Volltext Seite (XML)
3. Beilage zum „Riesaer Tageblatt". AotekknSdeuck »d Verlag »«, Laager » Wl»t»rNch i» Riesa. — Für di, RrdaNio» »mmN»«Mchr Herm ann Schmidt d, Rias». « 8» Saaaadea», 1». April 1SV9, <»ea»S. 6S. Jahr». Das Haar der Frauen. Knltnrg^chtchtlich« Studie von Oskar Wiener. — Nachdr. »erd. Richt dl« der Haarpflege iw! wissenschaftlichen Sinne, nicht vis« der Mnst des HaarfLrbenS oder cm- der« LrSnretischer Zaudereten soll hi« die Rede sein. Kto virlten kttne Rezepte geben, keine Anweisungen für Frauen, die mit ihrem Haare unzufrieden sind und durch künstliche Mittel diesem Mangel aufhelfen möchten, kenn wir hier nach den Köpfen unsrer schönen Part nerinnen bilden, fi> geschieht dies nur vom Standpunkte der Aesthetik, und wir gestatten uns dabei die kühne SrrauSsetzung, daß eine jede der Betrachteten das wun derbarste und in edelster Fülle prangende Haar besitzt, da- dir Natur einer schönen Frau je verliehen. Tie Anordnung des Haares, sein künstlerischer Aufbau sollen unS in dieser kleinen Studie beschäftigen und als Grund gedanke muh uns da. ei vorschwcben, daß das Frauen haar dem Aeslheten als Knnstmaterial gelten muß, just sd lvie die Seide vier ein anderer Stoff der textilen Krmst. Las Haar ist für uns somit das Rohprodukt, aus dem erst etwas Künstlerisches geschaffen werden muß, ein vollendetes Ganzes, das wir gemeinhin die Frisur nennen. Tabei ist es gleichgültig, ob das Haar durch fremde Zufuhr in seiner Fülle künstlich vermehrt wurde, öder ob der eigene Besitz jenen monumentalen Aufbau gestattet, der von Zei. zu Zeit dorr der launenhaften Königin Mode gebieterisch! gefordert wird Ein jedes künstlerische Produkt besitzt seine per sönliche Schönheit, die ihre Vorzüge aus deut Rohstoff schöpft, dies gilt ganz besonders von der weiblichen Frisur. Auch sie hat die absolute Schönheit zum Ziele; da die Haartracht aber im Geheimen oder offen sichtlich nur eine Zierde ihrer Trägerin sein soll, muß sie mit der Form und dem Charakter des Kopfes har monisieren. Daß dies ost auf Kosten der eben herr schenden Mode geschehen müßte, vergessen viele Frauen zu ihrem eigenen Schaden; die Abhängigkeit nimmt ihnen das freie Urteil und sic frisieren sich wie es die Nachbarinnen tun, ohne ihrer eigenen Persönlichkeit Rechnung zu tragen. Man soll gewiß der herrschenden Mode Achtung bezeugen; cs ist dies ein Zeichen von Kultur. Aber man darf nie ihr gedankenloser Sklave werden, ihr willenloses Werkzeug. Darum wird die Dame, die vor dem Spiegel sitzt und rhr Haar künst lerisch ordnet, neben der Herrin Mode Koch! anderen Göttern huldigen müssen, nicht zuletzt dem! 'Gotte ihres eigenen Willens, der Freiheit persönlicher Empfind ungen. Was nützt die Modischste Frisur, wenn sie dis Trägerin unvorteilhaft kleidet, wenn sie nnt der Form des Hauptes in Widerspruch steht und in Streit ge raten ist mit dem Charakter der Trägerin? Nehmen wir an, die Mode Hütte eine wilde, eine trotzige Haartracht anlesohlcn, und nun frisiert sich ein sanftes blondes Persönchen, deut die Lammsrdmmheit aus den Augen klickt, wild und ungeüerdig, weil es Frau Mode wünscht. Cie straft sich Lügen, gerät mit ihrer eigenen Person in Widerspruch nno wirkt vielleicht lächerlich Dir Geschiß ' der Haartracht hebt mit ver Geschichte der Menschhcii an, aker so seltsam es sein mag, die natürlichste Form des Haares, die Selbstverständlich keit, cs aufgelöst zu tragen, ist nur selten in Erschei nung getreten. Das. lose aufgelöste Haar, das der Frau in natürlichen Mellen über den Rücken fließt, trifft man säst nie bei den Naturvölkern an; um die Schön heit dieser primitivsten Frisuren zu begreifen, muß man den Standpunkt des Wilden längst verlassen haben, denn der Wilde liebt das Groteske und weil er in seinen Empfindungen natürlich ist, zieht ihn das Unnatür liche mächtig an. Erst im späten Mittelalter sehen wir daS aufgelöste Haar, als eine visu der Mode gnädlgst konzessionierte Tracht. S0 trugen sich die italienischen Damen, und so liebten es die deutschen Minnesänger und sie widmeten den offenen tzaarwellen ihrer Herr innen überlange Gedichte, die von Bewunderung für die aufgelöste Goldpracht ersüllt waren und süßem Gestam mel. Die höfischen Frauen hörten gerne Lieder solcher Art und damals kam die Mode auf, das Haar mit der Kulmschere zu kräuseln, denn nur 'ein solches hatte Anspruch aus Sol- und Bewunderung. ES gibt zwei Möglichkeiten, das Haar anzwordnen: nach oben oder nach unten; die erstere ist die unnatür lichere von beiden und sic verleitet leicht zu Ueber- treibungen, aber just ihre Art nmr von jeher in der Frauenwelt am beliebtest-:«. Zu allen Zeiten ordneten die Weiber ihr Haar weit lieber über dem Scheitel zu einem künstlerischen Geflechte an, als im Nacken zum natürlicheren Knoten. Die antiken Frauen taten dies noch im Bewußtsein einer ästhetischen Empfindung, und in der Renaissance and in deO Tagen des ersten Napolcon kehrte jene schöne Haartracht' wieder, aber welch' grausame Sünden gegen den guten Geschmack sind zwischenenrch verübt Morden! Ein Architekt, der Gebäude errichtet, war vor der Revolution der Friseur der französischen Frauen. Durch Kissen, falsches Haar und andere Hilfsmittel gelang es ihm, die Köpfe der Frauen zu unmöglicher Form in die Höhe zu treiben und durch allerlei alenteuerlichen Aufputz diesen ost ein halbes Meter hohen Bauwerken den Charakter der Verrücktheit zu geben. Aus dem Gipfel jener Berge sah man ausgestopftc Vöael oder große Büschel Straußen federn, aber auch die Modelle zierlicher Schisse und anderes Spielzeug wurde dort befestigt. VoM Hose her war jene barocke Mode in das Volk gedrungen und auch die Bürgerfrau mußte sich diesen Gebäuden nnbe- queincn, selbst «0ch, als man um das Jahr l780 den Reifrock fortwars, und in einfachen natürlichen For men sich sie neueste Zeit vorzubereit'en begann. Jin Mittelalter aber war der Zopf die eigentlich^ Haar tracht des weiblichen Mittelstandes, wie ihn heute noch die Bäuerin vieler Länder liebt. Nur die vornehmen Kreise, deren Frauen die Arbeit scheuten, konnten sich den Luxus des ausgelösten Haares gönnen. IN der Vorratskammer und Küche, auf dexr Felde und im Garten, war das offene Haar ein Hindernis und darum flochten cs die Mädchen und Frauen zu Zöpfen und gaben ihm an festlichen Tagen bunte Bänder zum Schmucke. Die Ritterssrauen ließen das Haar in auf gelösten Wellen über "den Rücken rieseln, allein ihvc Mägde trugen bereits den sorgsam geflochtenen Zopf. „Es ist," sagt Jak. v. Falke irgendwo, „die Tracht der Arbeit, der Geschäftigkeit/ der dienenden Klasse, aller dings niwt allein und nicht immer, denn int frühen Mittelalter, bcwor der höfische Anstand und das ritter liche Geseltschckftslelen sich auSbildctcn, int zehnte« Und elften Jahrhundert und, früher schon von den Frauen und Mastern Karls des Große« wurden die geflochtenen und mit Gold durchwundene« Zöpfe selbst von den höchste« weibliche« Häupter« der Christenheit getragen. Es hat Zeiten gegeben, w!o cs den Anschein hatte, die Frauen müßten sich ihrer Ohren schämen. Sie ver steckten die rosigen Muscheln nämlich "sorgfältig und ängstlich fast hinter dem gescheitelten Haare, und nur das Gold d er Ohrgehänge verriet, was die F ra «en hinter dem Vorhang des Haares verbargen. Diese Mode ist im Wechselspiel der Zeiten immer wiedergekehrt und sie hüt auch in den Reihen der Aestheten ihre Ver fechter gesunden. Ist sie doch tatsächlich ein kluges 'Mittel, Mängeln der Natur unmerklich abzuhelfen, wenn eS beispielsweise gilt, einem allzu lange« Gesicht sMfl» Rundung zu verleihen, eine steile Stirn zu verdeck« vder aostebende Ohren. Ueberhavpt ist die Frisur datzu da, die Linien des Hauptes zu korrigiere«, oder wm« dies nicht nötig, in anschmiegender Harmonie zu be tonen. Darum ist uns die schwärmerische Mode der Btedermaierzcit heute so sympathisch, nur ihre Ueber- trcibungen, die in der altenglischen Romantik zur „Schmachtlocke" führten, können uns nicht gefallen. Die Schmachtlocken waren das Attribut unserer empfind samen Urgroßmutter; in lange« sorgfältig gedrehten Schrauben sielen sie paarweise oder auch M dritt von den bleiche« Schläfen der Damen bis zur Schulter nieder und sanoen in ihrer Absonderheit nur zu de« Zeiten der französischen Restauration ein würdiges Gegenspiel, da die Frauen es liebten, ihr Haar über hohe mächtige Kämme hinanszuhcben und von oa in zierlichen Locken tranerweidenartig herabsallen zu lassen Eine jede Epoche, ei« jeoes Zeitalter^ hat seine per sönliche Mode, die ein Spiegel ist für die Gefühle und Empsinonngcn, oie das Geschlecht bewegen. DieS gilt nicht zuletzt auch, von de« Mooegesetzen der Frisur. Immer aber wird eine Fra«, die sich ihre eigenen Ge danke« «lacht and in der Kleidung eine persönliche Note liebt, auch ihr Haar persönlich anzuordnen wissen, sick und ihrer Erscheinung zur Ehre und allen, die mit ihr verkehren, zur freudigen Betrachtung. Eingesandt. (Bekanntlich ohne Verantwortlichkeit der Redaktion.) Gröba. In der letzten Sitzung unseres Gemeinde rats ist von Herrn Münch angeregt worden, die Gemeinde solle, um der Wohnungsnot zu steuern, Häuser in eigener Regie bauen. Ich bezweifle, daß der von Herrn Münch vorgeschlagcne Weg der empfehlen!werteste sein wird, um die Wohnungsnot zu beseitigen. Vielmehr bin ich der Uebcrzeugung, daß der Allgemeinheit, wenn die Gemeinde Häuser baut, ebensoleicht empfindlicher, wenn nicht noch größerer Schaden zugefügt werden kann, als wenn die Ge meinde die Hände von der Sache läßt. Bei wieder einmal eintretendem Wohnungsüberangebot würde die Gemeinde sehr bald fühlen müssen, wozu sie sich hat verleiten lassen. Der Wohnungsnot entgegenzuwirken muß in erster Linie Sache deS Privatkapitals bleiben, eventuell müssen Bau genossenschaften gegründet werden. Daß die private Bau tätigkeit darniederliegt, kann niemand befremden, der die Verhältnisse kennt. Die Verzinsung eines Hauses bei den heutigen Verhältnissen reicht aber kaum zur Deckupg der erforderlichen Ausgaben hin. Da», und die mancherlei den Grundstücksbesitzern auserlegten sonstigen Lasten und Quenge leien, sowie die hohen Preise in allen mit dem Bau gewerbe in Verbindung stehenden Verhältnisse, nicht zu letzt die Schwierigkeit der Hypothekenbeschaffung, sind die Ursachen, daß die Bautätigkeit jetzt stagniert. Sollen alle Gründe angeführt werden, so muß ferner noch gesagt werden, daß an der jetzt herrschenden Unlust zum Häuser bau manche Mieter selbst einen gewißen Teil der Schuld tragen, indem sie mit den Wohnungen nicht immer in der Weise verfahren, wie es sich gehört und dadurch die Haus besitzer zu Ausgaben für die Instandhaltung der Wohnungen nötigen, die bei den jetzigen schlechten Zeiten doppelt drückend empfunden werden. Auf keinen Fall soll man glauben, daß die Hausbesitzer auf Rosen gebettet sind, tz wir-a 065 Umsskr sller Loncufi-enr-^Isi-ken cZurck öen immer-köker-sleigenöen Konsum cis»- W wrnaiA cieakkirm ver beste Vvveis tllr ikre gusliM unä prekEäigkeit! ksmstÄ-vudso Loste 2'/- kk.-viKtirsUs Iv Liv»» (<Zss»trI. xs-cvütrt.) orüüitlicü boi: vrogsrio, Ilauptstrarso. mookt rosixeo, warten loiot, äis rou?i- vstva Ilövds vsrcloa vcid> ooN weiss. Io Kosen ü. Mk. 2.— iinä iNK. 1.— io Mo ^votliolrsn, Drogerien unil I'or- liimerien ru kmvon. pw Vitek L 0o, MM-L. W 5ei/e vline 5o8ZA. z. jlenmeke, ckstsli«!» Sinei ELS' Lnakeionkemallrun«* Werkplatz und Aufstellung moderner Denkmäler Altmnrkt 2. Anfertigung von Firmenschilder«, Lemenlplittev, Banarbettev «nd Eraenernng. Bei Bedarf bittet um geneigtes Wohlwollen hochachtungsvoll Xesttinesnn, Bildhauer u. Gteinmetzmstr. Entzückende Reuheilen in Schürze«, J«po«s rmd Sirrderkleidchen sind eingetroffen bei »IsttzOA