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— 166 müh Mi Trine Kavaliersehre — dann kann mir das Aner bieten Deiner Hülfe nichjts" nutzen —" Es zuckte dabei wie bitteres Weh um den zart ge schnittenen lieblichen Mund des jungen Mädchens- Konrad blickte sie von der Seite an- Hier schjeint was Ernsthaftes im Werke zu sein, dachte er- Gott im Himwel, sollte die Inge sich etwa in Hoppe verliebt haben, so Hals über Kopf, und Hoppe, das wußte er, WM seit Jahr und Tag mit Sophie einig. Sobald er eine Oberförsterstclle erhielt, wurde Verlobung gefeiert, anders hatte es Papa Forstmeister nickst gewollt, und an seiner eisernen Ent schlossenheit war jede weitere Bitte abgeprallt- „Wenn Ihr euch gut sein und treu bleiben wollt — so ist das genügend. Weiteres wird sich finden, wenn der Feldjägerleutnant Oberförster ist- Mein Wort habt Ihr, damit Punktum-" — Konrad reichte also Inge treuherzig seine Hand- „Schjlage ein, Inge — auf streue Freundschaft und Hülfsbereitschjaft" Eie sah ihn zweifelnd an- , „Und Berschjwiegenheit — bei Deiner Ehre", sagte sie dringend. „Und Verschwiegenheit," wiederholte er ernst ¬ lichst Tu, Konrad — ich bin verlobt —" „Sapperlot!" entfuhr es dem jungen Manne — denn so am Ziel hatte er Inge nichjt geglaubt- „Aber Cousin- chjen, seit wann denn?" „Ach lange schon, seit' vorigem Winter, seit dem großen Ball beim Finanzminister, — und da — Konrad, kannst Tu Tir doch denken, daß wir uns gern schreiben wollen, nichjt wahr?" Konrad nickte sehr einverstanden- „Selbstverständlich Inge, Brautleute, auch heimliche, schreiben sich immer-" „Na also, und ich habe hier keine Gelegenheit, die Briefe an Henrik zu befördern, willst Tu mir dabei helfen?" Inge sah so flehend" zu dem stattlichen Jägersmann auf, daß er sich gezwungen fühlte, fest diese Hülfe zuzu sagen- Was ging es ihn auch! "schließlich an, wenn Inge von Fahlbusch sich verlobt hatte, er war weder ihr Vater noch ihr Bruder. „Gewiß, Inge — ich besorge Tir Teine Briefe sicher — ganz sicher — auf mein Ehrenwort" Sie sah ihn glänzenden Auges an und atmete auf, wie von einer Last befreit- Tann griff sie in ihre Tasche und brachte den Brief zum Vorschein- Er warf einen kur zen Blick auf die Adresse- „Seiner Turchkrucht dem Erb prinzen Henrik von Schönau-Wettersbach auf Schloß Schö nau" las er befremdet- „Tas ist Tein Verlobter, Inge, — der Garde-Ulan Wettersbach?" > „Kennst Tu ihn, Konrad?" sagte Inge, seiner Frage ausweichend. „Nein," sagte Konrad langsam, „aber ichs wundere mich darüber —" < „Was ist da zu wundern, Konrad — wenn wir uns gut sind und heiraten wollen — ach — ich Weiß, die Hindernisse, die sich da in den Weg /teilen werden — ja siehst Du, die habe ich Henrik selbst vorgestellt — aber er hat mich ausgelacht — er wird sie albe, überwinden " Konrad Ivar sehr ernst geworden- „Ings," sagte er eindringlich „ich kann Tir ja in dieser Sache nicht raten, ich tue, um was. Tu mich batest — treu, unerschütterlich und verschwiegen. Ales andere ist Deine Sache. Ich möchste Tich nichjt daran erinnern, daß Ings con Fahlbusck niemals einen Schilt tut, der sie je gereuen könnte- Tie Verantwortung trägst Tu — Tu ganz allein " „Tem Herzen läßt sich nicht gebieten — Konrad — ich — weiß ja nichjt, ob Tu verhobt bist, aber nicht wahr. wenn man jemand gut ist, da fragt mlan doch nicht, ob das auch ein Fürst ist —" Konrad schüttelte den Kopf- „Mit den Fürsten, Inge, das ist immer solch eigene Sache, und sieh, ich denke doch, eine Inge von Fahlbusch wird» nichjt die morganatisch« Gemahlin eines Fürsten sein wollen, mit anderem Namen — nicht wahr? Und mit der rechtmäßigen Gemsahlin eines Erbprinzen — das kannst Tu dochj, vom sogenannten nied rigen Adel stammend, nichjb glauben —" „Achj, Konrad — das alles habe ich ihm schon und mir allein tausendmal gesagt, aber soll ich nicht Vertrauen zu ihm haben, wenn er versprich, alle Hindernisse zu überwirchn?" „O Frauenlogik!" dachte er, laut aber sagte er: „Nun gut, Ings, ich! besorge Tir, was ich versprach — alles übrige wird ja die Zeit bringen " „Ich! danke Tir, Konrad," sagte Inge gepreßt- Als letzte traten sie in das hellbeleuchtete Familien zimmer ein- Inge sah merkwürdig blaß aus, sie tat Kon rad leid- Arme, kleine Inge — wenn Tu Tir nur nichjt die Flügel versengst — III- Herr von Torgerlow war gar nich wiederzuerkennen. Sonst still, oft sogar wortkarg, wenn es sich nicht um seinen geliebten Beruf handelte, wurde er in der letzten Zeit lebhafter, gesprächiger, aufmerksamer- Wie ost schon hatte der Forstmeister es, gesagt: „Schade um Torgerlow, ein Mensch so hübsch, gescheit, tüchtig im Be ruf und wohlhabend obendrein, braucht zum Heiraten nichjt mal auf Anstellung zu warten, und dabei solch Gries gram, so wenig jugendlich wenn er gesellig sein soll- Tas treffliche Geigenspiel" neben dem Forstfach, sein zweites Steckenpferd, kann's allein doch nicht machen-" Und nun ging es mit' einem Male- Torgerlow schien sich fast zum Schwerenöter auszubilden- Sollte Inge, die kleine Inge, diese Verwandlung be wirkt haben? , Er suchte jetzt oft geflissentlich ihre Unterhaltung, bot sich zum Begleiter an, wenn sie mit Sophie Duette sang, wußte es so einzurichhsn, daß er mit ihr ging, wenn ein gemeinsamer Spaziergang unternommen wurde, suchte Er innerungen an seinen kurzen Berliner Aufenthalt zu sammen, um mit dem darin günstiger gestellten Hopps gleichen Schritt zu halten, und — was sich allerdings der Kenntnis der andern entzog — er dichtete neuerdings- Jn diesen lyrischen Ergnnen, die später stets sorgfältig zerrissen und verbrannt wurden, spielte das deutsche, blonde Mädchjen mit dem nordischen Namsen eine große Rolle- Ter Forstmeister bemerkte die Veränderung des Assessors, und er lächelte freundlich dazu- Torgerlvws Be rufsaussichten waren gut, er selbst, schon seit seiner 'Kna benzeit elternlos und ohne Geschjwistcr, sehr wohlhabend, solche Partie konnte Schwester Diarietta von Fahlbusch für ihre Einzige wohl gefallen- Derartige ernste Freier liefen nicht M Tutzendsn umher- Und darum freute er sich daß die Taxe den Assessor noch mehrere Monate in Tergental festhalten würde- Im übrigen war er sonst kein Freund von den „Ver lobten Assessoren". Er meinte, daß die meist fernen Bräute und der Briefwechsel mit ihnen sie zu sehr von ihren Be rufspflichten ablenkten- Aber bei diesen dreien wollte seine Voreingenommenheit nickr standhalten- Spcchthausen war mit einer Rheinländerin seit mehreren Jahren sckon versprochen, und diese Brautschaft war während der langen Zeit in solch ebenes Fahrwasser geraten, ihre Briefs kamen mit so rührender Regelmäßigkeit des Sonn tags an, wie seine des Sonntags abgingen, daß dieser Gewohnheitsbräutigam die Berufspflichten nie darüber -- 167 — vernachlässigen konnte- Hopps wär seiner Sophie Erwähl ter, das war ein ander Ting, in seinen Augen, und Tor gerlow als Mann der Nichte war ihm nickst unwillkommen- Selbstverständlich mußte er als Mann von Welt und Verstand hier die Sachse gehen lassen, wie sie ging- Vor sehung spielen zu wollen, fiel ihm gar nicht ein und der Forstmeisterin, die eine abgesagte Feindin aller „gemachsten Partien" war — erst rechst nicht- Torgerlow saß in seinem Zimmer drüben im Jäger haus und starrte nachdenklich vor sich hin- Wo er stand und ging, sahen ihn die lcuchjbenden Augen Inges an, wie sie ihm bei jeder Mahlzeit gegenüber am Tische saß- Wie freundlich sie stets bei der Unterhaltung war- Gar nicht empfindlich!, wenn der Forstmeister sie einmal wegen ihrer großen Unkenntnis ländlichjer und weidmännischer Ge pflogenheiten rechst gründlich neckte- Und so gar nicht emanzipiert. Bor emanzipierten Frauen fürchtete sich Tor- gerlow, seit er einmal ein Fräulein Doktor zur Tisch dame gehabt hatte, die in ihrem gelehrten Feuereifer ihn nur mit den gelehrtesten Tingen unterhielt- Er hielt nichts vom Fachjsimpeln, wenn es' gesellige Unterhaltung galt, und fand es daun schon in Herrengesellschaft ziemlich öde- Aber bei Tamen — schrecklich! Er dächte dann immer an das Urbild aller liebreizenden Weiblichkeit, das' ihm vor- schjwebte, seine Mutter, trotzdem er noch so jung gewesen, als sie starb, und ihn, da er feinten Vater kaum gekannt hatte, als Waise einsam zurückließ. Mit guter, aber liebeleercr Pension bei Fremden chatte er die wohlige, warme Atmosphäre des mütterlichen Heims vertauschten müssen, und wenn er sich schließlich auch daran gewöhnt — an das Leben auf der Schale mit dem Streben fürs Berufsleben, es gab eine Stelle in seinem Herzen, wo die Wunde der Sehnsuchjt nach jenem Paradiese der Heimat noch! immer brannte- Nun war Inge in seinen Lebenskreis getreten, er hatte sie zunächst nicht mehr beachtet als jede andere fremde junge Tarne, der er bisher begegnet war- Leise, ganz leise, zunächst ihm selbst fast unbewußt, fühlte er, daß ihm hier vielleichst die Erfüllung seiner Sehnsuchjt beschieden sei- Ja, er ertappte sichj dabei, was er bisher nie getan, wie er sich sein Heim ausmalte: ein freundliches, behag- lichjes Oberförsterhaus, dass er so traut einrichten wollte mit den schjönen, alten, kostbaren Möbeln seines reichen Elternhauses — ein gemütliches, wohligesf Heim, darin als Hausfrau die lieblichjr Inge waltete- Und dann weckte ihn wieder das Zagen und Zweifeln aus diesem Traum, ob Inge wohl einwilligen würde, die seine zu werden? — Ob sie vielleichst gar schon gebunden war? Wie ein kalter Schjauer kroch diesjex Zweifel durch sein erregtes Hirn- Trüben vom Borgarten der Jorstmeisterei klang das Lachjen und Plaudern fröhlicher Stimmen über die schmjale, stille Torfstraße herauf zu ihm- Verstohlen spähte er hinaus, er hatte Inges Stimme, erkannt und — Kvnrads- Fast schämte er sich seiner Neugierde und seines Lauscher- postenS, denn —: so viel er sich auch anstrewgte, er konnte nichjt verstehen, was sie sprachen- Er sah nur, wie Konrad einen Brief iy Inges Hand legte und diese ihn ganz eilig und verstohlen in ihre Kleidertaschje gleiten ließ- Fmchsetzung folgt. Cuba und die Cubaner. Eine zeitgemäße Plauderei von Dr. H. Fernau. Nachdruck verboten. Cuba, die größte der westindischen Inseln, steht wie derum im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, seitdem die Cubaner ein wenig revolutionieren- Tie stark spanio- lisierte Bevölkerung dieser Insel besitzt kein Fischblut- Tie heiße Sonne ihrer Heimat läßt die Pulse schnelle« klopfen und die Leidenschaften schneller und eruptiver losbrechjen, als es in den Gegenden mit gemäßigterem Klima der Fall ist. Cuba ist die Perle der Antillen- Erst Juana, später Ferdinand«, genannt, wußten anfangs die spanischen Ent- decker und Eroberer garnichst genug von der Pracht und dem Reichtum dieser Insel zu erzählen- Zwischen dem! Mexikanischen Golf und der Floridastraße, dem Wind wärtskanal und der Karibischen See gelegen, erstreckt sich daS Eiland 1300 Kilometer lang und 40 bis 160 Kilo meter breit. Eine Anzahl kleiner Inseln umlagern seine Küsten, von denen die bedeutendsten sind Los Colorados, Romano, Laberinto de doce Leguas u- a. Außerdem um säumen auf lange Strecken hin Korallenriffe die Ufer- Bis zu durchischnittlich 500 Mir- hohe Gebirge durch streichen die Insel von Westen nach Osten; als höchste Erhebung ist der 1200 Mtr. hohe Portrartllo zu nennen. Tie Insel ist nicht wasserarm, doch sind ihre Flüsse — mit Ausyahmje des Cauto — meist nickst schiffbar. Toch sind große und geräumige Häsen, an denen auch zugleich die größten Städte liegen, reckst zahlreich; die bedeutendsten derselben sind: Havana, Matanzas und Santiago- Tie ganze geographisch« Lage Cubas, seine klimati schen Verhältnisse, machen die Insel zu einem Paradiese- Lorbeer und Olive bilden kleine Haine- Myrten bedecken die Oedländer. Palmen rauschjen an den Küstenstrichen. Bambusdickichjte wuchern wild- Ter Pisang wetteifert mit dem Riesenfarnbaum an Fruchtbarkeit und Ueppigkeit- Terebinthengestrüpp bedeckt weite Flächen des Bodens- In Riefenplantagen wird der Baumwvllbaum gezüchtet- Tie aromatische Myrte liefert das Nelkengewürz für den Markt der Erde- Auf trockenem Boden prunken Mahagoni bäume mit ihrem kernigen Holz- Oleander und Euphor bien, Lianen und Epiphyten durchranken mit bunten Mär- chenblüten das Tickicht kaum vom Menschenfuß betretener Wälder- Stachlige Kakteen erreichen Haushöhe. Ter wilde Feigenbaum und absonderliche Orchideenfarnen klettern die steilsten Hänge hinan- So reichhaltig und vielgestaltig sich die kubanische Pflanzenwelt uns präsentiert, so arm ist die Tierwelt dieser Insel- Ein paar Nager, ein paar Insektenfresser, ein paar Schjlangen, Robben und Kröten sind alles, was uns das Eiland als „Originaltiere" aufzuweisen hat- Tests bunter ist dafür die Bevölkerung- Mit den in dianischen Ureinwohnern haben sich im Laufe der Jahr hunderte Chinesen und Europäer, Indier und Neger ge- mischjt, sodaß es kaum auf der ganzen Erdkerne bunter zu sammengewürfelt« Gesellschaft geben dürste, als auf Cuba- Man geht wohl nicht fehl, wenn man schljschtweg behaup tet, daß der indianische Ureinwohner so gut wie ganz auf gerieben sei. Ter Neger in seinen Schattierungen, als Mischling mit Weißen, Gelben und Jndianerabkömmlingen dominiert. Wenn ihn auch gegenwärtig noch immer jene tiefe Verachjtung bedrückt, die der „freie" Amerikaner gegen alle Andersfarbigen hegt, so darf man sich dennoch nicht vor der Einsicht verschließen, daß die schwarze Haut kein schlechtes Menschenmaterial umspannt und daß in späteren Jahren auch auf Cuba der Neger und seine Misch linge eine Rolle spielen werden, von der man sichj heute noch wenig träumen läßt- Ter Cubaner zeichnet sich durch eine außerordentliche Lebhaftigkeit in allen seinen Handlungen aus- Etwas graziös-ungeniertes ist ihm eigen- Er weiß daF und be tont die Eigentümlichkeit, wo er kann- Geschäftstüchtig- keit und Trägheit sind die beiden Pole seines' Wesens- Er sprichst viel und tut, soweit es sich um ernste und schwere Arbeit handelt, wenig- Sein Typus ist mittel groß, untersetzt, sehnig. Sem Aeußeres ist nichjt unschön.