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General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 31.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189901318
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18990131
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18990131
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-31
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Monat
1899-01
-
Jahr
1899
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qkgbar find, werde auch mit Erweiterung der Weichen im Nosteslsee- kanal vorgeganqe» werden. »Das Kapitel „Kanalamt" und der Nest des Etats des „Neichs- amts dcS Innern* werden genehmigt. Das Haus vertagt sich hierauf. — Montag 1 Uhr: Fortsetzung; vorher Antrag Agstcr: „Zulässigleit einer Strasverfolgung gegen de» Abg. Schmidt-AscherSlcben wegen MajestälSbeleidigung." Schluß der Sitzung 6'/, Uhr. Politische Nnudscha«. Chemnitz, 30. Jannar 189S. Deutsches Reich. — Das Komitee für Knndgebunge» zur Friedens« konferenz hielt in München eine Sitzung ab, in der beschlossen wurde, mit einem größeren Aufruf an die Oeffcntlichkeit zu treten und »ach Beendigung des Karnevals eine öffentliche Versammlung in München abzuhalten. Das Kvmitce sprach sich dahin aus, daß fich die Bewegung unabhängig halten solle von den Friedens, tzesellschafte» und der internationalen Friedensbewegung. Ein Exekutiv-Ausschuß wurde mit den weiter zu ergreifenden Maßnahme» betraut. In dem Aufruf, der von zahlreichen Universitätsprosessore», Professors» der technischen Hochschule, Künstlern, Mitgliedern der Münchener Gemcindekollegien u. s. w. unterzeichnet ist, wird betont: »Wir wolle» nicht, daß Deutschland abrüstc, so lange die Welt nm uns i» Waffen starrt. Wir wollen nicht eine Minderung unserer Stellung in der Welt oder einen Verzicht auf irgend eine» Bortheil, den wir i>» friedlichen Wettbewerb der Nationen erlangen können. Wir wollen nicht, daß Deutsch land auch nur um den geringsten Bnichtheil seiner Kraft in» Berhültoih zu anderen Nationen schwächer dastehe» sollte, wenn es jemals trotz seiner Friedensliebe genöthigt sein sollte, seine nationale Selbstständigkeit in einem «nfgedrungeiitn Kriege zu vertheidigen. Aber wir wollen, daß Alle« geschehe, WO» in würdiger Weis« geschehen kann, um auf den, Boden internationaler Vereinbarungen dein Ausbruch von Kriegen wirksam vorzubeugeu. Wir wollen, daß, wenn ein Krieg unvermeidlich geworden ist, wenigstens die Greuel desselben nach Möglichkeit vermindert werden- Wir wollen, daß die Explosionsgefahr, die in der fortwährenden Steigerung der Rüstungen liegt, »ach Möglichkeit beseitigt werde. Wir wollen, dah der großen wirthschaft- llchen Belastung der Völker, die dieser endlose Rüstungswettstreit mit sich bringt, möglichst Einhalt geschehe." Als Aufgabe des Komitees bezeichnet der Ausruf, in möglichst dielen Orten Deutschlands der öffentlichen Meinung zu einem mög- Üchst einheitliche», Achtung gebietenden Ausdruck zu verhelfen durch Leranstaltnng großer Versammlungen, deren Ergebniß in Resolutionen zusammen zu fassen ist. — Die »Nordd. Allg. Zig." erfährt: Die Annahme der »Köln. Ztg.", daß die Vorlegung aller für Preußen erforderlichen U»rsühr«ug«gesetz-Entwürse zum Bürgerlichen Gesetzbuch in der begonnenen regelmäßig«, Tagung de» Landtages nicht völlig ge sichert erscheine, da die Ausarbeitung derselben und der Nebengesetze nicht entsprechend gefördert sei, entbehrt der Begründung. Die Ent würfe sind in der Hauptsache vollendet. Die wichtigsten werden schon in den nächste» Tage» dem Landtage zugehen. An die Nothwendig- keit einer Herbstsession zur Durchberathung der Entwürfe ist bisher kW maßgebender Stelle nicht gedacht worden — Kurz nach dem Mord« an der Kaiserin von Oesterreich fnhr der Handelsmann Wilh. Brückerhosf aus Bittermart von Dortmund »ach Lütlringhausen. Unterwegs that er allerhand an stößige Acußerungen über den Mord und stieß dann auch Beleidigungen gegen den deutschen Kaiser au». Ein i» demselben Wagen sitzender vahnbeamter brachte den Vorgang zur Anzeige und jetzt verurtheilte die Strafkammer den Handels»,»»» wegen Majestätsbeleidigung zu Jahre GefSngniß. Ausland. Vesterreich-Uiigarn. Di« „N. Fr. Presse" berichtet au» Agram: Nach der Freitag. Sitzung de» Landtags wurde der antisemitische Abgeordnete TuSkan ans dem Jellacic-Platze von Arbeitern, die ihn dort erwarteten, mit Pereal-Nufen empfangen und mit faulen Eiern beworfen. Die Jnsultirung erfolgte, weil TuSkan Musik und Poesie, von Malerei und Architektur, von deu vier Fakultäten und der gesammtrn Wissenschaft, von Elektrizität und Dampfkraft, vou Postwesen und Telegraphie. Was durch eine rasche Modestrvmung in den Vordergrund getrieben wurde, haben wir im Maskensaale wiedergefunden, z, B. da» „Makartbouquet" und .Delft", letzteres als nette Holländerin im weißblanen Kostüme, mit blauen Malereien im Delfter Geschmack auf Rock und Taille. Auch Wohnung»- und Genußmiitel haben sich als verwendbar «wiesen; der kneipp'sche Gesundheitskaffee hat sich uns ebensogut präsentirt, wie das Licbig'sche Fleisch-Extrakt, letzteres den Oberkörper von der bekannten grauen Kruke mit dem blauen Nainenszug um schlossen, auf dem Kopfe eine gleiche Büchse im kleineren Formate, das Neueste aber ist das »Kannenbier", eine diese» Kannen aus leichtestem Karton Hochgebildete Hülle, die je nachdem die Bezeichnung »Münchener", »Pilsener" u. s. w. zeigt, und die Trägerin eng einschließt, so eng, daß selbst der Kopf fast unter dem Deckel ver schwindet. Nur wenn sie letzteren hebt, was durch Anziehen einer, innerhalb der Kanne angebrachten Schnur zu bewerkstelligen ist, Wird auf Augenblicke das Sesichtchen frei, nm sich sofort wieder zu verbergen. Die gleiche Idee de» neckischen fich Zeigen- und wieder Ver bergen- liegt noch einer anderen, bisher »nie dagewesenen" Maske zu Grunde, dem Portemonnaie. Ebenso wie die Bierkanne ist es, um die Trägerin möglichst wenig zu beschweren, aus ganz leichtem Karton gearbeitet, der nichts desto weniger ein kräftiges Kalb- oder Jnchtenleder heuchelt. Es ist durchaus geschloffen, ein paar Guck, löcher für die Augen find wenig bemerkbar, der Bügel, scheinbar an» festem Metall, scheint jeder Anstrengung, ihn von außen öffnen zu wollen, zu trotzen. Naht sich aber der Rechte, so springt er von innen, wie durch Zanbermacht auSeinandcrgetriKben auf, und für einen Moment wird der GcninS des Goldes, ie» im Innern ver steckten Persönchens in seinem kurze» Kleid aus Goldgaze über gold gelben Atlas, mit der goldenen Krone auf dein Haupte, die Münzen kette > an Hals und Armen und mit Flügeln auS je einem mächtigen Tausendmarkschein sichtbar. Er greift in die Taschen seines Riesen- portemonnaie's und ein goldener Regen von Spielmarken ergießt sich durch den Saal. Eine halbe Minute später und die zauberhafte Vision ist zu End«; streng und verschlossen schreitet das unantastbare Porte,non laie weiter seines Weges. Sehr reizend und anmuthig wird, wenn mit der nöthigen leichte» Beweglichkeit dargefielli, die »Seifenblase" wirken. Sie ist aus den wunderschönen, irrisirenden Seidcngazen hergestellt, die eigens für diesen Zweck gemalt zu sein scheinen, doch läßt sich der Effekt ähnlich erreichen, wenn man mehrere, verschiedenfarbige Gazen lose übereinander legt. Die Grundform, Rock und Taille, muß aus hellrvsa, hellblauer oder hellgrüner Seide bestehen, auf jeden Fall in ünem so matten Tone, daß er nur wie ein farbig angehauchtes Weiß wirkt. Der Nock isi vermittelst leichter Rcifenelnlage» ab- sicheud zu erhalten, und zwar so, daß er sich austden Hüfte«.rundet, «i Kuaelsorm zu i««reo. Natürlich neWen auch die Aermel Mpß« Bavokifdrm an »ld mkffen deshalb krau und qner dnrch in einer Landtagsrede beleidigend« Angriffe gegenüber ^nem Arbeiter blatte geäußert hatte. — Ai» Freitag wurde in Karbitz in Böhmen unter der be geisterten Zustimmung der alte» Protestanten und der neu zum Protestantismus Uebergetretenen die Errichtung einer Predigt station i» Karbitz beschlossen. Da» Pfarramt und da» Pr««- byicrium der Tcplitzer Muiterkirche hat da» größt« Entgegenkommen gezeigt. Ganze Familien kehren zum evangelischen Glauben zurück. Auch auf den Dörfern beginnt die Bewegung. Italien. Am Sonnabend empfing der Papst den Herzog und die Herzogin von Connaught nebst zwei Töchtern. Der Herzog hatte die englische Generalsuniform angelegt. Die Herrschaften wurden mit allen, den Mitgliedern souveräner Häuser zuslehenden Ehren empfangen. Die Unterhaltung war sehr herzlich. Später begrüßte das Herzogspaar den Kardinal Rampolla, der den Besuch im Hotel Bristol erwiderte. Türkei. Beim Festmahl im deutschen Verein „Teutonia" in Konstantinopel zur Feier des Geburtstages des deutschen Kaisers hielt der deutsche Botschafter Marschall v. Bieberstein eine Rede, in der er die Verdienste des Kaisers durch dessen Unterstützung und Förderung deutscher Interessen auf friedlichem Weg« hervorhob. Beim Festmahle im deutsche» Handwerkervereiu sprach der deutsche Botschafter abermals und betonte hier das Interesse des Kaisers an der Arbeit des deutschen Kaufmannes und Handwerkers. — Wie aus der türkischen Hauptstadt gemeldet wird, soll man ein Komplott gegen den Sultan entdeckt haben. Während der Zeremonie des Küssens des Prophetenmantels sollte Abdul Hamid ermordet w rden, doch wurde der Anschlag von einem der Ver schwörer der Polizei verrathen. Durch die übereilte Verhaftung von vier Personen wurde es den übrigen Verschwörern ermöglicht, zu fliehen. Nationalliberaler Vertrauerrsmärrttertag für das Königreich Sachsen in Chemnitz. -v. Es war eine recht zahlreiche Versammlung, welche sich gestern Mittag im großen Saal« der „Linde" auf den Nus der nationalliberalen Parteileitung eingefunden hatte. An der Ver sammlung nahmen auch Theil die Herren Reichstagsabgeordneten Rechtsanwalt Basserma»n-Mannheim (gewählt in Jena), vr. Lehr--Charlottenburg (gewählt in Döbeln), Rentier Uhlemann- Frankenberg (gewählt in Mittweida), sowie die sächsischen Landtags-, abgeordnete» Herren Bößneck-Glauchau, Teichmann-Werdau. Müller- Leipzig - Neuschönefeld, Kellner- Schönberg, Geheimer Kommerzienrath Niethammer-Kriebstein, Geh. Kommerzienrath Ge 0 rgi - Mylau, Uhlich - Chemnitz, G 0 ntard - Leipzig, vr. Schöne - Oederan, Rollfn ß-Zifta». Die Versammlung wurde Mittag» 12 Uhr durch Herrn vr. Gensel, 1. Sekretär der Leipziger Handelskammer, mit einer herzlichen Begrüßung der Versammelten und der anwesenden Reichstag-mitglieder eröffnet, welcher ein drei faches Hoch auf Kaiser Wilhelm II. und König Albert folgte. Der Vorsitzende gedachte dann des großen Verlustes, den das deutsche Volk und speziell die nationallibcrale Partei durch deu Tod vrs Fürsten Bismarck erlitten habe, der das vollendete, was der National- verein einst erstrebt hatte und unter dessen Regime die nationalliberale Partei ihre Glanzperiode durchlebte. Das Andenken des Verstorbenen ehrte die Versammlung durch Erheben von deu Sitzen. Herr General sekretär Breithaupt-Leipzig verlas nun folgende Huldigungs- telegramme, die nach einstimmiger Annahme durch die Versammlung abgesandt wurden: An Se. Majestät den Kaiser, Berlin! Euer Majestät bringen mit dem Gelöbniß unwandelbarer Treue die hier tagenden Vertrauensmänner der nalioualliberalen Partei Sachsens ihre ehrfurchtsvolle Huldigung dar. Gott schütze Euer Majestät, den Schirmherrn des Reiches, den festen Hort der nationalen Einheit und ganze das Kaiserliche Hans. vr. Gensel. Drähte gestützt werden, darüber schaukeln sich, auf fast unsichtbarer dünner Golddrahtspirale, verschiedene kleine, i» gleicher Art hergcstellle Seifenblasen, während eine größere, gleichfalls ans einer Spirale befestigt über dem Kopfe schwebt. Am besten ließe sich wohl die Wirkung der schwebenden Kugeln erzielen, wenn man die kleinen, aus de» Jahrmärkten um 10 Pfg. käuflichen Ballons benutzte und dieselben viele Male übereinander mit ircisirender Gaze bekleidete, Will man nun den Effekt des Ganzen noch steigern, die Seifenblase als solche noch kenntlicher mache», so läßt man eine» realistisch kostümirten Jungen ihr folgen, der mit riesengroßer Thonpfeife und entsprechendem Becken bewaffnet ist, beides möglichst so groß, daß eS im Berhältniß zur lebenden Seifenblase steht. Will Jemand sehr billig zu einem hübsch.» Maskenkostüm kommen, so ist auch dafür leicht Rath zir schaffen durch die farbenprächtigen Krepp-Papiere, die sich wie Stoff verarbeiten lassen, und für die Dauer eines Abends auch dessen Haftbarkeit haben. Sie sind sehr gut für die „tieurs rrnimäes" in ihren verschiedensten Formen zu verwenden, ebenso für das Kostüm „Lampenschirm", wobei einfach die Taille als engste Siellc der Glocke benutzt, und hier das Krepp- Papier mit breitem Seideubande adgcbnnden wird. Origineller ist der „Lampion", wobei Nock und Aermel wie bei der Seifenblase stark gebauscht und außerdem mit Malerei, großen Blumen, Sonnen, Monde», Schmefterliiigen, in der Art, wie die käuflichen Jllumination- ballonS sie zeigen, verziert wird. Die originellste Verwendung des Krepp-Papiers ist aber wohl die als Blumentopshüllc. Ueber einer ganz leichten Grundform ans Karton, einen Blumentopf darstellend, in welchem die Dame bis zum Halse verborgen steckt, ist das Papier genau wie bei einem erngehüllteu Topfe geordnet, sodaß die Zipfe! theils hochstehen, theils niederklappen. Aus dieser Unmenge von zartgefürbtein Papier lngt nun »in jugendliches Köpfchen gar an muthig hervor, gekrönt von einem enorm großen Büschel von Topf blumen, Primeln» Maiglöckchen, Tulpe». Für die Dauer eines Maskenabends würde nun ei» solches Kostüm, ebenso wie das zuvor beschriebene „Kannenbier" und „Portemonnaie" sehr unbequem sei», deshalb legt man später die Kartonhüllen ab und zeigt sich in dem darunter verborgenen leichten Anzug- — Bei der zuletzt beschriebene» Maske könnte die Papierhülle wieder als Mantel verbleiben, ebenso der Blumenschmuck auf dem Kopse belassen werden. Und nun zum Schluß ein Kostüm, das nichts kostet. Nichts? Wirklich gar nicht». Es ist das eine Zeitung. Der Rock ist in tiefe Plisseefalten aus Zeitungspapier geordnet, wobei die „Köpfe", d. h. die Titelstreifen zuerst abgeschnitten und dann unten, die Schrift auf recht stehend, als Besatzstreifen aufgeklebt werden. Auch die Taille und die beiden Flügelärmel sind aus plissirteui Druckpapier hergestellt, und mit »Köpfen" besetzt, die auch den Ausschnitt umrahmen und. den Gürtel ergeben. Den Kopf ziert eine spitze, hohe Mütze, ganz aus Kopfstreifen, die nach oben zu schmäler geschnitten sind. Die Kostüme, wirken drollig und originell, doch bedarf e» wohl kaum d«r Erwähnung, daß sie nicht auf ein größere» Maskenfest gehören, sondern nur im kleinen, befreundeten Kreise, »0 ein Scherz zuüflsig isi, angebracht: erscheinen. An Se. Majestät König Akbert, Dresden I Der hohen Verdienste Euer Majestät um bi« Einigung de» Reiches, um die Pfleg« der Seisteskuttur und di« Wohlfahrt de» Landes gedenken in Ehrfurcht und Dankbarkeit mit dem Gelöbniß unverbrüchlicher Treue di« hier tagenden Vertrauensmänner der nativnalliberalen Partei Sachsens. Gott schütze und segne Cuer^ Majestät und das ganz« königliche Haus. vr. Gensel. Niethammer. Hierauf trat Herr ReichstagSabgeordneter Basserman» au da» Rednerpult» mit lebhaftem Händeklatschen begrüßt. Der Herr Redner gab seiner lebhaften Freude über die zahlreiche Betheiligung an der Versammlung Ansdruck und hofft, daß auch bei den bevor stehenden sächsischen Landtag-Wahlen die Flagge des Nationalliberalis mus hochgehalten werde. Der jetzige Reichstag habe keine wesentliche Verschiebung erlilten und die nationalliberale Parlci habe ihren alten Besitzstand behauptet. In der Ehrung des großen Tobten (Bismarck) sei der deutsche Reichstag, auSgrnommen die Sozial- demokratle, einig gewesen. Der Herr Redner gedenkt dann der großen Verdienste Bennigsen» und kommt auch auf die Aufgaben des jetzigen Reichstag» zu sprechen, die er auf dem Gebiet« de» Verkehrswesens, des Handels und Gewerbe, der Landwirthschast u. s. w. zu er ledigen hat. Unter Bezugnahme auf das Jesuitengeseh erläutert derselbe, daß die Zentruiuspartei manchen Wandel durchgemacht habe, so daß es möglich gewesen sei, daß die Nationalliberale» oftmals Schulter an Schulter mit dem Zentrum Zusammengehen konnten und es sei zu hoffen, daß mit Hilfe dieser Partei auch die beantragt« Heeresver- mehrnng von 27,000 Mann anstandslos bewilligt würde, die durch Aufrechterhaftung der 2jährigen Dienstzeit sich nöthig mache. Die Gefahren, welche uns von dieser Partei drohen, läge» auf dem geistigen Gebiete, auf dem Gebiete der Kirche und Schule und gegen diese Gefahren müßte man auf der Hut sein, ihr müßte man fest in- Auge sehen. Was dieser Partei ihre Macht verliehen, sei der Umstand, daß sie sich ans nationalen Boden gestellt und in den sozialen Fragen eine Stellung eingenommen hat, daß sich viele Tausende von Arbeitern um ihre Fahne geschaart haben. Aber auch ihre Organisation ist gut ausgebaut und in den verschiedenen katholischen Vereinigungen und Stndenteuverbindnngeu besitze sie starke Stütze». Ihre Hauptstärke aber habe diese Partei trotz ihrer Zu sammensetzung ans grundverschiedenen Elementen in ihrer Einigkeit und der Unterordnung des Einzelnen; bei ihr komme Jeder zur Geltung, hier der konservative Graf» dort der radikale Psarrer und da der Arbeiter. Das seien die Gründe, welche dem Zentrum so mächtige Erfolge sichern und hiervon müßte man Viel lernen, man müßt« eine intensive Thätigkeit entwickeln und sich organisatorisch ausbilden. Was die konservative Partei anlange, so habe sie mit dem sogen. Tivoli-Programm sehr schlechte Geschäfte gemacht und dadurch die Zeutrumspartei noch mehr in de» Vordergrund geschoben. Vor- kommenden Falles aber werde die nationalliberale Partei mit der konservativen wie im früheren Kartell Zusammengehen. Die freisinnige Partei habe sich getheilt und verliere mehr und mehr unter der Diktatur Eugen Richters. ES zeige dies, daß der Liberalismus nur dann Ersolg haben könne, wenn er auf nationalem Boden stehe. Redner giebt weiter seiner Freude Ausdruck, daß das Caprivi'sche Regime verschwunden und das Flotten- und Heeresgrsetz zum Ab schluß gelangt sei. Der freisinnige Liberalismus sei auf wirtschaft lichem und soziale,» Gebiete zurückgebkirbr», der Freisinn könne fich vom Manchestertum nicht tosringen sei und überall gegen den Staats- sozialismiis aufgetreten, der unter den heutigen wirtschaftlichen Verhältnissen znm Schutze Le» Schwächere» eine Notwendigkeit ge worden sei. Nur mit Hilfe de» Zentrums könne sich die freisinnige Partei noch erhalten, den» auf dem Lande habe sie keinen Anhang und in den Stadien werde sie von der Sozialdemokratie zurückgedrängt. Die sozialdcmokralisch: Partei habe im Reichstage neue Sitze erworben und ihr Wachsthum schreitet noch vorwärts. Die bürger liche Gesellschaft siehe ihr rathlos gegenüber, denn ihr fehle dir Einigkeit. Mit Polizcimnßrkgeln lasse sich eine solche Bewegung nicht unterdrücken, deshalb könne er sich für ein neues Ausnahmegesetz nicht begeistern, denn ein solches könne nur mit Unterstützung des Zentrums zu Stande kommen und daraus könnte man wohl er messe», wie ein solches aussehcn würde. Die Sozialdemokratie sei international, aber ihr wirthschastliches Programm hat große Wandlungen durchgemacht. Die Theorie vou der Verelendung des Arbeiters, Las eherne Lohngcsctz mit samml dem stolze» ZnknnflS- staat, von dem Bebel und Liebknecht geschwärmt, sind verschwunü.'il, die Sozialdemokratie hat heute kein Programm n»d kein Ziel. Die »alionallibcrale Partei habe bald in Sachsen neue Kämpfe zu bestehen, sie sei die bestgehaßte Partei im deutschen Reiche ge worden, aber sie sei stark und gefestigt, sie habe sich i» die Bismarck' scheu Idee» hineingewachscn und habe in der lairdwirtt-schaftlrchcn und sozialen Bewegung Fuß gefaßt. Die Behauptung de» Professors Zicgner in Slraßburg, daß die naiirnalliberale Partei sich nur aus Bourgeois rekrnlire, sei unrichtig, denn eine Parier, weit» sic prosperircn will, müßte ans breitestem Boden stehen und Kräfte ans allen Kreisen um sich sammeln. Las Auseinaiidergehen nach der alten Session sei schmerzlich ge wesen, da die aftbcwäzrten Führer Bennigsen und Hamma.her aus dem Parleilcbcn ausschicdcn »nd mit Bange» sei die nationalliberale Partei in den Wahlkamps «>,«getreten, sic Hab« ihn ehrenvoll be standen und neues Leben blühe jetzt in der Partei. Waren frühere Vorwürfe vielleicht berechtigt, so sind sie cs heute nicht mehr, denn sie habe -sich der alten Glanzzeit ecinnert unb sei vorgeschritten in nationaler Arbeit und im Schassen ans dem ErwerbSgebicie. Der Herr Redner schloß mit den Worten: »Möge die letzte Reichstagswaht auch für die nächsten Landtagswahlen ein gute» Omen sein!" Herr Ncichstagsa'sgeordrctcr vr. Lehr verlheidigte die AuS- weisnngsmaßregel» der Negierung gegen die Dänen »nd Slavcn, so wie die Gcrmanisirnngsmaßregcln in Preußisch - Polen und wünschte auch ein energischeres Vorgehen in Elsaß-Lothringen gegen die Franzosensreunde. Es kam hiernach folgende Resolution durch Herrn General sekretär Breithaupt zur Verlesung, die einstimmige Annahme fand: Die Nationalliberale Partei im Königreich Sachsen begrüßt e» mit lebhafter Genugthuung, daß bei den Reichstags» ahlen die positive Förderung wir thschaftlicher Interessen unter dem Gesichtspunkte de» Gemeinwohles in erhöhtem Maaße die Zustimmung der Nation gesunden hat. Demgemäß versprechen wir un» von der Gesetzgebung und Ver waltung in Reichs- und Einzelstaat eine besonnene Forlführung de» wirthschaftspoliiischen Maßnahmen, die der Industrie und Landwirts schüft, dem Gewerbefleiß des Handwerks und der seßhaften Kaufmann-, schüft kräftige Anregung und wirksamen Schutz darbieten können. Namentlich soll die Entwickelung des Berkehrswesen» und dt» -Borbcreitrmg der künftigen HandekSverträtze hierauf Bedacht nehme».' Im scharfen Gegensatz zu der svzialrevvlnttonären Bewegung, uM >n d«r Jr«leit«»ß der Raff« durch demützatztjch»
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