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— M.24». —1«»S.— Diese verbreitetste unparteiische Leitung erscheint Wochentag» «leine Botschaft, Sächsischer Erzähler, Gerichts-Zeitung, Sächsisches Allerlei, Jllustrirtes Unter- haltungsblatt, bei den Postanstalten und bei de» Ausgabestellen monatlich 40 Pfennige. Postliste: l. Nachtrag Nr, 2877. Lelkgramm»Adrelle: w-mralmijelaer acr»Ip>kchsteUe Nr. ISS. General- Mittwoch, den 25. Oktober. für Chemnitz und Umgegend. (Sächsischer LandeS-Attiriger). - Gegründet 1878 als „Anzeiger" ir. Verlag «,,d Rotation»,nascht,,»,»-Dr>»<k von Alexander Wiede in Chemnitz, Lheaterstratze Ne. C. Jnseratei« - Preis: Die a ge spalten« CorpuSzrlle »der deren Raum 20 Pfg. (Preisverzeich nisse lr Zeile 2b Ptq.) — Be vorzugte Stelle (Ncklame-Zeile) 6» Pfg. Bei voransbestellten Wiederholungen größerer In serate eutsprechcuder Rabatt. — A»,eige» sitr die Nachmittags erscheinende Numnier kitnnen nur bis Bormittag lo llhr an» genommen werden. Geschäftliche Anzeiger- Inserate finden snr billigsten Preis zugleich Verbreitung durch die täglich erscheinende Chemnitzer Elseilbahn-ZeitllNsi. Amtliche Anzeigen. Handelsreüsster.Elntragnngen. Aus dem die Firma „Rodert Fries«'» Bnch- nnd «nnsthandlung Bruno Troitzsch" in Chemnitz betreffenden Folium 1608 wurde ver lautbart, daß Herr Friedrich Ludwig Bruno Troitzsch nicht mehr In haber ist. daß Herr Buchhändler Walter Wilhelm vtto Agricola in Chemnitz Inhaber geworden ist und daß die Firma nunmehr „Bruno Troitzsch Nachfolger, Walter Agricola, vormal» Rod. Friese'» Buch- nnd Kunsthandlung" lautet, aus Folium 4b50 wurde die am 17. Oktober IS9S errichtete Firma „Zander s- Co." in Chemnitz eingetragen und Verlautbart, daß Herr Kaufmann Heinrich Ludwig Zander in Chemnitz, sowie rin Kom manditist Inhaber sind und aus dem die Firnia „Ernst Martin'- in Bnrkhardtsdorf be tressende» Folium 272 wurde berlautbart, daß Herr Ernst Julius Martin nicht niehr Inhaber ist, daß Herr Strumpffabrikant Eduard Alexander Glitch in Burkhardtsdorf Inhaber geworden ist Und daß die Firma nunmehr „Alexander Glitch" lautet. Der Krieg in Südafrika. Die Nachrichten über das Gefecht bei Glencoe lassen zwar die berechtigte Freude der Sieger über den Erfolg erkennen, bieten da gegen nur wenig Greifbare- über die militärischen Folgen des Sieges. Daß diese nicht bedeutend sind, läßt die Meldung erkennen, daß ein »euer Angriff auf Glencoe von Nordwesten her — diesmal anscheinend von den Hauptkrästen — begonnen hat. Das europäische Publikum befindet sich in Bezug aus den Transvaalkrieg etwa in der Lage, als wenn es 1870 lediglich auf die französische Bericht, erstattung beschränkt gewesen wäre. Man weiß, wie häufig damals der preußische oder sächsische Kronprinz als gefallen bezeichnet wurde», wie ganze deutsche Armeekorps niedergemäht wurden, im Nothfalle sogar i» Steinbrüche (Jaumont) versanken. Was wäre unter sülchen Umstünden aus dem Gefecht von Saarbrücken am 2. August geworden, wenn nicht die großen deutschen Siege kurz darauf gefolgt wären! Nu» wird euglischerseits neuerdings wieder von einem Siege berichtet, den diese bei Elandslaagte über die Buren errungen habe» wollen. Wie aber indcß seststeht, haben auch hier nur höchstens 1000 bis 2000 Buren an dem Gefechte theilgenommen, während die Engländer in der -Uebermacht> gewesen zu sein scheinen. Der amtliche Bericht über diesen neuen Sieg, de» General White an das Kriegsamt in London gelangen ließ und welcher vom 22. Oktober datiert ist, lautet folgendermaßen: „Au dem gestrigen Kampfe bei Elandslaagte waren von unseren Truppen betheiligt das 5. Lanzierregimciit und eine Escadron der 5. Garde-Dragoner der leichten Kavallerie, endlich eine Escadron d.r Natal-Karabinierie, an Artillerie zwei englische und eine Natal- Feldbattcrie, a» Infanterie je ein Halbbalaillon des Devons- und Gvrdcn-Ncgiments von Manchester. Die ganze Truppe ivar unter dem Kommando des Generals French mit Oberst Hamilton als Jnsantcriekommandant. Ich war persönlich auf dein Schlachtfelde von 3 Uhr 30 Minuten bis 6 Uhr 30 Minuten, nahm aber an der Leitung des Gefechtes nicht Antheil, welche vollkommen in die Hände des Generals French gelegt war. Obwohl an verstreuten Pnukten gekämpft wurde, konnte man den Beginn der Aktion erst um 3 Uhr 30 Minuten feststellen, als nin diese.Zeit die Dragoner eine Stellung von ganz außergewöhnlicher Stärke entnahmen, indem sie die Felsenhügel anderthalb Meilen südwestlich von der Elandslaagte- Station besetzten. Um eben diese Zeit nahmen iinsere Geschütze Ausstellung auf ein m Höhenrand, 4100 UardS vom Feinde ent sernt, dejjen Kanonen ans cinmal das Feuer erössneten. Dieses Feuer war im Allgemeinen gut gezielt, doch entgegen früheren Proben etwas zu hoch. Nu» setzte sich die kaiserliche leichte Kavallerie in Bewegung gegen die linke Flanke der feindlichen Stellung, und zwei Eskadronen der 5. Lanzenreiter rückten gegen dessen rechte Flanke vor. Während des Geschützkampfes erstiegen die Buren die Höhen ihres linke» Flügels, drängten vor und kamen mit der leichten Kavallerie ins Gefecht; binnen fünf Minute» stellten die Geschütze oer Auren das Feuer ein, und unsere Artillerie wurde gegen die Bnrcntrnppen gewendet, die sich der leichte» Kavallerie entgegen- gestellt hatten, und die nun schnell abfielen. Nu» rückte die Infanterie zum Angriff vor, unterstützt von Geschützen einer zweite» Aufstellung. Die Avantgarde griff den Feind in der Front an, während die Manchester- und Gvrdon-Bataillone sich gegen dessen linke Flanke wendctcii. Die Kanonen der Vurcn, welche eine Weile geschwiegen hatten, erössneten nun wieder unter den un günstigste» Umständen ihr Feuer und wurden mit großer Bravour bedient. Nach einem blutige» Feuergefecht nahm die Infanterie die feindliche Stellung um 6 Uhr 30 Minute», welche der Feind bis zum letzten Augenblick mit großem Muthe und Ausdauer ver- ihcidigt hatte. Die 5. Lanzenreiter und die 6. Dragoner griffen »nn die retirirende» Buren an nnd vollführten im Dunkeln mit be- achtenswerthen Erfolgen drei Dechargen. — Genommen ivurde das Lager der Buren mit Zelten» Wage», Pferden, Kanone». Die Ver luste der Buren waren einschließlich der verwundeten und mivcr wnndetcn Gefangenen sehr bedeutend. Unter den Erster«» befinden sich General de Kock und der junge Joubert, ein Neffe des Generals. Ein Train mit Vorräthen für das Lager von Glencoe und neun englische Gefangcne wurden wiedererlangt. — Ich bedauere, jagen zu müsse», daß unsere Verluste schwere und schmerzliche sind. Eine Lille von 160 Todte» und Verwundeten wird vorbereitet, um ehestens tklegraphirt zu werde». Unsere und die Verwiltzdeten des Feindes sind eben hier mit der Eisenbahn angelangt. Nach Angaben der Buren bestand die feindliche Truppe a»S Vnre», Deutschen nnd vermischten Nationalitäten. Das Verhalten unserer Truppen, dcr kaiserliche», wie das der koloniale», war bewunderungswürdig." Wie ferner aus London gemeldet wird, sind nach amllichcr Meldung bei Elandslaagte auf englischer Seite ein Offizier und 17 Mann gefallen, 21 Offiziere und 49 Mann sind verwundet worden. — Die Abthellnng dcr Buren, welche bei Elandslaagte focht, umfaßte auch das holländische, das deutsche und die übrigen fremden Freikorps. Der Führer des deutschen Freikorps, Oberst Schiel, ist bei Elandslaagte gefangen genommen worden. * . . . Ueber die jüngsten Ereignisse ans dem Kriegsschauplätze gingen uns im Verlaufe des heutigen Vormittags noch folgende Mit theilungen zu: London» 24. Oktober. Nach einem Telegramm des Bureau Dalziel aus Kapstadt soll Präsident Krüger jetzt für bedingungslose Ucbergabc sein. Es gilt als wahrscheinlich, daß heute eine Ver sammlung der Exekutive stattfindcn werde, nm diesen Schritt zu be- rathen. Die Melvung muß mit Zurückhaltung ausgenommen werden, obschon sic in Kapstadt allgemein geglaubt wird. Auch wird die Nachricht, daß Krüger bei der Königin Viktoria Schritte gethan habe, um einen Waffenstillstand zu erzielen, von einer der Transvaal- gcsandlschaft in Brüssel nahestehenden Seite in Abrede gestellt. — In der gestrigen Unterhaussitzung gab der Unterstaotssekretär eine Erklärung ab, wonach die Engländer nach dem Gefecht bei Elands- laagte sich zurückzichen mußten, weil groß« Kolonnen des Feinde von Norden und Westen gegen de» General Aule zu avanciren scheinen. General White steht bei Ladysnrith. Verstärkungen für ihn sind von Pietermaritzburg aus unterweg». Die Feinde scheinen in großer nummerischer Uebermacht zu sein. Die Meldung von dem Tode des Generals Symons ist versrüht gewesen, sein Zustand soll vielmehr verhältnißmäßig besrirdigend sein. — In Paris wird be- hauptet, ein Detachement englischer Husaren sei westlich von Glencoe in einen Hinterhalt gefallen und ausgerieben worden. » . * Wie sehr der Jubel der Engländer über ihren großen Sieg be» Glencoe verfrüht war, geht aus dem nachstehenden uns heute Vor mittag übermittelten Telegramm hervor: Berlin, 24. Oktober. Die Nachrichten aus Colesberg lauten für die Engländer sehr ernst. Colesberg ist von den Buren eilige schloffen und muß geräumt werden. Dundee ist ebenfalls von den Buren zernirt nnd wird hier die Bnrenarmee auf 15,000 Mann geschätzt. Die Schlacht bei Glencoe hat mit einem glänzenden Sieg der Buren geendet, die Engländer sind allerseits zurückgedrängt worden. Nähere Nachrichten fehlen «och. Politische Rmkdschait. Chemnitz, 24. Oktober 1899. Deutsches Neich. — Staatssekretär Tirpitz hat seine Besichtigungsreise »ach Wilhelmshaven, die bis Mitte dieser Woche dauern sollte, bereits am Sonnabend unterbrochen und ist „ach Berlin zurück gekehrt. — Wie die „Nordd. Mg. Ztg." aus zuverlässiger Quelle er fährt, ist der Marineetat für das Rechnungsjahr 1900 abge- schloffen und hält sich im Rahmen des Flottengesetzes. Eine Novelle zum Flottengesetz ist nicht in Aussicht genommen. Die »Nordd. lg. Ztg." fügt hinzu, es sei sicher anzunehmen, daß die verbündeten Regierungen innerhalb eines Scxennats eine Verstärkung der Flotte über den jetzigen gesetzlichen Sollbestand hinaus nur von dem Reichstage fordern werden, wenn sie sehr schwer wiegende Grunde haben. — Ueber die vandalische Verstümmelung einiger Denkmäler in der Siegcsallce in Berlin, die wir bereits gestern unseren Lesern unter „Drahtnachrichten und letzte Meldungen" »litlheiltcn, geht uns heute die nachstehende Schilderung zu: In der Nacht vom Sonntag auf Montag habe» Frevlerhände an den vier Denkmalsgruppen, welche von der Siegessäule bis zur Charlottenburger Chaussee auf der rechte» Seile der Siegesallee stehe», Zerstörungen nieder trächtigster Art ansgcsührt. An der Gruppe Aldrcchts des Bären ist dcr Figur des Biber von Brandenburg der Hirtenstab in der Rechten zerschlagen worden. An der Gruppe Otto l. ist der Figur des Fürste» Prwilaw pfe Nase abgeschlagen und das Gesicht zer hauen, a» der des Abtes Sibol sind jämmtliche Finger der rechten Hand, der Hirtenstab und die Nase zertrümmert. A» der Gruppe Otto II. ist der Figur des Heinrich von Antwerpen der Gänsekiel in der Hond, der des Han» v. Pntlitz die Tvkumeutenrolle zertrümmert worden. Auch die Gruppe Albrecht II. an der Charlottenburger Chaussee ist von den Frcplern nicht verschont geblieben. Ter Figur des Hermann v. Salza ist die Nase abgeschlagen sowie Schwectgriff nnd Dvknmentcnrollc zertrümmert, dem Cikc v. Repkow ebenfalls die Nase zertrümmert und der Federkiel abgeschlagen. Die Freuellhat ivurde am Montag früh von patrouillirendeu Schutzleuten entdeckt. Die Kriminalpolizei entsandte alsbald mehrere Beamte an den That- vrt, nm die crsvrdcrlichen Schritte behufs Crmiilclung dcr Missc- Ihütcr einzuleiten. Die Feststellung ergab, daß das Zerslöriingswerk mit einem stumpsen, wahrscheinlich eiserne» Gegenstand ansgcsührt ist. Das Werkzeug wurde nicht gesunden. Tie abgeschlagenen Stücke dec Statuen, die ans dem Erdboden und zu de» Gruppen ge hörenden Bänken nmhcrlagcu, sind gesammelt worden. Unter dem Publikum herrscht stärlste Entrüstung, die sich — »amcnllich bei den Fremde,, — in einer für Berlin nicht gerade schmeichelhaften Weise Lust macht. — A>u Montag Nachmillag wurde an de» Bert »er Anschlagssänle» durch Plakate verkündet, daß eine Belohnung von 500 Mk. auf die Ergreifung derjenigen Personen ansgcsctzt wird, welche die Verstümmelung an den Dcnlmäler» in der Siegcsallce vorgenvmmen habe». — I» eiucr Vcrsammlnug des Pvlksvereins für das katholische Tenlschlaud in Mülhcim a. Nh. hielt der Abgeordnte 11r. Lieber eine bcmcrkcnSwerthc politische Rede. Lieber vcrwahrlc sich dagegen, daß er i» Mainz eine Jntrigne gegen IN. v. Miguel eiugesndclt habe. Er sagte, dem Zentrum sei es ziemlich glcichgiltig, welche Minister kommen und gehen. Er wünsche nur, daß nicht gegen das Zentrum intriguirt werde. Wenn man Derarliges wahrnehnic, lass« man sich den Mund nicht verbieten; »im Gegentheil", sagt« Liebes „ich werde nach Berlin kommen und dort, nachdem ich in Mainz nur ei» Battisttüchlein gewaschen, die ganze schwarze Wäsche dieser Herren öffentlich vor dem ganzen deutschen Volke waschen." — Au- der Kolonialabtheilung des Auswärtigen llnlte- erfährt das »Wolfs'sche Tel.-Bur.", daß die geforderte Aus kunft seitens des Gouverneurs v. Pnltkammer über die Vor gänge in Kamerun eingcgangen ist. Die Auskunft weiß neu« positive Aiigaben nicht zu mache», läßt aber doch erkennen, daß die Angaben in englischen Quellen anscheinend stark übertrieben sind. E» ei nur schwer erklärlich, daß Ereignisse von der behaupteten Tragweite n offiziellen deutschen Stelle» daselbst unbekannt geblieben sei» ollten. Der Gouveureur hat, sobald er von Schwierigkeiten, di« dem Leutnant v. Queis durch unruhige Eingeborene erwachse» waren, gehört hatte, unverzüglich Maßregel» ergriffen, ui» sich über da» Schicksal der Expedition desselben Gewißheit zu verschaffen und ihr Hilfe zu bringen. Ausland. Oesterreich-Ungarn. Bei dem Teschencr Kriegsgericht ist eine Verfügung de» Brünner Obergerichts angelangt, wouach di« Verwendung polnischer und tschechischer Drucksachen für gerichtliche Ausfertigungen einzustellen und künftig nur deutsche Formulare zu benutzen sind. Diese Verfügung bedeutet, wie die „Neue Freie Presse" sagt, die Aushebung dcr amAnsangdes Jahre» 189S erlassenen Sprachenverordnung für Schlesien. — Auch au» Eipel, Cznslan, Rokitzan, Müncheugrätz nnd Jung- Bnuzlau lausen Meldungen über Kund gebungeu, die in den letzte» Tagen verunstaltet wurden, ei». Diese verliefen zumeist ruhig, nur in Eipel und Jnng-Bunzlau wuriwn in drei Fabrikhäusern bei Israeliten die Fenster eingeschlagen. Die Menge wurde überall durch Gendarmerie und Polizeiwachen zerstreut. Frankreich. Aus Frankreich ist wieder einmal über einige Mi »ist er reden zu berichte». Wie ans Paris gemeldet wird, fand die Einweihung des Hafen» von Jvry an der Seine nahe bei Paris statt, sowie die Eröffnung der de» Hafen mit der Linie Paris—-Orleans verbindenden Eisenbahn. Die Minister Millerantz nnd Baudin wohnte» der Feier bei nnd hielten Ansprachen, in welche» sie der Bedeutung des Werkes für die Eiitmickelung des Handels in Paris und Frankreich betonte». Bei de», später veranstalteten Fest mahl hielt Minister Baudin eine Rede, in welcher er alle Republikaner zur Vereinigung anfrieß nm der Republik Achtung zu verschaffen und die Beobachtung der Gesetze zu sichern. Die Regierung werde die soziale Politik befolgen, welche eingeleitet sei durch ihre Ver- miitelung gelegentlich der sozialen Konflikte. — Ferner hielt in La Fertö Bernard (Dep. Sarthc)Fiiia i,zminis1er Caillanx eine Rede, in welcher er auSfiihrte, der Kampf zur Vertheidiguiig der Republik scheine beendet; die Gemüther würden bald vollkommen beruhigt sei». Die Schwierig keiten, denen man in diesem Kampfe begegnet sei, hätten jedoch ge zeigt, daß die Republik unzureichend gerüstet sei. Gesetze und In« iitulionen müßten Zusammenwirken, »m die Einrichtung einer sozialen Politik zu schütze». Die Republikaner svlllen Frage», die Erregung Hervorrufen, vermeiden und sich auf ein Programm der Verthcidignng der Republik vereinigen. Umschau im Lande. — Dresden. Es dürfte erinnerlich sein, daß im Mai d. I. der Schatzmeister des Albert-Bercins» Kommcrzienralh Hopffe hicr- elbst, plötzlich verhaftet wurde. Die Verhaftung erregte um so größeres Aufsehen, als sie einen Mann betraf, der das höchste Ver trauen am hiesige» königlichen Hofe, wie in allen Gesellschaftskreisen genoß und außerdem zu de» reichsten Leute» Dresdens zählte. Ist doch Kommerzienrath Hopffe Inhaber des großen Teppich- und Tapeten-HaudlungShau'es „Heinrich Hopsse" und Besitzer einer Reihe großer Häuser. Welch' weitgehendes Vertrauen Hvpsfc besaß, beweist chou der Umstand, daß ihm vicle Jahve das Amt des Schatzmeisters des Albcrt-Vereins, eines großen Wohlthätigkeits-Vcrcins, der die gesammte vornehme Welt des Königreichs Sachsen zu Mitgliedern zählt, anvertraut war. Wcr konnte auch ans de» Gedanken kommen, ei» Mann vo» der gesellschaftlichen Stellung des Kommerzienrath» Hopffe, ein Mann von solch großem Neichthum, der eine» großen Theil seiner Thätigkeit in den Dienst der öffentlichen Wohlthätigkeit gestellt hatte, könnte sich an dem ihm von dem Albert-Vcrcin au- vertrauten Vermögen vergreisen? Alljährlich wurde das gesammte Rechnungswcrk des Vereins nach Fertigstellung des Abschlusses durch den als Rechnungsprüfer bestellten Jinanzsckrctär a, D. Hvrnickel geprüft. Nachdem das Rechnungswcrk für richtig befunden war, wurden die sestgcstellte» Ueberschüsse i» de» Tresor deS Carola- Hauses eingelegt. Im Mai d. I. sollte die Prüfung des Rechnungs werkes für das Jahr 1898 geschehe». Gleichzeitig sollte die Kaffe von dem bisherigen Gcschästslokal Hopffe'S »ach dem Carola-Hanse verlegt werden. Bei dieser Gelegenheit ergab sich in dcr Kasse deS Schatzmeisters ei» Fehlbetrag von rund 207,000 Mk. Es wnrde fcstgeslcllt, daß das Slamiiivermöge», das gesammte Vermögen der Freibetlc» nnd sonstiger Stiftungen, sowie die Pcnsivnskasse vollzählig vorhanden war und, soweit es in Werthpapicren besteht, sich in dem diebessicheren Tresor des Carola-Hauses verwahrt befand. Di» Kapitale dcr Stiftungen und des PcusivnSsonds sind in das Staats- schuldenbnch eingetragen nnd sonach unantastbar. Die Veruntreuungen erstrecke» sich auf die Erträgnisse der Vereins-Lotterie in de» letzte» neu» Jahren und auf die laufende» Einnahmen ans den Jahre» 1898.99. Dem Vernehme» «ach waren die Bücher des Schatz meisters in korrektester Weise geführt. Es wurde sofort General, lcntnant Müller v. Berneck zum stellvertretenden Schatzmeister bestellt und der StaalSanwaltschast von den Veruntreuungen Anzeige erstattet. Diese verfügte sogleich die Beschlagnahme der Bücher und die Bei»