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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192502027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19250202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19250202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-02
- Tag 1925-02-02
-
Monat
1925-02
-
Jahr
1925
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1925
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mehr da ist. An Deutschland war der Russe arbeitsam! und anhänglich, läßt sich aber zu Hause von Verwandten und Freunden gegen seine Frau einnehmen. Sie ver- sucht wieder nach Deutschland zu kommen, erhält aber al» russische Staatsangehörige keinen deutschen Rciscvaß. Russische Au-retsepapiere zu erwirken und das Reisegeld auszubringrn, ist fast unmöglich. Mit Hilfe der Behörden kehrt dann vielleicht die Frau an Leib und Seele ge brochen zurück. —* Höhere Erwerb »losensätz«. Durch Verord nung vom UN. Januar sind die Höchstsätze der Erwerbslosen- sürsvrgc mit Wirkung vom ». Februar 1025 heraufgesetzt worden. Die Erhöhung beträgt für männliche Erwerbs lose etwa 17 v. H., für die Familtenznschläge etwa 25 v. H. der bisherigen Sätze. Wescntl. stärker sind die Unterstützun gen für Frauen heraufgesetzt worden; diese sind nunmehr — entsprechend dem Beschlüsse des Reichstages — den Männern in bezug auf die Höchstsätze völlig gleichgestellt. —* Aenderung der BesoldungSordnnng? Die Nachrichtenstelle in der StaatSkanzlei teilt mit, das; der von einer Zeitung aus dem Berichte des Abg. Schnirch 's» der Sitzung des Sächsischen Landtags vom 29. Januar über die Verhandlungen des Sonderaus schusses für Beamtenfragen zur Aenderung der Besol dungsordnung und Aufhebung des BesoldungSspcrrgc- sedeS gezogene Schluss, „daß die Negierung auch gewillt sei, eine 20prozentige Erhöhung der Junigchälter vorzu nehmen und die Konsequenzen gegenüber der Neichsregic- rung zu tragen", irrig sei. Jedenfalls sei die Regierung nicht in der Lage, eine solche Stellung einzunebmen. Sie werde aber auf Grund des Landtagsbeschlusses wegen einer Erhöhung der Bcamtengchälter mit der Neichsregic- rnng ins Benehmen treten. —FVK. Kirchliche Neuwahlen I In diesem Frühjahre hat bekanntlich in allen Kirchgemeinden des Freistaates Sachsen Neuwahl zu den Kirchgemeindevcrtre- tungen stattzufinden, da nach Paragraph 35 der Kirchge meindeordnung die Hälfte der bisherigen Kierchgc- meindevcrtreter auszuscheiden hat. Zu beachten ist hier bei, daß nach den letzt geltenden Bestimmungen nur die wählen dürfen, die bei ihrem Pfarramt die Aufnahme in die Wählerliste beantragt haben. Die Namen der Wahl berechtigten werden also nicht wie bei anderen Wahlen ohne weiteres vom Wahlausschuss in die Wählerliste aus genommen, sondern nur auf besonderen Antrag hin, der so bald als möglich zu stellen ist. — Die bevorstehenden Wahlen sind aber für die Kirche und das ganze kulturelle Leben unsres Volkes von grösster Bedeutung. Sachsen ist bekanntlich eines von den Ländern, wo die Shnode nickt aus allgemeinen Wahlen (Urwahl) hcrvorgeht, wie dies an anderen Kirchen der Fall ist, sondern hier werden die Svnodalen nur von den Kirchgemeindcvertretungen gewählt! Wer also die Zusammensetzung von Synode und Kirchcnregimcnt in irgend einer Weise beeinflussen will, kann dies allein dadurch, das; er sich au den Wahlen zu den Klrchgcmeindevertrctungen beteiligt. Die von den neuen Kirchgemeindevertretungen zu wählende Shnode wird zu entscheiden haben, ob unserm Volke das Urwahl recht weiter vorcnthalten werden soll, ob die neue, von vielen aus ernstesten Gewisscnsbedenken bekämpfte Kon firmationsordnung in Kratt bleiben soll, sie hat über das TrennungSgesetz von Kirche und Staat, über die Stel lung der Kirche zum Religionsunterricht in der Schule u. a. m. zu beschließen. Das alles sind Fragen, die für das ganze kulturelle Leben unsres Volkes von größter Be deutung sind. Wem daher die kulturelle Entwicklung unsres Volkes nicht gleichgültig ist, muß in diesem Früh jahr an den kirchlichen Wahlen teilnehmen und sich jetzt schon bel seinem Pfarramt zur Aufnahme in die Wähler liste anmeldeu. —* Dresdner Sender. Wie das städtische Ver kehrsamt mitteilt, sind die Maschinen zum Dresdner Sender sämtlich eingetrofsen, so daß mit dem Probe betrieb in den ersten Tagen des Februar begonnen wer den kann. Voraussichtlich findet die feierliche Einweihung des Dresdner Senders am 20. Februar 1925 statt, bet der vom Reichspostministerium Staatssekretär Dr. Bredow an wesend sein wird. Seitens des Reichspostministerinms, der Oberpostdirektion Dresden und ebenso der Stadtver waltung werden dem Sender bei dieser Gelegenheit kurze Ansprachen übergeben werden. — Vom Landesfinanzamt Leipzig. Am Sonnabend trat auf Grund gesetzlicher Vorschrift der Präsident des Landessinanzamtes Leipzig, Geheimrat Dr. Dähne in den Ruhestand. Der Präsident verabschiedete sich im groben Sitzungssaale des Landesfinanzamts. Zum Nachfolger Dr. Dähnes ist, wie schon berichtet, vom 1. Februar 1925 ab der Abteilungspräsident Dr. Hoch beim Landessinanzamt Dresden ernannt worden. —* Gefälschte Befthzeugntsse über Eiserne Kreuze. Wie bereits durch Pressemtttetlungen bekannt ge worben ist, hat ein Breslauer Straßenbahnschasfner in einer dortigen Druckerei Besitzformulare für Eiserne Kreuze Her stellen lasten und diese gegen Entgeld vertrieben. Der Fäl scher soll einen ausgedehnten „Geschäftsbetrieb" unterhal- ten und über recht stattliche Einnahmen verfügt haben. Da die ominösen „Besitzzeugnifse" mit einem gefälschten Stem- pel „Preußischer Lanbeskriegcrverband, Vorstand", und dem Namenszug „von Heertngen" versehen und so mit einge tragenem Dienstgrad, Namen, Beruf, Wohuort und Truo. penteil, sowie Verleihungsdatum nach Zahlung der Geld summe den Abnehmern ausgehändiat worden waren, nimmt der Vorstand des Preußischen Lanüeskriegervcrban- des gegenüber dieser unverschämten und plumpen Fälschung Stellung und weist, um allen Zweifeln vorzubeugen, dar auf hin, baß weder der Vorstand des Preußischen Landes- kriegerverbandeS noch besten Präsident jemals derartige Besttzzeugntffe ausgestellt oder auch nur die Berechtigung zur Verleihung von Eisernen Kreuzen oder Ausstellung von Besitzzeugniste» gehabt habe». Alle Verbands- und Bereinsvorstände der oben erwähnten Organisa tion werden daher, falls Besitz-Zeugnisse dieser Art in ihrem Wirkungskreis auftauchen sollen, gebeten, in jedem einzelnen Falle unnachsichtltch und unverzüglich die zuständige Polizeibehörde zu benachrichtigen unter Hinweis darauf, daß die Angelegenheit von der BetrugSdtenststell« beS Polizeipräsidiums in Breslau, Herrenstratze Nr. 18, bearbeitet wird, und unter gleichzeitiger Mitteilung des Sachverhalt» an den Vorstand des Preuß. LanbeSkrieger- verbanbe». kyk. —* Eine englische Firma über den Wert der Anzeige. Die englische Tageszeitung „Daily Ex preß" teilte kürzlich mit, daß ein bekanntes Warenhaus ihr eine» Anzetgenauftrag übertragen hat, wie er »wischen einer Firma »nd einer Zeitung noch nicht abgeschlossen wurde. Die Firma hat die ganze dritte Sette des „Daily Expreß" sür ein ganzes Jahr gemietet. Mit Abrechnung der Sonn- und Feiertage erscheint daS Blatt S12 Mal im Jahr« und der Vertrag bezieht sich daher auf 2184 Spalten ober mehr als 260 Quadratmeter Flächenraum. Str Std- uet Sktnner, der Direktor der Firma, sagte nach dem Ab schluß des Vertrages: „Bloß durch Anzeigen'sind wir groß geworden und wir haben «nS immer an den Grundsatz ge halten: Wenn ein Geschäft die Unkosten der Anzeigen nicht verträgt, dann veröffentliche man lieber Anzeigen, nm das Geschäft zu verkaufen." —* Mehr Höflichkeit beim verreisen! AuS den Kreisen der BerkehrSbeamten, insbesondere der in den Reisebüros angestellten, werben der Retchszentrale für Deutsche BerkehrSwerbung Klagen über die zunehmend« Unhöflichkeit de» Publikums iibermUtelt. He» vertlicheS »nd Sächsisches. Riesa, den 2. Februar 1928. —* Gtraßenmetstert. R. Fran, Moritz s. Rach nur kurzem Krankenlager verschieb am Sonnabend nachmittag Herr Gtraßenmetster t. R. Franz Moritz. Der Entschlafene, der sich in der Etnwohüerschast allgemeiner Wertschätzung erfreute, war am 22. März 1848 geboren, so daß er ein gesegnete» Lebensalter von saft 77 Jahren er- reichte, lieber 80 Jahre hindurch hat er der Stadt Riesa al» AmtSstraßenmcister in vorbildlicher Treue gedient und im städtischen Straßenbauwesen schätzenswerte Arbeit ge leistet. Seine Tätigkeit beim Rate der Stabt Riesa begann der Verstorbene am 1. Februar 187S; am 15. August dessel ben Jabreö wurde er als städtischer Straßenmeistrr ««ge stellt. Am 1. Januar 1V12 trat er in den verdienten Ruhe stand über, besten er sich 13 Jahre in körperlicher und gei stiger Frische erfreuen durfte. Der Entschlafene war KriegS- tetlnehmer von 1870/71. Sein Andenken wird unter denen, die ihn kannten, immer lebendig bleiben. — Die Beerdigung erfolgt Mittwoch nachmittag K2 Uhr vom Trauerhanse au». —* Hermann LönS-Abend. Auf den heute im „Sächsischen Hos" stattsindenden Vortragsabend Walter Weymann» sei nochmals aufmerksam gemacht. —* Aprilwetter. Der Monat Februar hat sich gestern in der hiesigen Gegend mit der unfrenndlichsten Miene eingeführt. Der Sonntag brachte erneut das reinste Aprilmcttcr. Bald lachte die Sonne, bald jagte dunkle» Gewölk heran und Regenschauer gingen hernieder, bann fauchte SturmcSbrausen durch bte Straße», die Wolken ver schwanden und die Sonne schien auf kurze Zett wieder. Am Nachmittag waren die Regengüße immer häufiger von Schneeflocken und Graupeln durchsetzt. Ueber Dresden zog tn der 6. NachmittagSstunde sogar ein Wtntergewttter dahin. Kurz vor klS Uhr zuckte der erste Blitz hernieder, dem lautes Dounerrollcn folgte. Zugleich setzte ein mit Sturm verbundenes Schnee- und Graupelwctter ein. Eine alte Erfahrung lehrt, daß »ach Wtntergewittern die Tem peratur zu sinken pflegt. Vielleicht ist die» auch jetzt der Fall, denn die WtutervorauSsage lautet für heute: Zeit weise noch NiederschlagSschancr, wahrscheinlich als Schnee, Tcmpcraturrückgang, lebhafte nordwestliche Winde. — Im Erzgebirge usw. hat es gestern bei mehreren Kältegraden tüchtig geschneit. Der Schnee liegt stellenweise 20—30 Zen timeter hoch. —* Daö Feilbietcn von Waren in den staatlichen Dienst räum en verboten. DaS Ge- samtministcrium hat auf die Eingabe des sächsischen Klein handels eine Verordnung erlaßen, die bestimmt: DaS Feil bieten und der Verkauf von Waren jeder Art an Beamte innerhalb der staatlichen Diensträumc ist verboten. Unbe rührt davon bleibt der genehmigte Kantincnbctrteb. Den Beamten ist die Genehmigung zu jeder ungesetzlichen Ne benbeschäftigung, die den Vertrieb von Waren an andere Beamte, Angestellte und Arbeiter deS Staates ganz ober überwiegend znm Gegenstand hat, zu versagen. —* Ein Tag in Oberbayern. Unter dieser Be zeichnung veranstaltete der Turnverein Riesa (D. T) am Sonnabend abend im Saale des Hotel Hopfner sein diesjähriges Wintervcrgnügen in Gestalt eines bestens gelungenen Kostümfestes. Neben ernster turnerischer Ar beit, die der Verein während des ganzen Jahres pflegt, ist er bestrebt, anch der Geselligkeit nnd der Unterhaltung Rechnung zu tragen, und gern erinnern sich die Betei ligten der festlichen Veranstaltungen. Und so darf auch das Kostümfest am Sonnabend als ein Glanzpunkt im Rahmen der Vereinsvergnügeu angesprochen werden, so daß dem rührigen Festausschuß, der schon Wochen vorher mit den Vorbereitungen eifrigst beschäftigt war, vollste Anerkennung gezollt werden muß. Die äußerst wirkungs volle Saaldekoration war dem Eharaktcr des Festes in sinniger Weise angepaßt. Die künstlerisch angcfertigten riesigen Landschaftsbilder hatten den Festsaal in ein wnn- derbareS Panorama verwandelt — jeder Festteilnehmer suhlte üch in ein idyllisches Fleckchen Erde versetzt. Der Festplatz, auf dem sich das fröhliche Völkchen aus aller Lerrcn Länder zusammengefunden hatte, trug in Erwar tung des Besuches der Freunde vom Elbestrand das Ge- gräge eines großen Tages. Die brave» Bürger des Berch tesgadener Ländle hatten cs an einem würdigen Emvsang ihrer Gäste nicht fehlen lassen. — Auf dem „Münchener Hauptbahnhof" herrschte regster Verkehr — ein „Sonder zug" nach dem andern folgte, um die zahlreichen Fest gäste durch den Traunsteiner Tunnel nach dem Berchtes gadener Ländle zu befördern. Der Verkehr ging jedoch dank der großen Umsicht der Bahnverwaltung glatt von- statten, so daß jeder Reisende das Ziel — nach einer hoch interessanten Fahrt — wohlbehalten erreichte. Ein Blick in die herrliche Natur —Staunen —Bewunderung — und bald hatte man sich verloren in den: Strudel der wogen den Menschcnmasse! Die Musik spielte zu fröhlichem Reigen aus, tanzlustige Pärchen belebten die gastliche Stätte, die majestätische Bavaria überwachte das froh bewegte Treiben. All die bunten, kleidsamen Trachten und Kostüme boten entzückende Bilder, die mit den Nationaltrachten der Landsleut' aus dem Berchtesgoadna Ländle wetteiferten. Das muntere Leben und Treiben in der Feststadt erreichte denn auch bald seinen Höhepunkt. Lier und da wurde Einkehr gehalten. Im „Kochelbräu", woselbst zwei nrfidele Dickbäuche den guten, süssigen Stoff verzapften nnd Berge von Fischchen mit Semmel verab reichten, wo eine lustige Schrammelkapelle fleißig ihre Ziehharmonikas bearbeitete, staute sich des öfteren die Menge in fast beängstigender Weise. Und auch im „Alten Herrenstübel" wurden reichliche „Kostproben" eingenom men. Verschiedene „Sehenswürdigkeiten" und allerlei Ueberraschnngen fanden den ungeteilten Beifall der Fest besucher. Und als die Wogen des Festes am höchsten schlugen, da verkündete ein Klingelzeichen das Erscheinen des Herrn Bürgermeisters von Berchtesgaden, den seine Getreuen in feierlichem Zuge zum Festplatz geleiteten. In bewährter, echtbayrischer Gastfreundschaft hieß er die Erschienenen in humorvoller Ansprache willkommen und rief ihnen ein herzliches „Grüß Gott!" zu. Er erinnert« an das so herrlich verlaufene deutsche Turnfest in Mün chen, wobei er besonders »um Ausdruck brachte, daß ihm zu seiner großen Freude viele der Anwesenden vom Elbe strande, und vornehmlich aus der Stadt Riesa, von diesem Turnfest her bestens bekannt seien. An die sehr beifällig aufgenommcne Ansprache des Herrn Bürgermeister» schlossen sich die verschiedenartigsten Huldigungen an, die von dem ehrwürdigen Oberhaupt dankbar» entgegen genommen wurden. In gediegenen Aufzügen erschienen die einzelnen Riegen des Turnvereins Riesa und lösten begreiflicherweise große Heiterkeit au». Sogar die „Wackeren Frauen vom Elbestrand" hatten sich nicht ge scheut, die weite Reise zu unternehmen — natürlich zur be sonderen Freude ihrer Herren Gemahle! Sie nahmen Gelegenheit, sich an der Hochzeitsseier eines Allgäuer Pärchens zu beteiligen. An dem Fest nahm schließlich die ganze große Festgemeinde teil. Ein schmucker, junger Bua hatte sich m ein ebenso schmucke», wohl aber eme Kleinig- reit ältere» Dirndl verguckt. Nach der feierlichen Hand lung ein herzhafter Schmatz — und schon konnten sich die Umstehenden an dem vom Brautpaar getanzten Schuh plattler, dem später noch eimge originelle Sondertänze folgten, erfreuen. — So verflogen die Stunden tn Oder bayern in ungetrübter Fröhlichkeit. Und al» schon längst Mitternacht vorüber war, sah sich der Herr Bürger- meister gezwungen, zum Abschied zu mahnen. Die Fest- Mtlnebmer trennte» sich, reich an schönen Eindrücken «nd Neben Erinnerungen Der Bahnverkehr war aller- dingS eingestellt, die Gäste vom Elbestrand sahen sich gezwungen, den „Tag" mit einem erfrischenden Turnmarsch nach der Heimat zu beschließen. —* Volksschule Gröba. DaS war ein Ereignis für die Gröbaer Schuljugend: vorige Woche wurde das Schulbadrrüffnet! Ein Schulbad an der Gröbaer Schule? Fast zwei Jahrzehnte besteht der ältere Teil dieser Schule, aber bis vor wenigen Wochen wußte wohl kein- der Gröbaer Schulkinder, daß in- diesem Gebäude ein Schulbad existierte Wohl kannte man den Borraum dazu; er wurde als Sammelraum sür Pavierabsälle be nutzt, und jeder war wohl sroh, wenn er sich den inferna lischen Gerüchen, die durch die Abfälle entstanden, recht bald entziehen konnte. Und dort sei da» Schulbad? Die Schüler wollten es bei der Ankündigung nicht glauben. Manche Kinder begegneten der Ankündigung mit Miß trauen, und wohl auch manche Eltern. Es sollte niemand zur Teilnahme am Bade gezwungen werden. Und doch erklärten sich gleich beim ersten Male etwa vier Fünftel aller Kinder dazu bereit. Sie sind in ihren Erwartungen nicht enttäuscht worden. DaS Bad selbst ist ein großer, Heller Raum, dessen Wände mit wcitzlasierten Steinen ausgelegt sind und so den Raum noch freundlicher machen. 19 Duschen spenden das Wasser. Die Freude der Kinder muß man selbst mit erlebt haben, als sie das köstliche warme Naß auf sich fallen ließen. Gesunde Nerven mutz allerdings der Zuschauer haben. Wer aber ein für die Jugend warm empfindendes Herz hat, der freut sich mit, daß hier wieder eine Quelle reiner Freude, ein Gesund brunnen für die Jugend erschlossen worden ist. Auch die Kritik der Schnlknider soll der Oessentlichkeit nicht vorenthaltcn bleiben: die einen wollten am selben Tage, die andern nach zwei Tagen und die bescheidensten nach einer Woche wieder bade». Sie waren alle enttäuscht, als sie hörten, daß erst in vier Wochen wieder gebadet werden soll. — Mancher Lehrer hatte anch die nicht- badenden Kinder mit in den Daderaum genommen, da mit sie sich den Badebetrieb wenigstens ansehen konnten. O, wie die zappelten. Was sür sehnsüchtige Blicke warfen sie ihren badenden Kameraden zu! Wie oft konnte man sie sagen hören: Das nächste Mal möchte ich auch mit baden! Ihr Eltern, verwehrt Euren Kindern diesen Wunsch nicht! Und wer nur irgend das geringste Bedenken hat, der komme selbst nnd sehe sich den Badebetrieb mit an! —* B an kb e a m t c n v c r s a m m lu n g. Man be richtet uns: Eine öffentliche Bankangestelltcnversammlung fand am 29. 1. im Saal der „Elbterrasse" statt. Geschäfts führer Bicrast vom D. H. V- erstattete Bericht über die Entwicklung der Tarifarbcit für die Angestellten bei den Banken nnd wies daraufhin, daß es nach jahrelanger zäher und zielbewußter Arbeit gelungen ist, endlich einen Schiedsspruch zu erreichen, der eine Erhöhung bis zu 35 Prozent der z. Zt. gültigen Gehaltssätze im Bankgc- werbe darstcllt. Er bedauerte, daß der Deutsche Bank- beamten-Verein, trotzdem ihm eine ganze Reihe Bank beamter ihr Vertrauen schenken, auch in diesem Kampfe auf Seiten der Bankleitungen zu finden ist. Er sprach die Hoffnung aus, daß aber in dieser ernsten Stunde doch vielleicht die bessere Einsicht über andere Erregungen siegt und zum Mindesten die Mitglieder aller Organisationen sich geschlossen hinter den Schiedsspruch vom 21. 1. stellen. Dem außerordentlich beifällig aufgenommenen Vortrag folgte eine zustimmende Aussprache, in der beschlossen wurde, telegraphisch das NeichSarbeitsministerium um die Verbindlichkeitscrklärung des Schiedsspruches zu ersuchen. Die nachstehende Entschließung gelangte einstimmig zur Annahme: „Die am 29. Januar 1925 auf Veran lassung des Deutschnationalcn Handlungsgehilfenverban- des in Riesa versammelten Bankangestellten geben nach Kenntnisnahme der Berichte über die Schlichtungsver handlungen vom 16. und 2l. Januar ihrer Befriedigung darüber Ausdruck, daß in diesem Schlichtungsverfahren zum ersten Male ihr Anspruch auf standeswürdige Ge halts- und Arbeitsbedingungen mit Erfolg zur Geltung gebracht wurde. Sie sind der Ueberzeugung, daß bei der erfreulichen Aufwärtsentwicklung des Deutschen Bankge werbes die im Schiedsspruch festgelegten Gehälter von allen Banken gezahlt werden können. Dies umso eher, als der Schiedsspruch im allgemeinen nur eine Anglei chung der zurückgebliebenen Bankangestelltengehälter an die m Handel und Industrie üblichen Gehaltssätze bringt. Von den Banklcitungen muß daher erwartet werden, daß sic von ihrer unversöhnlich ablehnenden Haltung abgehen und den Ergebnissen des Schiedsspruches Rechnung tragen." — Lebhafte Mißbilligung findet das Verhalten des D. B. V., der anstatt im Interesse der Bankange stellten dem Schiedsspruch zur Durchführung zu ver helfen, diejen Schiedsspruch von vornherein durch Zei tungsnotizen und Rundschreiben zu sabotieren versucht. Wir fordern, daß auch der D. B. V. ungeachtet seines starren VerbandsegoismusseS sich hinter diesen Schieds spruch stellt und den Schaden gutmacht, den er Jahre hin durch der deutschen Bankangestelltenschaft zugefügt hat. — Dem Gesamtverband deutscher Angestelltengewerk schaften (D. H. V. und V. w. A) spricht die Versammlung volles Vertrauen aus und erwartet von allen Bankange stellten nachdrückliche Unterstützung seiner Tarifvertrags. Politik. Alle deutschen Bankangestellten werden hiermit aus gerufen, in Betrieb und Organisation tatkräftig an der Durchsetzung der wirtschaftlichen und sozialen Standes sorderungen mitzuarbeiten. — Deutscher Bankbeamten-Berein. Wie mitgeteilt wird, hat eine am Sonntag in Dresden statt gefundene Landeskonferenz des D. B - B. dem Leiter desselben, Fürstenberg, Berlin, eine nahezu einmütige Vertrauenskundgebung gebracht und die Haltung des Ver bandes zum Schiedsspruch vom 16. und 21. Januar in vollem Umfange gebilligt. — Die Zwingerlotterie verschoben. Wie schon kurz erwähnt, hat die aus den 2. und 3. Februar anberaumte Ziehung der 1. Zwingerlotterie mit Geneh migung des Ministeriums des Innern auf den 2 2. und 23. Mai verschoben werden müssen. Trotz eifrigster Propaganda, trotz Hilfe von allen Seiten, war «S leider, in Rücksicht auf den Geldmangel und die Ueberfüllung auf dem Lotteriemarkte nicht möglich, die 1 Million Lose bis zum vorgesehenen Ziehungstage an den Mann zu bringen. Nachdem nunmehr der Losvertrieb auch in Preußen und in anderen außersächsischen Staaten ge nehmigt wurde, steht bestimmt zu erwarten, daß die rest lichen Lose bis zum 22. und 23. Mat verkauft sind, so datz dann die Ziehung ,die unter keinen Umständen wieder verschoben wird, endgültig stattfindet. —* Eine Warnung an deutsche Frauen und Mädchen, die ihr Glück in Rußland finden wollen, erläßt jetzt die Reichsstelle für daS AuSwande- rungSwesen. In den NachkriegSjahren sind nicht selten deutsche Frauen und Mädchen, die sich mit russischen Kriegsgefangenen verheiratet oder verlobt hatten, diesen nach Rußland gefolgt. Meist mutzte der Besitzer oder Erb« einer gröberen Landwirtschaft seststellen, daß ihm nach der Agrarreform nur einige Hektar Land zustehen. Seine Frau findet sich nicht in die Einfachheit des russischen Bauernhauses, noch weniger in die dortigen Begriffe von Sauberkeit und Ordnung. Der Landessprache nicht mäch tig, von den Verwandten des Mannes scheel angesehen, kann sie sich am Anfang dadurch einigermaßen beliebt machen, daß sie von den mitgebrachten Kleidern und Wäschestücken das eine nach dem anderen abgibt, bi» nicht»
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