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A«f der Schlangenfarm. gleichviel »L er vor oder nach der Verwundung genossen »vird. ' . i Am südlichen DexaS, in der Nähe der Stadt BrownS- vUtst, nahe an der mexikanischen Grenze, betreibt rin Unternehmender Amerikaner einen der merkwürdigste» Be rufe. SS ist Mr. F. B Anthony, der Schlangensarmer, der mit der Züchtung, von Klapperschlangen sich ein ver- mögen erworben hat und auf seinem Gute mehr al- üvo Mapperschlangen, darunter prachtvolle Exemplare von außerordentlicher Grüße, hegt und pflegt. Im Mid^ World Magazins gibt Powerü Kline eine interessante Schilderung dieser merkwijrdigen Farm, die unter ihren« Kamen „Rattleßnake Ranch" weit über Texas hinanS bekannt ist. Eine hohe Bretterwand schließt die Schlägen- sarm gegen die Umwelt ab. Mit größter Sorgsün ist diese tzolzmaucr gezimmert, kein Loch gibt den gefangenen Reptilien eine Fluchtgelegenheit, ja nicht einmal Türen oder Eingänge unterbrechen die hölzerne Umwallung. Mit Hilfe von Leitern gelangt man in das Innere. Hier tren ne«, wiederum neue Maueru den Besitz in drei verschiedene Abteilungen, in denen die verschiedenen Schlangenarten untergebracht find. Lai > und getrocknetes Gras dient den Reptilien als Schlupfwinkel, hier sieht man auch die keinen Kästen, in denen die Schlangen verschickt Werden. In Texas, Arizona und Mexiko streifen zahl reiche mexikanische Schlangcnjäger umher, die dem Be sitzer der Farin die gefangenen Tiere verkaufen. Für einen Laien ist cS ein seltsamer Anblick, die Angestellten der Farm, fast ausschließlich Mexikaner, zu sehen, wie sie furchtlos mit den gefährlichen Reptilien umgehe»« und die -um Verkauf bestimmten Schlangen sangen und zum Versand verpacken. Mit einem Stocke, an dessen Ende eine schmiegsame Lederschlinge angebracht ist, werden die Schlangen gefangen. Mit dem Stocke werden die Reptilien sülonge gereizt, bis das wütende Tier sich zuM Biß zu sammenrollt und drohend das Rasseln der Klappern er- töium läßt. Mit einer geschickten Bewegung wird dann die Schlinge über den Kopf des Tieres gestreift und von diesen« Augenblick ist die Klapperschlange nur noch eine hilflose Gefangene. Tie Jäger, die die gefährlichen Rep tilien fangen, sind mit dem Leben der Schlangen genau vertraut und kennen die Gefährlichkeit, aber auch die Schwächen ihrer Gegner. Tie Erzählungen von der gro ße» Distanz, auf die die Klapperschlange in einem schnel lende:« Sprunge den Feind angreifeu kann, sind durchweg übertrieben; die Klapperschlange springt überhaupt nicht und schnellt zuin Bisse nie weiter vor, als die Hälfte ihrer eigenen Länge ausmacht. Es.gehört trotzdem Mut, Geschicklichkeit und Körperkraft dazu, eine einmal iir der Schlinge gefangene Klapperschlange zu bändigen. Tie Tiere erreichen oft eine Länge von acht oder neun Fuß, biASeilcn die Ticke eines Menschcnßchenkels und entwickeln in ihrer Wut eine gewaltige Muskelkraft. Die erste Ar beit ist, das gefangene Reptil in eine Kiste zu zwängen, di« dann geschlossen wird. Nach einer Weile wird eine schmale kleine Oeffnung mittels eines' .Schiebers aufge macht: sofort erscheint der Kopf der Schlange. Mit einer raschen Bewegnng wird der Schieber vorgedrückt und hie Schlange so am Genick eingeklemnit. Sie kann dann nicht mehr beißen und die wütenden Schläge, die der im Kasten gefangene Körper austeilt, bieten keine Gefahr. Während unausgesetzt die Klappern rasseln, wird der Kopf der Schlange mit besondere,« Geräten zur Seite gebogen, bis die Kinnladen sich öffnen: ein besonders konstruiertes Glas wird dann an den Kopf des Reptils gebracht, der Kops sreigelassen und wütend schlagen nun die Zähne des Meres in den Rand des Glases. Ein rascher Truck verstärkt die Entleerung der Giftdrüsen. Tas Gift läuft an den Glaswänden herab und «vird später in kleinen Flasche«: an Acrzte und Apotheker zn Heilzwecken ver läuft. Jede Schlange gibt durchschnittlich ein oder zwei Löffel Gift; danach ist sie ungefährlich, bis die Giftdrüsen fpicdee neues Gift entwickelt haben, was! immerhin einige Stunden dauert. Den Gefangenen wird später gewaltsain dec Mund geöffnet, die Giftzähne Werden ausgebrochen yn8 mit einem Messer die Giftdrüsen entfernt. Tann wird die Schlange freigelassen, denn von nun ast ist sie harmlos und ungefährlich wie eine .Ringelnatter, die Giftdrüsen wachsen nicht nach. Tie Schlangen »Verden teuer bezahlt;.ihr Preis richtet sich nach dem Gewichte; durchschnittlich wird das Pfund mit zwei Mark berechnet. Schlangenbeschwörer, Menagerien und Zoologische Gär ten sind die Abnehmer dieser eigenartigen Handelsware; auch die Lederindustrie bezahlt die Mapperschlangenhäute mit hohen Preisen. Mr. Anthonys Zöglinge führen iin übrigen in ihrer Farin ein bequemes Leben; sie werden mit Mäusen, Ratten und Käninchen sorgsam gefüttert. Tie Schnelligkeit und Sicherheit, mit der die Reptilien ihre lebende Beute fangen, ist überraschend; nicht immer geht es dabei ohne Kämpfe ab. Besonders große Ratten leisten verzweifelten Widerstand. „Ich war Zeuge," so berichtet Knile, „wie in einem großen Kasten die Ratte bewegungslos, aber kampfbereit in einer Ecke saß und die Klapperschlange ruhig an sich herankommen ließ. So- bald die Schlange zum Biß vorschnellte, stürzte ihr die Ratte pfeifend entgegen. Dreimal wiederholte sich das. Tann bekam die Ratte die Schlange am Nacken zu fassen, unmittelbar hinter dem Kvpse. Einen.Augenblick später ivar alles vorüber: die Klapperschlange war tot." Tas Vermischtes. .Tie Hitzewelle in Amerika. Amerika leidet ununterbrochen unter unerträglichen Hitzetemperaturen, wie sie bisher kaum jemals verzeichnet worden sind, und es fehlt leider jedes Anzeichen, daS die .Hoffnung auf eine Wendung znm Besseren zu rechtfertigen ver möchte. Schwer heimgesucht sind insbesondere die Süd weststaaten der Union, ii« -enen das Thermometer ge- radezn beispiellose Höhengrade erklettert. Wurden doch n diesen Tagen in Oklahoma 60 Grad Celsius im Schat ten gemessen und in Port Worth eine Höchsttemperatur von 61 Grad festgestellt. Welche Qualen derartige, einen i iorgeschwack der Hölle gebenden Hitzegrade Mensch und -ltec zümuten, bedarf nicht erst der Erörterung. Der Tod hält denn auch reiche Ernte in den von der Hitze welle überflutete» Staaten. So starben an einem der ctztcn Tage in Kansas City acht und in Saint Louis ünf Menschen am Sonnenstich, während die Zahl der von Hitzschlägen Betroffenen in die Hunderte geht. Arge Verheerungen richtet die unerhörte Hitze im Verein mit dem Wassermangel vor allem auch im Bestand der Tiere an, von denen Hunderte verdurstet sind. Ter durchschossene Ballyn. Die Hülle des aus Rilßland heimgekehrten Berliner BallonS „Tschudi", der, wie berichtet, kürzlich von russischen Grenzsoldaten beschossen und beschlagnahmt wurde, ist gestern in der Ballonhalle in Schmargendorf einer eingehenden Besich tigung unterzogen worden. Ta der Ballon gleichzeitig zur neuen Fahrt mit Gas gefüllt wurde, so wurde hier durch auch die Form des Ballons, die er vor der Lan dung in Rußland hatte, wiederhergestellt. Es ergab sich, daß der Ballon von einem Geschoß durchbohrt war. Tie Einschußöffnung eines 7 bis 9 Millimetergeschosses Wurde unterhalb des Aequators, rechts neben der Reißbahn, erkannt, eine Ausschußöffnung schräg vorwärts durch >en halben Ballon, gegenüber oberhalb des Aequators. Die Einschußöffnung zeigte den typischen schwarzen Ring, der durch den Aufschlag des Geschosses entstand, und innerhalb dieses Ringes vollständig aufgefaserte, teil weise bis zu feinen Fädchen zerrissene Stoffreste. Ter Durchmesser der Ausschußöffnnng War etwa 1—2 Milli meter größer als der der Einschußöffnung, was be kanntlich der abnehmenden Durchschlagskraft eines Ge- chosses entspricht. Aus der Lage der Schußöffnungen ergibt sich, daß die Russen wahrscheinlich den Ballon getroffen haben, während er stoch voll gefüllt War und sich noch über deutschem Gebiete befand. Etwa 100 Meter vor Erreichung der russischen Grenze flog der Ballon, während russischerseits Schüsse fiele«, xnit der Reißbahn nach vorn, da er sich noch nicht am Schlepptau befand, das bei seinem Aufsetzen auf die Erde den Ballon so dreht, daß die Reißbahü nach hinten liegt. Tie Feststellung der Verletzung des Ballons durch das Geschoß geschah in Gegenwart militärischer Sachverständiger. Die Ange legenheit wird durch Mitteilung.an das Auswärtige Amt weiter verfolgt Werden. Auf der Suche nach den Mörder NPetro- sinos. Polizeiinspektor Wachriß und.Detektiv Crowley sind von ihrer monatelangen Suche nach den Mördern Petrosinos, der, wie man sich erinnert, in Palermo der „Schwarzen Hand" zum Opfer gefallen ist, dieser Tage nach Newyork zurückgekehrt und haben die weiteren Nach forschungen nach den Helfershelfern der Mörder dort aus genommen. Polizeiinspektor Baker erklärte, .daß die bei den Beamten aus Italien sehr wertvolle Informationen über die Organisation der „Schwarzen Hand" in Amerika mitgebracht hätten. Sie hätten ferner mit der italienischen Polizei ein Abkommen getroffen, Has sich in zukünftigen Fällen als sehr vorteilhafterweisen «Verde. Tie italienische Polizei werde den amerikanischen Behörden jedesmal da von Mitteilung machen, Wenn italienische Verbrecher nach Amerika auswandern. Die Polizei kenne jetzt ziemlich genau* die Namen der Mörder Petrosinos. Me es heißt, sollen viele verdächtige Italiener in« Verfolg dieser An gelegenheit aus den Vereinigten Staaten ausgewiesen werden. -k st Geisterspuk in Messina. Im neuerbauten Messina, dessen Bevölkerung von jeher dem Aberglauben sehr zugänglich war, will man jetzt, wie Ms Rom ge schrieben wird, Beweise dafür haben, daß böse Geister in der« ncuerbauten Häusern ihr Unwesen treiben. So be- hauvten zahlreiche Messinesen, daß sich jede Nacht die Geister der Verschütteten einstellen würden, um durch un erklärliche Geräusche, durch Türzuschlagen und Schränke rücken von ihrem Scheindasein zu erzählen. Die Behörde, welche oft in Anspruch genommen wird, ist gegen diese allgemeine Geisterfurcht ziemlich machtlos. Es ist jedoch in Erfahrung gebracht worden, daß diese Geisterfurcht die Folge eines Gewerbes ist, das skrupellose Leute tüchtig auSzunützen verstehen. Diese Outsider ehrlicher Arbeit tragen nämlich nach Kräften dazu bei, daß Geistergeschich- ien kolportiert werden. Später erscheinen sic dann in den Wohnungen der Geängstigten und bieten ihre Hilfe zur Geisteraustreibung an, die fast immer angenommen wird, ««nd die enormen Verdienst abwerfen soll. Gift der Schlange ist eine klare Flüssigkeit; ein Ticopfen genügt, um in einer Minute eine Maus oder ein Ka- ninchen zu töten; Katzen'und Hunde ereilt der Tod nach einer halben Stunde unter schrecklichen Konvulsionen. In teressant ist es, daß die Schlange gegen iHv eigenes Gif nicht gewappnet ist. Eine Klapperschlange wurde einrna mit einem Stocke solange gereizt, daß sie in ihrer Wut sich selbst biß; sie begann zu zucken und fünfzehn Minuten Der Brand von Osaka, lieber den Brand der japanischen Stadt Osaka, der, wie berichtet, aM 31. Jul« den größter« Teil der Stadt vernichtete, erhält das „B. T." folgende anschauliche Schilderung: Bon der Ausdehnung und dec Ungeheuerlichkeit des Brandes von Osaka wird man sich am besten eine Vorstellung machen können, wenn inan sich vor Augen hält, daß der Schaden, der durch die Feuersbrunst ungerichtet worden ist, über 130 Mil später «Vars ie tot. Tie Mexikaner wollen in dem Saft slionen Mark beträgt. Ter Brand begann am 31. Juli, einer wilden Wurzel ein Gegengift besitzen. Aber als das I morgens 3'.'» Uhr nnd dauerte 26 Stunden. Es sind im sicherste Mittel gegen den Biß rühmen sie den Alkohol,! ganzen 15 E Häuser abgebraunt. Von öffentlichen Ge- iäuben befinden sich darunter: die Osaka« Handelsschuld das HandelSlnuseum, die MLdchenhochschule, fünf Schulen, zwei Postanstalten, eine Zeitungsredaktion, zwei Bank- zcbäude, die ReiSbörse, das Osaka« Amtsgericht, zwei PoltzeibureauS, zwei Theater, zwei Krankenhäuser, zwei Tcmpel, das Wasserwerk und zehn Brücken. Obgleich von allen Setten (zahlreiche Feuerwehren und mehrere Regi- meuter Soldaten waren zur Bewältigung des Feuers tätig) mit der größten Anstrengung und OyferwiMgkeit ohne Rücksicht auf die eigene Person gearbioitet wurde, gelang es erst nach 26 Stunden, des Feuers Herr zu werden. Tic Fläche, die voin Feuer erfaßt wurde, ist nenn Kilometer lang und fast 1,5 Kilometer breit. Tie Reisfelder im Westen der Stadt setzten schließlich dem Feuer eine Grenze. Wie bei allen großen Bränden, so st auch hier eine große Anzahl von Menschenleben zu beklagen Tie Zahl der Toten »«nd Verwundeten steht noch nicht fest. Soviel ist sicher, daß sie nach Hunderten zählt. An den verschiedensten Stellen sind zur Ausnahme von Verletzten provisorische Hospitäler.errichtet worden. Neben den« Mangel an Wohnungen ist die Geldnot in Osaka augenblicklich sehr groß. Allerdings haben die Groß- banke,« die Auszahlung von 10 Millionen Jen (20800 000 Mark) vorbereitet, um der Riesennachfragc zu genügen. Es werden viele Jahre vergehen, ehe die Stadt w-ieder ganz ausgchaut ist. CK. Bei Kaiser Wilhelm in Potsdam zu Ga ft. Ein Mitarbeiter der „GauloiS" veröffentlicht eine «ntercssante Erzählung des Herzogs de la Salle-Roche- manre,, der in Potsdam die Gastfreundschaft des deut- chen Kaisers genossen hat, und der seine Eindrücke in einen» Büche zusammengefaßt hat, das als Privatdruck ausschließlich seinen persönlichen Freunden bekannt ist. Ter Herzog schilderte die Fahrt von Berlin nach Pots- dam, die er in Gesellschaft des Herrn v. Schoen ge- »nacht hat; der Minister stellt in« Muschelsaal den fran- zösischen Besucher den anderen Gästen vor, dann führt man den Herzog in ein Nebenzimmer, wo ihn der Kaiser erwartet, „Beim Eintritt durchstreift mein Blick das Zimmer, nm den Kaiser zn juchen. Er steht mit dcm Rücken dem Fenster zugewendet. Herr von Schoen stellt mich vor: der Kaiser reicht mir die Hand. Tic vorschrifts mäßige tiefe Verbeugung gibt mir Zeit, meine höchste Neberraschung zu verbergen. .Denn der Kaiser sieht so ganz anders aus, «Sie die bekannten offiziellen Porträts. Er hat so Kenig an sich von jenem „capitan", bei dem eine harte stolze Note bis zur Uebertreibung unterstrichen wird und die der legendäre Schnurrbart steigert. Ter Mann, den ich vor mir sehe, ist ein junger, liebens würdiger Grandseigneur, sehr souverän, mit fröhlichem, osferem, fast sanftem Blick und zwanglosen Lächeln. Der Kaiser spricht ein tadelloses Französisch des siebzehnten Jahrhunderts, er spricht ohne jede Schwierigkeit und ohne daß Wort- und Satzverbindungen ihm Mühe machen. Mit ein paar liebenswürdigen Worten bedauert er das trübe Wetter, das der Gast in Berlin gefunden hat. Da bei kommt die Rede aus das Klima Frankreichs unp der Kaiser bemerkt: „O, Ihr Klima ist ganz verschieden, un vergleichlich besser, regelmäßiger und gelinder. Ihre gewaltigen Küstenlinien, die vom Golfstrom bespült wer- den, geben eine viel angenehmere Durchschnittstempera- tne." Ich könnte versucht sein zu glauben, daß der Kaiser, der die deutsche Marine wie mit einem Zauberstab er schaffen hat, Frankreich um seine herrlichen Küstenlinicn beneidet, aber aus ihm spricht nur anerkennende Bc Kunderung und der Wunsch, einem Franzosen etwas Schmeichelhaftes über seine Heimat zu sagen. Inzwischen ist die Kaiserin eingetrctcn. Der Kaiser führt mich zu ihr und stellt mich ihr vor mit eine»» liebenswürdigen Worte, als aufmerksamer Hausherr. .Tic Kaiserin ist groß; schlank; mit ihrem gewiß leicht gepuderten Haar, mit ihrer Gestalt einer jungen Frau ist auch sie von souveräner Eleganz. Sie trägt eine schwarze Seidenrobc, wenig oder gar keinen Schmuck; als ich mich beuge, ihre Hand zu küssen, glaube ich am Handgelenk jenes Arm band zu sehen, das ein Zeugnis des Mutterglückcs ist, die aneinandergereihte»« Miniaturbilder ihrer sieben Kin der und in der Mitte in einen« Herzei«, das Bild des Kaisers. Das Frühstück ist inzwischen serviert. War e-Z nicht in dein Buche Hnrcts, daß ich las: „Die Kaiserin ist eine ausgezeichnete Frau, deren Intellekt mit dein ihres Gatten nichts gemein hat. Z. B.' hat sie nicht die Gabe der Unterhaltung." Ms Tischnachbar der Kaiserin kam ich zn einem ganz anderen Urteil. Sie spricht sehr leicht französisch und führte eine der interessantesten und vielseitigsten Unterhaltungen, vor allem über Merke der Wohltätigkeit in Paris . . . Mir gegenüber saß der Kai ser i» lebhafter Konversation mit seinen beiden Nach- darinnen. Er ist angeregt, sein Blick heiter und lebhaft. Tie rechte Hand, an der drei oder Vien Ringe ausblitzen, unterstreicht bisweilen einen Ausspruch; der Eindruck ver stärkt sich, daß er ein angenehmer liebenswürdiger Plau derer ist. . . Wie bei uns gewöhnlichen Sterblichen, be fragt die Kaiserin mit einem Mick ihrer« Gemahl, cho sie sich von der Tafel erhebt, um in einen Mbensälon zu gehen. In der Ecke eines großen Zimmers an einem Tische mit Zigarren gibt mir der Kaiser bei der Aus wahl eine,« Ratschlag und reicht mir das brennende Zünd holz." Tas Gespräch berührt die Persönlichkeit LeoSXIIl., dec den Herzog beim Kaiser eingeführt hat; dann kommt die Rede auf die Arbeiterpartei, der Kaiser spricht vom Sozialismus etwa in dem Sinne sein« Breslauer Reden an die Arbeiter ... Dan,« wird von französischen Per sönlichkeiten gesprochen. Ich möchte nicht vergessen, den vollkommenen Takt zu erwähnen, die korrekten und maß vollen Aeußerunge», mit denen der Kaiser über ver schiedene französische Präsidenten »«nd über.unsere ersten Politiker sprach. Ter Graf L. nähert sich dem Kaiser, der mir dann sagt: „Tic Stunde Ihrer Abfahrt ist gekommen. Besuchen Sic Berlin nicht bei diesen« schlechten Wetter; kommen Sie wieder, wen«« die Linden blühen." Für alle