschästliche Anzeiger-Juserale finden für billigsten Preis zugleich Verbreitung durch die täglich erscheinende Chemnitzer Eisenbahn-Zeitung. Neu - Bestellungen für den Monat Rovemver ans den „General.Anzeiger" nehmen die Verlags-Anstalt, Austräger und Ausgabe- stellen zum Preise von 40 Pfg. entgegen. Durch die Post zu veziehen siir November und Dezember zum Preise von 80 Pfg. exkl. Zntragen. Postliste 1. Nachtrag Nr. S877. Dev Transvaalkrieg, Deutschland und Frankreich. Im „Figaro", der französischen Wetterfahne, wird wieder einmal di« Friedeusflöte geblasen. Der Chesredakieur des Blattes, Cornöly, nimmt die Aufführung des Waguerschen „Tristan" in Pari» und oaS gleichzeitige Auftreten' der Madame Nsjane in Berlin zum Anlässe, um allerlei Freundliches über eine Annäherung zwischen .Deutschland und Frankreich zu sagen und zu hoffe», daß der nationale Haß zwischen beiden Ländern verschwinde» werde. Noch weiter geht Whist (Valfrcy), der einem Defensiv-Bündnisse zwischen Deutschland, Frankreich und Rußland gegenüber England das Wort redet. Es trifft sich für die FricdenSdiPlomaten des Pariser Blatte» nicht eben günstig, daß gerade jetzt die Erwiderung de» früheren französischen Botschafter» in London, Barons de Courcel, auch die Behauptung, er habe im Jahre 1896, al» wegen des Jameson- Einfalles eine starke Spannung zwischen Dentschland und England bestand, England die Unterstützung Frankreich» zngesichert, bekannt wird. Baron de Courcel erklärt, daß er derartige Verhandlungen nicht mehr in seiner Erinnerung habe, jedenfalls aber gehörten solche Dinge den geheimen Staatsarchiven an und könnten von ihm nicht erörtert werden. Ma» wird zugeben, daß diese Form der Ableugnung die ausgestellte Behauptung nicht eben unglaubwürdig macht. Ma» muß sich die damalige Situation vergegenwärtigen, um rechtMürdigcu zu können, wie unklug Deutschland handeln würde, wenn Ä aus Anlaß des gegenwärtigen Transvaalkrieges sich Frankreich wild Rußland zum Zwecke eines „Defensiu-Bündnisscs" verkaufte. Während es sich heute um einen regelrechten Krieg zwischen zwei Staate», von.denen der eine freilich seine natürliche Uebermacht auf das Brutalste auSzünutzen sucht, handelt, hallte damals die gauze Welt, Frankreich nicht ausgenommen, wieder von einem Schrei der Empörung über den il»verschämten Ranbzug des Abenteurers Jameson. Aber es war merkwürdig — die Franzosen, die sich ja sonst immer als Hüter des Rechts aufspicle», wechselte» sehr bald die Front, als sich die Aussicht auf eine» ernsten Konflikt zwischen Dentschland und England zu bieten schien. Die französische Presse schwenkte damals sehr bald zu England um und machte gegen das Transvaal Front — wie damals behauptet wnrde, nicht ohne den Einfluß englischer Goldstücke. Das mag sein, aber das Licht, da» jetzt auf die damalige Thätigkeit de Courcels fällt, läßt doch die Vcrmuthung zu, daß der rasche Umschwung der französische» Presse wenigstens theilweise auf eine» Wink der französischen Negierung znrückzuführc» war. De»» wenn man etwa in die Lage komme» kennte» mit England gemeinsame Sache gegen Deutschland auf der Basis des Trausvaalstreites zn machen, so kam es natürlich darauf an, vorbereitender Weise mit Hilfe der französischen Presse das französische Volk für England und gegen das Transvaal einzunehmen; es direkt gegen Deutschland einzunehmen, war nicht nöthig, denn diese Stimmung war und ist im französischen Volke jederzeit vorhanden. Wenn dasselbe Frankreich damals die Gelegenheit eines noch schamloseren Versuch», die Freiheit der südafrikanischen Burenstaaten zu vernichten, benutzen wollte, um Zetlelungen gegen Deutschland anzustelle», so wird man heute seiner „ehrlichen Entrüstung" über die englische Politik, die ihm angeblich den Gedanken einer Defensiv- Allianz gegen England nahelegt, nicht allzuviel Glauben bcimeffe» dürfen. Man wird um so mißtrauischer sein müssen, je mehr man sich darüber klar ist, daß Frankreich gule Gründe hat, Deutschland mit England zn verfeinde»; denn in demselben Augenblicke, wo nicht etwa eine gelegentliche Verstimmung — deren hat es ja schon zu wiederholten Malen gegeben — zwischen Deutschland und England einlritt, sondern wo eine dauernde Verfeindung zwischen beiden Länder» sich einstellte, müßte Italien selbst dann vom Dreibünde abrücken, wenn es ei» noch viel sicherere- Mitglied desselben wäre, als es thalsächlich der Fall ist. Italien kan» allein seine ausgedehnten Küste» gegen Frankreich kau», schützen und es rechnet deshalb im Falle eine» Krieges mit Frankreich ans den Schutz der englische» Flotte. Wenn e» aber um Deutschlands Willen sich mit England verfeinde» sollte, so würde der Nachtheil, den es vom Dreibunde hat, viel schwerer wiegen als der Vortheil. Dann aber müßte Italien aus dem Dreibünde austreten, nach jenem Grundsätze, de» Fürst Bismarck proklamirt hat: „Keine Großmacht kann auf die Dauer im Widerspruch mit den Interessen ihre» eigenen Volkes an dem Wortlaut irgend eines Vertrages klebe», sie ist schließlich genöthigt, ganz offen zu erklären: ich kann das nicht mehr — und muß das vor ihrem Volke und vor dem vertragschließenden Theile »ach Möglichkeit rechtfertigen. Aber das eigene Volk ins Verderben führen an dem Buchstaben eines unter andern Umständen unterschriebenen Vertrages, „das wird keine Großmacht gntheißen." Unter anderen Umstände», ja sogar unter entgegengesetzten, als sie vorhanden wären, wenn Deutschland sich auf eine Defensivalliaiiz mit Frankreich und Rußland gegen England einließe, ist Italien i» den Treibund eingetreien, denn damals war die Devise: gegenseitiger Schutz gegen französische Ueberraschungrn, unter gleichzeitiger Wahrung «ine» guten Verhältnisse» zu England. Wir sind weit davon entfernt, die praktische militärische Bedeutung tz?s Verbleibens Italien» im Dreibunde übermäßig hoch z» ver anschlagen, aber »vir halte» es mit dem Sprüchwort» daß ein Spatz in der Hand besser ist als eine Taube auf dem Dache — besonder» wenn Gefahr vorhanden ist, daß die Taube sich in eine Schlange verwandeln könnte» die den Freund von hinten i» die Fers« beißt. —r- Politische Rimdschait. khcmnitz, 4. November 1899. Deutsches Reich. — Der Kaiser wird etwa am 20. November »ach England reisen und daselbst vermnthlich 14 Tage Aufenthalt nehmen. Die Einladungen der Königin Viktoria datire» aus dem Frühjahre. Die Königin hatte für den Oktober die Anwesenheit des Kaisers gewünscht, und auf seine Entschuldigung, daß er da nicht kommen könnte, wider Erwarten den November vorgeschlagen. Ein Minister wird de» Monarchen nicht begleiten. — Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: „Der von der „Pfälzischen Rundschau" in Ludwigshafen gebrachten Meldung, welche die Reise des Staatssekretärs von Podbielski nach Stuttgart und München auch mit der Frage der Einführung einheitlicher Postwerth zeichen in Zusammenhang brachte, trat die „Post" mit einem Dementi entgegen. Es erscheint uns als selbstverständlich, daß jene Angelegenheit bei der Anwesenheit des Staatssekretärs in Stuttgart, der sich jetzt der Besuch in München anschließt, zur Sprache gebracht worden ist, bezw. wird." Die „Nordd. Allg. Ztg." reproduzirt dann einen Artikel des angesehendsten Stuttgarter Blattes, de» „Schwöb. Merkur", der sich gegen den alte» Zopf, daß sich im Deutschen Reiche noch immer dreierlei Arten Freimarken in Gebrauch befinden, wendet, und in dem die Auffassung der maßgebenden Kreise Württem bergs zum Ausdruck kommen würde. Die „Deutsche Verkehrszeitung" bringt jetzt weitere authentische Mittheilungen über die Ausstattung der neuen Freimarken, worin e» u. A. heißt, daß die Ausgabe der Marken schwerlich vor dem 1. April 1900 wird stattfinden könne», und daß zu demselben Termin hoffentlich auch eine Marke für die Berkehrsanstalte» in den Kolonien und Schutzgebieten wird ausge gebe» werden könne». — Wenn hier und da angedeutet wird» daß die verbündeten Negierung«» mit Rücksicht auf den neuen Flvttenplan nicht abgeneigt sein würden, den Gesetzentwurf, betreffend de» Schlitz des ge- Der Krieg in Südafrika. Die Meldungen vom südafrikanischen Kriegsschauplätze lausen für die Engländer immer ungünstiger. Trotz aller englische» Be schwichtigungsversuche kann eS kaum einem Zweifel »lehr unterliegen, daß die Buren Ladysmith zernirt haben und General White eingeschlossen ist. Trotz jeder offiziöse» Beruhigung herrscht in London kaum ei» Zweifel, daß die Umzingelung Ladysmith- That- ache ist. Von Ladysmith nach der Küste gehen sechs Telegraphen- ini'e». Die Unterbrechung aller sechs kann nicht Zufall sein- Auch die Eisenbahn nach Colenso hat mehrere verwundbare Stellen. Di« Distanz zwischen Ladysmith und Colenso ist 16 englische Meile». Auf derselben sind zwei Stationen, Pieter» und Nelthorpe; zwei sliisse durchschneiden sie, der Fourie-Spruit und Onderbroek-Spruit. Bei Colenso überschreitet sic de» Tugelafluß mit der Bnlwerhrückg-. Dieselbe steht auf Stahlpfeilern. Eine Granate könnte solchen Pfeiler zerschmettern, e» wird jedoch vermuthet, daß eine Flotten batterie vom „Powersul" zu ihrer Vertheidigung aufgestellt wurde. Jedenfalls hofft man, daß die Panzerzüge auf der Linie nach Lady- niith recognoszire» können. Endlich erfolgte die Bekanntmachung der Verluste vom Montag bei Ladysmith. Dies trägt auch zur weiteren Depression bei, da sie White» Schätzung um da» Dreifache übertrifft. Es sind nämlich gefallen sechs Offiziere und vierundfünfzig Mann. Verwundet ind neun Offiziere und zweihunderteinunddreißig Man». Hierbei siid die Verluste der gefangenen Kolonne, die enorm fein dürsten, nicht einbegriffen. vr. Leyd» nimmt a», daß jetzt ei» starkes Bnrenkorps im Vor marsch gegen Pietermaritzburg und Durban begriffen ist, um die u», den Durbaner Hafen befindlichen Höhen in ihre Gewalt zu bringen, wodurch sie dann jede Landung englischer Truppen zn brr. hindern hoffen. Der KriegSlorrespondent des „Morning Leader" in Ladyfntith meldet er habe am Dienstag die Stätte besucht, wo da» Regiment Gloucester und die irischen Füsiliere kämpften. Das Treffen fand aus den, Gipfel eines hohe» Berges statt, wo die Regimenter Schanzen errichtete», die Mautefelbatterie hatte vorher die Flucht ergriffen. Die Infanterie gerieth zwischen zwei Feuer und ergab sich um 2 Uhr Nachmittag« nach siebenstündigem Kampfe. Der Berichterstatter zählt« noch 20 Todle auf der Bergspi'tze. Gegen 100 Verwundete wurden werblichen Atbeitsverhältnisses, freiwillig zurllckzuziehe»... ^ ^ . noch bevor dessen zweite Lesung im Reichstage stattgefunden hat, so!/'" Laufe des nächsten Morgens gesammelt und 670 Kn^gsge- können wir dieser Annahme auf Grund zuverlässiger Erkundig,ingen nach »D-'-ltz entschiede» widerspreche». Die verbündeten Regierungen bestehe» nach wie vor auf der Durchberathung dieses Entwurfs und verlangen darüber die „Quittung? des Reichstages. Dagegen versteifen sie sich keineswegs darauf, daß der Gesetzentwurf in der von ihnen vor geschlagenen Fassung zur Annahme gelange. Das Zentrum hat be kanntlich einen Gesetzentwurf angekündigt, durch den in erster Linie die Koalitionsfreiheit der Arbeitnehmer gewährleistet und Weiler ansgebaut wrrden soll. Auch von anderen Seilen, namentlich von einem Theil der nationalliberalen Partei, sind Abänderungsanträge in Aussicht gestellt worden. Die verbündeten Regierungen werden mit Rücksicht hierauf verlangen, daß der Gesetzentwurf nebst den dazu eingehenden Abänderungsanträgen einer Kommission zur weiteren Vorberathung überwiesen werde. Die erste Lesung endete mit der Ablehnung eines solchen Antrages. Die zweite Lesung, die jedenfalls noch vor de» Weihuachtsferien stattfinden wird, wird vielleicht ein anderes Resultat ergeben, da das Zentrum kann, niehr gegen die Kommissioiisberalhnng stimmen könnte, nachdem es selbst einen Gesetzt entwarf eingcbracht haben wird. — AlsErsatz für den eventuellen Verzicht Deutschlands auf Samoa sollen englischerseits die Gilbert- und der britische Theil der Salomons-Inseln angeboten sein. Die dem Marschallarchipel benachbarten Gilbert-Insel», auch Kiiigsmill- oder Linien-Juseln genannt, bestehen aus einer Reihe niedriger Koralleninseln und um fassen insgesammt nur 430 Flächenraum mit etwa 35,600 Ein wohnern. Seit 1892 stehen sie unter englischem Protektorat. Der britische Theil der Salomonsinseln ist allerdings sehr viel größer und übertrisst auch die Samoainseln noch ganz erheblich an Aus dehnung. Er um aßt die Inseln Neugeorgia, Guadacanar» Malaita, San Christoval und Florida mit zusammen 21,700 ykm und (schätzungsweise) 87,000 Einwohnern. Er ist aber, gleich dem etwa cbcnsogroßen deutschen Theil der Salomonsinseln noch völlig unkultivirt, die Einwohner sind großentheils »och dem KanibaMmus ergeben, und cS würde deshalb viel Mühe und Arbeit kosten, die natürliche Fruchtbarkeit der Inseln, die wegen zahlreicher Korallenriffe anßeidem schwierige Schiffsahrtsverhältnisse darbiet«», zur Ausnutzung zu bringen. Ausland. Oesterreich-Ungar«». Der Erzbischof von Olmütz, vr. Kohn, veröffentlicht soeben einen Hirtenbrief, worin er sagt, er habe mit schwerem Herzen von den in einigen Orte» seiner Diözese ausgcbrochenen Unruhen, die auch schon zu Blutvergießen geführt hätten, vernommen. Er fordert zn Gehorsam gegen die Obrigkeit auf. Da- Gesetz sei der Hort der Freiheit. Der Hirten brief erinnert an das Wort O'Connel'S: „Jeder, der zur Gewalt schreitet, sündigt an der Nation und stärkt unsern Gegner", und ermahnt, Ausbrüche roher Gewalt zu verabscheuen. Frankreich. Die radikalen Parteiorgane bedeuten dem Vorsitzenden des HaushattallSschuffeS Mesureur, vcm persönlichen Freunde und Vertreter Bourgeois', die Partei durchschaue ihn; sie wisse, daß er nur dem Kqbinrt, das ans Bourgeois' Mitwirkung verzichtete, Verlegenheiten bereiten wolle, und sie werde ihm i», Feld züge gegen die Botschaft beim Vatikan nicht folgen. DaS von Waldeck- Rouffea» vorbereitete Unterrichts- und GcnvssenschastSgesetz sei ein« ausreichende.Bürgschaft seiner antiklerikalen Gesinnung und die Unter drückung der Vatikaubotschast derzeit nicht dringlich. NeivS" betrug die Zahl der Tobten und Verwundeten in /«»ein Kampf 200. - - ' - ^ ' Privatnachn'chteii melde» die Ankunft von BurenkviiimandoS vor Pietermaritzburg. Der Ort Greytoivn ist durch das Bürenkorps unter EraSmu» abgeschm'lten. General Lucas Meyer besetzte mit Freistaat huren die gesamnite Bahnlinie bis vor Pieteruiau'tzburg. Alle vcr- ügbare» englischen Verstärkungen sind von der Küste abgegyngen, um Maritzburg zu schützen. Die Gährnng in de» Afrikanderkleise» wächst drohend. c , : . Mittlerweile hat vor 3 oder 4 Tagen (die vorliegenden Meld ungen lassen das Datum nicht genau erkennen), wie wir bereit» gestern nnttheilten, ei» neuer Kamps bei Colenso slattgefunde», bei dem die Engländer abermals geschlagen und General White schwer ver wundet wurde. Leider geht ans den vorliegenden Meldungen noch nicht hervor, ob es sich um einen Durchbruchsversuch der Engländer nach Pietermaritzburg oder um eine Vertreibung der Buren von Colenso handelt. Von London ans wird bestritten, daß dort ge kämpft worden sei. Ein Londoner Telegramm besagt: Wie die Abendblätter versichern, ist die Eisenbahnlinie Durban—Ladysmith »och immer offen. Die Buren haben noch keinen Angriff auf Colenso gemacht. Das ist wohl nur ein, in London gefertigtes BeschwichligungS« telegramm, das mit größtem Mißtrauen ausgenommen werden muß. Auch in London traut man dem Dementi nicht recht, wie an» folgender Nachricht hervorgeht: Viele Londoner Blätter fürchten, daß das KriegSamt die Tele gramme an» Ladysmith nicht alle veröffentliche; weil die Depesche von der Verwundung des Leutnants Egenston nicht vom General White, sondern von dem Stabschef Hunter uiilerzeichiiet sei, werde gefolgert, daß das Telegramm, nach dem General White besiegt und verwundet sei, nicht an» der Luft gegriffen sein könne. » * Ueber die jüngsten Ereignisse ans dem Kriegsschauplätze gingen un» im Verlaufe de- heutige» Vormittag- noch folgende Mit theilungen zu: London, 4. November. DasKriegsmini.'.erium hat keinerlei Nachrichten erhalten betr. irgend welche weitere Bewegung der Bure» bach Colenso oder sonst wohin; auch sei nicht bekannt, ob die Ver bindung mit Ladysmith durch die Eisenbahn aufrecht erhalten ist. Dagegen will die „Central News" erfahre» haben, daß Colenso nicht genommen ist und die Eisenbahn zwischen Ladysmith und Durban noch intakt ist. — Die Pariser Nachricht von einer zweite» Nieder lage des Generals White und der totalen Einschließung von Ladysmith erregt hier große Bennruhignng. Die offiziöse „Preß-Association" hebt hervor, daß ausländische Negierungen mit ihren Vertreter» in den britische» Kolonien von Südafrika »och durch Chiffre-Telegramme korrcspvndiren dürfen, und daß dies der Weg sei» dürfte, auf welchem die Nachrichten bekannt würde», die noch nach Europa gelangen. Die einzigen offizielle» Nachrichten sind jetzt die Verlustlisten, die in endlos trauriger Reihenfolge immer schwerere Verluste enthüllen und mit angstverzerrten Gesichter» auf dem Kriegsministerium durchmustert werden. Da- peinliche Schweige» der sich darum Drängenden wird nur zuweilen von einem Ansschrei unterbrochen, wenn ein geliebter Name in der Liste gefunden worden ist. Das Krieg-Ministerium ist jetzt ein Ort der Trauer, innen und außen.