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kiert. Dann plötzlich waren es Mauern, Trockenmauern, len.... an -em Abend machte >an» kam ein Namverk, regel- >auS. Und davor ein blon- Baler Jakob" hörte ich Ter Herr der. Wüsten-Brimne». Bo» Karl EhrifttanS. Im April ISIS. Drei Monate lebte ich mitten in der Wüste. Ich reiste nicht nur durch und staunte sie wie ein fremdes Wunder an. Ich lebte mit ihr, mutzte mit ihr lebe«. Und es war jeden Tag ein neues Wunder, das ich hätte beschreiben müssen, wenn ich hätte davon schreiben wollen. Aber ich lebte dies Wunder lieber. Wenn ich gleich geschrieben hätte, von all den kleinen Erlebnissen in der Wüste . .. was wäre das alles falsch geworden. BiS ich allein dazu kam, datz plötzlich alles, was ich von der Wüste wußte vor meinen Augen zerweht war, in dem frischen Lusthauch des Erlebens .. . wie lange dauerte das! Und dann erlebte ich sie selbst, die Wüste, und war glücklich in ihr wie ein guter Schwimmer im Wasser, der nichts fühlt als das selige Getragensein in dem fremde» Ele ment. Ich war ein solcher Schwimmer in lauter Licht und Sonne. Ich dachte nicht daran, von der Wüste, wie ich sie er lebte, zu schreiben, ich kam gar nicht dazu. Slber jetzt, da ich von manch einem Abschied nahm, wieder hinnnterzog, nach der Wüste, nach unserer Wüste, wo wir einst zusammen hausten ... -a trat plötzlich alles aus der verschlungenen Szenerie deS Erlebnisses heraus, wurde Re lief, wurde Bild, wurde etwas, -aS ich beschreiben kann, von dem ich erzählen kann. O diese Tage in unserer Wüste, wo wir Deutschen, die wir zur Arme« gehörte», alle gute Wüsten freunde waren! O diese Tage, da ich AuSlug hielt von mei nem Wüstenberg, und dann zeigte sich wett, fern eine Wolke. Und bald sagte der Beduine neben mir „Alemanni!" und deu tete dahin. Sein scharfes Auge erkannte schon den Reiter, auf eine Entfernung, in der ich noch nicht einmal mit dem Vinokle klar erkennen konnte. Ein Deittfcher! Ein Neu ling, der zum erstenmal seine« KamelSritt in diese Einsam keit machte? Einer, der zurückkam wieder, anS Jerusalem, aus Jaffa? Und immer war er willkommen, wenn er an unserm Tisch satz, von den Blechtellern die Wüsten- und Sol- -atenmahlzeit mit uns aß. . . Die meisten von denen, die damals, als die Sommersonne uns auSdvrrte, htnaufkamen, um an den Dardanellen zu kämpfen, zogen nun zu neuem Krirgöspiel hinunter, nach dem Sinai. Ich will ueu erleben, in der Erinuorung, waS mir jene Tage brachte,!, als ich auch ein Wüstenfrcund war und mit zum Bau gehörte. Ich war als ich von Deutschland abreisie gut mit Woll sachen ansgestattet. Einmal weil ich nicht wußte, ob eS. nicht vielleicht nach dem Kaukasus ginge. Dann hieß es: über den Taurus und Amanus, im Winter, -aS ist eine kalte Reise! Sinn: Ende Januar, Anfang Februar zog ich über den Tau- ruS und AmanuS, aber Krokus blühte zwischen den Felsen. Nachts war es zwar kalt, aber eS war immer die Frische eines angenehmen Märztages. In Jerusalem wollte ich die Wvllsnchcn zurücklassen, vergrub sie dann aber zu tiefst unterst in meinem Koffer. Und das ivar gut. Die erste Nacht in -er Wüste, in afir el Audja . . . wer kann sich die Wüste anders vvrstcllen alS bedeckt mit brennendem Saud, der nachts noch warm ist wie die Steine eines Backofens . . .? In dieser ersten Nacht In der Wttstenglut fror ich wie noch nie in meinem Leben. Zuerst legte ich noch eine Decke über mich. Ich sror. Ich kramte aus dem Koffer meinen Wollschal her aus. Ich fror. Ich langte mir die Wvllfliegermützc heraus. J<l) fror. Den Vrustwärmer, die Kniewärmer . . . Ach, daß ich keinen Schafspelz hatte! Ich schnatterte vor Kälte. Ich wurde nicht warm. Nicht einen Augenblick. Das war die Wüste des ewigen Sonnenbrands. Und so ging eö durch den ganzen April, bis über die Mitte des Mai hin, zu einer Zeit, ivo man in Deutschland sich nicht genug auszirhen kann. Eine böse Enttäuschung. Und selbst in Sen Nächten deS Juni war eS noch kalt. Eine nasse Kälte. Das machte der Tau. Und die große Disfercirz zwischen -er TaacStempcratnr und -er der Nacht. Am Tage 65 bis 60 Grad N., nachts 15 bis SV, dann friert man. Und noch -en fallenden Tau Lazu. Naß, datz morgens alles, Decke» und Veit un- Kleider feucht wa ren wie auS -em Wasser gezogen. DaS war die erste Ent täuschung. Am Abend waren wir ««gekommen, totmtidc. Kurz vor her hatte jem-nrd gewagt im Ragen bis Hasir zu fahren. Wir machten es ihm nach. Die Folge: wir staken ost stun de» lang in den Sanddünen. Mrd wären zuletzt noch elen diglich drin stocken geblieben, Hütte nnS reicht ein Beduine Len Weg um die Düne herum gezeigt. So kamen wir vor- wärt», aber meine zwri Kameraden und ich mutzten den Wa gen schieben helfen. Und doch: unveraetzlicher Abend! Nicht die Sternenpracht deS nächtlichen WststenbimmclS ... Sie und Hol- und Zeltplane . . . Und -aS ganze Wesen umgeben von einer Mauer Petroleumtennekens, kleine Blcchkästeu, worin das Petroleum aufbewahrt wird. Was wäre Syrien ohne Tenneken? WaS wäre ans uns geworden! Ohne Ten- rieken . . . Dann kam das große Bassin mit den Trögen da vor, wo die Kamele niederknieteu, eins neben dem andern, während die andern hinter ihnen die Hälse höherrecktcn, den Atem deS Wassers einzuziehen. Das Bassin, wohin die Pferde trotteten nach dem langen Marsche durch Sand und Sonne, die Köpfe tief, bis sie cintauchen in das Naß. Ein Wohlbehagen schüttelt den Körper. Und das Wasser ist salzig. DaS Wasser, -aS die Pumpe des Vater Jakob aus der Erde hebt, ist bitter. Aber die Sonne hat den Körper ans- getrocknet. Und das Wasser von Hasir ist süß gegen die Wasser von Bir Belud. Auch die sollte ich trinken. Und die schmutzigen Tümpel zwischen Jbai und dem Kanal. Schon sind die Wasser von Kuseme und nahebei springt ein Quell armdick auS der Erde. DaS sind die Munderstellen -er Wüste, das sind die Stellen, wo sich noch heute die Stämme treffen, um stch darum zu streiten, wie einst die Erzväter taten. Es kam auch einer, der erzählte mit staunenden Augen, weiter im Innern sei ein Berg und auf der Höhe fließe ein Quell sützen Wassers. Ich halte es für ein Märchen, aber die Wüst« ist voller Märchen. Kunst «nd Wissenschaft. Neugestaltung des deutsche« Unterricht». Der DeuMe GermaSisten-Verbanb hat an die deutschen Regierungen c-na Eingabe über eine Neugestaltung des deutschen Unterrichts an den höheren Schulen gerichtet. Forderungen, die schon längst vor Ausbruch -es Krieges von dem Verband geltend gemacht wurden, erweisen sich, wie -ort näher ausgesührt wird, jetzt als vollends unabweisbar. Es muß für die wohl begründete Vielfältigkeit -er höheren Schularten (Gymna sium, Neal-Gymwasium, Ober-Realschule usw.) die notwen dig« Einheit geschaffen und es mutz zuglch der unheilvolle Spalt, der heute noch zwischen Volksschule und höheren Schu len klafft, geschlossen werden. Dies kann nach Ansicht deS Verbandes nur dadurch geschehen, datz das gesamte Schul wesen bewußt auf Len festen Grund des deutschen Volkstums gestellt wird. Hierzu dient in erster Linie der deutsche Unter richt, -er neben dem Geschichtsunterricht in der Heranwachsen de» Jugend das sichere Gefühl für die Eigenart und den Wert -cs deutschen Wesens zu erwecken und zu pflegen be rufen ist. Ohne die Bedeutung anderer Bildungsfächer zu verkeunnen, verlangt der Germanisten-Berband, daß die Ent- Wicklung des Verständnisses für unser Volkstum als die wich tigste Aufgae erkannt und Latz demgemäß die Umgestaltung und Verbesserung des deutschen Unterrichts unverzüglich ins Auge gefaßt werde. Der greise Volksschriftsteller Maximilian Schvttdt wurde in München von einem Wagen überfahren. Sein Zustand ist sehr ernst. Die bisher bekannte Zahl der kleinen Planeten oder Planetoiden beträgt gegenwärtig, den „Naturwissenschaften" zufolge, rund 880. Eine sehr stattliche Zahl, wenn man bedenkt, daß der erste Planetoid Ceres zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgefundcn wurde. Wandbilder eines deutschen Künstlers in Gent. In Gent hat jetzt ein junger deutscher Maler eine interessante monumentale Aufgabe gelöst, ein Stuttgarter von Herkunft. Der Maler Otto Schwerdtner, vor dem Kriege Schüler der dortigen Akademie mrd besonders von Professor Adolf Hölzel, üat.in einem längeren Erholungsaufenthalt in Gent cm der Hauptwand der Halle des ehemaligen Genter Äns- stellungSpalasteS monumentale Malereien geschaffen. Diese Halle dient zurzeit als Feldkirche für die deutsche Besatzung. Dementsprechend wählte Schwerdtner den Gegenstand für seine Malereien. Eines der Hauptbilder in der großzügig die Wände gliedernden Reihe der Darstellungen ist eine Feldprsdigt: Der Geistliche in der Reche der deutschen Krieger beim gemeinsamen Gebet. Die Werke »eigen einen charaktervollen Schüler der jüngsten deutschen monumen talen Kunst. sahen wir nicht. Wir trotteten mit tief herabhängenden Köpfen hinter -em Wagen her. Aber alS einer sagte: Licht! Und wir sahen über die Ebene herüber ein Licht ins andere aufblicken. Wie Schiffer nach Sturmwind den Hafen grüßen. Und als wir durch ein« Wadischlucht weitz voll Steine hin- -urchholperten und plötzlich auf der anderen Seite so etwas merkten wie von Straße .. . Lichter . . . Strotze . .. das sammelte sich tn nuferen Köpfen schon zur Stadt. Die Stratzen wurden zunächst aber nur durch zwei Reihen Steine mar- l ...s. ' " " - - " nicht hoch. Was sie einschloss ich mir keine Gedanken. D recht gemauert. Daun sogar ein H, der Deutscher. Im ArbettSktttel. „ ihn später von den Beduinen nennen. Nicht, Latz er ein gar väterliches Aussehen hatte, im Gegenteil, es war ein junger Dachs. Aber er war der Herr der Brunnen. Er bediente di« Maschine, die LaS Wasser auS der Erde in das große Reservoire pumpte. Und Vater Jakob führte uns an ein anderes HauS und dann ging- einen jämmerlich steilen Berg hinauf. Ich konnte nicht begreifen, wie ein solcher Berg mitten in die Wüste kommt. Ein Felsen warS. Und oben stand wieder et« HauS. Da stand bei mir fest, datz wir noch nicht in der Wüste waren, sondern in einer Stadt. Wir saßen an einem Holzttsch in einer großen Halle. LS gab keinen Plafond, der war in dem Hanse wohl vergessen wor den. Aber ein Ziegeldach deckte »nS. In -er Wüste. Wen« das Gespräch schwieg, hörte man «S knistern und fallen. Die Wände wurde» lebendig. Sie waren nicht geputzt und -er Mörtel fiel von -en Mauern. Papa W. saß am Tisch, immer satz er so da, abends mit der kurzen Pfeife im Mund «nd er verzog das Gesicht nur, wenn er von seinem Gefecht am Suez erzählte, — damals Hatte er zum ersten Mal in -en Kanal gespuckt — er verzog aber nur das Gesicht, wenn er erzählte, wie er -ort zum ersten Mal mit Kanonen auf Menschen schießen mußte. Nein doch, er verzog auch noch das Gesicht, wenn wir Tee tranken und er -ie Tasse zu lange offen stehen ließ. Und fünfmalhunderttausenL Fliegen hatten sich drin ersoffen und Papa W. nahm einen Schluck, ohne eS zu mer ken. Wenn er dann den Rest im Munde drehte, wälzte «nd kaute, bis sie an -er rechten Stelle waren, um sie mit einem Prusch an die frische Lust zu befördern, dann verzog er auch das Gesicht. Wir natürlich auch, denn die fttnfmalhrnrdert- tausend Fliegen fiele» nicht nur in feinen Tee. Sonst war Papa W. -ie Kühle selbst. Besonders als er uns am andern Morgen -ie Stadt zeigte. Seine Stadt, die er baute. AlS ich am andern Morgen von dem Felsen hinuuterschante . .. wo war die Stadt? Drei Häuser standen vereinzelt in der endlosen Umgegend. DaS andre waren Stratzeir. Schön gelegte Stratzen, von Trockenmanern eingefaßt. Ein regel mäßiger Stadtplan — ohne die dritte Dimension, ohne Hän- ser. Die Straßen einer imaginären Stadt. Und doch hatte Papa W. recht, ein solches Straßennetz anzulegen. Der Ver kehr mutzte geregelt werden. Denn Hasir hatte einen große« Verkehr als Hauptetqppenplatz der Wüste. Die endlosen Kamelkarawauen von Bir Seba und Jbnt, später die Wagen kolonnen, die Soldatenkolonnen, alles strömte dem Brunne» zu, dem Bassin. Trinken ... Und üaS kväuelte sich dann auf dem Platze, kam sich in dte Quere. Ein heilloses Dnrch- eurander. Bis Papa W. seine Stratzen baute und -en ganzen Verkehr regulierte. Datz Hasir eine Stadt sei, hat mir eiu Kamel bewiesen. ES kaufte sich einer eiu Kamel: als er eS reiten wollte, ge bärdete eS sich sehr wild und störrisch. Dor Beduine, -er es verkauft, wurde gerufen. Attch bei ihm bockte eS und war nicht zu reiten. Da erklärte der Beduine: -aS Biest sei die Stadt nicht gewöhnt. Wir blickten uns alle an: Dio Stadt? Jawohl: Hafir mit — seinen -rot Häusern, ohne Plafond war Stadt. O eS war einmal eine große Stadt. Auf -em Berg stand die Burg, die Mauern der großen Basilika ragten »och. Am Wadi unten schien das Ferum gestanden zu haben. Die Reste einer großen Kolonnade und'eines freien Platzes entdeckte ich. Die Häuser waren aus den Steinen -er alten byzantim- scheu Augusta erbaut. In die Trockenmanern war manch schö ne» Kavitäl, manch schön gehauener Fries hinetngelegt. Die Mauern der Basilika sanken imuier mehr. Run brauchte -ie Dtetnc. Und der . . . Lebende hat immer recht. Also wir. Und neues Leben blüht aus den Ruinen. Aber davon später. NingS um die drei Häuser gruppierte stch -aS Zeltlager. Weitgedehnt, man hatte ja Platz genug. Den Kern dieser Se- bcn»»elle aber bildete »er Amba. Ein riesiger Hanken. Alle Bebsirfittsse mrsvestavelt. NahrrmsSmittel und Eifengeräte,