Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.01.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000117018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900011701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900011701
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-01
- Tag 1900-01-17
-
Monat
1900-01
-
Jahr
1900
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Morgen-Ausgabe Truck und Brrlag von E. Pol» in Leipzig. Si. Jahrgang, Mittwoch den 17. Januar 1900. Meldung folgen läßt. Tie Morgen-AuSgabe erscheint um '/°7 Uhr, di» Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Udr. A««ghrneschl>ß fir A«zei§e«: Abend-Ausgab«: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde seither. Anreigen sind stets an die Expedition zu richten. VermittclungSversuche. Dem Londoner „Standard" wird über Odessa aus Petersburg gemeldet, in dortigen politischen Kreisen Werke in Murawiew gedrungen, dem deutschen Cabinet den direkten dringlichen Vorschlag zu machen zu Gunsten eines gemeinsamen Anerbietens der Vermittelung zwischen England und Transvaal. Diese Idee werde von mehreren hervorragenden russischen Blättern angelegentlich befürwortet. Wir glauben nicht, daß die russische Diplomatie ein besonderes Interesse daran bat, John Lull aus den Brenn nesseln zu Helsen. Eher dürften gewisse Kreise in England das Bedürfniß nach Vermittelung haben. Arizeigen-Preis die 6 gespaltene Pctttzeile 80 Psh. Reclumen unter dem Rebactio.issicich <4ge- fpalkn LO^>, vor den Familieunachrrchtea fllgelpalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Plris- rcrzeichniß. Tabellarischer und Ztffrrnjup nach höherem Tarif. Ne-actioo und Expedition: Aohaniii-saffe 8. Die Tipedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: Alfred Hahn vorm. v. Klemm'« Lortim. Universitätsstraße 3 (Paulinum), LoniS Lüsche, Kalharincustr. 14, pari, und Kvnigsplatz 7. Bethany bezogen hat. Der Uebergang über den Tugela ist noch nicht erfolgt und dürste verschoben werden, bis der Fluß gefallen ist. Inzwischen sei eiu gehörig bemannter verschanzter Brückenkopf gesichert worden. Buller'S Plan sei, die Anhöhen im Norden und Nordwesten von Colenso zu umgehen, dadurch deren Räumung zu erzwingen, dann die zwischen ihm und White stehenden Boeren anzugreifen und mit White's Truppen Fühlung zu erlangen. Dies dürfte heute (Dienstags bewerkstelligt werden. Alsdann dürfte Buller die Transvaaler bi- LaingSnek oder Charleslown zurückdrängen, oder auch be- schließen, die Oranjeboeren von den TranSvaalboeren zu trennen und mit seinem ÄroS nach Harrismith und Bloem fontein vorzudringen, während Clerys Division eine be« festigte Stellung vor Ladysmith einnrhmen würde, bis die Kanoyen, die Kranken, sowie die Frauen und Kinder aus der Stadt geschafft worden sind. (Boss. Ztg.) Ein schöner Plan, wenn nur die Ausführung so einfach wäre, wie die Fixirung auf dem Papier. „Leicht bei einander wobnen die Gedanken, doch hart im Raume stoßen sich die Sacken." Vom westlichen nutz »om Eentral-tkrtegSschauplatze kommen folgende für die militärische Lage wenig belangreichen Meldungen: * RenSburg, 14. Januar. (Telegramm.) Oberst Porter unterhält ein stetiges Grauatfeuer auf den Feind, der eine starke Stellung zwischen ColeSberg und Elingerssontein inne hat. (Reutermeldung.) * London, 16. Januar. Tas „Neuter'sche Bureau" be richtet aus Pretoria unter dem 13. Januar: Ein bei den Boeren an der Westgrenze befindlicher Berichterstatter theilt mit: Die englischen Truppen nahmen gestern auf einem be« nachbarten Hügel östlich von Mafeking eine Stellung rin. Bon dem Commandanten Delarey angegriffen, zogen sich dir Engländer nach einem scharfen Gefechte zurück. Lin Burgher wurde verwundet. Das preußische Eullnsministerium und die Altkatholiken. -4- Die „Köln. Ztg." sprach, wie erinuerlich sein wird, kürzlich die Ansicht au«, in dem — bekanntlich vom „Reichs- Anzeiger" in dem betreffenden Berichte nicht wirdergegebenen — Worte de» Kaisers: „Die Socialdemokratie betrachte Ich als eine vorüberarbendr Erscheinung; sie wird austobea", li«Ae die Erkenntniß ausgesprochen, daß der Ultramo a taaismus eine größere Gefahr für da-Reick be deute. al« di« Socialdemokratir. Das rheinisch» Blatt knüpfte Mite oder Allianzen? „Ich glaube, daß hinsichtlich der Ziele unserer auswärtigen Politik un S a u ch d e r M i t te l, u m d i e s e Zi e l e z u er reichen, tiefere Divergenzen in der Nation nicht wohl obwalten tonnen", so äußerte sich auf dem dem Stapellaufe des Schnell dampfers „Deutschland" folgenden Festmahle Staatssekretär Graf Bülow. In demselben Augenblicke, in dem sich der Staatssekretär dieser leider zu optrmistisckM Auffassung hingab, belehrte ihn oaS größte Organ der größten Partei eines Besseren. Denn während der Staatssekretär in seiner Rede die Flotte als eines der nothwondigsten Mittel erklärte, ertheiltc ihm die klerikale „Köln, liolksztg." eine Lection darüber, daß es nicht für die Leistungs fähigkeit eines guten Staatsmannes spreche, wenn er sich auf starke äußere Machtmittel stütze, sondern daß man auf unfreund liche Bettern, wie beispielsweise die Engländer, noch auf andere Weise wirken könne, wenn sie sich Ungezogenheiten zu Schulden kommen ließen; durch freundschaftliche Mittel, aber auch weniger freundschaftliche, z. B. die Bildung von Allianzen. Was versteht das rheinische Blatt darunter? Der Dreibund kann damit nicht gemeint sein, denn diese Allianz braucht nicht mehr gebildet zu werden, da sie schon besteht, und außerdem ist sie am allerwenigsten geeignet, auf England zu wirken, da zwei Mächte des Dreibundes, Oesterreich und Italien, notorisch ein freundschaftliches Berhältniß zu England betonen. Es könnte sich also nur um eine Allianz mit Frankreich oder Rußland oder mit beiden Mächten handeln. Eine Allianz mit Frankreich, das nur darauf lauert, Deutschland in den Rücken zu fallen, hätte uwas von der Verbrüderung des Delinquenten mit dem Henker an sich; Deutschan»d könne sich auch nicht einen Augenblick bei einer solchen Allianz sicher fühlen, und deshalb müßten Schritte gegen England viel zaglnrfter sein, als wenn Deutschland auf sich selbst angewiesen ist. Aus demselben Grunde ist auch eine Tripel Allianz Deutschland-Frankreich'Rußland ausgeschlossen. Bleibt also eine gegen England gerichtete Allianz mit Ruß land allein. Bei der traditionell gewordenen Gegnerschaft zwischen Rußland und England ist es wohl ivahrscheinlich, daß Rußland mit beiden Händen zugreifen würde, wenn Deutsch land ihm eine derartige Allianz anböte. Aber die Allianz- Schwärmer übersehen immer eins: daß nämlich eine Allianz nicht nur Rechte verleiht, sondern auch Pflichten auferlegt. Wenn Deutschland in einem Falle, wo es von Englano gekränkt ist, Rußlanos Hilfe in Anspruch nimmt und dann mit Rußland gemeinsam, sei es auf diplomatischem, sei es auf kriegerischem Wege, zu seinem Rechte gelangt, so kann es doch nicht sagen: „So, nun habe ich mein Ziel erreicht und nun wollen wir die Allianz wieder auflösen", sondern es muß sich auch zu Rußlands Ver fügung halten, wenn dieses mit England einen Conflict aus- ,»fechten hat. Eine Allianz, ist also etwas Wechselseitiges, und deshalb lönnte sie unter Umständen uns iheurer zu stehen kommen, als wenn Deutschland seine Schlachtflotte verzehnfachen wollte, lvährenv sie ja nur verdoppelt werden soll. Gesetzt aber, selbst das Bedenken, auch einmal durch den Alliirten stark in Anspruch genommen werden zu können, ließe sich ertragen, so müßte man bei der Allianz doch noch ein Weiteres erwägen. Man schließt niemals Allianzen, wie Fürst Bismarck gesagt hat, um der schönen Augen des Anderen willen. Allianzen sind nicht mit Liebesheirathen zu vergleichen, sondern mit Vernunftehcn, bei denen sehr darauf geachtet wird, was der andere Tbeil in die Ehe einbringt. Was brächte aber Deutsch land mit? Rußland ist in der Lage, mit seinem Landheere den Engländern in Mittelasien an den Kragen zu kommen. Deutsch land ist in dieser Lage nicht, und wenn es gegen England etwas ausrichten wollte, so wäre es immer auf eine starke Flotte an gewiesen. Rußland brächte also in die Ehe eine für den Kampf mit England bereite Armee ein, während Deutschland keine irgendwie in Betracht kommende Flotte als Mitgift vorweisen lönnte. Deutschland würde also gerade bei dieser Allianz die Rolle des armen Verwandten spielen, der so mitgeschleppt wird. Ob diese demiithigende Stellung eines großen Reiches wie Deutschland würdig und ob sie nicht fast ebenso schlimm wäre, Ivie ungestraft die Anmaßlichkeit hinnelynen zu müssen, mit der uns die guten englischen Vettern zur Abwechselung wieder einmal tractiren? Doch dem einen oder dem anderen Zustande den Vor zug zu geben, ist Sache des individuellen Geschmacks und Ge fühls; beneidenswerth ist unserer Meinung nach keiner dieser beiden Zustände. So scheint unS eine Allianz gegen England nicht das geeignete Mittel zu sein, um ins Künftige gegen unangenehme Situationen gesichert zu sein. Vielmehr wird Deutschland selbst dafür sorgen müssen, daß auch die Engländer vor uns Respekt haben. Dazu ist es keineswegs nöthig, wie die Flottengegner glauben machen wollen, daß Deutschland sich zu einer ebenso großen Fltvte, wie sie England hat, emporschraubt. Es ist nur nötdig, die Flotte so stark zu gestalten, daß die Engländer sich sagen müßten, sie würden sich doch eine ganze Reihe von Zähnen auSbeißen, bevor sie diesen Bissen herunterschlucken könnten. Es ist ja auch bei den Landheeren keineswegs so, daß ein Staat nur dann eine Militärmacht darsiellt, wenn er just ein eben solches Riesenheer auf die Beine stellen kann, wie Deutschland oder Frankreich, sondern es genügt, daß er, absolut genommen, ein respektables Heer aufstellen kann. So bringt Italien im Kriegs fälle noch nickt halb so viel, Mannschaften auf die Beine, wie Frankreich, und doch wird dieses sich hüten, Italien militärisch als eine quairtitö n6<rlitr«al>l« anzusehen. Deutschland braucht also auch als Marinemacht keineswegs mit der englischen Marine wetteifern zu können, um doch von dieser respectirt zu werden. Bezugs-Preis in der Hauptexpediiion oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus- qubcstrllen abgeholt: vierteljährlich^ 4.50, in zweimaliger täglicher Zustellung in» Haus -st - SO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich > . Direkte tägliche Kreuzbandiendung inS Ausland: monatlich 7.-0. ÄWger.TaMM Anzeiger. ÄittfMatL des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes «nd Nolizei-Äintes der Stadt Leipzig. Hz tra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.-, mit Postbefürderung 70.—. Gegen Abend begaben sick die Mitglieder des neuen CorpS -um Festqottesdienst in der Paniskirche. Da- große Portal der Kathedrale war von Menichenmassen belagert und der groß« Pta» vor derjelben von Neugierigen gefüllt. Die Helden VrS Tages kamen in einzelnen Trupps, da sie bei dieser Gelegenheit noch das betreffende Bolunteercorps vertreten wollten, zu dem sie bisher ge hörten. So erschienen auch die betreffenden Mitglieder des Londoner chottifchen Schützen-Bolunteercorps mit den Tudelsockbläsern ihres Regimentes, deren Tone besonderes Hurrahrusen veranlaßten. Ten Schluß des Tages bildete ein Champagner-Souper, welches die Juristen Les Inner Temple in ihrer großen gothischen Halle den Burger-Soldoten der City darboten. Fleet Street war voll von enthusiastischen Neugierigen, welche die ganze Kriegerschaar von der Paulskirche zum Inner Temple ziehen sehen wollt«. Nun marschirten dieselben aber nicht in geschloffener Colonne durch Fleet Street, soiidern sie gingen einzeln oder in einzelnen Gruppen. Die Folge davon war, daß die Volksmenge ihren Helden noch ungehinderter und unmittelbarer ihre Huldigungen dardringen konnte. Die ganze Straße war in wenigen Minuten vollständig von der enthusiastischen Volksmenge angesüllt. Die rinzeluen angehenden Krieger, welche ich blicken ließen, wurden von ihren Bewunderern auf die Schultern gehoben und so bis zur Pforte des Inner Temple getragen. Eia Mann hatte, um den Enthusiasmus noch zu vermehren, sich in einen Union Jack eingewickelt, oder er war eingewickelt worden, und unter Absingen patriotischer Lieder trug man ihn dir Straße entlang. Heute begannen in früher Morgenstunde die Ovationen von Neuem. Bor der Drill-Halle der Londoner Schützen- Brigade, in welcher die angehenden Krieger übernachteten, warteten schon von vier Uhr Morgens an Neugierige. Um sieben Uhr waren alle Straßen, durch welche Las Corps marschiren sollte, so mit Menschen gefüllt, daß die Polizisten des Gedränges nicht Herr werden konnten. Mik den Tudeliackbläscrn der Londoner Schottischen Volunteers und zwei ganzen Musikcorps an der Spitze kam dann bald nach sieben Uhr daS Corps anmarschirt, von ungeheuerem Jubel begrüßt. Tas Gedränge war in manchen Straßen so groß, daß die Menschen sich in die Colonne tsineinschoben. Die angehenden Krieger hatten, obwohl der Morgen sehr kalt war, Schweißtropfen auf dem Gefickt, und sie mußten beim Marschiren ihre Gewehre hochhalten, um nicht sich und Andere in dem Gedränge damit zu verletzen. BieleDamrn marschirten mit den angehenden Kriegern. Ein Wagen mit Officiers- gepäck fuhr dem Corps nach, und aus diesem saßen zwei der Krieger, welchen besonders stark gehuldigt wurde. Sie mußten Allen, di« in ihre Nähe kommen konnten, dir Hände schütteln, und dabei geriethea sie oft in Gefahr, vom Wagen herunter zu fallen. Selbstverständlich waren in den Straßen, die der Zug passirte, olle Fenster besetzt. Alles winkte mit Taschentüchern und Fahnen und manche Häuser waren festlich decorirt. DaS hier jetzt unerläßliche amerika nische Sternenbanner sah man sehr häufig nrben dem Union Jack. Bor dem Mansion Hause hatte sich der Lord-Mayor mit Gefolge ausgestellt, und er selbst begrüßte sein Corps durch Schwenken des Union Jack. Die „Litv ot I.ouäou Imperial Volunteers" haben srch von vorn herein nur in der Voraussetzung anwerben lassen, daß ihnen Ge legenheit geboten wird, sich ihrer Sonderstellung entsprechend be sonders auszuzeichnen und eventuell Hel deut hat en zu verrickten. „Verbindungslinien zu bewachen und ähnliches leichtes Zeug wünschen wir nicht — wir wollen direct vor die Front!" haben sie gesagt. Nach den enthusiastischen Huldigungen, die ihnen gestern und heute hier zu Theil geworden sink, müssen sie natürlich erst recht empfinden, daß ihre Mitbürger etwas Bedeutendes von ihnen erwarten, bk kann deshalb kein General im Felde es wagen, ihnen zuzumuthen, daß sie Wege oder Eisenbahnen bewachen oder ähnliches „leichtes Zeug" thun. (Frkf. Ztg.) Die Freiwilligen der Etty von Loudon. " London, 13. Januar. London hat während des ganzen gegenwärtigen Krieges noch keinen solchen Ausbruch von kriegerisch-patriotischem Enthusiasmus gesehen, wie gestern und heute. Tie erste Abtheilung eines Freiwilligencorps der Citn von London, welches osficiell „(Rcy ot' Uovckon Imperial Volunreere" heißt, unofficiell ober „deS LordmayorS Lelbregimrnt" ge nannt und von den Truppen in Südafrika vielleicht noch einen kürzeren, charakteristischeren Namen beigelegt erhalten wird, hat heute Loudon verlassen, um sich nach Südafrika einzuschiffen. Die Väter der City von London haben wieder einmal au die alten Traditionen der City gedacht, als sie beschlossen, eine eigene Truppe nach Süd afrika zu schicken. Die City von London hat in alten Zeiten so manches Mal ihre eigene Bürger- und Echützeugarde mit Armbrüsten und später auch mit Flinten in das Feld geschickt, um den Tiuppe» des Königs von England Hilft zu leigen, und so schickt sie auch heute eine eigene Truppe in das Feld, die bas Wappen der City aus Len Achseln trägt. Schon die bloße Idee, rin City-Bolunterrcorps nach Süd afrika zu schicken, wurde mit Begeisterung ausgenommen, und mit größtem Interesse wurden die Borbereitungeu verfolgt. Mitglieder der verschiedensten Londoner BolunterrrorpS meldeten sich zu dieser Truppe, und es gab mehrere Tage lang ganz ungewöhnliche Scenrn in der alten Guildhall und deren Umgebung, als dort Bolunteers iu verschiedenartigen interessanten Uniformen erschienen, um sich an werben zu lassen, dem Lord-Mayor Len Eid zu leisten, „den Schilling der Königin zu empfangen" u. s. w. In den lrtzten Tagen wurde der große gothische Saal der Guildhall in rin Monturen-Tepot umgewaudelt. Regale mit Fächern wurden ausgestellt, in denen Alles zusammrnaelegt wurde, was jeder einzelne Mann an Bekleidungs- und AusrüstungSgegenstäuden nöthig hat oder nöthig haben könnte. TS waren weit mehr Lachen und besser» Sachen, als sie der reguläre englische Soldat bekommt. Gestern war nun der Tag, an dem die aus 500 Mann bestehende erste Abtheilung deS City- BoluntrercvrpS ihre Unisorm erhielt. Truppweise trafen von den frühesten Vormittagsstunden au die BoluntrerS in den Unisormen ihrer eigenen CorvS in der Guildhall ein, wo sie ihre Unisormen und die sonstigen AuSrüstung-gegenstände erhielten. Zusammen bildete das, waS jeder Mann empfing, eine solche umfängliche Masse, daß man dir Sachen draußen aus Wagen laden mußte. Einige derBolunieerS setzten aber gleich die gelbbraunen Hüte auf, deren breite Krämpe an der einen Seite hochgebogen ist und dort dir Buchstaben zeigt: „0. I. V." („O'itv Imperial Volunteers"), und einige zogrn auch gleich die grauen Mantel an. Tann begann aber erst daS Wichtigste, »S wurde nämlich jedeö einzelne Mitglied des CorpS in feierlicher Weift zum Ehrenbürger der City von London gemacht. LS ist immer eine mit großem Cerrmoniell verbundene Handlung, wenn in der Guildhall Jemand zum Ehrenbürger der City von London gemacht wird. Gestern, da es galt, 500 neue Ehrenbürger zu schaffen, bot die Guildhall einen besonders bunten und belebte» Anblick; der Lord-Mayor und dir Lüh-Würdenträger waren in ihrem prunkvollen Ornate, die Landidatrn der Ehrenbürgrrjchaft trugen ihr« verschiedenartigen Uniformen, und die Galerien waren mit einem reichen Damenflor geschmückt. Am Bormittage wurden 3'', Stundeu lang pergamentene Ehrenbrtese auSgehänbigt. Anfang« händigte der Lord-Mayor diese Urkunden selbst au-, später ließ er sick vertreten. Je mehr die Zeit vorrückte, um so schneller ging der Proceß vor sich, denn man hatte noch «in große« Tagewerk zu verrichten. Bon Mittag« 1 Udr an wurden d«n Officteren de« Corps die Ehrenbürgerbriese verliehen und hierbei war di« Rath«, halle der City vollgedrängt von Lsficieren in allerlei Uniformen, Aldermännern und Herren in Livil und Damen. Der Herzog von Cambridge hatte zur Siechten de« Lord-Mayor« Platz genommen. Al« dann diese neu gesckafftnep Ehrenbürger di« Rath«halle ver ließen, erhob sich dir ganze Versammlung jubelnd, und der Lnthusial- mu« kannte kein« Grenzen. Der Krieg in Südafrika. —p. E« ist heute wie gestern, höchste Spannung, höchste Erwartung, aber Ale« fchueetit, wenigsten« soweit di« amtlichen Meldungen in Capstadt und London in Detrachd kommen. Nur «ine Zeitungsstimme läßt sich vernehmen wie folgt: " La»»««, 16. Januar. (Telegramm.) D«e gut »uter- richtet« militärische Mitarbeiter der „Morning Leader" «nährt, daß voll«»'« Loloan« Montag noch in Spriugft«ld war, während Wauen'« Division «ine Strllung aus d«m tzüg«l zwischen Springfirld und Ans Soltzatenbriese», die jetzt in der Presse veröffentlicht werden, sind noch einige klein» Züge mittheilenswerth. So schreibt ein Mann vom Etappencommando in Naauwpoort: „Wir machten in diesen Tagen einen großen Fang. Eine Kiste, dir rin Clavier enthalten sollte, wurde geöffnet und wir fanden darin rin niedlichrS Maschinengejchütz. Dir Srndung ging an dir Adresse riner jungen Dame im Freistaat; wir gedenken nun selbst auf diesem Instrument zu spielen ... Biele Einzelheiten werden dem englischen Publicum vorenlhaltcu und wir werden davor gewarnt, Mittheilungen an die Zeitungen gelangen zu lassen." Ueber die Falle, iu die Hochländer bei MagrrSfontein geführt wurden, schreibt ein Corpora! der Black Watch: „Wenn je Jemand in eine Todesfälle geführt wurde, so war rS mein Regi ment. Wir bildeten die Spitze der Brigade. Unser General muß geglaubt haben, die Boeren hätten den Hügel geräumt, denn er hatte uns in Zugcolonue znsammengenommen. Als wir bis auf 450 ni herangekommen waren, eröffneten sie daS Feuer auf unS. Ich werde das nie in meinem Leben vergrsftn, Dill, »S war surcktbar, entsetzlich; wir die Hunde wurden wir niedrrgtjchossen, ohne daß wir da- Feuer auch nur hätten erwidern können. Tie Seufzer der Getroffenen gellen mir noch jetzt in Le» Ohren und ich werde noch viele Jahre lang den Ton nickt loswerdeu. Sobald wir Feurr erhielten, warfen wir uns nieder und erhielten Befehl, da-k-Bajonnet aufzupsianzen. Tann ging eS vorwärt-, aber nur die Black Watch gelangte in die Schützen gräben hinein, und ich bin stolz darauf, Dir mittheilen zu können, daß aus meinem Bajonnct noch jetzt die Flecken von Boerenblut zu sehen sind. Ta wir aber von keinem andern Regiment Unterstützung erhielten, wurde besohlen, 400 m zurückzuqrhen, und ich kann Dir jagen, es waren unser nicht viele, die, nachdem sie in die Schützen gräben hlneingelangt waren, wieder aus ihnen herauSkamen, und bei keinem war auch nur ein Ausrüstungsstück unbeschädigt geblieben. Im Schurz allein hatte ick drei Löcher." Einer der berittenen Natal schützen, der 20 Jahr« in Süd afrika gelebt hat, schreibt: „Es ist davon die Rede, daß wir ent lassen werden sollen, sobald Ladysmith entsetzt ist. Wir kosten nämlich der Regierung zu viel, denn wir beziehen 9 Schilling täglich nebst Verpflegung und sind die am besten bezahlten Leute des Heer,-. Wir haben nicht- dagegen, wenn sie unS entlassen, denn wir sind »S herzlich satt, von kaiserlichen Ofsicieren a» der Nase herumqeführt zu werden. Sic kennen weder das Land noch die Boeren und sie wollen uns nicht frei« Bahn lassen. Der Krieg könnte längst be«nd«t sein, aber d«r Schlendrian ist zu groß." Ein Polizeimann Namen« Sharp. d«r al« G,meiner beim ersten Shrovshirer Regiment steht, wrlcke« die Campagne unter Lord Methurn mitmach«, hat, wi« wir d«r „N. Fr. Pr." «nt- nehmen, in einem Dries« an ein«n Loudonrr Freund Folgendes geichrieben: „In De Aar wurde rin Grmriu«r de« Gordon Highlander Regiment« berau-grnommen und, weil »r in der Schlacht am Moddrrssusse Feigheit bekundet hott«, erschossen; de-gleicheu sieben Boeren, welch, auf Aerjte geschossen hatten, und zwei Irländer, di« bei Belmont in unsere Hände fielen, «ie wurden inSgejammt in einer Reih» aufgestellt, di« Hände rück wärt« an Psähl« gebunden, und eine Compagnie Eornwalliftr gab ihnen dir letzte Pille. Man zwang di« ander«» Dorren, zuzuschauea und ihre Gräber zu graben." san diese Ansicht die Hoffnung, daß nunmebr der Versuch werde aufgegeben werden, da« Centrum durch „Liebesgaben" für nationale Zwecke zu gewinnen. An« dem preußischen Etat geht jedenfalls nicht hervor, daß dieser Versuch aufgegeben und daS „Blinzeln nach dem Centrum" eingestellt werden soll. Die „Neue Bayerische Ztg.", das Organ der bayerischen CentrumSpartei, läßt sich melden, daß auch im diesjährigen ColtuSetat die Erhöhung der vom Staate den Altkat holiken gewährte Unterstützung Wiederkehre, die vorige- Jahr im Betrage von 6000 gefordert wurde. Diese Meldung ist, wie ein Blick in den preußischen Staatsbaushaltsetat für das Jahr 1900 lehrt, falsch. Im neuen preußischen Etat werden unter Capital 1l6a „Altkatbolische Geistlichen und Kirchen" als „BedürfnißzuschUsse und einmalige Unterstützung insbesondere für einen Bischof", nur 48000 gefordert, anstatt der 54000, die der vorjährige Etat auf wies. Um die Bedeutung deS Verzichts aus die Mehrsorderung von 6000 zu würoigen; muß man sich zunächst ver gegenwärtigen, auS welckemGrnnde jene Mehrforderung gestellt und unter welchen Umständen sie im vorigen Jahre abgelehnt wurde. Durch den fraglichen Mehrbetrag sollte der alt katholische Bisckof in den Stand gesetzt werden, altkatholiscke Tbeologen in dem von ihm begründeten Seminarcvnvict theoretisch ausbilden zu lasse». DaS Centrum bestritt da« Bedürfniß für die w-itere Ausbildung altkatbolischer Theo logen und stellte in Abrede, daß der Staat Anlaß habe, die Allkatholiken, nackdem sie aus der katholischen Religions gemeinschaft auSgcschiedrn, finanziell zu unterstützen. Die Deutschconservativen kamen dem Centrum ent gegen, indem ein Tbeil von ihnen, gleichviel ob ein Bedürfniß vorliege oder nicht, eS nicht als Angelegenheit des Staates an- ' sehen wollten, das „Sectenwesen" zu fördern. Demgemäß wurde in der Budgetcommission mit 11 gegen 9 Stimmen dieMcbr- ' forderung von ganzen 6000 gestrichen. Im Plenum ver trat der CultuS Minister Or. Bosse den Stantpunct der Regierung, daß die Altkathoiiken noch als Katholiken zu ' betrachten seien, weil sie in den Formen deS Gesetzes noch I nicht auS der katholischen Kirche ausgeschieden wären. Der Bedarf von 6000 -ekl sei keine eigentliche Erhöhung der staatlichen Leistungen für die Altkatholiken, sondern diene i nur als Ersatz für einen Ausfall. Von den drei alt- katboliscken Professoren in Bonn sei einer gestorben, der zweite lese nicht mehr, mithin sei nur noch ein Lehrer übrig; da müsse die Gemeinschaft der Altkatholiken andere Wege gehen, um ihre jungen Tbeologen auszubilden; nur hierfür diene der Zuschuß; den Altkatholiken die Existenz nicht zu unterbinden, sei dieEbrenpflicht deS Staates. Von nationalliberaler Seite wurde durch den Abg. vr. Friedberg der Nachweis deS Bedürf nisses für die Bewilligung als erbracht bezeichnet und eS als ein Act außerordentlicher Intoleranz angesehen, einer einmal übernommenen Verpflichtung sich zu entscblagen. Tie frei sinnige Bolkspartei trat einmüthig auf die Seite de-— Ccntrurnö. Auf den Antrag des Abg. von Eynern wurde über die Forderung namentlich abgestimmt: daS Abgeordnetenhaus beschloß mit 135 gegen 128 Stimmen, es bei dem Abstrich der Budget- comlnission zu belassen. Nationalliberale und Freiconservative beantragten bei der dritten Lesung deS Etat« die Nach bewilligung der 6000 und führten nochmals eine namentliche Abstimmung herbei: diesmal brachte eine Mebrbeit von 151 gegen 147 Stimmen den Antrag zu Fall; Centrum, Polen und freisinnige Volk-Partei stimmten geschlossen dagegen, von den Deutschconscrvativen 40. Welche politische Bedeutung der Verzicht auf die fraglichen 6000 "ckl von Seiten deS CultuSministeriumS bat, leuchtet an gesichts deS Vorstehenden obne Weitere» ein, wird aber erst völlig gewürdigt werben können, wenn man den Commen- tar liest, den die „Neue Bayerische Ztg." ibrer faschen Meldung folgen läßt. Unter der Voraussetzung, daß CultuSminister Stubt die Mehrsorderung von 6000 ebenfalls gestellt habe, schreibt daS genannte CentrumS- organ u. a.: „Das ist immerhin bezeichnend und läßt erkennen, daß da- kirchenpolitische System innerhalb der preußischen Regierung immer dar dasselbe ist. ... Ob eS wohlgrthan und dem konfessionellen Frieden förderlich ist, durch Einstellung derartiger Forderungen bei den preußischen Katholiken die Erinnerung an die Mißhandlung zu reihen, die sie in den traurigen Zeiten der 70rr Jahre auch von Seiten de« Staate- erfahren haben, und im Abgeordnetenhaus« Erörterungen hrrvorzurusen, die zu den erquicklichsten sicher nicht gehören?" Ueber die Anmaßung und die Intoleranz des bayrischen CenlrumSblatteS braucht man kein Wort zu verlieren. Wohl aber ist man zu der Frage berechtigt, ob in der Thatda« kirchenpolitische System der preußischen Regierung noch mehr zu Gunsten des Centrums eingerichtet worden ist'? Die bevorstehende erste Lesung de- preußischen Etats giebt sebr rasch Gelegenheit, hierüber Auskunft zu verlangen; eS ist anzunehmrn, daß auö der Mitte der nationalliberalrn Fraktion heraus entsprechende Fragen werden gestellt werden. Jedenfalls liefert der preußische CultuSetat «inen Brwei« dafür, daß daS „Blinzeln nach dem Centrum" eingestellt werden solle, nicht. i «. « « ». o. >.o. t.o. l.o. «.o. o. o. o. v. l.0. >.v. I. o. > o .öpÄ i.o «. o. >. o r. !S 6Ll.LS,7SL r o. > b» i b» - 8 - 8. 5 6. S 8. l. 0 l.V l.0. 0 8 0 S » - S 0 6. o 6. - 6. l.0. l.0. - 6 5 6. - 6. 0 S - O. o 6. l) 6. ü. e»» 87 ss,s» <L o 6. - 0 0 6. 0 S. »8 U. 110,-6. i.0. l.0. «.v. ». ». v. » tt. 6. tlaiiv» - 8. - 8. - 8 - 6 O 8 S 8. - « - 6. 0 8. 0 8. - 6. « 8. >0 8. 0 8 - 8. - L » 8. » 8 S ». - S. - 8. O 8. » 8. - 8. S 6. eliLttvu sVri s 6. - 6. <r o. t«ii. , o. «.o. 4 8. 8. 8. 8 8. 8. 8. 8. 0. 8. 8. 8. 8. roe«ut » 8. 8 6. 8. 6. Stile» Hark 8. S. L 8. 8. 8. 8. StUelr Har» I.t.0L00S I. 0. i.0. l.0. l.0. «. 0 >.o. 1.0. «. o. «. o l.o. l.o «.v. l.o. l.0. l.o. «. v. lLsst^V. l.0. i.v. l 8«»t-0. t.8«t-0.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite