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— .—- wle für die Stibcdewahlm ein durch Ordnungsstrafen gesicherter Sttmmzwang. Ti« Einzelvorschrist« Abe« IStrafsestsetzung, gültige Entschuldigungen x. sind sehr lehrreich sür alle diejenigen, die gelegentlich auch für andere Bundesstaaten oder gar sür da» deutsche Mich die Wahlpflicht empfehlen. Roch lehrreicher sind freilich die Ergebnisse diese» Wahlzwanges, di« dem ange wandte« schwierigen Apparat keineswegs entsprechen. Mhnllche Erfahrungen hat man übrigen» auch in Bel gien mit der seit einigen Jahren etngeführten Wahl pflicht sammeln können. Die Stünde de» Herzogtum» habe« übrigen» recht weitgehende, ganz moderne vefugntsse: Steuerbewtllt- gung, Zustimmung zu den Gesetzen, legislatorische» vor- schlagerecht, Ministeranklagerecht bä Verfassungsver letzung, Annahme von Petitionen und Weiterleitung von Beschwerden an den Landesherrn. Reben dem Parla ment hat ein au» den drei Staat-Ministern, höheren Behördenchef» und hetzogltch« Vertrauen-Person« zu sammengesetzter StaatSrat alle Gesetzentwürfe und an dere wichtig« Vorgänge zu begutachten. ES hängt mit dem stark bäuerlichen Charakter der braunschweigischen Volksvertretung zusammen, da- sie ihren Pestbeulen nicht wühlen, sondern nur dem Lan desherrn zur Präsentation Vorschlägen darf. Tie Mit glieder werden auf eine Vorschlagsliste gesetzt, die so fort durch Boten dem Herzog zur Auswahl de» Präsi denten zugestellt wird. Bi» er mit dem Ramen de» Glücklichen zurückkehrt, d. h., für etwa 10 Minuten, ver tagt sich das Haus. Tann übernimmt der neue Präsi dent sein Amt und eS wird nun für jeden Vizepräsi denten je ein Kandidat gewühlt und in derselben Weise sofort vom Herzog bestätigt. Eigenartig wie diese Wahl formalitäten ist auch das Amt de» LandshndtkuS, de» Verwaltungsdirektors de» Parlamente-, der al» rechts kundiger Betrat der Versammlung fungiert und das be- ratend« Mitrederecht im Plenum wie in den Kommis, sionen hat. Kein Einfluß auf den Landtag ist natur gemäß nicht gering. Schließlich mag al» verfassungsrechtliche Besonder heit noch die Zusammensetzung der landesherrlichen Zi villiste erwähnt werden, die so schwierig ist, daß sie ein eigenes Studium der historisch gewordenen Bezüge von Taler- unk Markmünzen in Gold- und Silberwährung er fordert, dafür aber auch genau bi» auf A Mark --- 66 Pfennige, festgesetzt ist und seither 1125322 s', Mark betrug. Sie soll bekanntlich nach dem Antrag der Re- gierung diese Höhe auch für den jungen Welsmjürst« beibebalten. TageSgeschichte. Deutsche» «etch. Bundesrat und Wehrbeitragsbestim mungen. Tem Bundesrat sind in den letzten Tagen einige Teile deS Reichshaushaltsentwurfes zugegangen. Die übrigen Teile werden in den nächsten Tagen fol gen. In den ersten Tagen der nächsten Woche wird der Bundesrat mit der Beratung deS ReichShauShaltSent- wurfe- beginnen, vorher werden die AuSführungSbe- sttmmungen zum WehrbeitragSgesetz erledigt. Tie Ver handlungen über diese AuSsührungSbestimmungen, zu denen Abänderungsanträge gestellt sind, beginnen Ende dieser Woche. Bis zu Anfang der nächsten Woche hofft man, diese Bestimmungen fertiggestellt zu haben. Tie Veranlagung zum Wehrbettrag wird in machen Bundes staaten schon im Januar, in anderen aber erst im Februar oder gar erst im Mäy erfolgen. Mehrere Bundesregierungen haben die Verordnungen über die Veranlagung deS Wehrbeitrage- an die zuständigen Behörden bereits erlassen. Darnach wird allgemein auch «ine Mitwirkung der Gemeinden bei der Veranlagung und Erhebung des Wehrbeitrages festge- fetzt. Die Landesregierungen von Preußen und Anhalt häben bestimmt, daß zu dieser Mitwirkung die Ge- metnde- und Gutsbezirke ohne Vergütung verpflichtet sind. Len Bundesstaaten wird sür die Veranlagung und Erhebung des Wehrbeitrages eine Entschädigung nicht gewährt; dagegen erhalten sie für die erste Beran- laaung und Erhebung der Besitzsteuer 10, später S Pro zent ihrer Roheinnahme. Diese letzter« Entschädigung wurde von der Budgetkommission angeregt und vom Mtchsschatzsekretär unterstützt. Tie Mitwirkung der Ge meinde- und Gutsbezirke beim Wehrbeitrag würde sich hauptsächlich auf die Einzelerhebüng der veranlagten Beträge, sowie deren Abführung an die zuständigen Staatskassen erstrecken. Die Ablehnung der mecklenburgischen Verfassungsreform. An Mecklenburg-Schwerin, das bekanntlich noch immer seine au» dem Jahre 17öö datierende landständliche Verfassung besitzt, wurde er neut von der Regierung der Vorschlag einer Verfassungs änderung vorgelegt und — es ist binnen kurzer Zeit bereit- das fünfte Mal, daß dies geschah — von dem mecklenburgischen Landtag abgelehnt. Ter Großherzog von Mecklenburg-Schwerin hatte bei der Vorlegung des neuen Antrages erklärt, daß er, falls dieser nicht an genommen werden sollte, dem Land« eine Verfassung pufzwtngen werde. Nach der Regierungsvorlage sollte eine konstitutionelle Verfassung eingeführt werden. In dem mecklenburgischen Abgeordnetenhaus sollten künftighin 54 privilegierte Angehörige der Stände und 24 aus all gemeinen, nach dem Treiklassensystem abgehaltenen Wah le» hervorgegangene Vertreter deS Volkes Sitz und Stimme haben. Aus Anlaß der Ablehnung des Antrages der Regierung hat das mecklenburgische Ministerium um Entlassung nachgesucht. Der Großherzog von Mecklen burg hob in seiner Rede bet der Verabschiedung des Land- tggeS hervor, daß er vvtz der Haltung der Stände aus! da» schmerzlichste berührt sei und keinen weg mehr sehe, um mr Verein mit den Ständen dem Lande ein« ver fasst»» P» geben. .Gr nehme jedoch davon Abstand, kraft eigener Entschließung str Andübung seiner landesherrlichen gesetzgeberisch»« Macht Vorzugehe«. Die Befürchtung läge jedoch nahe, da- die gesetzgebende« Faktor« de» Mich» über die mecklenburgische BerfassungSfrage entschieden. Trotz de» jetzig« Scheiter»» der Bemühung« werde er «» nicht ausgeb«, da» gesteckt« Ziel «etter zu verfolg«. Am Reichet- «an über die Ablehnung der Verfassungs reform in Wtzcklenburg sehr mißgestimmt. Die Notwen digkeit, in bkfem Lande eine konstitutionelle Regierung einzuführen, läßt sich nicht hinwegleugn«. Daß e» je doch dem Großherzog gelingen wird, darüber in abseh barer Zeit sich mit dem Landtag zu verständig«, erscheint. vollkommen ausgeschlossen. Amtliche Feststellung über die Ursachen der Katastrophe von ,L. S". Als Ergebnisse der amtlich« Ermittelungen über die Entstehungsursache der großen Katastrophe unseres zweit« Marinelustschiff«» hat sich, wie offiziell mttgeteilt wird, ergeben- daß an der Vorderseite der Gondel ein neuer Schützschirm angebracht gewesen ist, der die Bildung eine» luftverdünnt« Raumes in der vorder« Gondel bewirkt hat, daß cm der Unter fette de» Luftschiffe» Sa» au»getret« und angesaugt wor den ist und daß da» so tn die Gondel hineingesogene Gasgemisch durch einen Funken am Motor sich entzündet hat. Während die bisherige Schutzschirmkonstruktion sich bewährt hatte, war die Gefahr der neu« Anlage nicht vorauSzusehen. Tiefe Erklärung widerlegt alle w ren Gerüchte und Urteile. Die MÜrine und die Zeppelin gesellschaft werd« die erkannt« Gefahrenquellen auS- m«HM und sind sich über die Verbesserung-Wege einig. Handwerk und Fabrik. Tie Frage der juristi sch« Abgrenzung von Handwerk und Fabrik hat im Ge werberecht schon immer eine bedeutende Rolle gespielt und Anlaß zu Schwierigkeiten gegeben. Um die Mißstände eingehend zu prüfen, hat der Reichskanzler den Zentral verband deutscher Industrieller, de» Bund deutscher In dustrieller und den Deutschen HandelStag zu einer Kvnfe- renz etngelad«, die sich mit den bereits in einer Denk schrift niedergelegten Vorschlägen des Deutschen Hand werks» und Gewerbekammertages vom 5. Oktober 1913 zur Abänderung de» Handwerkergesetzes vom 26. Juli 1S97 befassen soll. In dieser Denkschrift sind noch weitere Wünsche der Handwerker aufgeführt, die ebenfalls in der Besprechung des Kanzler» mit den Industriellen behandelt werden sollen. ES erscheint außerordentlich begrüßens wert, daß die Regierung vor der endgültigen Beschluß fassung sich mit den maßgebenden Instanzen der inter essierten Kreise verständigt. ES ist zu erwarten, daß die Konferenz -er Sache sehr förderlich sein wird. Die rückgängige Konjunktur auf dem Wirt- schastSmarkt, die sich seit einigen Monaten stärker bemerkbar gemacht hat, ist bereits auf die Einnahmen der ersten Hälfte des laufenden Etatjahres von Ein fluß gewesen. Bei den Zöllen ergibt sich ein Ausfall um 19,6 Million«. TU bei den Stempelsteuern und Ge bühr« die Mehreinnahmen überwiegen, so beträgt der GesamtauSfall nur 7,3 Millionen. Mas deutsch-englische koloniale Ver ständigung Spro gram m. Tiie beabsichtigte Kapi- talSbeteittgung einer deutschen Bankengruppe (es dürste sich um den Konzern der Deutschen Bank handeln) an dem Bau der Benguella-Bahn, die quer durch Portu- giesich-Angola bis zum belgischen Kongo führt, wird sich auf etwa 60 Millionen Mark belauf«. Der Bahnbau bildet einen wesentlichen Punkt der zwischen Deutschland und England schwebenden Verhandlungen über ein koloniales BerständigungSprogramm. Stimmung der Berliner Börse vom 29. Oktober 1913. Di« Börse zeigt jetzt wieder, da» tn diesem Jahr« nun schon gewohnte ungünstig« Bild. Snt- mudigende Nachrichten au» der Schwerindustrie und vom Weltmarkt lasten eine stärkere Unternehmungslust nicht auf kommen. Trotz der Herabsetzung de» RetchSbankdirkont» schreitet die Bersteisung de» Geldmärkte» fort, wa» sich tn einer Erhöhung de» Privat-DtSkont«« ausdrückte. Die Montanaktien büßten im allgemeinen etwa 1°/, ein, einige jedochmehr, so insbesondere Laurahütte-klktirn, di« 4»/, °/„ niedriger notierten. Gut hielte« sich nur die Bankaktien, wo nur geringe Abschwächung«« zu verzeichnen swaren. Schiffahrt-werte und SlektrtzttätS-Akiien gaben ein geringe» nach. Von deutschen RetchSanleihen zogen 8V,prozentige und KonsolS 0,10 an. Zprozentige gaben ebensoviel nach. Am Kastamarkt notierte man saft durchweg niedrigere Kurse. Tägliche« Geld bedang 8*/„ der PrtvatdiSkont stieg um »/,'/<> auf 4-/.7°- Stall« Bet deu Wahlen in Italien hat sich gezeigt, baß da» neue Wahlgesetz dessen erst« Anwendung am letzten Sonn tag erfolgte, tn Zukunft doch noch bedeutende Verände rungen «fahren mutz. Der hauptsächlichste Fehler diese» Gesetze» liegt in seiner Kompliziertheit, die einer einfachen Handhabung de» Wahlmanöoer» hindernd im Wege steht. So konnte ein« ganz« Anzahl Wähler, die erschienen waren dennoch ihre Wahlzettel nicht abgeben, weil die Zeit, die sür die Wahl angesetzt «ar, verstrich, ehe die Wähler infolge Erfüllung der vielen Formalitäten zur Wahl schreiten konnten. Außerdem muß noch unbedingt eine Bestimmung getroffen werd«, wieviel Kandidaten in jedem Bezirk aus. gestellt «erde« könne«. SrnnkreiH. Die Pariser Presse widmet dem Krupp-Prozeß ein leb hafte» Jnterrste und kommentiert die Aulsagen des Her« von Metzen sehr eifrig. Die Art dieser Kommentar« läßt sich beispielweise au» den Uederschriften erkennen, di« daß .Echo d« Pari»" den Berichten seine» Berliner Vertreter» aber die Prozeßverhendlung gibt: «ine sensationell« wen- dungl La» Han» Krupp durch die «»«sagen de« Artillerie- lentnent» von Metz« verntchtetl Da» »Echo de Pari»" mein», da- Herr vo« Metzen seine Aussagen äußerst geschickt und in «in« geradezu brametischen Steigerung gemacht h«b« und schreibt »eit«: Wenn Herr von Metzen jemals Gründ gchadt hat, sich am Haus, Krupp zu räche«, so darf «on wohl saM», da- «e sich sein« Aufgabe mit gerade« ,« dewundarnSwürdiger Melstersqaft entledigt hat. — gn PaRser poltckschen Kreisen Zestcht al« Grüfte» di« Mei nung, da- di« Wendung, di« der Prozeß genommen -at, «in «»scheidender Gchlag für da» Han» Krupp sei und daß da« Monopol Krupp» «« Deutschland ftch l» miß« Ge fahr bistade. «»» vttlßt»- Drr Wiener »Zeit- wird au» Budapeft telegraphiert: A» hiesig« politisch« Stell« tft an« Wofür die Nachricht »Ingetrosten, daß ein, Begegnung zwischen König Ferdinand und dem Graf« verchteid »ah« bevorfteht. Li« Begeg nnag soll auf dem ungarisch« Schloff« Muranrpoar patt finden. Li« «Kölnische Zeitung- meldet au» Wien: Li« Frag« der Kandidatur de» Prinz« von Wick» tft jetzt soweit g», klärt, da- sein« Ernennung zum Fürst« von Albani« binnen zwei Wochen ersolgea könnte. All« Mächte hab« den von ihm gestellten finanziell,« und politisch« Pedin- gungen ,«gestimmt. Der Prinz wird demnach tn Kürz« di« angrkündigten Besuche in Wien und Rom mach«. Mexiko. Li« »Kölnisch« Zeitung" meldet offiziös ous Berlin» In der mexikantfchen Frag« «arten di« ««giervagen Eng land«, Deutschland« und Frankreich» di« ihnen in Aussicht gestellt« Not, der amerikantschen Negierung ab, »ort« di, Politik der Union gegenüber Mexiko und gegenüder den europäischen Int,reffen in Mexiko dargelegt werden soll, vor dieser amtlichen Mitteilung Amerika« wird «in« Er klärung der europäischen Mächte über ihr« Stellung zu dem gegenwärtigen Stand der Ding« in Mexiko nicht zu er warten sein. Griechenland Am 30. Oktober 1863 hielt Georg I. al» König von Griechenland seinen feierlichen Einzug in Athen. Da mit kam eine neue Dynastie auf dm griechischen Thron, die jetzt ihr 50 jähriges Bestehen feie« kann. Nach dm FreiheitSkämpfen der Griechen, di« sie von der Herr schaft der Türkm erlösten und gewissermaßen die Vor läufer der jetzigen Balkankämpfe waren, fand« 1833 die Mächte, die damals dm Hellenen halfen, in dem Prinzen Otto von Nahem einen ersten König für Grie chenland, der als Otto I. 1833 in Nauplia einzog. Ta der junge König minderjährig war, führte bis 1835 eine Kommission von bayrischen Staatsrätm die Regie rung. Aber das Land war verwüstet und aufgeregt von Revolutionen und der neue fremde König hatte «inen schweren Stand. ES gab Erhebungen wegen einer Ver fassung, die 1843 zugestanden werden mußte, und unter der neuen Verfassung in Senat und Kammer ständige Parteikämpfe. König Georg schien nicht willensstark ge nug, dem Lande Friedm und Aufschwung zu geben. Neue Reibereien mit den Türkm folgten, Militärrevol- tm Nauplia, und schließlich die Entsetzung deS Königs, der am 22. Oktober 1862 nach Bayern zurückkehrte. Nach der Wahl des Prinzen Alfred von Großbritannien, der ablehnte, ehngten sich die Schutzmächte auf dm Prin zen Wilhelm von Dänemark al- Thronkandidaten und dieser wurde am 30. März 1863 einstimmig gewählt. Auch dieser hatte es anfangs nicht leicht. Er erlitt manche !Demütigungen durch die Türkm, durch die Mächte und durch das eigene Volk. Wer als der Krim zwischen Türkei und Rußland zu Ende ging, erhielt Griechenland im Berliner Frieden ein Stück von Thessa- lim und Albanien. Doch die griechischen Politiker woll ten andauernd größere Gebietserweiterungen und Grie chenland bedrohte zeitweilig durch sein Vorgehen gegm die Türkei und durch sein Drängen bei dm Mächten den Weltfrieden, so daß die Mächte sogar seine Häfen blockier« und widerspenstige Ministerien stürzen mußten. Erst seit 1886 kam die griechische Politik in fried lichere Bahnen, doch hinderte das nicht, daß Griechen land 1893 dm Staatsbankerott erklären mußte. Infolge der Streitigkeiten um Kreta kann es 1897 zum Kriege mit der Türkei, der eine für die Griechen recht un glückliche Wendung yahm, bi» wiederum mit Hilfe der Mächte der Friedm zustande kam. Man sieht schon aus diesem kurzen Rückblick, daß, ein definitiver Kampf zwischen Türket und Griechenland, wie er jetzt im Bal kankriege geschah, geschichtlich notwendig war. König Georg erlag im letzten Fahr einem Attentat in Sa loniki. Sein Nachfolger ist der jetzige König Konstantin, der nun die Früchte der Siege im Balkankriege erntet und hoffentlich Griechenland einer segensreichen Zu kunft entgegen führt«