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— Nr.214. - IE.— Diese verbreitetste unparteiische General- DormerStaa, oen 14. September. wöchentliche» B eiblättern: Mcitte Botschaft, Sächsischrr Erzähler, Gerichts-Zeitung, Sächsisches Allerlei, Jllustrirtes Unter- haltungsblatt, sei den Postanstaltc» und bei den AusqcibesleNe» meuatlich 40 Psennige. WaßLst«: l.Nachtrag Nr. L877. ^kl^rrmlw. eidrrlse: Leneralauzelger gmchnechftelle «r. IS0. Anzeiger für Chemnitz und Umgegend. (Sächsische» Landes.Anzeiger). - Gegründet 1»7S als „Anzeiger" ,e. Verlag «nd Notationsmafchinen.D»«« von Alexander Wied« in Chemnitz, Lheaterstraste Nr. 8. Inserate» - Preis: Die Sg»« spalte»« Corpnszeilc od.-r dere« Ra»»« 20 Psg. (PreiSoerzeich« nisse ü Zeile 2'> Pia,) — Be» vorzngtc Stelle (Neklaine-Zetle) 60 Psg. Bei voransbestcllte» Wiederholungen größerer In» serate entsprechender Rabatt. — Anzeiacn siir die Nachnuttags erscheinende Nummer könne» nur bis Bormittag 40 llhr an genommen werden. Geschäftliche Anzeiger- Inserat« finde» für billigsten Preis zugleich Verbreitung durch di» iäglich erscheinende Chemnitz«» Visellbahn-Zeitllitg. Die Neichstagsersatzwahl in Pirna. Chemnitz, den 13. September 189S. A»> 18. September d. I. findet im achten sächsischen Wahlkreise (Pirna-Sebnitz) eine Ersatzwahl statt, die ans manchen Gründen ein über das gewöhnliche Maaß der Bedeutung einzelner Ersatzwahlen hinausgeheiidcS Interesse erfordert. Einmal nämlich will die Sozialdemokratie diese Wahl zum Prüsstein für die angebliche Ab neigung weitester VoUskreise gegen die Arbeitswilligen-Borlage machen »nd zum Zweite» würde, wenn die sozialdemokratische Partei bei der Wahl he» Sieg davontragen sollte, damit die Majorität der sächsischen Wahlkreise (12 gegen I I) sozialdemokratisch vertreten sein. Vvn größeren Wahleinheiten können nur Berlin und die Hansastädte die „Ehre* in Anspruch nehme», in ähnlicher Weise überwiegend durch sozialdemokratische Abgeordnete vertreten zu sei». Die drei Königreiche außer Sachsen, Preußen, Bayern und Württemberg be sitzen auch nicht ein annähernd ähnliches Vcrhältniß. Um die Chancen der Sozialdemokratie zu ermessen, muß man nachprüfen, welche Fortschritte diese Partei in den Wahlkämpfen seit der Begründung des Reichs im Wahlkreise Pirna gemacht hat. Hier wie in sehr vielen andere» deutschen Wahlkreisen zeigt sich ein ver- hältuißmäßig langsames Anwachsen bis zum Jahre 1887, eine sprnnghaste Steigerung von da ab. Von 15? Stimme» i. I. 1871 war die Sozialdemokratie aus 2227 Stimmen i. I. 1884 gestiegen, um bei de» Sepiemberwahlen auf rund 1700 Stimmen znrückzugehen Drei Jahre später sprang diese Ziffer aus nahezu 4000, wiederum drei Jahre später auf nahezu 8oOO, was also nahezu einer Ver fünffachung binnen sechs Jahre» gleichkommt. Bei den letzten Wahlen stieg die Stimmenzahl auf über 10,000 gegenüber 11,000 anti semitischen »nd etwa 600 freisinnigen Stimme». Hatte die Partei also auch zwischen 1893 und 1898 noch Fortschritte geinacht, so waren diese doch erheblich geringer, als während der ovrangcgangenen Legislaturperioden. Denn zwischen 1887 „ud 1890 hatte die Ver mehrung 2200, also auf das Jahr berechnet über 700, zwischen 1690 und 1893 4000, also auf das Jahr verechnet sogar 1300, zwischen 1893 und 1898 aber nur 2000 bez. 400 Stimmen be tragen. Dazu kommt, daß die Vermehrung bei de» Wahlen von 1890, 1893 und 1898 mit zurückzuführen ist auf den Uebergang fortschrittlicher Stimmen i» das sozialistische Lager, denn die Freu sinnigen waren i. I. 1893 von 7000 Stimme» auf rund 4000, i. I. 1898 gar auf rund 600 Stimmen znrückgegangen. Teingemäß kann die sozialdemokratische Partei auf ciueii erheblichen Zuwachs vo» dieser Scike nicht mehr rechne». Boi einer Gewißheit des sozialistischen Wahlsieges, sei es gleich im ersten Mahlgangs sei cs in einer etwaige» Stichwahl, kan» also nicht die Rede sein. Sollten auch die Sozialdemokraten den Sieg erlangen, so würde es imzutreffeud sein, daraus auf die Stimmung der Bevölkerung zur Arbeitswilligen-Vorlage zu schließen. Denn einmal hat sich auch im letzt.» Jahre wiederum die industrielle Be völkerung des Wahlkreises vermehrt, so daß die Sozialdemokratie ans eine größere Stimmcnzahl aus Arbeilcrkreisen rechne» kann, zum Bose Zungen. Kriminal-Erzählung vvn E. Hai» berg. (Fortsetzung und Schluß). (Nachdruck verboten.) Nach der Zeit befragt, !» welcher diese Unterredung stnttge- gesunden, hatte sie die zehnte Stunde angegeben. Und gegen Elf mußte nach Aussage des Arztes der Mord sialtgefunde» haben. Halle sich »u» Daube um zehn Uhr von der Wohnung seiner Braut entfernt, so konnte er sich gegen elf Uhr auf der Mordstclle befunden haben. Außerdem mcltete sich zuletzt »och ein Zeuge, welcher Tobias Daube zwischen halb ei» bis ei» Uhr i» jener Nacht in seine Wohnung hatte schleichen sehen. Ans Befrage», warum er dies Zeugniß nicht schon früher ab gegeben habe, erllärte er, daß so lange Daube auf freiem Fuß ge wesen und Niemand Verdacht gegen ihn gehegt habe, er nicht der Erste habe sei» wolle», ihn des Mordes zu verdächtigen. Auch Julie war geladen, um Zcuguiß abzulcgcn, daß jene in Daube's Kleider» gefundene Börse Eigcnihuili ihres Gatten und noch am Tage vor dem Mord i» seinem Besitz gewesen sei. Eny hatte sic begleitet, nuißlc aber, als die Schwester in das Vcrhörzimmcr gerufen wurde, zuriiclblcibc». Ci» Beamter, der die junge Tame allein im Korridor »i t Thräncn in den Augen fand, führte sie i» ein lccr.s, mit Ncpositorien gestilltes Zimmer, mit dem Ersuchen, hier die Rückkunft ihrer Schwester zu erwarten. Elly befand sich in furchtbarer Erregung und wartete mit Un geduld auf die Rückkehr der Schwester, die sich von Viertelstunde zu Viertelstunde verzögerte. Sie hatte schon mehrmals ihre kleine Uhr zu Rathe gezogen. — Ta näherten sich Schritte der Thüre, doch das war nicht Julicn's Tritt, sondern der eines Mannes. Neue Angst vor dem Unbekannten überfiel sie, o, hätte sie flüchten könne»! Aber wohin? Die Thüre öffnete sich und ein Aitenbundel in der Hand, stand Frank vor ihr. In ihrer Hilflosigkeit und Angst nun ein bekanntes, vertrautes Gesicht zu sehen und gerade dieses Gesicht, das brachte sie »u» voll ständig um den letzten Nest ihrer Fassung. Mit einem Aufschrei, in dem sich ihre ganze Herzeilsqual aus- drückte, eilte sie ans ihn zu. „Endlich, endlich, sehe ich Sie!" ruft sie. Sie hebt die Arme empor und wie in aufjubelndcm Entzücken und holder Selbstvergessenheit schließe» sich diese »»> seine» Hals. Er preßt ihr Haupt au seine Brust. „Meine geliebte Elly," ifagt er tief bewegt, „darf ich denn an Deine Licbe glauben?" Da erst scheint ge sich ihres Vorgehens bewußt z» werde». Die Arme sinken herab und glühendes Roth bedeckt ihr Gesicht. Dan» schlägt sie die Augen zu ihm auf, noch schüchtern, zweisvlnd, Urschend. Doch der Blick, der dem ihrigen begegnet, der spricht ihr Zweiten aber hat der Uebereifcr untergeordneter Regicrungsorgane der Sozialdemokratie Vorschub geleistet. Trotzdem die Wahl gerade wegen vorgekommener Ungehörigkeiten kassirl worden war, hat es auch in diesem Wahlkampfe nicht an kleinlichen »nd sehr aiffcchtb.iren Ver suchen, die sozialeemokratischc Wahlagitation zu beeinträchtigen, ge fehlt. Beispielsweise ist einmal im letzten Augenblick die Erlaubniß zur Abhaltung einer Wahlversammlung verweigert worden, weil an geblich der von den sozialdemokratischen Führern gemiethete Saal für den erwartenden Massenandrang zu klein wäre. Mit dieser Motivirung könnten Wahlversammlungen überhaupt unmöglich ge macht werden. De»» ein Saal kan» »och so groß sein, und er kann doch im einzelnen Falle zu klein sein, um Alle, die zur Ver sammlung strömen, auszunchmcn. So erinnern wir uns einer Wahl versammlung, bei der der ungeheure, über 3000 Personen fassende Saal des Wintergartens in Berlin bei Weitem nicht ausreichte, so daß viele Hunderte von Personen »mkehren mußten. Dazu ist ja eben die Polizei da, um den Saal abzusperren, wenn eine lieber füllnng droht. Mit solchen und ähnlichen Mitteln, wie sie leider im Königreiche Sachsen nicht selten angewandt werden, kommt man der Sozial demokratie nicht bei, sondern man schanzt ihr wider Willen neue Anhänger zu. Wir haben die Besorgniß, daß die Wahl i» Pirna die Richtigkeit dieses Satze- wiederum beweisen- wird. Gerade darum aber wäre es, wie wir wiederholen, versehttj aus einem etwaigen Siege der Sozialdemokraten Schlüsse auf die Abneigung der Be völkerung gegen die Arbeitswilligen-Vorlage zu ziehe». Umgek hrt aber kan» mau mit gutem Siecht, falls die Sozialdemokratie unter lieg«, behaupten, daß die Bevölkerung der Arbeitswilligen-Vorlage symoathisch oder zum Mindesten indifferent gegenübcrstcht, den» die Sozialdemokratie hat natürlich im Wahlkampf die Vorlage gehörig in ihrem Sinne ausgebeutet, »nd wenn sie in einem so industrielle» Wahlkreise damit keinen Erfolg habe» sollte, so spräche dies für die Arbeitswilligen-Vorlage. Politische Rundschau. Chemnitz, 13. September 1399. > Deutsches N-rH. — Ueber eine unmittelbar bevorstehende Zusammenkunft des Zaren mit dem Kaiser sind in Berlin allerlei Gerüchte verbreitet. Demnach sollen die beiden Souvcrniiie in den nächsten Tagen in Potsdam eine Entrevue habe». Auf der russischen Botschaft in Berlin, wo auch diesseitige Behörden über die Sachlage Nachfrage Hallen ließe», erkläre man, nicht unterrichtet zu sein, stellte jedoch die vorliegende» Nachrichten auch nicht als unrichtig hi». Thatsache ist, daß das Kaiser-Alexaiider-Garde-Grenadicr-Negimciit, dessen Chef der Zar ist, Ordre erhalte» hatte, aus dem Manöver sofort nach Berlin zurück,»kehren. Das Regiment ist dann auch am Dienstag Abend ans Ar»-walte ia Berlin eingrtrvffe» und in Potsdam cin- quartiert worden. Es wird aus der plötzlichen Rnckberufuug gefolgert, daß die Alexander-Grenadiere in Parate vor dem russischen nur von Liebe» von heißer Mannesliebe zu dem Weibe seiner Wahl. Und beschämt üb:r ihre» Zweifel, der ihr jetzt wie eine Beleidigung des Gel-iedten erscheint, schlägt sie abermals die Auge» nieder. Aber auch er hat in u,ren Augen gelesen und küßt ihre Augen, ihre Wange», ihren Mund. Abermals nahen Schritte. Die Liebenden fahren auseinander. Diesmal ist es der Amtsdiencr, der Elly l> nachrichtigt, daß ihre Schwester draußen im Korridor warte. Frank verleugt sich zeremoniell vor Elly und spricht laut: „Ich werde mir erlanben, dr» Dame» in de» nächste» Tage» ineine Auf wartung z» machen." Leise aber flüstert er ihr noch zu: „Ich lomine heute »och." Die Thüre öffnet und schließt sich hinter Elly und sie tritt auf ihre Schwester zu, mit so strahlendem Ausdruck, daß diese sie erstaunt beobachtet. Elly fällt ihr um den Hals. Als dann kurz darauf beide Schwestern wieder im Wagen neben einander sitzen, stammelt Elly leise und zaghast: „Julie, wünsche mir Glück, ich bin Braut!" „Das erfahre ich jetzt erst, ist das recht, Elly?" „Aber ich konnte Tir doch nicht sage», was ich selbst noch nicht wußte; ich habe mich erst vor einer Viertelstunde verlobt " „Aber Elly, mit wem denn? Mit Frank?!* „Mit Frank!" Die Verlobung des jungen Paares war eine neue Ueberraschung für die Bewohner des Städtchens. Nun waren sie beschämt und beschlossen, durch verdoppelte Lieben: Würdigkeit das Unrecht, welches sie sowohl in Gedanken wie in Worten gegen Julie, svwie den Assessor begangen, einigermaßen wieder gut zu wachen. Zahlreiche Gratulationsbesuche wurden im Forstmeisterhause ab- gcstattct, doch mußte mau sich genügen lasse», nur die junge Braut zum Empfange anwesend zu finden. Julie konnte cs nicht über sich gewinne», Diejenigen freund schaftlich zu empfange», welche sie grmidlvs vcrurtheilt und in ihrer Frauenchrc verletzt hatte». Nur mit der jungen Neallehrerssrau ver band sie auch ferner die innigste Freundschaft Tobias Daube hatte sich schließlich als Mörder des Forstmeisters bekannt. Als er mische» mochte, daß trotz seines Lcugnens er dennoch als des Mordes überführt erachtet würde, glaubte er vielleicht durch ein offenes Gcständniß das Strafmaaß wildern z» können. Dies Geständnis! stimmte im Wesentlichen damit überein, wie Schwarz sich de» Verlauf gedacht »nd aus dem später Ermittelten begründet schien. Als Daube bei seiner Geliebte» de» letzten vergebliche» Versuch »m Wicdcrherücllu»., ihres früheren Verhällmsscs gemacht habe und vm ihr schnöde abgcwicse» worden sei mit dem Hinweis ans seine Kaffer stehen werde». — Graf Murawiew, der russische Minister des Aeußern, wird in de» nächste» Tagen in Berlin erwartet. — Die „Deutsche TageS„tg." schreibt: „Ans sicherster Quelle erfahren wir, daß die Hofwürdeuträg er und Kammerherre», welche gegen den Mittellandkanal gestimmt haben, bis auf Weiteres vom Hofe verbannt werden." — Die Erkrankung des FinanzministerS Or. v. Miqnel, die ihn an dem Antritt seiner Reise »ach Schlesien gehindert hat, besteht in einer akuten Halsaffektion. Der Minister liegt zu Bett. — Die „Nordd. Allg. Ztg." bezeichnet die in de» letzte» Tage» über die Neubesetzung einzelner erledigter Oberpräsidien verbreiteten Nachrichte» als Reporter-Kombinationen. — Der „Hann. Cour." glaubt an einer „interessanten Skizze* zeigen zu können, daß die Landräthe sich für unantastbar hielten und daß sie die Staatsregierung nicht mehr ernst nahmen. Er erzählt: In einer norddeutsche» Großstadt saßen »»längst i» einer Weinstube vier Landräthe, die bei allen Abstimmungen ihr Votum gegen die Kanal- Vorlage abgegeben hatte», und ein als Vorkämpfer des Mittellandkanals bekannter liberaler Abgeordneter beim Schoppen beisammen. Das Thema der Unterhaltung bildete das Gerücht, daß eie politischen Beamte», die gegen die Kanaworlagc stimmte», gemaßrcgelt werden würden. Die vier Landräthe erltärten einstimmig dieses Gerücht sür Unsinn, n»d als der liberale Volks vertreter, in jene», Augenblick thatsächlich mehr in, Scherz als im Ernst sprechend, ihnen zuries: „Warten Sie's nur ab, meine Herren, in 24 Slnnde» sind Sie alle znr Disposition gestellt!" war die einzige Antwort ein herzhaftes, schallendes Gelächter, das uugesähr so viel bedentete, wie: „Der Mann ist zu dumm!" Aber 24 Stunden später waren sie bereits in den einstweiligen Ruhestand v.rsetzt. — Vor dem Berwältungs-Gerichtshose in Darmstadt begann am Dienstag die Verhandlung gegen den Oberschulrath Dett- weiler. Die Zulassung der Oeffenllichkeit wurde für die Vertreter der Presse beschlossen. Die Anklage vertritt Ministerialrath Brau». Sie geht dahin, daß Deltweiler die Pflichten, die ihm sein Amt auf erlegte, verletzt, sowie daß er durch sei» Verhalten innerhalb und außerhalb des Dienstes sich des Vertrauens und der Achtung un würdig gezeigt habe. Für die Verhandlung sind drei Tage angesetzt. Ausland. Oesterreich-Un,ziU'li. A»S Wien wird unterm 12. September gemcldei: U«-er Len §e4e§ste.ii Ve-rstäudigungsversnch steht Folgendes fest: Es soll eine Konferenz der Obmänner aller Parteien über die Wiekerhcrstclliing der Arbeitsfähigkeit des Parlamenies bc- rathe». Die Einladungen hierzu hat heute der Präsideut des Abge ordnetenhauses Di-. Fuchs au die Obmänner versendet. Die deutschen Klubobmänner treten demnächst zusammen, um über die An nahme der Einladuilg zu beschließen. Die Stimmen, welche die Ablehnung verlangen, lib.rwiege» unt.r Hinweis auf die klare Forderung der Deutschen auf Beseitigung der Sprachenverord- iluugen. Dänemark. Am Dienstag Mittag wurde auf dem Rath hausplatze in Kopenhagen das Nationaldenkmal zum Andenken an die beiden schleswigsche» Kriege enthüllt. Der Feier wohnten der König, der Kaiser und die Kaiserin von Rußland, die Kaiserin jetzige ttnsichere Brvtstellc, da habe ihn eine grenzenlose Wnth gegen dcu Forstmeister gefaßt, der »m ci» paar geschossener Rehböcke halber ihm die Anstellung als Forstgehilfe versagt habe. Er habe sich ge schworen, sich an dem Vernichter seines Glückes zu rächen, wie, das habe er in jenem Augenblick »och nicht gewußt, erzählte er. In wildem Zorn und Verzweiflung habe ec sich am Wege, der durch de» Wald vom Forsthause »ach W. führt, niedergeworscn, ui» über sein Unglück nachzudcuke»; dabei habe er eine» harten Gegen stand gestreift, er habe danach gefaßt und ihn anfgehobcn und die Waffe erkannt. Er habe sich überzeugt, daß sic geladen sei »nd sie beim Weitergehen mechanisch in der Hand behalten. Als er darauf dem Forstmeister begegnet sei, ihn nochmals um eine Anstellung ersucht habe, aber wiederum schroff abgewiesen worden sei, da habe er ausgcsührt, was er gewollt, um seine Vergeltung zu übe». Tau» (abe er sich überzeugt, ob sei» Schuß gut getroffen, und dab.-i die gefüllte Börse cnldeckt, deren Inhalt ihm willkommen ge nesen sei. Ter Forstmeister bedurfte ja dessen nicht mehr, setzte er cyuisch Hinz». Tie Waffe habe er weggcworseu, daß sie be» ihm nicht zum Verrälher werde. Mit der Börse, das sei eine Dummheit von ihm gewesen, daß er diese nicht eben so wohl habe bei der Leiche liegen lasse», er habe sic jedoch eilig zu sich g-stectt und sich getummelt, aus der Nähe des Thalo tes zu komme». Z» Hanse habe er da» Geld, einige vierzig Mark, aus der Börse genommen »nd die Börse wieder in seinen Rock gesteckt und dam, vergesse», dieselbe wieder heraus zu nehme», als er Tages darauf der alten Köhler diese Kleider zum Ausbcsser» nud Anfoewahren übergeben habe. Das habe nun zu seiner Entdeckung gejührt und diese „Dummheit müßt« er büßen". Weiter habe er sich gesagt, daß seines Bleibens nicht länger hier sein könne, daß cs aber besser sein würde, noch einige Tage in seinem bisherigen Dienste zu bleiben. Wenn dann etwa eine Nach frage nach ihm ergehen sollte, so würde es besser sein, noch am Platze zu weilen, als durch eine voreilige Flucht einen etwaigen Ver- dacht noch zu bestärke». Wenige Tage später aber habe er durch einen absichtlich herbei- gesührten Streit mit seinem Arbeitgeber einen unauffälligen Grund zum Fortgehen gr abt. * * Kurze Zeit nach Abschluß des Mordprozesses wurde Frank als Stichler »ach einer Provinzial-Hauptstadt versetzt. Und hierher holte er sich Elly als sein geliebtes Weib. Juli« hatte sich an dem Glück ihrer Schwester von ihre» schweren Leiden aufgrrichtet. Nur mit stiller Wehmuth und leise? Sehnsucht gedenkt sie der Tage ihres kürzest Glücke» und ihres Gal- herzigrn, so jäh au- dem Leben gerissenen Gatten.