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Riesaer G Tageblatt und Anzeiger (MtWM LWW Moutag, 1L. Äugest 18S4, Me»»S 18« «dl. Im Gasthofe z« Prausitz soll Donnerstag, den 16. dies. Monats, Norm. 11 Uhr 1 Kleiderschrank, 1 Kommode mit Aufsatz, 1 Nähtisch, 1 Spiegel und ein Schwein (Läufer) gegen sofortige Bezahlung meistbietend versteigert werden. Riesa, 11. August 1894. Der Ger.-Vollz. des Kgl. Amtsger. Sekr. Eidam. 47. Mr, Ml »i > > Da» Riesaer Tageblatt erschriat jeden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. BtertelsLhrltcher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen tu Riesa und Strehla, den h sowie am Schalter der katserl. Postanstalten 1 Mart 2S Pf., durch die Träger frei in» Hau» 1 Mark SO Pf., durch den Briefträger frei tu» Hock» 1 Mark 68 Pf, N-z-tg de» Ausgabetage» bi» Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riela. — Geschäftsstelle: Lastantenftrab« 59. — Für die Redaktion verantwortlich: Her«. Schmidt i» Mel« Bekanntmachung, Kinderfeste betr. Auf Grund der von dem Königlichen Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts am 29. Juni 1894 und dem Königlichen Ministerium des Innern am 12. Juli 1894 erlassenen Perordnung wird hiermit Folgendes bekannt gemacht: Zur Abhaltung von Kinderfeste« im Stadtbezirke Riesa, die an öffentlichen Orten abgehalten werden sollen, oder die von Gast- und Schankunrthen, beziehentlich auch von mit öffentlichen Angelegenheiten sich beschäftigenden Vereinen oder von offenkundigen Anhängern einer politischen oder kirchlichen Partei veranstaltet werden, ferner zur Betheiligung von Schulkindern an den öffentlichen Kesten der Erwachsenen, insbesondere an solchen Festen, die gleichzeitig mit Tanzvergnügen in demselben Grundstücke stattfinden, bedarf es jedesmal einer vorgängigen Genehmigung der unterzeichneten Königliche« Bezirksschuliuspection, sowie, wenn mit dem Feste öffentliche Auf- und Umzüge verbunden werden sollen, einer vorgängigen Erlaubniß des unterzeichneten TtadtrgthS. Die auf die Veranstaltung von Kinderfesten, beziehentlich auf die Theilnahme von Kindern an Auf- oder Umzügen gerichteten Gesuche sind in Zeiten einzureichen, damit die cinschlagenden Verhältnisse erörtert und geprüft werden können. AuS denselben muß zu ersehen sein: s. von wem das Fest geleitet und beaufsichtigt werden, sowie «nr» A»zeiger WE ich AWW. .ÄQNL. AmtsKitLlt ' der Königl. Amtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa, b. zu welcher Tageszeit das Fest, bez. der Auf- und Umzug stattfinden und welche Stadt« theile der letztere berühren soll, o. welche Unterhaltungen und Spiele dargeboten, und cl. ob und welche besondere Abzeichen von den an dem Feste u. s. w. Theilnehmenden getragen werden sollen, ingleichen s. ob zur Bestreitung der Kosten der Veranstaltung von den Kindern oder den sie begleiten den Erwachsenen Eintrittsgeld erhoben, oder ob sonst eine öffentliche Gelegenheit zur Entrichtung von Beiträgen dargeboten werden soll. Die Veranstaltung von Festen für Schulkinder ohne die erforderliche Genehmigung der zuständigen Behörden, sowie das Zuwiderhandeln gegen die Erlaubniß-Bedingungen oder gegen etwaige Anordnungen bez. Verbote der Aufsichtsbeamten werden mit Geldstrafe bis zu ISO Mk. bez. entsprechender Haftstrafe geahndet. Riesa und Großenhain, den 9. August 1894. Der Stadtrath. Der Königliche Bezirksschulinspeetor. Klötzer. t)r. Gelbe. Bekanntmachung. Die am 1. lfd. Monats fällig gewesene Grundsteuer auf den 2. Termin dieses Jahres ist bis längstens den 15. August lfd. Jahres an die hiesige Stadtsteuereinnahme abzuführen. Mit derselben ist zu Deckung des -Bedarfs des Landeskulturrathes von denjenigen Grund stücksbesitzern, auf deren Besitzthum nach Abrechnung der auf Gebäude und Hofraum haftenden Steuereinheiten 120 Steuereinheiten haften, ein Beitrag von 0,2 Pf. auf jede beitragspflichtige Steuereinheit anher zu entrichten. Riesa, am 6. August 1894. Der Stadtrath. Schwarzenberg, Stadtrath Der chinesisch-japanische Krieg. Der Versuch der japanischen Flotte, die Meerenge von Petschili zu sorciren und damit sich den Weg nach Taku, der Hafenstadt von Peking, zu eröffnen, hat zu heftigen See- kämpfen geführt. Wie aus Shanghai gemeldet wurde, griff die japanische Flotte Wei-hai-wei an. Dieses liegt an der Südküste der in den Golf von Petschili führenden Straße von Petschili, ihr etwas schräg gegenüber an der Nordküste der Hafen Port Arthur. In diesen beiden Häfen hatte sich die chinesische Flotte geborgen, lieber diesen japanischen Angriff liegen folgende Details vor: In früher Morgenstunde des Mittwoch legte sich die japanische Flotte, aus vier Kreuzern und einzelnen kleineren Booten bestehend, vor das Fort, wurde jedoch entdeckt. Die Chinesen richteten darauf ein heftiges Feuer auf die Japaner. Diese konnten den schweren Festungsgeschützen nicht Stand halten und zogen sich zurück, als sie bemerkten, daß chinesische Torpedos sich anschickten, den Hafen zu verlassen. Kurze Zeit darauf erneuerten die Japaner von einer anderen Seite des Hafens den Angriff. Aber auch dieser zweite Angriff wurde abgeschlagen. Am Freitag fand ein kombinirter Angriff der Japaner auf Fort Archur statt. Das Bombardement dauerte einige Zeit, die Japaner zogen sich schließlich zurück. Da aber alle diese Nachrichten über die ckinesische Landlinie gekommen sind, ist offenbar nichts im Bericht, was die Chinesen hätten bean standen können. Am Sonnabend sollen die Japaner mit der chinesischen Peiwang-Flotte, der chinesischen Nordflotte, zusammengestoßen sein. Diese besteht aus 13 Kriegsschiffen und einer großen Zahl von TranSportfahrzeugen. Gelingt es den Japanern, jene zu schlagen, so kommen sie in die Mündung deS Peiho, und Peking ist in größter Gefahr. Jedenfalls können hier die nächsten Tage für den Krieg eine der wichtigsten Entscheidungen bringen. — In der That, die Zähigkeit und Entschlossenheit der Japaner ist staunenSwerth. Die japanische Flotte scheint darin der japanischen Landmacht in nichts nachzugeben, die, am 25. Juli vor der stark be festigten Stellung von Assan mit einem Verlust von 2000 Mann zurückgeschlagen, bereits drei Tage darauf den An griff mit Erfolg wiederholte. Auch in Korea schreiten die Japaner zu umfassenderen Operationen. Sowohl von den Chinesen wie von den Ja panern werden die Rüstungen eifrig betrieben. Die Japaner wollen anscheinend einen entscheidenden Schlag führen, bevor die Verstärkungen der Chinesen aus der Mandschurei ein treffen, und haben bedeutende Truppenverstärkungen nach Korea gesandt, zu welchem Zwecke alle unter japanischer Flagge fahrenden Dampfer angeworben sind. Au» Shanghai verlautet, daß Truppen in Stärke von 12000 Mann in Fusan und 8000 Mann in Auensan gelandet seien. Der Hafen Fusan liegt an der Südostküste von Korea, und der von Auensan an der Ostküste in der Broughton-Bai, etwa 26—28 geographische Meilen nördlich von Söul. Die in Fusan gelandeten Truppen sollen, wie verlautet, mit Ab- theilungen aus Assan die geschlagene chinesische Südarmee auseinanderjagen, während die in Auensan gelandeten Söul gegen die chinesische Nordarmee decken werden. Im ganzen sollen in Korea, ohne die neu Angekommenen einzurcchnen, bereits 60000 Mann der Japaner stehen. Die Eile, mit welcher die Japaner operiren, erklärt sich aus den kli matischen Verhältnissen des Kriegsschauplatzes. Für Japan ist es von Wichtigkeit, sich noch vor Eintritt des Winters zum Herrn der strategisch wichtigen Positionen zu machen. Denn, wenn China während des Winters zu Lande mit Truppennachschüben aus seinem unerschöpflichen Menschen reservoir tortsährt, so verbietet sich die gleiche Maßregel für i das auf den Seetransport angewiesene Japan wegen der schweren Winterstürme, welche die Ueberfahrt und mehr noch die Landung größerer Transporte von Truppen und Kriegs material zur Unmöglichkeit machen. Auch seitens der Chinesen werden entscheidende Schläge vorbereitet und nach der koreanischen Grenze weitere Truppen massen vorgeschoben, bei denen sich viele europäische Offiziere befinden sollen. Da diese Truppen jedoch bei der in mehreren Seetreffen bewiesenen maritimen Ueberlegenheit Japans, ihr Borrücken ausschließlich zu Lande bewerkstelligen, so wird noch eine gewisse Zeit vergehen, ehe sie zur aktuellen Verwendung bereit stehen. DaS Interesse der europäischen Großstaaten wendet sich ebenfalls immer mehr dem Kriegsschauplätze zu. Die eng lische Diplomatie ist sich der ernsten Bedeutung des chinesisch japanischen Krieges voll b wußk. Es ist ein Axiom der englisch-indischen Politik, mit China ein freundschaftliches Ver- hältniß zu pflegen und dieses asiatische Reich als ein Gegen gewicht gegen die aggressiven Tendenzen Rußlands und Frank reichs in Asien zu benützen. Diese von London und Cal- cutta aus beobachtete Politik würde, fall» China aus gegen wärtigem Konflikt wesentlich geschwächt hervorgeht, nach Ansicht englischer Politiker, einen Schlag erleiden, dessen Bedeutung für die künftige Stelluiig von Britisch-Jndien vorläufig kaum zu berechnen wäre. Aber auch den britischen Handel mit Ostasien trifft ein herber Schlag. Der britischeHandel übertrifftdenallerübrigenLLnder zusammengenommenen bei Wei tem ; ein Krieg zwischen China und Japan aber zieht diesen Handel in empfindliche Mitleidenschaft. Hierzu kommt noch die Be sorgnis, daß Rußland sich möglicher Weise zu einer Inter vention in Korea bewogen sehen werde, eine Eventualität, welcher gegenüber sich die britischen Staatsmänner nicht gleichgiltig verhalten könnten. Bei der BerzichtleisMng Eng- > land« auf Pon Hamilton ist von der russischen Regierung s kern bindendes Versprechen ertheilt worden, daß sie niemals einen koreanischen Hafen annectiren werde; man rechnet daher in den leitenden englisch»« Kreisen mit der Möglichkeit, daß Rußland sich zu einem solchen Schritte entschließen könnte. In der Thal muß der Umstand solche Bedenken Eng lands erregen, daß einzelne russische Blätter jetzt offen für die Japaner einzutreten beginnen. So meint die „Russkaja Shisn': „Man sagt, die Abhängigkeit Koreas von China sei für uns von großem praktischen Jntereße, weil wir mit dem schwerfälligen, „himmlischen Reiche" leichter fertig werden, als mit dem unterneh mungslustigen, energischen Japan; aber sür eine Aufrechterhaltung deS elenden status quo aots nur deshalb zu plaidiren, weil dies sür uns bequemer und vortheilhaster ist, wäre nicht allein unmoralisch, sondern auch unklug. Der Krieg zwischen Japan und China kann eine neue Aera sür das ganze östliche Asien eröffnen. Ein entscheidender Sieg Japans würde die Bedeutung eines grandiösen historischen Ereignisses besitzen, neben welcher Perspektive die ganze koreanische Frage voll ständig verschwinden müßte. Dagegen würde ein Sieg Chinas die Verewigung einer hoffnungslosen Stockung im fernen Osten bedeuten und die Aufrechterhaltung unserer friedlichen nachbarlichen Beziehungen zu dem „himmlischen Reiche" sehr erschweren." Daß Rußland seine Interessen bis aufs Aeußerste wahr- nehmen wird, geht schon daraus hervor, daß auch der Ober- kommandirende in Ostsibirien Befehl erhalten hat, die dor tigen Truppen jeder Zeit marschbereit zu halten. Nach Meldungen japanischer Blätter soll Rußland die Getsubit» insel (?) besetzt und ein Bündniß mit Japan bezüglich Koreas geschlossen haben. So schlecht auch die Aussichten Chinas jetzt sind, so mutmaßt man doch immer noch eine schließliche Niederlage Japans. Kapitän Lang, der britische Marineoffiziers welchen die britische Admiralität der chinesischen Marine so lange Jahre „geliehen'' hatte, äußerte u. A.: „China hält seine Marine zurück, bis eS einen entscheidenden Schlag führen kann. Am Ende wird Japan furchtbar unterliegen. Wenn China will, so kann es einen Krieg ein Jahrhundert lang führen. China braucht kein anderes Land. Der Kamps wird zum blutigen Ende geführt werden, wenn sich andere Mächte richt ein mischen. Die Chinesen werden wohl nicht in Japan landey; aber sie werden vielleicht die Lutschu-Jnseln nehmen und die Japaner aus Korea vertreiben." Bis jetzt scheint es China mit dem Kriege auch noch nicht allzu ernst zu nehmen. Die großen Vorbereitungen, die man anläßlich des bevorstehenden 60. Geburtstage« der Kaiserin-Mutter trifft, lassen wenig ernstliche Befürchtungen verrathen. Ta,«»,«schicht«. Deutsch«- Reich. Ge. Mai. der Kaiser gedenkt am Dienstag, den 14. August, von Greve-end an Bord der „Hohenzollern" die Rückreise nach Deutschland anzutreten. —