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Beilage zum „Riesaer Tageblatt". «aAlimRdemf «» ««im, von Laag,, » »tntertt» w «i,lm — MW «, RchaMo» ^matumri«, -„Mann Schmidt M «les,. H »LS. Mittmach, SS. Dezember 1908, «brubS. «S. AaHrg. Ua ilt Sch« AmlnIO i« t« itm» MM hielt t« de« Lämmer der Minister de» Auswärtigen Pichen eine bedeutsame Rede. Auf verschiedene Anter- pellattonen erwidernd legte Ptchon dar, Frankreich leiste. Indem eS seine Berteidigungsmittel vermehre- der Erhal tung de» Frieden» «inen dauernden und nützlichen Tienst. Frankreich habe seinem Bündnis mit Rußland Ententen Und Freundschaftsbündnisse hinzugefügt, durch die sein Ansehen sich vermehrt habe. Frankreich bediene sich die ser moralischen Kraft nur, um auf die Eintracht unter den Völkern hinzuarbeiten, die den Wunsch hätten, daß man sie nicht mehr in Abenteuer stürze, ohne daß sie vorher befragt wären. Nachdem Pichon dann dem Werke der Haager Friedenskonferenz Anerkennung gezollt hatte, er klärte er? die französischen Beziehungen seien erfüllt von Freundschaft zu allen Regierungen. Paris und Peters burg seien niemals enger miteinander verbunden gewesen. Der Minister erinnerte an die zwischen dem Kaiser von Rußland und dem Präsidenten der französischen Republik sowie zwischen den französischen und russischen Ministern .anSgetantchten Besuche. Die englisch-russische Annäherung sei ein Faktor von größter Wirksamkeit sür die äußerst herzliche Entente Frankreichs mit England und das Ein verständnis zwischen Rußland und Italien sei ebenfalls durch die Begegnung der Staatsoberhäupter kundgetan worden. Pichon stellte sodann fest, daß die Schwierig keiten mit Deutschland bezüglich Marokkos be seitigt seien. Das deutsch-französische Abkommen, das für beide Tieile loyal und zweckentsprechend sei, habe ein sofortiges Nachlassen der.Spannung zwischen beiden Böllern und eine Besserung der diplomatischen Lage in Europa zur Folge gehabt. Tiefes Abkommen erstrecke sich jedoch nur auf die marokkanische Frage. Es sei falsch, wenn man sage, daß es auch suf die Bagdad-Eisenbahn oder die österreichische Frage Bezug habe. Tie Marok kofrage sei für Europa keine Ursache zur Beunruhi gung mehr, was allerdings nicht heißen solle, daß es in Marokko keine Schwierigkeiten mehr geben werde. Mitt lerweile haben wir, so sagte Pichon, die kürzlich auf- getauchtcn Schwierigkeiten beseitigt, und ich habe mich mit den marokkanischen Gesandten über die an dieser Stelle auseinandergesetzten Bedingungen geeinigt. Die französische Politik der Erhaltung des Friedens sei durch den Stand der Beziehungen Frankreichs zu Oester- ,reich-Ungarn in hohem Grade erleichtert worden, und so habe man ernstliche Schwierigkeiten friedlich bei legen können. Ter Minister gab der Sympathie Frank reichs für die Häupter der neuen Türkei Ausdruck, die aus der französischen Verfassung ihre Anregung geschöpft hätten. Pichon stellte weiterhin fest, daß die Regierung i« Konstantinopel alle Anstrengungen mache, um die Ord nung in Armenien wiederherzustellen. Zur Kretafrage übergehend, erklärt« er sodann, eine endgültige Regelung de« Verwaltung Kretas könne zurzeit nicht getroffen werden; jvenn aber die Zeit gekommen fei, würden di« sechs interessierten Mächte sich daran beteiligen. Pichon schloß: Tie auswärtige Politik der französischen Republik eutspricht ihren Interessen und hält den Frieden aufrecht. Tie Sorge um die nationale Verteidigung wird nnS nicht vergessen lasten, was die Republik der Sache der Mensch lichkeit schuldig ist. — Hierauf wurde «ine Tagesordnung, welche die Erklärungen der Regierung billigt, durch Hand aufheben nahezu einstimmig angenommen. Auf eine An frage über die Konvention zwischen der französischen Re gierung und der abessinischen Eisenbahngesellschaft sagte Pichon, die äthiopische Regierung habe diese Konvention abgelehnt, weil sie ihr von einer gegnerischen Gruppe als Drohung einer Einmischung in die Souveränität des Kaisers Menelik dargestellt worden sei. Auf eine zweite Frage erwiderte Pichon, daß die französische Regierung der Bildung eines neuen deutsch-französischen Syndikats, das zum Zwecke der Emission von Obligationen zum Bau des zweiten Abschnittes der Bagdadbahn.gebildet wor den sei, fernstehe, daß sie aber der Angelegenheit ihre Aufmerksamkeit schenke. Tagesgeschichte. Pie erste staatliche WertzuwachSsteaer gelangt demnächst in dem Fürstentum Lippe zur Durch führung. Diese» Experiment ist von so allgemeiner Be- deutung, daß einige Mitteilungen über seine Einzelheiten am Platze erscheinen. Die lipptsche Regierung hatte auf Drängen de» Landtage» und der Badestadt Salzuflen im Frühjahr diese« Jahre», also noch vor der Reichsfinanz reform, eine WertzuwachSsteuervorlage ausgearbeitet, die lediglich den Gemeinden da» Recht gab, eine Wertzuwachs- steuer nach bestimmten Grundsätzen einzuführen. Dec Ausschuß, an den die Vorlage verwiesen worden war, und mit ihm der Landtag in seiner kürzlich abgeschlossenen Herbsttagung, haben nun den RegierungSentwurf auf eine völlig andere Grundlage gestellt. Da» neue Gesetz kom biniert die obligatorische staatliche mit einer fakultativ, kommunalen WertzuwachSsteuer. Die Höchstsätze der in jedem einzelnen Fall zulässigen WertzuwachSsteuer sind festgelegt auf 4—25 Pro^ de» Wertzuwachse», je nachdem dieser zwischen 10—15 Proz. schwankt. Bon diesen Höchst, sätzen fällt dem Staate, der da» ganze Veranlagung», geschäft zu besorgen hat, der 4. Teil zu, während e» den Gemeinden überlassen bleibt, die Steuer bi» zur Höhe von s/z der Höchlätze zu erheben. Die Städte, die im Fürsten tum Lippe bi» zu den kleinsten herunter den Landrüten nicht unterstellt find, können diese 75 Prozent voll für sich ausnützen, während auf de» Land, ein« Teilung zwischen den Remtern (Kreisen) und Ort»g««rinden zu «folge» hat. Die ersteren dürfen die Steuern bi» zu einem Viertel, di« letzteren bl» zur Hälft« der Höchstsätze- erheben. Di« Sten« greift zurück auf alle vefltzwechsel, die seit dem 1. Januar 1909 eingetreten find; doch bleibt sie ap» Billigkeit»rück- fichten dann unerhoben, wenn der eigentlich« verkauf be reit» vorher stattgefunden hat. Bei der Ermittlung de» früheren Werte» wird nicht über den 1. April LSOÜ zurück gegangen. Die Regierung hat sich mit dem so gestalteten Gesetze bereit» einverstanden erklärt, so d-ß in den nächsten Tagen sein« Verkündigung erfolgen dürste. Deutsche» «eich. Tie jährliche Ersparnis, die durch die Einführung der Güter Wagengemeinschaft erzielt wurde, wird von der sächsischen Regierung auf 1506246 Mark, von der bayrischen auf 975000 Mark und von der badischen Regierung auf 729 000 Mark berechnet. An Payern tritt besonders die Ersparnis an Personalaufwand mit jährlich 375000 Mark in Erscheinung. Ter marokkanische Minister Ben Asus ist jin Begleitung eines anderen hohen marokkanischen Staats beamten Haj Mohamed in Berlin eingetroffen. Der Mi nister kommt, wie eine Zettungsmitteilung besagt, von Paris, wohin er vom Sultan in besonderer Mission an den dort weilenden marokkanischen Staatsminister El Mokri entsandt war. Dieser unterhandelt in Paris mit einem französischen Finanzkonsortium wegen des Ab- schlusses einer marokkanischen Staatsanleihe, und es scheint, daß diese gerade durch die von Ben Asus über brachte Botschaft des Sultans perfekt geworden ist. Die Reise des Ben Asus nach Berlin hängt mit den imarokka- nischen Minenkonzessionen der Brüder Mannesmann zu sammen, die in Berlin ebenfalls eingetroffen sind, um die Unterhandlungen wegen Anerkennung ihrer Ansprüche deutscherseits fortzusetzen. Zu den erneuten Anträgen im Reichstag über ein« Aenderung der gesetzlichen Bestimmungen für die Kon- kurreuzklauscl der Handlungsgehilfen schweben Ber liner Blättern zufolge schon seit Monaten Verhandlungen zwischen den verschiedenen Rcichsressorts über eine Aende rung der Paragraphen 74 und 75 des Handelsgesetzbuchs. Tie der Reichsrcgierung vorliegenden Anträge stellen ver schiedene Forderungen auf Einmal soll eine Verein barung zwischen Prinzipal gnd .Handlungsgehilfen für diese nur insoweit verbindlich sein, als sie beschränkend nach Zeit, Ort und Gegenstand nicht eine unbillige Hem mung des Fortkommens des .Handlungsgehilfen bedeutet. Weiterhin soll die Konkurrenzklausel nur zulässig sein bei Angestellten, di« mindestens 3000 Mark Jahresgehalt beziehen. Als höchste Grenze für die Zeit der Beschränk ung wird allgemein 1 Jahr verlangt. Weiter wird vor- steiljskrrksrteii mit RamHLvinäruek, koekvIvMntv Uuistvr Ilvtert »vluivUstv»» äi6 LuoLäruoLvrvL Los 6oe1ktz8tra886 FS. Ei»e zesthrlicht RkisezesShrti«. Novelle von C. Borge». 7 (Nachdruck verboten) »HW ist AEuRln FelSVarg, Irmgard," unterbrach schnei )»««! Edelmann, „ist sie noch nicht von Hamburg zu SD -- ich möchte dich ihr st> gerne Vörstetten, di WM iw»; Jemgard« Muer Freundin und HauSgeüasstn gan «sttzück fein." „Schon gut, beim Dinar Werde ich sie ja kennen lernen," NmSm« der Hauptmann, seinen Bruder scharf fixierend. tue wirst sie auch bewundern, sobald du sie siehst «ekich der nicht auch, Irmgard?" fuhr Moritz lebhaft fort „Lamm zweifle ich ja nicht, wir lieben sie ja alle. Aber, mein lieber Moritz- ich - ich - »Still, ich weiß, was du sagen willst, Irmgard. QAber du Hast ei« zu MS, weite« Herz, Um Elsbeth aus dem Gnpide gering achten zu wollen, weil sie in abhängiger Htrkkang lebt," bemerkte Moritz. „Aber Elsbeth bleibt heute so laww fprt; ich «Schte, st« wäre -urückgekommen." «Die ist berektt zurückgekommen," erwiderte die Gräfin. «Wirklich t? Ich sah st« noch nicht!" rief der junge Wer «wogt, Und sein Antlitz wurde purpurn. „Da muß ich Mirich m dan Garten gehen, vielletH ist sie dort. Ich frmm »ich darauf, Ne dir vorzustelleu, Renatu», und ich kann kmckn den Angcwbkck erwarten, du weißt — —" «Ich sagte dtr schon, die Vorstellung eilt nicht," unter- vrach der äaer« Bruder schnell. „SS ist mir viel lieber, wenn ich mit Euch nmb allein gemütlich plaudern kann. Du Meinst gan- vergesse» zu haben, daß ich seit einem Jahre hier war und Irmgard nicht gesehsn habe." ,/tza, da» hätte ich vergessen. Aber «S sind doch erst soch« Monat« »erflMen, seitdem ich zuletzt bei dir war, Re- mW»». Ra, ich he» dir jetzt viel zu erzählen, alter Junge, und muß dir mein ganze» Herz auSschütten." „La» glaub» ich gern," »ersetzt« SlenatuS gelassen. »H«t« abend wnnen wir gang ungestört sein," fuhr der tilNDw« Bruder iagrWrt stört, ,F»nnst du denn mein Geheim nis Wmttcht «orat«? Bein, du ahnst ja nichts, weißt nicht, Ba» ich dir sag« mutz, und deinen Rat muß ich auch fa^ Irmgard macht sich meinetwegen „Gewiß, Moritz, ich bin ost in ergänzt,' >ie Gräfin seufzend. „Du weißt, ich hatte große Stücke an Äsbeth Felsberg, und sie ist auch ein liebes Kind, aber —' „Kein Merk' rief begeistert der junge Edelmann, „Elsbet! st käzaubernd. D« wirst dich ja bald selbst überzeugen Nenatus. Sie ist eine Dame vom Scheitel bi» zur Sohle, und ich find« cs empörend, daß dies« holde Schönheit für hr tägliches Brot arbeiten soll." „Vermutlich ist ihre Arbeit bei Irmgard leicht zu ver richt«!," höhnt« der Hauptmann. „Ich wette, sie brauch! 'einen Finger zu rühren, wenn sie eS nicht will." „Sie ist mir unentbehrlich geworden," gestand die Gräfin, „ich weih wirklich nicht, wi« ich in früheren Jahren ohne ie leben konnte. Mein Blut kocht noch in meinen Adern, venn ich daran zurückdenko, wie dis hartherzige Französin öas Kind behandelt hat." „Nun, de-h» bessere Tage verlebt ste jetzt bei dir," meinte der Hauptmann. „Hatte sie gute Empfehlungen, Irmgard?" „Nein — nein ich nahm sie zu mir — well — weil ich sie lieb gewann, noch ehe sie Madame de Boulai verließ, oder richtiger, Madam« de Boulai verlieb das arme, schutzlose Kind," sagt« langsam die Gräfin. In diesem Augenblick zeigte sich Elsbeth Felsberg im Hintergründe de» Garten». Sie war in der Tat elegant und geschmackvoll genug gekleidet Und sah in ihrem leichten Hellen Seidenkleid« «her wie «ine Tochter des Hauses als wie ein« Gesellschafterin au». Ein weißer, breitrandiger Stroh hut beschattet« ihr liebliches Gesichtchen und in der Hand trug sie ein Körbchen mit Rosen, die sie im Garten ge schnitten hatte, um damit, wio gewöhnlich, die Tafel im Speisesaal zu schmücken. Kaum erblickt« Moritz die anmutige Gestalt, ass er schnell hinauS in den Garten eilte, und da» freudige Lächeln im Antlitz der jungen Dame bezöugte deut- sich, daß der jung« Edelmann ihr willkommen war. „Sie waren heute lange fort," begann Moritz vorwurfsvoll, „ich fürchtete fast, Sie würden niemals zurückkehren." „wirklich? Da» wäre für mich sehr traurig gewesen," versetzt« sie mit niedergeschlagenen Blicken, „aber mein Bruder bestand darauf, noch einig« Zeit bet ihm zu bleiben." „Ach ja, kein Wunder; ein jeder möchte gern so lange wie möglich in Ihrer Näh« weilen, da» ist ganz natürlich," versetzte Moritz eifersüchtig. „Und inzwischen ist wohl Ihr Herr Bruder angekom- men?" fragte da» jung« Mädchen eifrig. „Ja, er ist bei uns," lautete die gelassene Antwort^ „Und seine Gattin?" forschte Elsbeth Wetter. „Wird in zwei Lagen hier sein," erklärte Moritz «El»« >eth," fuhr er dann mit leiser, bebender Stimme fort, „haben sie über meine Worts uachgsdacht, dis ich Ihnen neulich sagte?" Sie lachte gezwungen. „Nein," gestand sie dann vstrn „warum sollte ich mich so schönen Träumen hingeb««- M ist besser, ich vergesse Ihre Worte, Herr von Kalkborn; Sie gehen doch bald wieder auf Reisen, und dann vergesse» Sie mich." Die letzten Worte hatte sie mit bübender Stimme und so leise gesagt, daß ihr Begleiter sie kaum verstehen konnte; doch der junge Herr stand plötzlich an ihrer Seite still. „Sie glauben selbst nicht, wa» Sie sagen — Sie wissen, ich werde Sie niemals vergessen," erwiderte er leidenschaftlich. „Warum denn nicht?" lächelte sie schmerzlich, „Die meisten Herren vergessen — und vergessen sogar sehr schnell." > „Zu denen gehöre ich nicht, versicherte Moritz fest. „Els beth, wann» spielen Sie mit mir, warum geben Sie mir nicht die Antwort?" „Und warum quälen Sie mich?" gab fltj schnell zjur Ante wort. „Quäle ich Sie, wenn ich Ihnen sag«, daß ich nicht vhn« Sie leben kann?" rief er stürmisch. „ElSbeth, ost glaub« ich an Ihre Liebe, und ost sind Sie so kalt und herzlos. Warum geben Sie mir nicht eine entscheidende Antwort?" „Sie meinen: warmn gebe ich Ihnen nicht die Antwort, dis Sie wünschen?" erwiderte sie unmutig. ,Hch hab« einen triftigen Grund, Ihre Wünsche nicht zu erfüllen." „Wenn Sie mich liebten, ElSbeth, sq wstrde scher Gründ null und nichtig werden." „Der Unterschied, Herr von Kaliborn — —" „Halt! Ich weiß genau, was Sis sagen wollen," Unter brach er sie heftig. „Dann habe ich nicht» weiter zu sagen," versetzte sie demü tig. „Bedenken Sie nur, wa» geschehen könnte, wenn St« jetzt mit mir zu der Frau Gräfin und dem Herrn Hauptmann in den Salon gehen würden und sagen: Hier ist meine zukünftige Gattin, ElSbeth Felsberg, di« bezahlte Gttellschafterin. Man würde nur finster« Blicke, zornige Worte für mich haben, an den Unwillen Ihrer Eltern möchte ich gar nicht den«». Retn, nein, Herr von Kalkborn, es geht durchaus nicht; vir wollen Freunde bleiben, wenn Sie eS wünschen, wir dürfen un» nie ¬ mals mehr sein." " (Fortsetzung sollst.),'