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2. Beilage z«m „Riesaer Tageblatt". - Ralall-Rbn«« «ck ««lag v« «aaq» » W»«tirN» w »»,!«. — Wk dl, Red«««, vaamtwaE: -«»«««» «q»»dt d, MN«. 6S. Sonn,den», SV. MSr; 1SVS, abenbS. SS. Jahrg. KMn lkS rnl« la Lnlbikie. -A Alljährlich, v«nn er draußen zu grünen und kttthen beginnt, halten die sächsischen Landwirte in der Lande- H^upt- und Residenzstadt ihr wiederSehrendeS Stelldichein ab. Wenn auch in diesem Jahre Mutter Erde noch in EiS Und Schnee erstarrt ist, so hatte dieser gerade nicht sehr erfreuliche Umstand für die Landwirtschaft keinerlei Einfluß aus den Besuch der Tagung auszuüben. In Hellen Scharen, zum teil mit Gattinnen, waren sie WS allen Teilen des Landes nach Glbfvsrenz geeilt und mehr als 20o0 vnndeSmitglieder hatten den großen Aböltsaal bereits um 1 Uhr mittags bis auf den letzten Platz gefüllt, viele alte bekannte Gesichter von der letz ten Revue sah man da wieder. Das Mgeordnetenhaus, d. - unsere zweite Ständekammer, war durch Dr Jaul Mehnert und Geh. Oevsnomierat Hähnel vertreten. Auch Kahlreich« andere Ehrengäste waren anwesend. Freiherr von Wangenheim, der Präsident des Wundes der Land wirte im Königreich Preußen, ließ durch das Vorstands mitglied Rittergutsbesitzer aus dem Winkel - grgau die Grüße und Wünsche der preußischen Bündler überbringen. Der letztere hielt an die sächsischen Landwirte eine van vielem Beifall unterbrochene Ansprache und betonte, daß im Lande Sachsen, die beiden wichtigsten Faktoren, In dustrie und Landwirtschaft, sich nicht feindlich gegenüber stehen dürften, sondern in den »sichtigen Kulturfragen vereint Hand in Hand gehen müßten. Der Besitzende des sächsischen Bundes der Landwirt«, Geh. Oevmomierat Andrä-BräunSdorf, eröffnete dann die Tagung. Gv ge dachte Wnächsl der drohenden Kriegsgefahr im Balkan. Wenn auch den großmannssüchtigen Serben eine tüchtige Lehre not täte, so sei dach die Erhaltung des Weltfrie dens der dringendste Wunsch. In knappen Zügen be handelte Herr Andrä dann die Reichs finan-refvrm und machte bezüglich der Branntweinsteuer die Mitteilung, daß der sächsische Ftnanzminister Dr. v. Mger einer Deputation kleiner Brennereibesitzer die Zusicherung ge geben habe, die Regierung werde ihr möglichstes tun, um das sächsische Brennereigewerbe zu stützen. Hiernach werde Sachsen also für die Branntweinsteuer sein. Hin sichtlich der Nachlaßsteuer werden die sächsischen Land wirte ihren ablehnenden'Standpunkt beibehalten. Der Bund der Landwirt« zählt gegenwärtig über 29000 Mit glieder. Nm dem neuen Wahlgesetz verspricht sich der Bundespräsident allerlei Gutes. Besonders der Mittel stand I,mme bei demselben sehr gut weg. Die kommen den Landtagswahlen müßten alle nattzimalgesinnten Cle mente zusammenführen, um zu verhindern, daß die rote Internationale nicht gar zu stark vertreten fein werde. — von großem Jubel umbraust, betrat bann der be kannte Berliner Chefredakteur Dr. Oertel, den die unver meidliche glänzend weiße Weste auch heute wieder schmückte, das Podium, um über die Reichsfinanzresorm zu sprechen. Seine von lautem Beifall unterbrochenen Ausführungen gipfeln in folgender einstimmig ange nommenen Resolution: „Die Landesversammlung des Bundes der Land wirte für das Königreich Sachsen hält die möglichst schleunig« und möglichst gründliche Reform der Reichs- finalen für eine unbedingt« nationale Notwendigkeit. Um sie durchzuführen, müssen alle Stände Opfer brin gen. Auch die Landwirtschaft ist zu solchen Opfern bereit. Die Reform ist jedoch so zu gestalten, daß die verfassungsmäßigen Bestimmungen berücksichtigt und diejenigen Kreise nach Möglichkeit geschont werden, die eine stärkere Belastung nicht zu tragen vermögen. Dis Landesversammlung steht nach wie vor und unbe dingt auf dem Standpunkt, daß eine Steuer auf Nach lässe oder Erbschaften, die auf Kinder und Ehegatte»« übergehen, mit der deutschen Auffassung von dem Mesen der Familie unvereinbar und deshalb unan nehmbar ist. Nicht agrarische Rücksichten sind es, die diese Unannehmbarkeit begründen, sondern grundsätz liche Nederzeugungen, Von denen nicht abgewichen wer den kann. Die Landesversammlung gtbh der Hossnung Ausdruck, baß es dem Reichskanzler und den Mehr heitsparteien des Reichstages gelinge,» möge, zu einer Verständigung zu kommen, die diesen Ueberzeug- ungen Rechnung trägt." DaS Schiffahrtsabgabengesetz. )k( Der jetzt vorliegende LUttvurf eines Gesetzes über die Erhebung von SchifsahrtSabgaben sieht zunächst eine Abänderung des Absatzes 4 de» Artikels 54 der Reichs verfassung vor. In diesem Absatz »Mrd bestimmt, daß auf allen natürlichen Wasserstraßen Abgaben nur für die Benutzung besonderer Anstalten, die zur Erleichterung des Verkehrs bestimmt sind, erhoben wer den, und daß diese Abgaben die zur Unterhaltung und gewöhnlichen Herstellung der Anstalten und Anlagen er forderlichen Küsten nicht übersteigen dürfen. Diese Be stimmung wird in dem neuen Entwürfe dahin abgeändert, daß es heißt: „In allen Häfen und auf allen natürlichen Wasserstraßen dürfen Abgaben nur für solche Werke, Einrichtungen loder sonstige Anstalten erhoben werden, welche den Verkehr wesentlich erleichtern. Diese Abgaben sowie die Abgaben, welche auf künstlichen Wasserstraßen erhoben werben, dürfen bei staatlichen Anstalten oder Wasserstraßen die zur Herstellung und Unterhaltung er forderlichen Kosten nicht überschreiten. Ter Bemessung Kßtti-Zslpetir hält stets am Lager in Riesa * Wfr. I, Hans Welch. An Engrospreisen verkaufe Schuttasche« Schulmappe« FrühstückStascheck H^a^ Ledertachschürzrn Aktenmappe« Schreibmappe« re. weil eigene Fabrikate. * Konstrmanäen -8tiesek unä -8cüuüe, «ur prima Qualität, besonders billig Hemm Atze, Wettinerstraßr S. «vlrd äsi' Omsskr allen coneul'i'enr-plsi'kSn gsstellj- durck denimmer- köksi- steigenden Konsum Vvr doste vereis tllr idre yualitLt un6 prvisvUrSlglceM IssmstÄ-Vudso Loste 2'/r kl.-vlssrette Wagenleder, Fensterputzleder, SIL 50. SS. IS PI. u. W-r -n,A F.WTHnmasLSoh«. ' Den Eingang ' siMa Weiim ia kackm V!traKv»-8t«TvL Vouxress-Stoffvill 8p»eI»1vI-L»LlvL MU-Lkuttsv 8tör«s ete. zeigt ergebenst an Lrvst NMvr, gegenüber der Apotheke, «rötzte Auswahl! Billigste Preise! einer gewissen Prahlerei von seinen Reisen, seinen Bekanntschaf ten put hochstehenden Leuten, mitDamen der Gesellschaft, gab auch gern pikanteDetailS, aber, über sich selber und dieStellungen, die er eingenommen, rind die ihm diese Erfahrungen gebracht hatten, schwieg er sich aus. Auf eine direkte Frage sagte er einmal achselzuckend und geheimnisvoll: „Wer in der Welt etwas erreichen will, der muß sich überall auskennen, und die besten Scbnlen sind Geheim polizeidienst, Reportertätigkeit, hie und da in Politik machen und sich einspunnen lassen, um Gefängnisse und Gefangene zu studieren, und wenn man nebenher Logenbruder ist, kanrrS ni^t Er sah dabei mit gekniffenen Augen nach Pöhland und hatte sich scheinbar an dessen Staunen geweidet; nach einer kleinen Pause setzte er dann ganz ernst hinzu: „Aber etwas Bestimmtes muß man als Grundlage natürlich gelernt haben: Buchhal lerposten sind so solide, ruhige, rechtschaffene Stellungen, sozu sagen die Basis." Da war es Pöhland gewesen, als ob »hm jemand zuriefe: „Sei auf Deiner Hut." Wie war das gewesen; Logenbruder? Freilich hatte Herr Gottschall nicht direkt gesagt, oatz er ein solcher sei, aber Pöhland, der selber der geheimen Gesellschaft angehörte, war stutzig geworden. Und als nun einmal ein lei ses Mißtrauen wach geworden war, häuften sich Verdachts momente, die endlich den Entschluß zur Reife in ihm brachten, in einen anderen Stadtteil zu ziehen, um so auf unauffällige Weise einen Umgang abzubrechen, der ihm nicht nur lästig und unangenehm geworden war, sondern ihm wirkliche» Unbeha gen verursachte. Er konnte sich auch nicht verhehlen, daß dt< Mottos, die ihn zu den ersten Gesprächen mit dein Buchhalter veranlaßten, keine vornehmen und edlen gewesen, und so war eS am besten, daß er sich entschloß, unauffällig die Sache wie der einschlafen zu kaffen. Pöhland hatte überhaupt in letzter Zeit manchen Aerger und Verdruß gehabt, und er war in denk bar gedrücktester Stimmung. Nachdem er mit seinen Besuchen bei Elfriede keinen Erfolg erzielte, sondern immer wieder unter irgend einem mehr oder rninderglaubivürdigenGrundabgewiesenwurde.schrieberschließ- lich an sie, und ihre Antwort ließ trotz höflicher Form nicht« an Dentlichkeit zu wünschen übrig. LS^Ä Verkannt. Roman von Lothar Palmer. 18 Er sah sie wortlos an und reichte ibr nur die Hände ent gegen; ihr pochte das Herz so ungestüm und laut, aber voll Bettrauen legte sie ihre schmalen Hände tn di« seinen, und als er seltsam bewegt zu ibr sagte: „Mattanne, Fräulein Mattanne, darf ich sie festhallen diese lieben, kleinen Hände, festhalten fürs Leben, da warnichtS von Verwirrung und Schreck in ihr; fest drückte sie ihm die Hände und fest sagte sie: „Ja I" So standen sie, und das kraftvolle, ehrliche „Ja" zitterte durch den weilen Raum, als der Oberst hereinkam. Aber seine Watte: „Mutter ist ja nicht zu Hause," erstarben ihm auf den Lippen, und er fragte nur mit einem warmen, frohen Blick: „So schnell sagt mein kleines Mädchen ja, so sehr drängt eS Dich, fort von Water und Mutter?" Nunerstwurde sie weich. „LieberPapai" rief ste und schlang die Arme um ihn, und eS überkam sie tiefe Rührung. Er aber strich liebkosend über ihren Scheitel und sagte mit einer Stimme, die fest sein sollte und doch so voll Leben war, daß all die Liebezu seinem Kinde daraus hervorklang: „Werde nur glück lich, Marianne!" Darm führte er ste Buschbeck zu: „Hier, mein Sohn, es ist mein Herzblatt, das ich Ihnen gebe, machen Sie ihr das Leben schön, wie ste «S verdient!" Buschbeck küßte dem Obersten in kindlich-ehrfürchtiger Auf wallung die Hand, dann reichte er wieder Marianne die Hände, und als sie ste ia seligem Erglühen ergriff, zog er ste an sein Herz und raunte ihr zur „Dank, meine Braut, meine süße, liebe Marianne!" Al» bald darauf Frau von Stupka heimkehrte und vor den Verlobten stand, wußte ste sich vor Freude und Ergriffenheit kaum zu fassen. Ihre frohen, kühnen Träume hatten sich er- füllt, und ste sagte Buschbeck ohne Hehl: „Keinen Mann hätte ich meiner Marianne lieber zugesühtt, al» gerade Sie, lieber Baron." „LieberSohn.bitteMama," fielBuschbeck ihrlauniainSWott. Marianne drohte ihr mit dem Finger: „Ja, ja, Man,a, ich habe Alexander gleich von Deinem Schwarm erzählt und ihm auch gesagt, warum ich eine Zeit so zurückhaltend und kalt gegen „Du kalt, ja, warum denn, davon weiß ich garnichts!" „Nun, so will ich Dir eS sagen. Du hobst mir einmal die „gute Partte^so hoch, und ich hatte Alexander doch um seiner „Sehen Sie wohl, Mama, was für ein wunderliches Mäd chen meine kleine Braut ist. Was andere vernünftige Leute das beste an mir nennen, das schreckte ste ab; aber das macht nichts, ich freue mich doch, daß ich ihr ein behagliches Nest chenbauen kann, und ich bin froh, daß Sie wenigstens das von meinen Ahnen Ererbte nicht für ein überflüssiges Nichts halten." Der Baron blieb natürlich auf die freundliche Aufforderung seiner Schwiegereltern gern zu Tisch da, und als der Oberst zu dienstlichen Geschäften fort mußte, bat Buschbeck Frau von Stupka, ihn und Marianne zum Juwelier zu begleiten, zur Auswahl der Verlobungsringe, und nachher zu einem Besuch bei seiner Cousine, Gräfin Homberg. „Werden die staunen! Heute morgen erst animierte mich Homberg, mich bald zu ver heiraten. Der ahnte ja nicht, wie nahe ich schon meinem Glücke war," sagte er aufgeräumt. Buschbeck hatte mittags, als er zu Tisch geblieben war, seinen Wagen mit der Weisung heimgeschickt, gegen vier wieder vor zufahren. Nun fuhren sie fort, die Ringe zu wählen, die Sym bole der Treue, das äußere Zeichen ihres frohen Herzensbünd- nisseS. , , Albin Pöhland trug sich »nit dem Gedankem seine Wohnung zu verändern. Die Nachbarschaft Gottschall fing an, ihm un bequem zu werden, obschon er eigentlich nichts direkt Abstoßen des im Benehmen des Buchhalters entdeckt hatte. Es waren nur so blitzartige Verstöße gegen die Regeln der Etikette und der Diskretion, auffällige, plötzlich heroortretende Mängel an Zartgefühl nnd Bildung, während andererseits die viesieilige Sprachgewandtheit des Mannes, seine Reisen in aller Herren Lander ihn imnier wieder gefesselt hatten, so daß er manchen freien Abend mit dem Stubennachbar verplaudert hatte. Als er aber gerade an den Verleumdungen gegen die Schauspielerin, die so kraß mit ihrem ganzen Auftreten, Leben, Benehmen und Wesen in Widerspruch standen, bemerkte, wie unzuverlässig und gefährlich dieser Mensch war, hatte er sich reservierter gehalten und unauffällig den Umgang gemieden. Am meisten frappierte Pöhland ein Zug an Gottjchall. Gr sprach, sogar viel und mit