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Invalid vermochte sich seitdem nur durch Speisen in saft flüssigem Zustande zu ernähren und seine AuSsprachr war eine schr unverständliche. Al« im Jahre 1883 der König Albert gelegentlich der Manöver in Geithain weilt«, wurde ihm der mit dem Eisernen Kreuze geschmückte alte Soldat vorgeftellt. — Lin duftige»Sträußchen mit reifen würzigen Heidel beere« wurde uns heute von eine« Freunde unser» Blatte» al» eine derzeitige Novität freundlichst überwiesen und wir dadurch angenehm überrascht. Eine derartige aromatische Spende der Göttin Pomona ist immerhin angenehmer al» die sich zu Beginn de» Frühjahr» al» Pioniere desselben regelmäßig auf den RedactionStisch einfindenden Schmetterlinge und Maikäfer. — Wie bereits mitgetheilt, veranstaltet nächsten Sonntag der hiesige Radfahrerverein „Adler" ein KO Irin Zeitfahren. Start früh 8 Uhr in Pausitz, Wendepunkt in Meißen beim Gasthof zur „Drossel", Ziel: hier, Pausitzerstraße bei Kilometerstein 1 (bei der Schilbach'schen Billa). Die an die Sieger zur Ver- theilung gelangenden Ehrenpreise sind von heute ab im Hotel „Stadt Dresden" ausgestellt und können dort von Interessenten besichtigt werden. — Am linken Elbufer und zwar im Gemeindebezirk Gröba, wurde heute Vormittag '/,8 Uhr ein daselbst ange schwommener weiblicher Leichnam aufgehoben. Wie sich herauS- stellte, ist derselbe identisch mit der jüngst erwähnten, am 4. d. M. Hierselbst spurlos verschwundenen Frau Rosine Auerbach. — Um den Mannschaften de« Beurlaubtenstandes die Beschaffung guter Marschstiefel, welche dem Manne passen und unbedingt den militärischen Anforderungen genügen, zu erleichtern und das Verständniß für letztere Anforderungen auf weitere Kreise zu übertragen, soll von jetzt ab, zunächst versuchsweise den Mannschaften der Infanterie, Schützen und Jäger mit Ausnahme der Oekonomiehandwerker, bei der Entlassung zur Reserve und den zu Uebungen eingezogenen Reservisten dieser Waffengattungen am Schlüsse jeder mit der Waffe abgeleisteten Uebung je ein Paar neuer Schaft stiefel verpaßt und selbe auf Wunsch den Betreffenden zum Selbstkostenpreise überlassen werden. Da nun für ein bei Einziehungen mitgebrachtes Paar den Ansprüchen an die Gebrauchstüchtigkeit entsprechender Stiefel, die der etngezogene Mann von zu Hause mitbringt und während der Einziehung trägt, eine „Sieselprämie" gewährt wird, so bietet sich dem Manne die Gelegenheit, den Kaufpreis für die bei der Ent lassung auf diese Weise beschafften Stiefel zu amonisiren. — Der Kreisverein Riesa rom Verbände Deutscher Handlungsgehülfen in Leipzig veranstaltet Sonntag, den 1. Juli, Mittags eine Parthie per Extraschiff unter Musik begleitung nach Diesbar, worauf die Mitglieder heute schon aufmerksam gemacht werden. Ausführliches Programm und Einladung zu dieser vielversprechenden, reichhaltig geplameü Festlichkeit erfolgen in den nächsten Tagen. — Bon beachtenswerther Seite ist darauf hingewiesen worden, daß die auf den Straßen der Großstädte fcilgehaltenen Mineralwässer, wie Selterser, Sodawasser u. A. m., an die Abnehmer ttet« eiskalt verabfolgt werden und daß der Ge nuß so kalten Wassers, welcher schon in normalen Z iten leicht ernste Verdauungsstörungen von längerer Dauer nach sich zieht, gegenwärtig beim Drohen der Cholera die Nei gung zu ähn-ichen Erkrankungen befördert. In Preußen hat daher der Minister sür Unterrichts- und Medicinal-Ange- legenheiten di« Regierungspräsidenten ersucht, die Verkäufer von Mineralwässern im Ausschanke anzuweisen, das Getränk fernerhin, gleichviel ob Cholera droht oder nicht, nur in ei nem der Trinkwasser-Temperatur entsprechenden Wärmegrade von etwa 10 Grad Celsius abzugeben, und das Publikum vor dem Genuß eiskalter Getränke, insbesondere aber der Mineralwässer, zu warnen, was hiermit geschehen sein soll. — Nach einer Bekanntmachung der deutschen Schlepp. fchifsfahrtS-Gesellschaft „Kette" ist jetzt ein neuer Tarif für den Schleppoerkehr in der Magdeburger Elbstrecke erschienen. ES hatte sich die Noihwendigkeit ergeben, einen neuen Tarif aufzulegen, da der bisherige Tarif, aus dem Jahre 1869, von den damaligen Verhältnissen ausging. Es haben sich nicht nur die Umschlagsanlagen Magdeburgs seit dieser Zeit erheblich vergrößert, sondern auch die Fahrzeuge sind seitdem ändere geworden. Der Tarif bestimmt in übersichtlicher Weise die Schlepplöhne getrennt für das Fahrzeug und für die Ladung. Die Tarifsätze gelten sür alle Wasserstände, bei denen der Betrieb ausführbar ist. Der Tarif ist vom Ober- Präsidenten der Provinz Sachsen genehmigt worden. — Die Socialdemokratie ist die einzige politische Partei Deutschlands, die unausgesetzt und plangemäß im ganzen Reichsgebiete jahraus jahrein agitatorisch thätig ist. Dieser niemals ermüdenden, reichlich durch Geldmittel unterstützten Agitation hat denn auch die Socialdemokratie ihre Erfolge bei den Wahlen zu verdanken. Bevor nicht auch in den Ortnungsparteien in gleicher Weise ununterbrochen gear- beitet und namentlich die kleine Agitation betrieben wird, ist an einen erheblichen Rückgang der Socialdcmokratie nicht zu denken. Die noch so intensive Arbeit kurz vor den Wahlen kann eine planmäßige ununterbrochene Agitation niemals er- setzen. Mit welcher Energie uns mit welchen Mitteln die Socialdemokratie agitirt, zeigt ein Bericht von deren Drcsd- ner AgitaticnScommisston. Dieselbe hat im verflossenen Jahre allein 286 Redner für Dresdner Versammlungen, für außerhalb des Agitationsbezirkes gelegene Orte 22, zu- sammen 308 Redner „besorgt". Bei der Commission sind im Laufe des Jahres nicht weniger als 624 Briefe ringe- gangen und 308 sipd von ihr abgcsandt worden. Die Ge- sammteinnahinen dieses lokalen Vereins betrugen 9840 Mk., von denen allerdings 6600 Mark au» der Kasse der Cen- tralstelle stammen. Auch in der Flugblattvertheilung sind die Socialdemokraten jahraus jahrein auf den Posten, trotzdem sie eine gut organisirte Parteipresse besitzen. So meldet der „Vorwärts", daß nächsten Sonntag im Wahlkreise Höchst-Ufingen-Homburg 15000, vom Parteivorstand gelie ferte Flugblätter vertheilt werden sollen. Eine solche Agi tation ist nur durch die rührigste und opferwilligste Gegen agitation lahm zu legen. — Line Wetterprophrzeihuna für die nächsten Monate hat ein alter Praktik»« auf Grund lanajähriger Beobachtungen zusammeuaeftellt und dem „Frei». Anz." übermittelt. Da» genannte Blatt schreibt: Ww Haven die Tabelle eine Zeit lang liegen lasten, um vor der Veröffentlichung eine Probe zu machen. Bisher haben die Boraugabeu über da» Wetter so ziemlich gestimmt, was natürlich noch keine Bürgschaft für die Richtigkttt der späteren Angaben bildet. Wenn nach dieser Voraussage der Juni, den wir diesmal sür die Heuernte recht trocken brauchen, nicht weniger als 21 schlechte Tage aufweist, so wollen wir un» vorläufig die Laune dadurch nicht verderben lassen. Nach der Wettervoraussage soll sein im Juni: Schönes Wetter: am 1., 2, 3., 4., 16., 17. Trübe Tage oder leichte Niederschläge: am 5., 6., 7., 8., S., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 18., 19., 20., 21., 22., 24. Stärkere Niederschläge meist mit Gewitter: am 23., 26., 29., 30. Ferner im Juli: Schöne» Wetter: am 2., 3 , 4., 5., 7., 8., 9., 10., II., 12., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 27. Trübe Tage oder leichte Niederschläge: am 13 ,16., 23., 24., 25., 26. Stärkere Niederschläge meist mit Gewitter: am 1., 6., 14., 15., 28, 30., 31. Im August: Schönes Wetter: am 14., 16., 17., 18., 20. Trübe Tage oder leichte Niederschläge: am 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 15., 19., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 28. Stärkere Niederschläge meist mit Gewitter: am 1., 2., 3., 4., 5., 27., 29., 30., 31. Dresden. Vorgestern wurden hier zwei sogenannte Stoffnepper verhaftet, die ganz werthlose Waare hier ver trieben. Es war ein in den 20er Jahren stehendes Ehe paar au« Berlin ; die Frau machte „da« Geschäft" in der Weise, daß sie sich für eine Wittwe in bedrängten Verhält nissen ausgab und Reste ihres früheren Waarenlagers anbot. Der Stoff, den sie dabei auspackte, war so billig, daß sie vielfach Käufer fand. Nachträglich stellte es sich freilich heraus, daß daS Zeug aus einer Art Kunstwolle gefertigt und nahe zu werthlos war. Der Mann unterstützte die Frau, indem er die Sache leitete und das Lager der „Stoffe" in Ord nung hielt. Als Beide verhaftet worden, fand man in dem Unterrock der Frau über 100 Mk. eingenäht. Gruna. Ein höchst ergötzlicher Vorfau spielte sich jüngst in den frühen Morgenstunden in der Nähe von Gruna ab. Eine mit Sang und Klang auf der Pirnaer Chaussee ein- hermarschirende Kompagnie eines in Dresden garntsoniren- den Regiments hatte eben hinter den letzte i Häusern von Alt-Gruna „Halt" gemacht, um der General- und Spezial- Idee für die stattzufindende Felddienstübung zu lauschen, als plötzlich aus einem nahen Gehöft eine junge Kuhkalbe gejagt kam, die, als sie der Truppe ansichtig wurde, erst stutzte, dann aber in mächtigen Sprüngen bis zu dem mitten vor der Front haltenden gestrengen Kompagniechef galoppirte und hier, lustig mit dem Schwänze wedelnd, der Dinge harrte, die da kommen sollten. Die strenge Disziplin verhinderte wohl einen gewaltsamen Ausbruch der Heiterkeit ob dieses unfreiwilligen Adjutanten, es wetterleuchtete allerdings ge waltig in den Gesichtern der Soldaten, als der Herr Haupt mann starr vor Staunen mitten in seinen Erklärungen inne hielt und den vierfüßigen Aufdringling betrachtete, der ganz gegen die militärische Anstandsregel sein „Eingetroffen" durch ein langgezogenes „Muh" zu erkennen gab. Mehrere Her- ren, die in der Nähe standen und nicht an die militärische Disziplin gebunden waren, konnten sich allerdings nicht ent halten, in ein fröhliches Lachen au zubrechen, und dies än- derte sofort die Situation. Der „Vater der Kompagnie" wendete sein Pferd, mehrere vor der Front haltende Unter offiziere packten auf Befehl die „Mutsche" an den Ohren, einer drehte kunstgerecht den Schwanz derselben und unter allgemeiner Heiterkeit, in die nun auch die Offiziere ein stimmten, wurde der sich heftig mit den Vorderbeinen ein stemmende Ausreißer unter höchst schmeichelhaften „Kasernen- hofblüthen" in den Gutshof zurücktranSportirt. Bautzen, 5. Juni. Die Wenden der sächsischen und preußischen Lausitz wollen sich in Bautzen ein besonderes Vereinshaus erbauen, daß eine „Zufluchtsstätte ihrer Ideale" iein und eine Bibliothek und ein Museum ihrer Alterchümer enthalten soll. Man hofft, das Vereinshaus im Jahre 1897 eröffnen zu können, und will damit die Feier des 50jährigen Bestehens des 1847 begründeten Vereins Macica Serbska verbinden. Der Vorstand dieses Verrins hat unlängst einen Aufruf erlassen, in welchem auch die „polnischen Brüder" zur Beisteuer behufs Verwirklichung dieses Planes aufgefordert werden. Meerane, 6. Juni. Der hier wohnhafte Oekonom Julius Leonhardt wurde heute früh in der Jauchengrube seines Grundstücks todt aufgefunden. Man nimmt an, daß Leonhardt, der kurz vorher im Hofe etwas zu verrichten hatte, von einem Schlaganfall betroffen und in die Grube gestürzt ist. Frankenberg, 6. Juni. Heute früh kurz vor 8 Uhr traf, auf einem am Dienstag früh von Dresden aus ange tretenen militärischen Uebungsritr begriffen, Se. königliche Hoheit Prinz Friedrich August in Begleitung mehrerer höherer Offiziere von Hainichen kommend, woselbst Nachtquartier ge- nommen worden war, in unserer Stadt ein, deren vom Durchritt berührte Straßen aus diesem Anlaß Flazgenschmuck trugen. An der Spitze des Raths- und Stavtverordneten- Kollegiums begrüßte Bürgermeister Dr. Beck auf dem Markt platze den Thronfolger, welcher dafür, sowie für einen ihm von einer hiesigen jungen Dame überreichten Blumenstrauß herzlich dankte und die Hoffnung aussprach, zur Manöver zeit, wenn -r mehrere Wochen in Frankenbergs Nähe (auf Schloß Lichtcnwalde) weilen werde, unsere Stadt, welche er heute zum ersten Male besuchte, näher kennen zu lernen. Hierauf erfolgte der Wcilerritt der Reiterschaar über den Kirchplatz, woselbst die Realschüler mit ihren Lehrern Auf stellung genommen, und durch die Humboldtstraße, in welcher die Kinder der Bürgerschule klassenweise Spalier bildeten, in der Richtung nach Mühlbach. Plauen i. vogtl. Die sehr verkehrsreich« Shrabrück« auf der Bahnhofstraße bedarf einer Erweiterung, namentlich dann, wenn die elektrische Straßenbahn eröffnet wird. Der Stadtgemeinderath hat beschlossen, diese Verbretterung mittelst Ueberwölbung vorzunrhmen und bewilligte den erforderlichen Kostenaufwand von 39 300 M. auf Stadtanleihe. LS lagen dem Stadtgemeinderath noch zwei billigere Projett« (Eisen konstruktion) vor, «an entschied sich aber für da» theuere Projekt, namentlich auch deshalb, weil die Steinkonstruktion di« beste Gewähr für lange Haltbarkeit bietet. Der Bau muß bis zur Eröffnung der elelektrischen Straßenbahn — etwa Mitte August — beendet sein. Halle a. S„ 6. Juni. Schon wieder ist über eine Hierselbst vorgekommene Mordthat zu berichten. In der Dölauer Haide in einer durch Abbau entstandenen Senkgrube, nahe dem Wege nach dem Dorfe Cöllme bei Halle, fanden Korstbeamte die zum großen Theil noch mit Erde und Laub bedeckte Leiche einer alten Frau. Füchse hatten die Leiche gewittert und zum großen Theil die Fleischthrile aufgezehrt. In der Todten wurde die seit dem 27. Februar d. I. ver mißte 71 Jahre alte unverehelichte Kräutersammlerin Handtke von hier recognoScirt, die auf schändliche Weise ums Leben gebracht worden ist. Magdeburg, 4. Juni. Eine schreckliche VerzweiflungS- that beging am Sonnabend eine Frau. Sie begab sich mit ihren vier Kindern nach dem Kleinen Werder; hier stieß sie erst die beiden ältesten Kinder im Alter von 6 und 8 Jahren von der steil nach der Elbe abfallenden Verladerampe in's Wasser, dann wurde das dritte Kind hineingestoßen, hierauf folgte die Frau mit einem Kinde auf dem Arme. Der Bootsmann eines unterhalb des Thatortes vor Anker liegen den Fahrzeuges war durch das Geräusch der fallenden Körper aufmerksam geworden. ES gelang ihm die drei größeren Kinder zu retten, während die Mutter mit dem jüngsten Kinde den Tod in dem jetzt ziemlich hohen Wasser der Elbe fand. Die Leiche der Frau wurde am Sonntag Vormittag gefunden, dagegen ist die Kindesleiche noch nicht geborgen. DaS Speise« 1« Amerika. Emanuel Baron Korff hat in den beiden vergangenen Jahren eine große Reise buch vier Welttheile gemacht und dabei ein Tagebuch geführt, das die auf der weiten Reise überall aufgenommenen Eindrücke in voller Frische wieder- giebt. Der erste Band, geschmückt mit dem stsr spsnAlsä danasr, führt in das Land der letzten Weltausstellung. Den Schilderungen entnehmen wir hier folgende Stelle: „Das Speisen in Amerika ist sehr ungcmülhlick-. Zum Breakfast, Lunch und Dinner gubt cs eine endlose Speise karte mit drei Suppen, dann folgen erst die trors cl'osuvrss, hierauf giebt es Lamm mil Minisauce, Schildkröte mit Austern, Hammelrippen mit Bohnen, Erbsen und eine Menge unbe kannter übclschmeckender Gemüse, Alles schmeckt nach Pfeffer und Wasser, das Fleisch nach Holz und Pappe. Dann giebt es kalte Sorbets von allen Früchten, die recht gut sind, dann kommt Geflügel wie Lever, Spargel, die wie im Wasser auf gelöste Bindfaden zu sein scheinen, dann Eiscrcam mit Früchten, Käse, Kaffee. Nun giebt es einen Strich auf der Speisekarte und dann stehen untereinander eben so viel kalte Speise». Bon Fisch habe ich gar nicht gesprochen, weil der hier über haupt nicht zu essen ist. Es giebt einfach in Amerika keinen frischen Fisch. Noch nie bin ich einem begegnet, an keinem Ort. Mir scheint, diese Fische sind alles Ueberreste der m Blechbüchsen eingemachten unglücklichen Petrefacte, die schon 1884 auf der Fischereiausstellung in Berlin waren. Es wird nicht erwartet, daß der Gast Wein trinkt, und wenn er es thut, steht er im Verdacht der Völlerei und Trunksucht. Der bedienende Neger wird sogar von seinen College» mit heiterem Bedauern angesehen, solch' einen Gast bedienen zu müssen. Von früh bis spät in die Nacht trinkt der Ameri kaner Eiswasser mit einem so großen Stück EiS im Glase, daß unsere Lippen und Nasenspitze in eine Art Gefriergrad kommen. Der Eingeborene sagt dem Neger, was er essen will, und nun stellt der liebliche Schwarze alle Speisen zu gleich aus den Tisch, giebt ungern neue Teller, Messer und Gubem und sieht wo anders hin, wenn man mit ihm spricht, als ob er überhaupt nicht hört, r det dazwischen sogar mit einem anderen Farbigen. Will man also vernünftig essen, muß man stets nur das eine Gericht bestellen und dann erst das andere, wenn man mit dem ersten fertig ist. ES ist dies nichts weniger als eine ordentliche Ernährung, geschweige denn, daß von Tafelfreuden die Rede sein könnte. Dazu kommt, daß von 7 bis 9'/, Uhr im Speisesaal das erste Frühstück genommen wird und es gänzlich unbekannt ist, dcn Thee oder Kaffee auf dem Zimmer zu nehmen. Der Lunch ist von 12'/, bis 2 Uhr, das Dinner von 6'/, bis 8 Uhr, und für kein Geld und keine guten Worte ist außer dieser Zeit eine Tasse Kaffee zu bekommen. Wer seiner Ermüdung einen kleinen Aufschwung geben will, muß in ein Bar gehen, wo saures Bier und unglaublich viel verschiedenartige drsvU/ ancl wswr fabricirt und durch Strohhalme getrunken werden." Vermischtes. Unvorsichtige Hühneraugen-Operation hat wieder einmal den Tod eines Mcn chen zur Folge gehabt. Der zwanzigjährige Sohn eines in der Bichhosstraße in Berlin wohnenden Agenten H. hatte sich mittels eines Rasir- messcrs bei einer selbst vorgenommcncn Operation von Hühneraugen aus Versehen in den Fuß geschnitten und, um die Blutung zu stillen, die Wunde mit denaturirtem Spiritus ausgewaschen und mit einem rothen Flanell-Lappen verbunden. Wenige Stunden später zeigte der Fuß eine brandige Röthe, die sich bald aus'S ganze Bein ausdehnte. Auf ärztliche An ordnung mußte der junge H. sofort in ein Krankenhaus ge schafft werden, wo eine hochgradige Blutvergiftung festgestellt und eine Amputation des Fußes vorgenommen werden mußte. Trotz aller ärztlichen Sorgfalt und Bemühungen ist H. Montag Abend gestorben.