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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192602027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19260202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19260202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-02
- Tag 1926-02-02
-
Monat
1926-02
-
Jahr
1926
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1926
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arisf> auf da» deutsch« Gemeinwohl »«rück, de« «lt bem Gemeindebeftimmung»recht unternommen werb«« soll." Kampf o»«r «rmeiaschaftSarbrit. von Max Hegewald, Vorsteher beS Gaue» Sachs»« Im Deutschnationalen Handlungsgehilfen verband, Herr Geheimrat Gulden hat vor einigen Tagen in -er Vollversammlung der Chemnitzer Handelskammer bei feinem Ausblick in die Zukunft gesagt: „Höchstleistnna nnd Rückkehr znr Spariamkeit au» alle« Gebiete« des iisseat. liche» Leb««» ist das Gebot der St««de. Die Rot deik Zeit erfordert Gemeinschaftsarbeit und kei»e« Kamps." Aehnllch hat sich ein bekannter Arbcitgebcrfiihrer. Herr Dr. Titnzler, in seinem NrujahrSartikel in „Der Arbeitgeber" geäußert: .... zur Entgiftung unseres öffentlichen Leben» ist eine neue Form der Zusammenarbeit notwendig, nicht die Er neuerung der alten"ArbeitSgcmeinschast, aus deren Fehlern man gelernt haben muh, sondern eine neue, ausgebaut auf dem Geiste gegenseitiger Anerkennung und dem Ver such beiderseitige» Verstehens, ohne formalen, bürokratischen Aufbau, wenn möglich sogar ohne Satzungen, Geschäfts ordnungen und Beschlüsse, aber getragen von dem leben digen Wort der beiden Teile, die sich Auge in Auge und Mensch zu Mensch gegennbcrstchcli." Ich erkenne die vorstehenden Sätze vollinhaltlich alü richtig an und werfe vor aller Ossfcntlichkeit die Frage aus: Ist eine solche Gemeinschaftsarbeit möglich und welches sind die Voraussetzungen dafür? Ohne Gemeinschaftsgeist ist keine Gemeinschaftsarbeit denkbar. Es muh also aus allen Seiten der Wille vorhanden sein, alle Arbeit als Dienst am Volke zu leinen, daS Lebens recht aller Deutschen anzuerkcnnen und die Wünsche und Forderungen aller Stände begreifen zu lernen. Das, dieser Geist noch fehlt und dah der Wille zum Verstehen noch nicht bewiesen worden ist, will ich an einigen Beispielen zeigen. Die Chemnitzer Handelskammer berichtet n. a., dah sic ihre Aufgabe darin erblickt hat, eine Erhöhung der „sozialen Lasten" nach Möglichkeit abzuwcbren und die bestehenden Belastungen herabzudrückcn nnd dah deswegen der Gesetz entwurf über die Arbeitslosenversicherung der Ablehnung verfalle» sei. Ist sie der Meinung, dah die fast zwei Millio nen Erwerbslosen mit ihre» Familien ihrem Schicksal über lassen werde» sollen? Will sie die Erwcrvslosenfürsorgc in der heutigen Form bcibehalten oder sollen die Erwerbs losen der öffentliche» Fürsorge — die dann aus Steuer mitteln entsprechend gespeist werden mühte -- überantwortet werden? Nach keiner Richtung bin ein positiver Vorschlag. Sie berichtet weiter, dah sie den Bestrebungen der An gestelltenschaft. durch Gesetz eine Möglichkeit zur Unter bringung der stellenlosen älteren Angestellten zu schassen, entgegengctrcte» fei. Sie muh doch die Not der in grober Anzahl vorhandenen Stellenlosen erkenne». Hat sic sich Gedanke» darüber gemacht, wie ihnen geholfen werden kann? Ein Mittel oder einen Weg hat sie jedenfalls nicht gezeigt. Im November hat sich der Hauptausschuh -er Chem nitzer Handelskammer mit der Lchrlingssrage beschäftigt. Er hat sowohl die „mechanische Begrenzung der Lehrlings zahl" als auch „die am Schlnh dar Lehrzeit abzulegeudc Gehilfenprüfnng" einfach abgelchn». Trotzdem die im kauf männischen Lchrlingswesen vorhandenen Mißstände gar nicht bestritten werden können, lehnt man die aus wohl erwogenen Gründen ausgestellten Forderungen der Kanf- wannsgchilfen - um deren Nachwuchs es sich ia handelt — einfach ab, ohne selbst irgendwelche Vorschläge zu machen. So ist die Stellung der sächsischen Unternehmer und ihrer öffentlich-rechtlichen Vertretungen bei allen sozial politischen Fragen. Man macht sich nicht die Mühe, einmal mit den Arbcikuehincrn über ihre Forderungen zu sprechen und deren Gründe kennen zu lernen. Gibt cS auch nur eine einzigste sozialpolitische Frage, in der man selber zu posi tiven Vorschlägen gekommen wäre? Ich behaupte: Nein! Man lehnt einfach alle Forderungen der Arbeitnehmer und alle sozialpolitischen Gesetzentwürfe ab. Man darf sich nicht wu«b«r«, »en« «„»«sicht» solch«« Einstellung »et« Mosch daran glaubt, -aß ö«r Will« zur Erhalt»«» unö zweck» müßige« Au»»«ftalt«ng -er Sozialgesetzgebung vor» Hauben sei. Zu diesem Kampf gegen di« »sozial« Belastung" kommt -er Kampf gegen bi« „ZwangStarife". Seit zwei Jahre« fordert man in allen Tönen di« Beseitigung de» Schlich» tung-wrsen» und der Verbindlichkeit-erklärung. Man sagt, man wolle damit die Tarifverträge nicht beseitigen, man wolle bert» Abschluß nur dem freien Willen der Parteien übeGassen. Heute, im Zeichen de» behördlichen Schlichtung»» wesens, ist festzustclleu, dah der weitaus größte Teil aller Tarifverträge, Gehalts- und Lohnabkommen durch freie Vereinbarung der Parteien geschasfen ist, ein verschwinden der Bruchteil dnrch Berbtndlicherklärung. Beispielsweise sind beim Schlichter für Westfalen im Jahre 1924 überhaupt nur 208 Anträge auf Berbtndlicherklärung gestellt, davon sind dnrch Einigung 78, durch Ablehnung 70, durch Verbind» licherkläruna 57 und ans andere Art 3 erledigt. Der Kampf gegen die „Zwangstarife" entbehrt also jeder Berechtigung, um so mehr, als ja beide Seiten die BerbindlichkettSerklä- rung sich zunutze machen, wie beispielsweise die Mrbcit- gebrr der weftsächsifchen Textilindustrie im letzten große» Lohnkainpf. Angesichts dieser Tatsache bedeutet doch der ganze Kamps nichts anderes, al» daß man künftig Tarif, vertrage nur noch abschließen will, wenn die Arbeitnehmer mit dem Gebotenen zusrie-en sind oder wenn man durch erfolgreichen Streik dazu gezwungen wird. Die Beseitigung dieses Schlichtungswesens muh und wird automatisch zu ArbeitSkämpsen führen, sie kann auch nur gefordert werden von Eenen, die das Recht haben wolle», ihren Millen ge gebenenfalls in solchen Kämpfen durchzusetzen. Solche Kämpfe sind in allen Fällen wirtschaftSschädigend »ud des halb widerspricht diese Forderung dem Ziele der propagier ten Gemeinschaftsarbeit. Herr Geheimrat Gulden spricht von Sparsamkeit aus alle» Gebieten. Ich unterstreiche das. Die Sparsam^ kcit nur gegenüber -eu Arbeitnehmern angewcndct, schasst böses Blut und reicht doch nicht a»S. Die Leipziger Neueste» Nachrichten haben am 6. Januar im Sandclstcil unter der Uebcrschrist „Und der Abbau oben?" zu der Frage Stellung genommen, und ich will mich hier aus zwei Beispiele beschränken. Tie Aktien-Gesellschast Bcrncis- WcssclS in Augsburg hatte vor dem Kriege einen Direktor mit kOltO Mark, drei Prokuristen mit je 500 Mark, zusammen 2500 Mark Gehalt im Monat. Ohne daß sich die Produktions verhältnisse wesentlich verändert hätten, sind jetzt da zwei Direkioren mit je 5000 Mark, ein Direktor mit 3000 Mark, seetzs Prokuristen mit je 800 Mark, zusammen 17 800 Mark im Monat. Dafür sollen abgcbauie Arbeiter und An gestellte Verhältnis haben? In einer thüringischen Klein stadt ist eine mechanische Weberei — ich nenne auf Wunsch Namen — zusammengcbrvchen. Gehälter und Löhne wurden im Ictzicn Jahre 93 000 Mark gezahlt. Die beiden Inhaber haben für sich rund 105 000 Mark verbraucht. Mouats- abschlttssc, Zwischenbilanzen nsm. gab cs in dem Betriebe nicht, weil dazu rwch ein Buchhalter nötig gewesen wäre, diese Belastung erklärten die Inhaber für unerträglich. Sprechen solche Beispiele nicht Bände? Wenn trotzdem iunner und immer wieder der Versuch gemacht wird, die hohen Löhne und Gehälter und den mangelnden Arbeits willen als Ursache der Wirtschaftskrise hinzustellen, daun darf man sich nicht wundern, wenn die Arbeitnehmer das als Provokation ausfasscn. Jeder Einsichtiae weih und führende Wirtschaftler Haven daS auch deutlich genug aus gesprochen, dah die Ursachen an anderen Stellen liegen. Es darf aber mit aller Offenheit zum Ausdruck gebrächt werde», daß zweifellos die hexte in höherem Mähe vor handene Unfähigkeit »ud Verantwortungslosigkeit im Uvtcr- «ehmerlager nicht ganz unschuldig sind. Deswegen muh die Frage ausgewvrfe» werden, ob der Begriff „Sparsamkeit auf alle» Gebieten" nicht nur für die Arbeitnehmer, sondern auch für die Unternehmer gelten soll. Angesichts der hier geschilderten Tatsachen, angesichts des gegen die Gewerkschaften — ohne Rücksicht aus die Richtung — geführten Kampfes kann man wohl nicht sagen, dah hinter den Worten auch Gemeinschaftsgeist steht, der Sem Garten zu holen; und ohne der Warnung vom gestrigen Abend noch einen Gedanken zu schenken, kam Herta ihrem Verlangen nach. Sie freute sich, die er quickende Abendluft genießen zu können. Langsam ging sie in den Park hinein, sich an der Schönheit der Landschaft labend, die noch einmal in den herrlichsten Farben prangte, ehe die Nacht sie ihrer Bunt» heil beraubte. Von Zeit zu Zeit beugte sie sich nieder, um vom Wegrand Blumen zu pflücken; und erst, als sie einen köstlichen Strouz in den Händen hielt, dachte sie daran, in dos Haus zurückzukehren. 2a erst erinnerte sie sich der geheimnisvollen Warnung. Aber anstatt dadurch veranlaßt zu werden, so rasch al« möglich der Einsamkeit des Gartens zu entfliehen, verlang samte sie ihre Schritte noch niehr. Jetzt, da die scharfe Helligkeit, die unmittelbar vor dem Dunkelwerden einzutreten pflegt, ein deutliches Erkennen naher Gegenstände gestattete, wäre ihr ein abermaliges Zusammentreffen mit dem Er» presser nur erwünscht gewesen, damit sie sich seine Gesichts» züge unoerlöschbar einprägen konnte. Sie war selbst er staunt, wie weit sie davon entfernt war, sich zu fürchten; aber sie empfand keine Angst. Als sic an eine Bank kam, über die «in verwitterter alter Olioenbauin seine spärlichen graugrünen Blätter hielt, ließ sie sich nieder, uni sich für einige Augenblick« auszu ruhen. Sie hatte sich einen Seidenschal um die Schultern gelegt; aber es war trotz der vorgerückten Stunde drückend warm, und sie legte da» Tuch neben sich auf die Bank. Dabei entfielen ihr einige der Blüten, die sie in der Rechten trug, und sie bückte sich, sie aufzuheben. Im gleichen Augenblick rauschten hinter ihr die Büsche, sie ver nahm das Klirren und Klingen brechenden Glases neben sich, und als sie sich hastig aufrichtete, gewahrt« sie auf der Dank und unten im Grase die Scherben eines zer schellten Gefäßes. Aber noch etwas anderes bemerkte sie — etwas, das ihr einen Aufschrei höchsten Entsetzens erpreßte. Das Gefäß, das offenbar nach ihr geschleudert worden war, mußte Vitriol oder ein« andere scharf ätzende Säur« enthalten haben. Denn der Setdenschal, auf den sich di« Flüssigkeit ergossen hatte, war vollständig verbrannt. Hält« «in glücklicher Zufall es nicht gefügt, daß sie sich gerade im entscheidenden Augenblick gebückt hatte, so daß da» Glas auf der Bank zerschellte, anstatt sie zu treffen — die Säur« hätte sie für die Zeit ihres Lebens entstellen müssen. Mit einem Blick, der in Grauen erstarrt schien, sah fie um sich. Aber es war kein menschliches Wesen z« erblicken — nur die Büsche hinter ihr bewegten sich noch, al, hätte sich jemand heftig durch ihre Zweige gedrängt. SV. Kapitel. Es hatte einer großen Ueberrcdungsgave und eine» beträchtlichen Aufwandes an Geschicklichkeit von Mabel« Seite bedurft, um den Freiherr» zu verhindern, Herta zu sich kommen zu lassen und sie wegen dessen zu befragen, was er von Raucourt gehört hatte. Denn so sehr sie wünschte, alles zu wissen, was um sie her oorging, und m alles eingeweiht zu sein: so viel auch war ihr daran ge legen, die andern und namentlich ihren Vater in völliger Unkenntnis der Geschehnisse zu halten. Sie wußte, daß Johannes Rominger nichts so sehr fürchtete wie einen Skandal in seinem Hause, und daß er jedem sehr nachhaltig zürnte, der die Gefahr eines solchen Skandals heraufbeschwor. Und sie zitterte deshalb davor, daß ihr Dater die Gesellschafterin ihrer Siiefschwester einem Verhör unterwerfen würde. Denn es konnte wohl ge schehen, daß durch eine solche Unterredung des Freiherrn mit Herta die Dinge auf die Spitze getrieben wurden — und die Folge mußte unfehlbar ein ernsthaftes Zerwürfnis zwischen Johannes Rominger und seiner ältesten Tochter sein. Sie hatte ihm die Leitung seines Hauses abgelistet, indem sie ihn in den Glauben versetzte, er könne sie keinen besseren Händen anvertrauen als den ihren. Und er durste in diesem Glauben nicht wankend werden, wenn sie nicht fürchten sollte, daß ihr die Herrschaft, die ihr un entbehrlich war, abgenommen wurde. Kam er zu der Ueberzeugung, daß sie mit dem Engagement der hübschen Gesellschafterin eine Torheit begangen, daß sie damit Un ruhe und Unfrieden in sein Haus getragen hatte, so schrie et ihr sicherlich Mangel an Voraussicht und Klugheit zu, und er würde nicht zögern, dementsprechend zu handeln. Es war ihr schwer genug geworden, ihm Andeutungen in bezug auf Herta und Eberhard zu machen, und ob wohl fie wußte, daß sie damit nur einer Notwendigkeit befolgt je», bereute sie doch, es getan zu Haden. Denn sie fürchtete mit gutem Grund, daß das einmal gewebte Mißtrauen den Freiherrn veranlaßt hatte, ein scharfes Augenmerk auf die beiden zu richten, und daß er dabei sehr unerfreuliche Beobachtungen gemacht hatte. Wohl war es ihr am gestrigen Abend gelungen, ihn an einer Aussprache mit Herta zu verhindern, und auch an diesem Morgen harte er keinen Versuch dazu gemacht. Aber er schien von be ständiger Unruhe erfüllt, und die Art, wie er die Gesell schafterin von Zeit zu Zeit ansah, flößte Mabel Besorgnis ein. Als die Komtess« und Eberhard sich entfernt hatten, begleitete Herta Magdalene auf ihr Zimmer. Und der Freiherr benutzte da» Alleinsein mit seiner ältesten Tochter, um sie beiseite zu ziehen und ihr zu sagen: „Ich fürchte wirklich, Mabel, daß Fräulein Leuendorff dein Vertrauen nicht recht verdiente. Und ich kann es nicht länger hinausschieben, sie wegen ihre» angeblichen Verlöbnisses zu befragen. Es wäre Grund genug gewesen, de Raucoürts Werbung zurückzuweisen; aber sie gab es mir nicht al» Grund > n, al« ich ihr den Vorschlag einer Mitgift machte — wie sie mir überhaupt jede Begründung ihrer Zurückweisung schuldig blieb." Nachdem sie das drohende Gespenst eine» Verhör« erst am Abend zuvor glücklich vertrieben hatte, sand es Mabel hart, daß es so bald wieder austauchte. „Ich halte es nur für eine Scheu, die man wohl be greiflich finden kann, Papa," sagte sie. „Wenigstens empfinden die meisten jungen Mädchen so. Vielleicht ist sie nickt wirklick verlob^ aber siebt doch einen a>'.d:r»>» an ihre ein ja nach Kampf fff.... f Handelskammern und Unternehmerorganisationen wer den also sowohl die Gewerkschaften al» Träger de» Willens der Arbeitnehmer al», auch deren Gleichberechtigung in allen wirtschaftlichen und sozialen Fragen anerkennen müssen Sia werben sich mit aller Deütlichkeit zur Erhaltung und zum zweckentsprechende» Ausbau unserer Sozialpolitik be kennen und ein klare» Bekenntm» z» einem Schlichtungs wesen ablegen müssen — sei e» staatlich oder auf ver- traglicher Grundlage — daS auch die Möglichkeit für bin dende Schiedssprüche in sich schließt. Handeln sie bann aul entsprechend, entschließe» sie sich dazu, bei allen Fragen mii den Arbeitnehmern zu beraten und gemeinsam zu handeln, daun kann aus dem Versuch solcher Zusammenarbeit durch aus auf beiden Seite» der Gemeinschaftsgeist al» Voraus setzung einer Gemeinschaftsarbeit wachsen. Der Dcutschnationale Handlungsgehilsen-Verband und die mit ihm verbündeten und im Deutschen Gewerkschafts- bnnd znsammengeschlossenen christlich-nationalen Arbeiter und Angestellten-Gewerkschaften stehen grundsätzlich auf dem Boden der Arbeitsgemeinschaft. DaS ist bekannt. Sie wissen, dah nur im Zusammenwirken aller Kräfte die un geheuren Schwierigkeiten gemeistert werde» können und fie sind z» jeder Gemeinschaftsarbeit bereit, sobald daS Unter nehmertum die Voraussetzungen dafür schafft. Am Anfang war die Tat. Bei den sächsische» Handels kammern und bei den sächsischen Unternehmern liegt die Entscheidung, ob den Worten des Herrn Geheimrats Gnldcn dhe Tat folgen soll. All«»« »«»etnschaftSardeitmLali« macht.. Di« Unternehmer tza-e« kein Berständni» für die Psyche' der Arbeitnehmer und, wa» da» schlimmste ist, dl« wenigste» habe« bisher Hk» versuch gemacht, diese» Verständnis'»» erwerben und N in da» Denro unt, Sühlen ihrer Mitarbeiter einzu- stthle«. Wen» st« ihre Worte ernst meinen, dann werden N« versuche» müssen, da» nachzuholen, und wenn sie sich dieser Muhe unterziehen, bann erst kann der Gemein- schastSgeist bei ihnen einen Nährboden finden. Dann wer- den sie auch begreifen können, baß jeder Versuch, eine «e- meinschasiSarbett zwar mit den Arbeitnehmer«, nicht aper mit den Gewerkschaften, zustande ,u dringen, scheitern muß bem unerschütterltchrn «Ulen der Arbeitnehmer, fick izigste Wasfe nicht zerschlagen zu lassen. Sie müssen . den brShertgen Erfahrungen damit rechnen, daß der Kampf gegen sie mlt aller Schärfe entbrennt, wenn man ihnen diese Waffe au- der Hand geschlagen hat. MM Mll MM „IWWlMk". tsd. „Mudder", de Männer da vurne uff der Logvmotiefe kochen sich wohl ihre» Kasse?" so fragte vor 50 Jahren ein witzig veranlagter Dresdner Junge seine gute Mutter, als beide auf d<pn Perron des alten Schlesischen Bahnhofes in Dresden-Ncnst. stauben und an ihnen der erste sächsische Per- sonenzug vorübersichr, der am 9. Februar 1876 zum ersten Male mit Dampf geheizt worden war, so daß an seinem Ende unter dem letzten Wage» die bekannte „Dampfschlange" ihren weißen Dampf 5NM begreiflichen Erstaunen der aus den: Perron nmhersichcndcn Leute hcrauszischen ließ. Zuerst be heizte man in dieser Form die Personen- nnd Schnellzüge der Linie Dresden—Görlitz. Noch im gleichen Monat fol gend, Dresden—Tharandt—Freiberg und Dresden-Riesa- Leipzig. Bis dahin batte man bekanntlich die Eisenbahn wagen durch mächtige Wärmflaschen geheizt, bei deren Ein legen in die mit..Passagieren besetzten Waggons mehr als einmal die Stationsarbcitcr ihr bekanntes: „Achtung, meine Herrschaften, nähm'sc die Becnc weg! Atze knmm'n die Wärmbnllcn!" riefen. Auf den Sckundärbahncn blieb die Heizung mit Wärmflasche oder Preßkohlenbrikctt noch ziem lich länge bestehen, ebenso aus den Schmalspurbahnen die heute noch dort gebräuchliche Heizung dnrch eiserne Oese». Besonders der Jugend gefiel die Dampfschlange ansneh- menst, und sie wurde sogleich als neuestes Kinderspiel in Dresden mit recht.deutlich vernehmbaren „Ts^fchfch! eingc- sührt. - E. H. Mann,' den heiraten zu können sie Aussicht hat. Ich glaube beinahe, daß sie damals, als sie ihre kleine Reise machte, mit diesem Mann zusammentraf. Dann wird man wohl verstehen können, daß sie nicht darüber sprechen mag — obwohl es gewiß nichts Schlimmes ist und auf der anderen Seite Grund genug, de Raucours Werbung aus zuschlagen." Es schien nicht, als hätten ihre Worte den Freiherr« überzeugt. Er zögerte ein wenig, dann sagte er mit behutsam gedämpfter Stimme, obwohl sie keine Lauscher zu fürchten hatten; „Du meinst nicht, daß diese angebliche Verlobung mit Eberhard in irgend einem Zusammenhangs steht?" „Wie kommst du darauf, Papa?" fragte Frau Hermann heftig erschrocken zurück. „Du selbst machtest mir derartige Andeutungen — und ich hegte schon früher meine bestimmten Vermutungen. Aber es würde mich aufs höchste erzürnen, sollte Eberhard sich, ckirklich auf eine Liebelei eingelassen haben — namentlich, wenn diese Liebelei den Plänen irgendwie hinderlich wäre, die ich hinsichtlich seiner Verheiratung habe" Mabel atmete erleichtert auf. Das hörte sich noch immer nicht so schlimm an, wie sie gefürchtet hatte. Und sie tat jedenfalls klug daran, die Tatsache, daß eine solche Liebelei bestanden hatte, nicht mehr zu leugnen — nur daß sie hisse Tatsache wie etwas Harmloses und Un bedeutendes behandeln mußte, um die gleiche Meinung in den Freiherrn zu wecken. - „Selbst wenn etwas Derartige» bestanden haben sollte» Papa," sagte sie rasch, „so haben wir es doch keinesfalls jetzt noch zu fürchten. Du wirst ja selbst gesehen haben, wie eifrig sich Eberhard gestern abend bemühte, die Gunst der Komtesse zu erringen. Und Lydia Aldringen ist viel zu klug und viel zu reizvoll, als daß es ihr, der die Heirat ebensosehr am Herzen liegt wie uns, nicht gelingen sollte, Eberhard vollends zu gewinnen. Ich bin sqgar fest über zeugt, daß sie als Verlobte ans Mont« Carlo heimkehren werden." Diesmal schienen ihre Worte den gewünschten Eindruck auf ihLsn Väter gemacht zu haben. Denn sein Gesicht klärte sich auf, und di« scharfen Falten verschwanden von feiner Stirn. „Wenn es so wäre, würde es mich außerordentlich befriedigen," sagte' er. „Du hast dich in der Angelegenheit sehr geschickt benommen, Mabel." Er nickt« ihr zur Bekräftigung seiner Wort« freundlich zu und brach die Unterhaltung damit ab. Mabel Her mann lächelte glücklich. Sie hatte wieder eine Gefahr mii Klugheit und Geschicklichkeit bestanden, und sie konnte sich zsi dew Erfolge beglückwünschen. Denn so befestigt ihr« Position im Hause ihres Dater« schien : sie wußte. Laß sie im Grunde doch noch mehr um die Erhaltung dieser Position zu zittern hatte, al» ihr« Stiefschwester. Sie kannte ihren Later; und üo wußte,
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