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»- s«. s. «kiiage zum Rltseer regkSlatt. Sounevend, 7. «Srz 1»2S, «vendS. 78. Jahr«. Lin vielumstrittener Feiertag. Die vom Evangelischen LandeSpreßverband für Sach en herauSgegebene rächsitch-ikvangettsche Korrespondenz oeröflentltcht ^lgenben Artikel: Der 1'. Mär., bringt wieder einmal eine« Feiertag mitten in der Woche» den FrShjohrS, »der PassionSdntztag unserer sächsischen Landeskirche. WaS wird geschehen? I näher wir ihm kommen, um so mehr wird der Streit um ihn entbrennen. »Aon der Parteien Gunst und Saß vcr- ivirrt, schwankt sein Charakterbild in der Geschichte." — Aber vielleicht sagt das Dchillerwort für diesen Fall «och nicht genug. Indes, haben nicht überhaupt unsere christlst Fest« und Feiertage ein ähnliches Schicksal? Wir sind weit entfernt, Vergangenes nur im Goldglanze zu sehen, es gab auch früher schon den und jenen Widerspruch gegen einen Feiertag, aber wo ist heute die schöne IVemeinsamkelt unserer Feste hin? Unsere Zerrissenheit — tritt sie nicht an unseren Festen am greifbarsten heraus? Bon den hohen Festen viel leicht noch abgesehen, werben die Feste unseres Volkes nicht immer mehr Partei- und VercinSfeste? Immer seltener werben sie, die festlichen Stunden, wo einmal wirklich alle Kreise der Gemeinde beisammen sind. WaS für einen Dienst könnten da die Veranstaltungen unserer Kirche bedeuten, weil sie immer noch am ehesten Menschen verschiedener Ar in ihrem weiten Rahmen umspannt. Und doch, was sind in Wirklichkeit auch die Feste n» Feiertage unserer Kirche? Halbinseln, die nur noch an schmalen Stellen mit dem Festlande zusammenhängen, ober gar nur Inseln, auf allen Seiten von den Fluten eines anders gearteten Denkens umrauscht! Kein Wunder, daß erst recht solch ein Tag wie der in Frage stehende Bußtag von der feindseligen und gedanken losen Oeffentlichkeit bekämpft oder mit Verachtung behandelt wird. Aber, wer darf hier überhaupt urteilen? Die, denen der Bußtag sowieso ei« höchst überflüssiger Tag ist, oder die, die nur mit großer Gorge sehen können, wie entsetzlich oberflächlich das Denken sogar gut bürgerlicher Kreise wie nur noch di« irdische» Dinge für sie da sind, wie sie ihren eigene« Willen anbeten und vergöttern? Trotzdem muß man zugeben, eS liegen mit dem Bußtag Schwierig keiten vor, die man nicht so leicht abtu« kann, vor allem die, daß ihm der staatlich« Schutz entzog« ist Nun wäre «s ja die einfachste Lösung gewesen, man hätte den Feiertag solang« ausgesetzt, als ihm feiten» des Staate» der Charak ter al» Ruhetag nicht wieder verliehen war. Aber wohn wären wir gekommen, wenn unsere Kirche nicht von vor» herein mit Festigkeit und Treue ihr eigenes gute» R- grivahrt hätte? Erst die Zukunft wird uns einmal dankbar sein, daß wir der Versuchung widerstanden haben, um äußerer Schwierigkeiten willen einen Feiertag zu opfern, der durch langjährige Ueberlteserung eingebürgert und für die Oeffentlichkeit auch durch die Kollekte für die Inner« Mission herauSgehoben war! Und da sollen wir jetzt noch schwach werden, wo eine Regelung der FeiertagSfrage dn? de« Reichstag bevorsteht? Und sollen den Abgeordneten, die entschlossen sind, für den Schutz der christlichen Feier tage einzutreten, in den Rücken fallen? Und die Schwierig keiten noch vermehren durch die Frage: Wozu zwei Bußtage im Jahre, die sich doch nur gegenseitig in den Schatten ste, len? Oder sollten wir den Ausweg für richtig halten, d° sen Bußtag auf einen Sonntag zu verlegen? Aber auch diese Maßnahme, von ihren gefährlichen Konsequenzen ganz abgesehen, käme nur ans ein Ausweichen vor den Schwierig keiten hinan». Nein, lasten wir den Tag ruhig stehen, wo er steht. Er reizt znm Widerspruch, aber auch zum frucht baren Nachdenken. Ob wir es wirklich nicht fertig bringen, Disziplin.zu wahren und andere persönliche Neigungen und Gedanken zugunsten dcS Ganzen zurückzustellen? SS kann sich für nn» nur um ein charaktervolle» innere» Neberwluden der Schwierigkeiten handeln, mit der selb verständlichen Einschränkung, baß dabei nur eine Zwischen zeit in Krage kommt. Aber gerade deshalb ist unsere Ver antwortung diesem Bnßtag gegenüber nm so gröber. Er hängt alles daran, wie wir Glieder der Kirchengemeind« un» selbst praktisch zu dem Feiertag stellen und ob die ver antwortltchen Stelle» in der Festsetzung der g»tteSdie»st- liche« Stunde» die erforderliche Anpassungsfähigkeit be sitzen. S» muß unter allen Umständen an jedem Ort die Feier so eingerichtet werden, daß sie nicht zur leere« Form herabsinkt. Wo die gewohnt« Stunde des Vormittag» vor aussichtlich nur ein ganzer kleiner Teil den Besuch möglich macht, hat man schon in den vorangegangencii Jahren außer diesen Gottesdienst einen zur Abendstunde dankbar ausgenommen, und daß wir auch den Kinder» diesen Tag als Feiertag im Gotte-Hanse erlebe» lasse» wollen, kann man nn» wohl nicht Übelnehmen. Bein, ersten Male mag'L wohl wie eine Machtprobe andgcsehc» haben, als wist unsere Kinder vom Unterrichte abmeldcten, diesmal wird man e» schon nicht mehr in demselben Maße so empfinden, nnd außerdem wird man es bester gelernt habe», alle» Un würdige sernzuhaltcn, so daß bet diesem Bußtage Schule uud Kirche sich nicht wieder als Parteien gegen übertrete«. ES soll nur der Oeffentlichkeit zum Bewußtsein gebracht werden, Laß auch für da» Kind schon die Sorge um bis Seele allen anderen Sorgen voranzustehen hat Nun mö gen aber auch nur solche Eltern ihre Kinder vom Unter richte abmclden, di« wirklich sie dem KindergotteSdienste zu« führen und darauf halten, daß sie nicht bloß au diesem Tage einmal im Kirchenraum zu Gaste weilen. Dieser Be fehl wird freilich nur dann wirksam sein, wenn ivir Erwach senen selbst den Bußtag mit der (Gemeinde feiern und so diesem besonderen Feiertag seine beste Rechtfertigung schas sen. , I »ion,p»on» 8vß»„»n) «Iw« ^«I««K SO bEs- ISlOWlM i> allen Konstruktionen stollsile» >a Aolr «aä Velldioeli «allwS»a« - nolrrouar Sllrom0detralls0«, Veriumk von lisganUur-llatorwi ii»iz iioiilllil, vltcksiir X«a«r. 7 - kennpr. is«S Iraker kraue I-eipvlät L 6o. Bilder von der Leipziger Frühjahrsmesse 1S25. »Von Alfred Pröhl, Dresden. Nachdruck verboten. Hochbeladene, planenüberdeckte Frachtwagen fuhren, von zwei oder gar wohl auch vier kräftigen Gäulen ge zogen, auf den alten Reichs- und Heerstraßen dahin. Dicke Ballen und dauerhafte dicht gefüllte Kisten bildeten die Last — Meßgut. In den Schänken und Gasthöfen, die an all den von Nord, Süd, Ost und West nach Leipzig führenden Straßen gelegen, ern reges Leben. Die Kauf und Handelsherren längst entschwundener Tage sandten ihre Erzeugnisse zu dem riesigen Markt — Leipziger Messe genannt — der den Stürmen von Jahrhunderten trotzte, über den der Dreißigjährige und der Siebenjährige Krieg hinwegging und der sich bis auf den heutigen Tag seinen erste» führende» Platz behauptet hat. Aber auch der kleine Geschäftsmann und Handwerker zählte zu den regelmäßigen Besucher» der Messe und brachte auf dem Schiebebock, dem emrädrigen Karren, sein Handelsgut dahin. Das war einmal — denn heute sieht die Messe und das Meßtreiben ganz anders aus. Endlose Gttterzüge und Lastautos bringen das Meß- aut heran, in langen Sonderzügen, in Automobilen, auf knatternden Motorrädern und in silbernblinkenden Flug zeugen treffen die Besucher in. der Handelsmetropole ein und was sich hier in diesem Jahre dem Auge des Neu lings bot, davon soll im Folgenden die Rede sein. Viele mags interessieren, denn es gibt im ganzen Sachsenlande noch eine recht große Menge derer, die noch nie eine Leipziger Messe sahen und sich nicht im entferntesten eine richtige Vorstellung von ihr machen können. Auch die offiziellen, immer knapp gehaltenen Berichte deS Metz- amtS können keine anschauliche Schilderung bieten und breitere Darstellungen liest mau nur in den Fachzeitungen der einzelnen Industrien und Gewerbe. Aber dafür hat wieder der Laie bezw. der Meßbummler weniger In teresse. So vertraue man sich also ruhig meiner Führung an und wenn es auch ganz ausgeschlossen ist, an einem Tage alles zu sehen, so können doch in diesem kurzen Zeitraum unendlich viele Eindrücke ausgenommen wer den. Aber ein Bündel guter Nerven gehört dazu, wenn man bis zum Abend aufnahmefähig bleiben soll. Schon die Einfahrt der Züge in die Riesenhallen des Leipziger Hauptbahnhofes lohnt eine ganz kurz bemessene Bcobachtungszeit. Die Bahnsteige sind mit einem Male von einem dunklen Menschengewimmel erfüllt, aber sicher und schnell wickelt sich der Verkehr ab und Tausende und Abertausende streben hinaus nach dem Bahnhofsvorplatz, der ebenfalls von einein außer gewöhnlichen Treiben belebt ist. Zn endlosen Reihen glei ten die Straßenbahnen vorüber — sie fahren mit 30 Se kunden Abstand — Autos flitzen vorbei und die bekannten Aussichts-Kraftwagen laden zu Rundfahrten ein. Daneben noch eine Unmenge von Geschäfts- und Reklamewagen, sodaß man froh ist, heil den Platz überquert zu haben. Die Straßen der Innenstadt haben ihr buntes Messegewand angelegt, bis hoch hinauf an den Häuser fronten grellfarbene Schilder nut allerhand Anpreisungen. Die Geschästslädcn sind auch am Messe-Sonntag geöffnet und überflüssig, zu sagen, daß in der Ausstattung der Schaufenster geradezu ein Wettbewerb entstand. Schöne Ladengeschäfte kann man aber zu jeder Zeit sehen und darum lenken wir unsere Schritte zu einem der vielen Metz Paläste, wie sie in gleicher Art und Grütze nur Leipzig aufzuweiscn hat. Es ist natürlich unmöglich, alle zu besuchen, denn es gibt deren etwa IM und überdies find Schulen, höhere Lehranstalten und grotze Säle i« den Dienst der Messe gestellt worden. Die Textil messe allein umfaßt sechs Riesenhäuser. Das Innere eines solchen Steinkolosses umfaßt alles, was zum mo dernen Handelsverkehr gehört: neben Hunderten von Ausstellungskojen, Telephonzellen, Postanstaltcn, Büros, Erfrischungsräume und Fahrstühle. Bei größter Raum ausnutzung sind die Erzeugnisse aller Branchen in bester Qualität ausgestellt und ein glänzend geschulte» Ver- trcterpersonal der ausstellenden Firmen oder deren In haber selbst stehen mit gezücktem Tintenstift bereit, „be langreiche Aufträge" entgegenzunehmen. Man frage nicht, was Alles ausgestellt ist. Im Stadtinnern sind es vor wiegend Fertigsabrikate aller Gattungen, die ein Kultur volk benötigt. Um nur eins zu erwähnen: ganz Wunder bares und geradezu zauberhaft Schönes zeigt die reich beschickte Beleuchtungsmesse. Der Gedanke, daß unsere Groß- und Urgroßeltern sich mit Oellampe und Lichtschere, die „besseren Leute" von einst mit Kerzen beholfen haben, wirkt fast lächerlich beim Vergleich mit der Gegenwart. Durch Treppenhäuser und Passagen, von einer Straße in die andere führt unser Weg durch meh rere Meßhäuser, Firmen aus allen deutschen Gauen sind vertreten und das Auge ist geblendet von all diesen Herr- lichen Erzeugnissen deutschen Fleißes. Aber auch das Aus land hat sich eingestellt: Oesterreich, die Schweiz, die Tschechoslowakei, Ungarn, Amerrla, Italien und sogar die Sozialistischen Sowjetrepubliken fehlen nicht. Aber sie alle bilden zusammen nur einen bescheidenen Teil gegenüber dem industriellen und geiverblichen Deutschland, das stolz und unerreicht »seine Riesenkraft an Intelligenz und werktätiger Arbeit zeigt. Nun raus aus dem Labyrinth endloser Gänge zum althistorischen Markt, vorüber am Naschmarkt, wo daS erzene Standbild des jungen Goethe von hohem Sockel das bunte Treiben grüßt. Ach ja, er hatte recht, als er sagte: „Mein Leipzig lob' ich mir, es ist ein Klein-Paris und bildet seine Leute!" Das war auch damals. Heute läßt sich dies Handelszentrum Deutschlands als Messestadt überhaupt mit keinem anderen Platz verglei chen. Aus dem Marktplatz ein niedriger Sandstein-Ausbau. Breite Treppen führen hinab zur ersten Untergrund- Messehalle der Welt! Oben tummelt sich unter dem blauen Himmel und im Sonnenschein eines Bor frühlingstages die Menge und unten, die ganze Markt- släche umfassend, harren in taghell erleuchteten Räumen 175 Aussteller der Besucher. Sie warteten nicht vergeb lich, denn Tausende fluteten durch die breiten Gänge und bestaunten dieses bautechnische, eben sertiggestellte Wunderwerk, das mit Fug und Recht als der „größte Schlager des 20. Jahrhunderts" bezeichnet wurde Es gibt keine Abkürzung des Rundganges, wir müssen alle Straßen dieser unterirdischen Welt passieren. Aufs Neue grüßt uns der Tag und schnell wird dem Meß amt ein kurzer Besuch abgestattet. Nach Borzeigen der grünen Pressekarte drückt uns eine anmutige Leip zigerin die beiden dickleibigen Metz-Adreßbücher in die Hände, die für sich beachtenswerte typographische Erzeug nisse darstellcn. Nun, Leipzig ist ja die Buchdruckerstadt und Meister Gutenberg würde sich nicht wenig darüber wundern, welch herrliche Entwicklung seine geniale Erfin dung nahm. Inzwischen ists Mittag geworden und der „innere Mensch" verlangt sem Recht. Auch in den schwersten Zeiten des Krieges hat inan zur Leipziger Messe nicht gerade Not gelitten, aber jetzt ist die Verpflegung glän zend. Ich entschließe mich für den Studenten-Mit- tagstisch, die mensa akademika in der Ritterstratze. Im Hausflur entnimmt man für 2 Mk. 10 Pfg. eine Speisemarke und verfügt sich dann hinauf in den großen eichengetäfeltcn Saal. Mit seinen langen weißgedeckten Tischen macht er eineii anheimelnden Eindruck. Studen ten und Studentinnen bedienen schnell und — liebens würdig. Ein junges blondgeschciteltcs Fräulein mit gol dener Brille bringt die Suppe und ein frischer Musensokm — vielleicht nach Jahren em würdiger Superintendent — das Hauptgericht und zuletzt wird wieder von zarter Hand die Nachspeise gereicht. Eine andere Koinilitonin — vielleicht eit» baldiges „Fräulein Doktor" — serviert mit Grazie den Kaffee und viel Vergnüge» bereitete ein im Saale herumgchender Studio mit dem Rufe: „Zigarren! Zigaretten!" Sicherlich zählte er zu jenen angehenden Juristen, von denen manchs Leute behaupten, daß sie alles können. Aber Scherz beiseite — die Studenten im ponierten mit ibrer ungewohnten Arbeit, nicht zuwenig auch jene, die sich auf Markt und Straßen als flinke Zeitungsverkäufer betätigten. Dieser gelegentliche Ver dienst wird manchem wieder über eine Reibe »chmaler Lage binweghelfen und solches Tun zeigt, daß Arbeit tatsächlich keine Schande ist. Zlatz, auf herniederschaut, das , ' da» war einmal! Aber eS steht gewiß fest: Deutschland wird sich aufs Neue wieder zu seiner einstigen Bedeutung v» Rate der Völker erheben, und deutscher Erfindergeist, deutsche Wissenschaft nnd Kunst, deutsche Technik «tzd Qualitätsarbeit mögen dazu die Vermittler sein! Nach kurzer notwendiger Ruhepause wieder hinaus ins Straßengewühl, das inzwischen ungewöhnliche For men angenommen hat. Auf dem Augustusplay sind etwa 1M000 Menschen versammelt. Die Ursache? Eine be kannte Zahnpasta-Fabrik läßt um 12 Ubr 1000 kleine Reklameballons steigen. In allen Farben glänzen die gasgefikllten Kugeln im Sonnenlichte und die Tauben vom Universitäts-Hauptgebäude flattern darob erschreckt über die jubelnde Menge. Hoch in den Lüften hält sich aber em riesiger, ebenfalls der Reklame dienender Fessel ballon und ein Freiballon schwebt über da? Häusermeer hinweg. Nun grhts zur Hauptsehenswürdigkeit: zur Tech nischen Messe im Ausstellungsgelände drau- tzen am Dölkerschlachtdenkmal. Tie Straßen bahn bringt uns in knapp einer Viertelstunde dahin und was man dort auf einem riesigen Areal vereinigt sieht, übersteigt jedes Fassungsvermögen der angestrengte» Sinne. Für den Neuling emviiehlt sich, vorerst ein« Rundfahrt auf der kleinen gleislosen Aktumnlatorenbabn zu unternehmen, nur 20 Pfg. kostet der Spaß und auch hier kassieren Studenten. Feste Hallenbauten mit teil weise architektonisch schönen «schaukelten reiben sich an einander, aber auch im Freigelände gibt« viel zu sehen, hier ist die Baume sse mit riesigen Objekten vertreten, große technische Anlagen aller Art, Seilbahnen, Förder anlagen, landwirtschaftliche Maschinen, Erzeugnisse der Verkebrsindustrie werden hier vorgeführt und das awge strengte Auge weiß nicht, wohin es zuerst blicken soll. Die Zeit eilt so schnell wie die flinken Flugzeuge, die unab lässig über Stadt und Meßgelände binwegsnrren, darum rasch wenigstens einige Hallen ausgesucht Ta ists da» „grüne Haus", das die Leder- nnd Tckuhmesse beherbergt. Sie umfaßt nicht weniger als 24 GO Quadrat meter AusstellungSfläch« und zeigt an ungezählten Bei spielen die staunenswerte Leistungsfähigkeit der deutschen Schuhindustrie. Willst Tu aber seltene Wunder schauen, dann besuche das in edlen Formen ausgeführte Hau» der Elektrotechnik, zeigend, m welch genialer Weise sich der Mensch die Naturkraft dienstbar machte. In eine« fast unabsehbaren Zelte hat sich die L ä rm em e s s e auf getan. Eine behagliche Temperatur herrscht in dem luf tigen Bau, der die Gewinnung und zweckmäßige Verwen dung von Stein- und Braunkohlen veranschaulicht und sparsame Feuerung und Heizung in allen Formen vor führt. Biele Stunden könnte man noch durch diese Baut« wandern, die die Größe von Zevpelinhallen hab«, aber «ine sei wenigstens noch mit ein paar Sätzen erwähnt, die auf ihrer Schauseite in strengen Limen errichtete Halle 9 — die Maschinenhalle Alle vorher von ihr gemachten Vorstellungen werden von der Wirklichkeit über troffen. Was ist der einzelne Mensch in diesem Riesen raum, in dem tausend nnd abertausend Räder von unge» heueren Eisengcbilden suh drehen, die scheinbar von Cyklopenhand geschaffen wurden. Da sieht man Ma schinen von der Grüße ansehnlicher Wohnhäuser, elek trische Hämmer sausen hernieder, fabelhaft« Gebilde for men «inen Eisenblock zu einer massigen Scheibe. Aber auch die kleineren Bestandteile von Maschinen steht man entstehen bis herab zum feinsten Schraubengewmde. Große Blattvflanzengruppen unterbrech« hier und da das dunkle Einerlei des Eisens, aber immer stößt man aus Neues und auch für den Laien Interessante». Bo« geradezu zwingender Gewalt ist jedoch der Anblick von der Mittcigalcrie hinab auf die Maschinenparade. Bu der Tiefe dröhnts und brausts herauf — daS hohe Lied deutscher Arbeit und deutscher Tatkraft. Bei dreiem Anblick wird- un» fast feierlich zumute und et» Gedanke gewinnt die Oberhand: ein Volk, da» so Herrliche» an geistiger und körperlicher Arbeit schafft, wie da» deutsch«, kann und wird nie untergeh«! — Zchntaosead« beleben bis in die Abendstunden den wett« Platz, auf den da» wuchtige Völkerschlachtdenkmal herniedersc Symbol deutscher Einheit und Grütze Auch ! einmal! Aber es steht gewiß fest: Deutschi gen Bedeutung a» tscher Erfindergeist.