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— Nr. 202. - 1«r>8. — Diese verbreitetste unparteiische Zeitung erscheint Wochentag« Lbends (mit Datunides nächsten Tage«) und kostet mit den siins wSchentlichc» V eit lcittern: «leine Botschaft, Sächsischer Erzähler, «erichts-Zeitung, Sächsisches Allerlei, Jllustrirtes Unter. haltnngSblatt, bei den Postanstalten n»d bei den Ausgabestelle» w»,rötlich so P seimige. »chvche: I.Nachtrag Nr. 2877. VN»sr»«»» - Adresse: Neueralauzeiger Samiprschstede Nr. 13t». General- Donnerstag, den 31.Ilugust. Anzeiger für Chemnitz und Umgegend. lSächsifcher LandeS-Slnreiger). — Gegründet >«73 als „Anzeiger" re. Verlag nnd »rotationsmaschinen.Drnek von Alexander Wied« in Ehrmnitz, Theaterstraß« Nr. 8. Inserate» - Preis: Die S ge spaltene TorpnSzeile od-r deren Na»», 30 Pfg. (PreiSoerzeich» »Isse ü. Zeile 2"> Plg.) — Be vorzugte Stelle (Reklame-,Heile) 80 Pfg. Bei voranSbestellte» Wiederholnnge» gröberer In serate entsprechender Rabatt. — Anzeigen sitr die Nachmittags erscheinende Nnmmer könnet» nur bis Vormittag lO llhr an- genommen werden. Geschastliche Anzeiger-Znserat« sinden siir billigsten Preis zugleich Verbreitung durch dl« täglich erscheinende Cheinniper Cisettlialitl-Zeitimg. - Veftettnnneir für den Monat September auf den „General-Anzeiger" nehmen die Verlags-Anstalt, die Ansträger, die Ans- gabestellen, sowie fämmtliche Postanstatte» znm Preise von 4« Pfg. entgegen. — Postliste: 1. Nachtrag Ar. 2877. Schluß des preußische» Landtages. Berlin, den 29. August. In der heutigen Sitzung der vereinigten Häuser des Landtages gab der Ministerpräsident Fürst Hohenlohe »ach Verlesung der Aller höchsten Botschaft wegen Schlusses des Landtage- folgende Erklärung ab: Ni eine Herren! ^ Am Schlüsse dieser ungewöhnlich langen und arbeitsreichen Session ist es mir Bedürsniß, Ihnen Namens der Königlichen Staatsregiening sllr die Mühe und Hingebung zu danke», mit der Sie sich der Durchberathung der Ihnen unterbreiteten gesetzgeberischen Vorlagen nnlerzogen habe». Es ist dadurch, wie mit besonderer Befriedigung anerkannt wird, die Möglichkeit geschaffen »vorder,, diejenigen Gesetze rechtzeitig zu verabschieden, welche die Einslihrung des am 1. Januar >800 Geltung erlangenden neuen Rcichsrcchts sllr unser engeres Vaterland zur Voraussetzung hat. Auch auf verschiedenen ».»deren Gebieten der Staatsverwaltung hat sich Ihre Mitarbeit als srnchtdringend erwiesen. Auss Tiefste muß die Regierung Sr. Majestät des Königs andererseits bedauern, daß das große Kanaluntcrnehmc» zur Verbindung von Rhein, Weser »nd Elbe, welches ei ein dringenden Verkehrst edürfniß entsprechen »nd den Osten und den Westen der Monarchie wirihschastlich »och inniger vereinigen soll, die Zustimmung des H.nises der Abgeordneten nicht gesunden hat. Sie hält im allgemeine» Interesse der LandcSwohlsahrt an kiesen, große» Werke unverbrüchlich sest und giebt sich der sichere» Erwartung hi», daß di« Ueberzeugung von dessen Nothwendigkeit und Bedeutung im Volke immer mehr Boden fassen und daß cS bereits in der nächste» Session ge lingen wird, eine Berstänbigung darüber mit de», Landtage der Monarchie hcrbeiziisiihre». Auf Grund des mir ertheillen Allerhöchste» Antrages er kläre ich die Sitzungen des Landtages für geschlossen. Man ersieht hieraus, daß die Regierung es nicht sür zweck mäßig erachtet hat, den Konservativen nochmals mit einer Acndcrnng des zwischen ihnen »nd der Negierung bestehenden Verhältnisses zu drohen oder die Anwendung besonderer Miitel zur Beugung der Opposition in Aussicht zu stelle» Politische Nmrdfchau. Eheinnitz, 30. August 1899. Lettisches Reich. — Die Kaiserin wird sich, wie verlautet, mehrere Monate hindurch eine sorgfältige Schonung ihres kranken Fußes aufcrlcgen Böse Zungen. Kriminal-Erzählung von E. Hai » ber g. <4. Fortsetzung.) (Nachdrck verboten.) „Kleine Närrin," erwiderte Julie mit cineni malten Lächeln „Könnte es nicht auch sorgende Liebe sei», die eine Heimath, den. Schlitz fürs Leben gewährt?" „Ja, dann soll er aber auch wissen, daß nicht die Angst vor dcr N th des Lebens mich in seine Arme führt, sonder» allein jenes hochheilige Gefühl, das Herz zum Herzen treibt." Die Antwort, die schon ans Juliens Lippen s.hneble, blieb unansgesprochen. Wie treffend die Kleine die Liebe schilderte! Kein Zweisel, sie liebte! War cs Frank, dem diese reinen, kenschcn Gefühle dcr junge» Mädchensecle galten? Auch dem Fo.stmcisicr war dcr Einschluß dcr jungen Schwägerin durchaus nicht nach Wnnjch. Er hatte selbst so großes Wohlgefallen an dem junge», leben prühendcn Mädchen gesunden, daß er sie ungern von 'einem Hanse scheiden sah, auch Juliens wegen hätte er gc- wünicht, daß ihr der Umgang des heilere» Wesens nicht entzogen Würde. Was fiel dem Kinde den» eigentlich ein? Las war ja wohl sehr lobcns- und ancrkenneiiswerth. Aber das mochte sie doch Andern überlasse»! 'Aber trotz aller Einwendungen, die er selbst dem junge» Mädchen gegenüber erhoben, um sie zur Rückgängigmachung der eingegangenen Verpflichtungen zu bestimme», ivar dies doch nicht dazu zu bewegen gewesen. .Man muß sein g.geöenes Versprechen halten," war ihre einfache, a .r scjle Abwehr gewesen. Ans einen besonders geäußerten Wunsch der Dame hatte Ellh sogar ihre Abreise noch beschleunigt und war in Zeit von wenigen Tagen an ihren neuen Vestimmnngsort abgereist. So tapfer sie sich nun anch gehalten hatte, so lange Schwester »nd Schwager, die sie Beide zur Bahnstation begleitet hatten, „och w le» ihr standen und die letzte» Abschiedsworte mit ihr austauschteii, so brachen doch, als der Zug sich langsam in Bewegung setzie, die Lieben ihren Blicken entschwanden, »nd mit ihnen Alles» was ihr in kurzer Zeit so thener und werth geworden, »naufhalsam die Thronen hervor. Aber die Thronen konnten doch nicht das dumpfe Angstgefühl bannen, das schwer und bedrückend aus ihrer Brust lag rte, nicht die innere mahnende Stimme verscheuchen, die ihr unablässig zuraunte, daß sie einen recht dummen Streich begangen habe, als sie das schützende Heim, die treue, sorgende Liebe von Schwester und Schwager und das geträumte junge Hcrzciisglück für eine ungewisse Zukunst daran gegeben. — Konnte sic wirklich erwarte», daß der Geliebte sic zurückholcn werde, i» seine Arme, in sein Heim? Mußte er nicht vielmehr wähne», daß sie nur glcichgiltige Gefühle für ihn habe? Wie hätte sie sonst, ohne zwingenden Grund, sich aus seiner Nähe freiwillig verbannen können, statt den Aufenthalt im Fvrsthause dazu zu benutze», ihre Seelen zu »inander zu führen? Ja, sie war ein lhörichtes Mädchen gewesen, das »m Phantastischer Launen willen sei» Glück verscherzt hatte! Bei dieser Erkenntniß hsdurfte es ihrer ganzen Willenskrast, nm bei der nächsten Station müssen, der in letzter Zeit überanstrengt worden zu sein scheint, so daß sich jetzt nachtheilige Folge» bemerkbar mache». — Soeben ist i» New-Aork von dem amerikanischen General- pvstmeister, Charles Emory Smith und dem deutschen Gesandten Mumm von Schwarhenstein ein Vertrag unterzeichnet worden, dem zufolge vom 1. Oktober ab zwischen beiden Staaten der Postpacket- Verkehr cingeführt wird, jedoch nur bis zu dem Gewicht von 5 Kilogramm. Der Tarif beträgt dem „Konfektionär" zufolge von den Vereinigten Staate» nach Deutschland 12 Cents für jedes Pfund; von Deutschland „ach den Bereinigten Staaten werden für jedes Packet bis zum Gewicht von 5 Kilogramm 2,40 Mk. berechnet. — Aus Heidelberg wird unterm 29. d. Mi- gemeldet: Der Direktor des hiesigen Gymnasiums, Hofrath Prof. v>-. tlhlig, wird der Anwendung einer imqnalifizirbaren pädagogischen Methode be schuldigt. Die hiesigen Blätter äußern sich in Anbetracht dcr aller dings recht delikate» Angelegenheit und de- hvhen Ansehens, dessen sich Direktor Uhlig allenthalben erfreute, noch sehr zurückhalten); trotzdem zweifelt man aber nicht daran, daß der Oberschulrath in seinen bisher angestellten Untersuchungen sortsahren und auch alle Konsequenzen aus denselben ziehen werde. Sollte sich keine Hand habe zu strafprozesjnalischem Bvrgehen ergeben, so erwarte man eine Zurruhesetzung tlhlig's, falls er derselben nicht durch frciwill ge Einreichung des Pensioniruiigsgesuches zuborkommt. Das Letztere ist inzwischen dem „Schwäb. Merk." zufolge eingetreten. Wie sehr die Eltern dcr hiesigen Gy»»iasia).en dnrch die bisher bekannt ge wrdcuen Vorkommnisse beunruhigt Ware», geht daraus hervor, daß inan zwecks Besprechung der le.teren für 'Anfang Sepieniber eine Elteriiversc»»»>li»ig geplant hat. — Die Berichte aus Neisse lassen keinen Zweifel darüb.r, daß dcr gcgeiiuiärlig daselbst tagende Katholikentag zu de» „gelungenen" Veranstaltungen gezählt werden »>nß, was bei dem vst erprobten Orgaiiisalionstalent seiner Entrepreneure voranszusehen war. Es inuß sehr hübsch in Neisse gewesen sein; die schlesischen Zeiitrumsfendalcu einträchtig mit den biederen Wasserpvlacken ans Obcmchlesicn, die Kapläne ans Bayern, die A beiterführer ans Rhein land und Westfale», sie Alle, Alle lamen — nur die Polen kamen nicht, oder biclinehr die bereits cingetroffcneil reisten schleunigst wieder ab, als man in letzter Stunde beschloß, die vorher feierlich versprochenen polnischen Separatversammliingen doch nicht abzuhaltcn. Die Sache hatte zu viel Lärm gemacht, man traute sich nicht recht, denn es hnndelte sich m» de» letzien Kredit als „regierende" Partei, der selbst bei freiwilli'g-nltraino»ta»e>l Negieriillgsmänner in letzter Zeit durch die bayerislen Kompromisse arg erschüttert worden ist. Man sieht nun wohl ei», daß cs ein Fehler war, nach Neiss« gegangen zu sein. Zwar die Obcrschlesier kann man nun wieder etwas kürzer in den Zügeln halten, aber ob dieser Vortheil den offenen Bruch mit de» lieben Poletc wcrth war, ist doch noch sehr die Frage. Die Ltlnimung in Neisse könnte also schon deshalb nicht ungetrübt sein, selbst wen» man in Berlin nicht eben erst das Kvnalfiasko erlebt hätte. Bei soviel Trübsal ist aber wenigsten» da- tröstliche Moment vorhanden, daß von de» Behörden in einer auffällig liebenswürdigen Weise Alles geschehen ist, den brcwen Zeiitrumsleuten den Aufenthalt i» Neisse so angenehm wie möglich zu machen. Die „Post" zählt eine ganze Reihe solcher Liebens- würdigkeileu auf. Die Eisenbahndirektio» hat eine Reihe von Sonderzügen eingestellt. Ob auch für den Sonntag solche Extrazüge vorgesehen waren, ist »och nicht bekannt. Jedenfalls stände deren Benutzung in krassem Widerspruche mit dem eingegangenen Anträge, die Störung der Sonntag ruhe durch Svnderzüge zu verbieten. Die Herren aus dem Katholikentage habe» ja auch gewiß Zeit genug» au Werltagen die Sonderzüge zu be nitzen. Anch das Generalkommando ist nicht zurückgeblieben in der freundlichen Zuvorkommenheit gegen die Versammlung. Es hat den Theilnehmern alle Wege innerhalb der Festungswerke freigegebe»; die Post hat in dem V rsammlungs» lvkale ein eigencs Bnrea» errichtet. Selbst die Polizei bemühte sich, eil, möglichst weites Entgegenkommen zu zeigen. Es ist aber möglich, daß ihr die bewiesene Liebenswürdigkeit schlecht vergolten wird, denn die Liebenswürdigkeit besteht in nichts Anderem, als einer zeitweisen Beschränkung der Sonntagsrnhe zu Gunsten derselben Männer, die mit Eifer die Nothwendigkeit weiterer Verschärfung der Svnnlac,s- ruhe verfechten. Ai» ersten Sonntage der Kathollkenveesamiiilling bltebe» nämlich mit Ausnahme der Kirchzcit die Geschälte bis 8 Uhr geöffnet. Wird nicht darin die Versammlung statt einer Freundlichkeit eine schollige Bosheit erblicken und die Schalen ihres Zo-»es über die Neisser Polizei ausgießc»? Das muß abgewartct werden, aber cs steht nun fest, daß auch preußische Behörden selbst über da» nothwendige und herkömmliche Maaß hinaus liebenswürdig und entgegenkommend sein könne», und das zu ciner Zeit, in welcher der sonst eifersüchtig bewachte Z 8 des preußische» Bereinsgesetzes noch immer in Kraft ist. Ausland. Oesterreich-Ungarn. Die für Montag anberanmie Ver sammlung des politischen Vereins „Freiheit" in Trauten«»» wurde wegen eines Formfehlers Verbote». Die zahlreich erschienenen Lheiliiehiiier, verstärkt durch Neugierige, i'iisgcsauimt etwa 3000 Personen, zogen singend mehrmals um den Ringplatz und nicht anszusteigcn und znrückzueilen i» das liebe, traute Hans, welches die Tannen iimranschw,, und an dem der WZerstrom vorbeizeg. -i- In dcm Fvrstmeisterhause fand sich an den: nächsten ÄestUichasls- tagc zahlreicher Besuch ein. Ein Jeder wollte sich überzeugen, was an dem Gerücht Wahres sei, daß Ellh das Haus ihres Schwagers verlassen habe. Und Alle fanden nicht genng Worte des Bedauerns, als sic das Gerücht nun bestätigt fanden. Nur Einer schwieg, bed,.nette weder, noch tadelte er. Aber sein frisches, inäiniliches Gejic t war nn> eine» Schatten bleicher gewvrccn, als ihm Julie die Abreise der Schwester mittheilte. In dem Sessel, in dem er bis d.-.hin der Herrin des Hauses kerzengerade gegenüber gesessen, saß er nun leicht in sich zusainincngejnnken und schien glcichgillig gegen. Alles, was um ihn her vorging; nur der eine Gedanke beherrschte ihn: Sic hat Dich nicht geliebt, es war ei» Wahn, in dem Lu Dir cinbildetcst cs bedürfe nur des ufsenen Wortes, nm das svnnige Wesen Dir zu eigen zu mache», für Zeit »ad Ewigkeit. Vorbei der Wahn — vorbei die Hoffnung aus Glück! Julie war durch Franks Benehmen enttäuscht. Sie hatte gerade von ihm ein Wort des Bedauerns erwartet, vielleicht auch ein erklärendes Wort, das sie berechtigte, die Schwester zurnckznrufen. Und nun diese eisige Ruhe, als berühre ihn die An- oder Abwesenheit Ellys gar nicht. Sollte sie sich denn doch getäuscht haben? Galten seine Besuche nicht der jungen Schwester, nährte er vielleicht nur die Erinnerung a» seine Jugendliebe? Sie bebte innerlich zusammen bei dieser Vorstellung und für einen Augenblick empfand sie das Wonnegefühl, sich von einem edlen Manne i» Treue geliebt zu wissen. Sofort aber schüttelte ihr reiner, ehrenhafter Sinn das wieder ab. Ihre Pflichten und ihre Liebe gehörten allein ihrem Gatten, und kein cmde.er Mann durfte in begehrendem Sinn ihrer gedenke». Dem zu Folge rüstete sie sich mit eisiger Abwehr gegen Frank. Es waren nur kalte Worte herkömmlicher Kvnbenienz, mit denen sie ihm beim Abschied die Hand reichte. Keine freundliche Einladung, kein erklärendes Wort, welches dem Liebenden die schleunige, unvor hergesehene Abreise dcr Geliebte» in einem ande.e», günstigeren Lichte erscheinen ließ. Durch gegenseitiges Mißverstehen und durch falsche, ab r dnrch die Gesetze althergebrachter Sitte gebilligte Scheu, etwas von den innersten Gefühlen zart keimender Liebe da, wo man sich nicht ver standen glaubte, zu vcrrathe», bildete sich eine tiefe Kluft zwischen Mensche», die dazu berufe» schienen, sich gegenseitig durch Liebe »nd Freundschaft zu beglücken. Aber auch von anderer Seite ward Elly's plötzliche Abreise, die mehr einer Flucht ähnlich sah, mit einem vielsagende» Achselzucken anfgefaßt. In Gegenwart dcr Angehörigen bedauernde Worte, hinter deren Rücken hämisches Flüstern und vieldeutiges Mienciispiel. Dieses Ergreife» einer immerhin dienenden Stellung mußte doch seinen Grund haben. Denn, wie man allgemein zu wissen glaubte, war dcm Forstmeister die Anwesenheit seiner jugendlichsn Schwäcerin nur lieb und angenehm. Was tri:b sic also aus dem Hause, in dcm sie ein gern gesehener Gast war? Selbstverdient» I Lächerlich! Bei den Mittel» des Forstmeisters! Konnte sic sich in dessen Hanse nicht ebensowohl nützlich machen? Nein, ncinl Die guten Kleinstädter ließen cs sich nicht aus- redcn, dem lag Tieferes zu Grunde, lind der halbbcrgcsseiie Ver lacht voll ehemals gewann'wieder auf's Nene Nahrung. Sollte die Schwester selbst sic ans dem Hanse getrieben haben, um eine un liebsame Beobachter!» los zu sein? Oder halte das junge, unschuldige Wesen bereits tiefer geschaut, und floh nun ein Haus, in welchem solch frevelndes Spiel getrieben wurde? Kein Zweifel mehr, so mußte cs sein, inan hatte sich wieder diipücn lassen und dem wohlanständigen Schein getraut! Selbst als man nun tvahrnahm, daß Frank des Forstmeisters Hans zu meiden schien, wenigstens hatte er allerhand Entjchnldigungen, wenn die anveren Herren ihn zu dem gewohnten, gemeinsamen allwöchentlichen Gang nach dem gastfreien Hause anffordcrlc», gab dies durchaus keine Veranlassung, ihren Verdacht fältelt zu lassen, Folgert doch die Welt ans dem. was sie nicht zu ergründe» weiß, so leicht etwa» Ungewöhnlich, s, etwas Unerlaubtes, »na diese Aus! l t bcrbr itct sich dann, zwar unter dem Siegel tiefste. Vcrichwicgcnheit, mit Blitzes schnelle weiter. Der fast sanalische Eifer der auf pikanten Stosf lauernden Kleinstädter, ein Geheimniß zu ergründen, das vorerst nur in ihrer Phantasie bestand, steigerte »nr das Verlangen, etwas zu erfahren. Das Forslmeisterhaus wurde jetzt geradezu von Besuchen über schwemmt. Man wollte die junge Frau ihrer „iraurigen Einsamkeit nicht überlassen"; „sie mußte mehr in gesellige Kreise" und die guten Freunde veranstalteten zu diesem Zwecke verschiedene Festlichkeiten, zu denen der Forstmeister mit seiner Gattin, sowie Frank jedes Mal gebeten waren. Mit Argnsaugc» beobachtete man alsdann das gegenseitige Verhallen der beiden „verdächtigen" Personen, konnte ober zum eigenen, geheimen Aergcr nichts entdecken, als eitle merk liche gegenseitige kühle Haltung dcr beiden HanpHeriviien. Das war nun wiederum nicht geeignet, die Wißbegierigen zu frieden zu stelle». Sollte man sich denn wirkt! h getäuscht habe», oder handelten Beide nur nach cincm wohlüberlegt.» Plan, sic Alle zu täuschen und sicher zu machen, uni alsdann uni so ungestörter gegen die gute Sitte sündigen zu können? Ter Forst»,eister so wellig wie seine Gattin ahnten Etwas von diesem Spürshstci», das den Frieden ihrer Ehe bedrohte. Voll gegenseitige» Vertrauens und imniec inniger sich gestalten der Gattcnliebc, lebte» sie ein schönes, nach allen Seiten hin sie be friedigendes Dasein. Es waren der einsamen Stunden noch viele, in welchen die Gatten nur auf sich angewiesen waren, aber sie zählten solche Stunde» zu den schönste». Nach vollendetem Tagewerk saßen sie sich gegenüber, Kunst, Wissenschaft und Littcratnr waren dann ein nie versiegendes Thema ihrer Gespräche. Auch' theilte der Forstmeister seinem jungen Weibe ans dcm reichen Schatz seiner Er fahrungen mit, was ihm der Miltheilmig werth dünkte, imd Julie folgte dein Allen mit hohem Interesse. Dcr Forstmeister wußte in Allem Bcs k.cid, das Leben in »nd mit der Natur hatte ihn znm scharfen Beobachter und Denker gemacht und er konnte dcr jungen Frau in Vielem Bcrather und Lehrer sein. Sie erkannte da» dankbar an und mit immer neuem Jnleres'e folgte sie seinen Darlegungen und Anschauungen; namentlich über Das, was den Endpunkt in unser Aller Leben bildet, konnten sie lange Gespräche führen, ohne sich doch je zu erschöpfen.