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WWWWUWWVW? «> ^ - Nr. 183. - 1899. — Diej« verbreitetste unparteiische Leitung erscheint Wochentags Abends (mit Datum des nächsten Tages) und tostet mit den süns wöchentlichen Beiblättern: «leine Botschaft, Sächsischer Erzähle», Gerichts-Zeitung, Sächsisches Allerlei, Jllustrirteö Unter- Haltungsblatt, Hel de» Postanstalte» nnd bei den -lnsgnbestellen »i.nettich 40 Psennige. PMtste: I. Nachtrag Nr. 2877. Leie««»,» . twresse: «eneralanzciger ^«tM«chftr»e »r. IS«. Geneval- Mittwoch, den 9. August. Tlnzeigee für Chemnitz nnd Umgegend. (Sächsischer LandeS-Anzeiger). — Gegründet 1873 als „Anzeiger" ie. Verlag und Rotationsmaschinen-Drnch von Alexander Wiede in Chemnitz, Lheaterstratze Rr. C. Inserate» - Preis: Di« «ge» spalten« TorpiiSzeile oder deren Rann, 20 Pfg. (Preis oerzeich- nisse i>. Zeile 2'< Piq.) — Be vorzugte Stelle (Reklame-Zeile) 60 Psg. Bei voransbestelltea Wiederholungen gröberer In serate entsprechender Rabatt. — Änteiie» siir die Nachmittags erscheinende Nummer können nur bis BorniitMg to Uhr a»- genomme» iverden. Geschäftliche Anzeiger- Inserat« finde» sür billigsten Preis zugleich Verbreitung durch di« täglich erscheinende Chemnitzer Eiseltbahll-ZettlMg. Amtliche Anzeigen. HandelS»e-1s<er»Eltttragnng. Auf dem die Firma „Gebrüder Herfurty" in Chemnitz betreffenden Polin», 1330 wurde verlautbart. daß Herr Carl Popper nicht mehr Prokurist ist und daß die betreffs des Prokuristen Herrn Bernhard Richard Bann» eingetragene Beschränkung In der BertretungSbefngniß in Wegfall gekommen ist. ZivangSversteigernng. Das im Grundbuch« ans den Namen Ernst Dito Weber eingetragene, i» Chemnitz (Ziegelstraße Nr. 5) gelegene Grundstück Nr. 998 des Flur buchs, Nr. 386 Abth. 1>1 des Brandkntasters. Folium 870 des Grundbuchs sür Chemnitz, bestehend ans Wohnhans mit BerkaufSladen und Hof- ranm, geschätzt ans 48,800 Mk., soll an hiesiger AmtSgerichtsstelle zwangsweise versteigert werden und es ist der 0. September 1800, Vormittags ^10 Uhr, als Anmeldetrrmin, ferner der SO. September 18SS, VorntiiiägS ',11 Uhr, als VersteigernngStermi«, sowie der v. Oktober 1800, Vormittags 11 Uhr, als Termin zur Verkünd«»,g deS Vertheil« »gSPlanS anberanmt worden. Die Realberechtigten werden aufgefordert, die aus dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiederkehrcnde» Leistungen, sowie Kostenforderungen spätesten« tu» Anmeldetermine anzumelde». Ei»« Uebersicht der ans dem Grundstücke lastenden Ansprüche nnd ihres NangverhältniffeS kann nach den, Annieldetermine in der Gerichrsschreiberei des königl. Amtsgerichts ein- gesehen werden. Politische Rnndscha». Chemnitz, 8. August 1899. Deutsches Reich. — Finanzminister Dr. v. Miquel hat sich am Sonntag nach Kassel begeben, um am Montag Vormittag dem Kaiser in Wilhelms höhe Vortrag zu halten. Die Meldung, das, das Staalsministerinm beschlossen habe, dem Kaiser die Vertagung der Kanalvorlage auf gelegenere Zeit vorzuschlagen, wird von zuständiger Seite als unbe- gründet bezeichnet. — Kürzlich hat Papst Leo XIII. die Entscheidung der römischen Generalinquisitoren bestätigt: Eine», sterbenden Häretiker, der seinen eigenen Geistlichen verlangt, ist nicht zu willfahren, sondern katholische Personen, dje ihn pflegen, müssen sich passiv verhalte». Dazu bemerkt der „Hannoversche Courier": Dieser Entscheid ist insofern von besonderer Wichtigkeit, als ihm die Bedeutung einer grundsätzlichen Entscheidung zukommt. Es handelt sich hier nicht nur um den einen oder andere» Fall von Unduldsamkeit, unter der sterbende Protestanten in katholische» Spitäler», zumal in rein katholischen Ländern, immer wieder zu leiden haben» sondern die oberste zuständige Behörde der katholischen Kirche hat diese Intoleranz für die Fälle, daß „Nichtkalholiken" ,»,ter de» Händen katholischer Pfleger und Pflegerinnen ihre letzte» Stunden zilbringcu, als Grundsatz und als Moorbvaird und MoorMltur in Lstsrie land. Von Hans o. Wellmer- Machdruck verboten.) Wirklich guter Humusboden und Ackergrund ist so wie so schon im norddeutschen Theile des Reichs i»> Großen und Ganze» selten auzulrcsscn und selbst da, wo er vorhanden ist, ist er nur mit der größten Mühe auf einem gewissen Niveau seiner Ertragsfähigkeit zu halte». Der norddeutsche Landwirth hat der Wissenschaft sehr viel zu verdanken, ohne welche'eine rationelle^Bodenkultur, die ihn auch auf der magerste» S Holle ansharreu läßt, gar nicht denkbar ge wesen märe. Am allertraurigsten und trostlosesten sah es noch vor ver- hältnißmähig wenig Jahren überall i» der »ordmcstdcutschen Nieder ung aus, deren Sand- und Haideboden da, wo er nicht von Bächen nnd Flüssen durchschnitten ivird, äußerst steril ist, und es wird vor aussichtlich »vch lange dauern, bis die ganze Niederung vollständig in bcdauungsfähiges Ackerland umgewandelt werden kann. In den Gegenden» welche weder durch Rinnsale, nvch Bäche, noch größere Flusse und Teiche mit der »vthweudige.c Feuchtigkeit versorgt werden, also in de» völlig wasscrleeren Bezirken, vermißt man, auch heute noch» n eilcnweit selbst die au sich armselig primitiven Hütten der Haidebemvhncr. Nicht mindcr traurig sieht es auch an vielen Stellen der weit ausgedehnten Hochmoore aus. So kan» man z.B. von Nullenbrock aus lkas große Bvurtanger Moorland meilenweit durchwander», vhne einen anderen Eindruck -u erhalten, als den einer von spärlichen Oasen durchsetz«-» Wüste. Ost sieht man bis zum Horizonte weder Thier nvch Mensch, noch so etwas wie eine mensch liche Wohnung. Dennoch ist es nicht zu leugne», daß gerade der Moorboden es ist, welcher die Niederung für den Menschen bewohnbar macht. Die Gchösic der in ihren Ansprüchen an Lebensgenuß so überaus bescheidenen und von Haus aus genügsamen Moorbewvhncr findet man am häufigsten da, wo Haide- und Moorboden aneinander grenzen. Tiefe Zustände sind schon im grauen Alterthume dagewese». Plinins erzählt uns vo» de» Chanke», welche damals den Küsten strich von Nvrdwcjldentschland bewohnten, daß sie den „mit den Händen ausgerassten Schlamm im Winde trocknen und mit der so gewvnnciien Erde ihre Speise kochten und ihre vom Frost erstarrten Glieder erwärmten; Negenwasser, das sie i» Gruben bei ihren Hüllen auffingcn, sei ihr einziges Getränke." Viel weiter sind wir auch heute noch nicht in jenen Gegenden gekommen. Bei fehlendem Holz und Qncllwasscr, Feuerung und Heizung mit Torf bewerk stelligen und den Durst mit Regemvasser löschen zu müsse», ist auch heutzutage noch das nicht bcneidensiverthe Loos vieler Bewohner Ost- frieslands, denen es a» »othwendigem Kapital mangelt, ihre kümmer liche Lage z» verbessern. Als einzige» Mittel, den ihnen beschiedenen Moorboden einiger maßen eriragSfähig zu machen, ist ihnen das alljährliche Abbrenuen Pflicht ausgestellt. So sehr nun auch die Entscheidung dem ent spricht, was man seit Jahrhunderten auf diesem Gebiete von römischer Seite gewohnt ist, so bedauerlich und verwerflich erscheint eine solche Maßregel vom Ctandpuulte der Humanität. Denn als eine Grausamkeit nnd als eine Barbarei muß es bezeichnet iverden, wenn einen. Sterbenden die letzte» Tröstungen seiner eigenen Religion versagt werden und wenn die thätige Beihilfe dazu, daß einem Proiestcmte» in seinen letzten Stunden ein protestantischer Seelsorger zur Seite stehe» könne, verweigert wird. Das ist freilich eine Auf fassung, die als eine humane bei der Inquisition des 19. Jahr hunderts ebenso wenig Eingang finden wird, wie bei ihrer mittel alterliche» Vorgängerin. Welcher Sturm der Entrüstung würde sich aber in der »ltramoiitaiien Presse erheben, wenn es etwa einmal dem Vorstande eines protestantischen Krankenhauses einsallen sollle, mntatis t»»tamlm eine ähnliche Vorschrift zu erlassen! Der ganze Vorgang ist ein neuer Beweis dafür, wie man in Nom gewisse Dinge nicht verwinden und nicht vergessen kann, sowie dasür, daß die römische Kirche auch dem allergeringsten Protestanten ihren unauslöschliche» Haß bis zu seinem lohten Athemzuge fühlen läßt. Man merk« sich übrigens den Beschluß der Inquisition für die auch bei uns nur zu häufige» Vorkommnisse, daß man in Krankheitsfällen vor die Frage gestellt wird: „Soll eine „barmherzige Schwester" gerufen werde»? Soll ich mich an das katholische Spital wenden oder nicht? Gleich giltigkeit und Vertrauensseligkeit sind hier »M am Platze, mag auch in überwiegend protestantische» Gegenden die Vorsicht und Klugheit vvn ultramontaner Intoleranz vsl genug zuritckhalten. — Die „Dtsch. Tgsztg." kündigt an: Das Urtheil de» Berliner Landgerichts in Sachen der Klage des sächsischen Justiz ministers gegen de» „Vorwärts" und seine Begründung dürfte »och Anlaß zu sehr ernsten Erörterungen geben. Der Staats sekretär des Reichsjustizamts hat vor Kurzem ausdrücklich dem Reichs tage das Recht zugesprochen. richterliche Uctheile i» den Bereich seiner Erörterungen zu ziehen, wenn dadurch das Gemeinwohl im Allge meinen und Ue Rechtsprechung im Besonderen gefördert werde. Das Urtheil des Berliner Landgerichts fordert eine solche grundsätzliche Erörterung im Reichstage geradezu heraus. Die Reichsjustizver waltung wird dann nicht 'umhin können, sich darüber zu äußern» ob sie auf dem Standpunkte des betreffenden Berliner Gerichts steht oder nicht. — Die Aerztekammer Berlin-Brandenburg hat an das preußische Oberpräsidiiim eine Eingabe gegen die Behandlung vvn Kranke,,kaffen»,itglicder» durch Kurpfuscher gerichtet und darin die Bitte ausgesprochen, „daß die für die Genehmigung der Satzungen der Kronkenlasseii zuständigen Aufsichtsbehörden angewiesen werden, der Ausnahme vvn Bestimmungen, welche den Mitglieder» eine andere Hilfe als diejenige durch eine» gemäß § 29 der Reichsgewerbe- dcs Moors gegeben. Diese Prozedur erfordert „ur ei» gewisses Quantum angestrengter Arbeit, welche der Haidebewohner gerne leistet, wen» er nur einen Erfolg winken sieht, und wenig oder gar kein Kapital, zumal Main, Weib uns Kind znsammen Hand a»- legen. Das Areal des Moors auf beiden Seiten der Ems beträgt etwa 65,5 geographische Quadratmeile». Ueber diese weit ausgedehnte Fläche sind die Aecker verstreut, welche alljährlich durch das Ab brenne» des Moors zum Anbau von Buchweizen und Roggen ge- eignet gemacht werden müssen. Wie groß die Summe der alljährlich abgebrannten Flächen ist, läßt sich nicht genau besiimme», wird aber wohl 30,000 bis 40,000 Hektar auch heute noch erreichen. Das Abbrenven selost geschieht i» den Monate» April bis Juni „ud, wenn es die speziellen Umstände erheischen, auch im Spät svmmer. Das Hochmoor, ei» svlcheS, welches bis zirka 3 Meter Tiefe aus Torferde besteht, wird nu» auf folgende Weise durch de» Moor brand knlturfähig gemacht: Zuerst muß man den außerordentlich nassen Moorbrei zu trockne» suchen. Das geschieht dadurch, daß man zwischen den Aecker», welche gewöhnlich zirka 10 Meter breit und etwa 30 Nieter lang sind, kleine, etwa 50 Centimcter breite und tiefe Gräben zieht, welche im VolkSmunde „Grippen" oder „Grüppen" heißen. Diese Arbeit muß im Herbst und Winter ge schehen, so lange noch kein Frost eimritt, denn da- Frühjahr und der Sommer dienen der Saat und der Ernte. Sind die Grüppe» gezogen, dann wild die Moorkrume, welche durch de» Ablauf des Wassers schon ziemlich fest und zähe geworden ist, mit der Hauhacke aufgelockert. Im nächste» Frühjahr, im April oder Mai, wen» die steigende Sonne den Bode» »och mehr auSgelrocknet hat, wird die obere Krume zum zweiten Mal mit der Hauhacke aufgerisse» und wenn das Wetter günstig bleibt, vervollständigt man den Lockecniigs- prozeß dadurch, daß man mit einer leichten hölzernen Egge, deren ebenfalls hölzerne Zinken nicht zu tief in den Boden eindringcn, die ganze Fläche gründlich überfährt und so euch die Trocknung noch befördert. Ist der bearbeitete Moorboden nun genügend ausgedörrt, so beginnt man an einem klaren, windigen Tage mit dem Abbrenuen. Bei diesem Prozeß ist cs von großer Wichtigkeit, daß ters lbe un> unterbrochen zu Ende geführt wird, weil er, wenn er nicht gleich zum ersten Male völlig gelingt, zum zweite» Mal, selbst wen» das Wetter konstant geblieben »nd die Krume demgemäß »och trockener geworden ist, init Aussicht auf Erfolg nicht wieder ausgenommen werden kan», da die Pflanzenreste, durch welche das Feuer fort geleitet werden muß, dann schon weggebranrt sind und sich durch keinen künstlichen Zunder, wie etwa Stroh oder Heu, gleich gut oder billig ersetzen lasten, da weder das Eine oder das Andere dem Winde Stand halten, und auch nur für theures Geld herbeigeschafft werden könnte. Viel kommt darauf an, daß man den Brand des Moores gleich von vornherein ans die richtige Weise enlz» dct. Um ein gutes Feuer anzulegen, muß der Arbeiter brennende Kohlen mit sich aus'S Feld nehmen. Um das Feuer zu lenken und weiter zu ordunng approbirten Arsi sichern und die Kasse zur Zahlung von Kranken- und Arzneigeldern auf Zeugnisse von Kurpfuscher» er mächtige», die Bestätigung zu versagen." — Die Maurer vo» Hanau und Umgebung beschlossen an läßlich der bestehenden Lohndifferenzen de» allgemeinen Aus stand. Ausland. Oesterreich-Ungarn. Wie wir bereit» gestern meldeten, hat am Sonntag eine Zusammenkunft des Kaisers Franz Josef mit dem deutschen Reichskanzler Fürsten Hohenlohe i» Russee stattgefunden. Fürst Hohenlohe wurde auf dem Bahnhöfe von dem Kaiser, der seinen Salonwagen verlassen hatte, empfangen. Nach kurzer Unterredung lud der Monarch den Fürsten ei», in seinen Wagen einzusteigen, wo sodann eine lange Besprechung zwischen den beiden hohen Herren flattfaud. Wenn auch von mancher Seite ver sucht wird, der Begegnung jegliche politische Bedeutung abzusprechen, so darf demgegenüber doch mit ziemlicher Sicherheit als feststehend angenommen werden, datz die augenblickliche politische Lage eine ein gehende Erörterung erfuhr. Stoff ist ja auf dem Gebiet der inner österreichischen wie der allgemeinen Politik zur Genüge vorhanden. Ob die sogenannte deutsch-französische Annäherung versirt wurde, bleibt abzuwarten. — Am Sonntag fand in Innsbruck eine von den deutschen Parteien veranstaltete Protestversammlung gegen die Klerikalen statt. Mehrere hundert Abordnungen aus allen Theilen Tirols waren mit vielen Tausend Theiliiehmern eingetroffen. Bürgermeister Erler sagte in seiner Rede: „Wo Rom herrscht, ist kein Platz für da» Dentschthum!" An der Versammlung nahmen auch Sozialdemokraten Theil. Die „Wacht an, Rhein" und das Arbeiterlied wurden gesungen. Beim Umzug durch die Stadt wurde» ach! schwarz-roth-goldene Fahnen vorausgetragen. Die Burg und dos klerikale Seminar waren stark bewacht. Rutzland. Am Sonntag wurde der französische Minister Delcasss i» Peterhos vom Zaren empfangen. Dem Diner auf der französische» Botschaft wohnte» außer den Botschastsmitgliedern hohe Persönlichkeiten des Hoses bei, sowie die Minister de» Aentzern» des Krieges, des Innern und der Finanzen. — Bei der vom Minister des Auswärtigen Graf Murawjew zu Ehren Delcasse's veranstaltete» Tafel brachte Graf Murawjew folgenden Trinkspcuch ans: „Meine Herren! Indem ick, meine» thenren französischen Kollegen will- komme» heiße, erhebe ich mein Glas, trinke auf sein Wohl und spreche unserem kicbenswnr igen Gaste meine» Donk dafür aus, daß er durch die Schnelligkeit seiner Neste abermals bewiese» hat, in welchen, Maaße die Bande, die Frankreich so eng mit Rußland verknüpfe», Paris n»d Petersburg einander naher gebracht haben." verbreiten, bedient cr sich eines alten Spatens mit langem Griff. Sind Kohlen und Spaten zur Stelle, so stellt sich der Mann an die Seite des abznbrcnnendeii Ackers unter dem Winde so auf, daß das angezündete Feuer gegen den Wind fortschrciten muß. Wo er steht, macht er zunächst mit seinen mitgebrarhten Kohlen und darüber gelegtem» recht dürren Torf rin Glimmfeuer. JA ihm das ge lungen, »nd die Gluth recht im Gange, so schippt er ein Quantum glühende» Torfcs auf den Spaten und streut die brennenden Klumpen gegen de« Wind au-einand.r, so daß dieselben in einer solche» Entfernung von einander zu liegen kommen, daß der Movr- grund möglichst flächenweise gleichzeitig i» Brand gesetzt wird. Ter lockere trockene Torf c»t,nndet sich sofort und durch Umrühren »nter Einwirkung des dahersausendcn Windes b eitet sich das Feuer bald »ach allen Seiten hin aus; schon na h einige» Minute» kann die Glnth so groß werden, daß der Arbeiter, ui» nicht Schaden zu nehme», sich znrückziche» nnd den Brand sich selber ttberla sen muß. Stellenweise lodern die Flammen meterhoch auf; gewöhnlich aber schweelt die Fläche unter fürchterlicher Nauchentwickelung allmählich ab. Men» der Brand vollendet und gut durchgeführt ist, so ist der Boden überall etwa handhoch mit weißer Asche bed.ckt und damit zur Einsaat des Buchweizens vorbereitet. Die Aussaat selbst aber geschieht erst dann, wen» die Asche völlig todt und erkaltet und der Untergrund auf Samenwärme abgekühlt ist. — Dieses Brennvcr- fahren wird so lange jährlich wiederholt, dis der Acker „tvdtgebrcnint" ist und ohne Düngung überhaupt nichts mehr hervorbriugt, wc>» »ach etwa 8—10 Jahren der Fall ist. Von der Stärke des bei der Abbrennung des Moors ent wickelten Rauches kann man sich eine ungefähre Idee machen, wenn man erfährt, daß selbst der wolkenlose Himmel durch de» Rauch so verdunkelt wird, als herrsche ein dicker Nebel. Man sieht die Sonne entweder gar nicht, oder sie scheint wie eine rothgluhende Kugel in der Dunstmasse zu schimmern, welche das Blau der Atmosphäre meileuwcit in ei» weißliches Grau verwandelt. Bis z» einer Höhe vvn 3000 Metern und darüber schwingen sich die »»gehenrcn Rauchsäulen aus und werden durch die oben herrschenden Lust- slrömnngcn oft in wahrhast unglaubliche Fernen entführt. So zog sich im Mai 1848, in welchem nordöstliche Winde vorherrschte», die Nauchmasse bis nach der Wcslspitzc Frankreichs über Cherbourg hinaus in 4>ea Atlantischen Ozean. In Frankreich wird diese Trübung der Luft durch den Moorranch als eine besondere Art Nebel betrachtet und „drouillnrä soo" oder „trockene Nebel" genannt. Im Mai des Jahres 1857 schwebten die Rauchwolken bei Nord- und Nordwcst« wind bis FiAwksurt a. M. und Krakau und im Jahre 1863 gar über die Alpen hinaus nach Norditalien. Die Moorbrennkultur verschaffte sich erst im Anfang de» 18. Jahrhunderts vvn Holland aus im vstfriesische» Moorland« Eingang. Als ausschließliche Kultur betrieben, wurde jedoch da» Abbrennen zu einem Raubbau, der namentlich für die ostfriesische« Hochmoorkolonjen auf die Dauer geradezu verhängnißvoll zu werde» drohte und oft auch verhängnisvoll geworden ist. Man wußte