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Ans Thüringer». —Lt. Eisenach. 8. September. Seit einige» Tagen halten sich hier zwei höhere türkische Offiziere auf, die van ihrer Negierung den Auftrag haben, die Fahrzeugfabrik Eisenach zu besichtigen. Es sind die- Oberstleutnant M. Hiffzi-Bey und Major Adjutant M. Fach Beide von der Feldartillerle. —L. Weimar, 8. September. In Hetzeborg bei Eisenach waren Nachts in einem Schafstalle ohne jeden ersichtlichen Grund «ine große Anzahl Schafe — von einem Besitzer allein 65 — ver- endet. Jetzt hat sich herauSgestcllt, daß die Schafe durch Salpet-r säure gefallen sind. Die Heerde war gleich nach dem Abernten auf einen Weizenackcr gelrieben worden, der im Mai Chilisalpeter als Kopfdüngung bekommen hatte. Der überaus heiße Sommer mag nun wohl einzelne besonders Harle Krystalle, die vielleicht gar zum Theil in den Blattwinkeln des Weizens hängen geblieben und mit dem Erdboden nicht in Berührung gekommen waren, nicht zum Anslösen gebracht haben, oder es hat der feste Lehmboden die Lösung nicht eindringen lasse», es haben sich vielmehr durch Verdunsten des Wassers Salpeterkrystalle zurllckgebildet, die die salzhungrigcn Schafe beleckt haben. Der Fall sollte zur Vorsicht mahnen. Vermischtes. — De» verdächtige Italiener. In Ostende wurde eine Verhaftung vollzogen, die nicht geringes Aufsehen hervorrief. In drn Gärten des Königlichen Strandfchlosses spazierte ein gut ge kleideter Mann umher, der genau de» Flügel des Schlosses be herzteren Gäste ihren Bermnthnugen betreffs deS seltsamen Inter mezzos Ausdruck verleihe» konnten, hörte mau ei» leises Rauschen in der Luft und gleich darauf aus einige» zwanzig Kehlen wieder den Nus „Oiu pro oodia, vowins!", dem »ach wenige» Seluuden ciuige durch Mark und Bein dringende »Amen! Amen!" folgten. Eins dieser »Amen" erscholl unmittelbar über dem Haupt der Tochter des Gastgebers. Sie sah auf und erblickte einen prächtig gefiederten Papagei, der fli'nen Kopf auf die rechte Seite neigte und sei» ernstes klenicS Auge auf sie richtete. Ein ganzer Schwarm der bunten, krnmmschnäl'eligen Gesellen hatte sich in der Krone d»S Baumes niedergelassen, und noch verschiedene Male schrillt- ein vielstimmiges ,()>» pro Iiobis, Domino!" durch den Wald. Am andern Tage erhielt man von der greisen Dienerin des früheren Hacienda-Besitzer- die Erlläruin für die räthselhafte Erscheinung. Der alte Priester besaß eine» Papagei, der seine» Platz im Speisesaal hatte, wo der Hausherr seine Freunde und die Dienerschaft zum Abendgebet um ich versammelte. Kurze Zeit darauf gelang es Jako, aus seinem ikäfig zu entwischen und in de» Wald zu flüchten. Dort müsse» ihm eine Geehrten und vielleicht auch seine eigenen Nachkommen die Worte, mit denen der alte Priester stets das Abendgebet schloß, ab' gelauscht haben. Kleine Ursachen, grobe Wirkungen. Es ist gut, daß die schöne, stille Sommerszeit in Nom durch einige, übrigens in diesem Jahre doch häufige Intermezzi unterbrochen wird, welche, obgleich sie mehr familiärer Art sind, doch das Tagesgespräch beherrsche». Gerathen da in der Via Ricasoli zwei Buben, Pasqualino Bufacchi, eun Jahre, und Umberto Manni, acht Jahre alt, nachdem sie fried- crtig gespielt, in Streit, der damit endig!, daß ein Munizi'palgardist zwischen die Kampfhähne springt und den eine», der aus einer obachtete, in dem die Prinzessin Clementine wohnt. Als er gerade, schwere» Kopfwunde blutet, in eine Droschke packt und mit ihm znm dabei war, die Lage der Zimmer genauer zu besichtigen, stürzten sich Hospital fährt. Das Gebrüll des verwundeten Jungen lockte natürlich einige Geheimpolizisten auf ihn und nahmen ihn fest. Sie schafften' endlich auch die beiderseitigen Müller herbei, die hundert Schritte ihn geräuschlos nach dem Hauptpolizeiamle, woselbst er einem Verhör von dem Ort der That auf der Schwelle ihres Hauses saßen und unterzogen wurde. Cr war rin Italiener und erklärte, daß es ihm nicht bekannt gewesen sei, daß der Besuch des Königsschloffes unter sagt ist. Die Staatsanwaltschaft ordnete die Ausrechterhaltung der Verhaftung mit der Maßgabe an, daß der Italiener sofort des Landes verwiesen und über die Grenze geschafft werde. Um dieser Maßnahme de» Schein der Gesetzlichkeit zu gebe», wird amtlich bemerkt, daß der Italiener sich über sein« Exislenzmittel nicht auS- wrisen könnte. UeberdieS soll er viele Aehnlichkcit mit Caserio haben! — Die »mfichtbaren Beter im südamerikanische» Nr- Walde. Eine drollige Geschichte wurde dieser Tage von einer hübschen Kreolin, die in dem sashionablen englischen Badeort Brigh ton weilt, zum Besten gegeben. Kurz vor ihrer europäischen Ncise siedelte» die Eltern der jungen Dame von Rio de Janeiro nach einem romantisch gelegenen Landsitz über, der seit vielen Jahren einem unlängst dort gestorbenen alten Priester gehört hatte. Um den Einzug in die schöne Hacienda gebührend zu feiern, veranstaltete man ein Pickpick in dem nahen Walde, Unter dem Schatten eines Riesenbaumes hvurde ein splendides Mahl servirt, und als die Gast geber mit ihren Freunden in bester Laune den Delikatessen zusprachc», erscholl Plötzlich in einiger Entfeuiung eine schrille Stimme. Man konnte deutlich die Worte „Oro, pro nokis, Dominos" vernehme». Im nächsten Moment ertönte ein ganzer Chor in denselben kreischen den Lauten, und dann trat eine» Moment tiefe Stille ein. Ueber- rascht und sprachlos starrt? man sich gegenseitig an. Ehe die dr über die theuren Zeilen und andere vertrauliche Angelegenheiten plauderten. Nalürlich war beim Anblick der streitenden Knabe» auch sofort der Unfrieden zwischen den Müttern ausgebrochen, und cs wandelte sich nicht nur das Wort zur That, sondern die beiden mit den Fäusten i» drn Haaren verwickelten Weiber gaben auch eine ebenso lebendige wie die Umstehend.» erfreuende Illustration zu Schillers berühmtem Verse aus der Glocke: „Da werdtn Weiber zu Hyänen!" Endlich waren auch sie in ihrer Wuty soweit gegangen, daß sie laut nach ihren Männern um Hilfe riesen. Diese standen gerade in einer Osteria und waren ganz in die „Mora" vertieft, ein Fingersviel, ähnlich wie bei uns „Stein, Scheere oder Papier", und brüllten dabei so laut, daß sie erst spät ans dem Kampfplatz aukamen, Nalürlich blinkten im nächsten Moment die Messer, jeder stand seiner Frau zur Seite. Vergeblich mahnte der gute Marocchi, der mit den Männern aus der Osteria herbeigeeilt war, zum Frieden — er er hielt einen Stich in den Arm und in den Kopf. Vergeblich hing sich das elfjährige Töchtcrchen Lucia a» de» Arm Camillo Maunis, — der Vater erkannte in seiner blinde» Wuth die Tochter nicht und stach sie i» den Unterleib, daß die Eingeweide herausguollen. Als die Polizisten endlich herzukamen, konnten sie nur noch die Ausgabe erfüllen, Verwundete in das Lazareth abzuführen. Lucia, der Vater Bufacchi und Marocchi sind so schwer verwundet, daß man au ihrem Aufkommen zweifelt, die Anderen haben weniger gefährliche, aber recht üble Wunde» davongetragru. — El« Bi-g„ar>»au,tgö.,rt des Zaren. Ei» russischer Bauer, Makark mit Namen, war wegen Ermordung seiner F>a» zn zwölf Jahren Zwangsarbeit auf Sachalin vcrnrthcil, und vor etwa zwei Jahren dorthin mit einer 300 Könfe starken Vcrbrcchergesell- schaft abgcfertigt worden. Der etwa Lttp.hnge vierschrötige Bauer, dem von seinen Leidensgefährten der Spitzname „Scelcnvcrderber" zugelegt wurde, hatte in seiner Vergangenheit auch »och manche aiidere Unthat auf dem Kerbholz, aber ans der Fahrt über das Japanische Meer ernachte sei» Gewissen und er rettete durch eine Heldenthat das Lebe» Vieler. Bald hinter Wladiwrstock halten die Gefangenen den Plan gefaßt, die Schiffsmannschaft zn überfallen, zu tödten und dann als Seepiralen ein lustiges Leben zu führen. Der Plan Ivar gut ausgedacht In einer dunkle» Nacht gelang es den Verbrechern, sich ihrer Ketten zn entledigen, die »nn als furchtbare Angriffswafse» gegen die Schiffsmannschaft dienen sollte», und unbemerkt nach de», Schiffsraum zu gelangen, wo sie sich in dem dort Vorgefundene» Branntwein Mulh tranken. Makark und noch drei Gefährten stimmten dem Plan nicht bei, n»d Makark als der Entschlossenste wagte es, den Versuch zur Rettung der Schiffs mannschaft zu machen. Obwohl er sorgfältig beobachtet wurde, gelang cs ihm doch, a»S scincr Zelle heraus ciuei» vorübergehenden Heizer einen Zettel zuzusteckcii mit der Mittheilung, er müsse sofort den Kapitän sprechen. Wenige Augenblicke später stand er vor diesem und enthüllte die Verschwörung. ES wurde Lärm geschlagen, und die überraschten Verbrecher wurden wieder i» Fesseln gelegt. Makark und seine drei Gefährten wurden in ei,«,» besonderen Raum nntcrgebracht, um sic der Rache ihrer Genossen zu entzichen, aber trotz aller Wachsamkeit wurde der eine schon bei der Landung ge- tüdtet, die zwei anderen ein halbes Jahr später ans Sachalin ver giftet. Daher wurde Makark »ach Petersburg znrückgeschickt, um wenigstens sein Leben zu rette». Der Justizminister unterbreitete dem Zaren den Fall, und dieser begnadigte den Verbrecher. Der Justizminister selbst war in Begleitung des Petersburger Metropoliten in dem Gefängnisse erschienen, um dem überraschten Verbrecher scine Begnadigung zu bringen. Ll-enittitzrr Marktpreise am 9. September 1899. Weizen, fremde Sorte» 8 Mark 30 Psg. bts 9 Mark 05 Psg. pr.öO Kilo sächsischer - diesjährige Ernte Roggen, »lrdcrländ. sächf. - prenßischer - hiesiger - fremder - diesjährige Ernte Braugerste, fremde . sächsische Fullergersle Haler, sächsischer « prenbischer - »euer Erbsen, Koch- Erbsen, Mahl- und Futter- Hcn Stroh Kartoffeln Butler 85 - 60 - - VO - - !!0 - » 50 » - 95 - — « — » 8 . 25 - 45 - 45 - 60 » 6 7 7 8 9 . — . 7 » 25 « 3 « 40 « - 40 - - 50 - - 20 - 2 8 . 7 . 8 - 8 - 7 - 8 - 9 - 7 - 7 - 7 - 7 - 1« - 8 - 4 . 2 - 2 - L 1!) 85 - 60 - 10 - 25 - 65 65 10 . 20 - . 80 - - 75 - . 60 - PreiSnoljrmig der Produkirn-Börse zu Chemnitz bciAbiiahine von 10000 Kilagr, Beraurwerntch >ür dm Ndalnoiirklm Thnl: Julias Theiß! lür dm Jute'.aieuißeili >«r Verleger: Beide tu L-mmitz. «»chfisq,«» «»iStzler. »»chslsch«« «»rahle». Gewißheit anzuiiehmc» sein, daß Anna von Oranien in ein ziemlich intimes Vcrhältniß zur Statthalterin, Herzogin Margarethe von Parma getreten, und durch ihre lebhafte Phan tasie der am Hofe des Oheims eingesogenen Abneigung gegen de» Katholizismus allmählig entfremdet wurde und dies um so mehr, als ihre Kinder katholisch getauft worden waren und nun sollte sie, deren Mutter, einen Kultus hassen, dem diese angehörteu? Die glänzenden Kirchenseste, der gottesdienstliche Pomp mußten einschmeichelnd auf sie wirken, «nd der Uedertritt war somit angrdahnt. Der Umgang mit der Herzogin, die öfteren gesellschaftlichen Berührungen mit Kardinal Granvella und anderen vornehmen Spaniern und Spanierinnen, mußte» folgerecht dazu beitrage», sie über manche sich bei ihr noch entgegen stellenden Bedenklichkeiten hinweg zu heben. Die Einigkeit in ihrer Ehe scheint eine sehr erschütterte gewesen zu sein, An deutungen von schlimmen Auftritten zwischen ihr und dem Prinzen fehlen nicht, und doch, als der Aufstand in's Leben trat, hielt sie «hrlich auf ihres Gemahls Seite; aber das Glück stand ihm nicht bei, er sah sich ge zwungen, nach Deutschland zu flüchten, und sic begleitete ihn bis Dillcnburg, von wo ans sie wieder nach den Niederlanden zu rückkehrte, um ihr Wittthum zu rette» und die Anklage von sich abziiweisen, daß sie eine Mitschuldige seiner Empörung gegen den König von Spanien sei. Vo» da a» begann ihr Unglück. Sie halte dem Herzog Alba Glauben geschenkt, daß sie wohl thue, vor dem niederländischen hohen Gerichte den Anspruch auf die ihr verschriebenen Güter und Besitzungen zu erheben, indem sie Kennlniß von dem durch ihre» Gemahl in's Leben gerufenen Aufstand gegen des Königs Herrschaft gehabt zu haben entschieden in Abrede stelle. Alba hatte ein falsches Spiel mit ihr getrieben, indem er sie dazu verleitete, und es gelang ihm vollkommen, ivas er be absichtigte, nämlich die offene Erklärung von ihrer Seite herbeizuführen, daß ihr Gemahl ein Rebell sei, von dessen Sache sie die ihrige trrnne. Die spanische Arglist kennend, wider- licthcn Kursürst August sowohl, wie der Land graf vo» Hessen ihr diese rechtliche Einlassung, Beide nahmen sich ihrer sogar beim Kaiser an, welcher auch durch Vorstellungen bei dem spanischen Könige Hilfe für Anna'S sogenannte »eidliche Gerechtigkeit (Gerechtsame) erwirkte, indeß Ms, nahm sich uur aus dem Papier gut aus, zur Thatsache wurde sie nicht. Alba war der Gebieter i» den NiedeAanden, und das kleinste Fleckchen Erde, das des Oraniers Eigeuthum war, verfiel der Konfiskation. Anna's Ansprüche hatten keine Berücksichtigung gesunden, nnd sie versank mit ihren Kindern in Dürftigkeit, welche bald in großen Mangel überging. Der Schritt, den sie ans Alba'S Vorspiegelung gethan hatte, durch welchen sie sich faktisch von ihrem Gemahl trennte und ihn vor dem höchsten Gericht als Rebellen gegen seinen Herrn und König anerkannte, scheint von so durchschlagender Wirkung auf Alle, mit denen sie in Berührung kam, ge wesen zu sein, daß man sie überall verächtlich behandelte. I» Armuth versunken, den» auch der Verwandte ihres Gemahls, der Graf von Nassau, leistete ihr blutwenig Beistand, zog sie in den Städten am Rhein herum, ver lassen von ihren Hvfbedimtc», denen sic keinen Gehalt mehr zahlen konnte, Niemand an ihrer Seile, der ihr i» ihrer Hilflosigkeit mit gutem Rathe beigesprungei, wäre. Als Folge dieser Lage stellte sich bei ihr eine Art GcmüthS- verwilderung heraus» eine tolle Lebenslust bemächtigte sich ihrer, sic fand an dem Umgänge mit gemeinen Personen Geschmack, und eine übermäßige Neigung zum Trünke, anfänglich wohl nur, um sich dadurch über ihre ver- zweislnngsvollc Lage hinweg zu setzen, ward bald Leidenschaft b i ihr. Sie trank Vormittags mehrere Maaß Wein und setzte diese Uebung des Nachmittags fort. (Fortsetzung folgt.) Das Curren-auer-Stan-tittd an Kirche zu Geithain. Skizze von Rudolf Zimmermann. -er Nachdruck verboten. An der östlichen Giebelseite der baulich intereffanten romanischen Kirche zu Geithain befindet sich ein aus Porphyrtuff hergestellter Grabstein, auf dem ein sehr jugendlicher Knabe in einem weiten (Currendaner-) Mantel und mit einem rechteckigen Gegenstand (wohl einem Buche) in der Hand dargestellt ist. Die In schrift an dem Grabstein besagt, daß dieser dem am 10. Auz. 1593 verstorbenen LL^8 LLIDDl^ 80MI-L1N gesetzt worden ist. Ueber den Tod des Knaben berichtet die Sage Folgende»: Am Mvrgengiebcl der Kirche — der da- «als vielleicht noch nicht so auSgebaut war, als heut«; — befand sich rin Dvhlennest mit jungen Vögeln, das vier sechs- bis achtjährige Currendaner bcmerlt Halle». Sie versuchten dasselbe auszunehmen, konnten aber nicht zu ihm gelangen. Da entschloß sich ein Knabe, ans einem Brett, da» seine Kameraden zu einem kleinen Fenster hcraushalten sollten, nach dem Neste hinzukletter». Er brachte seinen Entschluß auch zur Ausführung und erreichte glücklich das Nest. Jubelnd meldcte er seinen Kameraden von seinem lustigen Standpunkte aus, daß das Nest vier Vögel, drei schwarze und einen weißen, beherberge. Wegen des letztere» entbrannte sofort ein heftiger Streit, jeder der Knaben wollte die weiße Dohle be sitze»; auch der hcrausgcklelterte Schüler be anspruchte sie für sich, da ja er bei Erlang ung der junge» Brut das Schwerste gethan habe. Die drei Knaben, die ihn hielten, drohten ihn hinabznwersen, wen» er bei seinem Vorsatze verharren würde, und brachlen diese Drohung auch, da er »och immer ans dieselbe lachend das Eigenthni» an der Weißen Dohle behauptete, zur Ausführung. Sie ließen das Brett los und j„> nächsten Augenblick lag der lustige lebensfrohe Knabe zerschmettert am Bode». Ueber die Strafe, die die 3 jugend lichen Mörder betroffen hat, hört man die verschiedensten Angaben, nach einer derselben sollen sie ans dem Marktplatz« zu Geithai» hingerichtet worden sei»(!). Noch heute lebt im Bolksmunde über diese Sage ei» sehr altes Lied, das im Folgende» hier wicdergegebe» sei: In Geithain an der Kirche, Da ist, in Siein gehan'n Ein Knabe der Currende Bis diesen Tag zu schau'n. In seines Mantels Falten Wächst gelbes Lebermoos, Und immer noch betrauert Ae Stadt sein schrecklich LooS. Wo morgenwärtS am Giebel Die Bicrtelglocke hängt. Da war tief in die Balken Ein Dohltiinest gezwängt. D'rin waren junge Dohlen, Die zwitscherten gar sehr, Und danach stand der Knaben Unseliges Begehr. Einst nach dem Abendläuten, Da steigen sie hinauf. Me blicken zu dem Neste Die losen Buben aus! Sie könne» nicht hinüber, Und nicht zum Nest hinan, Und sprechen zu einander: .wie fnugen wir das an?" Sie schieben drauf zum Fenster Ein lanaeS Brett hinaus. Und dreie haltcn'S Hinte», Und einer steigt hinaus. Er hält sich an di« Balten Und tritt zum Neste hin, Und spricht: „Es sind drei schwarze Und auch ein weiße? d'rin." „„Das weiße muß ich habenI"" So rnsen alle Drei. Ter Knabe aber lächelt: „Ta bi» ich auch dabei! Ich l iu heri.nsgestiege», Da- weiße nehm' ich mir, Und iie drei schwarze» Dohlen, Ja, die bekommet ihr," Da drohe, ihm die K.mben: „„Giebst Dn uns jenes nicht, So lasse» wir Dich fallen."" Jsdoch der draußen spricht: „Da? weiße, das behalt' ich, Das schwatzt wir Niemand ab." Da — hcit'ger Gott — die Knaben, Sie wcrsen ihn hinab! Zsrlchm« tert ans dem Pflaster Liegt er in sei» i» Blut, Und neben ihm, zerschlagen, Die junge Dohlenbrut. Seht her, ihr böjen Knaben, Daö habt ihr nun gethan! Gott, rechne nicht die Sünde Dem Unverstände an! - In Geithain an der Kirche Da ist, in Stein gehaii'n, Der arme Currendaner Bis diesen Tag z» schau'n. I» seines Mantels Fallen Wächst gelbes Lebermoos; Und immer »och'betrauert Di« Stadt sein schrecklich Loos. Äus Sachsen. — Mozart in Leipzig. Vor I!0 Jahren» am 12. Mai 1789 gab Mozart ein Konzert im Saale des alten Gewandhanscs in Leipzig. Das Orchester war an ein ruhige- Spiel ge wöhnt und Mozart nahm in der Probe ei» so rasche- Tempo, daß die Leute ihm nicht z» folgen vermochten. Hierüber erzürnte sich de» Meister so, daß er oft rief: „Halt! Noch ein mal!" zuletzt aber mit dein Fuße den Takt so gewaltig stampfte, daß ihm eine Schuhschnalle absprang. Die Musiker, die eine solche Be-, Handlung nie erfahren hatte», wurden ärger»,' lich und bearbeitete» nun in ihrem UiimuHs ihre Instrumente gehörig: Da ging es! Mozarts selbst ließ sich in den, Konzerte ans den, Klavier! hören und es kamen nur Kompositionen voch ihm selbst vor. Nach dem Ende des Konzerte«! ersuchte man ihn, etwas ohne Begleitung z«j spiele»; cr war dazu sofort bereit, und lruD noch zivei seiner Stücke vor.