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Beilage zum „Riesaer Tageblatt". «olaticmsda«»»» »n-I^r » Winterlich. Ma»«. VefchAEWfler «aacha»«cha ». »««NoEkich st« «kdaktioa: « ttzar HSHael. Riesa; Mr «nzcigeateU-. Wilhelm Lettrich.««,» 17«. Der Kaiser aa Bell aa» Heer. «-all» «. August, (Amtlich.) A» du« deutsche Volk! Drei Jahr« harten Kampfe« liegen hinter uns. Mit Leid gedenken wir unserer Toten, mit Stolz unserer Kämp fer, mit Freude aller Schaffenden, schwere» Herzen« derer, dte in Gefangenschaft schmachten, lieber allen Gedanke» aller steht der feste Wille, daß dieser Kampf gerechter Ver teidigung zu gutem Ende geführt wird. Unsere Feinde strecken die Hand nach deutschem Lande aus-, sie werde» es niemals erlangen. Sie treiben immer neue Völker in den Krieg gegen uns. Das schreckt uns nicht. Wir kenne» un sere Kraft und sind entschlossen, sie zu gebrauche». Sie «ollen uns schwach und machtlos zu ihren Füßen sehe», aber sie zwingen uns nicht. Unseren Friedensworte» find sie mit Hohn begegnet. So haben sie wieder erkabre», wie Deutschland zu schlagen und yn siege» weiß. Sie verleum den überall in der Welt den deutschen Namen, aber sie können deil Ruhm der deutsche» Taten nicht vertilgen. So stehen wir unerschüttert, sieghaft und furchtlos am Ausgange dieses Jahres. Schwere Prüfungen können uns noch beschieden sein. Mit Ernst uud Zuversicht gehen wir ihnen entgegen. In drei Jahren gewaltigen Vollbringens ist das deutsche Volk fest geworden gegen alles, was feind- uche Macht ersinnen kann. Wollen die Feinde die Leiden de« Krieges verlängern, so werden sie auf ihnen schwerer liegen als auf uns. Was draußen die Front vollbringt, hie Heimat dankt dafür durch unermüdliche Arbeit. Nach gilt es, weiter zu kämpfen und Waffe» zu schmieden. Aber unser Volk sei gewiß: Nicht für den Schatten hohlen Ehr geizes wird deutsches Blut und deutscher Fleiß eingesetzt, nicht für Plane der Eroberung und Knechtung, sondern für ein starkes' und freies Reich, in dem unsere Kinder sicher wohnen sollen. Diesem Kampfe sei all unser Handeln und Linnen geweiht. Das sei das Gelöbnis dieses Taacs. J,n Felde, 1. August 191,7. Wilhelm, l. ü. Berlin, 1. August. (Amtlich.) Au das deutsche Heer, die Marine uud die Tchutztruppeu! Das dritte Kriegsjahr ist zu Ende. Die Zahl unserer Gegner ist gestiegen, nicht aber ihre Aussicht auf den Ender folg. Rumänien haben wir im Vorjahre niedergeworfeu. Das russische Reich erbebt setzt von neuem unter Euren Schlägen. Beide Staaten haben ihre Haut für fremde Interessen zu Markte getragen und sind am Verbluten. In Makedonien haben wir den feindlichen Anstürmen machtvoll getrotzt. In gewaltigen Schlachten im Westen seid Ihr die Herren der Lage geblieben. Fest stehen Eure Linien, welche die teure Heimat vor den Schrecken und Ver wüstungen des Krieges bewahren. Auch Meine Marine hat große Erfolge errungen, sie hat den Feinden die Herr schaft zur See streitig gemacht und bedroht ibren Lebens nerv. Fern der Heimat hält eine kleine deutsche Truppe düitsches Kolonialland gegen vielfache llcbermacht. Auf Eurer und unserer treuen Bundesgenossen Seite werden auch im nächste,! Kriegsjahr die Erfolge sein. Uns wird der Endsieg bleiben. Bewegten Herzens danke Ich Euch in Meinem und des Vaterlandes Namen für das, was Ihr auch im letzten Kriegsjahr geleistet habt. In Ehrfurcht ge denken wir dabei der tapferen Gefallenen und Verstorbenen, die für des Vaterlandes Größe und Sicherheit dahingc- gangcn sind. Der Krieg geht weiter. er bleibt uns aufge- zwungen. Wir kämpfen für unser Dasein nnd unsere Zu kunft mit stahlhartcr Entschlossenheit und nie wankendem Mut. Mit dem Wachsen der Aufgabe wächst unsere Kraft. Wir sind nicht zu besiegen. Wir woll-m siegen. Der Herr wird mit uns sein. Im Felde, 1. August 1S17. Wilhelm, l. 8. * Der Kaiser an die Helden von Dentsch-Ostafrika. Seine Majestät der' Kaiser hat an den Kommandeur der Schntztruppc für Leutsch-Ostafrika, Obersten von Lct- tvw-Borbeck nachstehende Order gerichtet: Ten Eintritt in ein neues Kriegsjahr will Ich nicht .vorübergehen lassen, ohne Ihnen, Mein lieber Oberst, und Ihren braven Truppen erneut Meinen Mnk und Meine uneingeschränkte Anerkennung für Ihr heldenmütiges Verhalten auszusprechen. Gestärkt durch den Geist der Pflichttreue haben Sie unerschrockenen und zuversichtlichen Mutes den ungleichen Kampf aus genommen Und drei Jahre lang mit nie ermattender Tc'tkraft Ostafrika verteidigt. Tie vielen siegreichen Schlachten und Gefechte haben Mir bewiesen, daß in schicksalsschwerer Stunde der richtige Mann an richtiger Stelle stand. In treuer Gemeinschaft mit Meinem Gouverneur und der gesamten Bevölkerung des Schutzgebietes konn ten Sic den gewaltigen Anforderungen der bitteren Notwehr trotz schwerer Entbehrungen gerecht werden und drei schwere Jahre eines aufgedrungenen Kamp- fes n nler Afrikas heißer Sonne durchhalten. Mc nnd nimmermehr er,»artete die Welt, was Ihre eiserne Wil lenskraft ermöglicht hat. In Treue und mit stolzer Bewunderung gedenkt heute a« der Schwelle des neuen Kriegsjah-rcs mit Mir daL dankbare Vaterland seiner fernen Helden und ihres sieggewohnten Führers, deren stelle Pflichterfüllung stets ein leuchtendes Beispiel in der Geschichte des Krieges Hilden wird. Gott möge Ihre Waffen weiter segnen! Großes Hauptquartier, den 31. Juli 1917. gez. Wilhelm. ... Kn den Obersten von Lettow-Vorbeck, Kommandeur der .Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika. * Die Worte Allerhöchster Anerkennung, die der Kai ser beim Eintritt in das vierte Kriegsjahr an den Ober sten vo>r Lettow-Vorbeck richtete, werden im gesamten deutschen Volke ein freudiges Echo finden. Nur wenig hören wir von dem Leben jener Helden, die draußen noch immer gegen fast Äffache Uebermacht unseren deutschen Boden verteidigen. Nur wenig erfahren wir von den Miihsalen und Entbehrungen, die der Krieg in den Tro pen, das Marschieren, Kämpfen und Lagern im sonnen- durchglübten und doch nachts so bitter kalten afrikanischen Dusch mit sich bringt. "Und noch weniger erfahren wohl seiw, die in stiller Pflichterfüllung, mit eiserner Willens kraft den aufgezwungenen Kampf kämpfen, von dem Schick sal ihres Heimatlandes. Aber sie kämpfen unverzagten Mutes den ungleichen Kampf, verteidigen jeden Zoll ost afrikanischen Bodens wie iyce .vecinat.- Sie wissen, daß es um mehr geht, als um ein paar Meilen Land; sie wissen, daß sie den letzten Rest deutschen Besitzes in Uebcr- see verteidigen, den unsere Feinde trotz aller Anstren gungen nach- drei Jahren noch 'sticht erobern konnten. Wie ost schon glaubte man im feindlich« LaMtzLie Wider Swbstzuft, unserer QkstrikaneL sei a«i»che.n'. M MttNaach, 1. Aagaft 1S17, al>en»s. Gmut«, der bik vor Jahresfrist die Operationen gegen Dentsch-Ostafrika leitete, nach Südafrika zurückkehrte, tur- kündetc er dort unter lauten« Jubel, die Arbeit sei jetzt getan! Wie fest inan davon überzeugt rvar, beweist die von unseren Feinden selbst zugegebene Tatsache, daß man bereits daran ging, ganze Truppenverbände aufzulSseu und. Kriegsmaterial zurück nach Europa zu bringen. Aber der Jubel war verfrüht. Unsere Feinde erfuhren bald nicht nur von der Widerstandskraft, sondern auch von dein Of- sensivgeist. der heute noch nnsrre ostafrikänischen Trup pen beseelt. Mehr als eine blusige Niederlage haben sich in der Zwi schenzeit die eingreifenden Engländer, Belgier u«G Por- tneirkrn gelüst, und nicht feilen wil^den sic durch unerwar tete Angriffe unserer Ostasrikaner in der unangenehm sten Weise überrascht. Noch i'-n'r »oben deutsche Trup pen der» Norden dcS portugiesischen Nvassalandes besetzt. Die Taten, die Oberst von Lettow-Borbrck, unter stützt von dein Gouverneur, der e<e st, glänzender Weise verstanden Hot. die natürlichen z.sitfSauriicn de? Londes in den Dienst der Kriegssübrung zu stellen, mit leinen Afrikanern voll!: ringt, werden erst wo ter voll gewürdigt werden können. TaS Eine aber wissen »nie beute schon: Ter Widerstand, den sie dort nun schon drei Jobre gegen vielfache feindliche Neber wacht leisten, wird neroe- tuns gestuseu sein. Bon dem afrikanischen Kontinent wird Deutschland sich nicht verdrängen lassen. Kriegsiiachrichten. Die Schlacht in KlauLerrr. Deo deutsche Abcndbericht vom 31. Juli: Ter beute in Flandern auf Äs» Kilometer breiter Front beiderseits von Ppern vorbrechcnde erste Ansturm des englischen SeercS ist abgeschlagen. Rach wechsclvollen erbitterten Grofftämpfcn bat der mit über legenen Kräfte» ticfgegllcdcrt angreifcndc Feind sich mit dem Besitze von Trichtsrstellungc» in nnscrcr Abwehr zone begnüge» müssen. An« Ehcuiin des TamcS brachte «ns kraftvoller Angriff wichtige Höhcnstellnngen bei Gern» und über 15V« Franzosen als Gefangene. Im Osten weitere Rampferfolge auf beiden Ufer» des Dnjestr und Pruttz» sowie in de»« Waldkarpathen. Aus Berlin, 31. Juli wird gemeldet: An der flan drischen Front ist am 31. früh die Jnfanteneschlacbt ent brannt. Die starke deutsche Gegenwirkung, die zahlreiche englische Batterien außer Gefecht setzte und den Engländern schon in der VorbereitungSphase der flandrischen Schlacht große Verluste zufüate, suchte die britische Heeresleitung durch äußersten Kräfteeinsaß anSzugleichen. Immer neue Batterien wurden in den Kampf geworfen, während die englischen Fluggeschwader das äußerste daran setzten, durch Aufklärungs- und Bombcnflüge die beginnende Offensive vorzubcreiten. Nachdem das englische Ärtilleriefeuer die ganze Nacht vqm 30. zum 31. mit äußerster Heftigkeit an- gehalten hatte, ging es nm 5 Uhr vormittags zwischen Steenstracte und der Lys zum stärksten Trommelfeuer über. Um 6 Uhr 30 Min. drang englische Infanterie auf der ganzen Front in starken Massen vor. Die Schlacht ist voll entbrannt. Im ArtoiS hielt das Ärtilleriefeuer in der bisherigen Stärke an. Englische Angriffsversnche wurden durch Ver nichtungsfeuer niedergchalten. An der Aisnefront führten neue Angriffe am 30. zu weiteren vergeblichen schweren Opfern der dezimierten französischen Infanterie. Durch einen verwunderlichen Funkspruch aus Lyon am 30. Juli 10 Uhr vormittags sucht die französische Regierung die öffentliche Aufmerksamkeit von diesem neuerlichen Mißerfolg abzulenken, indem sie zum hundertsten Male die Gefan genen- und Geschützbcute aus den Kämpfen in« Avril und Mai in übertriebener nnd entstellter Weise veröffentlicht. Wie außerordentlich die deutschen Gegenangriffe an der Aisnefront, die längs des Chemin des Dames die Fran zosen aus der Rolle de« Angreifers in die des Verteidigers gedrängt haben, die französische öffentliche Meinung beun ruhigt haben muß, geht ans der« weiteren Ausführungen des gleichen Funkspruches hervor. Die Franzosen versteige,« sich zu der verblüffenden Behauptung, daß der Chemin des Dames ein zweites Verdun gewesen sei. Bisher war man weniqftens in Deutschland der Meinung, daß die Deutschen am Chemin des Dames sich in Verteidiaung befänden, und daß gegenteilS die Franzosen am 19. April beabsichtigte, die deutsche Front zu durchstoßen und mit einer gewaltigen Offensive die befestigten Gebiete zu befreien und bis an den Rhein vorzudringen. Die deutschen Gegenangriffe hatten lediglich den Zweck, einzelne wichtige Geländepunkte, die in den ersten Angriffs tagen verlöre«« gegangen waren, zurückzuerobern. In wie hohem Maße dieser Zweck erreicht wurde, beweist nichts besser als die offizielle französische Auslassung, die die Frühjahrsschlacht an der Aisne eir« zweites Verdun nennt. Auch die Angaben über die deutschen Verluste werde«« kaum Eindruck machen, da die 71 deutschen Divisionen, welche der französische Funkspruch als an, der Aisne und in der Champagne eingesetzt anführt, 120 französischen Divisiontz- einheiten aegenüberstanderl, welche in de«« schauerlich blutigen französischen April- und Maiangriffen größtenteils zusam mengeschossen wurden. Der A«;amme»br«Ä der Russen in Ostgfllizien. Aus Berlin, 31. Juli, wird gemeldet: Diack) dem kata strophalen Zusammenbruch der ostgalizischen Front setzten die Russen in den letzten Tagen alles daran, die Höhen stellung östlich des Grenzflusses SbtNtsch zu halten und von dem Städtchen Skala am Pruth einen Riegel in süd westlicher Richtung bis in die Gegend von Kirli Baba zu ziehen, um ein weiteres Abbröckeln der Karpathenfront zu verhüten. Jetzt ist dieser Widerstand, der eine Zeitlang den Vormarsch der Verbündeten zu verzögern schien, in der Hauptsache gebrochen. Deutsche und österreichisch-ungarische Korps habe«« den Sbrutsch in breiter Front überschritten Und rücken nach Osten vor. In den« Flußwinkel zwischen Pruth uud Dnjestr haben Osmanen die Russe» geworfen. Was hier noch an russischen Kräften steht, muß eilig den Uebergang über einen der beiden Flüsse suchen, um nicht in die sich verengenden Winkel zwischen Prnth und Dnjestr abgeschnitten zu werden. Zwischen Dnjestr nnd Pruth suchten die Russen sich noch- zu halten, um den Abzug ans der Stadt Tschernowitz zu decken. Trotz der von ihnen rücksichtslos eingesetzten Massen mußte» sie jedoch die Orte Ferentschwaka und Sniatyn auf- geben. Sie wurden in die Linie Germakovka-Filipkowze zurückgedränat. Der russische Widerstand nördlich des Pruth ist aber quch durch den Zusammenbruch der Tscheremosch-Linie ge- 7«. Jahrg. fördert worden. Hier erreichten die verbündeten Truppen die Linie Lukawetz-Tschartoria. Das breite Flußtal mit den steilen Höhen ans seinem Ostufer und den dichte» Wäldern dahinter bot den Russen einen idealen Verleid!» gnngSpttnkt. Sie setzten alles daran, diese Flußlinie zu kalten, denn östlich der Tscheremoscb-Höhen biegen alle Flußldufe nach SUdostei« und öffne» in ihre»« Teilen den nachdrängenden Verbündeten breite Wege. Hierdurch wird die südöstliche Flanke von Tschernowitz immer stärker be drängt, u«n so mehr, als auch weiter südlich in den Kar pathen der Vormarsch unaufhaltsam weitergeht. Im Se« reth , Sntschawa» und Moldawatal sind die Kolonnen der Verbündeten im BorwärtSschreiten. obwohl sich in de»« enge»« Teilen zwischen dei« steile» Waldberge»« jeder Vor marsch bei de» wenigen rückwärtige» Verbindung«« vor allen« für das Vorschaffen der Artillerie außerordentlich schwer gestaltet. * vom See- nnd Luftkrieg. Z»r Torpedierung des englischen Kreuzers. Reuter meldet aus London: Die Admiralität »neidet: Das englische Kriegsschiff „Ariadne" ist torpediert worden und gesunken. Alle Offiziere nnd Mannschaften sind ge rettet, bis auf 38 Mann, die infolge einer Explosion ge tötet wurden. Die Wirkung Les Ubootkrieges. Ter kürzlich veröffentlichte Geschäftsbericht der britischen Gesellschaft zur Unterstützung schiffbrüchiger Fischer und Seeleute läßt die Einwirkung des deutschen U-BootkriegeS ans die britische Schiffahrt deutlich erkennen. Die genannte Gesellschaft hat im Jahre 1916 an 16 669 hilfsbedürftige Seeleute sowie deren Witwen und Waisen Unterstützungen im Gesamlbctrnqe von über 36000 Pfd. gezahlt. Die bri tische Admiralität, Reeder und freiwillige Spender, darunter nuch Kögig Georg, der Schirmherr dieser Gesellschaft, habe»« sieh mit uaiulmfteu Beträgen beteiligt. Die finanzielle Lage der Gesellschaft wurde jedoch durch die beispiellosen Verluste dieses Jahres schwer in Mitleidenschaft gezogen. In den ersten 6 Monaten 1917 betrug die Zahl der Unter stützungsbedürftigen 15 752 Scknffsbrüchige, abgesehen von einer großen Anzahl von Angehörigen. Dre Ausgaben be ziffern sich in diesen« halbe»« Jahre auf 42 582 Pfd. In folgedessen hat sich das Bankauthaben der Gesellschaft in eine Schuld von über 15 000 Pfd. verwandelt. Ereignisse in Russland. Rußlands Lage hoffnungslos. Nach irn Haag einge troffenen Berichten, halten die aus Petersburg direkt» in formierten Citykreise die innere Lage Rußlands für hoff nungslos und de»« „entscheidenden Vorstoß der Friedens parteien gegen die ententefreundlichen Gruppen" für un mittelbar bevorstehend. Man spricht davon, daß Kornilow nnd Ärüssilow in Ostgalizien ründ 600000 Mann hin opferten, ohne den Durchbruch erzwingen zu können. In den meisten Distrikten herrscht eine der Petersburger Re gierung feindselige Stimmung, die sich auch ans Rußlands Verbündete, besonders aber England, erstreckt. Man er fährt ferner aus New Jork, daß auch in Wallstreet ein starker Pessimismus bezüglich Rußlands wieder vorherr schend ist. — Wie Manchester Guardian aus Moskau be richtet , mehren sich die Akte von Lynchjustiz in ganz Ruß- land in solcher Weise, daß man bereits von der Berechtigung dieses Verfahrens zu sprechen beginnte. Täglich werden Fälle registriert, wo das Volk sich selbst zuin Richter über angebliche Wucherer, unehrliche Gemeindebeamte u. s. s. auswirft. Dis staatlichen Behörden lassen all das geschehen, eher aus Bangigkeit, den»« aus Zustimmung. Buchara in Aufruhr. Das neue Wiener Journal meldet aus Budapest: In Buchara bereite»« sich angeblich Ereignisse vor, die in ihrer Folge für das gesamte russische Turkestan von Bedeutung sein sollen. Die Regierung von Buchara hat den russischen Präsidenten Müller gefangen genommen, im Lande herrscht Anarchie. Der Mullach ist der eigentliche Machthaber, Reaktion wechselt mit Revolu tion ab. Der Emir wird von dem Mullach als Geisel ge fangengehalten. Verschiebung der Konstituante. Wie aus sicherer Petersburger Quelle mitgeteilt wird, besteht bei der provi sorischen Regierung die Absicht, die für den 30. Septbr. alten Stils (13. Oktober) anberanmte Eröffnung der kon stituierenden Versammlung zu verschieben. Ueber die Gründe für diese recht überraschend kommende Verschiebung ist Näheres nicht bekannt. Neutrale Stimme« zur Kanzlerrede. Das Berner Jntelligenzblatt schreibt: Die Enthüllungen des deutschen Reichskanzlers decken nun die Karten der französischen Geheimdiplomatie auf. Es sind schwere An klagen. Poincars und Briand sind vor dem neutralen Aus lande, Amerika und dem eigenen Lande, das sicher von deutscher Annexion nichts wissen will, schwer bloßgestellt. Hat England, hat Italic»« etwas von diesem Vertrage ge wußt? Wen»« ja, müssen auch diesen beiden Staate»« Kon zessionen eingeräumt worden sein. Dann würde aber die ser Weltkrieg ein anderes Gesicht auch in den Augen der französischen Sozialisten bekommen. Falls diese Enthüllungen des Reichskanzlers voll und ganz der Wahrheit entsprechen und in das französische Volk, in die Schützengräben dringen, — und sie werden es, — so wird es mit dem Kriegswillen Frankreichs bergab gehen. Die Minderheitssozialiften wer den mehr Anhänger gewinnen. Der Soldat an der Front «vird sich sagen: Ich schlage mich also nicht für die Freiheit Les Landes, sonder»« für Eroberungsziele! Und die Wir kung auf Amerika, auf Wilson, der ein ausgesprochener Pazifist ist nnd als solcher jede Annexion ablehnt, die stets die Keime zu künftigen Kriege»« in sich schließt! Heut« müsse»« »vir erleben, daß das erschöpfte Frankreich, daß selbst seine offenbar noch nicht erschöpfte Regierung auf h«sem verbrecherischen Wege der Eroberungspolitik weiter mar schieren will. Carson hält in England eine annerionSlustiae Rede. Sonnino bricht dem italienischen Jmperialisnms in Albanier« Bahn, nnd Poinear-e vereinbart mit der russischen Regierung EroberungSpläne. Das ist die Entente, welche die Völker befreien und den dentschen Militarismus bekämpfen will. Bei aller Smnpathic für Frankreich, Eng land und Italien wird die ncntrale Schweiz für solche imperalistiscyen Tendenzen, nur an einem baldigen dauern den Weltfrieden interessiert, kein Verständnis zeigen. Kopenhagener „Nationaltidcnde" schreibt zur letzten Rede des deutschen Reichskanzlers: Jetzt ist sicher, daß man in Frankreich nur sich schwer mit dem Gedanken eines Friedens, der nicht den Frieden von 1871 aufhebt, versöh nen »vird. In England weist man zur Zeit jeden Friedens gedanke»« bestimmt zurück. Aber der Wortschwall, mit dem die Friedensfrage von den englischen Staatsmännern er örtert wird, deutet darauf hin, »vie kriegsmüde »nan in England ist. Ans jeden Fall hat der deutsche Reichstanz, ler jetzt, wenn er auch nicht geradezu die Formel „keine An- nexwnen und leiste Entschädigungen" anntmmt. -eutltch