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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.12.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191612231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19161223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19161223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-12
- Tag 1916-12-23
-
Monat
1916-12
-
Jahr
1916
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.12.1916
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au MLlnS »er» n ge» e das Ruhe» halten ; dem steigt Infor» t steht -ge zu dio eeres- t und > nach l. daß Küste, «rünes allen t wird Felde! reuen. Herb- männ» ilichen irgen: t und vollen i? Da a und itrom» achts- . wer- ! von enden. Sinne graue reudc» > Hei- n ins e alle orbei- sliches festes, dieses stbäu- >ieges> Kuffifcke Mäläer unci Garten Beobachtungen eines deutschen Landsturmmannes. Was uns schon auf der Schulbank erzählt wurde und was uns das praktische Leben auch im lieben Heimatlande bei vielen Gelegenheiten immer wieder erfahren ließ, nämlich wie reich das Herrschergebiet des Zaren an Holz ist, daS war auch das erste, was uns bei unserem Einzug in Rußland bemerklich vor Augen trat. Im eigentlichen Grenzgebiet, soweit wie uns die einspurige Eisenbahn trug, war allerdings nicht allzuviel davon zu sehen. Da ging es durch beträchtliche Strecken über kahle Felder, Re zum großen Teile unbebaut, auch reichlich mit größeren Steinen bestreut, dalagen. Aber als dann die von der Heeres verwaltung gelieferten Schusterrappen — meist waren es Falben — ihre Kriegstüchtigkeit zu erweisen hatten, da ward unS doch Gelegenheit durch eigenes Sehen festzustellen, daß unS Schule und Lebenspraxis die Wahrheit gesagt hatten. Wie oft und wie lange sind wir auf Waldwegen Lahingestiebelt! Und das war im Sommer durchaus nicht das Unangenehmste, denn der Wald bot, wenn seine Wege auch staubig und sandig waren, doch immerhin Kühlung und mehr Schub gegen die Sonne als die freien Felder, deren Pfade durchaus nicht gangbarer und ozonreicher waren. In bewohnteren Gegenden waren die Wälder aber schon ziemlich gelichtet und spendeten den feldmarsch mäßig ausgerüstet dahinkeuchenden alten Landstürmern nur kärglichen Schatten, wo aber Dörfer und menschliche An siedlungen seltener waren, da konnte man doch in hohen Nadelwäldern eine poesieumhauchte Dunkelheit finden, wie wir sie sonst nur in unseren heimatlichen Laubwäldern kennen. Die Wälder in der Nähe der Ortschaften sind eben darum lichter, weil der Solzbedarf der russischen Bauen: ein riesiger ist. Das wird jeder begreifen, der gesehen hat, waS sie alles aus Holz anfertigen. Dinge, die von unseren Voreltern und von den abgelegensten deutschen Dörflern längst zum alten Eisen geworfen sind, weil sie aus Holz waren, haben jene noch hölzern in Gebrauch. Die Pflug schar aus Holz sah man häufig, alles fährt auf hölzernen Wagenachsen, hölzerne Mörser, Triebräder und vielerlei andere Dinge aus Holz gab es genug. Im typischen russischen Bauernhause wird man keinen Nagel finden, alles hängt und wird gehalten an hölzernen Pflocken und durch hölzerne Keile. Der Kienspan dient vielfach noch nach Anbruch der Dunkelheit zur Beleuchtung des bewöhnten oder gerade benutzten Raumes, durch hölzerne Schorn- ueine zieht des fast immer glimmenden Feuers Rauch und Qualm ab. , Laubwälder habe ich in Rußland noch nicht gesehen, .mmer nur Nadelhölzer, meist Fichten und Lannen, seltener liefern. Vereinzelt steht zwischen den Nadelbäumen ein 2aubbaum, eine Birke, Esche, Espe, häufiger eine Eiche oon so imponierender Art, welche zur Überzeugung bringt, «rtz dieser als urdeutsch angesprochene Baum auch auf lawischem Boden »fest und unerschütterlich- wächst. Als ausgesprochenes Laubgehölz sah ich nur Birkenhaine oder ParkS, während Kameraden, die der Krieg in südlichere legenden Rußlands führte, prächtige Etchenwaldungen ge- ehen haben wollen, und namentlich in der Nähe hoch herrschaftlicher Güter prächtige grobe Wälder mit zayl- eichen Laubbäumen aller Art fanden. Ich habe, wie ge- agt, das Glück nicht gehabt, dagegen das, ganze Wälder o herrlicher Tannen und Fichten zu durchkreuzen, wie ich >e in der Heimat niemals erträumt, geschweige dem: ge- irhen habe. Zarenreiche nur hatte, da waren jetzt im Kriege die stolzen Schattenspender abges worden, um, quer über die Straße gelegt, unseren v Truppen ein Hindernis zu sein. Wem mcm mal hier oder dort schöne Baumalleen antraf, dann waren e- die Hauptwege zu den großen Gütern des Adel- und der Reichen. Ganz einsam auf freiem öden oder bebautem Felde konnte man öfter einem Laubholzbaum begegnen, meist war eS eine Birke, die dann auch fast immer durch ihrm schönen oder originellen Wuchs die Aufmerksamkeit auf sich lenkte. DaS Untergehöl» im Walde bildete neben Himbeer-, Brombeer- und Wacholderbusch meist der stramme Hasel strauch, überall schon mehr zum festen Bäumlein aus gewachsen. Seine schmackhaften Früchte fanden weit gehendste Würdigung bei den Eichhörnchen, denen man so zahlreich begegnete, daß es für jeden besseren Unterstand hinter der Front zum guten Ton gehörte, einen dieser flinken, niedlichen Nußknacker in Gefangenschaft zu haben, wo er für fleißiges Drehen der bekannten Trettrommel gedeihliche Verpflegung und liebevollste Behandlung fand. Auch unsere Feldgrauen sprachen den frischen reifen Nüssen wacker zu. Im Sommer haben sie sich oft genug gütlich tun können an Waldbeeren, die es reichlich von zuweilen erstaunlicher Größe in den russischen Walden: gibt. Auch Blaubeeren sowie Preise!- oder Kronsbeeren wachsen in Hülle und Fülle. Welche Mengen dieser hier so wohlfeil einzuheimsenden Früchtchen hätte man den Lieben in der Heimat zugute kommen lassen können, wenn die Beför- derungsmöglichkeit besser und schneller gewesen wäre. So konnte die schmackhafte Waldlabe nur ein treues Gedenken an die fernen Angehörigen auSlösen, denn keiner naschte wohl davon ohne solche Gedanken. Ebenso erging eS uns mit den Pilzen, die es genug, aber auch nicht in anderen Arten gab als daheim. Gleiches gilt von Blüten und Blumen. Daß ich auf dem weichen MooL- oder Laub teppich des Waldes in Rußland lisblichers oder andere Kinder Floras als bei uns zu Hause begrüßt haben sollte, köimte ich nicht behaupten. Sehr viele Freude machte eS im FkiMng, wie überaus häufig das hübsche Waldveilchen unsere Pfade schmückte. Mit den Vlunien und Beeren kommen wir zu den Gärten. Damit sieht es aber nach meiner Erfahrung traurig in Rußland auL, und ich lönnte wohl nach dem, waS ich gesehen habe, erklären: Gärten gibt es für den Bauer im Zarenreiche nicht. Bei einem l4tügigen Marsche sahen wir außer ganz wenig blumenbestandenen Fleckchen, die uns wie daS Samenkorn eines werdenden Gartens erschienen, einen einzigen wirtlicher: Garten, der nach An lage und Pflege nicht zu weitgehenden Ansprüchen genügen konnte. Und als wir uns ob dieses Wunders in dem dazu gehörigen Holzhanse nach dem Besitzer erkundigt hatte, kam die uns Genugtuung verschaffende Tatsache ans Licht, daß sich hrer seit nicht allzulanger Zeit ein deutscher Landmann aus Pommern oder der Mark Brandenburg angesiedclt hatte. In einzelnen Dörfern, in denen wir Quartier be zogen oder biwakierten, sah man an etwelchen Häusem wohl ein paar Blumen, Georginen ober Astern, aber von einem rechten Blumenbeet, geschweige einem Gärtchen, war niemals etwas zu bemerken. Auch von dieser Regel machen die Güter und Schlösser wieder eine Ausnahme. Kameraden, die der Zufall oder das Kriegsglück dorthin führte, erzählten allerlei von schönen Gartenanlagen, von bunten Blumen beeten usw. Ich kann mich aber nicht erinnern, daß einer in besonderer Begeisterung von gärtnerischen oder botani schen Wunderdingen geschwärmt hätte, die er vom Vater lands her nicht kannte. So wenig wie für Blumen, so wenig Zeit oder Interesse scheint der russische Bauer für die Obstbaumpflege zu haben. Von den wenigen Obst bäumen, die man antraf, waren die meisten total verwildert, und anch die anderen, die nicht ganz so vernachlässigt waren, boten Früchte dar, die nicht gerade zu den schmackhaftesten Genüssen lockten. Erfreulich besser soll es ja um die Obst produktion in Kurland und eben allen jenen Gegenden Rußlands bestellt sein, wo sich der Einfluß früherer deutscher Kulturarbeit noch heute geltend macht, oder wo noch jetzt das deutsche Element belebend und vorbildlich wirkt. Unsere Beobachtungen lehren uns wieder, daß wie so ost auch hier die Natur den unendlichen Überfluß lan Wald und Holz) neben den Mangel (an bunten Blumen und Obst im Garten) setzt. Man möchte vermuten, daß dieser einseitige Überfluß die Bewohner deS Landes in ihrer Rückständigkeit erhalten, sie bequem gemacht und ihren Geist abgestunwft hat gegen die kleinen Freuden, die uns eine bunte Blume oder duftende Blüte machen kann, sowie gegen die angenehme Abwechslung, die ein gutes Obst, eine schöne Frucht vom Apfel- oder Birnbaum, die unsere Ernährung bildet. O. U. -- . Aufbewahrung von EiS Eine billige und einfache Aufbewahrung von EiS kann map sich, wie H. Bode, Vogelsang, in der „Jll. Landw. Zig." mitteilt, auf folgende Weise verschaffen. Nachdem man einen schattigen Ort, der nie von Sonnenstrahlen ge troffen. im Park oder an der Nordseite eines Geländes erwählt hat, legt man zunächst zur Begrenzung des künftigen Eisberges vier Kanthölzer rechtwinklig iw. Verhältnis von 2 Dieter Breite und 4 Meter Länge, je nach Größe und Bedarf, in den Erdboden. Die Erde innerhalb dieses so gebildeten Rahmens wird auf 39 Zentimeter ausgehoben und durch festzustampfenden ÄraunkohlengruL (-schütt) oder Torfstreu ersetzt. Auf der so geschaffenen Unterlage werden dann im Winter die Eisstücken aufgestapelt und bei strengem Frost mit einigen Eimern voll Waner überschüttet. Darauf bedeckt man den Eisberg rundherum nut BraunkohlengruS, Lorfstreu oder Gerstentaff in einer Stärke von 35 Zenti metern und hiernach tüchtig mit Laub, in einer Dicke von nicht unter 45 Zentimetern, über diesen Haufen baut man sich dann zeltartig ein Gerüst aus Stangen und deckt eS dicht mit Roggenstroh ab. Damit das Deckstroh fest an liegt, schnürt man es mit Weidenruten ein. die an den - SEangen befestigt werden. Den Ein- und Ausgang stellt a sich in dm, einer: Giebel her, indem man dort einss 5 läÄ. die Mvsckmätzig mit einer Strohmatte ödes, n dicht verhängt wird. kneßSziele «ck Gtratezie »er Raffe» Den „Stimmen aus dem Osten" wird geschrieben: ES gibt zwei Mittel, sich ein Urteil zu bilden über die friegSziele der Feinde. Man kann sie erlauschen aus den Staatsmänner und Parlamentarier, aus den der Presse und Schriftsteller: man kann sie auch ablesen aus den Unternehmungen der Feldherren. Das »wette Mittel ist vielleicht das zuverlässigere, da eS sich nicht auf Worte stützt, sondern auf Taten. MS Rußland den Weltkrieg begann, ließ eS starke Heere Ostpreußen und Ostgalizten einrücken. Es brach aber > bald durch den Mrgrift seiner Flotte auf den Bos- ,^S den Krieg mit der Türkei vom Zaun, zwang da mit seine Bundesgenossen zum Dardanellenabenteuer, lähmte durch die Erregung des armenischen Aufstandes die anfangs glücklich verlaufende Offensive der Türken und stieß gegen Er»erum und Wan vor. In diesen Handlungen spiegeln sich aufs klarste Rußlands anfängliche Kriegsziele: die Mündungen der „russischen Ströme" Memel und Weich» sek mit den Häfen Königsberg und Danzig, Ostaalizien mit Lemberg und die Bukowina, also die großenteils von Ukrainern besiedelten Teile Oesterreichs, Konstantinopel mit den Dardanellen, Hocharmenien und Nordversien. Diesel ben Ziele hat ja auch die russische Presse bereits vor dem Kriege verkündet und ebenso Mnister und Abgeordnete in den Dumasitzungen der ersten Kriegsmonate. Worte und Taten stimmten also anfangs vollkommen überein. Dann erfolgte der große Zusammenbruch der Armeen Nikolais Nikolaiewitsch im Sommer 1915. Rußland ver lor in wenigen Monaten fast alle seine Eroberungen im Westen und dazu noch Polen. Litauen, Kurland, große Teile von Weißrußland und Wolhynien. Nock größeres Verhängnis wurde nur dadurch abgewandt, daß wir den Feldzug gegen Serbien unternahmen. So war wenigstens die Bedrohung Petersburgs verhütet und die Russen ge wannen Zeit, sich von Hindenburgs und Mackensens Schlä gen zu erholen. In der Zeit der jetzt eintretenden Winter ruhe schien sich eine Aenderung der russischen Kriegspoli tik vorzubereiten. Regierung, Dumlaredner und Presse stellten in seltener Uebereinstimmung den Erwerb von Kon stantinopel und der Dardanellen als Rußlands vornehmstes, ja zum Teil als das einzige Kriegsziel hin. Und in der Tat begann der russische Feldzug von 1916 mit einem kräftigen Vorstoß gegen die Türkei der zur Besetzung von Musch, Erzerum und Travezunt führte. Dann kam aber der Angriff -um Stillstand, ja ein Teil des eroberten Gebietes ging wieder verloren. Und bis jetzt haben die russischen Heere in Armenien ihren Vormarsch nicht wieder ausgenommen. Im. Frühling kamen dann Angriffe auf unsere Front bei Riga und am Naroczsee. Es sah fast wie ein Vormarsch aus, Kurland und Litauen zn- rückzuerobcrn. Mr glauben aber nickt, daß die russische Heeresleitung wirklich diese 'Slbsicht hatte. Für ein so großes Unternehmen waren die festgesetzten Truppen zu wenig zahlreich, und die Stöße nicht nachhaltig genug. Den Russen war es wohl vielmehr darum zu tun, festzustellen, wie stark unsere dortigen Stellungen und ihre Besatzungen waren. Außerdem sollten wohl auch möglichst viel deutsche Truppen im Norden gebunden werden, um den bei Ver dun hart bedrängten Franzosen etwas Erleichterung zu schaffen und zugleich die Haupthandlung vorzubereitün, die Rußland sich für den Sommer 1916 vorgenommen hatte: die große Brussilowsche Offensive gegen Galizien und die Bukowina. Diese hatte anfangs bedeutende Erfolge, kam aber bald ins Stocken. Das Ende des Sommers brachte dann als neues wichtiges Ereignis die rumänische Kriegs erklärung. Jetzt schien das letzte Hindernis für den großen Feldzug nach Konstantinopel gefallen, von dem im Winter ganz Rußland sprach. Auch während des ganzen Früh lings hatte man ja immer gehört von den großen Massen auserlesener und vorzüglich ausgerüsteter Truppen, die in Bessarabien für den Vorstoß gegen Bulgarien und die Tür kei bereitgestellt seien. Alle Welt glaubte, daß jetzt ein neuer, für die Mittelmächte höchst bedrohlicher Abschnitt beginnen würde. Da kam die große Ueberraschnng. Als Mackensen in die Dobrudscha einrückte, fand er dort statt des erwarteten großen Heeres nur zwei russische Divisionen, deren eine sogar zur Hälfte aus Serben bestand. Und unsere neuesten Siege zeigen, daß die Russen auch jetzt noch keine bedeu tenden Truppenmassen in die Dobrudscha geworfen haben. Es scheint also klar, daß die russische Heeresleitung gar- nicht mehr die Kraft hat, noch etwas Ernstliches gegen Konstantinopel zu unternehmen. Und Sarrail wird die Hoffnung aufgeben müssen, seine schwer leidenden Truppen durch einen Vormarsch aus den Fiebergegenden von Sa loniki herauszubringen. Wenn aber Rußland den Durch marsch durch die Dobrudscha gar nicht durchführen konnte, warum hat es dann das arme Rumänien durch ein Ulti matum -um Kriege gezwungen? Einfach um einen neuen Bundesgenossen gegen Oesterreich zu haben und aus Be sorgnis vor einer neuen Offensive Hindenburgs. Hat Ruß land also endgültig auf Konstantinopel verzichtet? Das gewiß nicht. Wer man muß unterscheiden zwischen dauern den Zielen der russischen Politik und augenblicklichen Kriegs zielen. Am Anfang des Krieges fielen beide noch zusammen. Seitdem ist Rußland längst so geschwächt, daß es seine augenblicklichen Kriegsziele ganz wesentlich einschränken mußte. Auf die Eroberung Ostpreußens mit Danzig, Kon stantinopels und der Dardanellen hofft es nicht mehr. Es käinpft jetzt in der Hauptsache nur noch um Galizien und die Bukowina. Mit anderen Worten: nachdem außer den Polen auch die Bulgaren sich endgültig von der russischen Führung losgesagt haben, ist das ganze panslawistische raicka-Mwetta-flankakUon Autttsusrsrtikel, t.einsn- u. Ssumwokvsrsn, Lsrcklnsn ftseeonvärck« «v Rue ssnr roltcks, orsis«ktts Sisrsn. Vrsrctsn Kesgae Steak» 12 «atz Rußland beschränkt sich b-- E«-» Sehnlich liegen die Verhältnisse an» dem asiatischen Kriegsschauplatz: auch hier stimmt ine Strategie nicht mehr mit den großen Worten »überein, die Regierung, Volksver tretung und Presse am Anfang de» Krieges im Munde führten. In Persien verhalten sich die russischen Truppen schontest längerer Zett rein defensiv, ja weichen Schritt vor Schritt vor den andrängenden Türken und Persern zurück. Und an Vorstöße nach Mesopotamien mch Klein- asien denkt in Rußland offenbar niemand mehr. Nur in Armenien dauert die russische Offensive an, jedoch auch ohne große Kraft, und findet ihre Ergänzung durch ge wisse politische Maßnahmen der Regierung. Das Gebiet von Travezunt ist jüngst -um „unablösbaren Bestandteil des russischen Reiches" erklärt, also nach italienischem Muster schon wählend des Krieges annektiert worden. Und in Hocharmenien hat die Ansiedlung von Kosaken und russi schen Bauern begonnen an Stelle der vor den Kriegswirren nach Kaukasien geflohenen Einwohner. Wir sehen also, daß Rußland seine ursprünglich sehr groß angelegten Eroberungspläne auf zwei Territorien beschränkt hat: Ostgalizien mit der Bukowina und Ar- Menten. Warum der Besitz gerade dieser zwei Gebiete so hartnäckig erstrebt wird, ist kür jeden klar, der die russi sche Geschichte der lebten Friedensjahre aufmerksam ver folgt hat. Seit der Revolution gab cs in Rußland zwei Länder, die der Regierung und der nationalistisch-,, Presse schwere Sorgen machten; die Ukraipe und der Kaukasus. — In der Ukraine war fast über Nacht eine starke separa tistische Bewegung entstanden, die Fühlung genommen hatte mit den stammverwandten Ruthenen in: benachbarten Oesterreich. Und im Kaukasusgebiet hatte während der Revolution zeitweilig völlige Anarchie geherrscht. Das Ansehen der Regierung war auf Jahre hinaus fast ver nichtet. Wkhreud des Weltkrieges schlossen sich zudem fast alle Bevölkerungsgruppen der Gebiete, sotvohl christ- tickne als mobamedanische zusammen zur Befreiung von: russischen Joch. Einzig die Armenier hielten zur Re gierung. Die Ukraine und Kaukasien sind aber die an Naturschätzen (Getreide, Zucker, Erze, Kohle, Erdöl» reich sten Provinzen des zisuralischen Rußland, die Grundlagen der russischen Weltmacht. Und um jede Gefahr ihres Ver lustes abzuwendcn, braucht Rußland die Eroberungen, um die es noch küinpft. Hat eS die österreichischen Ukrainer in seine Hand gebracht, so wird cs ihm ein Leichtes sein, die gesamte ukrainische Bewegung zu ersticken. Denn diese wird dann keinen auswärtigen Stützpunkt mehr haben, von dem sie sich Bundesgenossen und Waffen holen kann zum Kampf wider den „Moskal". Und der Besitz eines von Kosaken und großrussischen Bauern besiedelten Ar meniens würde einen breiten Schutzwall vor Transkau kasien legen und alle Beziehungen zwischen den kaukasi schen Völkern und der Türkei abschneiden. Die Eroberungen also, die Rußland in diesem Krieg noch zu machen 'hofft, sollen nicht mehr der Erweirerung seiner Macht dienen, sondern nur noch der Sicherung seines Besitzes. Wenn auch die russischen Heere auf zwei Kriegsschau plätzen noch in der Offensive stehen, politisch ist Rußland schon in die Defensive gedrängt. Fricdcnsrcif wird es aber erst dann sein, wenn cs auch strategisch überall zur De fensive gezwungen ist. Erst dann wird die Entscheidung des Weltkrieges erkämpft sein.
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