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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.01.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020111026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902011102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902011102
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-01
- Tag 1902-01-11
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Monat
1902-01
-
Jahr
1902
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Diese Verschiedenheit der Meinungen in speciellen Zollsragen ist in einem Reiche von ver Ausdehnung und der Verschieden heit der landwirthschaftlichen Productionsverbältnisse Deutsch land- etwa- ganz Selbstverständliches; es ist natürlich, daß man von Memel bis Konstanz in einem Gewerbe, das von der Bodenbeschaffenheit abhängig ist, nicht überall die gleichen gewerblichen Bedürfnisse empfindet. Aber das Bediirfniß nach einem besseren Schutze des Ge werbes im Allgemeinen wird fast ausnahmslos empfunden und geltend gemacht. Die Aufgabe ist, die Interessen in der Weise gegeneinander abzuwägen, daß nicht gesagt wird: wir billigen nur einen für unsere Gegend vortheilhasten Zoll und kehren uns nicht im Mindesten daran, daß einer anderen Gegend ein anderer Zoll nothwendig ist. Nun scheint sich auch derHandelSpertragsverein von bäuerlicher Zollfeindschast nicht viel zu versprechen. Er legt das Hauptgewicht auf ein völliges Dunkel, das nach seiner Ansicht, richtiger nach seiner Angabe, über den Verhältnissen der deutschen Landwirtbschaft lagert. Iguorulnus. Es bestehe „ein gänzlicher Mangel an Beweis material für die Nothwendigkeit höherer Agrarzölle", und dem soll durch die parlamentarische Enquete abgeholfen werden. Wir fürchten aber, die Freisinnige Vereinigung und der Handelsvertragsverein würden das Vorhandensein einer egyp- tischen Finsterniß zu behaupten fortfahren, wenn eine solche Enquete, wie höchst wahrscheinlich, ein anderes Ergebniß als das ihnen erwünschte gezeitigt haben würde. Die Herren vom laisser aller sind in diesem Puncte eigenthümlich. Zur Er forschung derBörsenverhältnisse wurde imJabre 1892 eine Sachverständigen-Commission, also ein zuverlässigeres Organ, als eine parlamentarische Enquete wäre, eingesetzt, ihre Leitung bestand aus nicht weniger als 23 Mitgliedern; sie hörte in einer langen Zeit eine große Anzahl von Kennern des Börsen- wesenS, Kaufleute und Nichtkaufleute; ihre dickbäuchigen, höchst sorgsam und objektiv gearbeiteten Berichte konnten erst anderthalb Jahre nachBeginn der Enquete fertiggestellt werden; auf ihrer, dieser Berichte, Grundlage wurde das jetzt bestehende, im Reichstag 1895 mit erdrückender Mehrheit angenommene Börsengesetz auögcarbeitet und eben dieses dergestalt vor bereitete Börsengesetz wird von den Freisinnigen und ihren Gesinnungsverwandten noch heute, nicht etwa nur in einzelnen Theilen, sondern in Bausch und Bogen bitter bekämpft und als Frucht krasser Unwissenheit in Börsendingen hingestellt. Nickt Drang nach Wissen und Erkenntniß ist es also, was das Verlangen nach einer landwirthschaftlichen Zoll enquete erzeugt hat, sondern der Wunsch, eine ungeheuer lange Bank zu zimmern, auf die die unliebsame Angelegenheit ge schoben werden kann. In seinem Urtheil über die erste Rede deS Grafen Bulow, die bekanntlich in der englischen Regierungspresse arg verschnupft hat, übertrifft der als osficiös geltende „Standard" Alles, was man bis jetzt an englischem Hochmuth und englischer Arroganz kennen gelernt hat. Unsere Leser wissen aus dem im Morgenblatt mitgetheilten Auszug, wessen dieses edle Jingo- Blatt sich Deutschland und seinem Herrscher gegenüber erfrecht. Der „Standard" weiß sehr genau, daß die aufs Höchste erregte öffentliche Meinung in Deutschland es dem Grafen Bülow geradezu unmöglich gemacht hatte, zu schweigen, aber statt nun die immer noch maßvolle Zurückweisung der Chamberlain'schen Beleidigung unserer in ihrer Ehre unantastbaren Armee als eine unabänderliche Consequenz ruhig einzustecken, findet der „Standard" den Muth, seinerseits von einer „gröblichen, init allem Vorbedacht geäußerten Beleidigung Eng lands" durch den Kanzler Deutschlands zu sprechen, eine „grobe Verletzung internationaler Höflichkeit" in v. Bülow'S nothgedrungener Abwehr zu finden und zu fordern, daß der „Berliner Hof" für eine „schleunige befriedigende Abbitte" sorgen werde. Es ist ja nichts Neues, daß leitende engliscke Blatter den Berliner Hof, also den Kaiser, gegen seine eigene Regierung auszuspielen suchen, dieses neue Beispiel elender politischer Tartufferie kann unS also rticht im Mindesten überraschen, und es liegt uns nichts ferner, als uns darüber aufzuregen, da es ganz zweifellos ist, daß der „Standard" und seine Hintermänner das Niveau des politischen Anstandes und Ehrgefühls wieder einmal ver gebens verlassen haben. Graf Bülow hat gewiß nicht ohne vorhergegangene Verständigung mit dem Kaiser sein Wort gesprochen, und da er zum Glück alle Parteien im Reichs tage nicht minder wie das gesammte deutsche Volk hinter sich hat, wird eS dem Kaiser nicht einfallen, dem Grafen Bülow eine ganz Deutschland treffende Canossa-Demüthigung aufzuerlegen um eines — Chamberlain's willen. „Sehe Jeder, wie er'S treibe, sehe Jeder, wo er bleibe, und wer steht, daß er nicht falle". Dies Wort möchten wir im Gegentheildem englischen Colonialminister zur Beherzigung ins Gedächtniß rufen. Er ist in England durchaus keine populäre Persönlichkeit mehr, durch seinen rubmlosen Krieg hat er sich die Sympathien weiter Kreise verscherzt, und man läßt ihn nur deshalb nicht über die Klinge springen, weil nun einmal Vas gefährliche Spiel, zu dem er England verleitet hat, koste waS es wolle, zu Ende gespielt werden muß, wenn die Beherrscherin der Meere nicht zu einer Macht zweiten Ranges herabsinken will. Die Drohung endlich, die der „Standard" an seine unerhörte Zumuthung knüpft, daß England uns wirthschaftlich und politisch schädigen werde, wenn Haben Sie mich schon jemals über das Esten reden gehört? Aber Sie — naschen und lecken, ja, das mögen Sie!" „Bitte, bitte — noch dies kleine Stück!" „Potz zum Wetter! Und das in meinem eigenen Hause. Wenn Sie nun nicht bald vernünftig werden, na, dann wart' ich noch «in bischen!" Und damit sprang er auf, legte ihr seine Serviette zum Zu sammenfalten hin und zog sich schleunig mit seinen Zeitungen zurück. Er war ganz und gar gedankenlos heiter, wies Alles zurück, was sich in seiner Seele manchmal fragend regen wollte, und hing sich mit vollem Willen an den Genuß des Lebens, an die Hinnahme der Liebe von zwei Frauen, die ihm seiner Meinung nach das Schicksal bestimmt hatte. Er arbeitete von früher Morgenstunde an in seinem Contor mit dem Eifer und der Reg samkeit eines tüchtigen Kaufmanns. Die Abende bei Heinzers ähnelten genau denen der ooraufgegangenen Jahre —, genau wenigstens in der Auffassung des Capitäns, der vollkommen ruhig das Kommen und Gehen des Gastes sah, da Emilie ihre gleichmäßig liebliche Freundlichkeit, ihre Arbeitslust und alle Interessen für die Studien des Vaters unverändert bezeigte. Nur Louise war unruhig; sie hatte für die kecke Art Theuer- dank's nie ein rechtes Berständniß gehabt, sie ließ sich auch nicht gern necken und hatte ihm immer derbe gedient. Es war, als ob Theuerdank die Feindin in ihr witterte. Er war immer freundlich und höflich, c.ber er reizte sie nie mehr; und sie hätte bereitwillig zehn Jahr« ihres Lebens hingegeben, wenn Sic cs hätte hindern können, daß dann und wann, wenn der Himmel klar, der Capitän die Beiden mit Aufträgen in den Thurm hinaufschickte. Sie ging nie mehr um diese Zeit nach oben, wie sie es sonst gethan, um die Schlafzimmer in Ordnung zu bringen — ihr graute vor ihren eigenen Gedanken, und sie fürchtete die Möglichkeit, eine Bestätigung erfahren zu können, die ihr doch gleichbedeutend sein mußt« mit einem furchtbaren Derhängniß, das drohend über ihnen hing und sie doch einmal ereilen mußte. Eines Tages sagte sie: „Wie ich höre, ist nun Fräulein Tor- gany wieder gesund — da wird auch Herr Theuerdank bald seine Besuche bei uns rinstellen müssen, denn sie würden sonst zur Ungerechtigkeit, und unser Herr Capitän darf nicht so egoistisch sein; Niemand darf sich zwischen Zweien stellen, die für einander sind und sich Treue gelobt haben. Schlimm genug, wenn sich Lieb« nicht halten läßt; aber Treue, Treue di« kann man halten und an die darf ungestraft kein Dritter rühren, nicht einmal ein verworfener Mensch, geschweige denn ein guter." Emilie hatte schweigend zugehört, aber Louise sah wohl, daß sie stiller und stiller von Tag zu Tag wurde, und den Gast nie wir nicht Ordre pariren, läßt unS kalt. Wirthschaftlich hat uns unser Vetter ja schon alle Zeit auf die Füße getreten, wo er nur konnte — meist erfolglos — und politisch würde uns England, auch wenn wir in dickster Freundschaft mit ihm lebten, doch mit mathematischer Sicherheit sitzen lassen, wenn wir irgend einmal und mit irgend wem in ernsten Conflict geriethen. Wozu also erst noch die Drohung? Wir wollen übrigens abwarten, was der „Standard" zu der gestrigen Zurückweisung der Lieb ermann'scheu Schinde reien durch den Grafen Bülow sagt. Wahrscheinlich bleibt dem Blatte zunächst der große Mund vor Erstaunen darüber offen stehen, daß der deutsche Reichskanzler, trotz seiner be rechtigten Beschwerden über einen englischen Minister und die ihm ergebene Presse unberechtigte und unziemliche An griffe auf diesen selben Minister und seine Landsleute ab zuwehren über sich gewinnt. Später wird das Blatt sich vielleicht seiner Sprache schämen — vielleicht auch nicht. Deutsches Reich. * Grofienhaiu, 10. Januar. Wie beute Herr Abgeord neter Hausse-Dahlen dem „Großenh. Tgbl." mittbeilt, hat sich sein Herzleiden als ganz leicht herausgestellt, so daß er an eine MandatS-Niederlegung für Reichstag oder gar Landtag nicht zu denken braucht. * Berlin, 10. Januar. (Zur Lage der preußischen Oberlehrer.) Unter den Beilagen zum Etat der preußischen Unterrichtsverwaltung befindet sich auch ein fünfter Nachtrag zum Normaletat für die Besoldungen der Lehrer an den höheren Unterrichtsanstalten. Nach diesem Nachtrage soll der auf das Aufsteigen der Oberlehrer im Gehalte bezügliche Satz deS H 3 folgende Fassung erhalten: Das Aussteigen im Gehalt geschieht ...: 3) bei den wissenschaft lichen Lehrern (8 1 Nr. 3) mit 500 nach 3 Dienstjahren, mit 400 ./6 nach 6 Tienstjahren und mit je 300 nach 9, 12, 15, 18, 21 Dienstjahren. Zu dieser Bestimmung, die in den Kreisen der akademischen Lehrer sicherlick mit Anerkennung ausgenommen werden wird, bemerkt die „Kreuzzeitung": Nach dem bisherigen Zustande erfolgten die Alterszulagen — abgesehen von der festen Zulage, die nur für den Unterricht in Len obersten Classen voll befähigten Oberlehrern gewährt wird — gleichmäßig nach je drei Jahren, so daß das Höchstgehalt erst in 24 Jahren erreicht werden konnte. Die in dem fünften Nachtrage vorgesehene Bestimmung kommt daher der im vorigen Jahre vom Abgeordnetenhause gestellten Forderung wegen Ab- kürzung der Aufsteigefrist von 24 aus 21 Jahre in der für die Lehrer Vortheilhaftesten Form entgegen, indem sie die Alterszulagen schon in den ersten 6 Dienstjahren steigert und somit allen Lehrern mit einem Dienstalter von 6—24 Jahren eine Gehaltserhöhung von 300 >6 sichert. Die zu dieser Ver mehrung der Ausgaben erforderlichen Mittel sollen nach der Be gründung durch Erhöhung des Schulgeldes um 10 also auf 130 bei neunstufigen Anstalten, auf 110 bei Pro gymnasien und Real-Progymnasien, auf 90 bei Realschulen aufgebracht werden. Dadurch erklärt rS sich, daß die Einstellung eines neuen Ausgabepostens in den Staatshaushaltsetat nicht er forderlich gewesen ist. Das LooS der Oberlehrer soll auch nach einer anderen Richtung hin gebessert werden. Nach einer Verfügung deS preußischen CultuSministerS ist nämlich in Aussicht genommen, die Pslichistunven der Oberlehrer mit einem Be- soldungSdienstalter von mindestens 24 Jahren aus 20, für Oberlehrer mit einem Besoldungsdienstalter von mindestens 12 Jahren auf 22 Stunden wöchentlich festzusetzen. Die Neuerung soll vom 1. April 1903 an in Kraft treten. * Berlin, 10. Januar. Für die seit längerer Zeit geplante Errichtung einer preußischen Landes anstalt für Gewässerkunde fetzt der neue Etat die erforderlichen Mittel aus. Da eine zuverlässige und erschöpfende Gewässerkunde die unerläßliche Grundlage einer zweckmäßigen Wasserwirthsckaft ist, haben die süd deutschen wie auch einige fremde Staaten schon früher der artige Institute inS Leben gerufen. In Preußen wurden die einschlägigen Arbeiten bisher durch die Beamten der allgemeinen Bauverwaltung und der Meliorations-Bau verwaltung versehen. Es fehlte aber an einer Central stelle für die einheitliche Leitung, Sammlung und Be arbeitung der Arbeiten. Dieser Mangel wurde bis jetzt noch wenig fühlbar, weil daS Bureau deS Wasser ausschusses, der durch den Erlaß vom 28. Februar 1892 zur Untersuchung -der Wasserverhältnisse in den der Ueberschwemmung ausgesetzten Flußgebieten eingesetzt worden ist, einen Theil der Aufgaben erfüllt hat, für welche eine Centralstelle nothwendig ist. Da aber der Wasser- auSschuß die ihm übertragenen Arbeiten im Laufe des nächsten Jahres vollenden wird, steht seine Auflösung im kommenden EtatSjahre voraussichtlich bevor. Es wird mehr mit Hellem, frohem Gruß empfing, und die Alte in ihrem graden Sinn dachte: „Ein jedes Korn muß quellen, ehe es Wurzel und Keim zeitigen kann — ich sehe schon — es beengt ihr auch mein Wort das Herz." Inzwischen nahm langsam, langsam mit schrecklicher Sicher heit das Leiden des Capitäns zu — seine Füße versagten mehr und mehr den Dienst, und zuweilen schon beherrschte eine traurige Verstimmtheit den sonst immer so gleichmäßig in freundlichem Ernst hinlebenden Mann. Doctor Hellwig kam täglich; der schöne große Mensch mit dem klaren Verstand und dem gütigen Herzen war eine Augen weide und ein Seelentrost für den Kranken, der auch außerdem recht gut um die Neigung des Arztes für sein« Emilie wußte, und das war ja gerade der junge Gelehrte, wie er sich für seine Emilie gewünscht hatte — und an die Hoffnung auf dieses Glück klammerte sich fest und fester die sinkende Lebenskraft. „Man lebt so hin, Doctor — alle Verhältnisse sind glatt und geordnet; ich war ja nicht mehr jung, als ich mich verheiratketc, aber ich hatte eine Frau gefunden — gerade so wie Emilie war auch sie! Und sie starb mir — mußte hilflos sterben bei der Geburt dieses ersten Kindes! Ach, und mit viel Leid hab ich erst lernen müssen, Lies Kind zu lieben! Louise und ich erzogen sie. — Wie sie zwölf Jahre alt war, verkaufte ich mein Schiff, um ganz für sie zu leben! Bald nahm sie Theil an meinen Interessen, und diese Theilnahme trieb mich selbst zu neuem Lernen und zu ernstem Studium. Bald theilte sie Alles mit mir — theilte und verschönte die Arbeit, das Denken und die An schauung; sie ist eine so herrliche Tochter, ein so seltener und vorzüglicher Mensch — nie, niemals hat sie mir Kummer ge macht! Ja, Doctor — und dann kann es so kommen, daß man hinlebt, als müßte es ewig so bleiben! Aber die Zeitlichkeit hat sich sachte eingeschlichen, mir ihre Schlingen um die Füße gelegt. — Aber ich wollte sie nicht sehen, nicht daran denken, noch nicht — noch nicht! Aber sie kroch sacht« an mir empor von unten herauf! Ach, wie ein paar Bleisäulen heb' ich mit den Händen die Beine Stufe um Stufe Abends die Treppe hinauf, stumpf und fühllos — der Anfang vom Ende! Weil es so gewisser maßen stillstehend begann und wie mit drohenden Zeichen, die nicht weiter kamen, war ich ganz ruhig und verglich den Zustand mit dem Erlebniß auf einer Reise — ich dachte, so würde auch diese Drohung sich ohne Folgen ausklingen. Wir lagen einmal bei fast völliger Windstille langsam treibend im Atlantic auf dem 42. Grad auf der Höhe des Krebses. Plötzlich trat das Queck silber fast heraus aus dem Längsbarometer, auf dem Aneroid stand Sturm. Alle Mann an Deck, Obrrbram weg, Großsegel fest, Alles gegurt und befestigt; kleine Brise, Grundset lang und deshalb jetzt die Errichtung einer Centralstelle von der StaatSregierung für dringend nothwendig erachtet, und eS ist in Aussicht genommen, sie unter der Bezeichnung „Landes? anstalt für Gewässerkunde" zum 1. April 1902 zu eröffnen. Die nächste Aufgabe dieser LaudeSanstalt wird bestehen in der Sammlung, einheitlicher Bearbeitung und Ergänzung der Beobachtungen über den Abflußvorgang bei schiffbaren und nicht schiffbaren Gewässern, sowie Ermittelung der dafür maßgebenden Verhältnisse. Von gleicher Bedeutung ist die zweite Aufgabe der Landesanstalt für Gewässerkunde, nämlich die Verwerthung der UntersuchungSergebniffe durch Ver öffentlichung und durch Mitwirkung bei der Lösung waffer- wirthschaftlicher Fragen aller Art. Die kritisch bearbeiteten Ergebnisse der Untersuchungen sollen in Jahrbüchern ver öffentlicht werden. Die LandeSanstalt soll den Ressorts der Minister der öffentlichen Arbeiten und für Landwirthschaft zur Verfügung stehen, aber auch bei wasserwirthschaftlichen Fragen anderer Ressorts durch Abgabe von Gutachten mit wirken. Sie ist keine besondere Behörde, bildet vielmehr ein Bureau im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, in dessen Etat die erforderlichen Mittel ausgebracht werden. (Nat.-Ztg.) — Der Kaiser hat auf die Glückwunschadresfe deS Berliner Magistrates zum neuen Jahre folgendes Antwortschreiben an den Oberbürgermeister Kirschner über senden lassen: Dem Magistrat danke ich vielmals für die freundlichen Glück wünsche, welche mir dersrlbe zum neuen Jahre ausgesprochen hat. Gerne habe ich zugleich den Ausdruck des Dankes rntgegengenommen, welche der Magistrat mir Namens der Reich-Hauptstadt anläßlich der Vollendung der Denkmalsgrupprn in der Sieges allee in der Glückwunschadresse dargebracht hat. Ich freue mich, daß daS von mir unternommene Werk durch die hervorragende Arbeit Berliner Künstler in einer so würdigen Weise durchgeführt und meine Absicht, meiner Haupt- und Residenzstadt «inen allseitig be wunderten Ehrenschmuck zu stiften, voll erreicht ist. Der Anblick der Meisterwerke wird, wie ich Hesse, der Berliner Bürgerschaft für alle Zeiten in Herz und Gedächtniß einprägen, waS Berlin und daS gesammte Vaterland der weisen Fürsorge einer solchen Reihe von Fürsten verschiedener Häuser zu danken hat. — Der Herzog von Schleswig-Holstein stattete heute Mittag dem Reichskanzler Grafen von Bülow einen längeren Besuch ab. — Die „Berl. N. Nachr." schreiben: „Auf der schlesischen Versammlung deS Bundes der Landwirthe ist versucht worden, die Person deS Kaisers für die Zwecke deS Bundes zu ver- wertben, weil Seine Majestät dem Herrn v. Loön Gelegen heit zu einer Reise nach den Vereinigten Staaten zum Studium der dortigen landwirthschaftlichen Verhältnisse geboten hat. Wir glauben, daß sich diese dankenSwerthe kaiserliche Gunst richtig durch die Absicht erklären läßt, dem Entsandten des Bundes der Landwirthe und damit auch letzterem selbst die Möglichkeit einer wünschenS- werthen Erweiterung ihres Horizontes zu ge währen. Mit der vor längeren Jahren officiell von der Regierung veranlaßten Mission deS Professor-S e r i n g nach Amerika läßt sich die Reise des Herrn v. Lovn kaum auf eine Stufe stellen. Letztere hatte übrigens unseres Wissens die gesammte Production der Vereinigten Staaten, Land wirthschaft und Industrie, zum Gegenstände." — Von Frhrn. v. Loön weiß die „Mgdb. Ztg." folgende persönliche Verdienste aufzuzählen: Freiherr v. Loim ist durch das Eingreifen in die Wahlbewegung deS Wahlkreises Gürlitz-Lauban bekannt geworden. Bis 1893 vertraten diesen Wahlkreis im Abgeordnetenhause auf Grund eines Cartells zwei Nationalliberale und ein Freiconservativer, und auch 1893 wurden dir Nationalliberalen v. Schenckendorff und Burghardt und der Freiconservative Schladitz gewählt. Als im Laufe der Legislaturperiode durch das Ableben des Abg. Burghardt eine Ersatz- wähl erforderlich wurde, zerstörte Herr von Loen alS Vertreter des Bundes der Landwirthe durch seine außerordentliche Agitation die alten Abmachungen, und eS wurde damals der Conservative Eichel gewählt. Bei den allgemeinen Wahlen von 1898 sprengte Herr von Loön durch feine Agitation die Par- teien, welche früher zusammengrhalten hatten, und di« Folge war, daß der Wahlkreis der srrifinnigen BolkSpartei anheimfirl. — Es wird unS bestätigt, daß namentlich auch die bayerische Regierung abgeneigt sei, dem vom Reichstag ge faßten Beschluß wegen Aufhebung des Jesuiten gesetzes beizutreten. — Herr Normann-Schumann war vom Abgeord neten Bebel der Fabrikation vou Hunnenbriefen geziehen worden. Nunmehr setzt sich der Angegriffene, der daS In strument der Presse zu handhaben anscheinend noch immer nicht verlernte, in schweizerischen Blättern zur Wehr. Er behauptet von Herrn Bebel allerlei Schäadlichkeiteu (z. B. über die Zeugenschaft dieses Abgeordneten im Tausch- proceß) und will deshalb sogar eine Petition an daS Abgeordnetenhaus richten. Von allgemeinem Interesse schwer und schwerer; immer noch kleine Brise und klarer Him mel, kaum eine dunklere Färbung am östlichen Firmament. Wir drängten südlicher von Nordost ab, Ostnordost — noch süd licher —; die ganze Nacht eine Spannung in der oft reglosen Luft — Spannung in allen Gemüthcrn. Gegen Morgen stieg das Barometer; achtern Royalyard wieder angebraßt — Alles in Ordnung — und nie habe ich erfahren, ob und wohin die Drohung ihren Sturm gesendet hat. Daran hab' ich immer vertrauensvoll gedacht — aber ich fange an zu fürchten — noch lache ich Abends bei dem Aufstieg — wir lachen dann Alle! Emilie denkt nicht, daß es so schrecklich und rasch enden kann; aber ich — ich denke es nun immer, denke es Tags und in den schlaflosen Stunden der Nacht! Es ist so schön zu leben — ich denke mit Entsetzen an das Ende, weil Emilie so trostlos trauern wird — o wenn sie dann doch «inen Halt hätte! Aber sie will ihr Leben nicht ändern, sie sagt: So will ich weiter leben, bis das Alter kommt und der Tod! Ob sie denn gar nicht sieht, wie ich alt bin und verfallen und daß ich mich rüsten muß zum Heimweg — soll ich grausam sein und es ihr sagen?" „Nein, nein, Capitän", sagte mit trockener, heiserer Stimme der Andere, „nein, sagen Sie ihr nichts — lassen Sie ihr doch das Glücksgefühl! Ist es nicht früh genug, wenn unabweisbar die Wahrheit sich ihr enthüllt? Dann bin ich da — Sie wissen es ja, Capitän, dann bin ich da!" Und er reichte dem Alten seine Rechte, in di« Linke hatte er sein Gesicht gestützt, daß der Capitän seine Augen nicht sehen sollte; der fragte nur mit leiser Stimme: „Wie lang« kann eS dauern?" „O, Capitän, es kann noch lang dauern — Sie können noch einmal ganz genesen! Aber selbst wenn das Leiden fortschreitet — es kann noch Jahre dauern." „So, so!" und er athmet« wie erleichtert auf, „wie denken Sie wohl noch fünf Jahre?" „Lieber Herr Capitän, ja gewiß, denken Sie nicht immer an das Schlimmste! — Sie sind ja stets gesund gewesen, darum wirft Sie nun das Gefühl der Krankheit so muthloS nieder! Denken Sie doch — ein jeder Auaenblick kann Jeden von uns abberufen! Nehmen Sie doch diesen traurigen augenblicklichen Zustand als einen vorübergehenden an — dann trägt er sich schon viel leichter, und Ihre Stimmung, von der schließlich Alles ab hängt, wird auch eine bessere! Denken Sie nur immer an die Drohung im Atlantic — plötzlich und ohne Sturm kann es wieder hell werden!" Und wirklich — immer mehr erhellte sich unter solchen Wor ten das schöne Gesicht d«S alten Mannes, und «in frohes Gefühl ist — wenn die Schumann'schrn Angaben wahr sind — die Behauptung, daß er zur Zeit Caprivi'S eine „amtliche Thätigkeit" auSüben durfte, die „sich beschränkte auf die Bearbeitung hofpolitischer Personalien, OrdenS- und Exequatur-Berle,Hungen". Schumann setzt mit der ganzen Bescheidenheit der Leute seines Schlages hinzu: „Die Zahl ver katholischen Geistlichen, die auf Grund meiner stets wohlwollenden Rapporte Pfarrämter erhielten, ist fast ebenso groß, wie diejenige der Herrschaften, die meinen Berichten bunte Bändchen verdanken." Gleichzeitig hebt er hervor, daß 1893 trotz der heftigen Anfeindung seitens der Bebelgruppe der damalige Leiter des „Vorwärts", Liebknecht, die Schumann'schen Artikel im „Vorwärts" stet- an erster Stelle mit empfehlenden Einleitungen abgedruckt habe. — Der interessante Herr wird immer interessanter. — Graf v. Mirbach hat im preußischen Herren Hause den Antrag eingebrachtj die königliche StaatSregierung zu ersuchen, demnächst beiden Häusern des Landtage- einen die Herabsetzung deS Fideicomjmißstempels betreffenden Gesetzentwurf vorzulegen. Die „Berliner Correspmrden,'." schreibt: Um dem Drucke, der gegenwärtig auf dem wirth- schaftlichen Leben lastet, nach Kräften entgegen zu wirken, veranlaßte der Mimskr der öffentlichen Arbeiten die Eisenbahndirectivnen, die Bauthätigkeit der Eisen bahnverwaltung thunlichst zu erhöhen. Vielfach wird der Baubeginn trotz der bereitstehenden Mittel dadurch hinausgeschoben, daß die landespolizeiliche Prüfung oder das Enteignungsverfahren nicht zeitig abgeschlossen werden können. Die Oberpräsidenten und Regierungspräsidenten wurden ersucht, mit allen Mitteln dahin zu wirken, daß durch eine thunlichst schnelle Abwickelung derartiger Verhandlungen ver Minister iu seinen Bestrebungen überall unterstützt wird. Auch wird in der gleichen Absicht auf die Städte und sonstigen Selbstverwaltungs körperschaften dahin einzuwirken sein, daß sie die mit der Eisenbahnverwaltung zu führenden Verhandlungen über die Vorbedingungen der Bauausführungen thunlichst beschleunigen. (Wiederholt.) — Nicht Weniger als sechs deutsche Fürsten ließen neuerdings dem Allgemeinen Deutschen Scholverein zur Erhaltung des DeutschthumS im Au-lande ein malige oder jährliche größere Beiträge zur Förderung seiner Zwecke überweisen. Die fürstlichen Gönner sind: der Groß herzog von Sachsen-Weimar, der Großherzog von Mecklen burg-Schwerin, der Großherzog von Oldenburg, der Regent von Coburg-Gotha, Erbprinz zu Hohenlohe-Langenburg, Herzog Ernst von Sachsen-Altenburg und der Herzog von Sachsen-Meiningen. Begleitet waren die Spenden von Worten warmer Anerkennung für die Thätigkeit de» Vereins. — Gegen die Polenpolitik der Regierung hatte die Zeitschrift „Christliche Welt" Stellung genommen. Jetzt ist der „Nat.-Ztg." zufolge von einem Pastor in Schlesien dem Deutschen Ostmarken-Verein folgende Zuschrift zu gegangen: „Im melde hiermit meinen Beitritt zum Deutschen Ostmarken- Verein an und bitte, mir sehr gefälligst Statuten und in diesem Jahre etwa schon erschienene Schriftsachen zugehen zu lassen/ Mein Beitritt ist rin Protest gegen die von der „Christlichen Welt" zur Polenfrage eingenommene tief beklagenswerthe Haltung." — Die „Germania" veröffentlicht eine Zuschrift deS Ab geordneten Pingen, der die Berichte über seine in Bonn gehaltene Rede als vielfach unzutreffend bezeichnet. Erhübe insbesondere im Zusammenhang« seiner Rede lediglich darauf bingewiesen, daß deutsche- Capital große Strecken Lande- in Argentinien besitze und Interessenten dieser Capitale in allen Schichten unserer Gesellschaft bis in die Ministerien hinein säßen. Die Ehre unseres Beamtenstandes habe er in keiner Weise verletzen wollen. Daß Herr Pingen zu diesem Rück züge allen Grund hat, geht au- folgender Zuschrift an den „Reichsboten" hervor: Gemeint ist die in Godesberg am Rhein ortsangehörige Familie Wendelstadt. Hier lebt noch im Alter von 78 Jahren die Wittwe des früheren Bankiers Wendelstadt aus Köln. Diese hatte vier Söhne. Von denen erwarben der älteste und der jüngste vor un gefähr 10—12 Jahren rin allerdings meilenweites (man sprach von 22 Geviertmeilen) Besitzthum in Argentinien, auf dem sie neben dem Betriebe der Viehzucht deutsche Musterwirthschaften rinrichteten. Der älteste Sohn Viktor starb hier vor fünf Jahren. Bor un gefähr drei Jahren erschien in Bonner Blättern eine amtliche Bekanntmachung, daß di« übrigen drei Brüder den Besitz in Argentinien unter sich in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt hätten, und als Theilnehmrr dieser Gesellschaft wurden ge- nannt: 1) Geheimrath Wendelstadt in Berlin. 2) Privatdocent vr. weck. Wendelstadt in Bonn und 3) Gutsbesitzer Richard Wendelstadt in Godesberg, zur Zeit in Argentinien. Nach Ansicht Verschiedener, die ich darüber sprach, ist der Getreideexport der Familie W. aus Argentinien zur Zeit noch recht unbedeutend, ja gleich fast Null. Gleichwohl ist man hier der Ueberzeugung, daß Herr Pingen nur hob auch die Brust des Arztes. Er hatte wieder für einige Zeit die Seele eines Leidenden aufgerichtet; und diese Befähigung des Arztes ist ein Gottesgeschenk, das das Studium der Medicin allein nicht verleihen kann. Wenn Emilie dann eintrat, leuchtete das Glück aus den Augen ihres Vaters, seine Hoffnung und sein heißer Wunsch auf rin unabsehbar langes Beisammenleben. Später, wenn Emilie ihm gegenübersaß und er las, spann sie sich mit festem Willen in ihre Arbeit ein; aus fernen Städten hatte sie Aufträge für Lieferungen dieses besonderen Frauen schmuckes, dessen rohe Kunst sie zu höchster Verfeinerung empor geschaffen hatte. Und sie dachte doch auch immer wieder: Man lebt so hin, ach, wenn es doch ewig bleiben könnte, wie es jetzt ist — aber das Glück wäre zu groß —, und ich kann nicht darüber hinausdenken, ich will auch nicht; ich sehe ja, daß Vater krank ist — wenn Gott ihn mir nimmt — so lang« wenigstens — sv lange wenigstens — Herr Gott im Himmel, lass' Alles bleiben, wie es ist!" Und gegen Ende November sollte Theuerdank's Hochzeit stattfinden. Eine Hochzeitsreise von einer Woche nach Dresden hatte Molly Theuerdank abgezwungen; so viel Zeit war noth wendig, um den Umzug zu bewerlstelligrn und die An- und Unterbringung all der Herrlichkeiten, die Emilie ang-schafft hatte. Von der Residenz sollten Tapezierer kommen und nach genauen Aufzeichnungen und Notizen von Emilie die ernsthafte ruhig vornehm« Wohnung Theurrdank's in den modernen Erker- und Ballustradenaufpuh verwandeln. Nur an seine drei Zimmer durfte nicht gerührt werden — das Andere mochten sie ver arbeiten nach Belieben. Ueber die Gardinen-Auswahl der Muleschott hatten Molly und Sauters ein frohes Kriegsgeheul angeftimmt, sie wollten sich todt lachen über den Pbilister- geschmack der alten Person. Empfindlichkeit zu zeigen, paßte aber Muleschott durchaus nicht; sie ließ nur ganz verständig so fort jede Einmischung in Anordnungen der vielen und großen Räume des Hauses fallen und zog sich auf die „drei Kammern" des Herrn wie in ein« feste Burg zurück. (Fortsetzung folgt.) sr au kr B« G< B. A de K z°s los die Liek der Me vor Do Pa fch den früher« in Berlin, Der w regierungs Ministerium - Di industri folgendes Falls Tischler-Ji Aushebung stillen oder stützten St zu gesichert Berliner ! arbeiterver Da 1 nicht abg beschlösse! - D dem Uw und Prof geschrieb« i deS Bur würde r in corp I 12. Jam einberufi dann d< ! zerklüftet gemein«! nehmen Anlaß d rede), Rest ein. Alt! Derathu der For Einzelre Gutacht nicht de rathung - 2 Wedlitz. - 2 Cambertz - 1 Präsiden! Aachsolg Minister * 2 proc«! gegen l Urtheil der „! 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