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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.04.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192204261
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19220426
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19220426
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-04
- Tag 1922-04-26
-
Monat
1922-04
-
Jahr
1922
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.04.1922
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pelteiu Zu einer etnaebeuben verhaudluna kam r» nur über di« auch in den Londoner Gachverstünttgenvorschläge« behandelte Frage der Besteuerung. Dabet entstand«« lebhafte Meinungsverschiedenheiten über grundlegend« Fragen und die Zulassung etwaiger Ausnahmen von der steuerlich gleichen Behandlung der Ausländer und Inländer und ob diese gleiche Behandlung an die Voraussetzung geknüpft werde« soll«, bah derartige Ausnahmen allen Nationalitäten gegenüber gleichmäßig angewandt werden, daß also «ine unterschiedlich« Behandlung der Angehörigen der einzelnen fremden Staaten ausgeschlossen sei. Diese Voraussetzung wurde schltebltch von der Mehrheit der in der Unterton,- Mission vertretenen Delegationen als notwendig erkannt. Mit Deutschland stimmten basür England, Japan, Oestev- reich und Spanten; dagegen namentlich Frankreich, Italien und Rumänien. Die Beratung über die wetteren Punkte der deutsche« Antrages soll beute fortgesetzt werde«. Montag hatte die Unterkommissie« des Finanz«»»- schusieS für Krebitfrage« eine Sitzung unter dem Vorsitz von Evans. Der Vorsitzende wie» einleitend darauf hin, -atz zu -e« Artikeln »7 und »8 des Memorandum» von London eine Reihe von Abänderungsvorschläge« vorltegt. Artikel »7 behandelt bi« Grundsätze der internationalen Kredit gewährung durch «tue internationale Korporation, Artikel 38 gibt die näheren Bestimmungen der für die Kredite zu stellenden Sicherheiten. Die italienischen Vorschläge deckten sich in den erste« beiden Bestimmungen mit den von der Unterkommtssio« bereit» festgestellten Grundsätzen. Di« englische Delegation glaubt, bah eine kurze Wiederholung -er Grundsätze im Rahmen der Kredttfrage da» Memo randum ergänze. Da» Programm über den Ausbau der internationalen Korporation wirb ebenfalls bi» zur nächsten Sitzung den Mitgliedern der Delegation zugehen. Der belgische Delegierte schlug vor, im Wege internationalen Zusammenwirkens ein Kreditinstitut zu schaffen, da» nicht neue» Gelb herauSgebe, sondern nur die Garantie für die Kredite übernehme, soweit solche wirtschaftlich schwachen Ländern gewährt werden mühten. Sache de» Instituts werbe e» sein, sich ausreichende Sicherheiten für ihre Bürg schaften geben zu lassen. Minister Dr. Hermes stellte für di« deutsche Delegation den Antrag, in die Ueberschrtft zum Kapitel Kredite die Worte anfzunehmen, „einschließlich lang fristige Anleihen" und dort, wo von der internationalen Korporation die Rede sei, durch Ergänzung festzustellen, dah an wichtigen finanziellen Transaktionen auch internationale Ftnanzsyndikate beteiligt sein sollen. Dr. Hermes führte hierzu aus, in den Artikeln 37 und 38 werde die internatio nale Korporation als eine Einrichtung bezeichnet, die die Kreditgewährung verwirklichen soll. Die deutsche Dele gation stelle nochmal» ausdrücklich fest, dah die Schaffung kder internationalen Organisation, die sich mit dem Wiederaufbau Europas insbesondere mit dem Wieder- aufbau der wirtschaftlich schwachen Staaten beschäftige, volle Sympathie habe. Daher habe auch Deutsch land unverzüglich schon im Februar der internationalen Korporation seine Mitarbeit zur Verfügung gestellt und er warte, bah die Arbeiten einer solchen internationalen Kov- poratton auf dem Gebiete der europäischen Wirtschaft und der europäischen Finanzen von Erfolg begleitet sein werde. Die deutsche Delegatton glaubt aber, daß bei finanziellen Transaktionen von solcher Bedeutung, wie sie die Lösung der gegenwärtigen Probleme mit sich bringt, auch auf die Ftnanzgruppen hingewiesen werden 'ollte, denen die Durch führung dieser groben Transaktionen hauptsächlich oder unter Umständen auch allein obliegen könnte. ES erscheine nicht gerechtfertigt, diese Gruppen hier zu übergehe« im Hin- blick auf di« außerordentliche Rolle, die sie beim Wieder aufbau Europas zu spielen berufen sein werden. — Neber diese deutschen Anträge, sowie über den weiteren Antrag auf Abänderung der italienischen Vorschläge soll in der nächsten Sitzung endgültige Entscheidung getroffen werden. Der Vorsitzende erklärte jedoch schon jetzt, er habe seinerseits keine Bedenken gegen die Anträge der Deutschen. Von ito- lienischer Seite wurde das gleiche zu dem Abänderungs- Vorschläge bemerkt, der die italienischen Vorschläge betreffe. In den Sitzungen des Sonderausschusses, der die au» denWäbrungSschwankungen und WabrnngSunterschiede« der verschiedenen Länder für den Eisenbahnverkehr sich er- gebenden Schwierigkeiten erörtert, wurde nach längeren Ausführungen der Finanzsachverständigen festgestellt, daß der Ausschuß nicht imstande sei, das WährungSproblem zu lösen und dah eS der im Artikel 8 des ResolntionSvor- fchlageS vorgesehenen technischen Konferenz der Eisenbahn- Verwaltungen überlassen werden müsse, eine für die Praxis erträgliche Lösung zu suchen. Demgemäß wurde von der ersten Unterkommisfion für Eisenbahnverkehr der Der- kehrSkommissio» beschlossen, in Artikel 5 des Resolution?- Vorschlages die Währungsfrage als eine der ersten und wichtigsten Aufgaben der demnächst einzuberufenden tech- Nischen Konferenz der Eisenbahnverwaltungen ausdrücklich anzuführen. Zu Artikel 8 gab Staatssekretär Stieler «amen» der deutschen Regierung die Erklärung ab, daß die im ResolutionSvorschlaa vorgesehene Fassung nicht annehm- bar erscheine, und er schlug vor, den Artikel wie folgt zu fassen: «Sofern es angezeigt erscheinen sollte, daß die be- teillaten Negierungen di, Fortschritte überwachen, dl, in der Durchsüvrung der i» den vorstehenden Artikeln vor gesehenen Maßnahmen von den einzelnen Staaten gemacht worden find, werden die Vertreter der beteiligten Staate» unter voller Gleichberechtigung in Senf »usammentreten. um von den technischen Einrichtungen de» Völkerbünde» Gebrauch machen zu können." Der deutsche Gegenvorschlag sand keine Annahme. Jedoch wurde auf Vorschlag des ungarischen Vertreter» noch eine LextLnderung de» Reso- luiionsvorschlaae« in dem Sinn« vorgenomm«,, daß die Vertreter der nicht am Völkerbünde beteiligten Staaten die volle Gleichberechtigung mit de» den techuischen Organen de» Völkerbünde» angehörigen Vertretern genießen solle». Hierauf wurde die Sitzung geschlossen und die Ausgabe der ersten Unterkommisfion der Berkehrrkommtssion al» beendet erklärt. Amertki schickt eine« G»«dervertreter «nch VnropK. Nach einer Meldung de» „New Bork Herold" au« Washington wird der Abgeordnete Dtlkou al» Sonder vertreter de» Präsidenten uud de» KriegSkekretär« zur Untersuchuna von Ansprüchen au« der amerikanische» Be setzung de« Rheinland« nach Europa reisen. E« bandelt sich, wie da« Blatt erfährt, um Ansprüche, die sowohl von deutscher, wie von französischer Seite gegen die amerikanischen Truppe» geltend gemacht worden sind. Tilson wird auf seiner Reise nach Pari«. Berlin und Koblenz kommen. vom internationalen Semerkschastskongretz. Auf dem internationalen GrwerkfchaftSkonarest sn Rom legte MartenS-Belgirn eine Tagesordnung vor, durch die das Büro zum Kampf gegen die kapitalistische Reaktion beauftragt und das internationale Büro in Amsterdam mit der Veröffentlichung eines Aufruf« an die Arbeiter der ganzen Welt »um Anschluß an die nationale und inter nationale syndikalistische Organisation betraut wird. Nach- dem sich einige Kongreßteilnehmer gegen die Tagesordnung Marten» geäußert hatten, ernannte der Kongreß einen Aus- schuß, der über die strittigen Punkte entscheiden oder eine endgültige Tagesordnung abfassen soll. Der Präsident Thoma» berichtete über seine Tätigkeit zu Gunsten der Arbeiterklassen. Beschlossen wurde, den von der Amsterdamer Konferenz 1921 zur Prüfung und Anwendung der besten Mittel zur Bekämpfung des Kriege» und des Militarismus ernannten vorläufigen Ausschuß in einen ständigen Aus schuß «mzuwandeln. rie Arbeitsgemeinschaft der deutsche« Presse ist auf der Grundlage des von den beauftragten Kommissionen sertiaaeftellten Entwurfs vom 16. Dezember 1921 am 28. April 1922 von den Bevollmächtigten de« Arbeitgeber» verbandeS für das deutsche Zeitungsgewerbe und des ReichS- verbande« der deutschen Presse abgeschlossen worden. Zugleich ist für die dem Entwurf angesüate Vereinbarung Vie Er klärung der allgemeinen Verbindlichkeit durch das ReichS- arbeitsminifterium beantragt worden. SchlSgerei im Berliner Stadtpirlameut. Die Berliner Stadtverordnetenversammlung hat einen Antrag der drei sozialistischen Parteien, den 1. Mai in den städtischen Betrieben als Feiertag gelten zu lassen, mit 106 gegen 102 Stimmen abgelehnt. Bei der Beratung der Magistratsvorlage über die Erhöhung der Löhne der städtischen Arbeiter und Erhöhung der Werktarife kam es zu einer große« Schlägerei. Nach einer einviertelstündigen groben Aufregung im Saale gelang es schließlich dem Stadt- vrrordnetenvorsteber, die Ruhe wieder berznstellen. Der Antrag auf Nrberweisung der gesamten Vorlage an einen Ausschuß wurde mit 101 gegen 89 Stimmen angenommen. Wo vleivt der deutsche Zucker- Der thüringische Finanzminister Hartmann hat der thüringischen Presse einen Artikel über den heute in be sonderer Blüte stehenden Zuckerwucher zugängig ge- macht, aus dem das „Berl. Tagebl.' folgende Stellen wteder- gibt: „Auf Betreiben der Zuckerfabriken und de» Handels ist am 1. Oktober 1921 mit Beginn des neuen Zuckerwtrt- schaftSjahreS die Zwangswirtschaft für Zucker aufgehoben worden, der Zucker wurde frei! An Stelle der Neichs- zuckerstelle wurde von -en Fabriken eine Zucker- wirtschaft» st eile eingerichtet. Sie sollte die gleich mäßige Versorgung der Bevölkerung gewährleisten. Dem Volke war vorher in -er Presse genügen- vorerzählt worden, baß Deutschland reichlich Zucker habe, es seien allein im Jahre 1921 25 Prozent Zuckerrüben mehr ange- baut al» im Jahre 1929, weshalb auch ein« Verteuerung durch die Freigabe auSgeschloffen sei. Hinterher stellte sich freilich Heia«», haß Re Andäufläche' ft», «üben nichs um » Pro,ent. sonbern ««r um » Prozent gestiegen war. Aber der Zweck heiligt die Mittel, der Zucker ist frei, wir habe« «ine wirklich« Zuckernot und wirkliche« Wucher! In der Zwangswirtschaft wurden die Abgabepreise be» Verbrauchs- zucker» vo« den Fabriken an den Großhandel und de», letztere« Verdienst durch die RetchSzuckerstelle nach Ver handlung mit den Interessenten festgesetzt und zwar für da» ganz« Jahr. Di« Fabriken sind badet nicht zugrunde gegangen, sonder« haben ungeheuer« Gewinne erztelt. Sie schwammen buchstäblich im Gelbe. Die Zuckerrüben werden meist auf Grund vo« Ver trägen mit de« Rohzuckerfabriken angebaut, -er Lieferung». preis wirb vor dem Anbau vereinbart Er betrug für den Zentner in den beiden Ernt,jähren 1929 und 1921 26 Mark. Auf Grund dieser Preis« und der sich darauf aufbauenden Rohzuckerpretse wurden bann di« Abgabepreise für ver- brauchSzucker bestimmt. Sie betrugen für den Sack zu 106 Kilo im Jahre 192« von Oktober bi» Sl. Dezember rund 578 Mar k. Wegen be» Zin»verluste» war vom Januar 1921 ab für jeden Monat ein Ausschlag von 5,29 Mark zu zahlen. Bis Oktober 1921, also für 19 Monate, betrug demnach der ganze Aufschlag 52 Mark und die 190 Kilo Zucker au» alter Ernte kosteten etwa 927 Mark. Auf Drängen der „selbst-' losen" Interessenten wurde nun der Zucker tm Oktober 1921 au» Rüben neuer Ernte ebenfalls zu 29 Mark der Zentner,- nicht etwa auf den Anfangspreis be» vergangenen Jahre» von 575 Mark zurückgesetzt, wie e» in der Vorkriegszeit ge- wesen wäre, sondern auf 799 Mark erhöht. Diese ^Ver günstigung" sollte nicht lange bauern. Bereit» im November und Dezember entstand ungeheure Knappheit, der Bedarf be» Volkes wurde nicht tm geringsten gedeckt. Di« Zucker- fabriken entdeckten nun ihr menschenfreundliches Herz und gaben Mitte Dezember Zucker frei, der eigentlich erst im Januar-Februar geliefert werden sollte. Freilich da» Wohl wollen mußte bezahlt werden, die Fabrikanten ließen sich den Doppelzentner trotz des gleichen NübenpretseS nunmehr' mit 1999 Mark bezahlen. Also 899 Mark mehr al» im Oktober-November. ES kommt aber noch besser. Im Januar-- Februar wurde weiter zu 1900 Mark geliefert. Im Mär» mußte schon über 1390 Mark bezahlt werden. Vor Mat gibt es nun nichts wieder und wa» der Zucker.dann kostete wissen die Götter ES ist aber offene» Geheimnis, daß vom- gewissenlosen Großhandel heute schon 2299 Mark sür 190 Kilo geboten werden. Freilich ist ja unterdessen die Zucker steuer um 39 Mark für 100 Kilo erhöht worden. Wie hat man sich um diese wenigen Mark tm Reichstage gestritten und mit welcher Leichtigkeit legen un» die Fabrikanten die 17 fache Steuer auf, ohne daß sich jemand muckst! Zugegeben, daß Kohlen, Löhne und sonstige Spesen seit Oktober gestiegen sind. Sie wären aber bis heute reichlich abgegolten mit dem Preise von 700 Mark ober 125 Mark mehr als tm Herbst 1929 bet gleichen Nübenpreifen. Der Fabrikant steckt heute bei 1800 Mark für einen Sack zu 190, Kilo 900 Mark unberechtigten Gewinn ein, oder bet jeder- Ladung zu 150 Sack 90 090 Mark. Wäre er der Rüben erzeuger, dann gäbe es noch eine kleine Entschuldigung, so aber mutz e» als reiner Wucher bezeichnet werden. ES muß aber noch trübere Bäche geben. Die Bonbon fabrikanten haben Ihre Abgabepreise ebenfalls neu fest gesetzt und zwar auf 4890 bis 5559 Mark für 190 Kilo. Bet, diesen Preisen können sie für Zucker gut und gerne 2599 Mark für 100 Kilo bezahlen. Und merkwürdig, sie haben genügend Zucker und da» Volk nascht viel mehr al»! vor dem Krieg«. Der Mindestbedarf Le» deutschen Volke» an Verbrauchst- zucker beträgt im Jahre 7 Millionen Doppelzentner. „Ver- dient" nun der Fabrikant an jedem Doppelzentner nur 509 Mark zuviel, so sind es 3-> Milliarden Mark, die dem Volte' zu viel abgenommen werden. Also bitte, liebe ReichSregie- rung, ziehe diesen Uebergewinn ein und lasse die Herr schaften bann eben mit einer ordentlichen Geldstrafe belegen. Sie kann spielend au» den Riesengewinnen früherer Jahre gezahlt werden. Du kannst bas Geld sehr gut brauchen und dem Volke würde eine wirkliche Freude bereitet." Alre H'ostbezrehev die es bisher unterlassen haben, ihr Bezug«- recht auf das Riesaer Tageblatt für Monat Mai beim Briefträger oder dem zuständigen Postamt zu erneuern, enwfehlen wir dringend, das Versäumte unter allen Umständen noch Herrts zu besorgen. Unterbrechungen in der regel mäßigen Zustellung des Riesaer Tageblattes werden sonst ganz unvermeidlich. ^snn von SckSllenback). Ein Börsenroman von Barr-Runkel. E sö) (Nachdruck verboten.) .Da find ein paar Bäume, ein paar Nebengebäude, ein prächtiger Platz zur Hühnerzucht. Vorn ist eine hübsche Veranda, wo ein alter Mann seine Pfeife rauchend in einem bequemen Sessel sitzen und die Dampfer vorüber fahren sehen könnte. Das alles steht leer, und meine Familie wohnt in einer engen Gasse zur Miete. Sehen Sie» Herr Graf, da» Stück Land hab' ich immer gern haben wollen, aber niemals hab' ich das Geld dafür übrig gehabt l Und wenn ich mich einmal zur Ruhe setze, bann hat'» am Ende schon ein anderer gekauft, und über- baupt, «» wird ja immer am Geld fehlen! Gefahr? Za natürlich wußte ich, daß Gefahr dabei war, aber wie ich an da» klein« Landhaus dachte, Herr Graf na, da wagte ich'» eben!" .Mein bester Kapitän," sagte Graf Tann «eich, „wenn ich von Ihrem Stückchen Land höre, schäm« ich mich meiner Moralpredigten, ja ich schäme mich vor mir selbst! Ich habe so viel Land, und andere io wenig! Sin fleißiger, tüchtiger Mann wie Sie hat gar kein», und «sn Müßiggänge wie ich so viele, viele taufend Hektar l Weiß der Himmel, man könnte ,u den Sozialdemokraten übergehen! Nun, Kapitän da» Stückchen Land gehört von deute ab Ihnen! Wenn e» in Ihrer Abwesenheit ein anderer gekauft haben sollte, wir entreißen e» ihm!" .Ich bürg« dafür," fuhr Tann fort, »daß der alt« Schwarz Ihnen all«, bezahl^ wa, er versprochen hat, ob Sie di« auabedungenen Fahrten mach«» oder nicht! Und so viel steht fest, St« werden di« Fahrten nicht machen! Ich glaub« gar nicht, daß Schwarz je die Ab sicht hatte, sein Versprechen zu halten, und ich bezweifle, daß Sie es gut verstehen, Geld «tnzutretben. Ich ver- steh« da» aber ganz hervorragend gud und ich denk« sogar, ich kann ihn dazu bringen, oaß er Sie bittet, bezahlen zu dürfen! Sehen Sie, dies« Börsenleut« find viel zu schlau sw solche einfach« ehrlich« Menschen, «!» „Danke, alles in Ordnung!" „Aber es wird dunkel, Herr! Soll ich Ihnen nicht lieber einen Revolver hinaufschicken? Wenn sie dann Geschichten machen, brauchen Sie nur einen Schuß ab zufeuern, und wir sind an Bord, ehe sie Schwarz sagen können!" „Ach Keller, Keller, Sie denken immer an tödliche Waffen und an Seeräuber-Abenteuer! E» ist kein Wunder, wenn ich in Marinekreisen einen bösen Namen kriege. Hier geht alles glatt, und ich denk», in zehn Minuten drüben zu sein!" Tann begab sich wieder hinunter in die Kapitäns kajüte, wo der Führer der „Najah" saß und geistes abwesend vor sich hlnstarrte. Irgend jemand hatte unter dessen eine übelriechende Oellampe angezündet. „Also, Kapitän, ehe ich Ihre Frage von vorhin beantworte, möchte ich Ihnen noch sagen, daß ich, ab gesehen von meiner Erwerbung des ,Najah', mich auch sonst noch sür di« Handelsmarine interessiere! Eh« ich Deutschland verließ, habe ich für Eie die Stellung al» Kapitän eine» neuen Dampfer» bestimm^ den ick bauen lass«. Er wird den Namen .Schöllenbach' führen und dem slidamertkanischen Handel dienen. Ich denke, bi» wir Swinemünde erreichen, wird er fertiggestellt sein, und so bald wir dort etntreffen, erhalten Sie von mir einen Scheck über zwanzigtausend Mark^ um da» Landhau» zu erwerben. Wa» für Mannschaft haben Sie denn hier an Bord? Eine aufrührerische Bande oder leicht zu re gierend« Leute?" .Oh, die Leut« sind gut, Herr Graf l Sie find meisten» au» Ostfriesland. Di« Arbeiter, die unter Ltpschütz' Führung mit herkamen, das «ar eine böse Gesellschaft, aber sie hielten sich glücklicherweise meist sürstch und machten keine Gemeinschaft mit den Mattosen. Nein, nein, di« Leute sind gut, Herri" .Glauben Sie, daß jemand von der Mannschaft weiß, wa» «igentltch vorging?" .Rein, da» glaub, ich nicht! Meine» Wissen» war«» nur Ltpschütz und ich eingeweiht." (Sortsitzim- folgt.) Sie und ich! Wenn Sie Ihre Aufträge ausgesührt hätten, hätte man Sie einfach im Stich gelassen, sobald Sie der Polizei in die Hände gefallen wären; wäre aber alles glücklich abgelausen, so hätte man Sie um den sauer verdienten Lohn gebracht. Sie können sich darauf verlassen, Schwarz und feine Gesellschaft haben sich per sönlich gesickert, sie haben sich wohl gehütet, irgend etwas Ungesetzmäßiges zu unternehmen l In der Tat haben sie mir ein Schriftstück abgeschwtndelt, da», wie ich wohl an nehmen darf, ihnen buchstäblich das Recht zu ihren Raub zügen gibt! Ich glaube sogar, wenn ich die Sach« vor einen Gerichtshof brächt«, würde ich unterliegen. Deshalb zog ich es vor, die Geschichte auf hoher See auszukämpfen, wo mir ein Gerichtsbeschluß erst zugestellt werden kann, wenn «» zu spät ist. Sie und ich, Kapitän, find eben lange nicht gerissen genug, um uns mit diesen Schurken zu messen!" Auf dem Gesicht des Kapitäns zeigte sich beinahe ein zufriedenes Schmunzeln, als er hörte, daß ein Mann von Graf Tann'» Rang ihn mit sich auf eine Stufe stellte. „Nun, Herr Graf," sagte er, „was wünschen Eie, daß ich tue?" Sie wurden durch schwere Tritte unterbrochen, die sich auf der Treppe hören ließen, und gleich darauf trat der Steuermann «in. „Was wollen Sie?" schrie der Kapitän ihn an. .Bleiben Sie draußen i" „Verzeihung, Herr," sprach der Steuermann, „aber auf der Jacht werden di« Leute unruhig und wollen wissen, wa» au» ihrem Herrn geworden ist!" „Entschuldigen Sie mich einen Augenblick, Kapitän l" bat Tann, „ich werde selbst mit den Leuten reden. Sie haben un» ia »in bißchen hart angefahren, al» wir Sie zuerst anriefen, und da denken sie jetzt wahrscheinlich drüben, sie hätten mich gekellert. Ist da» nicht «in guter Witz, den ich gemacht habe?" lachte er. „Gekliert heißt: tn den Keller gejchuppst l" Und leichtfüßig eilte er die Stufen hinauf und trat an den Schiff-rand. „Ist alle» in Ordnung?" rief Keller herüber.
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