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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.01.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000125016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900012501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900012501
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-01
- Tag 1900-01-25
-
Monat
1900-01
-
Jahr
1900
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Dieser Plan war kurz folgender: Abdrängung der aufständischen Truppen von ihren Rückzuzslinien im Osten und Norden, Einschnürung der philippinischen Streitkräfte bei Tarlac und demnächstige Sprengung des dortigen NcvolutionScentrumS, womöglich unter gleichzeitiger Gefangennahme Aguinaldo'S und der bei ihm befindlichen Chefs der Freiheitsbewegung, endlich Entwaffnung des Feindes. Alles schien nach Wunsch zu geben, denn nur bei San Jacinto kam eS zu einem ernsteren Kampfe gegen circa l200 Philippiner, welche den Amerikanern, wie es scheint, größere Verluste zusügten, denn daS Hospitalschiff „Relief würde in aller Eile von Manila nach Norden entsandt. Bereits am 12. November erreichte General Mac Arthur Tarlac. Der Ort war gänzlich verlassen, jedoch entgegen den früheren Gepflogenheiten der Indier nicht eingeäschert. Aguinaldo selbst soll seine hierauf bezügliche Ordre auf gehoben haben, um die Gemüther der ihrer Wohnstätten beraubten Bevölkerung nicht gegen sich zu erbittern. Bon Aguinaldo und seinen Truppen fand sich in Tarlac keine Spur. ES konnte kein Zweifel mehr bestehen, daß geschlossene größere Verbände der Philippiner und eine ein heitliche militärische Leitung nicht mehr existirten. Dagegen sah man sich nun der keineswegs erfreulichen Thatsache gegen über, daß die in Händen der Indier befindlichen 20 bis 30 000 Kriegsgewehre, an deren Erlangung den Amerikanern so viel gelegen sein mußte, auch noch weiter im Lande ver blieben. Die Truppen Aguinaldo'S hatten sich theils in kleine Freischaaren aufgelöst, die jetzt auf eigene Faust einen Guerilla- Krieg in ausgedehnter Weise sortführen, theils hatten die ehemaligen Soldaten zum Pfluge gegriffen und erscheinen heute als friedliche Landleute auf ihren Feldern. Sei» Gewehr aber hat Jeder von ihnen in einem sicheren Verstecke anfbewahrt, um iin gegebenen Momente von demselben Ge brauch zu machen. Die Eisenbahn ist 5 lcm über Angeles bis nach Bamban zerstört. Die bei dieser Ortschaft befindliche größere eiserne Brücke ist mit Dynamit gesprengt. 7 Locomotiven und viel sonstiges Bahnmaterial sind an dieser Stelle in den Fluß gestürzt. Erst von CapaS ab ist die Bahn wieder einiger maßen benutzbar. In Tarac selbst fielen den Amerikanern 2 Locomotiven und eine größere Anzahl von Güterwagen in die Hände. Hier kann also der Betrieb bald wieder aus genommen werden. Auf der unterbrochenen Strecke hinter Angeles müssen einstweilen 250 Büffelwagen teu täglichen Proviant nach Bamban tranSportiren. Bon Tarac brach Mac Arthur nach kurzer Rast auf und erreichte am 20. November Dagupan. Dort waren schon zwei Tage vorher zwei Compagnien vom Corps Wbeaton eingezogen, aber infolge der friedlichen Haltung der Be völkerung wieder abmarschirt. Die Eisenbahn zwischen Calabiao und Dagupan bedarf eines vollständigen Neubaues. Aguinaldo, der das Unwetter über sich und seine Sache hatte bereinbrechen sehen, soll sich in letzter Stunde noch zum Diktator auSgerufen haben, nachdem es ihm nicht mehr gelungen war, an Stelle seines znrückgrtretenen Ministeriums ein neues Cabinet zu bilden. Seiner Armee ertheilte er den Befehl, sich in kleine Freisch'aaren anszu lösen, während er selbst mit einer schwachen Escorte der ihm drohenden Einschließung beziehungsweise Gefangennahme durch eiligen Rückzug entging. Es ist ihm denn auch thatsächlich gelungen, nach den Nordprovinzen zu entkommmen, und zwar kurz bevor der mit seinen Truppen im Golf von Lingayen gelandete General Wheaton sich mit General Ljoung vereinigen konnte. Sobald Aguinaldo'S Flucht festsland, wurde ohne Berzug seine Verfolgung aus genommen. Man gelangte bald aus die richtige Fährte und Niest wiederholt auf die seinen Rückzug deckende Leibwache. Letztere, sowie der Aguinaldo'sche Troß wurden schließlich auseinandergesprengt, doch gelang eS nicht der Person beS TagalenführerS selbst habhaft zu werden. Dagegen gerieth D. Felipe Bnencamino (letzter Sekretär der auswärtigen An gelegenheiten), dem die Fürsorge für die Mutter Aguinaldo'S und dessen 4jährigen Sohn Miguel anvertraut war, in Ge fangenschaft. Er befindet sich jetzt in Manila in Haft. Dem Vernehmen nach soll er nach Honolulu deportirt werden. Die Aguinaldo'sche» Familienangehöriaen fanden Aufnahme im Hause eines hiesigen angesehenen Mestizen. Wo sich der einsame Diktator zur Zeit anfhält, steht nicht fest, ebenso wenig verlautet etwas über seine nächsten Absichten. Nachdem sich General Joung gezwungen sah, die Ver folgung des Flüchtling« einiiweilen aufzugeben, setzte er an der Küste entlang seinen Weg nach Norden über San Fer nando de la Union fort. Ihn begleiten — sich aus gleicher Höhe mit den Landtruppen haltend — das Panzerschiff „Oregon" und zwei Kanonenboote, welche demnächst die wichtige Hafenstadt Bigan nach kurzer Beschießung einnahmen und besetzte». Eine größere Anzahl dort internirter spanischer Gefangenen konnte befreit werden. Da es den Amerikanern weder gelungen ist, sich Aguinaldo'S, noch der Waffen der Filipino- zu bemächtigen, so ist der Erfolg des Winterfeldzuge- bi-her nur ein Halder. Hatte man doch gehofft, die Filipino- völlig zu unterwerfen. Davon aber ist keine Rede, wie schon daraus hcrvorgeht, daß die „Rebellen" die Amerikaner bereits wieder in der nächsten Umgebung Manila- belästigen. (Wie erinnerlich, meldete die „Agence Hava-" unterm 16. Januar auS Hong kong, daß die Filipino- die Amerikaner in San Makro und in Paranaque bei Manila angegriffen und 12 Mann ge lobtet haben. D. Red.) Zum Schuhe der Lauarbeiter hatte der Staatssekretär des Innern Or. v. Poscudowsky am 30. Juni 1898 einRundschreibcnan dieBunves- regierungen erlassen, in dem er ausführt, Laß sich bei den in neuerer Zeit vorgenommenen Erhebungen über den Arbeiter schutz bei Bauten mannigfache Mißstände herausgestellt haben, die das Verlangen nach einem wirksameren Schutz der Bauarbeiter gegen Unfälle und Gesundheitsgefähren berechtigt erscheinen lassen. Es wird dann weiter bemerkt, daß die gesetz lichen Unfallverhütungsoorschriften in Verbindung mit den zahl reichen polizeilichen Vorschriften im Allgemeinen für ausreichend zu erachten seien, so daß kein Anlaß zu weiteren reichsgesetzlichen Maßnahmen vorliege. Es muffe vielmehr angenommen werden, daß das Steigen der Zahl der Unfälle neben anderen allgemeinen Ursachen auf cine^rnzu- länglicheDurchführungderbestehendenSchutz- vorschriften zurllckzuführen sei. Zum Zwecke des ge sundheitlichen Schutzes der Bauarbeiter müßten be sonders in Orten mit reger Bauthätigkeit ausgiebigere polizeiliche Maßnahmen stattfinden, die besonders bei Jnnenarbeiten auf einen zur Winterzeit vorzunehmenden, wenn auch provisorischen Verschluß der Thür- und Fensteröffnungen, auf das Verbot von Arbeiten in Räumen mit offenen Coaksfeuern, auf die Be schaffung von Unterkunftsräumen und Bedürfnißanstalten hin zielen müßten. Zur Verhütung vo »Unfällen müßte dieUeberwachungderBauten gründlicher und häufiger ausgeübt werden, insbesondere müsse auch der berufs genossenschaftliche Aufsichtsdienst verbessert werden. Es empfehle sich ferner, die Betheiligten selbst zur Mitwirkung Lei der Controls der Bau sicherheit und des Arbeitsschutzes heranzu ziehen und wenigstens bei umfangreicheren Bauten durch den Bauherrn oder Baunternehmer aus den auf dem Bau bc- chäftigten Arbeitern, etwa den Vorarbeitern, eine Person auszu wählen, und der Baupolizeibehörde namhaft zu machen, die stets auf dem Bau anwesend sein muß, und die Verpflichtung hat, auf die Vernachlässigung der Sicherheitsmaßregeln u. s. w., die Ürbeiter, die Arbeitgeber und nöthigen Falles die Polizei auf merksam zu machen. Auch etwaigen Mißständen, die sich be sonders in sittlicher Hinsicht bei der nicht sehr bedeutenden Be- chäftigung von Arbeiterinnen und jugendlichen Arbeitern herausstellten, sei durch Polizeiverordnungen ab- zühelfen. Die durch dieses Rundschreiben gegebenen Anregungen haben nach der „Nordd. Allgem. Ztg." sich bereits wirk sam gegeigt, wenn auch bisher die zur Besserung des Bau arbeiterschützes in Angriff genommenen Maßnahmen erst theil- weise zum Abschluß gelangt sind. Um eine wirksame Durch führung der Unfalloer hütungs Vorschriften zu erzielen, ist durch Vermittelung des Reichsoersicherungsamtes bei den Baugewerksberufsgenosscnschaften auf eine Verbesserung des berufstzenossenschaftlichen Aus sichtsdienstes hingewirkt worden. Der Verband dieser Be- rüfsgenossenschasten hat in Folge dessen auf dem Verbandstage in Karlsruhe am 7. October vorigen Jähres Len Beschluß gefaßt, geeignete Mittel in Erwägung zu ziehen, um die Genossenschaften, die noch keine Berufsärzte angestellt haben, anzuregen, die An stellung einer ausreichenden Anzahl technisch vorgebildeter Berufs ärzte zur wirksamen Ucberwachung der Betriebe zu bewirken. Zur Beseitigung der Gesundheitsgefahren haben die meisten Bunvesregierungcn Vorschriften theils schon erlassen, theils in Aussicht genommen. Die preußische Regierung hat die Regierungspräsidenten angewiesen, für den Erlaß von Polizei verordnungen, betreffend die Arbeiterfürsorge aus Bauten, in allen Bezirken Sorge zu tragen, in denen ein BrdUrfniß dazu vor liegt. Solche Verordnungen sind inzwischen bereits für einzelne Regierungsbezirke ergangen. Ebenso sind in einer großen Zähl bayerischer Gemeinden Polizeiverordnungen zum Schutze der Bauarbeiter erlassen, kürzlich auch allgemeine Maßnahmen zur Vervollkommnung des Bauarbeiterschühes in einer Conferenz von staatlichen und beruf-genossenschaftlichen Beamten, Unter nehmern und Avbeitervertretern berathen worden, wobei auch die Vorschläge über Heranziehung von Baucontroleuren aus den Reihen der Arbeiter Anklang gefunden haben sollen. In Sachsen ist der Entwurf eines „Allgemeinen Baugesehes" be kanntlich fertig gestellt und in der ZweitenKa'mmer schon berathen worden; dieser Entwurf stellt sich u. A. die Aufgabe, den Schutz der Arbeiter auf Bauten wirksamer zu gestalten, und berücksichtigt insbesondere auch die Mitwirkung praktisch vorgebildeter Bau aufseher. Die Regierungen von Württemberg und Baden wollen die von der Reichsvevwaltung empfohlenen Maßnahmen gelegentlich der im Gange befindlichen Revision der Bau ordnungen einer Prüfung unterziehen. InHessensind bereits einzelne entsprechende Polizeiverordnungen erlassen. In Braunschweig ist seit dem März vorigen Jahres eine Bau ordnung in Kraft, welche allgemein Vorschriften zur Be kämpfung von Gefahren für Leben und Gesundheit der Bau arbeiter, sowie Vorschriften zur Währung von Sitte und An stand auf Bauten enthält. In Anhalt, Schwarzburg- Rudolstadt und Reuß ä. L. sind Polizeiverordnungen er lassen worden, in welche Vorschriften zur Beseitigung der oben aufgoführten Mißstände ausgenommen sind. Die Regierungen von Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Reuß j.L., Schaumburg-Lippe und Lippe haben an geordnet, daß im Bedürfnißfalle die nothwendigen Maßnahmen als Bedingungen in die Bauerlaubnißscheine aufzunehmen sind. In Lübeck ist eine neue Bauordnung in Dorbereathung. Ham burg hat seit 1882 ein Baugesetz, daS Vorschriften über den Verschluß von Thür- und Fensteröffnungen während der kalten Jahreszeit und Uber die Anlegung von Bedürfnißanstalten, sowie ein Verbot des Arbeitens in Räumen, in denen offene Coaksfeuer brennen, schon enthält. Der Statthalter in Elsaß-Lothringen hat die Bezirkspräsidenten an gewiesen, Bezirkspolizeiverfiiaungen zum Schutze der Arbeiter nach Maßgabe eines beigefügten Entwurfs zu erlassen. Nur in einer kleinen Zahl von Bundesstaaten ist von einer Aenderung der bestehenden Bestimmungen bisher Abstand genommen worden, weil angesicht« der dort bestehenden einfachen Verhält nisse ein Bedürfniß nach Verwehrung der Vorschriften über den Bauarbeiterschutz nicht anerkannt wird. Ergiebt sich hieraus, daß die verbündeten Regierungen im Vereine mit der Reichsver waltung den anerkannten Mißständen auf dem Gebiete des Arbeiterschutzes auf den Bauten fortgesetzt ernste Aufmerksamkeit zuwenden, so läßt sich auch nicht bezweifeln, daß die in Angriff genommenen oder bereits ausgeführten Maßregeln zur Besserung der Verhältnisse beitragen werden. Ebenso wenig aber darf be zweifelt werden, daß auch die Bauunternehmer den Schutz ihrer Arbeiter auf Bauten sich in fortgesetzt steigendem Maße an gelegen sein lassen. Der Krieg in Südafrika. -p. Nach den Kämpfen, welche an den von den Boeren besetzten Westhängen dcS SpionSkop- (nördlich unmittelbar vor der Trichardt-Drift) uud den gegen überliegenden niedrigeren Höhen, auf denen der von Alton HomeS südlich zurückgetriebene General Warren Posto gefaßt bat, während des gestrigen Tagcö stattfanden, kann von der Durchführung des Buller'schen Planes, dieBoerenstellungen nordöstlich zu umgehen und dann mitWarren gleichzeitig daS Cent rum Joubert's anzugreifen und z» durch brechen, kaum mehr die Rede sein. Warren selbst ist umgangen und sitzt am SpionSkop, durch diesen von Buller getrennt, in der Falle. Will Buller noch den Vorstoß gegen Ladysmith, also durch das Centrum der Boeren hindurch, wagen, so muß er entweder warten, bis Warren (den Feind vom SpionSkop vertrieben hat, was ihm schwerlich gelingen dürfte, oder er muß mit geschwächter Kraft allein vorgehen, was eine sichere Niederlage bedeuten würde. Die Lage des englischen Entsatzcorps ist demnach eine außer ordentlich precäre. Sieg oder Vernichtung beißt jetzt die einzige Losung. Wird Buller geschlagen, so wird selbst unter dem Schutze der englischen Marinegeschütze auf der Südseite des Tugela ein Rückzug über den schwer passirbaren Fluß ein Ding der Unmöglichkeit sein. Was die Engländer bisher an Boden gewonnen, sind durchweg nur Vorpostenstellungen der Boeren, welche diese gar nicht ernstlich zu halten gedachten, und die sie nur ver- theidigten, um ihrem Gros zur Herrichtung der eigentlichen Stellungen für die hartnäckigste Vertheidigung Zeit zu schaffen. Bisher hat General Buller sich auf eine wirkungs lose Beschießung der Boerenstellungen im Süden vom Mount Alice, einem Vorsprunge des ZwartkopS, aus, sowie auf Auskundschaftung derselben mittels eines Fesselballons be schränkt, wobei der letztere übrigens einmal von einer Boerenkugel getroffen wurde, ohne jedoch ernsten Schaden zu nehmen. Verschuldet hat General Buller seine wenig beneidens- werthe Situation dadurch, daß er die Boeren sich in die Karten sehen ließ, als er die fast unbrauchbar gewordene Feldbahn von Freie nach Polgietersdrift bauen ließ. Joubert war schon am 3. Januar von Buller'S Plan unterrichtet, und so gelang eS ihm, alle Vorbereitungen zu treffen und die wichtigsten Puncle nördlich der Driften nicht bloS zu besetzen, sondern auch stark zu befestigen. Dazu kommt noch, daß, während der schwerfällige englische Troß sich von Frere aus nach 'ds^Driflen bewegte, die leichtbeweglichen Boeren von allen Seiten zusammengerufen werden, um sich westlich von Lady smith, wo man immer uoch bloS die englischen „Bomben Platzen" sieht, zu concentriren. Tic Kämpfe vom Sonnabend bis Montag beschreibt der Correspondent des „Standard" wie folgt: SpearmanS Kamp, 21. Januar, Nachmittags. Ein schwerer Kampf wogte während deS ganzen gestrigen Tages (also am Sonnabend) die Hügelreihe nu Rücken des Ta Ka mi yamabergeS entlang. Um 3 Uhr Morgens am Sonn abend rückte die Brigade deS Generalmajors Woodgate aus ihrem Bivonac im Süden von TrichardtS Furth und mar- schirte nach den drei KopjeS, welche unter dem Namen One- treehill bekannt sind. Dieser Punct liegt Halbwegs nach der Koben Hügelkette hinauf, welche dem den Nordabhang des Tabamiyama folgenden Wege entlang läuft und mit der Straße von PotgieterS nach Ladysmith zusammenfällt. (Diese Localbeschreibung steht in direktem Widerspruche zur Generalstabskarte, waS dei deren Unzuverlässigkeit allerdings wenig bedeuten würde, aber auch zu allen übrigen Meldungen. Onetreehill liegt nach diesen nicht gegenüber der TrichardtS Furth, sondern vor der Pot- gieters Furth, auf dem Nordufer, gerade unter dem am Südufer aufsteigenden Aliceberge. Buller selbst läßt auf Onetreehill nicht den Generalmajor Woodgate, welcher unter General Warren'S Befehl steht, sondern General Lyttleton kämpfen, und Onetreehill nicht Halbwegs nach dem Taba miyama, sondern wenige hundert Z)ardS vor dem Nordufer deS Tugela liegen. Die Lage de- Tabamiyama- geben alle vorliegenden Berichte verschieden an, und zwar bis zu zehn Kilometer weiter westlich, östlich oder südlich. Selbst auf der diese Woche erst neu erschienenen und den jetzt nach Afrika gehenden Truppen auSgetheilten Generalstabskarten be findet sich der Tabamiyama überhaupt nicht angegeben, ebenso wenig, wie z. B. TrichardtS Furth, SpearmanS Farm u. A. m ). Später am Morgen rückte General Hart'S Brigade auf der Linken (vonGeneral Woodgate?) vor, nachden Parallel sporen, um mit der anderen Brigade zu cooperiren. General Woodgate schickte die Hälfte seiner Leute vor, um die Boeren- linien anzugreifen, während die Feldbatterien ein fürchterliche- Bombardement die ganze Stellung entlang unterhielten. Der Feind kämpfte mit der größten Tapferkeit, jeden Zoll breit vertheidigend, aber unsere Leute ließen sich nicht abweisen und besetzten eine Bastion und trieben die Boeren von mehreren hintereinander liegenden Bodenwellen. Der Kampf wurde nur durch die anbrechende Dunkelheit zum Stehen gebracht, aber man nahm allgemein an, er werde heute mit Tages anbruch erneuert werden. (Die „Times", deren Bericht erst vom 22. Vormittags datirt, wissen weder von der Wegnahme einer Bastion, noch von der Be setzung mehrerer Hügelwellen.) Unsere Verluste waren über 200 Verwundete, aber nur wenige Todt». (Ganz unverständ ¬ lich ist, wie der Correspondent de- „Standard" gar nicht- von der gleichzeitigen Operation de- Generals Warren, der nacb dem osficiellen Berichte Buller'- gerade den hier be schriebenen Angriff persönlich leitete, wußte, wie ihm da- Eingreifen General Lyttleton - ebenfalls vollständig unbekannt zu sein scheint.) Die „Times" berichten über denselben Kampf: SpearmanS Kamp, Sonntag 10 Uhr 30 Min. „Die von den Boeren geräumten Schützengräben (wo?) wurden bei Tagesanbruch besetzt. Der Feind hält eine andere hinter der ersten Hauptkette belegene halbkreisförmige Stellung. Bei unserem Hauptangriffe ist unser Ziel, durch den Vormarsch, besonders des rechten Flügels General Hildyard'S, den Feind in zwei Tbeile zu schneiden. Mehr Truppen kamen den ganzen Tag über herauf. Wir blieben unter Deckung bi- auf eine eng lische Meile vor dem Feinde, das Feuer war auf beiden Seiten schwer und ununterbrochen. Abends war die Lage unverändert." Das war am Sonnabend Abend. Die „Times" constatiren also ausdrücklich, daß die Engländer am Sonnabend eine Meile vor dem Feinde unter Deckung blieben und die beiderseitigen Stellungen unverändert waren, während der „Standard" die Engländer drei Hügelreihen stürmen läßt. Wir beben daS absichtlich hervor, da e- be weist, wie unzuverlässig selbst die Berichte der ersten eng lischen Zeitungen sind. lieber den Kampf am Sonntage wußten die „Time-" nur zu melden, daß die Engländer wiederum „unter Deckung blieben und nur bis 500 4)ardS an den rechten Flügel de- Feindes herangingen und dort bis zum Dunkelwerden blieben und bivouakirlen. Nacht- räumte der feindliche reckte Flügel seine Stellung." „Daily Telegraph" läßt General Warren „westlich vom Spionkop operiren (andere ihn sogar vom Norden dagegen vorgehen) und hier eine wohlüberlegte und erfolg reiche Schlacht schlagen, welche thatsächlich dazu führte, daß wir das rauhe Tafelland uns sicherten, welches den Schlüssel der Boerenposition bildet." Schritt für Schritt und mit großem Elan ging die britische Infanterie vor angesichts einer schweren Fusilade der Mausergewehre. Punct für Punct wurden die feindlichen Stellungen genommen und schließlich brach die rechte Flanke der Boeren und wurde gegen den Spionkop znrückgcworfen. Dabei kann sich Jeder denken, wa- er will. Erst de» Feind von dem rauben Tafellande vertreiben, welche- „den Schlüssel zur Boerenposition bildet", und dann ihn zwei Zeilen später lediglich auf dieses selbe Tafelland „zurück drängen", bedeutet hier offenbar dasselbe. Die „Daily Mail" beschreibt den Kampf am Sonntag wie folgt: „Es wurde den ganzen Tag über heiß gekämpft; gestern Abend bivouakirte Warren'S Colonne in den Stellungen, welche sie dem Feinde während des Tage- abgerungen. Heute nahmen wir den Angriff bei Tagesanbruch auf der ganzen Linie mit sämmtlichen Brigaden wieder auf. Wir fanden bald, daß die Boeren die Hügelketten machtvoll besetzt hielten und daß ihre Stellungen sehr starke waren. Der GebirgSzug wird durch tiefe Abhänge durchschnitten und viele der Zugänge sind sehr schwierig. Heute nahmen die Boeren, welche gestern auö ihren Schützengräben vertrieben waren, in DongaS und hinter Felsen Deckung, mit denen die Hügel überstreut sind. Unsere Streitkräfte gingen daher an die Aufgabe, den Feind aus denselben zu vertreiben, und tbaten das guten Muthes. In den frühen Morgenstunden wurde viel geschossen und nur geringer Fortschritt gemacht, aber allmählich „erzählte britischer Muth seine kleine Ge schichte". Der Feind siel auf ein anderes Kopje zurück. Wir schwärmten aus und besetzten dasselbe, und dann begann der Angriff von Neuem mit größter Tapferkeit. Die Gegend ist einfach überreich an Hügeln, welche dem Guerillakriege günstig sind, und unsere Aufgabe ist eine unendlich schwere, trotzdem erfüllen wir dieselbe allmählich. Wo immer Jemand vom Feinde eine neue Stellung aufnahm, überschütteten die Feldbatterien dieselbe mit Shrapnels und die Schnellbewegung der Ge schütze und das darauf folgende zielsichere Gewehrschießen muß die Feinde sehr betrübt haben. Dieselben waren fast den ganzen Tag in der Defensive mit einer Ausnahme, wo sie den Versuch machten, unsere Linke zu umgehen und dabei schachmatt gesetzt wurden. Sie verließen sich fast ausschließlich auf Gewehr feuer. Wenige Bomben wurden von einem schweren Geschütze geworfen, fielen aber harmlos nieder. Wir occupiren jetzt die niedrigere Bodenerhebung aus der Linken und convergiren langsam, aber sicher, gegen da- Boeren-Centrum. (Die von Buller in erster Linie geplante Umgebung der rechten Boeren- flanke ist auch nach diesem Berichte der stet- stark über treibenden „Mail" aufgegeben.) ... Es gehen starke Gerüchte, die Boeren zögen sich zurück. Die Schlacht wird morgen ^>euw, DienStag, beginnt in der englischen Presse und im KriegSamt jenes bekannte Schweigen, da- bisher stet- der zuverlässige Ankündiger einer englischen Niederlage ge wesen ist. Der „Daily Telegraph" weiß vom Montag nicht-, als daß „Warren'S Geschütze den Feind die ganze Nacht durch beschossen, die Vertbeidiguna-werke des Feinde- auS zahllosen Schützengräben, Wällen und Neduten bestehen, au- denen unsere Truppen sie nach einander im Draufgang-stil vertreiben. Die Boeren suchen die Mehrheit ihrer Leute außer Schußweite zu halten, bi- sie derselben thatsächlich bedürfen, und so machen wir- auch." DaS klingt nichts weniger al- „siegreich I" Die „Morning Post" gebt schon einen Schritt weiter und erklärt ehrlich: „Warren'S Angriff batte bi- Sonntag Abend den Feind weder von demPlateau vertrieben, nochdie Ostspitze de- Höhenrücken- gewonnen." Selbst die „Daily Mail" sagt: „Der Kampf war bi- dahin offenbar nicht entscheidender Natur, aber wir haben Terrain gewonnen, wenn auch nur eintausend Uard». Der Vormarsch scheint westlich über die nordöstlichen Abhänge de- Spionkops gegangen zu sein. ES ist eine praktische Illustration unserer britischen Methoden, den Krieg vor- zubereiten, daß Gptankap auf den Regierung-karten westlich anstatt Sstttch »an Attan Ha«e» an gegeben ist. Vielleicht wird man un- erklären, daß »S zwei Spionkopje» giebt." Weiterhin sagt dasselbe Blatt recht
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