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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.11.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190011189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19001118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19001118
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-11
- Tag 1900-11-18
-
Monat
1900-11
-
Jahr
1900
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.11.1900
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Anzeigen Preis -ie 6 gespaltene Peti^eile S5 H. Reclamen unter dem RedactionSstrich (4 gespalten) 75 Vor den Familirnnach- richten («gespalten) KO H. Dabellattscher und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Osfertenannahme 25 H (excl. Porto). Ertra Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgeu-Ausgabe, ohne Postbrsürderung .« 60.—, mit Postbesörderuug 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Au-gabe: Bormittags 10 Uhr. Morgen.Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bet den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeige» sind stet» an die Expedition zu richte». Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz tu Leipzig. 588. Tonntag dm 18. November 1900. 94. Jahrgang. Aus der Woche. Das Ultimatum der Gesandten in Peking hat eine be friedigende Erledigung der chinesischen Angelegenheit diS jetzt noch nicht sichtlich gefördert; das wäre auch bei der Kürze der Zeit viel verlangt. Die unwiderrufliche Erklärung besitzt jedenfalls einen großen Vorzug: sie läßt die inner chinesische Zukunft, insoweit sie das in China gegen die Ge sittung Verübte nicht unmittelbar berührt, auS dem Spiele. Die Denkschrift zu der dem deutschen Reichstage zugegangenen China-Vorlage hingegen nimmt sich in dieser Richtung ziem lich viel vor. Sie spricht von der Nothwendigkeit, die „Ord nung in China", die „Ruhe im chinesischen Reiche" wieder herzustellen. Das chinesische Reich ist aber bekanntlich verzweifelt groß und „Ordnung" ist in diesem von jeher von Revolutionen wie kaum ein anderer Staat der Geschichte hcimgesuchten Riesengebiete ein sehr relativer Begriff. Die Ausgabe der verbündeten Mächte und somit auch Deutschlands kann es unmöglich sein, den Versuch zu machen, China die Segnungen einer Ordnung nach deutschen Begriffen aufzuzwingen, die das ostasiatische Reich nie gekannt bat. Es kann sich für Deutschland nur darum handeln, außer einer ernstlichen Bestrafung der gegen Europäer begangenen Unthaten die Wiederherstellung ge ordneter Zustande in dem Theile Chinas durchzusetzen, in dem vor dem Entstehen der jetzigen Wirren ein nennenS- werther Verkehr von Europäern stattgefunden hat. Dazu soll, wenn möglich, eine Getdentschädigung treten. Darüber, etwa im Interesse der Ausdehnung des Handels oder des MissionSwesenS, in jener terra incognitu. hinauSzugeben, wäre für Deutschland militärisch und finanziell ein Ding der Unmöglichkeit. Es muß also dabei sein Bewende» haben, daß der Zug nach China eine Strafexpedition, nicht ein um höchst unsicherer christlich-culturcllerer Erfolge willen ausgenom- menes Unternehmen ist. Ueber die Nothwendigkeit dieser Begrenzung wird ver- muthlich auch von der am Missionswesen am meisten interessirten Partei im Reichstage das Nähere gesagt werden. Eindringlicher wahrscheinlich in der Commission als im Plenum. Diese ist auch der Ort, wo allein die Frage der Art der Kostendeckung gründlich und leidenschaftslos erörtert werden kann. Hier finden Mätzchen wie Reichs einkommensteuer und Ueberwälzung der Kosten auf den „Großhandel" keine Stätte. Wir haben die Andeutung der „Deutschen Tageßzeitung", daß der Handel eigentlich die ganze Zeche zahlen müsse, schon beleuchtet. Das Organ des Bundes der Landwirthe macht sich einer starken Unzenauigkeit schuldig, wenn es sagt, der Großhandel habe in seinen Telegrammen an den Reichskanzler „zugcstanden", daß er die „einzigen greifbaren Erfolge unserer chinesischen Unternehmung habe» wird". DaS haben die Herren aus Hamburg, Bremen u. s. w. jüngst nicht telegraphirt. Allerdings aber ist von ihnen daS deutsch-englische Abkommen mit merkwürdiger Geschwindig keit und mit einem bei Kaufleuten erstaunlichen Enthusiasmus „drahtlich" bejubelt worden, und wenn die pecuniäre An deutung der „D. T." in künftigen Fällen solche Spontaneität der Hanseaten etwas zügeln sollte, so würde sich das agrarische Blatt ein größeres Verdienst zuzuschreiben haben. Wie die Kostendeckung, so werden auch die neben den „ZndemnitätS" - Schmerzen auftauchendcn verfassungs rechtlichen Fragen, insbesondere die der Feststellung der nur zeitlichen Daseinsberechtigung der für die chinesische Ex pedition entstandenen Truppenformationen, mit praktischem Erfolg nur in der Commission erörtert werden können. Wir wünschen selbstverständlich keine Verschleppung, aber der Reichstag soll sich zur Aufstellung und verbindlichen Lösung von Fragen, die, wenn im Dunklen gelassen, zu künftigen Mißhelligkeiten Anlaß geben könnten, Zeit lasten. Und er kann eS; denn diese Tagung scheint weniger mit Arbeit belastet werden zu sollen, als die meisten ihrer Vorgän gerinnen in den letzten zehn Zähren. Daß die „Initiative" der Parteien diesem „Mangel" nach Ver mögen abzuhelfen bestrebt sein wird, versteht sich von selbst. Zu alten bekannten ist schon jetzt eine stattliche Anzahl neuer Anträge aus dem Hause gekommen. Unter den ersteren befindet sich wieder, wie schon gemeldet, der Antrag Rintelen auf Einführung der Berufung gegen die Urtheile der Strafkammern, und der Antragsteller laßt verbreiten, er hoffe diesmal ein endgiltiges Resultat zu erzielen. Zn An- betrackt der Austastung der Regierungen in diesem Puncte ist diese Hoffnung etwas kühn. Sie wird aber auch von den immer zahlreicher werdenden Freunden einer Reform deS Strafverfahrens, die mittlere und große Schöffengerichte, letztere an Stelle der Geschworenengerichte, mit sich brächte, nicht getheilt. Sehr fruchtbar in himmelstürmenden Initiativanträgen will die Socialdemokratie sich zeigen. Sie veröffentlicht ein langes Derzeichniß von volksrettenden Großthalen, die sie zu verrichten im Begriffe stebt, und bürgerliche Zeitungen tkun ihr, der es nur um die Reclame zu tbun ist, den Gefallen, die GeschästSanpreisung andächtig nachzudrucken, als ob es sich um etwas Andere- bandelte, als um die socialdemo- kratiscke Kunst, von sich reden zu machen. DaS vorläufige Wablergebniß in Meseritz- Bomst, daS wir schon erwähnt, bildet, von seiner heute an anderer Stelle beleuchteten Bedeutung abgesehen, ein be schämende« Zcngniß deutscher Parteisucht. Selbst der ungeheuer liche Uebergriff deS polnischen Agitator- auf dem erzbischöflichen Stuhle von Posen-Gnesen hat die Einigung der Deutschen nicht berbeizuführen vermocht. Noch mehr, da- Organ der Antisemiten, die „StaatSbürgerzta", ruft triumpbirend au«: „DieCandidaturBrubn'S bat den Conservqtiven 4000 Stimmen gekostet." Aber in Wahrheit hat die deutsch-sociale Partei den Deutschen, deren Candidat Herr v. GcrSdorff ist, den großm Schaden verursach». Die politflcke Bedeutung dieser Wahl, in der der Deutsche schließlich siegen wird, verbleibt aber der Dazwischenkunft deS Erz bischof«. Und sie besteht nicht nur darin, daß em Priester, der dem König von Preußen den Treueid geleistet, ungescheut einer revolutionären Propaganda mit seinem geistlichen Ansehen Vorschub leistet, sondern auch in der Seltsamkeit, daß ein Mann, von dem man sich solchen ThunS versehen konnte, vom Staate zur höchsten priesterlichen Macht und Würde in der Provinz, die den Hauptherd jener Gefahren bildet, zugelassen worden ist. Man kannte ihn in Berlin von seiner Abgcordnetenthätigkrit her ganz genau, als man Herrn v. StablcwSki Erzbischof werden ließ. Man befand sich aber damals in einem verhängnißvollen VersöbnungStaumel, der vielleicht auch jetzt nur betäubt, nicht wegcurirt ist. Herr v. Stablewski hat trotz der kurz vor seiner Ernennung an einen seiner Vorgänger in Posen-Gnesen gerichteten Bitte: „Nicht wahr, AlleS vergeben und vergessen?" nichts vergessen als seine Pflichten gegen Preußen und Deutschland. Diese Seite der Frage, die Mitschuld der preußischen Negierung an dem dem Deutscbthume von Herrn v. Stablewski versetzten Schlage, wird hoffentlich bei der Beleuchtung des Verhaltens dieses Erzbischofs im preußischen Abgeordnetenhaus« nicht unberührt bleiben. Die Wirren in China. Waldersee und die deutschen Kaufleute. Aus Tientsin, 27. September, wird dem „Ostasia tischen Lloyd" geschrieben: Gegen Mittag traf Graf Waldersee hier ein und wurde am Bahnhof von Ehrencompagnien sämmtlicher hier vertretenen Nationen empfangen. Unmittelbar am Bahnhof hatten die deutschen Truppen mit Regimentscapelle Aufstellung genommen. Ihnen schlossen sich das Landungscorps der österreichisch-unga rischen Schiffe an. Dann kamen die Amerikaner, gleichfalls mit Capelle, darauf die Franzosen, britische Matrosen und Sikhs. Hart an den Peiho stoßend, folgten die Italiener, jenseits der Brücke auf der französischen Niederlassung die Japaner, und schließlich eine Abtheilung Franzosen. Nachdem Graf Waldersee diese langeFront abgeschritten hatte, wurde er, von einer Escorte des deutschen Reiter-Regiments begleitet, zum Consulatsgebäude geleitet. Hier schloß sich an den ersten militärischen Empfang ein zweiter. Die ganze deutsche Kaufmannschaft hatte sich eingefunden, um den Feldmarschall zu begrüßen. Bei dem Ehrentrunk hielt Graf Waldersee hier eine kernige, markige Ansprache, in der er besonders betonte, daß er n i ch t n a ch O st - asien gekommen sei, zu zerstören, sondern wieder aufzubauen, was zerstört sei, und den Handel wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Daß diese Worte ungemein sympathisch berührt haben, nach den schweren Wochen, die über die einst so blühende Handelsstadt dahingegangen sind, und angesichts der Waffen, von denen sie überall noch heute starrt, braucht nicht besonders betont zu werden. — Abends fand zu Ehren des Feldmarschalls ein Zapfenstreich statt, an dem die Spielleute und Capellen der in der Stadt anwesenden deutschen Truppen theilnahmen, ein Schauspiel, das offenbar auf die gesammte Bevölkerung Tientsins einen sehr tiefen Eindruck machte. Tie chinesischen Christen. Die „Morning-Post" erhält folgendes interessantes Tele gramm aus Peking: „Die Gesandten beschäftigen sich jetzt mit der wichtigen und schwierigen Frage, ob die chinesischen Christen ebenfalls entschädigt werden sollen oder nicht. Der französische Gesandte ist selbstverständlich dafür und der deutsche Gesandte wird wahrscheinlich in irgend einer Weise für Entschädigung sorgen, womit die Katholiken einigermaßen gesichert sind. Da gegen sind die Gesandten Englands und der Vereinigten Staaten noch nicht bereit, eine definitive Haltung einzunehmen und des halb ist es schwer, Einstimmigkeit über diesen Punct zu erhalten — Japan ist natürlich als buddhistische Macht gegen die Idee, daß eingeborene Christen entschädigt werden sollen, und auch Rußland, da- keine Missionare in China hat, opponirt gegen das .Princip. Trotzdem ist doch Thatsache, daß die Fremden Hunderte von Stationen, die Millionen werth waren, verlassen mußten, und daß sie das gesammte Missionseigenthum den eingeborenen Christen zur Bewachung übergaben. Die chinesi schen Behörden befahlen den Christen dann, entweder ihren Glauben zu widerrufen oder zu sterben, und Tausende von ihnen starben unter den Händen des Pöbels. Deshalb verlangt die Gerechtigkeit, daß Denen, die um der Sache willen Alles ver loren, Entschädigung gegeben werde. — Die Verträge mit China bestimmen, daß keiner Religion Hindernisse in den Weg gelegt werden sollen; früher konnten die Mächte nichts thun, um den Christenverfolgungen entgegen zu treten, aber jetzt liegt die Sache anders, und da den Convertiten von ihrem chinesischen Vaterland kein Schutz gewährt wird, kann er solchen von dem Fremden erwarten, für den er gelitten bat. Hätten die Eng länder und Amerikaner im vorigen Jahre, als die Boxerbewegung begann, energisch intervenirt, so wären die Masiakres wahrschein lich nicht erfolgt. Frankreich wird, wie eS heißt, eine Summe als Entschädigung für die Zerstörung von Kirchen verlangen und von derselben die eingeborenen Christen unterstützen. Dieser Plan ist durchaus einleuchtend. UebrigenS können protestantische Missionare jetzt schon an einzelnen Orten Entschädigungen für die Eingeborenen von den Beamten erzielen, aber daS ist nur an wenigen Plätzen der Fall. Deshalb wird angeregt, daß die Missionsgesellschaften jetzt ihrerseits mit Forderungen im Inter esse der eingeborenen Christen hervortreten sollten. Es heißt, daß selbst der chinesisch« Kaiser vor der Kriegserklärung bereit war, die Convertiten zu entschädigen, und wenn die Fremden jetzt ihre Anhänger im Stich lassen, so wird überall im Lande die Ueberzeuguna erweckt, daß die Methoden der Missionare unfair und selbstsüchtig sind." * Peking, 15. November. Graf Waldersee hat heute den Prinzen Tschtng und Li-Hung-Ttchang im Kaiiervalast empfangen; Freiherr v. d. Goltz fungirte bei dem Betuch «l« Dolmerscher. DerFeldmerickall forderte, daß die chinesifchen Truppen auS der Nähe deS Okkupationsgebiete- zurück- g»»oge» würden, denn würde» auch weiter« Expeditionen unter bleiben. * New Kork, 17. November. Nach einer Depesche de- „New Park Herold" au- Washington ist die Regierung der Bereinigten Staate« der Ansicht, daß da« chinrsifche Edikt vom 13. November über di« Beftrafnog mchrerer hohe» Beamten nicht wett genug gehe. DaS Cabinet beschloß daher, de» Gesandten in Peking, Conger, anzuweisen, er soll darauf bestehen, daß General Tungsusiang bestraft werde und die Strafen für einige in dem Edict aufgeführten Beamten noch verschärft werden. 6. Zu den FrtedenSbediagnngea für China wird unS aus London gemeldet: Bon gut unterrichteter Seite wird versichert, daß mehrere Mächte verlangt halten, auch die mili tärische Besetzung der von ausländischen Gesellschaften erbauten Eisenbahnlinien in die ersten Grundbedingungen der Frtedensverhandlungen aufzuuehmen. Dieser Forderung widersetzten sich jedoch Deutschland, England und Nordamerika, so daß der Punct für die späteren Einzel verhandlungen zurückgestellt wurde. Rußland soll hiermit, wohl in Rücksicht aus die Eisenbahn der Mandschurei, wenig zufrieden gewesen sein. Bettessend der von China zu zahlenden Entschädigung«, summe sei zwischen England und Deutschland eine Vereinbarung getroffen, wonach beide Mächte die Bezifferung der Summe auf 1'/, Milliarden Mark (75Millionen Pfunv Sterling) beantragen werden. Galle passirt (Heimreise). Singaporepaff.(Heimreise). in Colombo (Heimreise), von.Nagasaki (Heimreise), in Jokohama (Heimreise), von Hongkong (Heimreise), von Nagasaki (Heimreise), in Suez (Heimreise), von Taku (Heimreise), von Tsingtau (Heimreise). 14. 11. 1. 16. 8. 14. Truppen-Transportdampfer nach China. ,Aachen" (N. D. Lloyd) 14. Nov.Singaporepass.(Heimreise) .Rhein" (N. D. Lloyd) 14. - Malaccapassirt(Heimreise). .Prönicia" (Hamb. A. L.) 14. ,Darmstadt"(N. D. Lloyd) 6. .Köln" (N. D. Lloyd) 15. .Batavia" (Hamb. A. L.) 10. .Gera" (N. D. Lloyd) .Sardinia" (Hamb. A. L.) ,Adria" (Hamb. A. L.) ,H.H.Meier"(N. D.Lloyd) .Anvalusia" (Hamb. A.L.) Hannover" (N.D. Lloyd) Deutsches Reich. ^-Leipzig, 17.November. (Staatsbürgerliche Frei beit und Klerikalismus.) Bekanntlich ist in einer Zwickauer Versammlung des Evangelischen Bun des jüngst eine Resolution beschlossen worben, die dem sächsischen CultuSministerium die Erwartung auSspricht, daß daS sächsflche Gesetz, betreffend die Oberaufsicht deS Staate- über die römisch-katholische Kirche, in allen seinen Theilen aufreckt er hallen und auch gegen den Priester Prinzen Max angewandt werte; dieselbe Versammlung beschloß, an den Bundesratb eine Petition um Beibehaltung des Zesuitengesetzes zu richten. Leide Beschlüsse veranlassen die „Köln. Volksztg." zu folgender Forderung: „ES wird doch di« höchste Zeit, daß das sächsische Ministerium die belfernden Maulhelden einmal ernst lich zur Ruhe verweist, sonst veranstalten sie nächstens noch Straßenputsche zur Rettung deS Evangeliums." DaS Verlangen des führenden CenrrumSorzans schließt eine flagrante Verletzung der staatsbürgerlichen Rechte ein. Die in Zwickau Versammelten haben sowohl als sächsische Staatsbürger daS verfassungsmäßige R-cki, in Versammlungen Beschlüsse zu fasten und durch sie dem sächsischen Ministerium Wünsche kund zu lhun, wie auch a.S Angehörige des deutschen Reiches daS verfassungsmäßige Recht, sich in Petitionen an den BundeSralb zu w-nden. Die obige Forderung der „Köln. DockSzrg." setzt sich über beide Rechte einfach hinweg, indem st« gegen jene iu Zwickau versammelten Männer — „belfernde Maul helden" sollen eS sein — daS Einschreiten der Becörtt anruft! Aber nicht genug mit der Verletzung der verfassungsmäßigen Rechte! Znkem daS füdcend" CentrumSorgan seine Forderung durch die Verdächtigung stützt, eS seien, falls die Behörde nicht cingreise, Straßen- pussche zu gewärtigen, macht sie sich einer offenbaren Ver letzung der politischen Moral schuldig — ganz abze'ehen von drr Verletzung des politischen Anstande-, "die in der Verwendung eine» Schimpfwortes wie „bels rnoe Maul helden" liegt. So verfährt daS Organ einer Parrci, t.e u. A. für „Freiheit und Recht" einzutreten erklärt! So ver fährt ein Blatt, daS erst vor Kurzem anläßlich deS Wechsel burger Falles über die Anwendung der bestehende» gesetzlichen Bestimmungen als über «ine grausame Unterdrückung der Katholiken gejammert bat! So verfäbrt ein Blatt, das darüber zu spotten pflegt, wenn sächsische Bedvrben gegen die Socialdemokratie scharf vorgeben! Diese Znconsequenz ist allerdings nicht neu: für sich fordert der UltramontamSmuS stets unendlich viel mehr, als ihm gesetzlich zusteht; den Protestanten verkümmert er skrupellos die elementarsten staats bürgerlichen Rechte. Berlin, 17. November. (Tine empfindliche Schlappe des Klerikalismus und der Polen.) Von «inem Kenner der speciellen Verhältnisse im Wahlkreise Meseritz-Bomst wird unS geschrieben: Der AuSgang der allgemein mit Spannung erwarteten Ersatzwahl in Meseritz- Bomst bedeutet eine kaum erhoffte empfindliche Schlappe der in diesem Wahlkampfe so eng wie nie zuvor verbunden gewesenen beiden Parteien, der Klerikalen und deS Polrnthum«. Für den Klerikalismus stellen die 551 Stimmen, die auf Herrn von Krzesinski gefallen sind, eine kräftige Ohrfeige dar. Denn wenn man bedenkt, daß in diesem Wahlkreise eine Anzahl deutscher Katholiken, namentlich Gutsbesitzer, GutSinspectoren u. s. w., unter allen Umständen von vornherein für den conservativen Bewerber stimmten, wenn man ferner bedenkt, daß die Deutschen unter den Katholiken dieses Wahlkreises nur einen geringen Bruchtheil auSmachen, während der Löwenantheil an die Polen fällt, so ergiebt sich, daß sicherlich noch nicht der zehnte Theil der deutschen Katholiken sich für den polnischen Sandidaten entschieden haben. Der SrzbischofvonPosen, der durch zwei auffallende Kundgebungen der Candidatur Krzesinski'« ent gegengetreten ist und der von den deutsch-katholischen Wählern eine scharf» Zurückweisung erfahren hat, dürfte vielleicht daraus die Nutzanwendung ziehen, daß Würde und Ansehen hoher Geist licher gerade keinen Nachtheil «leiden, wenn di« Herren sich nicht in politische Wahlkämpfe einmischen. Einen ebenso scharfen Refus hat auch die C e n t r u m - p a r t ei von den deutschen Katholiken erfahren, denn die feierliche Kundgebung des Abge ordneten vr. Stephan, der im Einvernehmen mit „unserem hochverehrten Führer vr. Lieber" die deutschen Katholiken auf forderte, für den polnischen Bewerber zu stimmen, ist von der großen Mehrheit der deutschen Katholiken einfach nicht beachtet worden. Fast noch empfindlicher ist die Schlappe der Polen. Es war dies die erste Reichstags-Ersatzwahl in national gemischter Gegend, die seit dem bekannten Erlasse des preußischen Kultus ministers über den Religionsunterricht in der StadtPosen stattfand. Die Polen benutzten den Erlaß ausgiebigst zur Agitation und verhofften den besten Erfolg davon. Und der Effect? Die deutschen Stimmen sind zahlreicher, als jemals bei einer Haupt wahl oder Stichwahl seit dem Bestehen des Reichstages, die polnisch-klerikalen Stimmen aber geringer, als bei den letzten drei Wahlen. Zu den deutschen Stimmen müssen die für Herrn von Krzesinski abgegebenen Stimmen selbstverständlich hinzugerechnet werden, denn dieser Candidat hat ausdrücklich das deutsch-nationale Panier entrollt. Damit aber entfallen auf die deutschen Bewerber (Gersdorff, Bruhn und Krzesinski) 10 400 Stimmen, während die Höchstzahl von für den deutschen Bewerber bis dahin abgegebenen Stimmen 9947 betrug; und auch diese Ziffer war nur bei der Septennats- wahl von 1887 zu erreichen, bei der bekanntlich die Chancen für die nationalen Parteien im ganzen Reiche außerordentlich günstig lagen. Was den polnischen Bewerber anlangt, so erhielt er bei der Nachwahl von 1894 7812 Stimmen, bei derjenigen von 1895 sogar 8042 Stimmen im ersten Wahlgange; der bei den Wahlen von 1898 an Stelle des Polen candidirende Centrumsmann brachte es noch auf 7444 Stimmen, während diesmal nur 7146 Stimmen auf den Polen entfielen. Somit beträgt die Differenz zwischen deutschen und polnischen Stimmen rund 3300 zu Gunsten des Deutschtburns, während sie 1898 nur 2000 betrug, 1895 nur 900 und 1894 nur 1300; selbst im Septennatsjahre 1887 bezifferte sich die Differenz nur auf 2100 Stimmen. Der Wahlkreis hat sich also mit größerer Mehr heit als je zuvor auf die Seite des Deutschtums gestellt, trotz des Herrn Erzbischofs Stablewsti, trotz der Herren Stephan und Lieber und trotz der Ausbeutung des Erlasses des preußischen Cultusministers. * Berlin, 17. November. Der neue Ansturm der Klerikalen gegen das Zesuitenzesetz veranlaßt einen Mitarbeiter des „Schwab. Merk.", an den neuen Reichs kanzler eine dringende Mahnung zu richten, die wir nur unterstützen können. Sie lautet: „Ueber die von der CentrumS- presse aufgestellte Behauptung, daß Fürst Hohen lobe noch unmittelbar vor seinem Abganae Verbandlungen zwischen den Bundesregierungen über die Aushebung de« Zesuitengesetzes eingeleitet babe, muß endlich einmal volle Klarheit ge wonnen werden. Dazu ist freilich erforderlich, daß die Regierung gegenüber den ReichStagSverbandlungen über die Zesuitenfrage eine andere Methode beobachtet, als es bisher der Fall war, indem die Vertreter deS Buntesratbs sich an diesen Verhandlungen gar nicht betbeiligten. Hätte ter Reichskanzler von jeder mit voller Bestimmtheit erklärt, daß ein Antrag auf vollständige oder auch nur tbeilweiie Aufhebung de« Zesuiten- ge'ttze« beim LunteSra:b keine Aussicht habe, so wären schwerlich t; bettr^raten De'cklllsse de« Reichstags mit 'o großer Mehrheit gefaßt worden, wie es leite: re''cheb-r st. Ze?r :st tara» nichts mehr zu ändern; ter araerwä:: ac Re::«raz ist einmal festgrlegt. Eine errege V.-rrartlur; wirt wiederum den wunderlichen Ä.cSoarg tader. daß :uale ch die Aufhebung deS ganzen Zestr.enreitzeS »rd tie Anbetung nur deS H 2 desselben te'ch!:-rr w::t. Lte: rerate weil tiefer ÄuSgang im Vo:a-S er hast stst sterr. gebt e- nickt länger an, daß sich t:r Rra r^roa : ::e: teer »rrmalen Einwand zurückzieht, der VuntrSca:: mä-st d:e Vstck änr te« Reichstags erst ab- warken. bevsr er ;a te: Saze Srelnna nehmen könne. Viel mrd: mün.n d.e Freurtr w:r d:r Gegner ter Auibrbung teS Gestscs erwarten, raß ter neue Reichskanzler tieSmal, und n.chl nur in feinem, senke:» >a drr rerbüoteten Regierungen Namen, eine Erklärung abgiebl, nach welcher beite Tbeile rntgiltiz wissen, woran fie sind. Diese Erwartung ist um so berechtigter, als der Reichstag auf den vor länger als drei Zähren zum ersten Male ge faßten Beschluß, ten ß 2 deS Zesuitengesetzes aufzndcbrn, bis sitzt obne jeden Bescheid seitens tc- BunteSratbeS geblieben ist. Vielleicht ist man im BunteSralhe der nach unserer Meinung vollkommen richtigen Ansicht, daß zwischen der Aufhebung d:S § 2 und der Aufhebung deS ganzen Gesetzes praktisch kein Unterschied zu machen sei; aber tas kann den Bundesratb von der Verpflichtung einer endlichen aus drücklichen Erledigung drr Sache nickt entbinden. Man kann demnach nur wün'cken, daß Graf Bülow sich rechtzeitig in den Sinnt setzt, bei ter tcmnächstigen Zesniienrerbantlung iw Reichstag die Sacke zu einem un zweideutigen Abschluß :n führen Wir vcrttauen fest darauf, daß ten verbündeten Regierungen die Aufrechterhaltung teS Zesuitengesetzes nach wir vor al« eine durch DeuischlantS conseisionellc Verhalt» be oebottnr Nestwerdiakett gilt. Diese Wabrbeit kann durch ten Munt te« Re ck-kanzler« in einer Weise au-geiprochrn weiten de ter Vedauriung, al« ob be rechtigte katholische Znttrrnrr r-erletzt würten, für jeden Un- brsangenen den Beten enniedt Daß tie Centrumsprrffe tioyrem «inen großen Lärm erbeben würde, ist selbstver- stäntlich. Aber dadurch braucht» sich Graf Bülow nicht beirren zu lassen, selbst wenn er minder unerschrocken wäre, als wir ihn uns wünschen und denken. Da« Eeutrum kann weter die Kosten ter Cbinaexpedition» noch di» Zolltarif reform ablednen. Wa« ist da von ihm zu fürchten?" — Wir schließen an diese beherzigenSwertbe Mahnung die folgende hochinteressante Meldung de« römische» Berichterstatter« der officiösen Wiener „Polit. Corr": „Im Battcan werben di» Gerücht« von Verhandlungen zwischen dem heiligen Stuhl und der deutsche» Negterung »egen Wiederzulassung der Jesuiten dementir» Maa
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