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General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 31.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189910318
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18991031
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18991031
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
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Jahr
1899
-
Monat
1899-10
- Tag 1899-10-31
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Monat
1899-10
-
Jahr
1899
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Umschau Im Saude. — LtteSdet». Dir feierliche Eröffnung de» Landtages wird »« S. November Mittag» 12 Uhr im Thronsaale des Königliche» ResideiizschioffrS durch Se. Majestät de» König erfolge». A» der Feier werde» auch die Prinzen und Prinzessinnen de« Königliche» Hause« theiliiehmen. — Leipzig. Die in den AuSsland getrelcnen Angestellten der »Leipziger Elektrischen Straßenbahn- hielten am Sonnabend Bormittag eine Versammlung ab» worin bekannt gegeben wurde, vaß sich di« Lage de» Streiks nicht wesentlich verändert habe. Ei» kleiner Theil der Ausständigen soll die Arbeit wieder ausgenommen habe». Die Zahl der Streikenden wurde immer »och aus etwa 250 an- gegeben. Wie Herr Schmidt ausfü rle, hat die Direktion inzwischen bekannt gegeben, daß sie gewillt ist, eine monatliche Zulage von 10 Mark zu gewähren. Er forderte die Anwesenden auf, sich vorläufig auf Nicht» einzulassen und zunächst erst dar Ergebuiß der vor dem Gewerbegericht zwecks Herbeiführung einer Einigung an- beraumten Sitzung — vorausgesetzt, daß die Direktion darauf eingehe — abzuwarten. Es machte sich die Meinung geltend, daß man jedensall» die ausgestellten Forderungen nicht werde voll ausrecht erhalte» können. Unter allen Umständen sollen aber die Forderungen, wonach Materialschäden, falls nicht grobe Fahrlässigkeit vorlirgt, nicht in Lohnabzug gebracht und wonach keine Maßregelungen wegen Zugehörigkeit zur Organisation vorgenommen werden sollen, aufrecht erhalten werden. Zu de« Verhandlungen vor dem Gewerbegericht wurde» vier Angestellte der Straßenbahn und zwar die Herren Zorn, Rockrohr, Schröder und Michaelis, sowie sechs Beisitzer gewählt. — Geotzruha!«». Bei der Jagd de» Großenhainer Parjorc«. Jagd>B«reinS am Sonnabend brach da» Pferd veS Prinzen Friedrich August beim Nehmen einer Hürde aus, wobei der Prinz zu Falle kam und sich ei«« leichte Gehirnerschütterung zuzog. — Meitze«. Seit Donnerstag werde» hier zwei im dritten Jahre stehende Mädchen vermißt. — Als am Sonnabend Abend der hiesige Kupserschmiedrmeister Thum in seiner Werkstatt «inen kleinen Knpserkessel der Druckprobe unterzog, «xplodirte der Kessel, wodurch dem Meister der Kopf abgerissen und durch das Fenster 15 Meter weit aus den Dänin, hinauSgeschleudrrt wurde. Der Verunglückte, welcher in den mittleren Jahren stand, hinterläßt eine Wittwe nnd drei Kinder. — Anttttverg. Bei einer Treibjagd im Stadlforst Neudorf wurde der als Treiber thätige Waldwärter Albert in die Brust ge- schoffen. Der Mann verstarb infolge der erhaltenen Verwundung. — Forchhrtm. Am Freitag früh sprang infolge hochgradiger Nervosität der 65 Jahre alte Rentenempfänger Siegelt, ans dem Vorwerk Niedersorchheim wohnhaft, aus dem Fenster seiner im 1. Stockwerk befindlichen Wohnung. Er trug eine so schwere Gehirn «rschütterung davon, daß er unmittelbar daraus verstarb. — Hetzvorj. Ein größerer Trupp Zigeuner zog am 21. Oklbr, durch nnsrrn Ort. Die Lande, unter der Führung eine» riesen» hasten Zigeunerhauptmanns, kam von Dittmannsdorf, woselbst sie sich getheilt hatte. Sie sührte 6 große Wohnungswagen mit sich. Ihr Weihnacht-fest wollen die braunen Gesellen in Verbindung mit zwei Hochzeiten bei Loreuzkirchen feiern, woselbst sich gegen 100 Wagen treffen werden. — LelSuttz s. B. Wer einen besonderen Vorzug darin erblickt» Hausbesitzer zn sein, dem dirtet sich im südwestlichen Bogtlande billige Gelegenheit hierzu. Am 4. Dezember gelangt nämlich in Bobenneukirchen da» Wohnhaus de» Hadernhändler» Hegenbart zur gerichtlichen Versteigerung, und das köuigl. Amtsgericht ÖelSnitz hat das Grundstück auf 200 (Zwei'huuderts) Mark geschätzt. Noch bescheidener sind die Forderungen der Geschwister Rödel in Bobenneukirchen, welche ihr Hans für 150 Mk. zu freihändigem verkaufe aiisbieten. Und dabei sind diese Hänschen gar nicht schlecht, sondern die fortschreitende Entvölkerung der nach der bayrischen Grenze gelegenen Dörfer, ivelchen jede Bahnverbindung fehlt, und deren Wrberbevölkernng sich in die Industriestädte zieht, zeitigt diese, vom volkswirthschastlichen Standpunkte aus beklagenSwerthe Erscheinung, wie in Bobcnueukirchen. so wurde vor einiger Zeit in Troschenreuth eine drastische Jmmobiliarentwerlhung festgestellt. Ein aus Wohnhaus, Stallung und Gärtchen bestehendes, auf 450 MO taxirtes Besitzthum wurde für 100 Mark eine», Bieter zugeschlagen. La der Letztere dieses Gebot nur scherzweise gethan und nicht dir Absicht hatte, sich i» Troschenreuth ansässig zu machen, so wurde das Grundstück „aus geschlachtet", die Gebäude abgetragen und Steine und Ballen, Fenster und Thüren «inzelu verkauft. Die Einwohnerzahl war in Boden- neukirchen 1890—1895 vou 936 auf 910, in Trosch nreuth von 171 aus 158 zurückgegangeu, und bei der nächstjährige» Volkszählung dürste dort, wie auch in den Nachbardörfern, der Rückgang noch auf fälliger sein. — «liugenthal. Der seit nunmehr zwei Wochen anhaltende Streik der Tischler in der Musikwaarenbranche in Schwaderbach und Klingcnthal ist jetzt beendet worden. Die Fabrikanten habe» sich bereit erklärt, eine Erhöhung der Preise der von ihnen aufzukaufenden Theile vou 10—12 Prozent eintretcn zu laffe». Obwohl die Tischlermeister mit diesem mäßigen Preisaufschlag die Forderungen ihrer Arbeiter (20 Prozent Lvhnzulage und Verkürzung der Arbeits zeit von 13 auf 11 Stunden) nicht befriedigen können, haben sie doch gegen die Zusicherung einer Lohnerhöhung, entsprechend der Preis erhöhung, die Arbeit wieder ausgenommen. Die Preiserhöhung kommt vornehmlich einer großen Zahl 'Kleinmeistern zu Gute, die allein arbeite». Die Tischlergeselle» bringen es wöchentlich höchstens auf 9 Mk. Lohn, und ist deshalb eine Lohnaufbefferung in dieser Branche sehr erwünscht. Lokales. — Di« öffentliche Auszählung der hei der dies jährigen Stadtverordneten«»«»!)» abgegebenen Stimmzettel findet jedesmal sofort nach Schluß der Stimmzettelabgabe im Rath hause statt, und zwar heute Montagfür Abtheilung ^0 Bezirk 1, 3 und 4 im Zimmer Nr. 55 (1. Stock rechts, Eingang am Becker- denlmal), für Abtheilung Bezirk 2 und 7 im Zimmer Nr. 102 (2. Stock r-chts, Eingang an der Poststraßc), für Abtheilung Bezirk 5 und 6 im Zimmer Nr. 36 (Erdgeschoß link», Eingang an der Poststraße), für Abtheilung Bezirk l, 3 und 4 im Zimmer Nr. 4l (I. Stock links, Eingang am Beckerdenkmal), für Abtheilung L?, Bezirk 2 und 7 im Zimmer Nr. 56(1. Stock rechts, Eingang am Beckerdenkmal), für Abtheilung Bezirk 5 und 6 im Zimmer Nr. 56 (1. Stock rechts, Eingang am Beckerdenkmal), am Mittwoch für Ab theilung L, Bezirk 1 »nd 3 im Zimmer Nr. 56, für Abtheilung L, Bezirk 2 und 7 im Zimmer Nr. 36, für Abtheilung L, Bezirk 5 und 6 im Zimmer Nr. 41, für Abtheilung L, Bezirk 4 im Zimmer Nr. 56, für Abtheilung 0, Bezirk 1 und 7 im Zimmer Nr. 55, am Freitag für Abtheilung v, Bezirk 1 bis 7 und Abtheilung L, Bezirk 1 bis 7 im Zimmer Nr. 56. Nach Schluß der Auszählung für die einzelnen Bezirke wird das Eesainmlcrgebniß der Ab stimmung jedesmal im Zimmer Nr. 56 festgestellt. — Das 15. Stück vom diesjährigen Gesetz- und Bei- oednnngsblatte für daS Königreich Sachsen ist an Naths- stcllc cingcgang.n u»2 liegt darlbst in der vauptkonzlci — Zimmer 41 im neue» Rathhause. Eingang am Beckerdenk,iiale — 14 T ge lang zu Jedermann» Einsicht an». Dasselbe «thält: Ver ordnung vom 5. September, die Abänderung der Ve ordnung über Lcsinsckiiv» der z» Vie transpvrtcii auf Eisenbahnen benu.teu Wagen re. roi» 13. September 1686 betreffend; Verordnung vom 21. September, die Enteignung von Grnndeigenrhu« zur Erdauung einer normalspurigen Elsenvah» im Lhemnitzthale — von Chemnitz nach Wechselbarg — betreffend; Belanutuiachniig von, 27. September, die Eröffnung des Betriebes ans der normalspurigeu Nebeneisenbahn von KönigSbrnck nach Schwepnitz betreffend; Verordnung vom 6. Oktober, eine Abänderung der Prüfungsordnung für das Bnreaupersvnal bei der Verwaltung der direkte» Steuern betreffend; Verordnung vom 6. Oktober, die von den Leichenfrauen auszustell-.n- den besonderen Todesanzeigen beireffend; Verordnung vom 7. Oktober, Ernennungen sür die I. Kammer der Ständcvelsammlang betreffend; Bekanntmachung vom 12. Oktober, die Versammlung der Stände des Königreichs Sachsen zum nächste» ordentlichen Landtage be treffend; Verordnung vom 12. Oktober, die Ausführung des Gesetzes über deu Urkundenslempel vom 13. November 1876 in der Fassung des Gesetze» vom 10. Juni 1898 betreffend. — Z" ver geplante« dritte« Thetlnng der St. Johanntsgemeinde nnler Gründung einer neuen, der »Luther- Gemeinde- nach Maßgabe des hierfür ausgearbeitete» TheilungSfiatuts hat der Rath sein Eiiiverständniß erklärt und ferner auch di« Aufnahme eines Amvrtisationsdarlehns von 250,000 Mk. seitens der Lukaskirchgemeinde bei der Kommniialbank sür va» Königreich Sachsen genehmigt. — Alt» Moltke-Denkmal auf dem Hauplmarkte ist am 23. d. M. aus Anlaß des 99. Geburtstages des Generalfeld» marschallS Grasen von Moltke auf Veranlassung d«S NatheS ein großer Kranz mit Schleif« in den Sladtfarben niedergelegt worden. — DaS Stadtbauamt schreibt die Arbeiten für di« Her- telluug der Gasleitungseinrichtung für de» Erweiterungs bau der 11. BezirkSfchule im Stadttheile Mtchemnitz zur Vergebung aus. Angebotsverzeichuisse mit AnSsührungsbedingungrn können gegen Erlegung der Schrcidgebühren bei dem genannten Amte ent nommen werde», woselbst auch die mit entsprechender Aufschrift ver sehenen Angebote bis zun» 13. November Mittags emzureichrn find. — Zur diesjährigen Stadtverordnetenwahl. Die Wähler seien in letzter Stunde nochmals daran erinnert» daß heut« Montag vo» Nachmittags 4 bis Abends 6 Uhr die Stadtverordneten wahl in Abtheilung ^ »nd ^ stattfindet. Indem wir zu recht zahlreicher Betheiligung auffordern, bemerken wird noch, daß di« Ab gabe der vo» dem Allgemeinen BürgrrwahlauSschusse ausgestellten Wahlliste umsomehr zu empfehlen ist, als dieselbe als ein einheitliches Werk aller am öffentlichen Leben onscrer Stadt sich betheiligenden Kreise die Wünsche uud Interessen aller betheiligten Bereinigungen nnd Stände zum Ausdruck bringt. Wir möchten daher im Interesse des Ganzen, vor den wie wir hören, bedauer licherweise in letzter Stunde von gewisser Seite angeregten Bestreb ungen, in einzelnen Abt eilungen Aenderungen in der Vorschlagsliste vorzunehme», und vor dem Gebrauche entsprechender Querlisten warnen, die den Urhebern Nichts nützen, wohl aber de» einheitlichen Erfolg der Wahl in Frage stellen könne». — El« Beemächtnifj vo« 30VV Mk. ist dem Hospital St. Georg vou den Erben de» Herr» Louis Bernstein zu gewendet worden, dessen Zinse» alljährlich zu Weihnachten an 24 Hospitaliten vertheilt werden sollen. — Die Maul- m«d Maurusenche ist am Sonnabend laut Bekanntmachung des Ralhcs auf dem hiesigen Schlacht- und Vieh Hofe unter einem Transport vo» Schweinen aus MarkuShos in West- Preußen auSgcbroch en. — Auszeichnung ««d Ernennung. Herr» Blzirkssteuer- Inspektor Steuerrath Voigt in Chemnitz wurde das Ritterkreuz 1. Klasse dcS AlbrechtSordenS verliehen. — Der zeitherige Vize wachtmeister Herr Leinen ist als Straßenbauaufseher bei der Straßen- und Waffer-Vauiiispektivn Chemnitz ernannt worden. — KoukurSwese«. lieber das Vermögen de» Gutspachlers Karl Richard Clauß in Chemnitz-Mtchemnitz (Aiinaberger- straße 172) ist unter dem 28. d. M. Nachmittags °/^5 Uhr da» Konkursverfahren eröffnet worden. Zum Konkursverwalter wurde Herr Rechtsanwalt O,. Gutzschebauch hier ernannt. Forderungen aus diesem Konkurswesen sind bis zum 25. November an hiesiger Amtsgericht-steile anzumelden. Zur Prüfung dieser Forderungen und zur Beschlußfassung üb» die Wahl eines anderen Verwalters sowie über die Bestellung eine» Glä,bigerauSschuffes u. s. w. ist auf den 7. Dezember Vormittags V,12 Uhr Termin vor dem hiesigen königl. Amtsgerichte Abtheilung L auberaumt worden. — Die Konkursverfahren über das Vermögen 1. des Maschinenfabrikanten Ernst OSkar Zimmermann, alleinigen Inhabers der Firma „H. E. Zimmermanu u. Cv.-, und 2. des Bäckermeisters Franz Wilhelm Seltmann, Beide in Chemnitz, find nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins unter dem 27. bczw. 28. d. M. für aus ge hoben erklärt worden. —N. Mili1äi'ko«zert. Zu dem gestern Sonntag Nachmittag »n Baum'S Etablissement seitens der hiesigen Militärkapelle ver anstalteten Unterhaltungskonzert hatte Herr G. Asbahr wiederum, wie immer, ein feinsinniges und äußerst gehaltreiches Programm zusammengestellt. Wir erwähnen nur »Air- von Seb. Bach „Siegfried's Rheinsahrt" aus dem Musikdrama „Götterdämmerung* von Rich. Wagner und die Ouvertüre zur Oper „Der Wildschütz- von Alb. Lortzing. Alles wurde von der Kapelle, die schon oft Proben eine« vortrefflichen Schulung abgelegt hat, unter persönlicher Leitung ihres bewährten Kapellmeisters vorzüglich zu Gehör gebracht. Der Applaus, welcher der Kapelle und ihrem Dirigenten für ihre trefflichen Darbietungen gespendet wurde, war so stark, daß sich Herr Asbahr zu einigen Zugaben verstehen mußte. Als Sollst ließ sich Herr F. Jakob mit zwei Variationen für Violoncello von L. Franchomme hören. Sein meisterhaftes Spiel erntete gleichfalls den lebhafteste» Beifall. Ein Besuch dieser jeden Sonntag Nachmittag in» genannten Etablissement stattfindenden Konzerte kann ihres künstlerischen Werthes wegen dem musikliebende» Publikum nicht genug empfohlen werde», Niemand dürfte dieselben unbesriedigt verlassen. — Der hiesige Gustav Adols-Zweigverei« hält, wie auch aus den Kirchennachrichten in vorliegender Nummer d. Bl. ersichtlich ist, entgegen seiner Gepflogenheit seine diesjährige Jahresfeier morgen als am Reformationsfeste Abend» 6 Uhr in einer der hiesige» Kirchen und zwar in der St. Pan Milche ab. Die Fest predigt wird Herr Pfarrer v. Seydewitz von der Lutherkirche in Leipzig halten, deu Jahresbericht der Vorsteher de» Verein» Herr Pastor Frvmmhold erstatten. Reichere musikalische Ausstattung wird dem voraussichtlich zahlreich besuchten Gottdienste ein besonder» festliches Gepräge verleihen. —1-. Spiritismus und Vegetarismus, Am vergangenen Sonnabend Abend hielt Herr Oi. Schaarschmidt»L«ipzig im Vegetaricinische» SpeisehauS von Eduard Winter, Poststraße, einen öffentlichen Vortrag über: „Spiritismus und Vegeta ris miis-. Der Herr Redner führt« ungesähr Felgende» auSr Spiritismus uud Vegetarismus ist nicht» Verschicken«», sonderß Beide gehöreu zusamme.i; was der Vegetarismus für den Magen, st der Spiritismus sür de» Geist. An der Hand der Bibel zeig!« dann der Herr Redner, »ie a» Stelle der einstigen Menschenopfer die Thieropfer trecken uud »ie sich darau» der Vegetarismus van rkbsi bildet«. NSerdie» eickhalt« die Pflanzenkost denselben Rich»- werih wie die Thierkost, ttz^lwesiesei sie derselben sogar überlege». Dein Vegetarismus gehöre dir Zukunft schon deshalb, weil wir biShee falsche Vorstellungen davon gehabt hätten. Eine schönere Zukunft ober als der Vegetarismus verspreche uns der Spiritualismus: eia Fortlebe» nach dem Tode. Die vegetarianische Bewegung »ad di« piritlstische Bewegung sei im Begriff, sich zu verschmelzen, denn da der Spiritismus milde sei gegen das Thier, wendeten sich di« Vegetarier demselben zu. Der Spiritismus sei die Forlentwickeluug des ChristenlhumS, wie letzteres die Forlentwickeluug der mosaischen Lehren gewesen sei. Der Spiritismus stehe viel höher, al» ver wandte Lehren, da derselbe Heilmittel sür geistige und körperliche Leihen biete. Ihn, gehöre die Zukunft schon deshalb, La audcre Lehren, welche schon viele Jahrtausende bestehen, die soziale Frage nicht lösen konnte», was diesem gelinge» werde. Vegetarismus und Spiulismus gehörten zusammen, denn in einen gesunden Körper ge- >öre ein gesunder Geist nnd Beide böte» Alles, was zu des Menschen irdischer und himmlischer Glückseligkeit gehöre. —* Ein Fahrrnvdiev wurde am Sonnabend Abend in der Stunde i» der Person eine» 24 Jahr« alten, schon vorbestrafte« Artisten aus Crimmitschau sestgeuomme». Derselbe stahl um diese Zeit an- dem Hofe einer Schankwirlhschaft au der Augustnsburgcr- trabe ein Fahrrad im Werthe von 160 Mark. Der Dieb wurde kurz darauf aus der Zschopauerstraße von dem Bestohlenen mit dem Stade betroffen, festgehalten und der Polizei übergeben. —* Ei«e Schlägerei aus geringfügiger Ursache entstand in fter Stacht vom Sonnabend zum Sonntag früh gegen 4 Uhr auf der Leipzigerstraß« zwischen einen, Handarbeiter und einem Stoßer. Der Handarbeiter schlug seinen Gegner mit dem Regenschirm über den Kopf, daß der Getroffene an» mehreren Kopfwunde» blutet«. Die Betheiligten wurden zur Polzeilvache abgeführt, woselbst der Verletzt« verbuuden wurde. —* Uttgemiithliche Gäste. In einem Tanzsaal in der Südvorstadt benahm sich gestern Abend ei» etwas angetrunkener Maler so unanständig, daß der Wirth sich genöthigt sah, den Störe»« ried au» dem Lokale zu entfernen. Aus Aerger darüber zertrümmerte der junge Mann eine größere Glasscheibe an einer Thür. Der Thäter wurde darauf zur Polizeiwache abgeführt. — Ein ähnlicher Austritt trug sich «beufall» gestern Abend in einer Schankwirlhschaft in der Schloßvorstadt zu. Hwr schlug «in Handarbeiter, welcher wiederholt vom Wirth heranSgesteckt worden war, absichtlich eine größere Fensterscheibe rin. Der Thäter wurde von dem Wirth und einem Gast« festgehalten uud der Polizei übergeben. —* 2» Haft gtttommc» wurde ei» Handarbeiter au» Bischdvrf in Böhmen, welcher behufs Strafverbüßung vom Amts» anwalt zu Lommatzsch steckbrieflich verfolgt worden war. Stadt-Theater. Chemnitz, den 3V. Oktober I6S». Der Freischütz. Oper von Carl Maria von Weber. ck. kp. Die gestrige Freischütz-Aufführung wurde vo« den, gut gelaunten Publikum mit deutlich ausgesprochene», Wohlgefallen ausgenommen. Frau Morny bot mit der Durchsühnnig der Agathe wieder eine Leistung voll Schliss und Glätte. Sie sang stets mit natürlichem Ausdruck und wärmer Empfindung. Der erquickende Wohllaut ihres Organs kam in fast allen Thellen ihrer Partie zu nugelrüLtcr Enisaltnng. Ein munteres Aeuncheu voll ungezwungener Schelmerei stellte Frl. Koch in die Szene. Nach ihrer Arie im 2. Akte hatte sie sich ausmunterndei, Beifalls zu erfreuen. Einen ge winnenden Eindruck machte Frl. Koch auch ,mt ihrer TraumerzShliing, die sie hübsch pointirte. Den, Max wußte Herr Branzowsky die rechten Töne und lebendig« Farben zu geben. War auch sei. e Stimme im 2. Alt« unter den Einwirkungen der trockene» Lnfl, die im Hanse herrschte, stellen- imise envas getrübt, so ließ er sie in. Finale des 1. Aktes z»r Freude der Zuhörer desto voller anStönen. Vortrefflich war auch Herr Offen dach als Caspar. Er imponirte durch die Wucht seines uinsangreichcl, BaffeS »nd durch die wirksame dramatische Ausgestaltung seiner Nolle. HcrrOssen- ach war in allen Details der unheimliche Gesell, derer sei» soll- Tie Arie: „Schweig, schweig" trug er «ist dämonischer Beseelung vor nnd er zielte damit lebhaften Beifall. Als Fürst Ottokar verwendete Herr Schmiedeck seine frisch ansprelende Stimme mit wohlthuendcr Sicherheit. Der Eremit wurde von Herrn Goßmann mit pastoraler Würde ge nüge». Volles Lob gebührt ferner de» Herren Maluschinskp Cunv>, Steinbeck (Kilian) und Sprotte (Samiel). Die Chöre griffe» in de» Ensembles beherzt z». Die Ouvertüre fand rauschende Anerkennung. Mufikaufführuug t„ dev St. Pauttkirche. Ein werthvolles und reich aiisgestattetcs Programm lag der Aufführung zu Grunde, mit der Herr Kantor Reim gestern Abend die Reihe der dies- winterlichen Kirchenkonzerte eröffnet«. Die Chorgesäuz« waren säst alle sür uns Novitäten und beanspruchten deshalb besonderes Jnleressc. DaS Abendlied von Hans SItt ist ans jenen anheimelnden romantischen und süßen Ton gestimmt, den der Komponist auch in einigen seiner Violinsätze »nd einstimmigen Lieder anschlägt; das Crescendo in der 2. Zeile „Der Abend ingt durch Flur und Wald" ist freilich weder hier »och in den beiden andern Strophen durch den Text gerechtfertigt. Zwei interessante Motetten steuerte der vielseitige Deffancr Meister A. Klughardt bei. In de», ftinfstimiiiigen Knabenchor erzielt er durch die Theilung des Chores eine» musikalisch wirksamen Gegcirsatz; „Galt ist u»sere Zuversicht" athmct echt reformatorischen Geist. Zu der dramatisch belebte» Episode „wenn gleich das Meer wüthetc" kontrastirt der Latz für Rinderstiimiie» „dennoch soll die Stadl" ganz wundervoll. Herr Kantor Reim hatte diese Chöre wie den bekannte» schlichten Satz von A. G. Ritter „Der Herr ist mein Hirte" mit der ihn, eigenen Gewissenhaftigkeit vorbereitet und durchgearbeitet. Da war Alles goldrcin, die Textbehandlung nnd Aussprache vorzüglich, die dhnamische Abstnsmig reich nnd doch immer schlicht und ungekünstelt. Wenn trotzdem dem Chor klang jenes bezaubernde Etwas fehlte, das man sonst wohl das Poetische nennt, so wissen wir nur zu gut, wie wenig fördernd die Akustik der Pauli kirche ist, besonders bei Uebersüüung und beängstigend hoher Temperatur wie gestern. Einen reichen Kranz von köstlichen Gaben spendeten die Solisten. Lassen wir den Auswärtigen den Bortritt. Mit aufrichtiger Freude begrüßten wohl Alle die Wiedereinkehr des Herrn Kapellmeister Hans Litt und seiner Tochter Fräulein Eilt, welche vor einigen Jahren in cincnl Jakobikirchenkonzerl zum ersten Male an die Oeffentlichkeit trat. Schon die Wahl der Kompositionen, Sonate von Händel. Introduktion und Fuge von Seb. Bach, Arie von de« italienischen Violinisten M. Beracini (1685—1750) und Adagio vou dem Vater des modernen BiolinspieleS Biotti (>753—1824) muß jedes Musiker- Herz entzücken: daS war das Beste vom Besten und entsprechend di« Darbietung. Fräulein Sitt hat seit dem ersten Auftreten ganz außer ordentliche Fortschritte gemacht: der Ton bat an Kraft und an Schönheit gewonnen nnd nur die Qualität einiger Eiuzeltöne im Adagio von Violti war nicht von gleicher Güte wie alle» Andere. Dafür entschädigten die leuchtenden Trillerketten und die ausgezeichnete Technik, die ganz besonders wohlthuend durch den Charakter deS Mühelosen wirkt. Daß der Vater mit dem Bach'scheu Satz eine auSgereiste Leistung bot, ist fast selboerstäktdllch; verschwiegen darf freilich nicht werden, daß die frühere souveräne Meisterschaft wohl kaum «och von ihm behauptet wird. Eine bescheidene Gabe bot Frl. Dora Winnefeld aus Ehemnitz mit dem Gesang zweier Lieder vo» Beethoven und O. Wermann. Die Stimme wird sich bei fleißigem Studium sicher gut entwickeln, darauf deuten manche Momente schon jetzt blu. Wie immer, fiel auch diesmal Herrn Organist Butze eine Riesenausgab« zu. Er spielte nicht nur die zahlreichen Begleitungen mit feinem Geschmack nnd sicherem Zusammengehen mit den Solisten, sondern bot außerdem zw« umsangreich« und schwierige Werte von Gustav Merkel mit großer Sauberkeit io der Technik, mit leuilüendem Glanz t« Bortrag. Eine Episode i« de« Introduktion hätte vielleicht durch ander« Registrirung noch gewannen. — Die Rücksichtslosigkeit vieler Besucher, während deS Schlußsatzes geräuschvoll die Kirche zu verlassen, fei auch hier gebührend gekennzeichnet. »- v.
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