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— Nr. 284. —«WS.— Dielt verbreitetste unparteiische Leitung erscheint Wochentag- Abends (mit Talmudes nächsten LageS) m>d kostet mit den fünf Wöchentlichen Beiblättern: «leine Botschaft, «achflfcher Erzähle», Gerichts-Zeitung, Sächsisches Allerlei, JllnstrirteS Unter- haltnngSblatt, sei de» Postanstasten und bei den Ausgabestellen monatlich 40 Pfennig,. Postlist-: 1.Nachtrag Nr. 2877. Lelrgramm < ildrelse: Lmnal-u langer gerigpi echslclle Str. »SS. General- Dienstag, den 31. Oktober. Anzeiger für Chemnitz und Umgegend. (Sächsisch,* Lande».Anzelger). - Gegründet 18?» als „Anzeiger" rr. Verlag und Rotationsmaschinen.Drnek von Alexander Wiede in Chemnitz, Lheaterstratz« Nr. 8. - Inseraten»Preis: Di» «ge» spalte», TorpnSzelle oder der«» Raum 30 Pfg. (Preisvrrzelch- nisse t» Zeile 2ö Pfq.) — Be vorzugte Stelle (Reklame-Zeile) 6l) Pfg. Bei voranSbestelltcu Wiederholnnge» grösserer In serate entsprechender SlabaN. — Anzeigen für. die Nachmittag! erscheinende Nummer können nnr bis Bormittag lt) Uhr au- genom»« »erden. Geschäftliche Anzeiger-Inserat» finden für billigsten Preis zugleich Berbreitnng durch die täglich erscheinende Chemnitzer Eisellbahu-ZettltNg. Neu - Bestellungen für den Monat November ans de» „General-Anzeiger" nehmen die Berlags-Anstalt, Austräger und AnSgave- stellen zum Preise von 4V Pfg. entgegen. Durch di« Post zu beziehen für November «nd Dezember zum Preise von «0 Pfg. exkl. Z,»tragen. Postliste 1. Nachtrag Nr. SS77. Die Tschechen, die Staatsordnung und die Armee in Oesterreich. Wien, den 28. Oktober. Der in der vergangenen Woche gefaßte Beschluß der Alttschechen, die verändeite Situation in Ruhe hinzunehmen, hat hoffentlich die Wachsamkeit der österreichischen Negierung gegenüber tschechischen Um triebe» nicht eingeschläfert. Denn selbst, wenn es di« Aittscheche» auch ehrlich meinen möge», so ist doch zu berücksichtigen, daß diese Partei vollkommen einflußlos geworden ist, während die Jungtschechcn den slavische» Theil der Bevölkerung Böhmens und Mährens voll- komme» beherrschen. Daß aber di« Jungtschechen nicht gewillt sind, die deutsch freundlichere Politik der österreichischen Negierung ruhig als eine unabänderliche Thatsache hiuzunehmen, haben sie seit einigen Wochen dnrch immer wiederkchrende Tumulte in den verschiedensten böhmischen Orten dargelhan. Sie begnügen sich aber keineswegs mit Straßen- Unruhen» sondern sie bedrohen auch im Parlamente die Vertreter der Staatsregierung. Am vergangene» Dienstag ist der Justizminister im österreichischen Abgeordnetenhause durch Wort und Thal beleidigt worden. Die Tscheche» verstanden eS, eine derartige Lärmszene herbeizuführcn, daß dem Präsidenten Nichts übrig blieb, als die Sitzung aufzuheben. Man kann als gewiß ansehen, daß die Jung tschechen derartige Skandalszenen immer wieder im Parlamente her Vorrusen werden. Dadurch wird zunächst in Frage gestellt, ob es de», Abgeordnetenhaus« möglich sein wird, de» ihm obliegenden Arbeiten gerecht zu werde». Viel bedenklicher aber noch ist, daß derartige parlamentarische Lärmszenen nothwendigerweise auf, die Stimmung der tschechischen Bevölkerung zurückwirken, und daß da dnrch eine beträchtliche Verschlimmerung der Straßeiitumulte wahr scheinlich gemacht wird. Die tschechischen Abgeordneten im Parlamente haben nach dem Justizminister mit Papierkugelchen und Aktenstücken geworfen, der tschechische Pöbel begnügt sich nicht mit so harmlose» Waffe», sondern er wirst mit Steinen und arbeitet mit dem Knüppel und dem Messer. Immerhin mag es bei Anwendung einiger Energie der Negierung nicht allzu schwer werden, die Straßentumulte zum Aufhören zu bringen! Viel bedenklicher aber ist das Eindringen der tschechischen Propaganda in die Armee. Man erinnert sich, daß vor etwa Jahres srist tschechische Reservisten die Frechheit hatte», auf de» Namens aiisruf nicht mit „Hier", sondern mit »Zde" zu oniworien. Das milde Vorgehen der Negierung gegen eine so grobe Ungehörigkcit hat jetzt noch eine viel schlimmere Unbotmäßigkeit zur Folge gehabt. In einem kleinen Orte Ost-Böhmens antwortete ein tschechischer Reservist wiederhvlt mit „Zde". Als er wegen seines Ungehorsams abgeführt wurde, verließe,» nicht nur die der Kontrolversammlung beiwohnenden Mitglieder des Gemeindeuorstands den Saah sondern die tschechischen Reservisten vcranlaßten einen derartig ohrenbetäubenden Lärm, daß die Kontrolversammlung nicht abgehalten werden konnte. Auf die telegraphische Meldung des Bezirksoffiziers an das General- komniaiido in Prag ordnete dieses an, daß die Kouirolversaminlung in einrm Nachbarorte abgehalten würde. Man wird gespannt darauf sein können, wie die Militärbehörden gegen die Rädelsführer und die übrigen Tumultuanten, die sich gegen die militärische Disziplin, der sie während ei er Koiilrollversammlung unterstehen, aus das Gröblichste vergangen haben, vergehen wird. Der Umstand, daß die Koutrollversainmlnng nach einem Nachbarorte Verlegt wurde, wird — und zwar nicht mit Unrecht — als eine Schwäche der Militärbehörde angesehen werden, denn die Behörde hätte es mit allen Mitteln durchzuführen suchen müssen, daß die Kontrollversammlung doch noch in geordneter Weise dort abgehalten wurde, wo sie gestört worden war. Aber nicht nur bei de» Soldaten und Reserbiste», sonder» auch bei den Offizieren ist der tschechische Svndergcist eingezogc». Man erinnert sich jenes vor einigen Wochen stattgehabten Vorfalles, wo ein tschechischer Offizier bei dem ans den österreichischen Kaiser ausgebrachlen Trinkspruch nicht „Hoch", sondern „olnva" rief, wodurch de»» ein Duett herbeigesührt wnrde, dein ein junger, deutscher Ossizier zum Opfer fiel. Das Blut dieses Offizier- allegorisirt gewissermaaßcn die in der österreichischen Armee herrschenden Zustände. Man rüstet sich nicht darauf, eine» gemeinsame» Feind zu bekämpfen, sondern man schickt sich zum Kampfe gegeneinander an. Man kann sicher sei», daß die deutschen Offiziere und Soldaten der österreichischen Armee den Fahneneid halten werden, welchen Feind es auch zu bekämpfen gilt. Ob die dem Tschccheiithume angehörende» Mitglieder des Heeres sich nicht durch die wüste Agitation ihrer den bürgerlichen Ständen angehörigen Stammes- genosscn verleiten lassen könnten, den Treueid gegebenenfallcs z» breche», das ist keineswegs außerhalb des Bereichs der Möglichkeit zu stelle». Läßt doch die tschechische Agitation seit Jahr und Tag keine» Zweifel daran, daß dem Tschechen in erster Reihe das „Königreich" Böhmen sieht und daß er für Oesterreich wenig übrig hat. Danach richtet sich auch sein« Auffassung der äußeren Politik. Ob ein Bündniß für den österreichisch-ungarische» Gesammtstaal nützlich ist, ist dem Tschechen ziemlich gleichgültig, es kommt ihm nur daraus an, ob dieses Bündniß die Möglichkeit eines selbstständigen Königreichs Böhmen erleichtert oder erschwert. Daß diese «»ffassnng «lluiählich auch in die Kreise der Armee eingedrungen ist, ist sicher. Dieser Thatsache darf man sich gerade in Deutschland nicht ver- schließen, den» es ist gut, sich darüber klar zu sein, daß man sich gegebenensalls nicht mit absoluter Gewißheit auf die volle Kraft entwicklung der österreichischen Armee wird verlasse» können. X»rl Lilr. Politische Rundschau. LH ei» »itz, 30. Oktober 1899. Deutsches Reich. — In der Flotte »frag« haben, wie die „Nat.-Ztg." erfährt, die Besprechungen zwischen dcm Reichskanzler »nd dem Staatssekretär Tirpitz in Baden-Baden «ine vollständige Uebereinstimmung herbei- geführt, durch welche der Gang der Angelegenheit wesentlich beschleunigt werde» dürfte. Die Bekanntgabe des Planes der Marineverwaltung dürfte unmittelbar bevorstehen. — Aus der vom Statistischen Bureau des NeichSpostamt» für das Jahr 1898 aufgestellten Statistik über die unter dem Personal der Reichspost- und Telegraphenverwaltung vor- gekommenen Erkrankunkge» und Sterbefälle dürften folgende An gaben von Interesse sein: Es waren 48.787 Beamte und 72,684 Unterbeamte, zusammen 121,471, vorhanden. Dieselben waren l,476,063 Tage krank, mithin Jeder durchschnittlich 12,2 Tage, und zwar fielen aus die Beamten 9,9, auf die Unterbeamte» 13,7 Krankheitstage. Am ungünstigsten waren di« Verhältnisse in den Bezirken Köln, Gumbinnen und Berlin mit 14,9, 15,6 und 16,3 KrankheitStagrn. Aus jeden Berliner Unterbcamtrn kamen sogar 20,1 Krankheitstagr. Krankheitsfälle wnrden 49,600 ermittelt, am häufigsten kamen vor: akuter Mag'enkatarrh (4014 Fälle), chronischer Gelenk- und Muskelrheumatismus (3963), akuter Bronchial- und Lnngenkatarrh (38 k 1), mechanische Verletzungen, wie Knochen- brüche und Verrenkungen (3695), Influenza (3573). Die Stell- vcrtretung der Erkrankten hat fast 4 Millionen Mk. erfordert. Von dcn Beamten waren am meiste» krank die Ober-Postasststenten und angestcllten Postassistenten mit 27,81 Prozent der Gesammtzahl der Krankheitstage, von den Unterbeamt«» die Parkineister und Schaffner mit 41,61 Prozent. Bei dem weiblichen Personal (4084 Telegraphen- und Feriisprechgehilfiniien) kamen auf den Kopf nur 6,96 KrankheitS- tage," das schwächere Geschlecht hat sich hier als das stärkere erwiesen. Gestorben sind im Jahre 1898 724 Personen oder 0,60 Prozent, nämlich 273 Beamte und 451 Unterbemnte. Mehr als ein Drittel aller Todesfälle hatte als Ursache Luiigenschwindsucht, es starben daran 89 Beamte und 172 Uiiterbeamte. — Die Strafkammer 3 des Landgerichts I Berlin hat den Antrag des Oberstaatsanwaltes Jseubiel, gegen den verantwortlichen Redakteur des Anarchistenblattes „Neues Leben" das Haupt verfahren wegen Vergehens nach Z 130 des N--Str.-G.-B. (Auf reizung verschiedener Klassen zu Gewaltthätigkciten gegeneinander) zu eröffne», abgclehnt. In dem Beschlüsse der Strafkammer wird die Ablehnung wie folgt begründet: „Der Artikel „Die bessere Gesellschaft" in der Wochenschrift „NencS Leben" beschäftigt sich in feinem wesentlichen, in Prosa verfaßten Theile lediglich mit der Auseinander setzung, daß die sogenannte „bessere Gesellschaft" thatsächlich in ihrem Thun und Lassen nicht besser als der nicdere Stand des Volkes sei, ohne daß sich in ihm eine direkte Aufreizung znm Klassenkampf vor findet. Wenn schließlich am Schlüsse des Artikels gesagt wird: „Weh' Euch, wenn der Tag gekommen, — Weh' Euch, denn er ist nicht fern, — Dort im Osten leuchtet feurig, — Strahlt der Freiheit Morgenstern! — Weh' Euch, bessere Gesellschaft, — Euer Mahl steht schon bereit; — Fühlen sollt Ihr unsere Klagen, — Wen» das Blut znm Himmel schreit" — und diese Verse mit der Bemerkung eingcleiiet werden, daß diese elenden Zustände nicht ewig dauern würden, sondern daß cs eines Tages loSgehe» werde, so liegt darin keine Aufreizung, daß einzelne Klassen der Bevölkerung Gewalt- lhätigkcite» gegen andere Klassen begehe» sollten, es wird vielmehr nur die Erwartung au-gesproche», daß eines Tages sich vielleicht der Untergang der besseren Gesellschaft vollziehe» werde. Letztere Bemerkung aber, die in einer poetischen und deshalb um so weniger ernst z» nehmenden Form gemacht wird, vermag den Thatbcstand des Z 130 des N.-Str.-G.-Buchcs nicht zu erfülle»." — Von den, Gedichte sei abgesehen; aber es wird nicht überall der Ansicht der Strafkammer 3 beigcpflichtct werde», daß eine Bemerkung, die in ivclijchcr Form gemacht wird, wegen dieser Form nicht ernst zu nehmen sei. — Drei höhere, der deutsche» Sprache vollkommen mächtige ci panische Justiz beamte treten dieser Tage zu einer drei monatigen insormatvrlschen Tl-ätigkeit bei dem Landgericht in Pots dam ei». Es sind der japanische» Obcr-Neichsnnwalt, ein Staats anwalt und ein Ober-LandesgerichtBrath. Am Mittwoch wurden sie d»r h den Geh. Obcr«J»stizrath Vierhaus beim Laiidgerichtspräsidenten Lympius cingeführt, besichtigte» alle Bureauränme und wohnte» auch der Sitzung der Straslammer bei. Ausland. Oesterreich-Ungarn. Wie aus Wie» gemeldet wird, voll zogen sich die DelegationS Wahlen unter größter Unruhe. Bei dcr Abgabe der Slimmzettel verhöhnte» die Nadikalnativnalen einzelne deutsche Abgeordnete durch laute Zurufe: „Millionen für Kanonen!" — „Schmachvoller Anblick!" — „Guten Appetit zum Hosdiner!" u. s. w. Die Rechte des Hauses wurde durch ein Tele gramm des Kaisers an JaworSki zur Vornahme der Delegations- Wahlen bestimmt. Die leutsche Volkspartci hat an die Radikal- nationalen ein Schreiben gericht t, in welchem sür die Beleidigungen durch Zurufe Eenugihnl.ng verlangt wird. Bis zur Erlangung einer solche» stellte die Volkspartei die parlamcniarischc» Bezieh ungen zu dt» Aadikalnalivnalen ei». Die Nad.kalncilioiialc» lehnten die Genngthmnig ab. Von Seite» der Wählerschaft liegen bereits Zustimmungen sür die Radikalnationale» vor. — Die „Neue Freie Presse" meldet: Nach der Kontrol- Versammlung der Reservisten in Carolineuthal, auf der mehrere, Tschechen sich geweigert hatten, sich mit „Hier!" zu melden und „Zde" gerufen hatten, demonstrirten 60 Reservisten, inde», sie unter Absingung nationaler Lieder und unter Vorantragen einer Tafel mit der Aufschrift „Zde!" nach Prag zogen. In Hoschtitz wurde ein Tscheche, der sich weigerte, sich mit „Hier!" zu melden, zu drei Tagen Arrest verurtheilt. Gegen den amtirenden Oberleutnant kam es zu Demonstrationen. Frankreich. In der Untersuchungskommission des ranzvsischen StaalSgerichtshofes wurden am Sonnabend die Anträge des Generalstaatsanwalts sowie der Bericht verlesen, welcher zu dem Schluß kommt, daß die Angelegenheit, betreffend die Vorgänge n der Kaserne von Nenilly am Begräbnißtage Felix FaureS, gegen Deroulede und Herbert wieder ausgenommen werden könne, iveil die Untersuchung neue Thatsache» ergeben habe. Berenger bat seine Kollege», die Bcralhungen zu beschleunigen, Franck-Lhavean eatgegnete jedoch, jeder Richter habe das Recht, eine eingehende Prüfung des Aktenstückes vorznnehme». — Ter „GauloiS" meldet, daß der Kriegs minister Gallifet weitere Dekrete zur Verabschiedung von etwa20Divislvns- undBrigadekom mau de irren unterzeichnet hat. Dieselben i»d jedoch nicht veröffentlicht worden wegen dcr Opposition» welche die Verabschiedung der beiden Generale Heros und Giovanclli her- vorgerusen hat. — > - Grdtzvrltannien» Charles Beressord sagte ln einer Rede, die er am Sonnabend Abend in Glasgow hielt. England dürfe keinerlei Einmischung in Südasrika dulden. und sollte es selbst seine ganze männliche Bevölkerung in'» Feld stellen. , - Der Krieg in Südafrika. Nicht nur auf dem westlichen, sonder» auch auf dein östlichen Kriegsschauplatz« herrscht« in den letzte» Tagen Ruhe. Offenbar werden von beide» Gegnern Vorbereitungen getroffen zu einem Hauptschlage, aber die Entscheidung ist nach Lage der Sache erst in den nächsten Tagen voransz»s«hen. Am ehesten dürsten bedeutungs volle Ereignisse Hel Maseking und Kimberley zu crivarleir sein,' bei Ladysiiiith betrachten sich beide Gegner zunächst mehr aus ber Ferne. Am vorigen Donnerstag, Mittags, hatte General White au» Ladysiiiith bas an demselben Tage dort erfolgt« Eintreffen der Brigade Aule „ach London gemeldet. Seither ist au- Ladysiiiith kein Telegramm qngclangt, was zu der Vermiithiing Anlaß geben könnte, daß das Gerücht, die Buren hätten bereits die Eisenbahn- Verbindung und die Tclcgraphenleilung »ach dem weiter südwärt» gelegene» Colenso und sonach mit der Hauptstadt Pietermaritzburg, sowie den» Hafen von Durban abgeschnittcn, nicht ganz aus der Luft gegriffen ist. Der Telegraph in Ladyschmilh war bisher» insbesondere wenn es etwas Günstiges zu inelden gab, sehr ge schwätzig, und wenn schon die offizielle Berichterstattung schwieg, so waren die Korrespondenten der Londoner Blätter um so beredter, wenn es galt, den Ruhm der englischen Waffen zu verkünden. Da» gänzliche Ausbleiben aller Nachrichten aus Ladysmith ist um so auf fallender, als der Kriegssekrctär Wyndham in der UnterhauSsitzung vom 26. d. M. ausdrücklich betonte, daß die Regierung Aufklär ungen über den Zustand der in Dundee zurückgebliebenen Kranken und Verwundete», über die Gefangennahme einer Eskadron des 18. Hnsaren-Negimcnts, sowie von einigen Offiziere» des Dubliner Regiments von den Generalen White und Aule erwarte und 'auch die Bestätigung des von General Joubert dem General White mit- getheilte» Tode» des Generals Symons noch ausständig ist. Nach einer Mitteilung der Capstädter „Times" stünde» die Buren östlich von Ladysmith, und zwar drei englische Meilen hinter dein Moddcrspriiit, während die Engländer vier Meilen von ihnen eine Stellung bezogen hcibcn. Diese Stellung ist nach der Karte außerordentlich stark und wird durch eine am rechten Ufer de» Moddersprnit hinziehende Bergkette, mit den größten Erhebungen Lombardskop und Jsimbelwana Mount, gebildet. Mit dem rechten Flügel lehnt sich diese Stellung an de» Klip River, in de» der Moddersprnit sich ergießt, und mit dcm linken Flügel an die nach Elcmdslciagle führende Bah». Etwa fünf englische Meilen von dem Centruin der englischen Positiv» liegt die Stadt Ladysmith. Weitere zwölf Meilen westlich, in Bester?, befinde« sich im Rücken der englischen Stellung die Hauptmacht der Oranjer. Die Engländer unter White müßten demnach, wenn sie angegriffen werden sollte», nach drei Seiten, nach Osten, Norden und Weste» Front machen und kämpfen. Ucbcr den Rückzug des Generals N»le kommen Nachrichten, die zeige», daß die Neste seiner Truppen gefechtSnnfähig in Ladysmith ongckouiinc» sind. Die bezügliche Depesche ineldct ferner, daß an» Donnerstage breits Joubert die Schlacht „geboten" habe, was kaum anders zu vcrst.hcn ist, als daß er das englische Lager von Lady- sinith angegriffen hat. Das diesbezügliche Telegramm lautet: Joubert stellte seine Vereinigung mit den Oranje-Bnren her und bot am Donnerstag die Schlacht. Das Resultat ist unbekannt. General Aule ließ auf seinem nächtlichen Gewaltmarsche in überstürzter Eile durch unwegsame Thciler fast de» gesammten Train, die Munitions« wagen und alles schwere Geschütz zurück. Die Mannschaften warfen ihr Gepäck fort. Hunderte blieben zurück und wurden von den nach- driiigeiideil Buren gefangen. Im britische» KricgSamt ist angeblich nur bekannt, daß seit zwei Tagen (seit Donnerstag) der telegraphische Verkehr mit Ladysmith unterbrochen ist. Auch amtlich gesteht man die kritische Lage ei».