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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.01.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000120026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900012002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900012002
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-01
- Tag 1900-01-20
-
Monat
1900-01
-
Jahr
1900
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Abend-Ausgabe ripMcr JaMalt Mzeiger Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 94. Jahrgang Sonnabend den 20. Januar 1900. iS! im Es aus Die Morgen-AuSgabc erscheint um Ubr, die Abend-Ausgabe Wochentags um ü Uhr. IIIILV. 7 Ik-.U 0,O°>. IVucli, 0,2«). Ms leblltttr, L >ls asr o«ur, Mr <1sutsct>>- Urksovsrtli :. Ooläwio«- sa dsrüsUcu > in ihr Fleisch drückten. Und sie fühlte es im Augenblick nicht mit Schrecken, nicht mit Abscheu, nicht wie lich uttv ließ es aufathmewd über sich ergehen. In der nächsten Minute schauderte sie zusammen, mehr über die eigene frevent liche Duldsamkeit als über die Kühnheit des alten Freundes. Sie haßte und verachtete sich, daß sie, und war's auch nur eine Secunde lang, die noch so leichte Berührung eines Mundes er tragen hatte, der nicht ihres Jmmanuel's war. Um so ent schiedener drängte sie jetzt Len Werbenden von sich ab und streckte den Arm zur Lcrtheidigung aus zwischen sich und ihm, der etwas verwirrt stattd, nicht wissend, was für Entscheidung das nächste Wort bringen sollte. Stürmisch regte sich der Mann noch einmal. „Halt!" rief das Möschen und sah ihn mit bannendem Blick an. „Ich habe Ihnen vor Monaten schon einmal gestanden, daß ich nicht frei bin, daß ich einem Manne gehöre, den ich von ganzem Herzen liebe. Was wollen Die zwischen uns?" Wendewalt traute seinen Ohren noch nicht recht. Er glaubte noch, es mit Ausflüchten zu thun zu haben, und wollte nicht zum Narren gehalten sein. Sich zum Lachen zwingend, fragte er: „Sie lieben? Nanda, Sie? Ernsthaft?" „Leidenschaftlich . . . rückhaltlos!" antwortete sie mit einem Augenausschlaggegen den Himmel, der unmöglichLüge sein konnte. Sie stattd vor ihm, wie entrückt, die Hände über Vie Brust ge faltet, glückseliges Geständniß ganz und gar, aufgelöst in Ge danken an ihre Liebe, ein Bild frommer, hingehender Leiden schaft. Das war echt. Das war heilig, schön und unantastbar. Hier war nichts mehr für ihn. Es überlief ihn frostig, und nur um nicht gar zu kläglich dazustehen, nicht mehr um etwas zu sagen, gab er die Worte von sich: „Also Sie lieben . . . und was weiter folgt daraus?" „Es folgt, daß, was Sie hier thun und sagen, ich meinem Geliebten wörtlich wieder sage. Quälen Sie mich nicht weiter. Es kann für Sie kein Glück daraus kommen . . Er zuckte die Achseln, warf sich drei Schritt weit von ihr in den nächsten Stuhl und schwieg ein Weilchen, die Stirn mit der flachen Hand streichend. Sie setzte sich auf den Rand des Sophas und verfolgte jede Bewegung des angewandten Mannes, dessen Bleiben sie nicht be griff, dessen Fortgehen sie ersehnte, um selbst fortzugehen, wohin sie's jetzt unwiderstehlich trieb. Mit jedem Athemzug wurde es ihr deutlicher, sie mußte bekennen, sie mußte sühnen oder heute noch Hand an sich legen. So ertrug sie den Zwischenfall nicht, der ihr im ersten Augenblicke harmlos, jetzt ganz unerträglich, wie eine Brandwunde, schien. Auch Wendewalt wollte gehen, aber nicht wie ein Ver stoßener, nicht wie Einer, der nie mehr wiederkommen darf. Er vxtra-Beilage» (gesalzt), uur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung LO.—, mit Postbeförderung 70.—. «r. Iiuu.k!.«»ov linbr soiMir". itliuvir vsrbotsu > Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: BormiltagS 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Re-action und Expedition: JohanniSgafse 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: Alfred Hahn vorm. L. Klemm'» Sortiui. Universitütsstraße 3 (Paulinum), Louis Lösche, Katharinenstr. 14, Part, und Königsplatz 7. Herr I)i-. Podlipnh, der Bürgermeister von Prag, hat sich in der ganzen Zeit seiner dreijährigen Amtsführung als ein überaus strebsamer und gesinnungstüchtiger Tscheche erwiesen; ganz abgesehen von jenen Pariser Telegrammen und ähnlichen Heldenthaten ist er e8 auch gewesen, welcher bei den Prager Krawallen beim Rücktritt Les Ministeriums Badeni im Herbst 1897 eigentlich das Signal zu den wüsten Straßenscenen gegeben, zum Mindesten aber Oel ins Feuer gegossen hat. Mit welch tschechisch-nationalem Schwung er erst vor Kurzem den Prager Erzbischof bei dessen Einzug in die böhmische Haupt stadt empfangen bat, ist Wohl noch in der Erinnerung. Dieser Mann nun, so wohlverdient um Alles, was das tschechische Herz an nationalem Schwung und an dessen öffentlicher Betätigung bewegt, muß jetzt, wie der „Nat.- Ztg." geschrieben wird, nach Ablauf seiner dreijährigen merken. Es t>hat ihr Wohl, endlich wieder einen angenehmen Menschen anregend plauvern zu hören. Sie fühlte jetzt sehr deut lich, wie gottsträflich sie sich in den letzten Wochen gelangweilt, wie unverantwortlich allein man sie gelassen hatte. Und sie war dem sympathischen Freunde dankbar für diese Unterhaltung, stieg ehr warm vom Herzen zu Kopf und blitzte anheimelnd ihren Augen. Es war etwas seltsam Berückendes in diesen Augen. Der Ofen sprühte. Ein leiser Terpentingeruch war Zimmer fühlbar. Wendewalt hatte sich vorgenommen, sehr kühl und vernünftig zu bleiben bei diesem Besuch. Aber der Gegensatz des behaglichen Werkstättchens zum grauen, naßkalten Abend draußen, das Wiedersehen des schönen Wesens, dessen geistige Lustigkeit und körperliche Frische weckten eine waghalsige Stim mung in dem Manne, und die alte Neigung muckte so empfindlich in ihm auf, daß er wohl merken konnte, sie sei trotz aller weisen Vorsätze noch recht lebendig. Er sah, es war nichts von Gefallsucht, nichts von Lug und Trug an dem Mädchen. Es gab «sich, wie es war. Und er mußte merken, daß ihm sein Wiedersehen Freude machte, daß es gern auf seine Reden hörte und ihn mit Augen ansah, wie sic auf einen gleichgiltigen Menschen nicht fallen. Jene Abschiedsworte auf der Schwelle des Hauses Seckenstedt, die wie Verheißung ausgelegt werden konnten, summten ihm stieg's ihm zu wollte als Freund gehen und kommen. Es war trotz aller Ab wehr etwas in ihm, das solche Vorsicht verlangte. „Also, Sie malen wieder einen Fächer?" fing er, nach der Staffelei blickend, an, doch seine Stimme klang wie gebrochen und zitterte von der Aufregung, die in seinem Innern nachhallte. Nanda begriff, daß er nur mehr nach einem freundlichen Abgang zielle, und auch sie bezwang Aufregung und Ungedulo, um leise zu antworten: „Ich habe diesen Sommer viel Blumen studien gemacht, auch Einiges in Oel gemalt, wie Sie auf diesen Tischen in herumliegcnden Blättern ersehen können. Ich will etliche dieser Studien für die nächsten Fächer verwenden." „Reizend, ganz reizend!" versetzte Wendewalt, der ans gestanden war und ein Blatt nach dem andern vom Tische nahm und wieder hinlegte, ohne zu wissen, was er gesehen hatte. Aber er hatte wieder Halt gewonnen. Plötzlich kehrte er sich um, und rückwärts an den Tisch ge lehnt, fuhr er, froh, einen ablehnenden Gegenstand für sein Ge sprach gefunden zu haben, wieder ungezwungen zu reden fort: „Ich bin schon anderthalb Wochen in Berlin, wollte sckwn immer zu Ihnen kommen und verschob's, wie's eben so geht, von vielen Geschäften belästigt. Da erhielt ich ehegestern einen Brief, der mich an Sie erinnerte." „Einen Brief über mich? Von wem?" „Keineswegs einen Bries über Sie. Dec Gevankengang vor» dem Billet, das ganz und gar nichts mit Ihnen zu schaffen hatte, auf Sie, verehrte Freundin, ward lediglich dadurch her gestellt, daß wir einmal — ich glaub', es war auf dem letzten Jour der guten Gcheimräthin Seckenstedt — uns über den Mann unterhalten hatten, der mir nun diese Zeilen schrieb. . . ." Nanda erröthete über das ganze Gesicht, aber Wendewalt merkte es nicht, da er, noch immer etwas verlegen, geflissentlich an ihr vorbeisah. „Ich wüßte nicht, wen Sie meinen?" kam es zögernd vom Sopha her. „Erinnern Sie sich nicht Ihres Gespielen aus der Kinderzeit, des kleinen socialistischen Sitzrrdacteurs, der im vorigen Winter von sich reden machte, Immanuel Winklers?" Nanda war, als legte sich eine Klammer um ihren Hals. „Was konnte der von Ihnen wollen?" „Nichts für sich. Er empfahl mir einen ganz armen Teufel, ein beklagenswertheS Opfer de» modernsten Fanatismus, einen gewissen Seegräber, und ich konnte seinen Schützling wirklich irgendwo untrrbringen, wo er vor dem Verhungern bewahrt ist." Nanda fühlte sich im Innern, wie von einem Sturmwind gepackt. Es drängt«, hob, wehte sie von hinnen. Wenn der auch Entschädigung zugesagt, da kann man sich bei gutem Willen schon darüber trösten, daß irgend welche Garantie gegen die wiederholte Sperrung der deutschen Post in Süd afrika nicht erreicht worden ist. Und die Mehrheit deS HauseS war getröstet und befriedigt. Billigerweise kann man dem Grasen Bülow nichts verübeln, was er nicht gesagt hat, denn der Begründer der Interpellation batte auch nicht den leisesten Zweifel daran geäußert, daß die Berliner Regierung durchaus das Richtige getban habe, und da auch die große Mehrheit solche Zweifel tapfer von sich abwieS, so hätte der Staatssekretär gegen sich selbst gewiilhet, wenn er unaufgefordert das betont hätte, was er nicht rechtzeitig oder gar nicht fertig gebracht. Bei dieser Stimmung der Mehr heit kann man eö nicht einmal beklagen, daß der Antrag des Abg. Liebermann von Sonnenberg, in eine Besprechung der Regierungöantwort eiuzutreten, nickt die nöthige Unter stützung fand, denn es wäre bei einer DiScussion in unserer Zufriedenheits- und BewnnderungSära höchstens noch mehr Material ans Licht gefördert worden, aus dem die englische Regierung hätte entnehmen können, daß sie sich nicht weiter anzustrengen braucht, um den Better Michel zu beruhigen. — Durch den Verzicht aus weiteres Eindringen in daö Beschlag- nabmethema gewann der Reichstag Zeit, noch in die Berathung des Etats des Reichskanzlers eiuzutreten und zum ersten Male seit dem Beginne der Rcichökanzlersckast deS Fürsten Hohenlohe eine veritable Rede dieses Staatsmannes zu hören. Und dazu eine gute Rede voller dem sous und Ironie. Freilich, Herr v. Kardorsf ist immer nur für Herrn Rickert ein gefährlicher Gegner gewesen und Fürst Hohen lohe ist kein Rickert, sondern „Auch Einer". Politische Wirkungen wird man allerdings von seiner Zurückweisung deö agrarischen Angriffs nicht erwarten dürfen. . Fest gelegt aber bleibt, daß der kluge alte Kanzler den Ausspruch, „den er neulich einmal gelesen", daß die Socialdemokratie eine vorübergehende Erscheinung sei, als einen weisen be zeichnet hat. Die Wendungen, in Lenen Graf Posadowsky den Satz variirte, verdienen hingegen keine Beachtung. Uebermorgen hört nnd liest man's vielleicht anders. Praktisch Greifbares bietet die Rede des Grafen Oriola, dem die Leitung des Bundes der Land- wirthe, zu dessen ausgezeichnetsten Mitgliedern er gehört, den Krieg erklärt hat. Der nationalliberale Abgeordnete aus Hessen erlaubt sich nach wie vor, mit seiner gesammten Partei dem Fürsten Hohenlohe Vertrauen entgegenznbringen, und geht sogar so weit, sich trotzdem für einen guten Agrarier zu halten. Das ExcommunicationSverfahren gegen ihn wird nun wohl eingeleitet werden müssen. ' Vsstilläiso. m ttooxllour ,8o«vi»- voo 0»t- itsr Vsssr <18.1) <i«r KI» <l8/I) <i«r Xwc INnoUaiopkr „V»U- »d.-zro>«rili»-1,ioie <18 11 ..Snllllslldurx ieellbon, voll vl.vtS sclio llullüllclLmiifsr. ieäuwittsr,<vrcllär»- o><l" ill vrsillso voll iv I.siorix sviäso <17 1) „drisr- roelwüwpkr.l,»dll' -Ns»!»», to Nrsill«. lie Xlb-rl" voll 0»t Liisr (18 1) „Vrvorsv IU killte i»ir»> 8oiill»ua»on>s'" »»- ll»cd Lostllllisll Anzeigerr-Preis die ^gespaltene Petitzcile 2tt Psg. Reclamen unter dem RedaclionSstrich (4ge- spailem üO.^, vor den Familiennachrichten (ligespalteu) 40/^. Größere Schriften laut unserem Preis- vcrzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. wieder in den Ohren. Üttv wie ein Schwindel Kopf: „Wage!" Mitten im zahmen Gespräch stand er auf, ging durch's Zimmer und blieb plötzlich dicht vor Nanda stehen. „Finden Sie nicht, das Leben ist manchmal zu dumm? Zwei Menschen, die sich Alles sein könnten, sind sich nichts . . ." Er stockte. Sie sah ihn erstaunt an. Sprach er von ihr und Immanuel? . . . Unmöglich . . . Und wenn nicht, wo hinaus wollte er? Wendewalt fuhr fort: „Ist denn kein Weg zu Ihrem Herzen? Fühlen Sie denn nichts, wenn's in mir siedet und schreit? Fräulein . . . Nanda . . . Mädel . . ." Sie sprang erschreckt vom Stuhl auf. Er aber schlang den linken Arm um sie, zog sie an sich und küßte sie mehr als einmal auf Wange und Schläfe. Den Mund wandte sie weg. Doch mit Wange und Schläfe Amtsführung sich einer Neuwahl unterziehen, und er ist von Len Jungtschecken Lazu auSersehen, als ein lebender Protest gegen die Entscheidung deS Kaisers in ter Hde-Fraze wieder gewählt zu werden. Aber die politischen Führer der Jung- tsckechen haben die Rechnung ohne ihre Prager Genossen gemacht — in Prag ist Herr Podlipnh nämlich gar nicht beliebt. So berichten jetzt Wiener Blätter: Bürgermeister vr. Podlipnh wird in letzter Zeit von zahlreichen Mitgliedern der Vereinigung der jungtschcchischen Stadtverordneten, also von seinen engsten Parteigenossen, in heftiger Weise angeseindet. Seine.Gegner setzen alle Hebel in Bewegung, um seine Wiederwahl zu vereiteln. In einer dieser Tage stattgehabten Sitzung Les Stadt- rathes haben bei einer Probewahl von 32 Anwesenden 17 gegen und nur 15 für die Wiederwahl vr. Podlipny's gestimmt. Die fortwährenden Angriffe im eigenen Lager haben vr. Podlipnh nun veranlaßt, obgleich er noch bis Ende dieses Monats hätte amtiren können, sich bereits am Schluffe der letzten Sitzung des Stadt- rathes von diesem zu verabschieden. Er führte in seiner Ansprache aus, Laß sich seine dreijährige Bürgermeister-Thätigkeit auf wirthschaftliche, finanzielle und kulturelle Angelegenheiten erstreckt habe. Gleich bei der Uebernahme seines Amtes habe er erklärt, gegen Protections-Wirthschaft und Nep otismus ankämpsen und nur das Wohl der (kommune im Auge behalten zu wollen. Aber in der tschechischen Gesellschaft verfalle selbst eine göttliche Sache dem Spotte, um wie viel mehr Gefühle der Begeisterung. Er sei seinen Grundsätzen immer treu geblieben, doch gerade deshalb sei ihm die Gunst Jener entzogen worden, die andere Principicn verfolgten, als er. Mit dem Rus: „Wehe, wenn Prag in ihre Hände fällt!" verließ vr. Podlipnh darauf den Saal, ohne eine Erwiderung oder den Tank der Anwesenden abzuwarten. — Vor der Sitzung waren an sümmtliche EtadtrathZmitglieder gegen den Bürgermeister gerichtete Pamphlete vertheilt worden. „Wehe, wenn Prag in ihre Hände fällt!" Also so sieht es mit der tschechischen Herrschaft in der tschechischen Hauptstadt aus ? Und da rechnen es Herr vr. Podlipnh und die Seinigen den Deutschen als todteöwürdiges Ver brechen an, wenn sie das Land Böhmen nnd den Staat Oester reich vor ähnlichen Erfahrungen zu schützen wünschen? Die Eröffnung deS finländischcu Landtages, welche am 23. Januar stattfindet, wird diesmal nicht nur in Finland, sondern auch in Rußland mit großer Spannung er wartet. Auf der Tagesordnung des Landtages stehen nämlich wichtige Fragen, deren Entscheidung für Finland von weitest gehender Bedeutung ist. In erster Reihe ist es die Frage der Eodification der finnischen Gesetze, die durch den Erlaß des Zaren bekanntlich derEinslußsphäre des Petersburger Reichs- rathes unterstellt wurde. Auch die Frage der Maßregelung der finnischen Presse wird im Landtage berührt werden, was angesichts der feindseligen Haltung des Generals Bobrikow zu einer sehr heißen Debatte führen dürfte. Von Interesse ist, daß gerade ani Vorabende des Zusammentrittes des Helsingforser Landtages die „MoskowSkija Wjedomosti" von der Petersburger Regierung energisch verlangen, die finnischen Gouverneure durch Russen zu ersetzen und die russische Sprache als Amtssprache in Finland einzuführen. Wie die „Nowosti" melden, soll die diesmalige Session des Helsingforser Land tages volle vier Monate dauern. Der Krieg in Südafrika. —e- Seit der amtlichen Bekanntgabe von Buller's Plan, den Tugela westlich von Colenso zu überschreiten, den linken Flügel der Boeren zu umgehen und auf diese Weise Ladv- smith zu entsetzen, fließen die Nachrichten aus Natal wieder reichlicher, aber sie lauten unbestimmt. Jenseits de» Tugela sind die feindlichen Streitkräfte bereits aufeinander gestoßen. Wir meldeten schon, daß am Mittwoch Truppenabtheilungen Dundonald'S und Warren's westlich von Alton Holmes, also nordwestlich von der Wagon-Drift, einige Höhen besetzt haben, nachdem sie mit den Boeren ein Gefechc gehabt, in dem riefe 21 Todte und Verwundete nnd 15 Gefangene verloren haben sollen, während der Verlust der Engländer sich angeblich nur auf einige Mann beläuft. Inzwischen haben die Boeren durch Besetzung des dicht an der Wagon-Drift liegenden CpionkopS, unweit dessen be kanntlich General Warren eine „durchaus befriedigende"Stellung eingenommen hat, dafür gesorgt, daß die RückzuzSlinie der besten Generäle und die Verproviantirung ihrer Truppen schwer gefährdet ist. General Lyttle ton, der weiter östlich bei der PotgietcrS Drift über Len Fluß gegangen und rasch vorwärts gedrungen war, hat sich vor der Ueber- macht der Boeren an daö nördliche Ufer wieder zurückziehen müssen. Die diesseits LeS Tugela stehenden Boerencomman- doS sind näher herangerückt, so daß die rückwärtige Ver bindung Buller s nicht blos jenseits, sondern auch diesseits des Flusses in Frage gestellt ist. Sehr optimistisch sehen dagegen die „Times" die Lage der vereinigten Generale an. Man meldet und: * London, 20. Januar. (Telegramm.) Tie „Times" melden aus Pietermaritzburg vom 18. d. M.: Zu der vereinten Streitmacht der Generale Buller und Warren gehört viel Artillerie, Cavallerie und berittene Infanterie in beträchtlicher Stärke. Die von den GeneralenWarren, Tundonald, Hildyard und Elery befehligten Streitkräfte gingen in eine ausgezeichnete, das ganze Thal nach Lady smith zu beherrschende Stellung. Daß Buller diesmal Alles gethan hat, um den Boeren mit überlegener Kraft entgegcnzutreten, bezweifelt Niemand, ein großes Fragezeigen aber machen wir hinter die Meldung, die Engländer hätten eine das ganze Thal nach Ladysmith beherrschende Stellung eingenommen. Hier ist zu bemerken, daß abgesehen von der Ballonmelvung der Engländer, man habe auS großer Höhe gesehen, daß der Feind sämml liche Wege und Thalschluchten östlich nnd westlich beherrsche, der Bericht eines anderen Vertreters der „Times" in deren Nummer vom I. Januar mittheilte, daß die Boeren den Berg Tabangama, der nach Lieser Darstellung etwa 21 km südsüdwestlich von Ladysmith liegt und die von PotgieterS Drift sowohl wie von Tricharks Drift nach Lady smith führenden Straßen vollständig beherrscht, schon in den ersten Tagen desDecember aufs Sorgfältigste zur Vertheidigung einge richtet hatten. Wenn die Angaben dieses Berichterstatters, die sich bis jetzt als zuverlässig bewährt haben, zutreffen, so dürste an dieser Stelle, also etwa 8 km nördlich von Pol gieterS Drift, Ler entscheidende Kampf zu erwarten sein. General Buller wird für seinen Flankenstoß, wenn man die Truppe» in Abzug bringt, die er zur Beobachtung an seiner allen Front vor Eolenso zurücklassen mußte, ungefähr über 20 000 Mann verfügen, d. h. etwa über dieselbe Streitkrafl, Ämtsökatt des königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes und Rolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. al« 566, - Il143 > I S3.4) »t ! — Politische Tagesschau. s Leipzig, 20. Januar. Wenn cS möglich gewesen wäre, daß gestern im deutschen Reichstage einer jener Engländer, welche die Beschlag nahme nnd die weitere Behandlung deutscher Dampfer Lurch englische Kriegsschiffe und Marinebehörden einer schneidigen Beurtheiluug in Londoner Blättern unterzogen haben, daS Wort hätte nehmen dürfen, so wäre die „große Action", die durch die Interpellation Möller eingeleitet wurde, jedenfalls etwas anders verlaufen. Aber man war unter sich, brauchte nicht zu besorgen, von einem Angehörigen derselben Nation, über deren Regierung das deutsche Volk sich so bitter zu beklagen hat, an Entschieden heit und kritischer Schärfe sich übertreffen zu lassen, und so durfte man sich der Neigung hingeben, Len Vettern jenseits des Eanals durch Ruhe und Anstand zu imponiren und ihnen durch ein glänzendes Beispiel welt männischen Betragens zu zeigen, wie sie selbst sich hätten benehmen müssen, wenn sie daS Volk wären, für daS sie so gern genommen werden wollen. Einige „Heißsporne" konnten eS sich freilich nicht versagen, auf den groben Klotz einen groben Keil zu setzen; aber diese wenigen mußten fick auf Zwischenrufe beschränken, denn zu einer Besprechung der Inter pellation und ihrer Beantwortung durch den Staatssekretär Grafen Bülow kam eö nicht; die Mehrheit war zufrieden mit der objectiven Begründung der Anfrage und der nicht minder obzectiven Antwort. Und zufrieden wird man auch in den leitenden Kreisen Englands sein, in denen man gefürchtet zu haben scheint, der Telegraph werde gestern aus Berlin ganz Andere« zu melden^haben, als er wirklich zu melden hatte. Waö mau gehört hat, ging nur wenig über das hinaus, waö man bereits wußte. Man hörte von dem Fehlen bindender internationaler Abmachungen über die Eontrolc deS neutralen Handels durch die Kriegführenden, aber kein Wort darüber, daß von England gefordert worden sei, cS möge deutsche Handelsschiffe so behandeln, wie es die eigenen behandelt zu scheu verlangt; man hörte von deutschen Beschwerden, erhielt aber keine Auskunft darüber, ob rechtzeitig in London Ernst gezeigt worden ist; man fragte nicht einmal danach, obgleich aus der Erklärung deS Staatssekretärs hervorging, Laß das Mögliche nicht recht zeitig erreicht worden ist. „Der „Bundesrath" wurde gestern sreigegeben", constatirte Graf Bülow. „Gestern" bedeutete den 18. Januar, nnd am 28. Deeember wurde der „BundeSrath" gekapert, das Schiff, deni selbst nach der sehr großherzigen völkerrechtlichen Anschauung deS Staatssekretärs ganz besonderes Unrecht geschehen ist. Aber auch das „Alsbald", das der Vorsteher deS Auswärtigen Amtes in seine Erzählung von der Freigabe anderer deutscher Schiffe aufnahm, erinnert bedenklich an daS historische „So fort" LeS Herrn d. Puttkamer. Und auch über die Zukunft erfuhr man herzlich wenig. England will in Aden und gleich weiten Entfernungen vom Kriegsschauplätze nicht mehr con- siSciren nnd deutsche Postdampfer nicht „auf bloßen Verdacht bin" verschleppen lassen. Aber Aden ist weit vom Kriegsschauplätze", und wenn Ler bloße Verdacht nicht mehr ausreicht, so kann man ja zu dem be neideten, gut britisch - gouvernemental adjustirten Ver dachte greifen. Ein Schiedsgericht „braucht's nicht" nach tcm vom Grafen Bülow übermittelten Wohlmeinen der eng lischen Regierung. Aber Großbritannien nnd Irland haben wenigstens ihr „Bedauern" ausgesprochen nnd „im Princip" Bezugs-Preis in der Hauptezpedilion oder den im Stadt- lezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich./L4.i>0, lei zweimaliger täglicher Zustellung ins .HauS 5.50. Durch die Post bezogen jur Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Directe tägliche Krcuzbandicndung inS Ausland: monatlich ./t 7.50. . . — ttssoo . . 1375! 1430 kosrlives Nie Xnvdsrax« für ao, Ud«r- . Von LiLllareo Die ganze Hand. Roman von Hans Hopfen. -'lachtnick eobct.n. Es schlug vier Uhr draußen... Die Tage waren schon so kurz und wurden doch so jämmerlich lang, wenn man nichts Liebes zu Gesicht bekam . . . Es klopfte. Das Dienstmädchen meldete den Herrn Landrath Wendewalt. Nanda sprang auf und rief mit freudig erhobener Stimme: „Herein!" Der Mann vor der Thür mochte den lauten Ausruf wohl gehört haben. Sie verhehlte dem Eintretenden auch nicht, daß sie seinen Besuch erwartet und eben an ihn gedacht habe. Der Hausfreund, im alten Wahn besangen, nahm auch diesen Willkommgruß für wärmer, als er von Nanda gemeint war, was aber seiner Freude am Wiedersehen und seinem Behagen an lustiger Zwiesprache keinen Eintrag that. Er musterte sie mit weit offenen Augen und fand, daß sie schöner aussah als je vordem, nur etwas trauriger, wollt' ihn dünken. Utto täuschte er sich nicht? Unter den Augen waren noch Spuren von Thränen? „Haben Sie geweint?" fragte er, und streckte teilnahmsvoll die Hand nach ihr hin. Die Hand blieb leer, denn die ihrige beeilte sich nur, die Augen vollends zu trocknen. „Es kommt wohl vor", antwortete sie und trat erregt von ihm weg, voll Schmerz und Zorn gegen Den, der sie in der Stille weinen gemacht hatte. „Haben Sie Kummer, der sich mittheilen läßt?" Nanda schüttelte abseits stehend nur verneinend das Haupt. „Kann ich ihm irgendwie abhelfen?" Dieselbe Bewegung ihrerseits. „Nun, so lassen Sie uns von anderen Dingen plaudern. Vielleicht zerstreut Sie das." Und so that er, und sprach munter drauf los von Landwirth- schaft und Politik und mischte kleine lustige Geschichten ein, wie sie in jüngster Zeit in seiner Umgebung sich ereignet hatten, also geschickt die fromme Absicht verfolgend, das verstimmte Mädchen allmählich aufzumuntern. . Sie hatte sich wieder zutraulich zu ihm gesetzt, horchte, die hielt sie einen Augenblick stille. Sie'fühlte dnittich" "wtt^wei Hände Lber'm Knie gefaltet, dankbar zu und lachte herzlich, schwellende Lippen sich i " wenn'S etwas zu lachen gab. j- Au 7.'."Z 7Z. - E» that ihr sichtlich wohl, ihm zuzuhören, und er mußte das Derrath, sie fühlte'ei als ft'eundl'iche Berühru^ n7ch? unsreund- illtod S8S r. I.L. 430 .8. 41S I.Lm. > »v.U 333 Lmrr 4IS rrdsoli k>65 .r.-Loi .! 13»-- k»eiüel 74^ .27.32. itütso. jl-tL'S S7,— ttvots 87.30 -cklt.lv 01,so — 8.7U.8 100,25 > u. 10 100,50 2 u. 3 03, - Ussub. 58,20 ?,I.iu 103,25 o-l-ivu 65,40 Ussob. 88.4^ s »e,23 Ueior. itrüld. rckn->t Volvo 113,so 78,— 113,00 83,40 7V,S0 Ibstw 206,7S reckitb. 114,S0 146,7ü ^p. eoQ. 138.75 154.75 , ttsoli — l.Lsol! 135,10 ollk. 185,— 132,— rvusvli 177.25 lLS'Ulk. 132,— 66 75 -v. l,.-^ 182,10 —— Voller 92,25 112.SU LU 207,25 216,25 srxdiro 161,75 lol.-V. 215.80 irauolr. 187,— irckklir. 17250 . Vvtil. 206,25 L.V.-ä. 81,50 144,80 edsllilk. 225,50 i^rub. 615,— itMlctr 230, - 179, - - »'M Link 118,10 Iin«o 65,— rllMsrU 'ioselkb. 193,25 169,— itdrrLU IO,— r.LIlcitU 209,60 r V.-ä. 178,50 :Ouss-t 265,— rsr» 84,50 UvllLlS 83,75 li-e 8 r. LIoo»te 215,70 213,20 »u 8 1'x 216,05 v»oko. 84,55 IS ao. 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