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-wischen Brücke und Elbkahn ist der Lctztcre immer der Klügere gewesen, welcher nachgegeben Hal. Auf die Dauer kann dies kaum so bleiben. Für die elbabwärts gehenden Personendampfschiffe wäre wohl schon längst der Landungs platz am Terrassenuser mit benutzt und somit eine bessere Verbindung zwischen beiden Linien hergestellt worden, wenn nicht die Augusturbrücke ein Hinderniß wäre. Da der ge brochene, über zwei Bogen hinwegreichende Kahn zu den größten Elbschiffrn gehört, so kostet es trotz eifriger Arbeit immerhin mehrere Tage, um das Fahrwasser frei zu machen. Die vielen, vielen Kisten mit Würfelzucker schwimmen in dem gelblichen Elbwasser herum und versüßen den zahlreich er schienenen Fischen das Dasein. Auf der Brücke stehen die Zu- schauer massenhaft, so daß die Gendarmerieposten Mühe haben, um den Fußverkehr aufrecht zu erhalten. Dresden, 20. März. Der Zirkusbesitzer Direktor P. Busch hat dem Albertverein 600 Mark und zwar 300 Mark der chirurgischen Abtheilung unseres CarolahauseS und 300 Mark der Pensionskasse für unsere Albertinerinnen als Geschenk zukommen lassen. — Der Zirkus ist direkt nach Wien abgereist. Dresden, 21. März. Eine eigenthümliche Heraus- fordcrung erhielt, wie die „Dresdner Neuesten Nachrichten" melden, Lieser Tage Herr Ferdinand Gleich, der Nestor der Dresdner Kunstkritik, der vor einigen Wochen sein 78. Le bensjahr vollendet hat. Herr Dr. Harthan, der neue künst lerische Leiter des Lehrergesangvereins, theilte in einem Briefe dem greisen Kritiker mir, daß er, Gleich, ihn beleidigt habe, trotzdem er ihm doch „in jeder Weise entgegengekommen sei". Herr Dr. Harthan könne, so schrieb er weiter, bei der ihm aiigethanen Beleidigung auf das Alter des Künstlers keine Rücksicht nehmen (!) und fordere deshalb Genugthuung von ihm. Die Wahl der Form bleibe ihm, Herrn Gleich, über lassen. Herr Gleich that das Einzige, was in diesem Falle richtig war: er warf den Brief lachend in den Papier'orb. Herr Dr. Harthan, der vordem bekanntlich in Odessa thätig war, will, wie cs scheint, hier russische Sitten einführcn. Der Borfall erregt natürlich in Dresdner Künstlerkreisen viele Heiterkeit, und dies um so mehr, als Herr Dr. Har than, der übrigens früher selbst ein sehr scharfer Kritiker gewesen sein soll, seine „Schneidigkeit" gegenüber einem Kli nker an den Tag legte, dessen Milde beinahe in Dresden sprichwörtlich ist. k Dresden, 22. März. In der Nacht vom 3 zum 4. Januar d. I. richtete der Hammerarbeiter Wilhelm Al brecht in Gröba unter den Gänsen des Gutsbesitzers Kniffe ein großes Blutbad an. Der ca. 30 Jahre alte, gestern wegen schweren Diebstahls vor das Kgl. Landgericht verwie sene Mann überstieg eine Mauer des Grundstückes, die ziem lich cnisernt vom Hosthor ist, an welchem ein Hund Wache hält und gelangte in einen hinter der Scheune und dem Wohnhaus gelegenen Garten, worin sich das von einem Sicngclzaun umschlossene Hauptquartier der Knisse'schen Gänse befindet. Fünf derselben, ausgesuchte Exemplare, wurden an Orr und Stelle von dem Diebe adgeschtachlek, mit nach Hause genommen und von seiner Frau einstweilen in den Schweine stall verborgen. Die fetteste Gans kam am nächsten Tage auf len Mittagstsch der 7 Köpfe zählenden Familie, während die übrigen im gerupften Zustande in Riesa Käufer fanden. Nach diesem Vorgänge stellte sich heraus, daß Al brecht bereits in der Nacht zum 24. Dezember 1892, also über 1 Jahr vorher, von demselben Platze weg 2 gemästete Gäm'e cntfübrt und fast zu derselben Zeit zwei weitere aus einem dem Schmiedemerster Clemens Seifert gehörigen, direkt an der Straße gelegenen Schuppen gestohlen halte. Die verehl. Albrecht machte durchaus kein Hehl aus der Annahme, daß sie in allen drei Fällen den diebischen Erwerb der Gänse gekannt habe und nahm ihren Mann mit dem Bemerken, es sei bittere Noch in der Familie vorhanden gewesen, noch förmlich in Schutz, als der Herr Vorsitzende den Sachver halt klarstellte. Albrecht wurde zu 1 Jahr 2 Monaten Ge- fängniß und 3 Jahren Ehrenrechtsverlust, die vcrehl. A. we- gen Hehlerei zu 2 Monaten Gesängniß verurtheilt. Zittau. Restaurateur Herberg hier wollte kürzlich Abends ron einem Spiritus enthaltenden Fasse, dem er am Tage einen kleinen Vorrath entnommen hatte und dessen Hahn tropfte, den undichten Hahn entfernen; er hatte hier bei vorsichtiger Weise die mitgenommene Lampe etwas ab seits gestellt und konnte aber trotzdem nicht verhindern, daß die leicht entzündbare Masse in Brand gerietst. Sofort hatte die aufloderntc Flamme auch die Kleider des H. ergriffen, der schnell aus dem Keller nach dem Hausflur eilte und zu erst selbst die Flammen zu ersticken versuchte, was ihm jedoch erst mit Hilfe anderer Leute möglich war. Der Verunglückte hat schreckliche Brandwunden an den Händen, den Armen und Beinen davongelragen, so daß ihm die Haut buchstäblich von den betroffenen Körpertheilen herabhing. Er dürfte auf längere Zeit an ein schmerzhaftes Krankenlager gefesselt sein. Bei dem Unglück sind auch gegen 100 Liter Spiritus zu Grunde gegangen. Aus der sächsischen Schweiz. Die Befürchtungen betreffs des Schneebruchcs in den Waldungen der sächsischen Schweiz und der Nachbarreviere haben sich leider erfüllt, da Tausende von Stämmen der furchtbaren Gewalt der jüngsten Stürme, sowie der Schneelast zum Opfer fielen und daher nach dem Wegthauen des Schnees, der »Heilweise ein Meter hoch lag, umfassende Aufräumungsarbeite« vorgenommen werden müssen. Ein Bild trauriger Zerstörung bietet namentlich der allbekannte Uttewalder Grund, woselbst sich auch einige größere Felsstücke lösten und polternd und weg- verfperrend herniedergingen. Aehnliche betrübende Meldungen liegen aus den Grenzrevieren im sogenannten Oberlande, und zwar namentlich aus der Gegend von Börnersdorf und und Lauenstein, sowie vom Sattelberge vor. In Folge der Ueberfülle von Schnee ist dortselbs» die Situation geradezu eine sibirische geworden. Mit mancherlei Schwierigkeiten hatte man gleichzeitig auf der Müglitzthalbahn zu kämpfen, da dortselbs» Schneewehen von außerordentlicher Höhe ent standen waren. Freiberg, 20. März. Am 15. Juni soll hier die „Trzgebirgische Gewerbe- und Industrie-Ausstellung" eröffnet werden, für welche, inmitten reizender Promenaden, zirka 30000 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Die Haupt halle umfaßt 5800 Quadratmeter Bodenfläche und ringsum 10 Meter breite Galerien. Eine kleine elektrische Gruben bahn mit Personenbeförderung stellt die Berbindnng des eigentlichen FestplatzeS mit der zweiten Jndustriehalle her, welche auf der geräumigen Wiese vor dem Lindenhause sich erheben wird. Durch einen Stollen führend, soll die Bahn in den unteren Raum der Jndustriehalle münden, von welchen aus man durch ein Fördergestelle in die Halle selbst gelangt. Ueberraschend wird der Anblick sein, den die. hier ausge stellten Erzeugnisse des Bergbaues und der Hütten, sowie der reichen Metall-Industrie dem Besucher verbieten. Werden doch gerade diese Erzeugnisse in solcher Vollständigkeit und Reichhaltigkeit selten vereinigt gewesen sein. Neben anderen Zweigen der reichen Industrie des Erzgebirges und des Vogtlandes werden auch die sächsischen Lederproduzenten durch eine umfangreiche Fachausstellung ein anschauliches Bild ihrer mannigfachen Erzeugnisse geben. Nossen. In Deutschenbora hat am Dienstag früh die Ehefrau des gegenwärtig dort bei seinen Schwiegereltern wohnhaften Bahnarbeiters Donat ihrem einige Wochen alten Kinde, als es geschrieen, die Kehle durchschnitten, ohne daß es der mitanwesende Ehemann hindern konnte. Vor einigen Wochen schon hat die unglückliche Mutter versucht, sich durch Erhängen das Lebrn zu nehmen, wurde aber damals durch die Nachgiebigkeit des Hakens noch gerettet. Um ähnlichen Vorkommnissen vorzubeugen, zog der erst kürzlich von Deutschenbora nach Nossen verzogene Ehemann wieder zu den Schwiegereltern zurück. Nach vollbrachter That, befragt üb-r das Geschehene, antwortete die Frau ohne Erregung: „Es war nicht ruhig — ich bin eine Mörderin — ich muß fortgeschafft werden." Döbeln. Das Schicksal der Sächsischen Leder-Jn- dustrie-Gesellschaft vorm. Daniel Beck ist nunmehr endgültig en schieden, die Liquidation ist in der vorgestern Nachmittag in Dresden abgehaltenen außerordentlichen General-Versamm lung beschlossen worden. Leipzig, 21. März. In hiesiger Markthalle explo- dirte eine eiserne, mit Ammoniak gefüllte Röhre, welche zur Bedienung der Kaltluftmaschine gehörte. Der Maschinist Schönerstädt ward hierbei schwer verwundet. Desgleichen entstand ein bedeutender Materialschaden. Eisleben, 19. März. Durch kaiserliche Kalinets- ordre vom 14. ds. Mts., gerichtet an Herrn Geh. Bergrath Leuschner hier, sind die im März vor. Js. von hiesiger Strafkammer wegen Landfriedensbruchs, schwerer Körperver letzung rc. verurtheilten Bergleute rc. Liebau und Genossen begnadigt worden Es handelt sich dabei um jenen blutigen Zusammenstoß reichstreucr Bergleute mit Sozialdemokraten anläßlich einer sozialdemokratischen Versammlung hier. Die Affaire halte seiner Zeit die Verurtheilung von sieben Berg leuten und von zwei Sozialdemokraten zur Folge. Es wurde auf Strafen bis zu 9 Monaten Gesängniß erkannt. Die Strafen waren ron den Betheiligten noch nicht angetreten. Reinerz, 18. März. Ein schwerer Unglücksfall ist in der Rübaitsch'schen Brauerei hier vorgekommen. Ein löjähriger Lehrling Karl Innig aus Roms und der 19iährige Haushälter Josef Hanuse aus Hlinne, Bezirk Neustadt a. M., waren beauftragt, kochendes, aus dem Kessel in den Bottich abgelassenes Bier in das Kühlschiff zu pumpen. Kurze Zeit ohne Aussicht gelassen, scherzten sie anstatt zu arbeiten und fielen dabei in den nahen mit heißem Bier gefüllten Bottich, krochen jedoch selbst heraus und entledigten sich ihrer Kleider. Trotz sofort herbeigcholter ärztlicher Hilfe, Ueberführung ins Krankenhaus und sorgfältigster Pflege erlagen sie am nächsten Vormittag den schweren Verletzungen. Der Unfall wurde sofort gerichtlich untersucht. Eine Schuld trifft weder den Besitzer noch andere Personen. Altona. Im focialdemokratischen Zukunftsstaat wird es keine Noth, keine „Hungerlöhne" mehr geben; Jedermann, ter feine Pflicht erfüllen wird, soll sorgenlos leben und sein gutes Auskommen haben, so versichern die socialdemokratischen Bauernfänger. Wie bei der rothen Genossenschaft bäckerei in Berlin, so ist jetzt auch in Hamburg-Altona eine Probe auf diese Prophezeiung gemacht. In Hamburg-Altona mar nämlich vor längerer Zeit ein Cigarrenarbeiter - Ausstand ausgebrochen, weil Agitatoren den betreffenden Arbeitern vorgeredel hatten, daß sie viel zu niedrige Löhne erhielten. Da aber die Arbeitgeber nicht nachgaben, tbaten sich die Streikenden zusammen und bildeten eine „Tabakarbeiter« Genossenschaft" mit einer eigenen Cigarrenfabrik. Nach dem vorliegenden Bericht für das verflossene Jahr beschäftigte diese Genossenschaft 161 Arbeiter, von denen die besten und geschicktesten Arbeiter 3 ^.16 Pf., die Zurichter aber gar noch nicht einmal ganze 2 Mk. für den Tag verdienten. Das sind thatsächlich für das theure Hamburger Pflaster, wo Wohnung und Lebensmittel 2 bis 3 Mal so theuer sind, als in den meisten Städten, Hungerlöhne, bei denen die armen Verführten kaum bestehen können. Früher haben die Zurichter etwa 3 Mark, die besonders guten Arbeiter min destens 4 Mark täglich verdient. Das socialistische Genossen- schaftSprincip hat also auch in Hamburg, wie in vielen anderen Großstädten zuvor, die praktische Probe in keiner Weise bestanden. Da es die eigentliche Arbeit-- und Er werbsform im Zukunftsstaate sein soll, so wird man die ent sprechende Nutzanwendung aus solchen Erfahrungen leicht ziehen können. Vermischtes. Durch Elektrizität getödtet. In Innsbruck wurde am Freitag Nachmittag der Ppstaspirant Würtemberger, der Sohn eines Zollbeamten, durch -den elektrischen Strom getödtet. Bon dem am Ausgang« der Mühlauerklamm ge legenen Elektrizitätswerke führen auf Säulen starke Srrom- lritungsdrähte in die Stadt. An denselben Säulen ist ein Telephondraht zur Verständigung zwischen der städtischen Centrale und dem Werke angebracht. Dieser Draht ist durch Belastung mit Schnee mehrfach gerissen. An einer Stelle verwickelte sich der abgerissene Draht mit dem intakten LeitungSdnaht, welcher einen sehr hochgespannten Strom führt, und hing von diesem bis zur Erde herab, wo durch die Erdleitung der Strom geschlossen wurde. Der Verun glückte kam bei seinem Spaziergange von der Weiherbur- nach Mühlau an dieser Stelle vorbei. Er wollte den herab hängenden Draht aus dem Wege räumen und wurde hierbei durch den starken Strom getödtet. Sein Begleiter, der ihn auffing, erhielt einen starken Schlag, ebenso der Wirch be nähen Gadwirthshauses, der herzukam, und, bei Würtem berger noch Lebenszeichen vermuthend, Wiederbelebungsversuche machen wollte. Diese beiden Personen kamen ohne üble Folgen davon. Eine entsetzliche Beichte. In PetaSdorf starb vor einigen Tagen eine Frau, welche auf dem Sterbebette noch bekannte, daß sie einen vor 20 Jahren in dortiger Ge gend spurlos verschwundenen Händler ermordete und ihren ersten Mann nach und nach durch Tabak ebenfalls ver giftete. Wegen Mordversuchs an ihrem zweiten Mann, den sie in den Brunnen lockte und mit Steinen überdeckte, wurde sie seiner Zeit zu acht Jahren Zuchthaus verurtheilt. Ein Arzt als Menschenfresser. Unter dieser Ueber- schrift berichtet, wie ein Privat - Telegramm aus Belgrad meldet, das serbische Journal Nvwosti mit genauer Anführung des Namens und des Ortes, ein Kreisphysikus habe gelegent lich der Sektion eines Selbstmörders demselben die halbe Leber ausgeschnitten, im Gasthause braten lassen, von derselben selbst gegessen und anderen zu essen gegeben. Ein peinliches Wiedersehen feierten jüngst zwei Ehegatten auf einer Eisenbahnstation Südrußlands bei Noworossijsk. Die Kleinbürgerin Titowa hatte vor 25 Jahren ihren Ehemann verloren ; er sollte auf einer Fahrt längst der Wolga zur Messe von Nischny-Nowgorod ertrunken sein, und wurde lange Zeit von ihr betrauert. Thatsächlich aber war Titow bei einem Schiffsunfall allerdings ins Wasser gefallen, jedoch gerettet worden. Er fand es aber nicht für nöthig, seine Angehörigen hiervon in Kenntniß zu setzen, zog in der Welt umher und ging vier Jahre darauf eine neue Ehe in Ssaratow ein. Das Unglück wollte es, daß Titow nach 25 Jahren mit seiner zweiten Frau im Wartesaal einer Bahnstation bei NoworosiiSk am gleichen Tische mit seiner verlassenen Ehegattin Platz nehmen mußte, die mit ihrem Sohne auch den Bahnzug erwartete. Die Betheiligten er nannten sich Anfangs nicht. Da hörte der junge Titow einige Worte aus dem Gespräch der ihm gegenüber sitzenden Personen. Der Name, mit dem sein ihm unbekannter Vater angeredet wurde, fiel ihm auf, er machte seine Mutter auf merksam, und diese erkennt den Todtgeglaubten und fällt ihm in der Freude ihres Herze is um den Hals. Alles Leugnen half nichts, Titow mußte seine Identität schließlich zugeben Nach einer heftigen Auseinandersetzung, an der besonders tie weiblichen Mitglieder aktiv thätig waren, einigte man sich schnell in Güte und bestieg noch kurz vor dem dritten Glocken zeichen das gleiche Coups. In vollem Frieden fuhr die ganze Gesellschaft alsdann nach NoworosiiSk. Ueö er die Toiletten d«r deutschen Kaiserin wird aus Berlin berichtet: Die Promenadentoiletten der Kaiserin für Abbazia sind echt deutsche Moten und „im Hause", das heißt im kaiserlichen Schlosse verfertigt worden. Die Kaiserin hat selbst bei Berliner Modewaaren-Geschäften ersten Ranges die Einkäufe der Stoffe gemacht und vierzehn Schneiderinnen batten unter Aufsicht einer Direclrice eines bekannten Modewaaren-Bazars in den letzten Wochen die gejammte Reiseroilettc der hohen Frau hergestellt. Bis- her waren es stets Pariser Moden, nach denen für die Kai serin von Berliner Modistinnen gearbeitet wurde, ebenso wurden die dazu verarbeiteten Stoffe von Pariser Liefe ranten bezogen. Diesmal hat sich die Landesmutter bei der Hausschneiderei lebhaft betheiligt und die Moden zu den einzelnen Kostümen selbst angegeben. Die Lebensweise der kaiserlichen Familie ist in Abazzia sehr einfach und unterscheidet sich kaum ron jener einer wohlhabenden Bürgcrsfamilie. Man steht zeitig auf im Hause des deutschen Kaisers. Die Kaiserin frühstückt schon um 7 Uhr, und auch die Prinzen bekommen um diese Stunde ihre Frühstücksmilch. Dann haben die Prinzen ihre Unterrichtsstunden. Um 1 Uhr ist das Mittagsessen, welches die älteren Prinzen zumeist an der Tafel der Kaiserin nehmen, um 7 Uhr der Abendtisch, an welchem die Kaiserin hie und da Gäste sieht. Die Menukarten werden vom Kammerdiener geschrieben und hektographisch vervielfältigt. Die Karte, welche das preußische und holsteinsche Wappen, von der Kaiserkrone überragt, zeigt, ist durchweg in deutscher Sprache abgefaßt; fremdländische Bezeichnungen der Speisen sind streng vermieden. So lautete z. B. das Menu vom Sonnabend: „Königliche Mittagstafel. Suppe mit gerollten Kaiserfauzeln, Lachsbecher mit Kruste, englischer Braten mit Erdäpfelgasch, gefüllte Tauben mit Dunstobst, Schaumkoch, Butler und Käse, Nachtisch." Bald nach dem Abendtisch wird es in beiden Villen still. Die Kaiserin und die Prinzen be geben sich zeitig zur Ruhe. Marktberichte Chemnitz, 21. März. Pro 50 Kilo Weizen fremde Sorten Mk. 7,60 bis 7,75, weiß u. bunt, alt Mk. —bis —, sächsischer gelb Mk. 6,70 bis 7,10, Weizen Mk. —bis —. Roggen sächsischer, Mk. 5,85 biS 6,30, preußischer Mk. 6,10 bis 6,30, russischer Mk. —bis —. türkischer Mk. — bis —Braugerste Mk. 7,50 bis 9,90. Futtergerste M. 5,90 bis 6,10. Hafer Mk. 7,50 bis 8,50. Hafer, durch Regen beschä digt, Mk. 7, - bis 7,25. Kocherbsen Mk. 8,50 bis 9,75. Mayl- und Futtererbsen Mk. 8,— biS 8,50. Heu Mk. 5,80 bis 6,50. Stroh Mk. 3,50 bis 4,—. Kartoffeln Mk. 1,90 bis 2,20. Butter pro 1 Kilo Mk. 2,40 biS 2,80.