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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.10.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19001009020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900100902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900100902
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-10
- Tag 1900-10-09
-
Monat
1900-10
-
Jahr
1900
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paar Stenglein Vergißmeinnicht, die sie halb unbewußt mit ihrer rothen Rose vereinte. Dann wieder weiter. Keine Stimmung sollte sich vertiefen, heute wollte sie ja nur grüßen, grüßen, was ihr in ihrem Nürnberg lieb und theuer war. Nun stand sie vor dem Gebäude der Jahres-Kunstausstellung. Sie wollte vor über. Was sollte sie kort, wo sie noch Keinen kannte? Lieber hinunter zu Meister Dürer. Nein, sie mußte doch hinein. Die Geister, die sie beschworen, lenkten ihre Schritte. Natürlich. „Anders konnte es doch gar nicht sein", sagte sie später. An der Casse bedeutete man sie, daß heute der Ausnahmetag sei, an dem der Eintritt das Doppelte toste. Nun machte cs ihr Spaß. Da würde sie ziemlich allein sein, denn sie kannte doch ihre Nürnberger! Uno die Fremden kamen nicht so früh. Sie trat ein. Lässig ging sie hin zwischen den Bildern. Ihren kunstsinnigen Augen sagte nur Weniges zu. Jetzt hob sie eine Portiere, — prallte mit einem leisen Aufschrei, bleich bis in die Lippen, zurück. Sie strebte, ihrer Aufregung Herr zu werden. Ein rascher Umblick belehrte sie, daß sie allein war. Sie sah die hohe Gestalt nicht, die blitzschnell im Nebenraume verschwand. Nun hob sie zaghaft, zitternd die Augen wieder zu dem Bilde auf, das ihr wie ein Lebendiges entgegrntrat. „Fred, o Fred, — ja, das bist Du! Du selbst, und doch ein Höherer, ein Gewaltigerer, als der, von dem ich vor zwei Jahren Abschied nähm. O, nun kann ich mich Dir in Demuth beugen, auch wenn Du mich zertrittst. Halb willenlos hatte sie die Worte vor sich hingeflüstert, di« übermächtig aus ihrem Herzen strömten. Mit gcbanniem Auge schaute sie auf die stolz aufgerichtete Mannesgestalt, die im Vordergründe des Bildes stand, die Arme sehnend erhoben, in dem flammenden Auge aber neben aller Weichheit des bitten den Mundes ein herrisches Fordern, ein zwingender Mannes wille, der an sich reißt, was ihm gehört. — So schien er ihr entgegenzuschreiten. — Ihr selber? — Nein. — Dort löste es sich los aus leicht verschwcbenden Nebelhllllen, eine Lichtgestalt schien dem Bittenden und doch Gebietenden entgegenzuschweben, — lautlos, unentrinnbar nah und näher! — Und unter ihren Füßen sproßte Frühlingsgrün, aus ihren Schleiern taumelten selige Blüthen zur jungen Erde nieder, und wie in Düften schien die Luft zu athmen um sie her. Aus dem lilienweißen Angesichte schauten geheimnißvollc Räthselaugen dem Harrenden entaegen, und «ine bleiche Hand hob sich suchend aus den Falten des Gewandes. So strebten die beiden Gestalten, Beide aus tiefem Dunkel sich loslösend, einander entgegen. Und über ihren Häuptern, in der seltsam klaren Luft, war ein Leuchten und Flimmern, als harre di« Sonne nur des leisesten Rufes, um siegreich hervorzubrechen aus der letzten leisen Schleierhülle. Ohne daß Anny «inen Blick in den Katalog gethan hatte, flüsterten ihre Lippen: „Der neue Tag, Du forderst ihn und zwingst ihn Dir entgegen — Du — o Du!" „Und ich rufe die Sonne!" Fred stand neben der Geliebten und fing die Wankende in seinen Armen ans. „Nun gehst Du keine Stunde wieder von mir, Du meine Sonne, Du mein Lebenstag, bis eine Nacht uns einst Beide birgt",'flüsterte Fred, hingerissen in das entzückte, gewährende Auge der Geliebten schauend; „komm nun, daß ich Dich heim wärts führe!" Sie sah ihn rathlos an und legte dennoch zuversichtlich ihren Arm in den seinen. Er lächelte geheimnißvoll. Dann kam es bebend von seinen Lippen: „Mir brannte das Herz nach einem Kuß von Dir, — ich hab' so lange dürsten müssen." Noch immer schien dem Mävchen die Sprache versagt, nur ihre Augen redeten von gleicher Sehnsucht. — So schritten sie dicht aneinandergeschmiegt durch Nürnbergs Straßen und Gäß chen, und die sie sahen, hielten einen Augenblick den Schritt an und blickten staunend in die von Seligkeit verklärten Menschenge- sichtcr. — So mögen einst selige Götter gewandelt sein über dir Erde, in trunkenem Glück. An einem zierlichen Häuschen der Vorstadt hemmte Fred den Schritt. — Bedächtig zog er einen seltsam geformten Schlüssel aus seiner Brusttasche und bat, ihn Anny übergebend: „Er schließe Du die Thore unseres Glücks." Lächelnd willfahrte die Glücklich«. Sie traten ein. — Schlichte Räume, nur wenig an der Zahl, mit einfachem, aber künstlerisch gewähltem Hausgeräthe. Und Blumen überall. In hohen Vasen, auf offenen Schalen, in breiten Gehängen, die statt der Bilder die Wände schmückten. — Anny schaute und staunte, als blicke sie in eine Wunderwelt. Nie zuvor hatte sie Aehnliches gesehen, und doch war Alles so einfach, so natürlich, als könne es gar nicht anders sein. Sie fragte flüsternd: „Ist all' das unser?" „Ja, Liebe — und mehr!" Und er schlang den Arm um ihren Leib, löste ihr den Somm«rhut von den Locken und führte sie durch die nächste Thür« in ihr letztes Gemach. — Durch hohe, bunt gemalte Fensterscheiben warf die Sonne ihre goldenen Strahlen, di« zitterten in bunten Lichtern auf den Hellen Dielen und huschten zättlich über das weiß verhüllte Brautbett hin. An den tief- roihen Wänden kein Schmuck, kein Bild. Nur zu Häupten des Bettes neigten sich, rmporgewachfen auf langen, schlanken Stengeln, «ngverschlungen zwei Lilienhäupter zärtlich zu einander und lachende Linien in blitzenden weißen, grünlichen Lichtern umspielten sie, und Knospen und Zweiglein wuchsen rund herum hervor aus ihren Wurzeln. Anny's Augen füllten sich mit Thränen. Da beugte der stolze Mann sein Knie und bat in Demuth: „O segne mich mit Deinem Kuß!" Und nun saßen sie auf der Eisenbahn, wieder zwei Menschen wie andere auch, nur in den Augen träumte noch der Rausch der letztem Stunden. Und wenn Anny aufblickte in Fred's Augen, ging rin Zittern durch ihre Glieder, sie wollte aber stark sein und suchte wi« zum Schutze des Liebsten Hand. Im tiefsten Herzen begriffen sie es Beide nicht, wie nur der Fuß sie hatte hinaustragen mögen aus ihrem Paradiese. Dann sagte Eines dem Anderen: „Das mußte ja sein! Wir sind das seiner großen Liebe schuldig. Der gute Onkel Oberförster und sein Weib, was sie nur sagen werden?" Zunächst sagten die beiden Alten, denen das glückliche Pqar entgegentrat, nur ein einzig Wort, das aber so oft und in so seltsam bewegten Herzenstönen, daß Fred und Anny für den Augenblick sogar ihres „Paradieses" vergaßen. „Endlich! — Endlich!" Wie lange, wie Ewigkeiten lang mußten den Alten diese verflossenen Jahre erschienen sein, in denen sie ihre „Kinder" für sich verloren glaubten. — Nun aber wurden auch Tage zu neuen Ewigkeiten. — Was Fred und Anny in der Seligkeit des Wiederfindens weder gefragt noch gesagt hatten, das holte nun der väterliche Freund heraus aus dem Versteck ihres Herzens. — All das Erlebte rollt« sich vor den Lauschenden auf in lebendigen Bildern. Fred hatte ja sein Leben geschildert in dem Wunderbilde. Das trug all die Zeichen seines Ringens und Sehnens, seines Wachsens über sich selbst hinaus. Anny war es, als habe sie auch all' die Zeit sein«r innerlichen Kämpfe mit ihm durchlebt, denn ihre Liebe war ja nie von ihm gegangen. Nun fragte sie nur schelmisch: „Du warst so sicher, mich wiederzufinden, daß Du mir schon ein Haus bereit hieltest! Wie nun, wenn meine holde Violet in Irland nicht geheirathet hätte? Dann war ich heute noch ihre Gefährtin, denn wir liebten ein ander, und dann wußte ich nichts davon, daß mir hi«r ein „neuer Tag" entgegengrüßte." „Das ist das Gemeinsame des Genies und der großen Liebe, die Fähigkeit, sich durchzusetzen", sagte Fred ernst. „Zog meine Liebe Dich nicht her zu mir, so wäre ich Dir nachgezogen, wo Du auch weiltest. Im grünen Irland öder auf fremder Steppe, diesseits oder jenseits dieser Erde, «rrcichen mußte ich Dich ja einmal — weil ich Dich liebe!" Dem Oberförster waren die Augen feucht geworden, er sagte ernst: „Ich zürnte und haderte mit Euch, Ihr lieben Beiden, weil Ihr mich nicht zum Mittler Eurer Liebe haben wolltet. — Ich war «in Narr! Eine Liebe wi« die Eure bedarf des Mitt lers nicht. Ihr ist kein Strom zu ti«f, kein Meer zu weit, sie findet doch den Weg hinüber." Ja, tausendthorig sind der Liebe Wege, und unveräußerlich ihr heiliges Recht. Das aber begriffen die jung empfindenden Alten, daß st« ihre „Kinder" jetzt nicht lange bei sich halten konnten. Und nun zogen die Vermählten ein in ihr zärtliches Nest. Die Wellen des Lebens, Li« sie hart umhergeworf«n hatten, ruhten nun, von starker Menschen Kraft bezwungen. Auf Wellen des Glückes ließen sie sich tragen, dem neuen, schaffen-frohen Tage entgegen. Frau Evchen aber flog Ivie ein Schwälbchen ein und aus im Hause des nun weltberühmten Künstlers. Si< neidete ihrer Anny nicht mehr das hohe Herzensglück, sie neidete ihr nicht Ruhm und Erfolge ihres Gatten, — sie hatte ja ihr Kind! Und dieses Bübchen war eine ganze Zukunftswelt für sie. « Ende. Abend-Ausgabe riWger TaMalt «md Verlag vo» L. Pol> d» Lechzt» 94. Jahrgang Dienstag den 9. October 1900. 15302 tt» dsre asrel» 1200 130 1200 ISS 122v) — 2400 22 j 410 1.29. tnirl. 450 13SOO 3200 3S25 940 SS00 LOO 7400 1IOO Die Morgeu-AuSgabe erscheint um '/,? Uhr. dt« Abeud-Au-gabr Wochentag» am b Uhr. risk. Ms. 8775 13750 387b 3400 SUS 1425 3200 1850 2325 135 2500 800 80 18000 875 3875 875 . OrsckNd. tldsllk Hvp. von. -sm jlw. tiLnr 80 4350 3450 18100 3325 3825 1400 8000 8800 10800 14000 3775 2850 3500 575 1500 3300 800 1850 2425 2875 14800 1300 1SS0 169.50 82.75 183.80 337.75 188,— 178.50 184.75 150.50 120,30 108.80 85.25 bsed lckl Kien 8. 8 7»x« 2 ülooats «lilli-x 8 7°. 3. SIou»ts 8 rr. LsuLo. scvs lto. 82,US 82,— 88.80 88.25 88.25 80.25 57,— 102.50 «4.10 86.80 18,30 100.50 107,75 70.25 148,60 87,60 81.10 154.50 2300 450 2300 7000 1000 tader. - 0,29. 14 (k»U 0,02,. Feuilleton. Volw. Liiti.vsit Isxeusod r IlL-icdt. >. elskt. l!. Uv. 1--^ m. 8tr»»b iv. Vsltsr lUtt-Lt.? ldritu Lsrxdsu LUat-V örsunk. rrTokkkr. »st. Oülit. >me. V.-L.. Vsb-MIk. 8i- Orud. rsitl-UIlki- L Üstsk« Liimmxsp Liak-L. tVelldlsvt» i.?iuü«Ikb. <-sx..4lk»U Ler V.vL. isrciiisüsl Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit de« Morgen »Ausgabe, ohne Postbefördernug 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Annahmeschluß fir Anzeigen: >b end »Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Marge «»Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bel de« Filialen und Annahmestelle« je ei» halbe Stunde früher. A«ietOe» sind stet» an die Srheditie» zu eichte«. Hinterhältigkeit nicht verdienen. Die Mächte handelten unklug, wenn sie jetzt nicht ganze Arbeit machten, der Charakter der Chinesen ist nicht so beschaffen, daß man mit ihnen verfahren könnte, wie mit Culturvölkern. Bliebe man gegenwärtig auf dem halben Wege stehen, so könnte man mit Sicherheit darauf rechnen, daß eine wirkliche Besserung der Zustände nicht erreicht wird und die Vorgänge sich wieder holen werden, welche jetzt ihre Sühne finden sollen. Der „Central News" wird auS Shanghai vom 7. October berichtet, daß infolge der Flucht des Hofes von Taiyuenfu seit dem 30. September keine Edicte nicbr erschienen sind. Der „Shanghai Mercury" meint, da die Mächte Schwierig keiten haben würden, Expeditionen nach Singanfu zu schicken, würde es besser sein, den Kaiser und die Kaiserin- Wit twe ganz zu ignorireu und die Bicekönige auf zufordern, einen Nachfolger Kwangsü'S zu wählen; die Mächte sollten dann die neue Negierung stützen, bis sie sich befestigt hat — ein Vorschlag, auf den weder Rußland noch die Vereinigten Staaten eingehen werden. Tie militärische» Operationen nehmen unterdessen ihren Fortgang, da Boxer und reguläre chinesische Truppen noch überall, auch da, wo man es nicht mehr vermuthet batte, in Massen vorhanden sind und eine feindliche Haltung einnehme». Dem nächsten militärischen Ziele der Verbündeten, der Expedition nach Paoti ngsu, südlich von Peking, werden sich anscheinend erhebliche Schwierigkeiten entgegenstellen. Tie Durchführung der Action dürfte in erster Linie den deutschen Truppen zusallen, da nach den Russen und Amerikanern nun auch die Japaner mit der Zurückziehung ihrer Mannschaften beginnen. Auch diesmal erfordert jedock die Beschaffung der nothwendigen Transportmittel so viel Zeit, daß die Boxer wieder zuversichtlicher werden konnten und sich offenbar auf einen Widerstand vorbereiten. Auch reguläres chinesisches Militär soll ja bereits mit einer deutschen, aus Necognoscirung begriffenen Truppenabtheilung zusammen- geratheu sein. Auffallenderweise machen sich die Boxer auch wieder auf der Strecke Peking-Tientsin bemerkbar, worüber uns be richtet wird: " Paris, 8. Lctober. Nach einer Meldung des „Temps" aus Tientsin vom 6. dss. sind die Boxer noch nicht zer sprengt. Sie haben auf die in Matru postirten Truppen einen Angriff gemacht. — Eine französische und eine englische Colonne haben die Bahnstation Lu-Ka»Kiao besetzt. Tas Berhaltc» Rußlands. Den „Times" wird aus Peking vom 1. October ge meldet: GierS zog die russische Gesandtschaft am Sonnabend zurück. Das Gesandtschaftsgebäude ist jetzt von General TreSkow, der die verringerte russische Garnison commandirt, besetzt. Der Correspondent meint, Rußland werde von China dafür belohnt werden, daß es sich von Peking zurückzieht und andere Mächte zu veranlassen sucht, sich ebenfalls znrückzuziehen. Er weist darauf hin, daß Ruß Ne-action vn- ErpeLiliou: IohanniSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet vo» früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. 108.25 129 — 188 — 148,00 124.25 128,40 121,— 100,— 41,— 155.50 100,— 72,60 148,— 127.50 208.80 168.— 158.90 176.25 141,— 178,— 340,— 183.90 158.50 144,— 76.40 68,— 162.50 53,75 210.50 105.25 182.50 84.40 215.75 212.75 216,10 8 ISO 218,40 Die Wirren in Ehina. -p- Das ChaoS wird immer größer und immer deutlicher tritt das Filialen: Alfred Hahn von«. O. Klemm'» Eorttm. Uuiversitätrstraße 3 (Paulinum* Louis Lösche, AEHaid»«-». dort, «ud iköntgsplatz 7. politische Tagesschau. * Leipzig, d. October. Der Beschluß der Breslauer Rationalliberalcn, bei den dort bevorstehenden LandttagSersatzwahlen di: Freisinnigen zu unterstützen, zieht der nationalliberalen Partei fortgesetzt die heftigsten Angriffe zu. Nach der 3L5 286 380 S30 sssix Anzeiger. Ämlsökatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Molizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Einnahme MukdenS durch die Russen. AuS Petersburg, 8. October, wird uns berichtet: Nach Meldungen von heute, welche dem Generalstabe zugegangen sind, haben sich dir zur Eroberung von Mulden, der Hauptstadt der Mandschurei, bestimmten Truppen auf der Linie Jnkou-Hai-tschen gesammelt. Sie bestanden aus elf Bataillonen, vierzig Geschützen, zwei Sotnien Kosacken und vier Schwadronen von der Ersenbahnschutzwache, und wurden von dem Generalleutnant Subbotitsch befehligt. Am 24. September be gann das Borrückcn der Truppen mit der Einnahme von Alt- Niutschwang, am 26. September wurde An-schan-tschan und am 28. September Liaojang genommen. Während aller dieser Ope rationen befehligte General Fleischer sechs Bataillone Infanterie mit zehn Geschützen und zwei Sotnien Kosacken auf dem linken Flügel, das Centrum unter Oberst Artemonow be stand aus zwei frisch aus Odessa angekommenen Schützen regimentern und einem sibirischen Bataillon, und verfügte über 26 Geschütze. Die'rechte Flanke, welche aus vier Schwadronen der Eisenbahnschutzwache mit vier Geschützen bestand und ledige lich mit dem linken Flügel der Chinesen zu kämpfen hatte, wurde von dem Oberst Mischtschenka befehligt. Der Feind zog sich kämpfend langsam aus den eingenommenen Stellungen zurück. Unsere Truppen haben bis zum 28. September dem Feinde 8 Ge schütze neueren Systems abgenommen. Unsere Verluste betrugen: drei Officiere verwundet, zehn Mann todt, 64 verwundet. Ueber die Operationen vom 29. und 30. September stehen die Berichte von Subbotitsch noch aus. Am I. October haben unsere Truppen Mukden eingenommen, nach dem die Reste der fliehenden chinesischen Truppen von Mukden nach kurzem, unregelmäßigem Wider stände am 27. September bei der Station Schi-che-pu geschlagen waren. Hierbei erlitten 4 Kosacken durch Minenexplosionen Brandwunden. Die Stadt war von den chinesischen Soldaten geplündert und in Brand gesteckt worden. Der Brand wurde jedoch bald gelöscht und die Ordnung wieder hergestellt. Ein Theil der Bewohner blieb in der Stadt. Einige Geschütze neueren Systems, sowie eine große Menge Kriegsmaterial wurden er beutet. Gesundheit und Geist der Truppen sind ausgezeichnet. * Washington, 8. October. Der chinesische Gesandte Wu-tiug» sang hat dem Staatssekretär Hay mitgetheilt, er habe von den Vicekönigcn der südlichen chinesischen Provinzen die telegraphische Nachricht erhalten, daß der kaiserliche Hof sich auf dem Wege nach Singanf» befinde, wo rin Kaiserpalast werde erbaut werden. * Berlin, 8. Lctober. Entgegen anderweitigen Meldungen darf constatirt werden, daß ein Grund zur Beunruhigung über Los Schicksal der Freifrau v. Ketteler nicht vorliegt. (M. Allg. Zig.) land im Jahre 1860 in ähnlicher Weise die sibirische Küsten provinz von dem Prinzen Kung erhielt. Von befreundeter Seite gehen der „Köln. Ztg." aus Shanghai einige chinesische Bilderbogen zu, die in renommistischen Bildern die Heldenthaten der chine sischen Truppen und die vernichtenden Niederlagen der Europäer zu illustriren suchen und beweisen, daß chinesischer Dünkel und Hochmuth durch die Besetzung Pekings und die Zersprengung der chinesischen Streitkräfte nicht im Geringsten alterirt sind. Sie sind in einer ungeheuren Verschwendung von gelber, rother und grüner Farbe gehalten. Aus dem einen Bilde sehen wir eine wilde Schlacht: In einem von europäischen Truppen besetzten Fort fliegt eine Mine in die Luft, und zerstückelte Menschentheile, Hände, Arme, Köpfe, werden heftig und in wildem Durcheinander gen Himmel geschleudert. Natürlich nehmen die europäischen Soldaten Reißaus — einige stürzen sich als kühne Springer im Hechtsprung von den Mauern des Forts — aber nur, um vor dem Fort den Chinesen zum Opfer zu fallen, die aus allen Ecken und Winkeln mit ge schwungenen Säbeln und prächtigen Bannern mit unvergleich lichem Heldenmuthe auf sie eindringen. Ein anderer Bilderbogen zeigt den Triumph der Chinesen zu Wasser und zu Lande. In wiidcr Flucht rennen die europäischen Truppen nach der See zu, verfolgt von den chinesischen Massen. Bevor sie aber ans Wasser und zu den rettenden Booten kommen, werden sie von einer neuen chinesischen Abtheilung abgefangen und zusammen geschossen. Nur Wenige können sich auf Booten retten, aber auch auf diesen gelangen sie nicht zu den Schiffen; denn dle Chinesen schwimmen ihnen nach und schlagen sie todt. Höchst sonderbar nimmt sich aus, wie zwei dicke Europäer in ihrer Todesangst mit solchem Nachdruck vom Ufer abgesprungen sind, daß sie hoch über den Booten in den Lüften schweben und nach unbekannter Richtung weiterfliegen. Nun aber kommt erst die richtige See schlacht. Eine Anzahl Torpedos in verdächtiger Wanzenform schwimmen langsam auf die Schiffe los, aber diese Zerstörungs art ist einem besonders heldenmüthigcn Chinesen offenbar zu langsam. Er schwimmt daher den Torpedos voraus, kommt vor ihnen an einem großen Kriegsschiffe an und bearbeitet dessen Panzer wuthentbrannt mit Messerstichen. Das wird das Schiff wohl nicht lange ausgehalten haben. Nebenan fliegt bereits ein anderes in die Luft, in einer prächtigen Farbengarbe von Grün, Roth und Gelb. Leider beweisen die Chinesen nach ihren Siegen nur geringen Edelmuth. Auf einem dritten Bilde schleifen sie die Gefangenen vor ein Gericht, bei dem würdige Mandarinen den Vorsitz führen. Die Gefangenen tragen Ketten um den Hals; ein Admiral kniet, mit der Stirn den Boden klopfend, also Kotau machend, wie der Chinese sagt, vor dem Tribunal, und ein An derer wird, am Boden liegend, theils todtgetreten, theils todt- gestochen. Den einen Gefangenen transportirt man auf sonder bare Art zum Tempel der Gerechtigkeit. Man hat ihm Hände und Füße zusammengebunden, eine Bambusstange vurchgesteckt, und erspart ihm, indem man ihn auf eine allerdings nicht sehr bequeme Weise trägt, die Mühe selbstthätiger Fortbewegung. Solche Bilderbogen werden in Massen in China verbreitet und erzählen dem dummen Volke von den glänzenden Waffenthaten der Chinesen und der kläglichen Vernichtung der fremden Teufel. MnzeigenPrei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklame« unter dem RedactionSstrich (4a«> spalten) 50^Z, vor den Familirnnachrichte« (»gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Prei»- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz «ach höherem Tarif. äsr Vsrkskr sedtsp- ; runt dü5«n «ben-o ictUllüssI, Lims QllL dsutix» VUsssI- issa aa<t Nsritv.) »vsrksuls dsttrQirso. insr Lllävie 87006., (5 6„ 6750 t>, Aoat ris«t-tel» 6800 Lrisf, 575 L., Dsotsel-Isock X> 6., 1375 vskl- xsdarr 7000, OlUvIc- ll-rll 950 6- 1025 8., ms ksstsr, Vilckdsrx -7b 6 , LaLIvLdsrxsr Bez«s--Prsl- d«r Hauptexpeditioa oder de« i» SW*» »e»irk «ad den Bororten errichtete« AuS» Vvrstellen abgeholt: vierteljährlich 4.50, oei zweimaliger täglicher Zustellung in» hau» 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertestährlich 6.—. Dirrcte tägliche Kreuzbandleudung i»A AuSlaad: monatlich 7.50. Der neue Tag. Roman von Klara Zahn. Nachdruck vcrbcten. Das war ihr nicht leicht, nicht schmerzlosgeschehen. Sie aber hatte nicht um Liebe geworben, nur Liebe gegeben, wie sie Kraft ihrer innersten Natur Liebe geben gemußt, und staunend sah sie wie reife Garben die Liebesfülle ihr entgegenstreben, die sie selber ausg«strömt. Das war ein wundersamer Lebensdank. Das machte ihr das Leben leicht und alles Kommen und Gehen verständlich! — Kein Scheiden war es, nur «in leises Wandeln des ewig Einen, der warmen Menschenliebe, di« in ungehemmtem Zuge durch die ganze Menschheit fluchet. — So fand sie sich nicht einsam und verloren in der Menge, sondern stets neu ver knüpft mit dem großen Menschheitsgeschicke. Heute aber — heute wollte sie noch einmal die Anny Folgers sein von einst, di« nicht in festen Händen die Fäden des eigenen Schicksals hält, die ihr kein Ungefähr entreißen darf. — Heute will sie noch einmal träumen wie ein junges Ding. Noch einmal fühlen, wi« sie einst gefühlt, als Fred's Braut. — Sie stockt bei diesem letzten Gedanken. — Sie hat sich selbst gar nicht mehr für so kindisch gehalten. Verlorene Träume heraufzubeschwören, ist das nun auch vernünftig? Vielleicht nicht. Aber warum soll denn sie gerade immer vernünftig sein? Heute will sie's einmal nicht! So übermllthig selig war ihr zu Sinne, und jetzt stieg «s ihr doch heiß in die Augen, nur weil es «inen unvergessenen Traum in ihrem Leben gab, an dessen Duft sie sich einmal ein kurzes Stündchen lang berauschen wollte! — Fr^d! — Sie setzte sich in Hut und Handschuhen auf den Koffer und lauscht« in sich hinein. Wie das auf einmal in ihr wogte und rauschte von unbegriffenen Empfindungen. Süß und traurig, bang und jubelnd, wie eine ferne Melodie, zog es zu ihrer Seele hinan, ihr schmerzlich-hehres Liebesgeschick. — Alle jene großen Leidenden der Liebe zogen, wie in plötzlicher Vision, an ihrem Geistesauge vorüber, Laura und Petrarca, Paolo und Francesca, Tristan und Isolde und viel« Andere noch, die das Leben trennte und die sich suchten und fanden, sei's in der Sünde, sei's im Tode. — Sie aber hatte keine Sünde und kein Tod er löst, sie lebte ja von ihm getrennt und ihre Liebe lebte fort in ihr! — Anny fuhr empor aus ihren Gedanken. Rasch raffte sie ihren Spitzenschirm an sich und verließ das einsame Stübchen. Draußen umsponn sie Weiche Frühlingsluft. Die Vöglein zwitscherten und die Blumen sahen so schelmisch aus ihrem grünen Grasbettchen. Die hatten's gut. Nur immer blühen und in die Sonne schauen! Anny wurde wieder leichter zu Muthe. Wohin zuerst? Zu Mütterchens Grab. Dort, am eingesunkenen grünen Hügel weilte sie nicht lange, sie legt« nur der todten Mutter die weiße Rose auf den Hügel und brach sich dafür ein S »iaä deut» wer «ia- ok«r: -Litsis" (S/IO) tu ° <8/10) io Stoespor», svr«, „krstoris^ <5/101 wtlieb voo Nso-dore. -Lrsoots- <7/10) voo Oosrdoora osod et> Sswbark, „Sicilts* „Ososckis" (7/10) Om- > osev Ksv?ork. ,lo?ck" I« vrseoso, -rook io lisipoir, s 6soo» <6/10, Ksotlio.) ik; io 8i>ooird»t (6/10) rsi voo Nrswso. ekm) 8ctio«Nck»iooker xsot Loitpoick", (7/10) , voo VoicodLw» <6/10) II« tiivk oscv krsioso: (7/10) „Stuttesrt-, voo l«i«o! voo roiloksw» ,» Irsos", liirsrä (8/10, cksr Ororss^, dsick« vo« chinesische Doppelspiel zu Tage. Seit Wochen versichert Li-Hung-Tschang, China sei des Zwistes müde und verlange nach Frieden, der Kaiser Kwangsü telegraphirt an den deutschen und den russischen Kaiser und fleht sie an, einrulenken, der chinesische Gesandte in Washington läuft sich die Sohlen durch, um die Vereinigten Staaten zur Vermittelung zu vermögen, die Degradirung und sonstige Bestrafung der Schuldigen wird versprochen, ja cS wird ver sichert, sie sei bereits auSgeführt, und doch deutet Alles, was wirklich geschieht und nicht geschieht, darauf hin, daß eS dem chinesischen Hofe und der Negierung nur darum zu thun ist, Zeit zu gewinnen, um mittlerweile wieder größere Truppen massen im Innern Chinas zu concentriren, wohin vorzu dringen, für die Mächte, namentlich nach dem Beginn beS Winters, ein gefährliches Wagniß wäre. Der chinesische Hof befindet sich mit dem Kaiser, der vergeblich eingeladcn worden ist, nach Peking zurückzukehren, auf dem Wege nach Singanfu und hat Niemanden mit ge höriger Vollmacht zu Unterhandlungen zurückgelasscn. Li-Hung-Tschang hat dem Kaiser die deutsche Note über sandt, die die Bestrafung der Hauptanstister fordert. Darauf bin hat der Kaiser den Beschluß unterzeichnet, wodurch Prinz Tuan und andere Boxerführcr, die für die letzten Ereignisse verantwortlich sind, degradirt und bestraft werden sollen. Diese hohen Beamten bilden aber noch jetzt hauptsächlich die Umgebung des kaiserlichen Hofes, und sie selbst sind eS, die (einer Pekinger Correspondenz der „Times" zufolge) dem Kaiser den Erlaß über ihre eigenen Strafen diclirt haben. Es steht außer Zweifel, daß diese Bestrafung gänzlich unzu länglich ist und Deutschland keine Genuglhuung bieten kann. So wird auch der „Magdcb. Ztg." auS Berlin ge schrieben: Es liegen bereits wieder Anzeichen vor, daß von den chinesischen Machthabern Winkelzüge gemacht werden, und vor allen Dingen ist man auch heute noch in vollständiger Unklarheit darüber, welche Zustände am kaiserlichen Hofe herrschen? In den Europäerkrciscn Chinas bezweifelt man die Aufrichtigkeit des Gesinnungswechsels; man hegt dort lebhafte» Mißtrauen, ob die kaiserlichen Erlasse, welche die Bestrafung Tuan's und seiner Gesinnungs genossen anordnen, ernsthaft gemeint sind und zur Durch führung gebracht werden. Und sollte es wirtlich beabsichtigt sein, den chinesischen Hof nach Singanfu zu verlegen, so würde dies eine Maßnahme sein, welche gerechten Zweifel hinsichtlich der Ehrlichkeit des chinesischen Entgegenkommens erwecken müßte. Bestätigen sich ferner die Meldungen, daß die durch die letzten Erlasse beförderten Beamten derselben Richtung an gehören, wie die Entlassenen, so würde auch dadurch di: Lage zu neuen Besorgnissen Anlaß geben. Jedenfalls werden diese Vorgänge für die Mächte aber eine heilsame Warnung sein, den Chinesen mit zu großem Vertrauen entgegenzukommen und ihnen Zugeständnisse zu machen, welche sie in Folge ihrer irieitso. y. 8tsst» ksot« 0reckN.U» II w.N.70.8 9 ll. 10 ». 2 u. 8 lo. k.Lio. Usll.Iii«» 1 L>»sut>. -a« uttrsllv. r.. Nsiiir. in ?»oi«. O«ntr>Ud. Korckost n. voioo itslbsva «.LLa. S»M.kl>U. .Oom.8. ro äo. lorsxstws»»^ >i»rr." n» ksvlüol » 10.7/16. !t>Lv-Viso icUsLLlsiv >m«r iiu-äsr tkMt« ilickitkloa llkirevsn M«r INL -vvmmit >. ksnlcstl. I. I-Iozick sadLüm todsr. lsrllll a.Lssso/Nlltir »««llrukr". odckrucll vo?bot«ll.> j 6elä i Lrisk
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