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sich als Reichskanzler v.-rzustellen, sondern auch, um die süd- deutschen Souveräne mündlich über die Vorgeschichte der Kanzlerkrisis aufzuklären. Besonders soll die Verstimmung des Großherzogs von Baden, welche durch den Sturz des Grafen Caprivi entstanden ist, beseitigt werden. Daß bei der ersten Berathung der Vorlage zur Be- kämpsung der Umsturzbestrcbungen im Reichstage die ganze innere Situation, wie sie sich durch den Kanzlerwechsel ge staltet hat, einer gründlichen Erörterung unterzogen werden wird, erscheint unausbleiblich. Man mag eine solche Debatte für unfruchtbar halten oder nicht, sicher ist, daß sie Niemand verhindern kann. Und da sie doch irgendwo anknüpsen muß, scheint sie bei diesem Gegenstände besser am Platze als bei einem anderen. Man wird dadurch hoffentlich vermeiden können, daß die Discussion über die allgemeine innerpolitische Lage noch einmal bei der ersten Etatsberathung anhebt, wenigstens wird man erreichen, daß der Rahm abgeschöpst ist und damit die Neigung geschwächt wird, noch einmal die sachlichen Verhandlungen durch lange Abschweifungen aufzu halten. Man nimmt an, daß Fürst Hohenlohe die Vorlage rm Allgemeinen einlcitcn wird, deren Vertretung im Einzelnen dann der Minister von Köller übernehmen dürfte. Der „Köln. Ztg." wird aus Berlin gemeldet: Ein- gegangene zuverlässige Privatnachrichten lassen keinen Zweifel darüber zu, daß Witbooi sich thatsächlich Major Leutwein auf Gnade und Ungnade ergeben habe. Was Major Leut wein über ihn verfügt hat, ist noch nicht bekannt. Daß Major Leutwein hierüber noch nicht amtlich berichtet hat, ist nur auf die Schwierigkeit der Verbindung, sowie auf den Umstand zurückzusühren, daß er auf der Werft Witboois zurückgeblieben ist und den Marsch nach dem Süden noch nicht angetreten hat. Die letzte amtliche Meldung kam durch den Marinestabsarzt Sander, der noch acht Tage nach der Niederlage Witboois in der Naucklust verblieb. Damals hieß cs, cs sei der Expedition des Majors Leutwein fast vollständig das Kriegsmaterial ausgc gangen. Aus Petersburg ist wiederholt gemeldet worden, daß man sich dort der Hoffnung hingebe, unter dem fürstlichen Trauergefolge bei der Beisetzung der Leiche des verstorbenen Kaisers Alexanders III. auch den Kaiser Wilhelm zu sehen. Wie jedoch aps der'nächsten Umgebung des Monarchen ver lautet, hat dieser von einer persönlichen Theilnahme an dem Bcgräbniß Abstand genommen und wird durch seinen Ver treter, den Prinzen Heinrich, einen kostbaren Kranz auf den Sarg des hohe» Verblichenen niedcrlegen lassen. — Ob der russische Botschafter Graf Schuwalow auf seinem Berliner Posten auch ferner noch verbleiben oder aus einen anderen Vertrauensposten berufen werden wird, darüber wird die Entscheidung gelegentlich der Beisetzungsfeierlichkeitcn, zu denen der Botschafter demnächst von Berlin abreist, enrschwden werden. Sollte der Zar den Grafen Schuwalow in Berlin lassen, wo er bei Hofe psrsonu AvLUssilns ist, so dürfte, wie man wissen will, sein Bleiben von längerer Dauer wahrscheinlich doch nicht mehr sein, da Familienrücksichten den Grafen und seine Familie nach Rußland ziehen. Als General Gurko im vorigen Jahre so schwer erkrankt war, bezeichnete man den Grafen Schuwalow als seinen Nachfolger; derselbe dürfte jedoch den Gouverneurposten in Warschau niemals übernehmen, da er den Wunsch geäußert haben soll, nur noch einen Posten in der russischen Reichshauptstadt anzu nehmen. Der kommandirende Admiral der Marine, Admiral Freiherr v. d. Goltz, ist durch Allerhöchste Cabinetsordre mit der Vertretung der kaiserlichen Marine bei der Beisetzung des Kaisers Alexander III. beauftragt wordtn. Zu seiner Begleitung sind befohlen: Kapitän zur See Fischel, Chef des Stabes des Manövergeschwadcrs, Kapitänlieutenant v. Witz leben, Lieutenant zur See Freiherr v. d. Goltz, sowie ein Deckoffizier von «. M. Uachl „Hohenzollern". Luxemburg. Die luxemburgische Kammer ist ver fassungsgemäß zur Wiederaufnahme ihrer Thätigkett zusammen, getreten. Es hat allen Anschein, als ob die diesjährige Tagung eine sehr stürmische werden sollte. Vor Allem will ne sog. luxemburgische VRkspartei, ein seltsames Gemisch von Klerikalen, unzufriedenen Demokraten und Französlingen, einen Antrag auf eine neue Verfassungsänderung im Sinne der Einführung des allgemeinen Stimmrechts cinbringen. Den Französtingen ist eben, seitdem es ihren Hetzereien ge- lungen ist, sich des Luxemburger Rathhauscs zu bemächtigen, der Kamm gewaltig geschwollen. Sic zielen um so mehr auf die Kammcrmchrhcit hin, als Bischof Koppes von Luxem burg und sein klerikaler Heerbann hinter den Führern der Vollspartei stehen. Das Ergcbniß der belgischen Wahlen, die eine so gewaltige klerikale Mehrheit geschaffen haben, erweckt in den Luxemburger Volkspartcilcrn die Ucbcrzcugung, daß sie mit Hilfe des allgemeinen Stimmrechts die liberale Kammermehrheit und das Ministerium Ehschen stürzen und den Großhcrzoz zwingen könnten, ihnen das Heft der Ne gierung anzuvertrauen. Ihre Hoffnung ist mit Rücksicht auf die Thatsache, daß das allgemeine Stimmrecht soeben die liberale Partei in Belgien förmlich zertrümmert hat, leider nicht ganz grundlos, weshalb die Einführung des allgemeinen Stimmrechts in Luxemburg bei der liberalen Mehrheit keinen Anklang findet. Weitere demokratische Stoiui will sich die Bolte Partei bei der Bekämpfung der Regierungsvorlage, be- treffend die Erhöhung der BeauttcngchRle, verdien, u, da die Arbeiter und Bauern dieser Vorlage ungünstig gepimuil sind. Rußland. Livadia, 8. November. An der in der großen Kirche zu Livadia aufgcbahrlen Leiche des Kaisers Alexander wurde heute eine Scelenliturgie cclebrnr, bei welcher der Kaiser Nicolaus, die Kaiserin-Wtilwe, die Königin von Griechenland, die kaiserliche Braut und die übrigen Mr glieder des Kaiserhauses zugegen waren. Um 2 Ubr Nach mittags wird m der Kirche eine feierliche Seelenmesse abge halten, welcher außer den genannten Herrschaften der Prinz und die Prinzessin von Wales und andere fürstliche Gäste beiwohnen. — Gestern wurde das Militär und die Bc- völkcrunz von Jalta und Umgegend zur Ehrsurchtsbezeugung vor der Leiche des Kaisers zugclassen. Zahlreiche Kränze wurden am Sarge nicderzelcgt. Belgien. Wohl selten hat ein Kolonialunternehmen so trübe Erfahrungen mit England gemacht, wie der Kongo staat in den letzten Jahren. Der Konzostaat, so führt eine von der Verwaltung desselben in Brüssel inspirirte Korre- spondenz aus, hatte unter Zustimmung des englischen Premier ministers Lord Salisbury mit der englischen oslafrikanischcn Gesellschaft einen Vertrag abgeschlossen, welcher dem Kongo- staate das linke Niluser bis Lado sicherte. Als aber die kongostaatliche Nilexpedition in Wadelai einzog, nahm Lord Salisbury seine Zuinmmung zurück und forderte den Rückzug des Kongostaatcs. Der Kongostaat hatte das Ubangibecken in Besitz genommen, um im Einocrständniß mit England den Franzosen den Zugang zum Sudan zu versperren. So oft Frankreich mit seinen Ansprüchiii auf Ubangi heroortrat, fand cs in Brüssel auf Betreiben Englands eine scharfe Ab weisung. Um Frankreichs Ansprüche vollends avzuwehren, wurde das bekannte englisch, kongostaatliche Abkommen abge schlossen, welches dem Kongostaace das Gebiet des Bahr-cl- Gasal überließ. Sofort und mit vollstem Rechte erhoben Deutschland und Frankreich Proteste, und als der belgische König, um den französischen Ansprüchen entgegcnzutreten, in London Stütze suchte, wurde er abermals im Stich gelassen. Der Kongostaat schloß, nachdem er Deutschlands Wünsche so gleich befriedigt hatte, seinen Frieden mit Frankreich und wird sich nicht mehr mit England verbinden, sonde-n in den afrikanischen Nachbarstaaten, in Deutschland und Frankreich, sich zuverlässigere Stützen suchen. Frankreich hat sich mittelst des Ubangi-Uslle einen Zugang zum Nil gesichert und besetzt jetzt die ihm zugestandenen Gebiete am oberen Ubangi. Der Chef der neuen französischen Sudanexpedition, Oberst Mon- tail, ist am 7. September von Libreville aus nach Groß- Bassam gedampft; er hat den Kapitän Deeazes als Komman danten der französischen Truppen am Ubangi eingesetzt, während Liotard die Verwaltung leiten soll. Nach dem ec- folgten Friedensschlüsse herrscht wieder am Ubangi Freund schaft zwischen Belgiern und Franzosen, so daß jeder Konflikt beseitigt ist. Andererseits sind die longostaatlichen Chefs an: Tangauyikasee angewiesen, mit den Kolonialbeamten Deutsch lands Hand in Hand zu ^ehen. Oertliches uns Sächsisches. Riesa, 9. November 1894. — Se. Majestät der König Haven Allergnädigst geruht den nachbenanntcn Offizieren des 3. Feldartill -rie-RegimentS Nr. 32 die Erlaubniß zur Anlegung der von Sr. Majestät dem Kaiser von Japan denselben verliehenen Ordens- Dekorationcn zu ertheilen, und zwar: des „Ordens des heiligen Schatzes 4. Klasse" dem Major Stelzner, be auftragt mit den Geschäften des etatsmäßigen Stabsoffiziers, des „Verdienst-Ordens der ausgehenden Sonne 5. Klasse" dem Hauptmann und Batteriechef Hänichen. — Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, für die Generale und Offiziere der Feldartillerie die Ein führung eines Ueberrockes von der Farbe des Grundtuches des Waffenrockes, dunkelblau bezw. dunkelgrün, an Stelle des bisher getragenen Ueberrocks von schwarzer Farbe, zu genehmigen. — Der hiesige Gabclsberger Stenographen-Verein hielt am 7. ds. Mts. seine diesjährige Generalversammlung im Vereinslokale (Hotel „Kronprinz") ab. Der zum Vortrag gelangte ausführliche Jahresbericht gab Ausweis über eine rege Thätigkeit des Vereins sowohl auf dem Gebiete der Kunst wie auch der gesell'gen Unterhaltung, an welcher zahl- reiche Beiheiligung der Mitglieder bemerkbar war. Aus dem Kassenberichte war zu entnehmen, daß das Vcrcinsoer- mögen d-rck Zuwachs wiederum eine ansehnliche Vermehrung erfahren hat. Emc Veränderung in der Verein lcituug ist insofern nicht erfolgt, als bli der vorgenommenen Wahl sämmlliche Vorstandsmitglieder als solche wieder hervorgingen, nur an Stelle des von hier verzogenen Raihsregiftraior Herrn Otto Graupner wurde der Kassirer der hiesigen Orts krankenkasse, Herr Moritz Müller, als Schriftführer gewählt. — Herr Kaufmann Theodor Müller wurde in Anbetracht seiner langjährigen, treuen Anhänglichkeit zum Vereine und der besonderen Verdienste, die er sich um denselben erworben hat, zum Ehrcnmitglicde ernannt. — Zur Zeit besteht der Verein aus 4 Ehrenmitgliedern und 62 ordentlichen und außerordentlichen Mitgliedern. Im Hinblick auf den großen Nutzen, welchen die Stenographie dem schreibenden Publikum bietet, wäre zu wünschen, daß alle Stenographickundigen dem Vereine beüretcn, denn derselbe betrachtet als Hauptzweck die Pflege der Kunst und bietet Gelegenheit dazu, durch die alljährlich im Winterhalbjahr statlfindenoen Elementar- und Fortbildungskurse. Der diesjährige Fortbildungskursus beginnt nächsten Sonnabend, Abends 8'/, Uhr und ivird im Vereins- lokale abgehalten, woraus wir hierdurch noch besonders auf merksam machen wollen. — lieber Herrn Hermann Riotte, der nächsten Sonn- tag Abend im Saalt des Hotel Münch eine rhetorische Abendunterhaltung veranstaltet, schreibt die in Halle er scheinende „Saale-Zeitung": „Der Künstler zeigte im freien Vorrrage ausgewählter Dichterwerke große Meisterschaft, die auf flüssiges Studium schließen und gediegenstes Talent schließen läßt. Herr Riotte besitzt ein prachlvoües Organ, j das er zu erstaunlicher Vollkommenheit ausgebildet hat, so ' daß er seine Vorträge mit feinsten Farbenabstusungcn, wie ; ein Maler ein Kunstgemälde auszustatten vermag. In der Wiedergabe einer Anzahl von einander ganz verschiedener ' Tichtungsarten entfaltete sich die Meisterschaft des Vor- i tragenden auf das Glänzendste, so daß die geschilderten Scenen wirklich dramatisches Leben gewannen und alle Zuhörer von i "Nummer zu Nummer in gesteigerte Spannung versetzten. Ungemein klar versteht Herr Riotte die verschiedenen von ! ihm handelnd angedeuteten Personen durch sein modulations- fähiges Organ dem Hörer erkennbar zu machen. — Pracht voll weiß er das Foruchrciten der geschilderten Scenen bis zum erschütternden Effekt zu steigern und olle Feinheiten dichterischer Meisterwerke zu überraschender Geltung zu bringen." — Einschließlich der im Monat Oktober bei der König!. Altcrsrentenbank zu Dresden (Landhaus) in 375 Einlagen vereinnahmten 150237 Mark sind seit Anfang dieses Jahres im Ganzen 2 176 105 Mark daselbst eingegangen. Dagegen wurden während derselben Zeit 10592 Raten Alters- und Zeilrenten mit zusammen 1123 223 Mark abgehoben. * Krernitz. Am Dienstag fand in Kremitz die Richt feier der daselbst im Bau befindlichen Kirche statt. Die Feier begann Nachmittags 4 Uhr, zu welcher Zeit sich der Herr Geistliche mit den Kirchenvorständen und Len Gemeinderaths- Mitgliedern am neuen Gotteshause, woselbst die Herren Bau- meister und deren sämmtliche Arbeiter, sowie der größte Theil der Einwohner des Ortes bereits versammelt waren, eingesunden halten. Nach Absingung des Liedes: „Nun danket alle Golt" hielt der Arbeiterpolier eine mir Segenswünschen für die Erstehung des Baues begleitete Rede, der sich eine solche des Herrn Geistlichen für die Vollendung und die Zwecke des neuen Gotteshauses anschloß. Nach beendeter offizieller Feier versammelten sich die Herren Kirchenvor stande mit dem Geistlichen an der Spitze und die Gemeindc- rathsmitglieder, sowie die Herren Baumeister mit ihren sämmtlichen Arbeitern im Saale des Gasthofes, woselbst sie ein frugales Abendbrot, bestehend in Gänsebraten und einem Glas guten Bieres, erwartete. Bei froher Laune wurde manch' schönes Wort, besonders aber Worte der Anerkennung über die bisherige Bauausführung, die den Erbauern aller dings nur zur Ehre gereicht, gesprochen und bis in die späten Abendstunden verblieben die Kesttheilnehmer beisammen. Die Kirche selbst ist in Ziegelsteinmauer mit gelbem Borsdorfer Ziegelblenomauerwerk hergestellt und macht einen imposanten Eindruck, den der 46 rn hohe, 29 ng über die Dachfirst de: Kirche hinausragende schlanke Thurm nur erhöhen wird. Oschatz, 7. November. Aus Wermsdorf wird dem hiesigen Tageblatt folgendes berichtet: Am 2. d. M. produ- cirten daselbst Zigeuner ihre Künste im Wahrsag, n. l'.uter andern: besuchte auch eine Zigeunerin die hiesige Ma^rers- s Ehefrau P., welcher sie 41,50 Mk. unter dem Bedeuten ab- nahm, niemand, selbst der Polizei nichts zu sagen, wenn nacht em großes Unglück über sie hereinbrech.n olle. Diese Ver sicherung hat die Frau lnieend vor ocr Z geuuerm adgeben müssen. Dasselbe Kunststück hat die Zigcunerm auch bei ter Ehefrau des Windmühtcnbesitze.s R. gemacht, welcke ebcu- falls für das Wahrsagen mehrere Mark opferte. Dw Frau ! wollte selbst der Polizei gegenüber nicht nur der Sprache i heraus, wie viel sie gegeben habe, in dem Glauben, wenn sie es sage, würde das angedrohle schwere Unglück über sie hereinbrechen. Der Mann der Frau N. har auf dem Mük- lenstock gestanden und nicht gewagt, in sem Haus einzutretm, um seine Frau vor diesem Unsinn zu warnen. Nachdem das Treiben der Zigeuner der Behörde bekannt geworden, mach ten sich der Gemeindeoorstand, Gendarmerie und Polizei diener sofort zur Verfolgung der Banse aus und holten sie in Mutzschen ein, wohin auch Frau/P. geholt wurde, um au- zuzeben, welche Person die „Wahrsagerin" gewesen sei. Frau P. erklärte jedoch, daß sie die Person nicht mehr herau-finde. Mügeln, 7. November. Dem hochangesehenen Land« tagsabgeordncten Geh. Oeconomieralh Uhlemann aus Görlitz ist vor einigen Tagen bei der Jagd auf dem Rittergut Mönchs- Hof das Mißgeschick widerfahren, durch einen Schrotschuß am Kopfe verwundet zu werden. Glücklicherweise sind die Ver letzungen n'cht gefährlich. Wen die Schuld an dem Unfall te'.ffk, ist nnermittelc geblieben. Dresden. Em grausiges und doch großartiges Schau spiel gewährte der bereits gestern erwähnte und rom Mittwoch Abend an bis in die Morgenstunden des Donnerstag an dauernde Brand des unterhalb d S Picschcner Hascns ver ankerten und mit einer Pctroleumladung von l7uO Faß belasteten Elbzille. Letztere gehörte dem hiesigen Schiffseigner Cart Böhme (Uferstraße) und wurde vom Steuermann August Wagner aus Roßlau geführt. Die Fracht war für die hiesige Firma Gräfe u. Schwendler bestimmt und stand zu nächster Entladung an. Neben diesem Perroleumsahrzeuge lag noch ein zweiter Kahn mit gleicher Ladung vor Anker. Letzterer konnte bei Ausbruch des Brandes noch rechtzeitig abgetrieben werden. Wäre die Windrichtung weniger günstig gewesen, so war trotz dem tadellosen und anstrengenden Ar beiten der Feuerwehren ein Wettern erbreiren des Feuers nicht ausgeschlossen. Den mit sünf Schlauchleitungen arbeitenden Feuerwehren gelang cs, das Abschwimmcu des Schisses zu verhindern. Der in seiner gesummten Länge einem Feuer- ineer gleichende Lchissskörper mar in der zehnten Ab ittstunde bereits bis zum Wasserspiegel nicdergcbräunt, so daß .s er« schien, als schlügen die haushohen Flammen aus der Elbe heraus. Der glückliche.weise herrschende Ostwind, welcher die Riesenflammen und mächtigen Rauchmasscn elbabwärts trieb und oft weithin brennende Pctroleumlachen abwärts wehte, schützte die zunächst des Elbnsers gelegenen Hau er- gruppen vor dem Verderben. Prasselnd und zischend mischten sich Flammen und Wasser, und dieses düstere Rauschen ver ursachte ein eigenes Gefühl bei dem Beschauer. Die Arbeit der Feuerwehren beschränkte sich nur auf Vorbeugm gemäß regeln, da Schiff und Fracht als verloren anzuseyen waren. Beides ist indeß versichert. Menschenleben sind zwei in Gefahr gewesen. Zwei Mann der Schiff-bcdienung konnten sich nur mit größter Mühe aus den Klammen retten. -:ie haben beiderseits crnstl.che Verletzungen davongelragen, waren am Mittwoch nicht vernehmungsfähig und sind dem Kranken!,ause zugeführt worden; wie das Feuer entstand, konnte deshalb noch nickt ergründet werden. Wie man vernimmt, werden die arg bedroht gewesenen Hausbesitzer zugehörigen Ortes Verwahrung gegen sernerwcite Verankerung derartiger Schiffe an so gefahrdrohender Stelle einlegen. Wenn man die Zahl der auf dem Brandorte anwesenden Zuschauer auf 20 000 bis 25000 angiebt, dürfte man nicht zu hoch gegriffen haben;