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Messer ß Tageblatt Kirschenverpachtung Poppitz, am 30. Mai 1896. Kühne, Gem.-Borst. Gonmcken», SO. Mai 1896, W«ws. 49 2«Drß. Da, Mf«, ÄWott «fchMI IM» ««Wahi» dir Sonn, und FMtagk. VIsttlMrNch« HÄ W«ollw, In dm «xpodittonm Ni «IM und Scrchla Mr duntz pmsa» Träger frei in« Hau» 1 Marl 50 Pfg., bei Abholung am Schalter der kaiserl. Postanflaltrn 1 Mark 2v Pfg., durch den Briefträger stet in« Hau» 1 Mark SV Pfg. A«zei§r»>»uchV« für die Nummer de» «Uhgabetäge» bi» vormittag V llhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstraße VS. — Für dir Redaction vrranwortlich: Hermann Schmidt, Riesa. ««d A«r»rs»r Mtttsll Mld LlytMY. Amtsötatt '-rs- der Königl. AmtShauptmannschast Großenhain, des Königl. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. daß Flibustier-Erpeditionen und Schiffe mit Kriegsmaterial sür die Aufständischen die kleineren nordamerikanischen Häfen verlassen und auf Cuba — unbeanstandet durch die numrnsch viel zu schwache spanische Flotte — landen. So besteht für Spanien nicht nur die trostlose Aussicht, trotz aller Anstrengungen die „Perle der Antillen" zu ver lieren, sondern durch die aufgewendeten Anstrengungen fett st noch die letzten staatlichen Lebenskräfte einzubüßen. * TageSgeschichte. Deutsches Reich. Er wird jetzt darauf aufmerksam gemacht, daß der Dreibund bis zum Jahre 1903 verlängert ist, nachdem keiner der Kontrahenten von seinem Kündigungs recht Gebrauch gemacht hat. Die Kündigung hätte bekannt lich ein Jahr vor dem Ablauf der ersten sechs Jahre ge schehen müssen, für welche der Vertrag im Jahre 1891 ver längert worden ist. Die Kündigungsfrist war also bereits am 6. Mai d. I. unbenutzt verstrichen und damit der Drei bund um weitere 6 Jahre, daß heißt bi» zum Jahre 1903. verlängert. Ein merkwürdiges Zusammentreffen ist es, daß sowohl im Jahre 1890, wie jetzt, bei der Verlängerung des Dreibundes in Italien ein Kabmet Rudini am Ruder war. Die sehr gespannten Beziehungen zwischen Rußland und England kennzeichnet folgende Londoner Privatmeldung: Der Bau der russischen Eisenbahnen im Murgab- und Kuschk- thale bis zur afghanischen Grenze nahe bei Herat und am linken Oxusufer beunruhigt die englische Regierung, weil Rußland damit zu verstehen giebt, Afghanistan sei ein neu traler Staat und Rußland habe in Afghanistan die gleichen Rechte wie England. Die englische Regierung erwidert nun aber, Rußland habe durch die Pamirkonventi n Afghanistan nicht al» neutral, sondern als einen Staat innerhalb der englischen, aber außerhalb der russischen Interessensphäre anerkannt. Die etwaige Fortsetzung der im Bau begriffenen Eisenbahnen auf afghanischen Boden ohne Befragen der Schutzmacht, werde England als unfreundliche Handlung und als entschiedenen Bruch des anglorussischen Abkommens an sehen. Giebt nun Rußland nicht nach, so ist ein schwerer Konflikt unvermeidlich. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt gegen über den unrichtigen Bemerkungen eines Berliner Blattes über die Frage, warum wir in Deutsch-Südwestafrika keine Eisenbahn bekommen, daß die deutsch-südwestafrikanische Com pagnie den Bau vollständig vorbereite und die Troce fest stelle, jedoch mit der Ausführung warte, weil sie diese nicht ganz aus eigenen Mitteln unternehmen, sondern die Be willigung einer Subvention vom Deutschen Reiche bean tragen wolle. Der Kaiser sollte, nach einer Meldung, am 13. Juni gleichzeitig mit den dann in Berlin anwesenden etwa 160 s Mitgliedern des Vereins englischer Schiffsingenieure die Berliner Gewerbe-Ausstellung besuchen wollen, wo „nach ge meinsamem Rundgange ein Lunch eingenommen werden würde." „Dem Vernehmen nach", so heißt es in der betreffenden Mittheiluug weiter, „beabsichtige der Kaiser im Anschluss» hieran im Auditorium des Chemiegetäudes einen Vortrag zu halten." Ein Hofberichterstatter ist in der Lage, aus zuverlässiger Quelle mitzutheilen, daß die vorstehende Mel dung der Begründung entbehrt, und daß es überhaupt nicht in der Absicht de» Kaisers liegt, am 13. Juni die Gewerbe- Ausstellung zu besuchen. Der Reichstagsabgeordnete Dr. Bielhaben (deutsch-soziale Reformpartei) beabsichtigt au» der Kommission für das Bür gerliche Gesetzbuch auszutreten und begründet seinen Entschluß in einem Schreiben an seine Partei, dem wir folgende Sätze entnehmen: „Ich bin nicht in der Lage, die Verantwortung für eine weitere Thätigkeit zu übernehmen, weil ich meine, daß bei dem Umfang und der Bedeutung des Entwurfes eine eingehendere Prüfung gerade von Seiten der Volksvertreter erforderlich ist, al» die» bei dem beschleunigten Gange der Berathungrn möglich war. Für mich persönlich tritt die An- Der Aufstand auf Cuba Macht trotz der riesigen Machtentfaltung Spaniens ganz -unverkennbare Fortschritte. Bei einem Rückblick auf die bisherige Entwickelung der Dinge ist zunächst wahrzunehmen, daß sich von Anfang an das Bestreben geltend gemacht hat, die ganze Gefahr der Lage entweder zu verkennen oder ab- «sichtlich zu verheimlichen und eine unkluge Bogelstraußpolitik .zu treiben. So kam es, daß man die ersten „Partidas", die schon Ende 1894 bi« Anfang 1895 auftraten, nicht al- den Beginn einer Insurrektion ansah bezw. ansehen wollte. Als dann in Madrid die Konservativen ans Ruder kamen, ver sprach CanovaS del Castillo in einer Anwandlung von Energie, die damals nicht einmal verstanden und gewürdigt wurde, falls solches nöthig sein sollte, 100000 Mann folgen zu lassen. Hätte er diesen guten Vorsatz sofort ausgeführt, so wäre heute der Aufstand zu Ende. Um aber plötzlich ein solch große» Opfer von einem nichts Böses ahnenden Lande "fordern zu können, dazu gehört, daß man das Vertrauen der großen Masse besitzt. Beides fehlte den konservativen Partei männern gänzlich. Man versuchte sich deshalb mit unzu länglichen Mitteln weiter zu helfen. So verließen denn eine nach der anderen (anstatt gleich und auf einmal) folgende "Expeditionen die Häfen der Halbinsel: vom 1. bis 19. März 7500 Mann, vom 24. April bis 9. Mai 4000, vom 20. Mai bis 10. Juni 3000, vom 18 bis 27. Juni 9600, vom ZI. Juli bis 30. September 29 000, vom 5. Oktober bis ZO. November 26 600, vom 10. Dezember bis 28. Januar 9000, vom 12. Februar bis 10. April 22500, zusammen mit der ersten Expedition fast 120000 Mann. Niemals hat eine Nation einen Kolonialkrieg mit solchen Mitteln geführt! Weshalb hat trotzdem diese Anstrengung nicht genügt, weshalb ist die Rebellion, anstatt abzunehmen, gewachsen? Antwort: Weil jede dieser Anstrengungen ge ringer war, als die Situation auf Cuba sie in dem betreffen den Moment erforderte! Vor April würden 20000 Mann in Santiago de Cuba, 10000 in Puerto Principe und 10000 in den übrigen Theilen der Insel mit den vorhandenen Streitkräften genügt haben, um den Ausstand niederzuwerfen; es waren aber nur 12000 Mann zur Stelle. Im Sep tember hätte es schon 150000 Mann bedurft, um ihn zu besiegen. Der Einfall der Insurgenten in die westlichen Provinzen und gewissermaßen deren Erhebung vervierfachten dann seine Kraft und zwar nicht so sehr durch die neuen Elemente, die sich ihm angeschlossen, als durch die um so viel größere Ausdehnung des Gebietes, das es nun zu „pacifi- «ren" galt, und durch den moralischen Eindruck, den diese Thatsachen nicht nur auf der Insel selbst, sondern nament lich auch in den Bereinigten Staaten machte, wo die Er nennung WeylerS, die bald darauf erfolgte, dem Faß dann den Boden ausstieß. Was ist also in dieser Lage zu machen, wenn politische Pakte vorläufig ausgeschlossen sein sollen? Bor Allem durch Geschick und entschiedenes Auftreten die Vereinigten Staaten, wo die aufständische Bewegung heute ihren kräftigsten Rück halt hat, in Schranken halten und dann nach der Regen periode alle Kraft zusammennehmen und zu einem mächtigen Schlage ausholen, indem nicht wieder heute 20000 und morgen wettere 10000 Mann, sondern gleich von vornherein mindestens 100000 Mann zusammen hinübrrgLschafst werden, die die wer westlichen Provinzen militärisch zu besetzen haben. Ist Spanien zu dieser letzten großen Kraftanstrengung noch fähig? Dann muß es sich jetzt darauf vorbereiten l K nn oder will es dieses neue ungeheure Opfer nicht mehr bringen, dann ist es am vernünftigsten, sich ehestens in mög- l:üst ehrenvoller Weise mit den Thatsachen abzusinden und bessere Zeiten abzuwarten, anstatt sich langsam und unnütz zu verbluten. Denn mit der Länge der Zeit werden natur- ^ewäß auch die Sympathien der Nordamerikaner für die Aufständischen immer lebhafter und bethätigcn sich in mate rieller Unterstützung derselben. Zwar hat Cleveland voll« Neutralität prollamirt, aber man hört doch hin und wieder, Bekanntmachung. Kirschenverpachtung. Mit Genehmigung der Königlichen stlmtshauptmannschaft wird wegen grundhafter Her- Die diesjährige Kirsch e«««tz««H an den hiesigen CommunicationSwegen soll Peilung des Hryda-Kobelvrr Kommuuieatioosweges derselbe vom G. Lis 7. Juni Don«abend, als de« G. Jrmi d. I. Nachmittag« 5 Uhr im Wug^sche« Ruch» Gss. Jahres für allen Fährverkehr gesperrt und letzterer über Praufitz-Mergendorf Hase Hierselbst unter den vor der Auktion bekannt zu gebenden Bedingungen au den Metst- . beziehentl. Poppitz verwiesen. bietenden verpachtet werden. * Heyda, am 27. Mai 1896. Kühne, G«m.-Borst. Poppitz, am 30. Mai 1896. Arenzel, Gem.-Borst. Arenzel, Gem.-Borst. schauung hinzu, daß wir vor einer Aeuderung der wirth- schaftychen Ordnung stehen hauptsächlich in der Richtung einer Einschränkung der Freiheit auf dem Gebiete dr« Erwerbs lebens. Ich werde dabei wohl kaum ausdrücklich hervorhebea müssen, daß ich weder an die Träume der Sozialdemokratie, noch an die nicht minder gewaltsame Art der Regelung, die die Regierung jetzt begonnen hat, denke. Ein ruhiger Ueber- gang im Wege der Reformen würde aber wesentlich erschwert, wenn die älteren Anschauungen, namentlich die der liberalen Aera erneut festgelegt würden. Maa hat meinen Ausfüh rungen entgegengehalten, daß die Kreise, welche in den 13'/» Jahren sich mit dem Entwurf nicht beschäftigt haben, da« auch in diesem Sommer nicht thun werden. Dem steht doch die Erfahrung entgegen. Jever Abgeordnete weiß; daß bei viel einfacheren Materien, oie auch die Beiheiligten viel un mittelbarer angehen, z. B. Gewerbeordnungs-Noelle, Zucker steuer-, Börsengesetz u. s. w. die betheiligten Kreise im wet teren Umfange erst der Sache näher treten, wenn eine ge setzgeberische Absicht sich zu einer Vorlage verdichtet hat. Meiner kurzen Erfahrung nach machen sich die meisten Wünsch« erst kurz vor der zweiten, sogar dritten Lesung im Plenum geltend. Das ist meines Erachten» auch natürlich, will durch die Erwerbsfretheit Jeder gezwungen ist, sich mit aller ver fügbaren Zeit und allen verfügbaren Kräften dem Berufe zu widmen und er durch sie gehindert wird, sich mit Diiigen zu befassen, von denen noch nicht sicher ist, daß sie Aussicht haben, Gesetz zu werden. Mir will scheinen, al« ob gerade die Mitwirkung weiterer Kreise verhindert werden soll, um die Schwierigkeiten, die dem Entwurf erwachsen, nicht vermehren zu lassen. Ich würde da» für eine kurzsichtige Politik halten, die schon bei der zweiten Lesung im Plenum sich rächen wird. Abgesehen auch von allen anderen Momenten muß doch mit Rücksicht auf die Mitglieder der Kommission, die m. E. za einer gründlichen Prüfung nicht die Zeit haben konnten, eine längere Pause zwischen der ersten und zweiten Lesung er- wünscht sein. Jedenfalls bin ich nicht in der Lage, unter d. n gewährten Arbeitsbedingungen die Verantwortung für da« Arbeitsresultat mit zu übernehmen." — Man muß die Aus führungen Bielhabens als berechtigt durchaus anerkennen. Die Hast, mit der das Bürgerliche Gesetzbuch, das so kolossale gesetzliche Aenderungen mit sich bringt, unter Dach und Fach gebracht werden soll, kann man nicht zustimmen. Unter der Spitzmarke: „Verfehlte Sozialpolitik" schreibt das „Vaterland", das Organ der sächsischen Konser. vativen: „Das Bestreben, vom grünen Tische au« in alle sozialen Verhältnisse reglementirend einzuzreifen, zeitigt in unseren Tagen mehr als eine wunderliche Blüthe und har besonders bei den bekannten Vorschlägen, betreffend den 8 Uhr-Schluß der Geschäfte, von der öffentlichen Meinung eine nachdrückliche Zurückweisung erfahren. Der Normalarbettstag für das Bäckergewerbe hat ebenfalls nur wenig Anklang ge- funden und im Reichstage wie im preußischen Abgeordneten hause eine herbe Kritik erlitten. Auch gegen den dem Bun- deSrathe vorgelegten Entwurf von Vorschriften für die Ein richtung und den Betrieb der Buchdruckereien und Schrift- gießereien macht sich in den betheiligten sachverständigen Kreisen ein energischer Widerstand geltend, der besonder« in einer Eingabe des deutschen Buchdruckervereins an den Bun desrath Ausdruck gefunden hat. Die Eingabe tadelt mit Recht, daß der Entwurf zwei ganz verschiedene Gewerbe unter ein gemeinsames Reglement stellen will, daß er auf dir außer ordentliche Verschiedenheit der Betriebe und ihre Bertheilung auf Großstädte und kleine Orte keine Rücksichten nimmt unv eine Reihe von Vorschriften aufstellt, deren unterschiedslose Durchführung für die einzelnen Buchdruckereibetrirbe wie für da» ganze Gewerbe von größtem Nachtheile sein muß„ ohne daß sie den Arbeitern den beabsichtigten Nutzen bringen würde. Am meisten würden von den Hauptforderungen die Druckereien in den kleineren Orten getroffen werde»«, und namentlich ist e« die Mindesthöhe von drei Metern, der sie bei der durchschnittlich niedrigen Bauart der Häuser in kleinen Orten nicht entsprechen, und die bei genügender Größe de.