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, 1 / ^»WWk — Nr. 208. - 1899. — Diese verbreitetste unparteiische Zeitunq erscheint Wochentags Abends (mit Datmndes nächsten Tages) und lostet mit den fünf wöchentlichen V eiblättcrn:- Kleine Botschaft, Sächsischer Erzähler» Gerichts-Zeitung, Sächsisches Allerlei, Jllnstrirteö Unter- haltungsblatt, bei den Postanstaltc» und bei den Ausgabestelle» ««uatlich 40 Pscunige. »Miste: 1. Nachtrag Nr. 2877. > ildrepe: Beu»alm>jelg«r Sa»st»-chÜcIl« ^r. i^o. General- Donnerstag, den 7. September. für Chemnitz und Umgegend. (Sächsischer Landes-Anieiger). — Gegründet 1878 als „A»i«ig«r" ie. Verlag «nd NotationSmaschinen-Drn« von Alexander Wiede in Chemnitz, Theaterstrasje Nr« kl. Jnserateit - Preis: Dir 6 ge« spaltene Corpus,teile oder dere» Manm 20 Pfg. (Preisoerzeich« Nisse L Zeile 25 Pfg.) — Be» verzngte Stelle (Neklaine-Icile) 60 Pfg. Bei vorausbestellte» Wiederholungen größerer In» seratc entsprechender Rabatt. — Anzeige» siir die Nachmittags erscheinende Nummer können nur bis Bormittag lo Uhr an genommen werden. Geschäftliche Anzeiger-Inserat» finden snr billigste» Preis zugleich Verbreitung durch di» täglich erscheinende Chemnitz»» Eiseitlialiu-Zeitimg. k°. Amtliche Anzeigen. Handels»,gister.Elntragnngen. Aus Folium 6A5 siir den Landbezirk ist die Firma „Patentstein» Fabrik Chemnitz-Altendorf, Gesellschaft mit beschränkter Haftung, mit dem Sitze in Altendorf eingetragen und dabei Folgendes verlantbart worden: Der Gesellschastsvertrag datirt vom l5. August 1899. Gegenstand des Unternehli ens ist die Ausnutzung de« G. de Bruyii'schen Baushstems nach dem D. R. P. no. 88,549, dciil G. M. no. 61,465 und dem D. R. P. nc>. 84,104 durch die Fabrikation und den Vertrieb von Steinplatten für Bauzwecke. Das Stammkapital beträgt 80,000 Mark. Geschäftsführer der Gesellschaft ist Herr Emil Rudolph Schwander in Chemnitz, aus dem die Firma „Protze ä- Reil" in Chemnitz betreffenden ssolium 4413 wurde verlautbart, daß Herr Kaufmann Gustav Adolf Protze am 1. September 1899 als Mitinhaber auSgeschieden ist und daß die Firma nunmehr „Otto Reil" lautet und aus dem die Firma „Adler-Stahlwerk Carl Moritz Seidel" in Chemnitz betreffenden Folium 4>07 wurde verlautbart, daß die Kausleute Herren Carl Moritz Seidel und Arno Friedrich Adalbert Hauff» nicht mehr Inhaber sind, daß Herr Kaufmann Ernst Theodor Lstsch in Chemnitz Inhaber geworden ist und daß die Firnis nunmehr „Adler- Stahlwerk Seidel Nachf. E. LH. Lötsch" lautet. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuch« aus de» Namen Carl Wilhelm TchrSter ein getragene, in Chemnitz (Henriettenstraße 20) gelegene Grundstück Nr. 2805 des Flurbuchs, Nr. 2S0V Abth. IV des Brandkatasters, Folium 1744 des Grundbuchs für Chemnitz, bestehend aus Vorderwohnhaus mit Durch fahrt, Scitenwohugebände, Garte» und Hofraum, geschätzt ans 108,40« Mk., soll an hiesiger AmtsgerichtSstelle zwangsweise versteigert werde» und es ist der lO. Oktober 18«», Vormittags S Uhr, als Anmeldetermin, ferner der 27. Oktober 18VV, Vormittags « Uhr, als VersteigernngStermi«, sowie der ». November 18»», Vorr mittags 11 Uhr, als Termin zur Verkündung de- VertheilungS- Plans anberaumt worden. Die Rcalberechtigleu werben aufgefordert, die aus dem Grundstücke lastende» Rückstände an wiederkehrcndeu Leistungen, sowie Kostensordernngen spätestens im Anmeldeterminc anzumelde». Eine Uebersicht der aus dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kan» »ach dem Anmcldelcrmine in der Gerichtsschreiberei des köntgl. Amtsgerichts ein- gesehen werden. Deutschland und die Niederlande. Man schreibt uns von besonderer Seite: Die wiederholten Artikel des „Haag'schen Eüurant" über die Nothwendigkeit eines engeren Anschlusses der Niederlande an Deulsch- land haben lebhafte Preßerörterungci, hervorgerufc», die dem Vor schläge thcils zustimiute», theils aber auch ihn abfällig beurtheilteii. Um die Artikel voll würdigen z» können, innß inan daran erinnern, daß sie nicht der augeiiblicklichen Laune irgend eines obskuren Joimialistcn entflammen, sondern der Niederschlag von Gesinnungen sind, von denen gerade sehr angesehene Niederländer seit Jahren durchdrungen sind. So schrieb beispielsweise ter holländische Geiiecal Roomswinckcl znm 80. Geburtstage tcs Fürsten Bismarck, also vor mehr als vier Jahcen: »Die deutsche Flotte und die deutsche» Koloniecn sind die Folge» der Gründung des deutschen Reiches. Für die Niederlande haben diese Flvlte und diese Koloniee» eine große Bedeutung, denn sie bilden ei» stets größer werdendes Gegengewicht gegen die willkürliche Gcwalithätigkcit Englands, der wir bis jetzt beinahe wehrlos auf Gnade und Ungnade überliefert waren." Man sieht also, daß hervorragende holländische Staatsmänner imd Militärs schon vor Jahren die Nothwendigkeit eiues engeren Anschlusses a» Dentschlciiid anerkannten. Wen» deutscherseits viel ach Einwendungen gegen den Vorschlag des niederländische» Blattes erhoben werde», so sind diese ja zweifel los zutreffend. Eine wirthschaftliche Einigung läßt sich nicht so leicht Herstellen» wie das niederländische Blatt sich dies zu denke» scheint, denn cs ist unendlich schwer, eine» beiden Theileu gerecht werdenden Ausgleich der Interessen zu finde». Man sieht ja schon bei dem Abschlüsse von Handelsverträgen, wie schwer ein solcher Au-glelch ist, wie viel mehr noch bei einer Zollunion, die doch ei» unvergleichlich innigeres wirthschastliches Verhältnis) bedeutet, als ei» bloßer Handels vertrag. Daneben fehlt es auch nicht an Bedenken politischer und theilweise auch militärischer Art. Trotzdem wäre nichts verkehrter, als die holländischen An näherungsversuche schroff zurückzuweifen. Zunächst haben sic für Deutschland den Vortheil, daß sie den dem deutschen Reiche miß günstigen Großmächte» zeigen, daß Deutschland nicht mehr nur ge fürchtet, sondern auch geschätzt und begehrt ist. Insbesondere dürfte diese Thatjache für Frankreich recht lehrreich sein, aber auch England mag sich sein Thcil daraus entnehme». Es hat sich cben eine Um Wandlung seit jener Zeit vollzogen, wo Moltke resignirt sagen mußte, daß Deutschland nur Feinde und Neider besitze. Zum Zweiten ist ja der Gedanke des niederländischen Blattes gewiß nur Zukunstsmusik, aber der Politiker muß sich hüten, „niemals" zu sagen. Wen» an dem blutigen 3. Juli 1866, wo die Preußen einerseits, auf der anderen Seite Oesterreicher und Sachsen einander als erbitterte Gegner gegenübersiaudcn, Jemand gesagt hätte, daß 4 Jahre später die preußischen und sächsische» Truppen in innigster Waffenbrüderschaft nebeneinander kämpfen wür en, und daß abermals 10 Jahre später Deutschland und Oesterreich durch inniges Bünd schaftsverhältniß verknüpft sein würde», so wäre er für eine» Narren erklärt worden. Sinn, der Narr hätte Recht behalten. Will mau angesichts des Vcrdringens der Vereinigten Staate» von Amerika, angesichts der Möglichkeit eincs ans der Basis einer Rani Politik fundirlen Bündnisses zwischen den beiden „angelsächsischen Brüdern" cs wirllich für durchaus ausgeschlossen ansehen, daß sich Abwchr- konstellationen — die freilich nicht nur Deutschland und Holland Errungenschaften auf dem Gebiete der Kultur n»d der Kunst anderen Staate» von gleich geringem territorialem Umfange und ebenso geringer Bevölkerung bei Weiten, überlegen ist. Es ist gewiß für einen großen Staat nicht angemessen, sich durch die Freundschafls- Versicherungen eines kleineren Staate- in Extase versetzen zu lassen, es ist aber ebenso wenig angeniesse», dem Kleineren spöttisch znzu- rufen: «Was kannst Du armer Teufel bieten?" Böse Zungen. Kriminal-Erzählimg von E. Hainberg. (Nachdruck verboten.) ihr Gesicht überzog sich einmal nach der Ursache (10. Fortsetzung.) Elly erzählte, was sic erlauscht. „Wahnsinn!" sagte Julie, aber auch mit Leichenblässe. „Aber wir wollen doch solchen Gcklatsches fragen. Julie drückte aus die elektrische Glocke. Dem eintretenden Haus Mädchen befahl sie, die Köchin zu schicken. „Ich höre," sagte sie dann zu dieser, „daß der Landbote soeben die Mittheilung gemacht hat, man hätte Assessor Frank, als des Mordes an meinem.Galtcn verdächtig, in Haft genommen." Die Köchin ward glühend rvth. „Ach ja, gnädige Frau," gab sie dann znr Antwort, „der Schindler hat die achricht aus der Stadt mitgebracht." „Das wird ein Mißverständniß Schindlers sein," entgegncte Julie. „Assessor Frank war ein Freund meines Gatten, was sollte ihn zu solcher That veranlaßt haben?" Die Köchin spielle verlegen mit ihrem Schürzenzipfel. Sie konnte der Gnädigen doch nicht sazcn: „Weil der Assessor verliebt i» Sie gewesen ist. Der Mann mußte beseitigt werden, damit Sie frei wurden." „Ich Hesse," sagte Julie nach einer Weile des Stillschweigens, während der sie ans eine Antwort des Mädchens gewartet hatte, „daß solch' unsinnige Geschwätze über Freunde des Hauses von meinen Diener» nicht weiter verbreitet werden." Damit war die Dienerin entlassen, die Schwestern waren wieder allein. Eine'ganze Weile blieb es still zwischen ihnen. „Julie," sagte dann Elly, „ich halte diese Ungewißheit nicht ans, ich muß wissen, was an der Sache ist." „Aber was willst Du thnii, Kind? Du kannst doch unmöglich nach der stadt gehen und Erkundigungen einziehen. Bedenke doch, zu welch' neuem Gerede dies Veranlassung geben würde!" Das sah Elly ei». „Aber cS ist schrecklich," sagte sie nach kurzem Schweige», „so in Ungewißheit und Unthätigkcit ausharre» zu müssen." Sie sollten indessen schon an demselben Nachmittag die Be stätigung des Gehörten erhalte». Einige Damen ans der Stadt, welche kamen, ihre Kondolenz Visite abzustatle» und auch wohl insgeheim darauf brannte», zu erfahren, wie die junge Wittwe die Nachricht von Frank's Verhaftung aufnchmc» werde, gaben, sobald cs angiug, ihrer Entrüstung über solch' bodenlose Schlechtigkeit, die man Frank, einem Glied chrer Ge sellschaftskreise, gar nicht hätte zuirauen könne», volle» Ausdruck. „Ich höre z» meinem tiefsten Bedauern," sagte Julie mit Würde, „von Ihnen die Verhaftung Frank's, welche mir heute durch s umfassen würde» — ergeben könne», die man heute als phantastisch anlächclii würde? So meine» wir, daß jedenfalls kein Grund vorliegt, die freuiid- lichc Meinung einer ein Bündniß mit Deutschland aiifircbciidcii Strömung in den Niederlanden schroff zurückzuweiscii. Dies erübrigt ich »>»so mehr, als man ja in Deutschland eine aufrichtige Schätzung ür das Keine stammverwandte Volk empfindet, das es durch alle Wandlungen der Geschichte hindurch verstanden hat, seine Unab hängigkeit und sein Ansehen zu wahre», das »och imnier einen erheblichen wirthschaftlichen Wohlstand besitzt, und das schließlich an meine Dicnstleute milgethcilt wurde, bestäiigen. Ich wollte cs nicht glauben und hielt es für ein müßiges Gerede. Doch auch jetzt kan» ich au die Schuld Frank's nicht glauben. Es müsse» da sonderbare Umstände obwalten, die einen solch ungeheuerlichen Verdacht auf eine» unbescholtenen und meinem Gatten befreundeten Man» werfen konnten." „Ja, sonderbare Umstände," wiederholte eine der Damen in einem Ton, welcher es zweifelhaft ließ, ob sie einfach Julien's Worte bestäiigen wollte, oder ob sie die Umstände, die bei der Verhaftung Frank's maßgebend gewesen waren, für „sonderbar" hielt. Julie fühlte die mittelbare Verdächtigung heraus und cS übel lies sie wie ein kalter Wasserstrahl. Sie athmele auf, als die Damen sich endlich unter großem Wortschwall empfahlen. „Gott sei Dank, daß die Klatschbasen fort sind," sagte Elly „Ach, was ist die Welt so schlecht, daß sie nur immer das Elendeste »nd Gemeinste von Andern annimmt. Ihre eigene Gemeinheit und Niedrigkeit ist das Niveau, wonach sie bemessen." . Julie schwieg, obgleich sie dem junge» Mädchen nicht Unrecht gebe» konnte, welches der Schmerz und das Unglück der Liebe zum denkenden Weibe gemacht hatte. Die Untersuchung hatte nichts weiter zu Tage gefördert. Frank blieb bei der Versicherung seiner Unschuld, war aber nicht im Stande, B.-weise vorzubringen, welche dieselbe als nnzweifelhast erscheinen ließen. Nicht einmal seine Anwesenheit in seiner Wohnung zur Zeit der That war ihm möglich, durch Zeuge» fcstzustellen. Frank be wohnte ein kleines Häuschen, das einer Wittwe gehörte, welche die oberen Zimmer an Frank vermiethet hatte und dessen Bedienung sie allein besorgte. Unglücklicher Weise war sie an jenem Tage zu Verwandten auf's Land gegangen und erst am nächsten Morgen von da nach Hause zurückgekehrt. Nachdem Frank an dem verhängnißvollen Tage nach Hause ge kommen war, erzählte er, hatte er seine Abendmahlzeit eingenommen, Bier und etwa- kalten' Aufschnitt, wovon er stets einen kleine» Vor rath' hatte. Alsdann hatte er sich mit dem Studium juristischer Schriften beschäftigt, bis er gegen elf Uhr Abends sein Lager aus gesucht habe. Diese Aussagen aber waren durch Nichts zu beweisen, während der allgemeine Verdacht auf ihm lastete. Frank war sich als Jurist der Schwierigkeit seiner Lage voll bewußt. War man auch wegen mangelnde» Beweises nicht im Stande, ihn zu verurtheilen, so ruhte doch der Verdacht der grausigen That auf ihm. Die Suche nach dem »och »nt«kannten Mörder schier ihm mehr als lässig betrieben zu werden, vielleicht »veil man den Politische Rundschau. Chemnitz, 6. September 1S9S. Deutsches Reich. — Die Kaiserin unternahm am Dienstag einen kleine» Spaziergang im Park von Sanssouci, wobei sie sich auf den Arm ihres Kammerherrn, Grafen Keller, stützte. Das Aussehen der Kaiser!» war frisch, ihr Gang jedoch langsam. Prinz Joachim nahm an dem Spaziergange Theil. — Zur Kanal frage liegt eine neue Kundgebung des Kaisers vor. Der Kanalverein für Niedersachsen hat seiner Zeit dem Ge heime» Kabinttsrath des Kaisers Abdrücke der von ihm während >er letzten Tagung des Abgeordnetenhauses velöfsentlichten Druck christen über den Mittellandkanal mit dem Ersuchen überreicht, dieselben dem Kaiser zu unterbreiten. Hierauf ist dem Vereins- Vorstände folgende- Schreiben zugegangen, welches der „Hann. Cour." »liltheilt: „Potsdam, 81. Anglist 1899. Dem Vorstande «heile ich auf das ge fällige Schreiben vom 12. d.M. ergebenst mit. daß ich nicht unterlassen habe, die mir übersandte Mappe mit 12 Druckschriften übcr den Mtttellanhkaual Sr. Majestät dem Kaffer und König zu ulNerbreite». Se. Majestät geruhten, die trefflichen Arbeite» gern entgegenzunetme». lasse» für die Einreichung derselben bestens danken und rechne» auch ferner ans die treue Mitarbeit des Kanalvercins siir Niedersachscn, nm das große, segenverheißende Kulturwerk seiner Ausjührnng und Vollendung entgcgenzusühren. Der Geheime ÄabinetSrath. Wirkliche Geheime Rath v. Lucanns." — Die „Nat.-Ztg." meldet: Zu de» Verwaltungsposten, welche in der nächsten Zeit neu zu besetzen sind, wird wohl das Oberpräsidium von Pommern hinzukommcn: Herr v. Pntt- kamer, der vor Kurzem einen Schlagansall erlitten, hat sich davon so wenig erholt, daß sein Rücktritt nahe bevvrstehen dürste. — Z» der von Berliner Blättern wiedergegebenen Meldung der „Central News" über ernste Unrnhen im Hinlerlande ovn Kiautschau »nd ei» Ultimatum dcs den 1 sche» Gesandten in Peking schreibt die „Nordd. Allg. Ztg.": Die inzwischen hier eingetroffenen amtlichen Meldungen ergeben, daß diese englische Zeitungsnachricht vv» Anfang bis zu Ende erfunden ist. Im Hiuter- landc von Kiautschau herrscht Ruhe. Chinesen wurden daselbst nicht erschossen. Der deutsche Gesandte hatte keine Veranlassung, drohende Vorstclliiipze» beim Ts»ng-li-Na»icii zu machen. Auch wurde der „Ostasiatische Lloyd" von den „Central News" zu Unrecht aii- gezoge». Der „Ostasiatische Lloyd" brachte die in Rede stehenden Nachrichten gar nicht; dagegen tischte» allerdings die englischen „Peking-Tientsin Times" ihren Leser» vor Kurzem eine ähnlich lautende Erzählung auf. ' Ansicht war, de» Schuldigen bereits entdeckt zu habe», möglich auch, daß de» handelnden Personen der Scharfblick und die Crsahinng fehlten. Aber das durfte so nicht weiter gehe», seine Ehre, seine Frei heit, seine ganze Existenz hing davon ab. Er war entschlossen, die Sache gewissermaßen selbst in die Hand zu nehmen, indem er sich an eine» Berliner befreundeten Rechts anwalt wandte und diesen um Sendung eiues bewährte» Privat- Detektivs ersuchte, den er aus seine Kosten mit Aufsuchung de- Mörders beaustragen wollte. . . Acht Tage später halte sich i» einem Hotel zweiten Ranges ein Fremder aus »ubestimmte Zeit eingemicthet, welcher angab, Land schaftsmaler zu sein und in der Gegend Studien zu machen be absichtige. Wirklich ging er auch jeden Tag »it dem Skizzenbuch und einem großen Schirm unter dem Arm, der ihm Schutz während de- Malens gegen die Sonnenstrahle» gebe» sollte, hoiaus in den Wald. Gar Mancher hatte ihn auch wohl an irgend einer Stelle über sein Skizzenbuch gebeugt, den Stift in der Hand, sitzen sche». Die Zeich nungen selbst aber bekam Niemand zu Gesicht. Er hatte, wie alle Künstler, seine Besonderheiten. Kam Jemand in seine Nähe, Ilapps» war das Buch zu. Er konnte wohl auch stundenlang m>t Diesem oder Jenem plaudern. Die Holzfäller, der Hirt, der faul bei seinen Schafen lag, der Ackersmanii, der hinter dem Pflug ging, oder das alte, kräutersnchcnde Mütterchen, alle diese Personen intcressirlcii ihn; und für einen Dritten ivar cS gar wunderbar anzuhören, wie er sich so ganz in deren Denk- und Anschauungsweise zu versetzen wußte. Er erzählte ihnen Schnurren, trieb allerlei Späße mit ihnen, über die sie sich todtlachen wollte», wie ihr Ausdruck laiitetc. Der Herr Schwarz, oder der Herr Maler, wie sie ihn auch wohl nannten, war ihnen ein willkommener Plauderer, gegen den sie ihr sonst Fremden gegenüber stets verschlossenes Wesen ablegten und mit ihm schwatzten, wie mit Einem Ihresgleichen. „Nun, Köhler», was hat Sie denn da all' wieder in Ihrer Sammelbüchse?" redete er ei» altes, dürftig gekleidetes Weib an, welche-, eine Kiepe neben sich, die schon fast bis an den Rand gestillt war, den hier zwischen den jungen Buchen üppig wuchernden Wald meister einheimste, der eben seine Weiße» Blülhensterne ansetzte. „Kennt der Herr den Waldmeister nicht?" fragte sie dagegen. „Branntwein darauf gegossen, ist gut für Mageiffchmerzen und mancherlei Gebresten." „So?" sagte er, „ich denke, Wein müßte es sei»! Puh', mit Eurem Fusel!" „Ja, Herr, der Wein kommt nur auf der Neichen Tisch, sü» unser Eins muß schon der Fusel gut sein!" (Fortsetzung solgt^