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— Nr. 159. 1L98. — Diele verbreitetste unparteiisch," Utung erscheint Wochentags Adend» (mitDatuul des nächsten ««es) und kostet mit den sechs vSchentlichen Beiblättern: 1. Sächsischer Erzähler, L. Kleine Botschaft, 8. Gerichts-Zeitung, .4. Sächsisches Allerlei, k. Jllnstrirtes Uuter- haltungsvlatt, 6. Lnstiges Bilderbuch fiir Cbemnib: monatlich 40 Pfennige; bei den Postanstalten: monatlich SO Pfennige. 1898. Postliste! Nr. 2808. Telegramm -Adresse: Generalanzeiger. Fernspl erstelle Nr. IW. Arrz General- Mittwoch, den 18. Jult. Anzrigenprets: Sgesvaluu» TorpuSzeile (ca.9Silbensaii«d) oder deren Raum lSPsg. (Vott- Verzeichnisses Zelle SO Ps^)- Vevorzngte Stelle (Sgespalte»» Petit-Zeile circa 11 Silbe» fassend) 80 Psg. — Anzeige» können mir bis Vormittag lO llhr angenomineit werden, da Druck und Verbreitung der grob»« Auflage längere Zeit erfordern. für Chemnitz Umgegend. (Sächsischer Landes-Slnzeiger). Gegründet 187» alS „Anzeiger" ie. Verlag «nd Notatio»smaschinrn°Drn<k von Alexander Wiede in Chemnitz, Theaterstratz« Nr. 8» Geschäftliche Anzeiger-Inserat« finden für billigsten Preis zugleich Verbreitung durch dl« täglich erscheinende Chemnitzer Eisenbahn-Zeitung. Politische Nimdfchau. Chemnitz, den 12. Juli 1999. Deutsches Reich. — Für den Besuch des Kaisers in Egypten sind dem «Egypt. Cur." zu Folge schon alle Borbereilungen im Gange. Der Besuch wird in den letzten Tagen des Oktober oder spätestens in den ersten Tagen des November erfolgen. Für den Aufenthalt in Kairo selbst sind vorläufig zwei Tage in Aussicht genommen. In Kairo wird der Kaiser, wie sich ja von selbst versteht, der Gast des Khediven sein und mit seinem aus wenigstens vierzig Personen be stehenden Gefolge im Abdinpalast Wohnung nehmen. Schon jetzt wird dieser von emsige» Händen für den Empfang des hohen Be suches in Stand gefetzt und zwar unter der Mitaufsicht unseres Ver treters und Generalkonsuls Herrn v. Müller. Der Khedive selber wird nach seiner Rückreise, gegen Ende Oktober, wahrscheinlich eigens von Alexandrien nach Kairo komme», »in sich durch den Augenschein zu überzeugen, ob Alles in einer des befreundeten Herrschers würdigen Weise hergerichtet ist. — lieber den Besuch des Prinzen Heinrich beim Kaiser von China bringt die letzte ostasiatische Post nur noch Wenige Einzelheiten, die nicht schon telegraphisch gemeldet worden sind. Der „Peking and Tientsin Times" zu Folge hat die Kaiferin- Wittwe dem Prinzen ihre Freude über seinen Besuch geäußert »nd hinzugesügt, sie wolle an ihrem nälhstcn Geburtstage auch aus ländische Damen empfangen. Der Kaiserin-Wiitwe küßte Prinz Heinrich die Hand, während er die des Sohncs des Himmels kräftig schüttelte. Als der Prinz den Tempel des Himmels besuchte, be gleitete ihn nicht nur der Gesandte Baron v. Heyking, sondern auch dessen Gemahlin dahin. Dies wurde in den Mandarinenkrcise» der Hauptstadt nicht wenig besprochen. Noch vor einigen Jahren hätten die Herren von der Pekinger Regierung geglaubt, der Himmel würde eher cinsallen, als daß eine Frau den Tempel des Himmels besuchen könnte, weil dies noch niemals vorher erlaubt worden war. Und jetzt fällt eine solche Schranke nach der anderen, ohne daß sich die große Menge in Peking viel darum kümmerte. Im Gegentheil, Prinz Heinrich ist von der hauptstädtischen Bevölkerung durchaus freundlich begrüßt worden. Bei seinem Besuche strömten viel mehr Menschen zusammen, als bei dem des Fürsten Uchtomsky, der im vorigen Jahre werthbolle Geschenke des Zaren für den Kaiser überbrachte. Der Nordpol entdeckt?! Von I. H. Giers. (Nachdruck verboten.) Sollte der Schleier des Geheimnißvollen, welcher seit Aeonen den nördlichen Punkt unseres Erdballes den Blicken der wiffens- durstigcn Menschen hartnäckig verhüllte, endlich gelüstet sein? Wenn man einer durchaus einwandfreien Quelle Glauben schenken darf, so ist die Lösung dieses weltberühmte» Problems nnn- wehr zur Thatsache geworden. Die Nachricht wirkt um so impulsiver, als unsere Gegenwart gleichsam im Brennpunkte von Entdeckungen aller Arten steht. Hat es nicht ein wcigemuthiger Forscher, wie Friedjof Nansen versucht, die Eisrcgivnen jener arktischen Länder zu durchbrechen? Unternahm nicht der kühne Schwede Andree, in seinem Ballon auf dem Luftwege jene unbekannten Breiten zu erreichen? Mit welchem Erfolge, ist freilich noch nicht abzusehen. Schon seit Jahrhunderten waren Seefahrer aller Nationen be müht, ohne Rücksicht aus Lebe» und Gesundheit, das gleiche Ziel zu erreichen. Dem Zufall war cs Vorbehalte», zu erschließen, woran die eisernste Energie der Mensche» bisher schcilccte. Der Zusall hat ein Häuslein Schiffbrüchiger durch unsägliche Fährnisse hingeleitet zum 90. Brcitegrade! Alle Hypothesen von Gelehrte» nnd Laien über die Beschaffenheit des Poles zerrinnen wie körperlose Phantome. Mit dieser Ent deckung ist die glänzende Keile gewaltiger Errungenschaften des 19. Jahrhunderts durch ein kostbares Glied bereichert worden. Die in Ostsibirien wohlbekannte große Brauerei von Schermetiev L Co. in Wladiwostock, so lautet der aus Petersburg kommende Bericht, bezieht ihren Eisbedarf aus dem Ochvtzker Meere, dieses steht mit dem Venngmecre und der gleichnamigen Straße in Ver bindung. Als die letzte Sendung in genannter Stadt anlaugte, fiel dem Inspektor der Brauerei eine Eisscholle auf, in deren Inneren «r einen eingefrorenen Gegenstand erkannte. Er ließ die Scholle schmelze» und eine festverkorlte mit beschriebenen Blättern angefüllte Cognacflasche kam zum Vorschein. Der Beamte sandte die Flasche, von der Wichtigkeit des Fundes überzeugt, sofort an die Geographische Gesellschaft Petersburg. Dort bemächtigte sich der Gelehrte» eine fieberhafte Erregung. Einer jener Zettel führte am Kopfe den Namen der Rhedcrei Iwan Gorkvw in Archangelsk nebst dem eines Schiffes „Orion". «rv ^"?"^üglich setzte man sich mit jener Firma in Berbindung. -llie Antwort war derart, daß eine Mystifikation unbedingt ansge- chwsten erscheint. Danach hatte der Dampfer „Orion" am 2. Juni 199o, zwecks Walfischgfmiges den Hafen jener Zeit verlassen. » zugleich die Weisung, der z» jener Zeit ans Franz-^osef-Land befindliche» Jackson-Expedition Proviant u. A. m. zuzusuhren. lieber diese Expedition wurde seinerzeit eingehend be richtet. Wie erinnerlich, war es Jackson, der mit Nansen dort »ach -essen Ucbcrwintcrung zusammrngelroffen war. Führer des Schiffes, so lautete der Bericht weiter, war Kapitän -Ami Berken, ei» bewährter Seemann, außerdem zählte der „Orion" 15 Mann Besatzung. Auch befand sich der in Archangelsk ansässige Geologe John MM «Bord-der sich durch Erforschung de» südwestlichen Alaska-, — Auf das Huldigungstelegramm, welches anläßlich der Ent hüllung des Bismarckdcnkmals in Altona an de» Fürsten Bismarck nach Friedrichsruh abgesandt wurde, hat dieser mit folgender Depesche geantwortet: „Ich bitte Sie, geehrter Herr Oberbürgermeister, meinen Herren Mitbürgern mit meinem herzlichsten Dank für die hohe Auszeichnung, die Sie mir erwiesen haben, meine wärmsten Wünsche auszusprechen für das Gedeihen der Nachbarstadt, welcher als Bürger anzugchören ich die Ehre habe. v. Bismarck." — Nach gewissen Zentrumsblättern zu urtheilen, scheint die Wahl des Grafen Ballestrem zum Präsidenten des neuen Reichstags noch keineswegs festzustehen. Von dieser Seite wird als möglicher Kandidat auf jenen Posten der Münchener Professor Frei herr von Hertling genannt und dieser in dem beregten Fall als Gegenkandidat der Herren Lieber, Bachem und Genossen gegen den oberschlesische» Magnaten bezeichnet. — Der frühere Chefredakteur der „Krenzzeitung", Freiherr von H a mm erst ein, wird dem Vernehmen nach am 22. Juli nach Verbüßung von drei Vierteln seiner Strafe aus dem Zuchthaus entlassen. — Herr Lieber hat, wie die „Echtes. Ztg." mittheilt, nicht nur in Glvgau, sondern auch im Wahlkreise Löwcnberg auf die An frage des dortigen Pfarrers Jlgner hin den Bescheid ertheilt, die Zentriimspartei möge fiir den freisinnigen gegen den agrarisch- konservativen Kandidaten stimmen. „Thatsache ist cs, daß die Katholiken des Kreises Löwenberg infolge dieses Lieber'schen Befehls für den Freisinnige» stimmten und daß infolge dessen Herr von Wieters heim mit einigen Hundert Stimmen hinter Kopsch zurückblieb." — In den nächsten Tagen werden von Wilhelmshaven aus auch einige bisherige Zöglinge des Orientalischen Seminars, die ihre Prüfung in der chinesischen Sprache abgelegt haben, nach Kiautschan hinausgesendet werden. Es befinden sich darunter ein Forstassessor Thomas, sowie drei Gerichtsrefercndare. O.. Bessert- Ncttelbeck, Neitzel und Or. Wagensühr. Alle diese Herren sollen in der Zivilvcrwaltung des neue» Schutzgebietes beschäftigt werde». — Der Zentralvcrbaiid d r Bäcker-Innung „Germania" i» Berlin hat in seiner letzten Vvrstandssitzung beschlossen, sofort den Hamburger Bäckermeistern eine Strcik-Untestützung in Höhe von 2000 Mk. zu gewähren. Mit Befriedigung wurde davon Kenniniß genommen, daß der Gesellcnfircik bereits nahezu bendet ist, dagegen fanden sehr eingehende Erörterungen statt, wie dem Boycvtt energisch zu begegnen sei, da derselbe die in Arbeiterbezirken Hamburgs wohnhaften Meister schwer schädige. Die Mehrzahl der M gebirges einen bleibenden Namen in der Wissenschaft gründete. Der Inhalt jener, übrigens stcnographirten Blätter, rührt von ihm her. Der Bericht giebt, freilich nur in gedrängter Kürze, ein an näherndes Bild von den nahezu romanhaften Erlebnissen, welche die „Orion"-Lcl,te aus ihrer lange Monate Ivährenden Wanderung durchzumachen halte». Freilich war ihnen vergönnt, nach „„endlichen Leiden, die Wunder einer ganz neuen Welt zu erschauen, ihren staunenden Blicken erschloß sich ein Eden von nie geahnter Pracht, doch der bittere Tropfen im Freudenbecher fehlte nicht: Die Rückkehr wird ihnen auf immerdar verschlossen bleiben. Wir lassen Nobsay's Aus zeichnungen hier folgen: „Am Nordende der Erdachse." „Ob dieser Sendbote jemals die Stätten von Kulturvölkern erreichen wird, das steht in den Sternen geschrieben. Mit welchen Gefühlen ich diese Flaschenpost den unsicheren Fluthen übergebe, kann ein Menschenherz kaum fassen. Uns war es beschicken, das viel umworbene Ziel zu erreichen, allein der Preis war ei» hoher: Die Heimath mit all unseren Lieben gaben wir dafür hinl Wir verließen am 21. Juni 1895 Archangelsk, der „Orion" ankerte nach ziemlich glatter Fahrt, nachdem er das Eis gleich forcirt hatte, am Kap Flora (Fraiiz-Jvscf-Laiid); die für den englischen Forscher bestiminlc Ladung wurde gelöscht, dann dampften wir weiter zum Walfischfang. Nach zwei Tagereise» — wir fanden merkwürdiger Weise das Wasser ziemlich eisfrei — gelang es »ns, die Nvrdseite des bisher nur in unsichere» Umrissen und nur von der Südseite her bekannten König Oskar-Landes kartographisch festzulegen und seinen nördlichsten Punkt unter 82 Grad 34 Min. 6 Sek. n. Br. zu bestimmen. Hier sprang eine Brise aus Süd-Süd-West auf, die sich bald zu einem Orkan verstärkte, der uns mit Leichtigkeit die aus dem großen Polarbccken entgegenkommende kalte Strömung über winden ließ. Unser Schiff schoß pfeilschnell dahin. Eine unheimliche Fahrt i»'s Ungewisse. Am Bug brachen sich krachend die Schollen und der „Orion" ächzte in all' seine» Fugen. In der folgenden Nacht wurde das Steuer durch ein wuchtiges Eisstück weggcschlagen. Aber immer vorwärts raste das Schiff »nd hinter ihm her der schaurig heulende Sturm. Masten und Raaen stürzten zersplittert über Bord, jeden Moment fürchteten wir eine Katastrophe. Vor uns hatten wir, einem Kanäle ähnlich, nur mit dünnem Treibeise besäetes Wasser. So raste das Fahrzeug drei Tage lang unter dem furchtbare» Luftdruck dahin. Die vorgciiommene Orts bestimmung ergab 87 Gr. 62 Min. 11 Sek. ». B., ein Punkt, der vordem nie erreicht wurde. Da — in der vierten Morgenstunde des vierten Tages — erfolgte ein entsetzlicher Stoß — der „Orion" war mit dem Bug Hochhaus festes Packeis gerannt, sei» Vorderlhcil zer schmettert, während sei» Spiegel rapide in die eisigen Fliiihc» sank. Wir bargen a» Proviant und Material das Noihwcndigste und rettete» uns auf das Eis. Der Rückweg war uns nun abgcschnittc», das treue Schiss ein sinkendes Wrack, die Boote zerdrückt und jener Kanal mit festem Eise gefüllt. Dazu blies ^er Sturm unentwegt »ach Norden. So hieß cs denn mit dem Stimm: nordwärts. Man erlasse die mir an's Fabelhafte greifenden Schrecknisse dieser Wanderung hier einzeln aufzuführe». Sie würden Bände füllen. Nur skizziren will ich sie. Mit jedem Schritte hatten wir aus Berlin nach Hamburg zur Aushilfe entsandten Bäckermeisters- söhne, sowie Gesellen ist wieder nach Berlin zurückgekehrt. Fernem theilte der Vorsitzende mit, daß sich in Rheinlaud-Westfasen di« Majorität der Innungen für Zwangsinnuugen erklärt hätte. Ausland. Vesterreich-Utrgari«. Zur Sprachenfrage in Oesterreich wird unterm 11. Jul, aus Wien tclegraphirt: Das Resultat de« Konferenzen der Klubobmänner der deutschen Linke» ist ein derarti- negatives, daß wahrscheinlich der Handelsminister vr. Baernreli« schon in dem gestern Nachmittag stattfindcnden Ministerrath sei««, Demission geben wird. Es zirkuliren die abenteuerlichsten Gerücht« von Verfaffnngs-Aenderungen nnd Oktroyirungen. Graf Thun ist entschlossen, nicht »achzugeben; er erklärt, es sei der feste Wille der Krone, die Sprachenverordnung nicht früher aufzuhcben, als bis di« Parteien sich mit der Negierung verständigt habe». — Der von de» Schönerianern in Eger abgehaltene deutsche Vvlkstag beschloß nach einer Rede Schönerer- die Annahme einer Resolution, in welcher ausgesprochen wird, daß an den nationalen Forderungen festgehalte» »nd denjenigen Abgeordneten, die vor der Aufhebung der Sprachen-, Verordnung sich mit der Regierung in Unterhandlungen einlaffei^ Verachtung ausgedrückt werden soll. Frankreich. Während es jüngst schien, als würde die Red« Cavaignac's von den Freunden des Hauptmanns DreyfuS al» ei» schwerer Schlag empfunden, wird jetzt täglich deutlicher, daß st« nichts weniger als entmulhigt sind. Eigenthümlich berührt eS, daß die Rede des Kriegsministcrs, wie ans Paris tclegraphirt wird, bis her trotz des Kammerbeschlusses noch nirgends angeschlagen worden ist. „Aurore" fragt daher, ob Brissvn vielleicht inzwischen Zweifel betreffend die Echtheit der von Cavaignac zitirten Schriftstücke auf« gestiegen seien. — Den Dreyfus feindlichen Organen zufolge wird Picquart seit vorgestern Morgen streng von Geheimagenten über« wacht. — „Libre Parole" verbreitet das Gerücht, ein Theil Aktenstückes Dreyfus sei aus dem Kriegsministerium verschwunden. Cavaignac habe deswegen strenge Unlersuchnng angeordnet. Asien. Nach Berichten aus Canton sind die Aufständischen in der Provinz Kwangsi Schwarzflaggcn und Amnnite». Dir Letzteren wurden von Soldaten ausgcbildet, welche von den fran zösischen Truppen desertuten. Die Ausständischen werden von drei Ausländern geführt. Eine Truppe Aufständischer ist zur Zeit auf dem Marsche gegen Kwang-Tschon-Wung auf der Halbinsel. Lien- Tschou, um die Franzosen anzugreifen. 6 Kanonenboote sind mit den Tod vor Augen, aus jeder Eisspalte grinste er uns entgegen. Zur Ueberwindnng einer verhältnismäßig kurzen Strecke von kau» 2 Breitengrade» (30 geographische Meilen) gebrauchten wir über 7 Monate und zu alledem herrschte eine Kälte, die uns das Mark in den Knochen erstarren machte und die mitunter bis zu 65 Gras Celsius erreichte. Der erste Monat führte uns über ungehe.ier« Blocke von Packeis, jeden Tag das gle che trostlose Bild — ein Panorama inelaucholi'schster Monotonie. Später, ,'n den Polarnächten, umgaukellen freilich zauberhafte Gebilde die erschlafften Sinne, dann übcrgoffen Nordlichter von strahlender Pracht die öde Eiswüste mit ihren zahllosen Gletscherkaskaden, Firnen »nd Eisbalkonen, die sich pittoresk in die Lüste reckten, mit purpurfarbigem Lichte; dir 1üT»' Szenerie erhielt Wärme und Leben und wie mit Milliarde» funkelnder Brillanten, Smaragden und Rubinen überstreut glitzerte und flimmerte cs in nnd um die transparenten Eiskolosse. Mau däuchle sich in einem phantastischen Wundergartcn, allwo die olympischen Götter ihr« kostbarsten Schätze zur Schau gestellt hätte». In solchen Momenten standen wir bcwuiidcrnd vor diesem grandiosen Natnrschanspiele und vergaßen die traurige Wirklichkeit. Mit dem Beginn des neuen Jahres stellten sich ungeheure Schneesälle ein. Wiederholt glitten wir ab von den glatten Blöcken nnd stürzten i» metertiefe Schnechalden. Unsere Hände krallten sich krampfhast an das kantige Eis, die Spuren unseres Blutes daran znrücklassend. Kapitän Jean Berken stürzte einmal in eine Act Höhle mitten in ein Lager von Eisbären. Wir glaubten rhn ver'^ lorcn, doch die Bestien, ungewohnt des Anblicks von Meiischdn, er griffen die Flucht. Ein andermal mußten wir uns durch eine «Achaar dieser Thiere, wohl a» die siebzig, fvunlich hindurchzwängen, da st» uns den einzigen Ausgang, eine» Hohlweg, versperrten. An einem Mittage erblickten wir nach Norden hin die ver schwommenen Konturen eines hohen Gcbirgsstvckcs. Lange Woche» vergingen jedoch, bis wir dessen Fuß erreichen sollte». Es war ein ungeheures Ringgebirge, das sich nach beiden Seite» in weil« Ferne verlor. Ein Eiswall von mächtigen Dimensionen lagerte davor. Wo fände sich eine Feder, welche die neue» Gefahre» auch nur annähernd schildern könnic, welche unser harrienl An senkrechten, wie polirt glatten Eismauern, unter n»S schwin delnde Abgründe, mußten wir Stufen schlagen, um so Schritt für Schritt fest an die eisige Wand gedrückt, diese Hindernisse zu über winden. lieber lange schmale Schncebrückcn krochen wir hinweg, die dann prasselnd hinter uns znsammeiistürzten. Ans messerscharfen Graten rnlschte» wir entlang, neben »ns gähnende Schluchten und Spatien, wohl fünfzigmal mußie» wir den gleichen Weg znn'lcklegcn» da wir die Hände znm Festklammern brauchte», um unsere Lebens mittel in den Taschen zu befördern. Z» alledem das bciänbcnde Konzert niedcrsansendcr Lawinen, das Einstürzen von Eisthore» und fclscngroßcn erratischen Blocken, die sich losgelöst hatten. Eine Mnsilh als wen» hundert Kanonenschüsse auf einmal gelöst würde». Ein mal erfaßte »ns eine Lawine; in sausendem Fluge trug sie »ns in weitem Bogen, haarscharf an einem gähnenden Abgrunde vorüber Ein andermal mußten wir ei» schräg abfallendes Schiiccfeld passtren. Die beiden Angeseiltc» an der Tote stürzlcn »nd wir anderen schossen Pfeilschnell die glatte Fläche hinterher. Ich verlor die Besinnung. Ans meiner Betäubung erwachend, fand ich mich iih mitten meiner Gefährten in einem finstere», schachtähiilichen Fels«