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Das Autographensammelit. Bon Egon Nosca. Es ist etwas Schönes, eine Autographensammlung. Freilich, zwischen Autographensammlung und Autographensammlung ist ein Unterschied. Ich bin kein Freund von derjenigen Art des Sammelns von Antographeu, die nach Handschriften berühmter Männer jagt, indem man einfach mit Beifügung einer Retourmarke um ein Paar Worte von ihrer Hand bittet. Derartige sä Iioo hingeschriebene Zeilen sind, und wenn sie noch so schöne Lebenssprüchlein enthalten, doch weit nichtssagender als ost nur eine Zeile, ei» ädressirtes Couvert, das die berühmte Persönlichkeit in einer sie selbst berührenden An gelegenheit schrieb. Man merkt diesen sä doo hingeschriebenen Sprüchlein doch in vielen Fälle» die Pose an, oft eben auch die Gleichgültigkeit, mit der der Autor sie hinwarf. Viele bedeutende Dichter haben auch stets ein Verslei» schon auf Lager, das sie nach einander immer von Neuem wieder den sie anbetielnden Autographen sammlern zuschicken, bis es ihnen gar zu abgenutzt erscheint und sie zu gleichen Zwecken sich ein neues dichten. So macht cs ein sehr betau ter Romanschriftsteller der Gegenwart, der fast täglich in Briefen um seine Handschrift gebeten wird, am meisten freilich, wie er mir sagte, von jungen Dame» aus Oesterreich, unter denen also wohl das Sammeln von Antographeu populärer zu sein scheint, als in Deutschland. Hat dieser Autor etwa vier Woche» lang sein Berslcin benutzt, so kommt es ihm selbst bereits langweilig vor, und er dichtet ein neues, das er so lauge anwcndct, bis cS ihm eben falls nbgenntzt erscheint. Auch Vodenstedt, der Sänger des Mirza Schaffy, hatte stets ein Vcrslein im Kopse, das er Damen, die ihn um die Handschrift ersuchten, ans Fächer und Albumblattec schrieb, doch hatte er die Eitelkeit, den Anschein zu erwecken, als ob er diese Berschen improvisire. Er pflegte ein Weilchen nachzude.ck-n und schrieb dann sinnend die glatt geseilten Berschen nieder, die, ost schon vor Wochen, eine andere schöne Sammlerin erhalten halte. Von einem jungen Mädchen im Holsteinischen wurden fast sämmtliche deutschen Schriftsteller »in ihre Handschrift angegangen. Die findige junge Dame leistete sich zu diesem Zwecke augenschein lich sogar einen Knrschn'cr'schen Littcratnr-Kälcnder und schrieb nun nach dem Alphabet an jeden der Schriftsteller, dass sie die Werke derselben gelesen habe, die sie dann sogar sämnitlich in dem Brief, laut Liiteratür-Kalender, namhaft machte. Wie alt müßte diese Sammlerin sein, wenn diese Angabe richtig wäre; ich wage das nicht zu berechne». Immerhin dürste diese Sammlerin Wohl eiu paar tausend Sprüchlein erhalten haben, die mir aber nicht so werthvoll er scheinen» wie etwa ein kurzer, in meinem Besitz befindlicher Zettel Laube's, an einen bedeutenden deutschen Bühnenkünstler gerichtet, der in wenigen Zeilen auf eine an Laube gerichtete Anfrage Antwort ertheilt und die ganze kernige Schroffheit Laube's knapp und klar wiederspiegelt. Und ebenso falsch finde ich es, wenn schöne Besitzerinnen von Autographenfächern diese letzteren in die Häuser der Berühmtheiten senden» um sich die Namen von denselben auf die Stäbchen kritzeln zu lasse». Wer nicht selbst Gelegenheit hat, einmal bei einem Feste oder sonstwie persönlich mit einem berühmten Manne zufällig zu sammen zu kommen, sollte den Antographensttcher in das tiefste Schubfach des Wäscheschrankes versenken. Der einfache Name aber einer berühmten Persönlichkeit, wenn wir mit derselben irgendwo in direkte Berührung gekommen sind, ist uns eine hübsche Erinnerung und hilft uns das Porträt der betreffenden Berühmtheit im Ge dächtnis; behalten. Berechtigung mag indessen die Art eines geistreichen Autographen sammlers habe», von dem ich vor einigen Jahren Hörle. Derselbe sandte an bekannte Dichter in ganz origineller Form Bitten um Autographen. Er dichtete die Dichter nämlich in der ihnen eigen- thümliche» Weiseran; er ahmte »ach und parodirte in seinen Briefe» die dichterische Eigenart dessen, an den er sie richtete, und hatte nun den Erfolg, daß die Dichter auf diesen geistreichen Scherz eingiugen und i» der gleichen Weise antworteten. Groß ist natürlich die Anzahl derjenigen Dichter, welche den Sammlern feindlich gegenüber stehen. In der große» Schaar der Autographeusammler erregte es vor einigen Jahren nicht geringe Sensation, als Rosegger znm Schutze gegen Autographcnsammlcr in seiner Zeitschrift „Heimgarten" die folgende Notiz veröffentlichte: »Von jetzt ab können Gesuche um Antographeu wieder berücksichtigt werden, denn ich habe einen Schreiber ausgenommen, der bevoll mächtigt ist, diese in meinem Namen anzusertigen." Man wollte damals dem österreichischen Poeten wegen dieses Scherzes allerlei Vorwürfe machen, die nach meiner Ansicht vollständig ungerecht fertigt sind, ungerechtfertigt deshalb, weil ich meine, daß jene Notiz eben nichts weiter als ei» Scherz, als eine der satyrischcn Ader Aosegger's entflossene Verspottung der Selbstschriflensaminlcr sein sollte, und ich bin überzeugt, daß der liebenswürdige Poet nichts dcstvw.en.igcr stch mit demselben Opfermuth den Autographenjägcrn als willige Jagdbeute stellen wird, wie er dies zuvor thatsächlich gethan hat. Rosegger ist nicht der Erste, der in dieser Weise die Autvgrapheujäger verspottete, und da das Recht der Spottdrosseln zunächst die Humoristen für sich in Anspruch nehmen dürfen, wären es auch vor Allem diese, die sich so die Antographcnjäger fernhielten. , Mark Twain, der amerikanische Humorist Samuel L. Clemens, der von seinen sammelwüthigcn Landsleuten besonders viel zu leiden hatte, erfand früher in jedem Jahre einen neuen Scherz, durch den er Antographenjäger abznschrecken suchte. So schickte er vor etlichen Jahren einen Brief an alle diejenige» Personen, die ihrem Gesuche „um eine einzige Zeile von der Hand des Gefeierten" das übliche Rückporto in Freimarken beilegten. DaS Schreiben lautete: „Ge ehrter Herr! Ich hoffe, daß diese Zeilen Sie nicht beleidigen werden — jedenfalls ist cs nicht meine Absicht, irgend etwas zu sagen, durch das Sie sich vcrletzt fühlen könnten. Mir liegt jedoch die Pflicht ob, mich Ihne» zu erklären, und dies will ich so freundlich wie möglich ihn». Was Sie von mir verlange», mein Herr, ver langen in jeder Woche noch fünf andere von mir — das macht zu sammen per Woche sechs Briefe und dreihundert per Jahr. Mein Wunsch ist cs zwar, Allen eine handschriftliche Aenßerung zugehen zu lassen, aber meine karg bemessene freie Zeit verbietet dies. Es bleibt mir also kein anderer Weg offen, als alle Gesuche abznschlagen, ohne irgend eine Ausnahme zu mache». Ich möchte Ihre Ausmerk- samkeit noch aus eine andere Sache lenken, welche Sie gewiß noch nicht bedacht haben, nämlich, daß cs keinem Menschen Vergnügen macht, seine Bernfsthätigkeit, auch in seinen freien Stunden, als Sport anszuüben. Nun ist aber das Schreiben meine Berufs- thäligteit, und diese übe ich nur dann ans, wenn ich dazu geschäftlich gcnöthigt oder durch eine neue Idee angeregt bin. Wenn sie einen Arzt, einen Vauknustlcr oder Maler um seine Handschrift ersuchen, so wird er keinen nur annähernd so triftigen Grund finden, sie Ihnen zu verweigern; keiner von diesen Leuten würde sich aber darauf cinlassen, Ihnen eine Probe seiner Kunst oder Berufsthätig- kcit „zur Erinnerung" gratis zu geben. Es würde zum Beispiel nach meiner Ansicht ziemlich unhöflich sein, einen Arzt um die Leiche eines seiner Patienten zu bitten, unter dem Vorgeben, daß man sich im Anschanen dieses durch seine Kunst geschaffenen Werkes de» Schöpfers sreundlich erinnern wolle. Ich verbleibe, geehrter Herr- Ihr ergebener Mark Twain." Das Antwortschreiben des Humoristen war aber nicht geschrieben, sondern mittels der Schreibmaschine gedruckt. Alles das ist >§ber weit liebenswürdiger, als die Art eines bekannten deutschen Pianisten, von dem ans glaubwürdigstem Munde berichtet wurde — er rühmte sich nämlich selbst dessen —, daß er die an ihn von schwärmerischen Kunstfreundiuneli gerichteten Bitte» um Autographen gelegentlich —- von seinen Freunden beantworten lasse. Das halte ich mindestens für nicht sehr »t'sir«. — Nr. 18b. - 1«»s. — Diese verbreitetste unparteiische Leitung erscheint Wochentags Abend» (mit Datum des nächsten Lage») und lostet mit den sitns wöchentlichen Beiblättern: Meine Botschaft, Sächsischer Erzähler, Gerichts-Zeittmg, Sächsisches Allerlei, Jklustrirtes Unter halt«,»gsblatt, bei de» Postanstalte» nnd bei den Ausgabestellen m»u«tlich 4V Pseniitge. Pellst«: 1.Nachtrag Ar. L877. Generalanzeiger e Rr. iw. General- Freitag, den 11. August. Anzeiger für Chemnitz und Umgegend. tSächsische» LandeS-Anzeiger). - Gegründet 187» als „V»i«ia«r" re. Derlag «nd R»t«ti»nSmaschtne«.Druck von Alexander Wied« in Chemnitz, Lheaterstraß« Nr. 8. Inserate» - Preis: Die Sge spaltene Torpiiszelle od.-r deren Raum 20 Psg. (Preisverzeich nisse s Zeile 2'» Pia.) — Be vorzugte Stelle (Reklame-Zeile) Kfl.Pfg. Bei voransbestcllte, ANderholunge» größerer In serate entsprechender Rabatt. — Anzeigen für die Nachmittags erscheinend« Nummer könne» nur bis Bormittag lo Uhr an genommen werden. Geschäftliche Anzeiger-Inserat» finde» für billigste» Preis zugleich Verbreitung durch dkl täglich erscheinende Themntze» ^Msellbahu-Zeitllug. Amtliche Anzeigen. Versteigerung. Morgen Freitag von Vormittags » Nyr ab sollen im Ver- stelgerungSraunie der hiesigen Justizgebäudes folgende Pfandstucke, als: Möbel, Spiegel, Bilder, Regulateure, PlaninoS, Geldschränke, Fahrräder, Nähmaschinen, Herrcnkleider, Weiß- und Rothwein, Kognak, l Eisschrank, 1 Billard. Ladentische, 1 Droschke, Kasten- und Handwagen, 1 Pferd. Werde- geschirre, 1 Telgtheilmaschine, 6l St. Semmeltrögel, 1 Fleischwols, 1 vier- schneidiges Wiegemesser, 1 Drahtgeflechtmaschme, Siebe, Drahtgewebe, Regenschirme, Schirmstosfe, Schirmstöcke, 80 Kartons mit Briefpapier nnd Kouverts, 300 St. Neujahrskarten, 16 und 10 Bände Lexikon, 1 Präge- Maschine und Bersch, mehr, gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Politisch« Rundschau. Chemnitz, 10. August 1899. Deutsches Reich. — Neuerer Bestimmung zufolge trifft der Kaiser am Freitag früh in Dortmund ein, worauf sofort die Einweihung de« Dortmund- Ems-Kanales statlfindei. Nach der Feierlichkeit hält der Kaiser Cercle im Rathhaus und 1'/, Uhr fährt er »ach Essen zum Besuch des Geheimraths Krupp. Am Sonnabend Vormittag wird der Kaiser Remscheid einen Besuch abstatten. Zu den Kanalfeierlichkeiten ist auch noch der Reichskanzler Fürst Hohenlohe eingeladen worden. — Der „Nordd. Allg. Zig." zufolge erhielt der in den Fürstenstand erhobene Gras Münster den Namen eines Fürsten v. Derneburg. Die Verleihung der Würde, die dem Grasen Münster zu Theil wurde, ist nach der „Nat.-Ztg." im Hin blick auf ressen gesammte Thätigkeit erfolgt. In dieser Beziehung wird darauf hingewiesen, daß es dem Botschafter nicht blos ge lungen ist, während seiner amtlichen Thätigkeit in der französischen Hauptstadt das gute Berhältniß zwischen Deutschland und Frankreich aufrecht zu erhalten, sondern diese Beziehungen unter schwierigen Verhältnissen noch zu verbessern. Auch wird hervorgehobe», daß auf der Friedenskonferenz im Haag der deutsche Botschafter alle Friktionen zwischen den deutschen »nd den französischen Delegirte» zu verhüten vermocht hat. — Dex bereits angekündigte allgemeine Streik der Bau tischler in Berlin dürste einen große» Umfang annehmen. In der letzten beschließenden Versammlung waren etwa 2050 Gesellen durch 125 Delegirte vertreten. Man beschloß endgiltig folgende Forderungen aufzustellent 1) Erhöhung der Akkordpreise »ach einem von der Lohnkommission ausgearbeitctcn Tarif; 2) Abschlagszahlung von 27 Mk. pro Woche; 3) Lieferung von Handwcrksgeräth durch den Meister. Die Forderungen sind sowohl der Innung als auch der Freien Vereinigung der Tischlermeister unterbreitet worden. Die Freie Vereinigung hat sich zu Verhandlungen bereit erklärt, von der Innung ist kein bestimmter Bescheid eingegangen. — Katholische Priester aus Oesterreich auf einem Gustav Adolf-Feste. Man schreibt der „Tgl. N.": In der Nähe des zur Parochie von Lic. Bräunlich gehörigen Ortes Rockau fand Sonntag, den 30. Juli, ein Waldsest des Gustav« Adolf-Vereins statt, bei dem in der Nachversammlung unter der ge spanntesten Aufmerksamkeit der an» weitem Umkreise zusammen geströmten Festbesncher 3 Oesterreicher Ansprachen hielten, die bis vor Kurzem noch katholische Priester waren. M. Bayer, bi» Pfingsten d. I. katholischer Priester in Eibesivald (Steiermark) und in Graz zur evangelischen Kirche übergelreten, sprach aus eigener Anschauung und Erfahrung über die Los von Rom-Bewegniig i» Oesterreich und deren Benrtheilung in klerikale» Kreisen, wobei er erzählte, daß er manchen Glückwunsch erhalte» anläßlich seine» Uebertritts — auch aus dem Kreise seiner früheren Standcsgeiiossen. Joh. Petra», der ans de», Salzburgischen stammt, dem Lande so vieler evangelischen Zeugen und Dulder, stellte evangelische Toleranz und katholisch- Intoleranz wirkungsvoll einander gegenüber. Als Dritter sprach Jos. Jawvrski aus Galizien, der siebzehn Jahre lang dem Jesuitenorden angehört hat »nd mit Vorliebe als „Missionär", ausgesandt wurde. In packender, bilderreicher Rede erörterte er die Frage: „Warum muß de» übertretenden tatholischen Priestern Hilfe gebracht werden?" Er erklärte ei» Asyl für übertretende Priester schon vom Standpunkte der allgemeinen Menschenliebe aus für dringend nöthig. Bei dem großen Mangel an Entgegenkommen seiten» der Protestanten, die immer gleich den Borwurf der „Proselytenmacherei" fürchteten, der den Römischen nie Skrupel mache, müßten viele nach evangelischer Wahrheit und Freiheit ringende Priester ihr Ideal als unerreichbar fahre» lassen. Aus diesen drei Ansprachen klang die dankbare Freude von Col. 1, 12 bis 13 (Danksaget dem Vater, der uns errettet hat von der Obrig keit der Finsterniß) deutlich heraus; der Eine der neuen Glaubens genossen bekannte eS freudig: „Jetzt fühle ich mich wohl, jetzt glücklich, jetzt habe ich den Frieden gefunden, den ich so l uge ge sucht." — Eine TeÜcrsammlung für de» Gustav Adolf- Verein ergab 200 Mark, ein hier zu Laude noch nie erreichter Ertrag. Ausland. Oesterreich-Ungarn. Das Amtsblatt veröffentlichte am Mittwoch nicht weniger als 08 Kvnfis kat ions-Erkenntn isse. Im Ganzen wurde» seit dem Erschünen der Zuckersteuer 301 Er- kenntniffe, Zeitungskonfiskationen betreffend, veröffentlicht, darunter etwa 50 Zeitungen aus dem Deutschen Reiche. — Aus Budapest wird unterm 9. August gemeldet: Ditz Aufforderung des sächsische» Ministeriums des Innern an dieN»Ier- behörden, im Verkehr mit den ungarischen Behörden zur Bezeichnung deutscher Ortschaften in Siebenbürgen ausschließlich deutscher Namen sich zu bedienen, wird in der hiesigen Presse in erregter Weise besprochen und als illegale Einmischung in die An gelegenheiten eines fremden Staates bezeichnet. Die ungarische Post verwaltung wird aufgefvrdert, alle amtlichen sächsische» Sendungen mit dem Vermerk „mooniiu" zurückzuweisen. Frankreich. Der „Figaro" veröffentlicht aus Anlaß der Standeserhöhung des Grafen Münster einen Artilel, worin die Verdienste des Botschafters hervorgehobe» werden, dessen Bestreben stets daraus gerichtet gewesen sei, Konflikte zwischen Frank reich und Deutschland hiulanzuhalten. — Die „Agence' Havas" erklärt die Behauptung des „Soir", daß der deutsche Botschafter von dem General Gallifei Garantien gegen Indiskretionen über Deutschland während der Prozeßverhandlung in Renne- verlangt habe, für völlig un zutreffend. Grostbritannlen. In der Mittwoch-Sitzung des englischen Unterhauses gab der Kotonialminister Chamberlain neuerdings Er klärungen ab, welche starke Drohungen gegen Transvaal enthielten. Er betonte zunächst, daß er keine amtlichen Nachrichten über den Stand der Verhandlungen mit Transvaal habe. Wilfried Lawson fragt an, ob es wahr sei, daß die Negierung jetzt mehreren Regimentern Infanterie befohlen habe, sich zur Einschiffung »ach Südafrika bereit zu halten. Chamberlain erwidert, die Nachricht ent halte einen Kern von Wahrheit. (Beifall!) Die Regierung Natals habe Vorstellungen über den vertheidigmigslosen Zustand der Kolonie gemacht. Demgemäß habe die Regierung beschlossen, Ver stärkungen dorthin abzusenden. Auf die weitere Anfrage LawsonSr ob die Verstärkungen zur Verlheidigung Natals bestimmt seien, antwortete Chamberlain, die Verstärkungen warben abgesandl zur Vertheidigung Natals und für alle Eventualitäten. Dreyfns vor dem Kriegsgericht irr Rennes. Die am Mittwoch stattgesuudene geheime Verhandlung de» Kriegsgerichtes in Rennes hat über fünf Stunden gedauert. Ueber die Vorgänge in derselben ist bis jetzt nur wenig i» die Oeffentlich- keit gedrungen, was begreiflich ist, wenn man erwägt, daß außer dem angeklagte» Kapitän Dreyfns und dessen Vertheidiger nur noch di« Richter und Ersatzrichter beiwohnte», und daß selbst der Gendarmerie« Kapitän, der Dreyfns eSkörtirt hatte, vor Beginn der Verhandlung den Saal verlassen mußte. Die Frage, ob noch ausregende Konfrontationen nach Wieder aufnahme der Verhandlungen bevorflehen, wird eifrig diskutirt. Au» Dreysus' Verhör geht hervor, daß der Angeklagte aus da» Be stimmteste in Abrede stellt, dem Kameraden Jeaynet, jetzt Major, die' vielzitirte Schießcmteitung entlehnt zu habe«. Jeaynel, welcher 1894 nicht als Zeuge erschien, hat sich nachträglich erinnert, diese Anleitun aus der Hand gegeben zu haben, ob an DreysuS, ist die Streit« frage. Jeannel wird detailliren Müssen, unter welchen Umständen die Entlehnung und Rückgabe erfolgte, und öb ein Jrrthum in der Person de» Empfängers möglich gewesen sei. Eine andere interessante Konfrontation wird die mit dem Kapitän Nemusat sein. Remusat besitzt einen Brief von Dreyfns' Hand. Dreyfns weiß nicht- was er geschrieben und bezog dieses Billet auf einen geheim zu haltenden Vortrag des Generals Nanson. Der Präsident Jouaust erklärte, daß d es nicht ans dem Texte des Billets hervor« gehe: aber Nemusat glaubte sich z» erinnern, daß Dreyfns in einem späteren Gespräche init ihm (Nemnsat) andentete, er habe gewisse Anfklüruiigeii für eine» Professur der Kriegsschule gebraucht. Die bezügliche Erinnerung Remusat's ist allerdings nicht sehr deutlich. Tie zur Geständnißfrage für erforderlich gehaltenen Konfrontationen Dreysus' mit Lebrun-Renault »nd den Offizieren Guörin und Attel, denen Lebrun-Neiialltt die ersten Mittheilungen gemacht, werde», von