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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.01.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000123012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900012301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900012301
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- unvollständig: 1 Beilage (S. 601-604) fehlt
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-01
- Tag 1900-01-23
-
Monat
1900-01
-
Jahr
1900
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Morgen-Ausgabe 1«» Druck und Verlag vo, U. Pol- d» Leipzig. Dienstag den 23. Januar 1900. i»e» ^.871l,0ü. »Oteie « « i. x> x ix Tie Morgen-Au-gabe erscheint um '/.? Uhr, Li« Abrnd-Au-gabr Wochentag» am b Uhr. > ix i.IX i. ix l. ix X II. nischen Republiken müßten frei und unabhängig sein, in denen ferner den Boeren die Sympathie der Versammlung auk- gedrückt und der Präsident Mac Kinley ausgesordert wird, seine Vermittelung anzubieten, und in denen gegen die Ver schiffung von KriegSmunition au» den Bereinigten Staaten zu Gunsten Englands Einspruch erhoben wird. Auch in Buffalo wurde zu dem gleichen Zwecke eine Versammlung abgehalten. Le-action und LrpeLitiou Johanni»,afie 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochea geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filialen: Alfred Hahn vorm. v. Klemm'« Sorttm. Univrrfitüt»straße 3 (Paulinum), Lont« Lösche, Katharinenstr. 14, Part, und Kön!g»platz 7. Im Voerenlagrr vor Ladysmith. Ein Heller, sonniger Transvaalscher Morgen! Mitten im Thal, umringt von „Kopfes", liegt Pretoria mit seinen weißen Hausern und dunkelgrünen Gummibäumen. Der Zug, der uns nach Natal führen soll, schiebt sich hastig zwischen den Hügel wänden hindurch, die den einzigen Zugang nach Pretoria aus dem Süden umrahmen; auf ihren Gipfeln liegen, gleich treuen Hunden, ruhig die zwei Forts, hellbraun in der Morgensonne. Den ganzen Tag schnurren wir über die lichtumslossene tranS- vaalsche Ebene: endlose Weiden, endloses Blau. Da liegt Heidel berg, zierlich gegen den Berg geklebt, mit dem Charakter aller afrikanischen Dörfer: Häuser mit bläu..ch schimmernden Zinn dächern, dazwischen Bäume, eine durchsichtige Staubatmosphäre, alles übergossen und bemalt vom helllichten Sonnenschein. Vor bei an Standerton mit seinen langweiligen geraden Straßen, wie von einem Corset umschlossen durch einen langweiligen, gleich förmigen Hügelrand. Nachts um drei Uhr passiren wir die Grenze von Natal und sind nunmehr auf erobertem Gebiet. Der Mond scheint im letzten Viertel; gespensterhaft reckt sich der Amajuba zu ihm empor. Schnell schlängeln wir uns den Abhang hinab ins weit unten gelegene Natal; di« zwei kleinen Lokomotiven stemmen sich mit Mühe gegen den schweren Zug. Erst kommt der Langsneck- Tunenl, dann Station „Mont Prosprct", übergossen von der ausgehenden Sonne; zu unseren Füßen die wogende, grüne Fläche; im Osten blauend die Drachenborge. Still und friedlich liegt das Land da; hier und da sieht man Bauernhöfe, wo nunmehr „Tante" regiert, denn „Oom" steht im Felde, Kulis und Kaffcrn treiben die schweren Zugochsen an, die mit gekrümmten Nacken die Pflüge durch den Boden ziehen. Als die Boeren dieses Land besetzten und die Schwarzen fragten, warum sie nicht geflüchtet waren, erhielten sie die lako nische Antwort: „Waar zal ons moet heen vluch?" Und sie waren geblieben. Die Engländer dachten anders! „Dammeid Loers" ermorden natürlich Frauen und Kinder. Boeren sind ja doch auch eine wilde Rasse. Und sie flüchteten in wahnsinniger Angst. Nur Wenige blieben, und diese arbeiten, handeln und verdienen viel Geld. Früh Morgens kamen wir in Dundee an und pilgerten nach Zalana Hill, das die englischen Lanzenreiter besudelt haben mit dem Blute Gefangener und Verwundeter. Weiß schimmern die Mauern der Villa Smith; der Regen hat das Blut der 39 englischen Soldaten und ihres Colonels, die todt am Fuße der Mauern gelegen, weggewaschen. Ueberall Verwüstung und blutige Spuren, die der Sensenmann in den durchweichten Boden ge drückt. . . . Einsam still liegt Dundee vor unseren Augen. Die Straßen öde und verlassen; hier und da erdröhnt der schwere Schritt eines Boeren; draußen Alles still, aber drinnen in den Häusern — welch' ein Chaos! Vas vieles! Das HauS, das wir betreten, mochte wohl einem amerikanischen Ehepaar gehört haben, Leuten, die schwer gearbeitet hatten. Im Eßzimmer hingen ihre Bilder, häßliche Gesichter mit dem Ausdruck bürgerlicher Eitelkeit und den zu sammengekniffenen Lippen des schwer Arbeitenden. Da lag nun das Resultat ihrer Thatkraft in Trümmern, Scherben, Brocken, Fetzen. Auf dem Bette in einem der Räume sand ich einen Helm; darin war ein kleines Loch und um die» herum geronnenes Blut. Sicherlich hatte sich ein armer Todt- wunder hierhergeschleppt, um in Ruhe zur sterben. Ein trüber Morgen empfängt uns in Elandslaagte. Welch' Leben und Treiben! Commandos sind angelangt und müssen nach Modderspruit weiter befördert werden; auch wir gehen dorthin Die neun Meilen sind bald zurückgelegt. Auf einer aus Schwellen hergcstellten Plattform stehen eine Menge plaudernder Boeren, die den Zug erwarten. Nervige Fäuste fördern die Proviant- und Munitionskisten zu Tage, dir in schnellem Laufe den verschiedenen Lagern zugeführt werden. Ueberall fröhliche Gesichter, und doch dröhnen in der Ferne die Kanonen. Ein länglicher, platter „Kop" liegt zwischen Ladysmith und unserm Standplatze. Hier und da stechen die commondoweise geordneten weißen Zelte fröhlich von dem Grün de» Platt rande» ab; dort oben liegt da» Hauptlager von Joubert und die Artillerie mit dem gefürchteten „Lang Tom". Links, meilenweit entfernt, zwei hohe „Koppen", weiß ge tüpfelt durch die Zelte der Wakkerstroomers, die „Ou Sani" bewachen; da liegn auch die Mittelburger, Heidelberger und die Mannen von Drijheid. Recht» von un» auf kurzem Abstand Inuahareschluß filr Aiyel-e«: Abend-AuSgab«: vormittag» IO Uhr. Marge n-Nu-gab«: Nachmittag» 4 Uhr. vei da» Filiale» »ad Annahmestelle« je «tue halbe Stunde früher. Antei«e» sind stet« au di« WItzetztti«» zu richte». abend lTelegramm.) Gestern »io« zum Zwecke einer di« Bo«r«n «inberufen« der großen Zahl der Persönlichkeiten i. ix t. lx x ix X lx X IX X lx X IX / xo. N.?p.k2 1.0 xtx t. v npMcr.TWMtt Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- un- Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes un- Polizei-Amtes -er Ltadt Leipzig. 140,-6. X IX XI). X o. X IX X X». I. IX Ertrs»veilasen (gesalzt), »,r mit der Morgen-Au-gab«, ob», Vvstb»förd«ru»g » 60.—, mit Postbesürderung 70.—. Die Haltung Italiens. * In den leitenden italienischen Kreisen wird eS einem der „Pol. Corr." aus Rom zugehenden Berichte zufolge un angenehm empfunden, daß ein Tbeil der Presse auf den Plan der Entsendung italienischer Truppen nach Egypten trotz der scharfen Dementis, die den betreffenden Nach richten entgegengesetzt wurden, noch immer zurücktommt und zum Theil die Bariante daran knüpft, daß Eng land Italien für eine gemeinsame Action gegenüber einem etwaigen Feldzüge Menelik'S zu gewinnen suche. DaS Beharren italienischer Blätter bei solchen Erörterungen könnte die Permulhung Hervorrufen, daß es sich vielleicht um Ver suche zur Sondirung der öffentlichen Meinung über Projekte handle, die an maßgebender Stelle in Erwägung gezogen werden. Dies sei aber schlechterdings nicht der Fall. Weder vom römischen, noch vom Londoner Cabinet sei irgend eine Andeutung solcher Art ausgegangen und eS sei zu bedauern, daß von Organen der italienischen Presse den Engländern wiederholt eine Hilfeleistung augeboten wird, um dir sie sich nicht im Entferntesten beworben haben. AirzeigeN'PreiS die 6 gespalten» Petitzeile 20 Pfg. Recla men unter dem Redactronsstrich (4av- spalten) bO^j, vor den Familiennachrtchwa <6 gespalten) 40/ij. Größere Schriften laut »nserrm Preid- Verzeichnis. Tabellarischer und Ziffer»!»« nach höherem Tarif. Das Hastpflichtgesetz und -ie Unfall- Versicherung. Bei der Beratbuna de» Etat- de« Reichsamte« de» Innern im Reichstage hat der socialdemokratische Abgeordnete Stadt» Hagen in der Sitzung vom 16. d. Mt». die Gelegenheit er griffen, über di« Wirkungen de« UnfallversicherungsgrsetzrS von 1884, die Nachtheile, welche e« für die Arbeiter habe, die Portheile, welche die Unternehmer darau« zögen, sich in längerer Rede zu verbreiten. Er hat dabei Behauptungen ausgestellt, die sich in ihrer Haltlosigkeit selbst richten und die daher auch leicht sowohl von dem Staatssekretär Grasen v.PosadowSky.wie von demAbg.Rösicke widerlegt werden konnten. So hat er kurzer Hand auS dem Umstande, daß ter Arbeiter bei einem Unfall im Betriebe nicht den vollen Betrag seines Arbeitslohnes, sondern nur zwei Drittel davon als Entschädigung erhält, auS der Versorgung der Verletzten in den ersten IS Wochen durch die Krankenkassen, endlich auS „noch anderen Vortheilen" (die er aber nicht anzugeben vermag) den Unternehmern einen Gesammtgewinn auf Kosten der Arbeiter, also einen unredlichen Gewinn von 100 Millionen Reichsmark und mehr im Jahre nachgerechuet. DaS wäre nahezu so viel, als was das Nnternehmerthum zusammen alljährlich an Beiträgen zu den VersichernngSgesetzen zahlt, so daß hiernach die Unternehmer — Dank dem Unfall- versicherungSgesetz! — jährlich etwa ebenso viel, wie sie zahlten, als ihren Gewinn einsteckten, mit andern Worten, so gut wie nichts zahlten. Auf solche- Gerede würde auch nachträglich nicht zurück zukommen sein, wenn ihm nicht etwa- Thatsachliche» ru Grunde läge, waS der Redner nur mißverständlich oder mißbräuchlich für seine Ausführungen benutzt hat, was aber, wenn nicht richtiggestellt, auch von Anderen in gleich mißverständ licher Weise aufgefaßt und zum Gegenstände unberechtigter Anklagen gegen unsere sociale Gesetzgebung der 80er Jahre und gegen das Unternehmerthum gemacht werden könnte. Der Abg. Stadthagen erblickt in dem Unfallversicherungs gesetz« einen Rückschritt zu Ungunsteq der Arbeiter gegen da- Hastpflichtgesetz von 1871, nicht, wie sonst all gemein geschieht, einen wohlgemeinten und danken-werthen Fortschritt zu deren Gunsten. Wie also verhält e- sich mit dem Hastpflichtgesetz und wie mit dem Unfallgesetz in Bezug auf ihre Folgen für Ar beiter und Unternehmer? Da- Haftpflichtgesetz war seiner Intention nach dem einzelnen Arbeiter in gewissen Fällen günstiger als da» Unsallversicherung-gesetz, denn eS sprach demselben bei einem gänzlichen Verluste seiner Erwerbsfähigkeit durch einen Unfall im Betriebe (bez. den Seinigen bei seiner Tödtung) die volle Entschädigung in der Höhe seines Arbeits lohnes zu. Aber — wohlgemerkt! — nur in den Fällen, wo der Unfall durch eine Verschuldung de- Unternehmers oder seines Beauftragten veranlaßt war. Hier aber war der schwache Punkt dcS Gesetzes in Bezug aus seine Ausführung. Die Verschuldung mußte nachge wiesen werden. Diese Beweisführung war oft für den Arbeiter sehr schwer, für seine Hinterlassenen noch viel schwerer. Der Versuch, der in der Commission gemacht wurde, dem Unternehmer die Beweislast für seine Ni ch t Verschuldung zuzuschirben, verstieß gegen die allgemeinen RechlSgrundsätze und scheiterte daher an dem juristischen Gewissen der Ver sammlung. Jedenfalls mußte der verletzte Arbeiter oder seine Familie, wofern der Arbeitgeber sich nicht freiwillig zur Leistung der vollen Entschädigung verstand, einen Proceß führen. Bl- zu dessen Austragung war der erwerbsunfähig gewordene Ar beiter und vor Allem die ihres Ernährer- beraubte Familie eine» getödteten Arbeiters mittellos. Es entstanden damals an verschiedenen Orten (auch hier in Leipzig) sogenannte „Versicherungsanstalten", Prrvatunter- nehmungen, welche gegen eine Versicherung der Unternehmer bei ihnen deren Risiko auf sich nahmen, d. h., für sie die fälligen Entschädigungen zahlten, eventuell Processr für sie führten, welche andererseits dem verletzten Arbeiter eine Ent schädigung ohne Proceß anboten, die letzterer wohl in der Regel annahm. Diese Entschädigungen waren aber so un genügend, daß sie hinter der Absicht des Gesetze- weit zurückblieben. Auf späteren Reichstagen hat man sich alle Mühe ge-1 richtet der geben, die eben angedeuteten Mängel des Gesetzes zu der-' bessern und die Erreichung der guten Absicht desselben zu sichern. Allein e- wollte nicht gelingen. So entschloß man sich endlich zu dem Unfallversicherungsgesetze, da» nach mehr maliger Umarbeitung auf dem Reichstag 1584 zu Stande kam, mit dessen weiterer Vervollkommnung der Reich-tag sich schon mehrfach befaßt hat und eben jetzt wieder be fassen soll. DaS UnfallversickernngSgesetz steht hinter dem Hastpflicht- gesetz in dem einen Puncte zurück, daß bei solchen Unfällen, für welche ein Unternehmer mit Erfolg haftpflichtig gemacht werden kann, der Verletzte bei voller Erwerbsunfähigkeit seinen vollen Lohn al» Entschädigung erkält, bei nur par tieller einen entsprechenden Theil davon, während beim Un- fallgesrtz die höchste Entschädigung nur zwei Drittel de» Lobue» beträgt. Dagegen bietet da- Unfallaesetz den Arbeitern in ihrer Gesammtheit folgende Vortbeile: 1) daß darnach für alle Unfälle im Betriebe Ent schädigung gezablt wird, selbst für solche, welche der Arbeiter durch eigne Schuld (Unvorsichtigkeit, Nichtbeachtung der ge gebenen Warnungen, Fahrlässigkeit) sich zugezoaen hat; 2) daß diese Entschädigung sofort durch die Beruf-- genosseaschaftrn gezahlt w«rd, nicht erst durch einen lang wierigen Proceß erstrittea werde» muß; S) daß hiernach die verletzte» Arbeiter und ihre Familien vor augenblicklicher Noth geschützt sind. Daß die Summ« der nach dem jetzigen Gesetz alljährlich von den Berufsgenossenschaften gezahlten Entschädigungen eine ungleich größer« ist, al- di« Summen der den verletzten Arbeitern von einzelnen Unreraehmera bewilligten oder feiten« tummeln sich in der Eben« die Polizisten dan Dam'«, und dort im Süden wachen die Männer von Pretoria und dir Frei staatlichen. Wir folgen dem Schienenweg, der nach link« zu umbiegt. Hie und da sind die Schienen aufgebrochrn. Eine Boerenwache läßt unS direkt passiren und rüst nur warnend: al« hüll« fou skiet, skiet hülle. Wir biegen um eine Klippe, und da liegt Ladysmith vor uns, wohl noch fünf Meilen entfernt. Die Sonne bricht durch und bestrahlt die Dächer, die hell schimmern gegen die dunklen Hügel im Hintergrund. Keuchend erklettern wir das hohe Plateau zu unserer Rechten, stets die feindliche Stellung im Auge behaltend, und stehen endlich vor „Long Tarn jun". Hier herrscht eine idyllische Ruhe. Die Artilleristen rekeln sich langaus hinter den Sandsäcken; sie warten auf den Kaffee. Unser „morgen same" verändert die argwöhnischen Mienen in ein gemächliches Lachen, das nach Verabreichung einer Hano- voll Cigarren in ein liebenswürdiges Grinzen übergeht. Wir dürfen uns „Long Tom" nähern und ihn streicheln; er beißt augenblicklich nicht, denn: die luitenant het nie order gege' nie om te skiet, en als ons nie skiet nie, dan skiet hülle ook nie", erklären die Artilleristen. Der fragliche Leutnant ist Herr de Jager, «in gebräunter Hüne, dessen freundliches Gesicht unter einem riesigen Schlapphut hervorlacht. Er gestattet un», durch seinen scharfen Feldstecher die feindlichen Stellungen zu be obachten. Weit weg, an der anderen Seite Ladysmiths, sind die freistaatlichen Batterien in hitzigem Gefecht. Durch da» Fern rohr sieht man die feindunstigen Rauchwölkchen aufsteigen und verfliegen. Rechts von uns zeigt uns der Leutnant den Hügel, auf welchem sich am 30. Oktober die Irischen und Gloustersh:r«-Re gimenter ergaben; dort liegt nun, geschützt durch Klippen, das Pretoria-Commando. Ein herzlicher Händedruck und wir wandern weiter zur Feld- telcgraphie. Leutnant Paff kommt unS in Hemdärmeln entgegen und begrüßt uns in herrlich klingendem Platt-Amsterdamsch. Emsig tickt der Telegraph, der das Hauptlager mit dem Central bureau in Modderspruit und von dort aus mit dem ganzen Land verbindet. Der Apparat ist natürlich, wie so viele andere schöne und nützliche Sachen, von den Engländern „opgetild". Nun zum bvaungrauen Lombardskop. In einem mit vier Mauleseln bespannten leichten Wägelchen gelangen wir dorthin. Steil steigt die Pyramide vor un» auf; schweißtriefend langen wir oben auf der von Maxims, Mörsern und Haubitzen um gürteten Terrasse an. Welch' herrliches, unvergeßliches Schauspiel afrikanischer Schönheit entrollt sich vor unseren Blicken! Weit unter un» die dlauschimmernden Dächer von Ladysmith, unregelmäßig hin geworfen. Dahinter, gen Westen, die Militärbaracken, völlig verlassen. Links, im Süden des Schlachtfeldes vom 30. Oktober, wo die wellige Fläche wieder zu Hügeln aufsteigt, schimmern die Zelte der englischen Ambulance, wo die Frauen und Kinder unter Bäumen sich im Grase tummeln. Hinter Ladysmith steigen die Felsen empor in allen Farben, vom dunklen Braun zum Hellen Grün schillernd. Die niedrigen Höhen sind mit englischen Kanonen bespickt; >die hohen, dahinter liegenden mit freistatlichen Geschützen. Zur Rechten schmelzen die blauen Drakenberge mit dem Horizont zusammen. In Ladysmith ist'» still. Kein menschliche» Wesen läßt sich zwischen den Trümmern blicken. „Die goed blij' in die grond", sagen die Artilleristen. Leutnant van RenSburg ist nicht dazu zu bewegen, einen Schuß abzufeuern. „ES weht ein viel zu kräftiger Wind, es wäre schade ums Pulver." „Wie lange kann's Ladysmith noch aushalten?" Der Leut nant schüttelt bedenklich den Kopf. Er zeigt mit dem Finger nach den zahlreichen Rinderheevden hin, die im Bereiche der englischen Kanonen grasen, und sagt: „Die „roineks" haben wohl noch für acht Monate Proviant und noch für längere Zeit Munition. Wenn die ihnen nicht zu lästig werden, — er streichelt liebkosend über einige Geschützrohre, — dann kann's wohl so lange dauern." „Hoffentlicht bekommen wir in der Zwischenzeit neue Hosen", meinte ein Artillerist, der eifrig die Nadel hantirte. Möge der Wunsch des guten, genügsamen Mannes in Er füllung gehen! (Deutsche Wochen-Zeituny in den Niederlanden.) B»r Kimberley. Einem Privaibrief entnehmen wir folgende interessante Schilderung: Wir liegen noch ungefähr eine Stunde von Kimberley entfernt und können einen Theil der Stadt sehen, die Abends elektrisch beleuchtet wird. Auf einer Anhöhe steht ein Scheinwerfer, der Nachts die ganze Umgebung absuchl; auch unsere Stellung bescheint er freundlichst. Neulich wurden IM Mann abcommandirt, um eine Kanon« auf «ine Anhöhe zu schaffen, ich war auch darunter. Die Belagerten schienen die Staubwolke bei unserm Abmarsch bemerkt zu haben, denn als es zu dunkeln anfing, spielten die Lichtstrahlen des Scheinwerfers über unsere Köpfe hinweg. Mr aber blieben unsichtbar, denn Wald und Höhen schützten un» vor der Neugierde der englischen Artilleristen. Zuerst pasfirten wir da» Lager der Transvaaler in Bloemhof, danach zogen wir durch das Vrijstaatsche Bivouak. Schließlich gelangten wir zu den „KopjeS", wo da» Geschütz in Batterie gebracht werben mußte. Am Morgen hatte hier ein Kampf stattgefunden. Die Kanonen und Mörser de» vorlirgrn- den Fort» hatten Granaten und Bomben nach der Stellung der Boeren geworfen und von berittener Infanterie, unterstützt von Maximkanonen, war der Versuch gemacht worden, die Anhöhe zu stürmen. Natürlich vergebliche Mühe! Freitag und Sonn abend über lagen wir auf dem Auslug, doch wir sahen nur Aas geier, welche die Pferde- und Menschenleichen vor un» mit Fängen und Schnäbeln zerfetzten. Don begraben konnte keine Rede sein, denn die Engländer nehmen jede» Lobewesen aufs Korn. Wenn der Wind über» Schlachtfeld nach un» zu wehte, war» vor Gestank kaum au»zuhalten. Nacht» schliefen wir zwischen den Klippen. Der Patronen gürtel diente al» Kopfkissen, der dünne Regenmantel al» Decke. Riesenschwärme Heuschrecken leisteten un» Gesellschaft; wir hätten gerne darauf verzichtet. Morgen» in aller Frühe stellten mir Brustwehre aus großen Feldblöcken her. Ich blieb hier als Posten allein stehen, während die übrigen Mannschaften die > Pferde hinter da» zweite „Kopjr" brachten. Spiitrr sucht« mich Bezugs-Preis in ter Hauptexpedition oder den im Stadt- tezirk und den Vororten errichteten Aus- qavcstrVrn abgeholt: vierteljährlich ^l4.S0, kri zweimaliger täglicher Zustellung in» Haus >» öbO. Durch di« Post bezogen für Deutschland und Lesierrrich: vierteljädrlich 8.—. Directr tägliche Kreuzbandiendung in- Ausland: monatlich ^ll 7.V0. ener rrstrittenen, bez. der von den Versicherungsanstalten zezablten, liegt auf der Hand, wenn eS sich auch nicht ziffer mäßig Nachweisen läßt, weil diese letzteren Summen gar nrcht oder nur unvollständig bekannt sind. Ebenso gewiß ist, daß die Gesammtheit der Unternehmer jeutiarn Tags an Entschädigungen für vorgekommene Unfälle im Betriebe alljährlich eine ungleich größere Summe zahlt, al- die kleine Zahl derer, die nach dem Haftpflichtgesetze zahlungSpflichtig gemacht werden konnten. Es ist daher eine, gelinde gesagt, unverantwortliche und leichtfertige Behauptung, wenn der Abg. Stadthagen sagt, die Unternehmer hätten durch die Vertauschung deS Haft fflichtgesetzes mit dem UnsallversicherungSgesetze große Summen bis zu 100 Millionen Mark und mehr) profitirt, die Arbeiter hätten ebensoviel eingebüßt. Wenn derselbe sür die Arbeiter bei allen Verletzungen im Betriebe die „volle" Entschädigung fordert, so wäre dies zunächst auch nach dem Haftpflichtgesetze auf die Fälle der nachweisbaren Verschuldung der Unter nehmer einzuschränken; dann aber müßte, der Rechtsgleichheit halber, bei einer nachweisbaren Selbstverschuldung der Arbeiter die Entschädigung dieser Wegfällen oder doch gekürzt werden. Gerade letztere Art von Fällen kommt aber erfahrungs mäßig (wie constatirt ist) besonders bäufig vor, häufiger, als die einer Verschuldung der Unternehmer. Man mag und man wird das UnfallvcrsicherungSgesetz immer mehr vervollkommnen, theils in Bezug auf die darunter zu befassenden Betriebe (die bereits bedeutend ver mehrt sind), theilS in Bezug auf die Abmessung und die prompte Auszahlung der Rente u. dergl., allein im Princip wird dasselbe, nach den in der Praxis mit dem Haftpflicht gesetze gemachten Erfahrungen, als ein unbestreitbarer Fort schritt im Gesammtinteresse der Arbeiter auch von denen anerkannt werden müssen, die (wie der Verf. diese- Artikels) durch jenes erstere Gesetz (als Miturheber desselben) den Ansprüchen der Gerechtigkeit und Humanität genuggethau zu haben glaubten. UebrigenS möge hier noch — gegenüber der auch an diesem Puncte einsetzenden Hetzerei gegen das deutsche Untcrnehmer- tbum und gegen die sociale Gesetzgebung des deutschen Reiche-— erwähnt sein, haß in dem gewerbreichenEngland e« selbst an einem Haftpflichtgesetz« noch vor ganz Kurzem (also über ein Menschenalter lang seit dem Erscheinen ve» deutschen) gefehlt hat und daß auch die ersten Versuche der Herstellung eines solchen auf Widerstand im dortigen Parla mente stießen. Karl Biedermann. xo »s* Der Krieg in Südafrika. Ueber die Kämpfe, welche in der Nacht vom Sonn- zum Sonntag und am Sonntag selbst westlich von Ladysmith stattgefunden haben, und zwar offenbar vom Ceutruur Buller'S auf die Front der Boeren wird uns noch gemeldet: * London, 22. Januar. (Telegramm.) DaS „Reuter'sche Bureau" berichtet auS SpearmanS Camp von gestern Abend: Die Generale Tlery und Hart rückten gestern nach einem anhaltenden Gefechte 1000 PardS vor und bezogen ein Biwak. Während der Nacht unterhielten die Boeren ein unregel mäßiges Gewehrfeuer; die britischen Vorposten erwiderten es nicht. Bei Tagesanbruch eröffnete der Feind ein heftiges Feuer. Die eng lischen Geschütze, in deren Nähe sich die Truppen des Nacht gelagert hatten, erwiderten das Feuer, und der Kampf war alSbald wieder in vollem Gange. Die britische Feld-Artillerie warf massenhass Shrapnells in die feindlichen Verschanzungen. Die erste Kopje wurde mit gefälltem Bajonnet genommen und der Feind ging auf die nächste Kopje zurück. Das Artillerie feuer der Boerrn ließ, augenscheinlich wegen Mangels an Munition, etwas nach, aber das Rollen des Gewehrseurrs ertönte den ganzen Tag. Die Engländer nahmen drei Stellungen des Feindes. (Wiederholt.) Di« amtlichen Meldungen Buller'S lauten viel bescheidener und sind ungleich zurückhaltender, als di« deS „Reuter'schen Bureau-", die auch keinerlei Ortsbezeichnungen haben. Man wird ihnen daher nur geringen Werth beimessrn können. DaS Vordringen der Engländer muß bedeutend in- Stocken gerathen sein, vielleicht sind auch sie die Zurückgeworfenen, denn über den Fortgang der Schlacht am Montag be- . amtliche Telegraph nichts, WaS nach Analogie früherer Fälle doch bedenklich ist. Englische Blätter lassen zur Beruhigung de- Publicum- die Boeren wieder einmal kampfe-müde sein. DaS Dementi der albernen Aus streuungen donnern die Kanonen der Boeren am Tugela und vor Ladysmith in sehr vernehmlicher Sprache. Wir fügen noch folgende Nachrichten an: * Brüssel, 21. Januar. Die Zahl der Freiwilligen, dir bei d«r hirsigen Tran-vaal-Gesandtschast au« aller Herren Ländern sich angemeldet haben, übersteigt 20,000. Die Gesandt schaft lehnt jedoch, wi« schon gemeldet, grundsätzlich jede An werbung ab. (Mgdb. Ztg.) * Amsterdam, 21. Januar. Im hirsigen Palai» vor Volkflirt sand eine groß« Kundgebung zu Gunsten der Boeren statt. VOOO Menschen füllten den Saal. Der Abg. Pastor Visser hielt eine scharf« roglaadfeindliche Rede, die mit großer Begeisterung ausgenommen wurde. Di« Subscription zu Gunsten der Boeren erreicht in Holland anderthalb Millionen Gulden. * Berlin, 21. Januar. Nach einer Mitthrilung de» kaiser lichen Lonsulat» in Lourenyo Marque» geht di« zweite Ambulanz der Deutschen Bereine vom Rothen Kreoz nach Gpringfontein im Oranje-Freistaat. * Washingtan, 22. Januar. Abend wurde im Opernhause Sympathie-Kundgebung für Versammlung abgrhaltrn. Unter Anwesenden befanden sich hervorragende und mehrere Congreß-Mitglieder. <tt wurden Reden gehalten und veschlußanträg« gefaßt, in denen erklärt wird, di« südafrtka» olr tl»rik luuooo X IX X o. X IX X o. X IX X o. XIX X o X l» xo. xv o. l> IX . IX t. IX l.ir„r v x i> i. o. o t Uo»t v.
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