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LZrtzin hörte Ilses Nomen nennen. AaK gegen seinen Villen lauschte er. ,,Fräulein v. Haustein sieht entzückend heute obend aus," sagte eine Stimme. Der Herr muhte noch jugend lich unerfahren sein, daß er die Schönheit einer Dame einer anderen gegenüber rühmte? Oertzin mochte sich nicht umsehcn, aber er inartcte gespannt aus die Antwort: „O ja —" es klang etwas gedehnt. „Ist sie denn verlobt mit Herrn von Geldern? Sie tanzt ja immer fort mit ihm: uns er sicht ne ja so verliebt an." „Verlobt mit Geldern?" antwortete der Tänzer. *v, bewahre; Er ist ihr Schivager." -Lhr Schwager? Wo ist denn ihre 2ch»v-stee^- „Die ist sehr krank" „Ack>! Und wenn sie stirbt, wird das ein Paar -- passen Si? aus?' „Aber, meine Gnädigste, wer wird sein gleich sterben laisen und frischweg wieder verheiraten!" Damit tanzte das Paar weiter. Oertzin hatte genug gehört. Seine Dame flog immer noch mn glühendem Gesicht chen von einem Arm in den andern. Er verließ seinen Platz und drängte sich geschickt durch die Tanzenden bi- »u der Stelle, wo Ilse gerade heftig atmend stand. Ohne Geldern auch nur mit einem Wort zu fragen, verbeugte er sich vor Ilse. „Weine Schwägerin ist sehr erhitzt," wanote Kurt ein — Oertzin antwortete nicht. Er schlang den Arm um die Taille des jungen Mädchens und zog sie mit sich fort S»e sah während des Tanzes mit einem liebevollen Blick zu ihm auf. „Endlich!" flüsterte sie, „Tn host mich lang« warte« lassen." „konnte ich denn eher kommen? Du tanztest ja fort während mit Deinem Schwager." „Ach — Kurt! Der zählt ja doch nicht." Er ksh in ihr reizendes Gesicht, das unschuldig wie etn Kind zn ihm auflächelte. „Ilse —" sing er an, aber er stockte wieder-. Sie war zu entzückend in ihrer gänzlichen Ahnungslosigkeit. Aber es hals nichts. Er mußte sie warnen. s,Tu mir den Gefallen und tanze nicht wieder mit Geldern," bat er ziemlich unvermittelt „Aber warum denn nicht?" -Hch werve Dir meine Gründe sagen Ich hoffe, wir finde« nach dem Souper, wenn alles tanzt, eine einsame Ecke, wo ich mit Dir ungestört sprechen kann." . „Was soll ich denn aber sagen, wenn er mich auf fordert?" 7,Sag, Tu wärest müde — Du wolltest nicht — ganz gleich was " » „Axel, ich kann ihn doch nicht kränken! Er ist so gut zu mir." Dieser beständige Einwand Ilses brachte Oertzin »» den Rest feiner schon ziemlich erschöpften Geduld. -.Gott im Himmel, Ilse —" Sie sah unsäglich erstaunt über den Ton, in dem er mit ihr sprach, zu ihn auf. „Verzeih," bat er schnell. „Wenn Du aber jo viele widerwärtige Bemerkungen über Dein Hiersein mit Geldern hättest mit anhören müssen, wie ich, so wärest Du auch etwas gereizt " -.Widerwärtige Bemerkungen über mich und Kurt?' Ilse war -an- blaß geworden. Er fühlte ein leichtes Leben ihrer ganzen Gestalt. Die Musik verstummte. Er mußte sie freigrben. r^Sir sprechen nachher weiter," flüsterte er ihr »och schnell zu, ehe er sie Reitzenstein, der Ilse zur Quadrille abholte, überließ. Der verstörte Ausdruck ihres Gesichtes tat Oertzin leid. « war gräßlich dem süße» Geschöpf den Abend, aus de» sie sich so gefreut hatte, verderbe» zu müssen > Aber was hals «»? Allheit mußte i» diese verworrenen Verhältnisse gebracht werden. Er Ivar fest entschlossen, Ilse zu bewegen« Gelderns Haus unverzüglich zu ver lassen und sich zu seinen Eltern zu begeben. Er würde ihr seine Gründe offen auseinandersctzen- Sie sollte und mußte sich fügen! 6. Kapitel. Der Glanzpunkt des Abends, das Souper, nah!e. Es dauerte ein Weilchen, bis die älteren Herrschaften glücklich ihre Plätze eingenommen hatten. Ihnen ser- vierten die Ordonnanzen. Im Billardzimmer schlug inan ein Büffet auf. Tie Jugend konnte für sich selber sorgen! „Reitzenstein, hast Du unfern Tisch belegt?" „Jawohl, ganz fidele Ecke. — Nimm es mir nicht übel, Oertzin, ich habe statt Fräulein von Hagen die Nichte unseres Obersten engagiert!" „Tie Kleine mit dem geplatzten Kleid?" ;,Jawohl — ein entzückendes Mädchen." „Meinetwegen." „Tu, Geldern versuchte mich vorhin zu bewegen, seinen Platz umzuändern, er gehöre nicht an oen Tisch der alten Herrschaften; er säße lieber bei uns!" „Tu hast doch nicht?" „2 beivahre! Er sitzt sicher Mischen der asten Men- gerscn und der dicken Mama Karlowitz. Die hält ihn fest." - „Tic Strafe hat er verdient," brummte Oertzin be friedigt- „Sie, Sichersdorf, haben Sie schon ein» ^arne? Sie können noch an unserem Tisch sitzen." „Jawohl, Herr Leutnant." „Wen haben Sie denn?" „Fräulein v. Hagen " „Auf meinen Befehl," lachte Rcitzenstetn. „Für Unterhaltung ist gesorgt. Tas Alter sitzt glücklich. Vorwärts!" Er ging auf seine Tame zu und bot ihr den Arni. „Bitte, mein gnädiges Fräulein." Ilse saß ziemlich schioeigsam neben Oertzin. Sie streifte ihre langen Handschuhe ab und steckte sie in das vor ihr stehende Sestglas. Oertzin nahm sie wieder heraus und spieste damit. Unbemerkt schob er sie in seine Tasche. Das gab nachher einen guten Vortvaud- dic verlorenen Handschuhe suchen zu müssen. Er wechselte einige gleichgültige Reden mit Ilie. Ter Zwang, oen sie sich mit der steifen Anrede auser lesen mußten, beeinträchtigte unwillkürlich die Red seligkeit- Tic übrigen machten Lärm genug. „Um alles in der Welt, Herr von Sichersdorf!" schrie Fräulein v. Hagen. „Was haben Sie mir denn da Gräßliches gebracht! Hummer mit Banillensauce uno Schokoladenerem mit Mayonnaise!" „Warum sino auch beide Saucen so gelb," entschul digte sich der Junker. „Sollten sie vielleicht Ihnen zuliebe grün lei»?'" kichrrtc Fräulein v. Hagen. „Zur Strafe müssen Sie noch einmal gehen." „Bringen Sie gleich für uns alle noch etwas mit, lieber Sichersdorf; aber eine sorgsame Auswahl, wenn ich bitten darf." „Wie geht cs denn Deiner — Ihrer Frau Schwester," waudte sich Oertzin leise an Ilse. „Nicht gilt, wir sind in großer Sorge um sie. Ich mache mir Borwürfe, hergekommen zu sein." „Borwürfe! Wie lange haben wir uns nicht gesehen. Ilse?" „Warum kommen Sic nie nach Glockenbnrg?" -.Was habe ich davon? Geldern bleibt ja stets bei uns?" „Das hält er wohl für seine Pflicht." Oertzin lachte spöttisch. -.Wen» er doch lieber die -stichle.» gegen seine Frau bedenken wollte und uns i» Friede» ließe! Dann wäre uns allen geholfen." „Sie beurteilen meinen Schwager sehr ungerecht." Ilses Stimme zitterte etwas. Dl, vuchdruckerel von LmgeriVinterlieli nicsz voetheftraß« Re. öS hält sich zur Anfertigung nach, stehender Drucksachen brtsauberer Ausführung und billigster Preis stellung besten« empfohlen. Avise Adrcß, und ÄrschäftS- kartea Briefköpfe, vriefletstcn Bestellzettel Broschüre«, Billett Teklarotloura Danksaguu«s- «ad EtnladnugSbrirfe Slalatzkartea I Etikette« aller Art Fakturen, Flugblätter I Formular« tu dtv. Sorten Frachtbriefe SebrauchSauweisungra Kremdenzettel Hous- und Fabrik» Ordnung«« Skburttaairigea tz»chr«ttt«ialodungen I -Stttuugru «ud -Gedichte «osteuschilder Aofte«a«schlSge Kataloge, Koatratt« Kontobücher Lohuliftea, Mahnbriefe Mitteilungen, Menu« Musterbücher, RotaS Plakate Programm« Prettkuraut« Postkarte«. Quittung«» Rabattmarke« Aechuaageu I Speise«- ««» Weinkarte» Statute», Taazkartr» Stimm-, Theater- und Sackzettcl Visite«- n«d BeriobnngSkarte» Wechsel, Werke ' Zirkulare, Zeugnitz« * »e. re. »e. Maffernmflage» für Rotationsdruck. ftivser IsgÄktt — Amtsblatt — Fernsprechstell« Nr. 20. Telegramm-Adresse r Tageblatt Riesa. rHch glaube kaum. Ich werde Ihnen nachher die Gründe für mein Urteil auseinandersetzen." -.Prosit, mein gnädiges Fräulein — Ihr spezielles Wohl!" Reitzcnstcin hielt Ilse sein Glas hin- i.Fräulcin v. Rosen schließt sich an — nicht wahr?"' „Ja, bitte." Der kleinen Dame schwindelte schon der Kopf von dem schäumenden Sekt, obgleich sie kaum einen Finger hut voll getrunken hatte. Vor allem aber berauschte sie das Entzücken über die Triumphe ihres ersten Valles. Eie hatte mehr getanzt wie die Schwestern - die sich immer jo groß taten mit den zwei Wintern -,Welt- erfahrnnq", die sie vor ihr voraus zu Habs» glaubten. -,Was ist denn los? Junker, warum kriechen Sie denn ewig unter dem Tisch herum?" fragte Oertzin er staunt tuend. „Fräulein von Hanstein vermißt ihre Handschuhe." -.Ihre Handschuhe? Wo mögen die denn jein! Sic haben sie gewiß im anderen Zimmer liegen lassen. Jetzt wird aufgestanden; wir wollen sie gleich juchen." Oertzin nahm schnell ein herrenloses iveißes Atlas- capc vom Sofa unv hing es Ilse um den bloßen Hals. -.Komm rasch!" bat er erregt. „Es merkt lein Mcnjchl. Wir gehen durch einen anderen Eingang in ein leeres Zimmer." In dem allgemeinen Trubel des Aufstehcns blieb ihr Verschwinden in der Tat unbeachtet -.Endlich!" Oertzin ergrisf stürmisch Ilses Hand und^zog sie an die Lippen. „Eine Kriegslist, mein Engel! .Deine Hand schuhe ruhen sicher in meiner Tasche." Eie lächelte, aber ihre Augen blieben ernst. „Sage mir schnell, was Du mir zu sagen hast," bat sie. „Man könnte mich doch vermissen, und das wäre mir unange nehm." Eie setzte jich auf das breite Fensterbrett und zog den Vorhang zurück. Die Wolken jagten am Himmel. Eine blasse Mond sichel schob sich durch die zerrissenen Fetzen. Oertzin stand dicht vor ihr. Gewaltsam bezwang er seine Erregung. Ilses nn- beschützte Stellung legte ihm die Pflicht der Zurück haltung aus. Er behielt nur ihre kleine Hand in der seinen. -^>ch will Dich bitten, Ilse, endlich meinen Vorschlag anzunehmen und zu meinen Eltern zu rsis-n. Ich teilte ihnen unsere Verlobung mit. Ein Brief von mir meldet Dich an, sie empfangen Dich mit offenen Armcn. Du wirst Dich wohl und glücklich bei ihnen fühlen." -.Daran zweifle ich nicht- Ich kann aber gegen den Wille» meines Vormundes nicht handeln " -,Du mußt energischer auftrcten, Ilse! Bist Du erst in meinem Familienkreise- macht sich alles leichter. Ich würo? übrigens auch nicht zögern, Herrn v. Hau stein in Mapel anfzusuchen und ihm auseinanderzu setzen, warum er in unsere Verbindung willigen muß." Ilse iah ihn befremdet an. „Er kommt ja im Früh ling zurück. Hat es denn nicht Zeit bis dahin?" -.Nein." -,Ach, Axel, ich kann Irma jetzt nicht verlassen." Er machte eine ungeduldige Bewegung. -.Lieber Axel! Das mußt Du einsehen! Irma ist oer einzige Mensch, den ich auf der Welt habe — außer Dir natürlich — wir lieben uns wie Schwestern, ihr verdanke ich meine glückliche Kindheit, jetzt eine Heimat. Wie kann, wie darf ich während ihrer schweren Krank heit von ihr gehen! Ich hätte keine ruhige Minute mehr." -.Und ich habe keinen ruhigen Augenblick, solange ich Dich in Glockenburg Weiß." -.Warum oenn nur?" -,Ss hat alles seine Grenzen, Ilse — auch öle Rück sicht für Iran v. Geldern. Du hast Pflichten gegen Mich, vor allem aber gegen Dich selbst." >UnL die verletze Ich, wenn ich In Glockcnburg bleibe?" . 7,Äa." s.Axel, das Ist Egoismus.'* -.Nein, nur die Stimme der Vernunft, der Du Gehör' geben mußt, Ilse — hörst Du — Du mußt!" i. Ohne es zu wollen, preßte er die zarten Finger, die in den seinen lagen, heftig zusammen. Ihre feinen Brauen zuckten. Der Druck schmerzte-' aber noch mehr der Ton der scharf gesprochenen Worte/ „Mit diesem Bersteckspielen kommen wir nicht weiter,'* fuhr er energisch fort- „Andeutungen kannst oder willst Du nicht verstehen, Ilse. Also muß ich es in dürren Morten aussprechen: Dein Ruf leidet, wenn Du Dich noch länger unter Gelderns Schutz stellst. Erstens ist er zu jung, er ist ja auch gar nicht einmal mit Dir ver wandt, vor allen Dingen aber sieht evGn Dir nicht di: Schwester seiner Frau, die ihm heilig sein sollte, sondern ein schönes Mädchen, das er iclbst begehrt." -,Was sieht er in mir?" Ilse ;ah Axel verständnislos an. -,Axcl, wie kannst Du nur solchen llnnnn reden? Eigentlich müßte ich Dir böse jein" Fortsetzung folgt. Wie einer das Eifer«« Kre«; erwarb. Einem Feldpostbrief entnehmen wir nachstehend? Zei len, die ein packendes Bild entrollen von der Schwere des modernen Kampfes und von der aufopfernden Tapferkeit, mit der sich unsere Helden das Eiserne Kreuz im dichtesten Kugelregen erwerben. - -.Nachdem wir den feindlichen Vorstoß in drei blu tigen Gefechten zurückgeworfen hatten, rückten wir in Gewaltmärschen, die Tag und Nacht durchgeführt wirrden/ südlich von V. auf die Maas zu, deren Ufer von den' Franzosen sehr stark befestigt waren. Hier stanoen die Kcrntrnxpen der Franzosen unter General Pau, außer-' Sem waren Schiffsgeschütze schwersten Kalibers dort in' Stellung gebracht. Drei Tage brüllten auf beiden Seiten' die Geschütze, doch konnte unsere Artillerie keinen durch schlagenden Erfolg erzielen, da die Franzosen, wie ge sagt, schwerstes Kaliber hatten und eingegraben waren.? Sie hatten die Stellung seit Monaten vorbereitet- Da' griff unser Generalkommando zu einem Heroischei« Mit-! tel. Es ließ das . . . Armeekorps zwei Tage marschi-ccn/ bis es an einen Punkt kam, wo sie Maas einen scharf sen Bogen macht, saft in die feindliche Flanke. Bei! Nacht und 9wbel bauten unsere Pioniere in 1«.» Stnndenj eine Pontonbrücke. Die Franzosen, die auf.den Höhe» sestsar.cn, hatten nichts gemerkt. Bei Tagesanbruch rück ten wir talaufwärts. Plötzlich bekamen wir von allen Höhen fürchterliches Artillcriefkuer. Entdeckt! Wir konnten in dem engrn.' Kes'el nicht auseinander. Meiner Kompagnie gelang es- in ein Äitental zu kommen, »vo wir etwas geschützt) ivaren, andere folgten. Bon hier stürmten wir, immer, im fürchterlichsten Feuer und ohne selbst schießen zu können, mit dem Bajonett die steile Höhe. So schafften wir unserer Artillerie Lust, die alsbald uneec großer, Bravour den Kamps aufnahm. Gegen 5 Uhr nachmittags gi« gen wir gegen ein Dorf vor, das stark befestigt war. Wir nahmen es, doch fielen dabei viele Braves Am Tvrfrande sprengte ein Adjutant heran unv wollt«; mir einen Befehl bringen, da platzte eine Granate neberr ihm, zerriß ihn und seinen Gaul, der auf mich stürzte) Fast eine Stunde lag ich unter dem Tier, bis man mich bewußtlos, doch ohne äußere oder innere Verletzung hervorzog. Die Lunge mar leicht gequetscht, die rechtet Hüfte verrenkt. Als ich mich etwas erholt hatte, ging ich wieder ins Gefecht. Ich glaubte an diesem Tage- Fürchterlichere- könnte eS nicht geben. ES kam nochl sck-limmer. Wir verfolgte» de» Feind- der gewaltige Unterstützung erhalten hatte- bi- n«ch B Und nun