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General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 04.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189902048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18990204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18990204
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-02
- Tag 1899-02-04
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Monat
1899-02
-
Jahr
1899
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8 I 7.^ j- 'K — Nr.2S. — 18S9. — Diese verbreitetste unparteiische Heilung erscheint Wochentag» Abends (mit Datum der nächsten Lage») und lostet mit den siins wöchentlichen B eiblättern: Kleine Botschaft, Sächsischer Erzähler, Gerichts-Zeitung, Sächsisches Allerlei, Illnstrirtes Unter» haltnngsvlatt, tei den Postanstaltc» und bei den Ausgabestellen monatlich 40 Pfennige. 18SS. Postliste: Nr. 2877. Telegramm - Adresse: Generalanzeiger, szernspieainette Ar. 130. E77MWWM-—M— General- Sonnabend, den 4. Februar. für Chemnitz und Umgegend. lSächsischer Landes-Anzeiger). - Gegründet 18VS als „Anzeiger" ie. »erlag nnd Motationsmaschinen-Drn« von Alerander Wied« in Chemnitz, Theaterstratze Nr» 8» Anzeigenpreis: «gespalten» CorPuSzeile (ca.S Silben fassend) oder deren Raum lSPfg. (Preis verzeichnisse ä Zeile LOPsg.) — Bevorzugte Stelle («gespaltene " Petit-Zeile circa ll Silben fassend) 30 Pfg. — Anzeige» können nnrbis Bornu'ttag lo llhc angcnonimen werden, da Druck und Verbreitung ' der großen Auslage längere Zeit erfordern. Geschäftliche Anzeiger-Inserat» finde» sitr billigsten Preis zugleich Verbreitung durch die täglich erscheinende Chemnitzer Eisenbahn-Zettung. Worüber der Volksvertreter sprechen darf. Nach der übermilden Herrschaft des Freiherrn von Buol im Reichstage und dem sehr milde» Regimente, das Herr von Köller im preußischen Abgeordnetenhause führte, ist der deutsche Parlamentar ismus plötzlich in scharfe Disziplin genommen worden. Graf Ballestrem und Herr von Frege im Reichstage, Herr von Kröcher im Preußischen Abgeordnetenhause wetteifern in der Ertheilung von Ordnungsrufen oder i» der Bezeichnung von harmlosen Ausdrücken als unparlamentarisch. Bedeutungsvoller als die Rektifizirung eines einzelnen Ausdrucks ist der Versuch, der Materie nach die Volksvertretung beschränken zu wollen. Insbesondere tritt sowohl im Reichstage wie im preuß ischen Abgeordnetenhause das Bestreben hervor, möglichst Alles, was in irgend welcher Beziehung znr Person des deutschen Kaisers und Königs von Preußen steht, aus der Diskussion auszuscheiden. Im Reichstage hat cs der Präsident für unzulässig erklärt, nichtauthentische Reden des Monarchen zu erörtern, im preußischen Abgeordnetenhause ist die Befugniß der Volksvertretung zur Erörterung von Be- gnadigungs- und Bestäligungsfragen von ministerieller Seite aus bestritte» worden. Wie verhält es sich mit der Berechtigung und, was noch wichtiger ist, wie verhält es sich mit der Zweckmäßigkeit derartiger Be schränkungsversuche? Denn in der Politik soll ja doch wohl die Zweckmäßigkeitsfrage in erster Reihe stehen. WaS die Anordnung des Grafen Ballcstrem über die „Auihenlizität" kaiserlicher Reden anbetrifst, so ist sie ebenso haltlos, wie im höchsten Maße gerade im Interesse der monarchischen Einrichtungen unzweckmäßig. Zunächst muß man sagen, daß der Begriff der Authentizität sehr schwerMt- zustellen sein wird. Man svllte doch wohl annehme» müssen, Mß Aeußerungen, die durch den offiziösen Telegraphen aller Welt über mittelt werden, als authentisch müßten angesehen werden können. Soll sich die deutsche Volksvertretung gegen Auslassungen, die in alle Wclttheile verbreitet werden und die in San Franziska ebenso kommeutirt werden wie in Berlin, taub stellen; die Volksvertretung soll das lebendige Gewissen der Völker sein. Sie soll das, was das deutsche Volk erregt und bewegt, zur Sprache bringen; daß diese Sprache eine würdige ist, dafür zu sorgen, ist Sache des Präsidenten, nicht aber zu veranlassen, daß tausendfach im Volke erörterte Aus lassungen todtgeschwiegen werden. Mit einer derartigen Vogel Strauß- Politik wird weiter Nichts erreicht, als daß gewisse journalistische, gifterfüllte Persönlichkeiten, die sich mit dem Mantel des Patriotismus zu drapiren wissen und die hinter dem verhüllenden Mantel den Dolch verbergen, mit dem sie den Monarchismus ins Herz treffen wollen, bei dem Volke günstigen Boden für ihre gehässigen Aus streuungen finden. Die Volksvertretung ist das natürliche Ventil für die Stimmungen des Volkes und wenn das Ventil versperrt wird, so kann der Kessel platzen. Es erscheint nicht unverfänglich, daß gerade ein aus der Zentrumspartei hcrvorgegangener Präsident äußerste Schncidigkeit entwickelt, wenn auf die Person des Monarchen die Rede kommt, größere Schncidigkeit, als der einwandsfrcie und monarchische Herr von Levetzow zu entfalten nothwendig gehalten hatte. Man möchte wohl gern jene katholisch-klerik.len Einflüsse wieder dem Hofe installiren, die zur Zeit der Kaiserin Augusta einen unheilvollen und dem leitenden Staatsmann höchst lästigen Ein fluß übten. Daß die Beschränkung einer Erörterung des BestätigungsrechtcS des Monarchen vom konstitutionellen Standpunkte aus unzulässig ist, kann keinem Zweifel unterliegen. Denn es handelt sich dabei um einen Regierungsakt, für den die Minister verantwortlich sind. WaS aber der Verantwortlichkeit des Ministeriums untersteht, muß auch in die Debatte der Volksvertretung gezogen werden können. Selbst wenn aber das Bestätigungsrecht ebenso wie das Begnadigungsrecht ein höchst persönliches Recht wäre, so wäre noch lange nicht gesagt, daß das eine wie das andere Recht der parlamentarischen Kritik nicht unterzogen werden dürfe. Denn im Wesendes höchstpersönlichen Rechtes liegt es wohl, daß es vom Monarchen selbstständig, ohne daß er von irgend einer Seite her beschränkt oder behindert wird, aber nicht, daß es nicht einer Erörterung unterzogen werde» dürfte. Diese Er örterung erscheint auch in Bezug auf das Begnadigungsrecht um so unverfänglicher, als der Monarch Begnadigungen doch nicht spontan einlreten läßt, sonder auf der Basis von Vorträgen und Berichten seitens verantwortlicher Porsönlichkeiten. Entzieht man deshalb die Erörterung von Begnadigungen der parlamentarischen Debatte, so wird weiter nichts erreicht, als daß eine persönliche Verantwortung dieser Begnadigungen für den Monarchen konstruirt wird. Die Miß stimmung, die notorisch durch manche Begnadigung und noch mehr durch Nichtbestätigungen hervorgernfen wird, wird direkt auf den Monarchen konzentrirt, was wohl nicht als im staatlichen Interesse liegend bezeichnet werden kann. Fürst Bismarck hat in seinen letzten Lebensjahren wiederholt geäußert, daß die Volksvertretungen sich ihrer Stellung mehr bewußt werden sollten. Diese Mahnung wird hoffentlich von den Parla menten beherzigt werden und sie werden sich nicht durch die Schncidigkeit ihrer Präsidenten und Richter beeinflussen lassen. Frauenleberz ans Samoa. Von Paul Haake. (Nachdruck verboten.) Die Töchter Samoa's sind von den Einen als wahre Huldinnen gefeiert, von Anderen erheblich ungünstiger geschildert worden. Diese Verschiedenheit der Urthcile erklärt sich leicht je »ach dem Stand punkte der Reisenden. Wer nach europäische», Maßstabe in den Samoancrinncn Vcnusse zu finden erwartet, muß sich nothwendig enttäuscht finde». Auch die schönste Samoanerin, hat ein Reisender in diesem Sinne ganz treffend gesagt, würde immer nur mit einem hübschen deutschen Lanernmcidche» verglichen werden können; und vorzugsweise ist es der wenig vergeistigte Gesichtsausdruck und die gewöhnlich grot c Bildung von Mund und Nase, die bei diesem Eindrücke ausschlaggebend sind. Dennoch fehlt es auch dem Gesichte der Samoa- Mädchen keincswegS an Ncizcn. Wie frisch lachen hinter den ge öffneten Lippen zwei Reihen tadelloser weißer Zähne hervor! Eine große Schönheit liegt ferner bei der Mehrzahl der Samoanerinnen in ihren Auge», diesen großen, schwarzen, fröhlichen, leuchtenden Auge», deren Glanz über so manchen Mangel leicht hinwegtäuscht und s.von nwqe als ein Europäcrhcrz bestrickt hat. Die Hantsarbe der Ean oanevinncu ist kaum dnniler, als die südeuropäischer Bäuer innen, ihr Haar pflegen sie ganz kurz geschnitten zu tragen und durch Kalken zu bleichen; und es macht solch' ein dunkles Gesicht mit seinen leuchtende» Augen, umgeben von eincin Kranze weißlicher Haare, einen pikante» und keincswegS reizlose» Eindruck. Die Hanplschönheit der Samoanerinnen aber besteht in ihrem Wüchse. Sie sind sreilich nur von Mittelgröße, aber ihre Gestalt ist überaus et cnmäßig, geschmeidig und in allen Bewegungen c»>- muthig. Besonders dci den Häuptliugsfraneu verbindet sich damit eine tadellose Haltung und ein auffallend stattlicher Gang. Nicht cingezwängt in enge drückende Kleider, hat sich der Körper dieser Natnrkindcr ungehemmt und frei entfalte» und sich organisch und schön answachsc» können. Behält man dies im Auge, so wird man es leicht verstehen, daß so mancher Europäer mit hoher Ucberraschung und ansrichligein Entzücke» auf die jugendlich-frische Gestalt blicllc, die ihm mit b itzenden Augen und >röhlichem Lache» die frische Milch der Kokosnuß prüsentirte. Dazu kommt der cigenthümliche Zauber der Stindlichkeit und Natürlichkeit, der allen Samoancrinnen nach- gcrühmt werden muß. In der Inselwelt der Südsee genießt denn die Samoanerin auch einen großen Ruf um ihrer Schönheit willen. fnmilicu suchen für die Söhne vornehme Samoancrinncn als Gattinnen zn erlangen. Politische Rondscha». Chemnitz, 3. Februar 1899. Deutsches Reich. — Der „Reichsanzeigcr" veröffentlicht nachfolgenden kaiser lichen Erlaß: „An den Reichskanzler I Die Gefühle des innigsten Dankes für Gottes gnädige Führung er- süllten Mich am diesjährigen Geburtstage, wen» Ich den Blick rückwärts lenkte aus die hinter Mir liegende» vier Jahrzehnte Meines Lebens »nd das erste Jahrzehnt Meiner Negierung. Sind Mir ,'ni Wechsel der Zeilen auch ttesschinerzliche Ereignisse »nd Erfahrungen nicht erspart geblieben, fo habe Ich doch in Meniem Hanse »nd im Herrscherbcrnfe Gottes Güte i» reichem Maße erfahren. Besondere Gnade war Mir im letzten Jahre dadurch be schicken, daß der sehnliche Wunsch Meiner Jugend durch den Besuch der heiligen Stätten, wo der Herr nnd Heiland der Welt gewandelt und das Erlösungswerk vollbracht hat, erfüllt wurde, und Ich zugleich zur Förderung des deutsche» Ansehens i» jenen fernen Landen beitragen durste, wo viele unserer Landsleute als Träger der deutsche» Kultur und der christlichen Nächstenliebe dem dcntschen Namen Ehre machen. Herzliche Anthciliiahme an dem glücklichen Verlaufe der Palästinafahrt ist Mir auch in überaus zahl reichen Kuiidgebniigcn eiilgcgengetrcten, durch die Mir beim Eintritte in das neue Lebensjahr warme Glück- nnd Segenswünsche ans allen Kreisen der Bevölkerung schriftlich und telegraphisch zuin Ausdruck gebracht worden find. In den Grenzen des Vaterlands, wie in den fernen Ländern und Erdtheilen, wo deutsche Patrioten.weilen, haben festliche Vereinigungen und Veranstaltungen aller Art Zcugniß von dem Bewußtsein der enge» Zu animengehörigkcit von Fürst nnd Volk abgelegt. Hoch beglückt danke Ich alle» Betheiligten auf richtig für die Aeußerungen treuer Liebe und Anhänglichkeit. Sie bestärke» Michiinfdei» Bestreben, die volleKrast auch ferner für das Wohl und die Größe des Vaterlands einzosetzen und ihn, die Grundlage einer gedeihlichen Weiter- cntwickclung, den Frieden, mit Gottes Hilfe zn erhalte». Ich ersuche, den Erlaß zur öffentlichen Kenntniß z» bringen. Berlin, den 1. Februar, " Wilhelm I. 8." — Nach einer Blältermeldung empfing der König von Sachsen bei seiner letzten Anwesenheit in Berlin de» Staatssekretär des Neichsamtes des Innern, Stc atsminister Graf von Posadowsky, in längerer Audienz und überreichte ihm persönlich den goldenen Stern zum Großkreuz des Albrechtsordens. — Der deutsche Botschafter in Washington von Holleben ist fortgesetzt bemüht, den amerikanischen Hetzereien gegen Deutschland das Feld abzugraben. Er hat jetzt einen Berichterstatter zur Ver öffentlichung einer Unterredung ermächtigt, die hoffentlich nicht ver fehlen wird, ken Verdächtigungen der deutschen Politik ein Ende zu machen. Der deutsche Botschafter in Washington gab dem Be richterstatter folgende Erklärungen: „In die Expansionsfrage mische sich Deutschland nicht ein. Amerika wandte nichts ein gegen die Okkupation Kiautschaus, warum sollte Deutschland gegen die Annexion der PH lippinen proteftire»? Ta Amerika, obwohl dazu gedrängt, nicht gegen unseren Eintritt in seine kommcrzielle Domäne» in China, pro- testirte, können wir keinen höflicheren Alt begehe», als uns jede« Kritik seiner Handlungen in de» asiatischen Gewässern zu enthalten. Mit dem Erscheinen Amerikas als souveräne Macht im Archipel chwinden alle unsere Besorgnisse. Wir haben nur' kommerziell« Interessen dort und wissen» daß Amerika unsere Liechte garcmtiren wird. Deutschland dachte nie daran, ein Gebiet in dem Philippinen- Archipel zu besetzen. Ich habe die- dem Präsidenten Mac Kinley und dem Staatssekretär viele Mal gesagt und bin überzeugt, st« glaub n es mir." — Wie dem »Bogtliu'.dischen Anzeiger" aus Eger mitgrthrilt wird, ist der Beschluß des SiadiratheS zu Eger, 1000 Gulden für ein Bismarckdenkmal daselbst zu spenden, von der Bezirks» hauptmannschaft in Eger ststirt Wörden. — Vom 6. Februar ab finden im Reichsgesundheitsamte streng vertrauliche Verhandlungen der Kommission zur Berathung der Weinbaufrage statt, an denen sich Winzer, Weinhändler, Techniker und sonstige Interessenten betheiligen werden. — Der Besitzer der Hvyer'schcn Zigarre»sabrik in Heiligenstadt hat infolge des Streiks seiner Arbeiter de» Betrieb mit neue» Arbeitslräften wieder ausgenommen. Mitglieder des Streik komitees sind täglich auf Bahnhof Leinefelde, ui» „euaiikoinmendk Arbeiter abzuhalteii, in der Hvher'fchcn Fabrik die Arbeit aufzu- nehmen, doch sind bis jetzt ihre Bemühungen erfolglos gewesen. Da einzelne Arbeitswillige bedroht worden sind, hat sich die Staatsan waltschaft in Nordhausen mit der Angelegenheit befaßt. Aus diesen glücklichen Inseln, auf denen dem Menschen Alles» was er zum Leben braucht, ohne viel Dazuthun seinerseits gewisser" maßen in den Mund wächst, ist die Frau nie zu dem Arbeitsthiere erniedrigt worden, als das wir sie bei so vielen anderen Statur völkern anlreffen. Vielmehr genießt sie hier einen hohe» Grad von Freiheit und Selbstständigkeit. Durch die Sitte gehütet, wandert sie allein weit durch das Land, geht, wohin sie mag nnd wagt sich »n- geschent unter das fremde Schiffsvvlk. Wenig Arbeit wird von ihr verlangt. Sie begleitet die Männer auf dem Fischfänge, sie fährt mit ihnkn auf's Meer hinaus und erleichtert ihnen die Rnderarbeit durch weichen Gesang, sie schmückt das Haus des Häuptlings, wenn er ein Gelage geben will, mit Laub nnd Blumen. Eigentliche Feld arbeit ist überhaupt wenig genug zu leiste», »nd auch das Haus- west» stellt nur geringe Anforderungen. Eines der Hauptgeschäfte der Iran im Hanse ist die Bereitung des in Samoa so beliebte» Nativnalgeträiikcs, der Kawa. Zu diesem Zweck kauen sie die Stücke der Wurzel von jivpov malliz-stiouw, nachdem sie sich vorher den Mund ansgespült habe», so lange, bis sie zu einem Brei geworden sind, den sie dann in eine Schüssel ansspeien, und unter Zusatz von Wasser längere Zeit kneten nnd schließlich dnrchsiebe». Auch die Weberei der allgemein geschätzten Matten (Tapa) ist Franenwerk, »nd manche Samoanerinnen lassen sich sogar herab, die Wäsche der Fremden zn waschen, wobei sic dann den Ehrgeiz haben, sie so steif wiedcvznbnngen, daß man die einzelnen Stücke fest auf den Boden stellen kann. / Bei so bequemen Leven-umständen ist eine sorglose Heiterkeit der Hauptzug der Samoanerinnen geworden. Bo» des Lebens dunklen Seilen sehen sie nur wenig. Zn Scherzen und Späßen sind sie immer cmsgelegt. Als die Musiker unserer deutschen Korvette „Ariadne" eben auf den Schultern auderer Matrosen durch die seichte Brandung zum Boote getragen wurde», erfvlgte ein allgemeiner Angriff der lustigen braune» Mädchen ans sie. Sie liefen ihnen in's Wasser »ach, zwickte» die Reiter in die Beine, lhcilten zarte Schläge ans und beschenkten die Verfvlgten schließlich mit ihren Blumen. Ein anderes Mal, als der Kapitän des deutschen Schiffes, B. von Werner, sich eben in der Herberge auf sein Nachtlager ansgestrcckt hatte» slvgcn Plötzlich alle Vorhänge des Hauscs in die Höhe, an die zwanzig Mädchen stürzte» mit Fackeln hinein, durchkreuzte» ih» „nie Feucrwcrksfrösche" — uub waren in> Nu wieder verschwunden. Mag dem Europäcr manchmal ei» derartiger Mädchenschcrz ein wenig gewagt > «scheine», sv muß mau sich daran erinnern, daß das Wort „nnturnlu non >.dt turpv" sür die samvanische Anschauungs- Welt im weitesten Umfange Geltung hat und' die ausgelassene» Samoanerinnen voll der harmlosesten Naivetät sind. Dafür hat der erwälmte Seeoffizier ein überaus charakteristisches Beisniel ec lebt. Die 17jährige Samoanerin Lolle sah einmal, wie er versuchte, das Kratzen der ihm als Kopfkissen untergeschobenen Matte auf alle Weise zu beseitigen oder zu »ijlder». Kurz entschlossen kam sie heran, entfernte die Malte und legte Werners Kopf aus ihr Knie. Alles Sträuben half nichts, ei» bis zwei Stunden lang leistete Lolle diese» Liebesdienst. Dabei darf man keineswegs denke», daß unter cn Scimvancrinncn ausgelassene Sillen herrschen, pislinehr fällt >lets ein gewisser feiner Ton auf» der das ganze samvanische Gescllschaftslcben kennzeichnet und auch an dem Betragen der Frauen und Mädchen deutlich wahrnehmbar ist. Manche Reisende haben die angeblich auf Samoa allgemeine Siitenlvsigkeit in grellen Zügen geschildert nnd so viel ist wahr, daß die Samoanerin als ein echtes Natnrkind keine Schranken kennt, wenn sie liebt. Aber auch mir dann. Weigern die Eltern oder Häuptlinge sie dem geliebten Manne, der um sie wirbt, so läuft sic wohl einfach davon nnd dem Manne ihrer Neigung zu. Doch komint es auch vor, daß über sie versagt wird, vhne daß eine Neigung ihrerseits Vortage. In der Liebe vermag die sonst so sanfte Samoanerin selbst kriegerisch zu werden, und es kommt vor, daß zwei eifersüchllge Fraucn um einen Mann thätlich aneinande, gerathcn. Der Mann selbst bleibt dabei ganz aus dem Spiele, null die Besiegte läßt sich fortab nicht mehr blicken. J»> Allgemeinen herrscht aus Samoa jetzt Monogamie, nur die Häuptlinge behalten sich bas Recht der Polygamie vor, von dem sie hauptsächlich dan« Gebrauch machen, wenn sie, bevor sie zn ihrer Würde gelangte», ein Mädchen aus niedrigem Stande geehelichi hatten und nn» den Wunsch »ach einer standesgemäßen Heirath haben. Tie Frau, die sie verstoßen, ist übel daran, da sie sich nicht weiter verhciralhe» darf nnd doch nicht mehr als die Fra» des Häuptlings gehalten wird. Ihre einzige Zuslu.bt ist da»», als Wirttzin in eine,» Fale- tale oder öffentlichen Gasthanse zu fiingiven, was dann freilich eine zwcidenlige Stellung ist. Das Eindringen des Christcnthilnis hat natürlich auch ans Samoa sv inaiichc Aenderung i» Brauch und Sille veranlaßt und unter Andcrei» die jungen Samvciner auch gelehrt, den, Ge enstande ihrer Neigung, rem > e früher ihre Gefühle »nr durch Freunde zu üvermiticln pflegten, in Licbcsbuesc» sich zu vssenbare». Svlcl,' eine» sanioanischc» Liebesbrief hat Prilchard mitgelheill: „Dicß ist mein Brief an Dich, Saema. Ich bin Tnliaii. Sehr groß ist meine Liebe zn Dir. Sehr groß ist mein Verlangen »ach Dir. Dies ist mein Brief an Dich, Saema, Dich zu frage», ob D» mein Weib werden willst." Dieser Brief ist oh»« Zweifel sehr primitiv, enthält aber doch Mes, was zur Sache nüthig ist und ist für Scpema sicherlich nicht minder beredt, als die wortreichste Liebesepistel für unsere Dame». Der fröhliche und liebensivürdiae Charakter der^Samoanerinn«» -
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