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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.04.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192904063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19290406
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19290406
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-04
- Tag 1929-04-06
-
Monat
1929-04
-
Jahr
1929
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.04.1929
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8V. 1. VeNrge znm Riesaer Tigedlatt. Son«ave«V, 6. April 1S2S, adendS. 82. Jahrg. «MöMsASMmlL * Chemnitz. I« der am Freitag fortgesetzten Haupt- Versammlung de» neuen Sächsischen Lehrerveretns wurden die vom Oberlehrer Schlne-Leipttg ausgestellten Richtli»ien llder »ie «eUstvttwaltn«, »er «chule mit einige» «en-e- r»«ge» a»a«m»»««. Sie besage» u. a.: Da» Amt de» Schnlletters ist sowohl sür -en tnneren al» auch sür -en äußeren Betrieb verantwortlich zu gestalten. Ein« Dienst anweisung, -te -t« Rechte «n- Pflichten -e» Schulleiter scharf abtrennt, ist aufzustelleu. De« Schulleiter Hai da« Recht, -em Unterrichte betzuwohnen. Sr hat -te Pflicht, Beschlüsse, -ie er nicht vertreten kann, der zuständigen Stelle zu melden. Der Schulleiter wird erstmalig auf 6 Jahre ernannt erfolgt -an» kein begründeter Einspruch, fo gut seine Wieberernenuuug ans Lebenszeit. Vorau», setznng für -te Durchsetzung -tefer Richtlinien ist -te «en- -ernng -e» Schulwesen« nach der Reichsverfaffnng. Die Bertreterversammlnng betrachtet di« Richtlinie« zur Schul, anfsicht al» geeignete Grundlage für die «etter« Behand lung -er Amstchtsfrage durch -te verantwortlichen Stelle«. Wetter erhob -te Vertreterversammlung Einspruch gegen -te tn -en letzte» Tagen vom Dresdner Leürerverein an die Elter« der Ottern d. Js. aufzunehmeuben Schulneulinge gerichtet« Aufforderung, ihre Kinder vom Religionsunter richte abzumelben. Dies« Handlungsweise sei «tn« erneute Bestätigung dafür, baß der Dresdner Lehrer, weltlichem Boden stehe und nicht neutral sei, wie Oefsentltchkett immer wieder behaupte. L« Ehren de» vom Amte -«» Vorsitzenden zurll tretende« Edmund Leupold wird im Reuen Sächsisch,... Lehrerverein eine Lenpold-Stiftung errichtet. Al« neuer Vorsitzender wurde Oberlehrer vor« gewählt. Das de» Schriftleiter« der Neuen Sächsischen Lehrerzeitung hält Oberlehrer Leupold bet. Lehrerverein auf er tn der «rück- >en Amt l be- 18. JeWer WMMMk in AlWklN. Wähvenv der Osterseiertage tagte in Frankfurt der 18. Deutsche Esperanto-Kongreß jn den Räumlichkeiten des Goethe-Gymnasiums. Arbeitssitzungen des Bundesvorstan des und Beirats am Karfreitag und Sonnabend folgten die Arbeiten der Hauptversammlung des Deutschen Esperanto. Bunde«. Am Sonnabend abend fand im Hotel „Monopol" ein zwangsloser Begrüßungsabend statt, der sehr gut be- lucht war. Am Sonntag vormittag 11 Uhr sanden sich in der Aula de« Goethe-Gymnasiums etwa 300 Kongreß teilnehmer zusammen. Nach kurzen Begrützungsworten oes OrtSauSschutzvorsitzenden Otto Schuttowski eröffnete der stellvertretende Bundesvorsitzende Bankier Dr. Vogt, Stutt gart, den Kongreß. Die Versammelten ehrten die Toten des letzten Jahres, unter denen der Äundesvorsitzend« Dr. Ernst Kliemke sich befand: weitere Pioniere der deut schen Esperantobewegung und viele treue Mitarbeiter wur den noch einmal durch den Kongreßleiter ehrend erwähnt. Ein kurzer Ueberblick über die Fortschritte der Esperanto bewegung im verflossenen Jahre legte Beweis dafür ab, bah Esperanto seinen Weg zur Eroberung der öffentliche« Meinung unaufhaltsam weitergeht. Stadtrat Dr. Linse begrüßte den Kongreß für den Magistrat und die Stadt verwaltung, zuerst in deutscher Sprache, dann auch in Esperanto, das er selbst beherrscht. Die Frankfurter Mess«, die seit langen Jahren Esperanto in der Auslandswerbung mit Erfolg verwendet, ließ diese Tatsache durch ihren Abteilungsleiter Schons zum Ausdruck bringen. Polizei- schulrat Beyer ül»erbrachte Grüße der Polizeiverwaltuna, die seit einiger Zeit der Esperantosprache mächtig« Polizei- bekmte in Dienst hat: sie sind an einer roten Armbinde mit entsprechender Aufschrift kenntlich. Die internattonale Zusammensetzung der Boucher sorgte dafür, daß die Poli- zeibeamten Gelegenheit hatten, ihre Esperantokenntnisse zu verwerten. Rektor Wüst sprach die Grübe des Frankfurter LebrervereinS aus und betonte, daß die Schule in Zukunft an Elveranto nickt mehr achtlos werde vorüberaeben kön nen. Vertreter von acht Ländern begrüßten den Kongreß in Esperanto — der deutsche Esperantokongretz bekam da durch internattonalen Charakter. Nachmittags fand die Jahreshauptversammlung des D. E. B. statt, die ein arbeitsreiches Programm unter Führung von Dr. Vogt, Stuttgart, erledigte. Anstelle des verstorbenen Bundes vorsitzenden wurde Postrat Arnold Behrendt, Berlin, ge wählt. Am Ostermontag fand die Kongreß-Schlußsitzung statt, in der als Tagungsort für 1930 Dresden bestimmt wurde. Eine wohlgelungene Werbeveranstaltung am Oster montag gab den Frankfurter Bürgern Gelegenheit, sich davon zu überzeugen, daß Esperanto immer mehr und mehr praktischen Aufgaben sich zuwendet. Der Vortragende war Bankier Dr. Heinrich Arnhold, Dresden: verschiedene nichtdcutsche Espcrantokundige gestalteten diesen Abend be sonders wirksam dadurch haß sie den Anwesenden zeigten, daß Esperanto auch als Verständigung-mittel im mündlichen Gedankenaustausch jeder Anforderung gerecht zu werden vermag. Eine sehr umfangreiche Ausstellung ergänzte oaS gesprochene Wort. — Nach ernster Arbeit folgten am Dienstag und Mittwoch Besichtigungen der Stadt und Ausflüge in die benachbarten Weltkurorte Homburg und Wiesbaden. Ae SllMgni der MW» «MM Nr MM »rächten im »eitere« Verlauf ein Reffet von Elairmont, Zürich, über .«anchsell-emyachsnnge«*, worin zu» An», -ruck kam, daß die arößt« Zahl dieser Erkrankungen im An schluß an Bauchoperationen auftrete, sodaß man e» vielfach mit Narbenbildung al» Ursache zu tun hab«. Kirschner- Tübingen legte dar. wie er da» Problem der Ernährung Magenoverierter dadurch erleichtert habe, daß er dem Ove- netten «inen dünnen Schlauch in den oberen Abschnitt de« Dünndarms rinnShte, sodaß der «ranke sofort na» der Operatton ohne wettere Schaden mit genügenden Mengen von Slüsstgkeit «nd Kalorie« »ersehen werden und sichln- folgedeffen rascher erholen könnt«. Bhilippowiez-Tzernowitz empsabl die Anwendung der Rückenmarkbetäubuna bet Darm- vuschluß. Henschen-Vasel zeigt« ein neues Mittel zur Srt- lichen Betäubung. Im übrigen wurden Seinrlch «raunLwickau, Seiden- baiu.Worm« und ».Hacker-Graz neu zu Ehrenmitgliedern der Gesellschaft gewählt. Sssquet -estortea. - XRom^ Gestern starb im Atter von 82 Jahren Kardtnalprirster stlidano »aönnet. klWMkl MWtkllW II MÄM. M la StMiileirrr deMIei W ach. v-z. Am Freitag begann tn Bre»l<m -te fachliche Arbeit de» diesjährige« Soangelische» Reichselterntages In An wesenheit zahlreicher Vertreter staatlicher un- kirchlicher Behörde»» uu- etwa fünfhundert Bertreter von Eltern- bün-eu sowie evangelischer Lehrer. UnterstaatSsekretär a. D. Dr. Conze, -er erste Vor sitzende -es Retchselternbn«-es, begrüßte die versammelten Vertreter der Behörden und Verbände. Die Wünsche des deutschen evangelischen Ktrchenausschuffe» überbrachte Wirklicher Geheimer Oberkonststortalrat D. Scholz-Berlin. Er wies auf die Bedeutung des RetchSelternbundes al» einer volkskirchltchcn Bewegung hin. Die schweren Kämpfe um das RetchSschulgesetz hätten einen gewisse« Abschluß ge sunden. Aber es handele sich für den Rttch-elterubund ntcht um Etnzelerfolge, sondern um ständige Verantwor tung. Retchselternbund und evangelische Kirche erstrebten keine Kirchenschule, sondern LtaatSschulen unter Mitver antwortung beider Faktoren. Möge der ReichSeUerntag de« Idealismus der evangelische» Elternschaft stärke« helfen. Kür da- schlesische evangelische Konsistorium sprach Generalsnperintendeut Dr. Schia«, zugleich im Namen des Staatskonsistoriums und aller Gemünden. Die schlesischen Eltern seien dankbar für all« Anregungen, die der Reichs- elterntag bringe. Sie achteten jede Ueberzengmrg, aber ge rade darnm müsse da» Ziel scharf und klar gesehen und alle Verschwommenheit abgclehnt werden. Der Präsident deS LandeskultnramtcS, Kechner, gab den Sympathien der Reichs» und Staatsbehörden Ausdruck. Sehr feinsinnige Worte für -te Bedeutung der konfessionellen Gliederung fand Professor Dr. Stenernagel, der Vertreter der evange lischen theologischen Fakultät und zugleich der Universität Breslau. Die Forderung, die konfessionellen Gegensätze zurücktreten zu lassen, sei eine Utopie. Auch im Lehrkörper -er Universität mach« sich die konfessionell« Sltederung geltend, ohne irgendwelchen Unfrieden zn stiften. Für die Frauenverbändc sprach dann Fra« Becker» für den Ma gistrat Breslau Stadtrat Knobloch, der besonders dafür dankte. Laß man den so oft vernachlässigte» Oste» für Li« Tagung ausersehen habe. Interessante vergleich« mit der holländischen evangelischen Elternbswegung gab Professor Dr. Aalders als Vertreter des dritten holländischen Schul kongreffes. Aus der holländischen schulpolitischen Bewegung sei nach 18jährigem Kampfe um die Freiheit -er Erziehung eine pädagogisch« Bewegung geworden. Kultusminister Dr. Recker ließ durch -en Vorsitzenden Dr. Conze die Versicherung seines wärmsten Interesse- an -en Veranstaltungen de» siebenten RetchselterutageS mit» teilen. Sodann hielt Ministerialdirektor Kaestner, Leiter »er Dolksschul-Abteilung im Preußischen Kultusministerium, den Festvortrag über das Thema .M MWlW «IlMle Ist MmMlllk w Ile Er forderte «ine möglichst «nae Fühlung »wische» Schule un- Elternhaus und erklärte, die Ätel« -er neue« Lehrer bildung könnten allein durch -ie Aufgaben -er Volksschule bestimmt werden, wie sie die Denkschrift von 1!W im Zei chen der körperlichen, geistigen und sittlichen Kräftigung de» Kinde» kennzeichnet. Er wandte sich gegen da» Berech- ttgungSunwesen, wobei er darauf htnwie», -aß -ie Zahl -er Abiturienten sich von fünftaufend im Jahre auf acht zehntausend im Jahre 1V27 erhöht habe. Hier werde die Not zu einer Umkehr zwingen. Dennoch sei da- Schlag wort von -er »Auspowerung* der Volksschule abzulehnen. Scho» jetzt blieben siebzig bi» achtzig Prozent unserer Sin der in der Volksschule zurück: die Arbeit an ihnen sei die wichtigste Bildungsausgabc. Ehe sie nicht gesichert sei, habe kein Staat und keine Kommune das Recht, eine weiter» führe»-« vildungsarbrit zu treibe«. Au» -tefer Sachlage ergebe sich auch da» BtldungSztel -er neuen pädagogischen Akademien: Der Lehrer -er Zukunft müsse von eine« starken »olkserzieherische« Verantwortungsgefühl erfüllt fein: er soll« nicht et» Doktor oder Gelehrter, sonder» ei« Bildner fei«. Dar«« komme unter kett»«» Umstände« für -te Lehrerbildung -t« tutellektualtsttsche Bildung unserer heutigen Universitäten tn Betracht. Die Denkschrift von 1>W fordere vor allem die Lebensnahe des künftigen Bolks- schullehrers. Gegenüber den Vorwürfen, die gegen die konfessionellen pädagogischen Akademien erhoben würde», sei festzuttellen, baß in Preußen nach geltendem Gesetz die Volksschulen evangelische nnd katholische -chulen sind, tn denen in der Regel evangelische Uinder von evangelischen, katholische von katholischen Lehrern unterrichtet «erde» sollen. Eine Erleichterung der konfessionellen Spannung könne hauptsächlich nur erreicht werden durch eine Wand lung unserer inneren Bildung zu einer Form de» Men schen, der aus seiner eigenen Haltung fremde Art ver ständnisvoll achtet und frei wachsen läßt, rot« er selbst frei wachsen will. Der Vorsitzende dankt- unter Hinweis anf den leb haften Veisall der Versammlung sür den Vortrag und gab den Dank zugleich für die Halruug des preußischen Kultus minister», den Kaestner vertrat, zum Ausdruck. Im Namen -er schlesischen Elternschaft überreichte der Direktor des evangelischen PresscverbandeS für Schlesien, Pastor Schwartz, als Zeichen des Tankes eine Gabe, die den Grundstock eines lebendigen Fond» für Studierende »er pL-agogischen Akademie Breslau bilden soll. Mit einem Chorvortrag -er Bereinigung -er Lehr« der schlesischen Nesormationskirche kand die Versammlung -eS RcichselterntageS ihren Abschluß. WM WI Ikl AMI MM ob,. Fm weiteren Verlauf der Freitagfitzuna de» Pro zesses gegen den Farmer Langkopp wnrden Beamte de» ReichsentschädignngsamteS vernommen, die bei den Vor- gangen am L Mär» vorigen Jahres zugegen waren. Sie bestätigte« im wesentlichen die von Geheimrat Vach gegebe- nen Darstellungen. Oberregiernngsrat Fach» sagte ans, er habe gesehen, wie Geheimrat Bach, von Langkopp mit dem Revolver be droht, durch die Tür lief. Auch ihm, -em Zeuge«, habe Langkopp de» Revolver vor die Nase gehalten. Ans eine Frage de» Angeklagten Langkopp erklärte der Zeuge, daß er allerdings auf dem Flur seine Knie auf Langkopps Brust ge habt habe: er sei eS aber nicht gewesen, der Langkopp zwei Zähne herauSgeschlaaeu habe. Auch Präsident Karpinsk» erklärte, beobachtet »» hab«, -aß Langkopv de« Geheimrat Bach mit angelegtem Revol ver bedroht habe. AlS er, der Zeuge, fragte, was hier lo» sei, habe Langkopp auch «ruf ihn den Revolver angelegt mit den Worten: „Ich schieße!* Auf Fragen -e- StaatSanwal- teS erklärte der Zeuge, Geheimrat Bach sei ein sehr ruhiger Beamter, der stets ein warme- Herz für die Geschädigte« gehabt habe. Verlesen wurde da» Flugblatt, das Geheimrat Bach Langkopp gegeben hat, wort« heftige Angriffe an» Anlaß der Annahme des KriegSschädenschkußgesetzeS gegen das Reichsfinanzministerium und den RcichSaußenminister Dr. Stresemann enthalte» sind. Die Verlesung dieses Flugblattes war von der Verteidigung beantragt worden als Beweis dafür. Laß Langkopp durch da- Lesen dieses Blatte- in der Erregung noch bestärkt worden sei« könnte. Ein Kassenbeamier des ReichsentfchädignugSamtes, »er die Vorgänge auf dem Korridor mit angesehen bat, erklärt« gesehen zu habe«, daß Langkopp die Pistole nacheinander anf die umstehende« Beamten gerichtet hab«, mit dem Ruf«: „Gehen Sie weg!* Dem Geheimrat Bach habe er die Pistole voraehalten mit dem Zaruf: „Zurück in- Zimmer, jetzt ist Schluß!* Ein Kriminalbeamter, -er de» Vlechkoffer unter sucht und dabei Langkopp verhört hat, bekundet«, -ast Läng- kopp ihm gesagt hab«, er hätte -nrch die in den Kaffer gelegt» Pistole eine Erplosion deS Pulver» mit Hilfe Le» Fever strahls herbeisühren wollen. Allerdings habe Langkopp ihm «ach «och erklärt, ihm fei bekannt, daß da» nicht geh«, und daß Schwär,palver nur durch eine Zündschnur zur Ex plosion gebracht werden könne. Der Schietzsachnerstän-ige Schwnderer erklärte e» für unmöglich^ daß Langkopp, al» er von Vach überwältigt am Bode» lag, mit der Pistol« aus sich selbst schieße» konnte. Anf Antrag der Verteidigung wurde der kommnnistifcha Abg. Jadasch al» Zeuge vernommen, der viele Versamm lungen der Flüchtlinge und Verdrängten abgehalte» hat. Die Behandlung der Entschädigungsansprüche durch da» Neich»fin anznrtntsteriunk hab«, so erklärte der Zeuge, bei de» Geschädigten di« größte Erbitterung hervorgeruseu. So sei auch der Fall Langkopp zu erklären. An ihn seien Dutzende von Leute» heraugetreteu mit der Ansicht, sie könn te» nur »a ihrem Rechte kommen, wenn sie mit einer Bombe in» EnttchädigungSamt gingen. Der Zeuge hat solche Se- waltpläne immer abgelehnt. Jabasch führte eine ganz« Reihe von Einzelfällen an, in denen nach seiner Meinung berechtigte Ansprüche der Geschädigten zu Unrecht abgelehnt worden seien. Im Znhörrrraum ertönte« dabei Hört-Hört- rufe, «a» der Vorsitzende rügte. Jn den Versammlungen der Geschädigten, fo erklärte der Zeuge weiter, seien bei Neu- nung der Namen drs damaligen Reichsfinanzministers Köhler und de» Präsidenten Karpinsky immer Zurufe ge kommen: „Lump, Verbrecher, Mörder!* Die Erbitterung sei offenbar durch die Behandlung der Geschädigten im ReichsentschädigungSamt gesteigert worden. Er selber habe einmal im Reichstag 47 Minuten lang vergeblich versucht, auch nur einen Beamten de» Eatschädtgungsamtes telepho- «isch ,« spreche« und habe schließlich gerufen: „Euch Raffel- bände muß mau mit dem Eichenknüppel Lust mache»!* Erst feine persönlichen Vorstellungen beim Präsidenten Karpinsky hatten eine «enderuug bewirkt. Die Verhandln«« wurde ans hente Sonnabend vertagt. st« StlÜMI Io Kl SnbkMMWlftkM. ff Berlin. Inder Mordangelegenhett de» l-jährigen Mnnaff« Friedländer, der, wie erinnerlich. Anfang Januar in der elterliche« Wohnung feinen jüngeren Bruder Walde- «ar und dessen Freund Tibor Földe» erschossen hatte, ist «in« aufsehenerregende Wendung eingetreteu. Der Vertei diger Friedländer», Rechtsanwalt Bran-t, hat de« Unter. fuchungSrichter davon in Kenntnis gesetzt, daß er sich im Einverständnis mit dem Angeklagten für verpflichtet Halts, Mitteilung zu machen, daß die bisherige Darftellnng Fried länder» über bi« Vorgänge nicht -en Tatsachen entspreche. Manaffe Friedländer gibt jetzt an, vor etwa drei Jahren die Freundin seiner jüngeren Schwester, die jetzt 18jährige Lisa Repelsky, kennengelernt zn haben. ES hab« sich zwi schen ihnen «in harmloses freundschaftliches Verhältnis ent- wickelt, da» aber »nrch Tibor Földe» gestört worden fei. Földe» habe Lisa nachgestellt and wiederholt Andentnngen gemacht, daß er «S darauf anlegen wollte, da» junge Mäd chen zu Kall zu bringen. Eine» Tage» habe Földe» trium- phierend erzählt, daß e» ihm gelungen sei, Lisa ans den Bode» ihrer elterlichen Wohnung hinaufznlocke« und sich an ihr trotz ihre» Sträuben» zu vergehen. Diesen Vorfall hab« Lisa ihm, dem Angeklagten, auch bestätigt. Sie habe ihm fer ner de« Borwnrf gemacht, »aß er ei« Schwächling fei, »eil er sie vor de« Zn-ringlMeite« -e» Kölde» «i<B geschützt Manasse Friedländer gibt weiter an, daß sich in ihm nnnmehr ein immer stärkerer Haß gegen Földe» entwickelt habe, zumal Földes in Gegenwart der beiden Brüder Fried ¬ länder sich immer von neue» mit seinem „Erfolge* gebrüstet hittte. Sei» Bruder Waldemar hab« regelmäßig für KiildeS Partei genommen anb ihn, Manaffe, verprügelt- Am Tage der Tat habe sich KöldeS wieder in häßlichen Andeutungen über Lisa ergangen, die inzwischen mit ihrer Mutter nach Kanada abgereist war. Er sei in grenzenlose Sui gekommen und hab« »ft eine» Revolver, -e» er sich schon Monate vor- Her aekanft habe, ans FlK-e» ^schosse«. Auf den Knall hin sei fei« Vruder in» Zimmer gestürzt und auf ihn »«ge gangen. Jn höchster Erregung habe er darauf auf feinen Bruder geschossen. Wenn er bisher die Unwahrheit gesagt habens« sei da» geschehen, «m Lisa Repelsky nicht in die An gelegenheit hinein,»ziehen. Der Verteidiger hat nunmehr beim NnterfuchnngSrich. ter beantragt, Manaffe Friedländer sofort noch einmal zn vernehmen. Außerdem soll auch ein« schleunige Verneh mung der Lisa Repelsky in Kanada durch die zuständige, Behörden angeordnet werden. MWkMMMKlie il stmAi». ft Bukarest. Bisher sind zehn Opfer der Etsenbahn- katastroph« bei Boboe geborgen worden. Man befürchtet, -aß weitere Leichen unter den Trümmern der Wagen liegen. Unter den M Verwundeten befinden sich zahlreich« Schwer« verbcht«. Die Mehrzqhl der Opfer find Reisende der drit ten Klasse, hauptsächlich Militärpersonen, die aus dem Ur laub kamen. Ter Verkehrsminister hat sich an die Unfall stelle beaeben. um eine Untersuchung einznleitcn.
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