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Mittwoch, de« IS; Januar. Diese verbreitetste unparteiische Zeitung erscheint Wochentag« Abends (milDatinil des nächsten Tages) und kostet mit den sechs wöchentlichen Beiblättern: 1. Sächsischer Erzähler, L. Kleine Botschaft, S. Gerichts.Zeitung, 4. Sächsisches Allerlei. 5. Jllustrirtes Unter- haltnngsblatt, «. Lnstiges Bildervnch monatlich b0 Pfennige. 1888. Postliste: Nr. 2808, Ullkgramm -Adrig«; ««Ntralaujkiger, gcrnsrrttliMe Nr. io«. für Chemnitz e*g er und Umgegend. Anzeigenpreis: «gespaltene EorpnSzeile (ea.S Silben fassend) oder deren Raum l K Pfg. (Preis verzeichnisse t» Zelle SV Pfg.) — Bevorzugte ^Stelle («gespalten« Petit-Zeile circa ll Silbe» sassend) »0 Pfg. — Anzeigen können nnrbis Vormittag il> Nhr angenommen werde», da Druck und Verbreitung der groben Aitslage längere Zeit erfordern. (Sächsischer Landes-«,,,etger). «earandet 1«?» alö ,,«u,eiger" ie. Berlag und Rotatton»maschi«en-Dr„<k von Alexander Wied« ln Chemnitz, Thealerstrak« Nr. 8. Geschäftliche Anzeiger-Inserate finde» für billigsten Preis zugleich Verbreitliug durch die täglich erscheinende Cheimützer Eisenbahn-Zeitung. Der Prozeß Esterhazy. In Pari» hat gestern die kriegsgerichtliche Verhandlung gegen den Major Esterhazy begonnen. Obwohl man sich früher für die gänzliche Geheimhaltung der Verhandlung ausgesprochen hatte, beschloß nunmehr der Gerichtshof, augenscheinlich unter dem Drucke der Dreyfus-Cli'que, das Verfahren öffentlich durchzuführen, mit Aus nahme jener Thcile, die Angelegenheiten der Landcsvertheidigung berühren. Zu Beginn der Verhandlung wurde der Anklagebeschluß ver lesen. Darin heißt es, die Absicht des Berichterstatters und die Schlußfolgern«^» des Negicrungskommissars ginge» auf einen Ein- stcllungsbeschliiß hinaus, da aber die Untersuchung nicht genug Licht gebracht habe, um in voller Kenntniß der Sache ein „Nichtschuldig" anszusprcche», werde Esterhazy »ntcr der Anschuldigung, mit einer fremden Macht im Einverständnisse gestanden zu haben, vor das Kriegsgericht gestellt. Unter den im Gcrichtssaale Anwesenden bemerlte man Deputirte, die Frau des früheren Haiiplmaiins Dreyfns, nnd dessen Bruder Mathicu Drcyfus. Der Vorsitzende des Kriegsgerichts, General de Luxer, gab den Befehl, den Angeklagten in den Saal zu führe». Nachdem dieser den Saal betreten hatte, begründeten die Sachwalter Labore nnd Demange ihre Anträge, der Frau Dreysus und Mathicu Dreysus zu gestatten, dem ganzen Verfahre» beiznwohnen. Major Hcrvienx' nnd Esterhazy's Anwalt, Tezenas, trat diesen Forderungen entgegen, worauf das Kriegsgericht die Anträge ablchnte. Der Bericht des die Untersuchung gegen Esterhazy leitenden Majors Ravary behauptet, Oberst Picquart habe eine Campagne gegen Esterhazy eingcleitct, er sei ihre Seele gewesen. Der Bericht gelangt zu dem Ergebnisse, daß von der traurigen, so schlau cin- gcfädelten Angelegenheit nichts übrig bleibe, als der peinliche Ein druck, der einen schmerzlichen Widerhall finden werde in allen wahr haft französische» Herzen. Alle dabei cmfgewcndeten Mittel hätten den Zweck, eine Revision dcS gesetzmäßig und gerecht gefällten UrtheilS gegen Drcyfus Hu erlangen. „Um zu schließen, sagen wir, daß, wen» die Anschuldigungen gegen Esterhazy im Stande wären, die öffentliche Meinung zu erregen, kein stichhaltiger juristischer Beweis von seiner Strafbarkeit erbracht worden ist, und daß die mühevolle Voruntersuchung keine genügende Belastung Esterhazy's hat ermitteln können, um eine Anklage auf Hochverralh gegen ihn zu begründen. Wir sind der Ansicht, daß cs angezeigt ist, eine» Einstellnngsbcschluß ergehe» zn lassen." Esterhazy erzählte ans Befragen, ein anonymer Brief mit der Unterschrift „ESperanza" habe ihn davon in Kenntniß gesetzt, daß ein Komplot gegen ihn angezettclt worden sei. Diesen Brief habe er in der Nähe der Alexandcrbrücke von einer verschleierten Dame erhalten, deren Namen er nicht kenne; er habe de» Kriegsministcr und den Präsidenten Faure sofort hiervon benachrichtigt. Im Februar 1893 habe er einen langen, eigenhändig geschriebene» Bericht ab gesandt, wovon er glaubte, daß er ihm von einem Offizier abverlangt 'tvordcn sei. Später habe jedoch die Polizei entdeckt, daß dies Ver lange» von Hadamard, dem Schwiegervater des Dreysus, herzurühren scheine. Aus dem weiteren Verhör ist hervorzuheben, daß der An geklagte die Urheberschaft des Vorderen» entrüstet zuriickwies, ebenso die Behauptung, daß er seine Handschrift geändert habe. Der An geklagte suchte ferner zu beweisen, daß die in den: Vorderem, ange führten Schriftstücke nicht von ihm hcrgegcbcn worden seien. Gegen über der Behauptung des ihm feindlich gesinnten Obersten Picquart, Rachrichtenbureau eine kompronntlirende Karte an Esterhazy gefundcn Wörden sei, erklärte der Angeklagte, er habe eine solche Karte nie erhalte», dieselbe sei jedenfalls das Werk eines Fälschers. Der Angeklagte beklagt sich daun darüber, daß man in sein Haus eingebrochcn sei und dort geplündert habe, was ebenfalls das Werk Picquarts war. Nach der Verlesung der lobenden Dienstzeugnisse des Ange klagten beginnt das Zengenverhör. Mathicu Drcyfus, ein Bruder des Vernriheilten Majors Drcyfus, wies auf dee Uebercinstimmnng der Handschriften Esterhazys mit der des Bordercaus hin und erhebt die bekannte» Anschuldigungen, muß jedoch seine Ausführungen ab- brcchc». Auf die Frage des Vertheidigers, wer die erforderlichen Summe» zahle, erwiderte Dreyfns, das sei seine Sache. (Große Erregung.) — Scheurer-Kestiicr erklärte, eine persönliche Enquete habe ihn überzeugt, daß das Bovdercau nicht das Werk des Drcyfus war. Auch Picquart und General Gonx hätten die Ueberzengung ausgesprochen, daß «SaS Vorderem, von Esterhazy herriihre: er, Schcnrcr, habe sich für Drcyfus als Landsmann interessirt. Auf Befrage» des Advokaten Tezenas erklärte Schcnrer, er besitze keine» Dossier, wohl aber der Advokat Lcblvis. Nach der Vernehmung einiger Zeugen wurde für die weiteren Verhandlungen die Oeffcntlichkeit ausgeschlossen. bereit- einige Tage früher in der Lage, die Dauer des Vertrages anzugeben. Auch das ist ein Zeichen, mit welcher eifersüchtige» Wachsamkeit alle Schritte Deutschlands im Auslande von den Eng ländern verfolgt werden. Uebrigens giebt dies „Auf dem Posten Sein" ein recht nachahmenswerthes Beispiel; ohne Zweifel verdanke» die Britten gerade dieser Eigenschaft viele ihrer Erfolge in aus wärtige» Unternehmungen. Es scheint, daß Deutschland »och feurig« Kohlen sammeln wird auf das Haupt der „Vettern", die so wenig liebenswürdig die Erwerbung Kiaoischan's beurtheilen. Mindestens macht sich ein Nachlassen der nnsrenndlichen Stimmungsäußeruugen Londoner Blätter bemerllirh. Die deutsche Diplomatie bemüht sich, glaubt man i» Berliner politischen Kreise», um die Herbeiführung einer Verständigung zwischen Rußland und England über die ostasiatischen Interessen. Es wäre eine neue That von großer Trag weite, wenn es Deutschland als „ehrlicher Maller" gelänge, den englisch-russischen Beziehungen eine nicht „»gefährliche Schärfe zu nehmen nnd dadurch zugleich beide Mächte sich wiederum zu der pflichten. Hamburg, 10. Januar. Im Befinden des Fürsten Bismarck tritt langsam eine Besserung ein. Der Fürst nimmt regelmäßig an der Mittagstafel Theil und bleibt nur Morgens etwas länger als sonst zn Belt. Den Rollstuhl kann er »och nicht verlasse». Zu Befürchtungen ist nicht die mindeste Ursache vor handen. Ausland. Oesterreich-Ungarn. Wie», 10. Januar. Die Bestattung des Generalinspektvrs der österreichisch-„»garische» Armee Feldzcng Waare sofort Geld verdienen wollen; es gebe auch solche, welche speknlire», um in der Zukunft Geld zu verdienen. Die Zvllgesitzpf seien auf die Exportindustrie zugeschnitte» worden. Ihm seien die 25 Millionen deutscher Landwirthe viel lieber, wie Serbe», Rumänen» Bulgaren und exotische Republikaner. Das einzige Mittel, um der Landwirthfchaft aufznhelfe», bestehe darin, daß das Korn theurer werde. Deshalb brauche das Brot durchaus nicht gleichmäßig theurer z» werden. Trotzdem aber müßte es den Arbeitern lieber sein, bei etwas theurer«», Brot gute Löhne z» bekomme», als bei billigem Brot Hungerlöhne. Die produktive» Stände müßten Zusammenhalten, um auch wahrend der Zeit, da »och die Handelsverträge existiren, die znr Hebung der Lage eines große» ThcilcS der Bevölkerung dienlichen kleine« Mittel zur Anwendung zu bringen. — Gras zur Lippe betonte, daß dem Interesse von 200 Getrcidchändlern und 30—40 großen Mühte» da» Interesse der gesanimten Landwirthschast,sowie von38,OOO klcinenMühle» gegenüberstehe. Kammer-Herr v. d. Planitz: Die nicht gerade über triebe» klug z» nennende Handelspolitik, deren sich das Deutsch« Reich seit dem Rücktritt seines großen Begründers befleißigt hat, trage jetzt ihre Früchte. Das Charakteristische an dieser Handelspolitik' sei gewesen, daß man die Länder, mit denen man paktirc» wollte, aus Kosten Deutschlands begünstigte und daß man einzelne'Beruf»- zweige begünstigte ans Koste» anderer. Zn den leidtragenden Verus»- zweigen habe die Landwirlhschast gehört, und es sei sehr bezeichnend, daß ihm einst der sächsische Bevollmächtigte für die Verhandlungen, in Wien erklärt habe, die Verhandlungen ständen günstig» aber natürlich, die Laiidwlrthschast müsse Haare lassen. Das sei nun auch eingelretcn. Er bitte »in einstimmige Annahme des Antrags Hauff«. Staats,,linistec p. Metzsch gab zunächst die Erklärung ab, daß die ...eisters Freiherr» von Schünfeld vollzog sich unter großen vollständig bereit s--' d-r Landwir-Hschaft zu helfe». sotE Feierlichkeiten. Eine dentsche Offiziersdcpnlatio,, „nler Führung des ° Politische Nimdschau. Chemnitz, den 11. Januar 1898. Deutsches Reich. Berlin, 10. Januar. Zugleich mit der Eröffnung des preuß jschc» Landtages nimmt morgen der Reich stag seine durch die Weihnachtsfericn unterbrochenen Arbeiten wieder auf. Auf der Tagesordnung der um zwei Uhr beginnende» Sitzung steht die erste Berathung der Entwürfe eines Gesetzes, betreffend Acnderniigen des GerichtLverfassuiigsgesetzes nnd der Strafprozessordnung, sowie eines Gesetzes betreffend Aeiidernngc» der Zivilprozeßordnung, und eines zugehörigen Einführungsgesetzes nebst Begründung. — Wie die „Nordd. Allg. Ztg." hört, ist der Pachtvertrag zwischen dem Reiche und China über Kiaotschau »ach inzwischen cingetroffencn Nachrichten auf einen Zeitraum vvn 9 9 Jahren abgeschlossen worden. — Hierzu wird uns ge. schrieben: Daß Deutschland Kiaotschan auf 99 Jahre gepachtet Hai, wird offiziell erst jetzt mitgetheilt. Englische Blät er waren I Generalleutnants v. Plcssen legte einen Kranz des deutschen Kaisers am Sarge des Feldzeug»,eisters nieder, eine zweite Deputation unter Führung de- Obersten Grafen v. Hülsen-Häseler einen Kranz im Namen der deutschen Armee. An der mit allen militärischen Ehren begangenen Leichenfeier »ah», der Kaiser Franz Josef Theil, ferner Namens des dentsche» Kaisers Generalleutnant v. Plcssen, die Erz herzoge, die Minister, die Hvfwürdenträger, Oberst Graf v. Hülsen- Häseler und andere deutsche Offiziere Namens der deutsche» Armee, Hie Mitglieder des di'plvmntischen.Korps, dir Generalität, die Zivil und Militärbehörde». Fast die^gesammle Garnison war ausgerückt. Eine sehr große Menschenmenge wohnte de», Trailerakte bei. — Die deutsche» Offiziere wmde» vom Kaiser Franz Josef in Audienz em- psangen. Spanien. Madrid, 10. Januar. Ans Cuba liegen heute günstigere Nachrichten vor. Nach eine», Telegramm aus Havanna hat sich der Sekretär des Marquis Santalncia, des sogenannten Präsidenten der cubanischen Republik, Namens Quiros, unterworfen, indem er erklärt, daß nach der Einsetzung der Autonomie zu einer Fortsetznng des Aufstandes kcin Grund mehr vorhanden sei. Ebenso habe» sich der sogenannte Kommandant Antonio Nnucz, zwei Offiziere und eine Anzahl Aufständischer, alle bewaffnet, unterworfen. Man glaubt, daß weitere Unterwerfungen von Aufständischen folgen werde». — General Weyler erhielt einen geheimen Befehl des Geiieralkapitüns. Man nimmt an, daß es sich um eine Berufung Weylers nach Madrid behufs einer neuerlichen Untersuchung handelt. Grostbritannien. London, IO. Januar. Zur Lage in Ostasien liegt eine Meldung aus Hongkong vor, wonach ei» tteber- einkommen zwischen England, Japan und Rußland in Bezug auf Korca getroffen sei. Seine Einzelheiten seien „och nicht bekannt. Ferner berichtet die „Times" aus Hongkong, ein hoher russischer Beamter habe sich von Peking nach Kanton begeben, um wegen be stimmter Angelegenheiten mit dem dortige» Vizekönig zu unterhandeln, welcher angewiesen sei, den bereits formnlirten Forderungen z»zn- stimmen. Sächsischer Landtag. Beide Ständekammcrn hielten am 10. Januar, nach Ablauf ihrer Weihiiachlsferien, Sitzungen ab. Erste Kammer. Die Erste Kammer nahm in Gegenwart des Herrn Staats- minisiers v. Mctzsch zu dem Antrag Hanffe und Genossen, die Aushebung der gemischten Transitläger betr., Stellung. Der Be richterstatter Herr Di-, p. Wachte« beantragte nach einem sehr ein gehenden Referat, „die Regierung zu ersuchen, im Bundcsrath dahin z» Wicke», daß n) die gemischten Transitläger, insoweit sie nicht dem Transitverkehr dienen, sondern für den Jnlandsverkehr ausgenutzt werden, aufgehoben und Zollkredite für Getreide beseitigt werden, b) die Ausfiihrvergntung für Mühlenprodukte dem thatsächlichcn Aus- bcuteverhältniß möglichst angepaßt werde." Der Korreferent Geh. Kommerzicnrath Tl-ieme »ahm einen etwas abweichenden Stand punkt ein und beantragte, die Negierung zu ersuche», dahin zu wirken, daß die gemischten Transitläger, auch wenn sie nur für den Inlands- Verkehr auSgenutzt werde», noch bestehe» bleiben und Zvllkrcditc für Getreide weiter gewährt werde». Er erklärte, in seiner Eigenschaft als Kaufmann nicht anerkennen zu können, daß von einem fort- gehenden billigeren Verkauf des Getreides vom Transitlager die Rede sein könne. Der größte Getreidehändler müsse im Hinblick auf seinen hohen Einstandspreis das Interesse haben, die Marktpreise hoch zu halten. Würden die Transitläger aufgehoben, so ginge der Mehlcxpvrt »och weiter zurück, die kleinen Mühlen kämen in noch schlechtere Lage, und dicht an den Grenzen, speziell in Hamburg, würden große Lager un verzollten Getreides entstehen, welche in: geeigneten Augenblick »ach Deutschland hercinfluthetc». Ferner halte er es für recht und billig, wenn de» Nutznießern der Zollkrcdite eine Zinsvergütung vo» 4 Proz. ouserlcgt werde. — Herr Kvmmerzienralh Ranmann hielt dem Vorredner ciitgcacii. daß cs nicht immer Kansleulc gebe, die an ihrer wohl mit der Negierung glaube, daß diesen Anträgen gegenwärtig im rollen Umfange kaum werde entsprochen werden können, so seien für diese verneinende Haltung die Rücksichten maßgebend, welch« er schon in der Zweiten Kammer dargelegt habe. Das ganze System, der Transitläger sei schon von 1894 ab wesentlich abgcschwächt worden. Seit diesem Jahre habe man in Sachsen nenn Transit» lägcr aufgehoben, so daß nur »och drei bestehe». Ferner sei der Grundsatz ausgestellt worden, alle diejenigen Transitläger aufzuhebe»,' welche hauptsächlich der Versorgung und Vcrmittelung des Jnlgnds- verkehrs für Getreide dienen und nur.solche aufrecht zu erhallen- welche in der Hauptsache de» Anslandsverkehr vermitteln. Insoweit sei auch die Negierung in der Lage, dem Antrag Hausse mit dem Georgische» Zusatz znziislinime». Den Vorwurf des Grafe» zntz Lippe, daß, wenn cs sich um ein llcinrs Mittel für jdie Land- wirlhschaft handle, »nr schwer etwas z» eircichen sei, könne er nicht zutreffend finden. Die Negierung, sei nicht abgeneigt, di« Frage der gänzlichen Beseitigung der Zollkrcdite noch weiter in Erwägung zn ziehen, sie habe jedoch ihrem Bevollmächtigten beim Bundcsrath noch keine Instruktionen erthcilt, daß er sowohl für Aushebung der Transitläger, wie für Wegfall des Zollkrcdits eiu- zntreten habe. Aus der Erwägung heraus, daß der Einfluß auf die Preisbildung »nr ein minimaler sein werde, könne er nicht' ohne Weiteres znsicher», die vorliegenden Anträge uiioedingt an mabgebeuder Stelle zu befürworten. Kammerhcrr I)r. p» Frkg« dantte für diese wohlwollende Beurthcilnng des Antrags Hausse. Die gemischten Transitläger seien durchaus kein reiner Engel, welchen man der Huld der Negierung empfohlen lassen sein solle, sondern man bdfände sich da in einer zweifelhaften gemischten Gesell schaft. Wenn.sie ihre Aufgabe »nr darin erblickte», da- Ausland mit Mehl und Getreide zn versorgen, so hätte die Landwirthschaft kein Interesse a» ihrer Aufhebung, aber es sei eben nachgewiesen, daß geringwerthiges ausländisches Getreide den Preisdruck für ein heimisches Getreide Jahr« lang hcrbcigeführt Hab:. Dem Antrag Thicme auf Einführung einer Ziiisvergütniig für die Zollkredite schließe er sich unbedingt a». Sobald ein Berkanfspreis wie in den 1870er Jahren zu erreichen sei» könne auch die Landwirlhschast das sämmtliche im Inland erforderliche Brotgetreide liefern. Schließlich lat Redner noch die Negierung, die Interessen der sächsischen Brennereibesitzcr der »cncstcu Novelle zui» Brannlwcin- stcuergesetz gegenüber zu wahren. Herr Obcrfinanzraih Or. Singer bemerkte hierzu, dieses Gesetz wolle dem Brcnnercigcwerbe auf helfen, da die Befürchtung bestehe, die Menge des abgabepflichtigen Branntweins würde geringer werden w>e das Kontingent. StaatS- niinister V. Meflsch kam ans eine Erklärung in der Zweite» Kammer zurück, beim Bniidesrath dafür eintreten z» wolle», daß die Fest stellung des AuSbenteverhältnisses beim Mehl von Fall zu Fall vorgenommen werde. Neuerdings habe sich die Regierung überzeugt, daß dies aus zvlltcchnischc» Rücksichten nicht angängig sei, so daß man wieder feste Sätze eingestellt habe. Wenn Herr Karnmerherr v. d. Planitz bei seiner Kritik der Handelspolitik vo» mangelhafter Rücksichtnahme auf die Landwirthschaft spreche, sv werde er wohl >'« den Worten dcs Staatssekretärs Graf Pvsadrwsly in der Elatdebatte vor» 14. Dezember 1897 eine Beruhigung finden, daß die Negierung für die Landwirthschaft soweit eintreten werde, wie es nvthwcndig sei, damit sie wirthschastlich existiren könne. Diese Worte seien der sächsischen Regierung vollständig aus der Seele gesprochen. Kammer- Herr Sahrer v. Tahr sprach sein Vertraue» zur Negierung au», daß sie der Landwirthfchaft zu ihrem Rechte verhelfen werde. Er unterstütze den Antrag Hm>ffe. Bei der Rede dcs Geh. Kommcrzien- raths Thieme habe cs ihm scheinen wolle», als ob dcms.lben da» Rausche» der großen Mühlenräder schöner erklinge als das Jubiliren der kleine» Hcmdwerker. Hierauf wurde der Antrag Hanffe in feinem erste» Thcile gegen 3 Stimmen, im zweite» Thcile einstimmig an genommen. Z weite Kam m er. Die Kammer teschäfligtc sich am 10. Januar i» Gegenwart de» Staats,»im'sters p. Watzvorf mit der Schliißberathnng über mehre« den Eisenbahn Etat betreffende Forderungen Für Erweiterung des