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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.04.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192004093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19200409
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19200409
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-04
- Tag 1920-04-09
-
Monat
1920-04
-
Jahr
1920
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.04.1920
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schlossenen elf politischen Forderungen an die LandeSvegle- rung für die Partei al» Mindestforderungen zu betrachten sind, deren Inangriffnahme und umgebend« Durchführung von den Genosse« im Lande auf da» Entschiedenste gefordert wird. Tt« Morden von diesem Programm tonn« e» für die Genossen nicht geben. Insbesondere soll« dte Regie rung um Bekanntgabe Ihrer Massnahmen ersucht »erde«, die sie zur sofortigen Auflösung der Zeitfreiwilltgenforma- tionen bei der Reichswehr getroffen hat. D»e Krag« der Regierungsumbildung soll oon der Landeskonferenz be- lmndelt werden. Ei wurde weiter beschlossen,, ve« der Landesregierung auf eine Zusammenlegung der VolkSkam- inertvahlen mit den Reichstagswahlen htnzuwirken. —' Die Kriegsabgabe vom Vermögen»- zu wachs. Da» RetchSfinanzministerrum hat auf Er suchen de» sächsischen Finanzministerium» anerkannt, datz da» durch da» sächsische Gesetz vom 20. Dezember 1919 über die Verlegung des Rechnungsjahre» de» TtaatShautz- lialt» und über die Feststellung de» Staatshaushalts auf da» Vierteljahr vom 1. Januar bi» 31. Mar, 1920 um- sassenve Zivischenvlanjahr al» ein Lett de» Rechnungs jahre» ISIS im Sinne des Gesetze» über eine Krirgsabgade vom Bermögenözuwach» -u gelten hat. Dte Gteuerpfltchtigen, die zur Srtrgoabgab« vom BermögenSzunwch» herangezogen werden, können also verlangen, datz »et Berechnung ihre» kriegdadgabepflichttgen VermügenSzuwachse» u. ihrer Kriegs- abgave vorn BermügcnSzuwachS die TtaaatSetnkommenftruer (eintzblietzllch de» IM proz. Zuschläge») mit 1» Abzug ge bracht wird, die von ihnen in dem besonderen Termin am 15. Februar 1920 (dritter Termin de» Rechnungsjahres 1919) auf da» Vierteljahr vom 1. Januar bi» 81. März 1920 erhoben wird. —* Die Bautätigkeit in Sachsen rm Fe bruar 1920. Im Monat Februar wurden, nach einer Mitteilung de» Statistischen LandeSamtsS, «n den sächsischen Städten mit über 8000 und de» Landgemeinden mit Über 5000 Einwohnern für Neubauten mit Wohnungen 69 Bau- genehnliguggen (gegen 27 ist, Januar) erteilt, und zwar in den KrciShauptmannschasten Bautzen 15, Chemnitz 82, Dresden 7, Leipzig 12 und Zwickau 3. Diese 89 Neu- bauten, von denen 66 auf neuer Baustelle errichtet wer- den, sollen in-wesamt 191 Wohnungen enthalten. Ausser dem wurden 58 Baugenehmigungen (gegen 44 im Januar) für Um-, An- oder Aufbauten mit insgesamt 100 Woh nungen erteilt, von denen 7 Not- und Befehlsbauten mit zusammen acht Wohnungen sein werben. AuSgefübrt wur den 25 Neubauten mit 170 Wohnungen (gegen 19 Neu bauten mit 103 Wolmnngeu in« Januar). Durch auSgt« führte Um-, An- oder Ausbauten wurden- 6!» Wohnungen gewonnen, darunter 16 in Not- und BrfehlSbauten. An Gebäudeabgängen waren in« Februar 3 Gebäude mit Woh nungen, darunter 2 Wohnhäuser, zu verzeichnen. —* InS Ministerinm berufe n. Wie verlautet, ist von dem Arbeitsminister Heldt, der neuerbingS schon hier und da als sächsischer Mlitärininister bezeichnet würbe, der rnchrhel'tssozialdcmokraiische Abgeordnete Eastan- Chem-nstz, in das sächsische Ministerium berufen worden. Deine Ausgabe soll darin bestehen, aus der Reichswehr alle die Elemente ausruiondern, die ans irgend einem Grunde verdächtig er »einen. —* Die künftige Behandlung der im StaatSj chuldbuch eingetragenen Buchforde rungen. Mit Wirkung vom 1. Avril 1920 ab geben vor aussichtlich dis Staatsschulden des Freistaates Sachsen atzf das Reich über. Dieser Uebergang der Schulden auf daS Reich wird die Folge haben, datz auch die jm sächsischen StaatSschuldbuch eingetragenen Forderungen in solche gegen das Reich umzuwandcln sind. Hiernach mutz bi» auf weiteres die Begründung von Buchforderungen gegen den Freistaat Sachsen unterbleiben. Dagegen können künftig Buchforderungen gegen das Reich im bisherigen Säch sischen StaatSschuldbucke eingetragen werden. Die Begrün dung derartiger Buchforderungen gegen das Reich kann iedoch nur dadurch geschehen, datz bei der StaatSschulden- buchhaltere« in Dresden, Ständehaus, oder bei den son stigen hiermit beauftragten Dienststellen — dies sind: Die Sächsische Staatsbank in Leipzig, die Hauptzollämter zu Chemnitz. Plauen und Zwickau, sowie die Stationskassen der sächsischen Ltaalseisenbahnen mit Ausnahme derjenigen von Dresden, Leipzig, Chemnitz, Plauen und Zwickau — entweder sächsische Schuldverschreibungen über dreizinstge jährliche Rente nebst den dazu gehörigen ZrnSbogen einge liefert oder bare Geldbeträge zum Ankauf von umzuwan delnden sächsischen Nentenschuldverschreibungen eingezahlt werden. Dagegen ist eS ausgeschlossen, Buchforderungen gegen Las Reich, die in das be« der sächsischen StaatSschül- denverwaltuna für Rechnung des Reichs weiterzuführende Schuldbuch eingetragen werden sollen, unmittelbar durch Bareinzahlüngen zu begründen. Bis auf weiteres können derartige Bareinzahlüngen zur unmittelbaren Begründung von Buchschulden gegen das Reich nicht angenommen wer den. Aas dein gleichen Grunde rann auch die im Oktober 1019 eingeführte Gewährung' baren Geldes an Stelle der für gelöschte Buchforderungen auszulieferndrn Schuldver- ichrerüungen vorläufig nicht mehr stattfindeu. —* Der Saatenstand in Sachsen. Nach einer vom sächsischen statistisch» LandeSamt herauSgege.e- nen Uebcrsicht war zu Anfang dieses Monats der Saaten stand der einzelnen Fruchtarien in Sachsen folgender: Winterweizen, Wintcrroggen und Wintergerste im allge meinen nnttel, Raps, Klee und Luzerne gut bis mittel. Wiesen ebenfalls gut bis mittel. Im übrigen wrrd er- Troddel, deren Band zwei weiße streifen hat. Waffe aller Dienstgrade ist da» am schwarzen Leibriemen Übergestbnallt zu tragende kurze Seitengewehr, daneben automatische Pistole, Revolver oder Karabiner. —«SlnErmSchtigungSgesetzfürEinariffe in da» Privateigentum. Der sächsisch« Arbeits minister hatte bekanntlich kürzlich ein einem Privatunter» nehmer gehörig»« vraunkohkrnwerk in Westsachsen (Buben dorf) unter ZwangSverwattung gestellt, mit der Begründung, datz der Besitzer de» Werke» die Fördermenge absichtlich herunterdrücke. Während der Zwang-verwaltung aber traten dieselben Erscheinungen, die zur Verringerung der Fördermenge unter der Privatverwaltung geführt batten, rbenfaü» ein. Schließlich mutzt« der ArbeitSminifter die ZwangSverwattung wieder ausheben, weil da» Obervcr- wattupgSgericht entschiede» hatte, dah hier ein rechts widriger Eingriff der sächsischen Regierung vorlaa. Nun mehr bat die mrhrbeitSsozialdemokratifche Volkskammer- Fraktion einen Antrag eingeluacht, der der Regierung die rechtliche Grundlage für gewaltsame Eingriffe in da» Pri vateigentum geben soll. Der Antrag hat folgenden Wort laut: »Die Volkskammer wolle beschließen, di« Staat«- regierung aufzufordern, die Reichsrrgierung zu ersuchen, unverzüglich «i»i Ermächtigungsgesetz zu schaffen, wonach dm Regierungen der Bundesstaaten da» Recht gegeben wird, vorübergehend in die Rechte der Eigentümer von landwirtschaftlichen, industriellen und kaufmännischen Be trieben, einschließlich der Bergwerke, einzutreten, wenn die rechtmätzigei, Besitzer ohne zureichenden Grund ihr« Betriebe stillftetzm kaffen oder einschränken." —"BriefpoftbefürderungnachAmerikaim April. Im Monat April finden Postabgänge nach Amerika außer mit «ngUschrn Dampfern (etwa Zweimal wöchentlich) noch mit folgenden Dampfen« statt r 1. Dampfer „Lomafo di Savoia" nach Rio de Janeiro usw„ von Genua am 17. April, Postschluß in Frankfurt Main). Ausland- stelle, am 14. Avril; 2. Dampfer .United States" nach New-Bork, von Kopenhagen am 22. April, Postschluß in Hamburg (AuSlandstelle) am 19. April mittag» und in Emmerich (AuSlandstelle) am 18. April. Dte Postschlüsse für die nächsten holländischen Dampfer nach Nord« und Südamerika könne» wegen de» noch andauernden Aus- staube« der Hafenarbeiter in Holland im voraus «icht an« gegeveu «vrrdrn. — N ich tauf den R a s «n fetz en. In der jetzigen Zeit, wo da» junge Grün auf den Wiesen und Wegrändern so verlockend zum Niedersetzm rtnladet, schärf« man nament- Uch den Kindern «in, sich »icht auf dm Rasen zu setzen. DaS Erdreich ist zwar trocken, aber noch kalt, sodab schwere Er krankungen nicht selten die Folgen des Niedersetzens sein können. — Lir» alle acht Laa« di« kranken und verdäch tigen Kartosseln au». Bei schlechter Haltbarkeit der Kar tosseln bilden sich zwischen «inaelagertrn Knollen stets von neuem Erkrankungen, dte sich auf di« noch gesund gebliebenen klärend Vn-UgttVgt: Durch be» km Japre rmv ganz außergewöhnlich frühzeitigen Eintritt de» Winter» konnte die schon «N und für sich etwa» im Rückstand gebliebene Herbstbestellung nicht ,u Ende geführt »erden. E» ist zwar auSnahmiweij« an günstigen Lagen der Monate Ja nuar und Februar noch etwa« Winterfrucht nachnrsät war- de», immerhin muß «och>tn Lttt der ^str Winterfrucht bestimmten Aecker mit Sommerfnicht bestellt werden. Außerdem s«nd die weniger kräftigen Saaten, die 1« nn- durchlässiaem, durch die groß« Nässe im Februar aufäe- wetchtem Boden standen, durch nachfolgende Kahlfröste sehr gelichtet worden und wird von ««sm auch noch ein Teil uängepflügt werden müssen. ES läßt sich aber nochnicksi überleben, w,e groß der Schaden ist, da die mild« Witte- runa km Mär» schon stellenweise eine Besserung der Be- stände gebracht hat. Vielen Saaten sieht man auch Mangel an Düngemitteln an und könnte hier eine Bopfdllnaung von guter Wirkung sein, wenn die Düngemittel erhältlich wärm und nicht in zu hohem Preise ständen. Der Winter- weizen hat den Winter scheinbar besser überstanden aw der Winter-vagen. Der Klee hat stellenweise unter Mäulefraß und Krebs gelitten. ,m großen und ganzen ist aber besten Bestand rlN befriedigender. Di« Frühjahrsbestellung ist be» günstiger Witterung weit vorgeschritten, selbst in hohen Lagen ist ein Teil dev Sommersaaten schon bestellt. ... — Re 1 ch» mässe »schütz. Für I»l« vmmtm und Mannschaften de» Relchswafferschutzr», denen die Aufrecht- erhaltnng der Ordnung auf den großen Wafferstwßm dm Reiche« und deshalb auch auf dem sächsischen LAI« der Oder- elb» obliegt, hat ha« Reichsminiftettum de« Innern Uni- formvorschrntm erlassen. Danach ist die Bekleidung für all« Beamten dm Reichewasserschutz»« in Schnitt und Au«ftattnng gleich. Einstweilen tragen ft» feldgrau, für später ist dunkel- blaue« Marinetuch vorgesehen. Auf dm Kragenspiegel« führen ft» al« allgemein»« vbzeichm einen unklaren Anker, der von den Buchstaben LV8 umgeben ist: durch Gradabzeichen auf dm Achselstücken »md durch di« Vumühnmg der letzteren werden dte einzeln»«, Dienstgrad« unterschieden. Al« Kopf bedeckung dient «ine Schirmmütze au« d«mk»l blauem Marme ln» (vorläufig feldgrau) mit nach hinten ntedergeklapptem Deck»! mit Vorstoß, auf der Stimmte die Mrichskokarde aus ovaler, mit weißer Teidenschnnr umfaßt»», kornblumenblauer Lnchnnterlaa». Alle Beamten, vom Bausekretar und Kom- miss« an auswärts, sowie die früheren Portepeetraaer tragen ein silbernes Portepee nach dem Muster der Marine, jedoch mit,blaudurckiwifkter Schnur. Die übrigen Beamten rind Dolizeimannschattrn tragen eine blanwonme geschloffen« Troddel, deren Band zwei weiße Streifen bat. Wa " Dicnstgrade ist daS,a«n schwarzen Leibriemen Übfrg« Revolvrr'öder Karabiner. —* Sin Ermächtigungsgesetz für Einarlff in da« Privateigentum. Der sächsische Arbeit« Minister hatte bekanntlich kürzlich ein einem Privatunter» nehmer gehörige« vraunkohlrnwerk in Westsachsen (Buben- hrrunterdriicke" Während der Zwang-verwältung traten dieselben Erscheinungen, die zur Berrinaetuv Heimgefunde«. Ao man von Hans Possendorf. 9. Fortsetzung. Wie hatte er sich auf diese schönen Sommcrnachmlttage und -abende in der Heimat gefreut! Auf der Alster und der Elbe hatte er mit seinen Freunden segeln wollen, mit der Schwester und den Bekannten des HamS» wieder wie früher im Garten Tennis spielen wollm, mit den Klub« srvunden zur Ruderregatta üben oder km Klubhaus« em der Alfterluft vergnügte Abende verleben. Und nun stimm ten ihn Licht und Frohsinn um ihn her trüber, al« e» der schlimmste Londoner Nebel vermocht hatte. Noch ine 'hatte er sich so unbefriedigt gefühlt und den- nom zugleich eine Fülle von Lebensbewußtsein in sich ge spürt wie in diesen letzten Tagen. Und ha» war seit — lange hatte er dagegen gekämpft, eS sich offen einzu gestehen, aber das änderte nichts an der Tatsache —, da» loar feit jener Stunde, die er be«' Bann von Holten in deren kleinem Zauberreich verbracht hatte. Immer wieder sah er sie vor sich, dies« Erscheinung aus einer anderen, bunten, sonnigeren Welt. Immer wie- der spürte er den Blick dieser großen, rätselvollen Augen ».us sich gerichtet. An jedes ihrer Worte» an lebe ih«er Bewegungen erinnerte er sich. 'Unzählige Male schon hatte er dieses Zusammensein nnt allen Einzelheiten wieder durchlebt. Täglich in der Mittagszeit und nach GeschäftSschlutz war er nach drm alten Hause geeilt in der Hoffnung, sie zu sehen. In die Nein« Gchifferkneipe km Keller war er ein getreten, in dem AuSrüstungSgeschäft im Parterre hatte er sich unnötige Dinge gekauft, nur um unauffällig in der Nähe des Hauseinganges verweilen zu können. Und wenn dann Tritte erklangen, chatte ihm der Herzschlgg gestockt in der Angst, Bann könnte e» wirklich sein, könnte ihn bemerken, und sich abwenden mit demselben Aufdruck in den Augen wie damaw, al« sie feine Bitte um ein Wteoersehen abae- l«B,t Hatte. O, wem» er Er dvchsaaem könnt«, daß «d nst-tt ' von ihr begehrte, al» sie ansehen zu dürfen. Ilde» HauS, jede Tür, jede Inschrift in der Nähe ihrer Wohnung kannte er bereits, und die alltäglichen Dinge, die auch.nur im losesten Zusammenhang« zu ihrer Petton standen, schienen ihn« reizvoll verklärt. Und dennoch schalt ec sich, wenn er enttäuscht den Heimweg antrat, «men Schwächling und nahm sich ttor, nicht wieder hinzugehen. Die Uhr schlug vier. Mt eiligem Gruß verließ er bäS Kontor. Fast mechanisch schlug er die Richtung nach dem alten Hau« wieder ein. Als er an den Baumwall kam, blieb er stehen. Nein, diese zerrüttende Ungewißheit mußt« ein Ende haben! War er denn ein kleiner Junge, datz er sich so läppisch benahm? Er wollte da» nicht fortsetzen! — Mit schnellem Entschluß sprang, er auf den ersten besten Dampfer, der die Landungsbrücke verließ, setzte sich in die Kajüte unb zwang sich zur Lektüre der MtttagSzeitung, die noch ungelejm in seiner Rocktasche steckte. Der Kassierer trat auf ihn zu: »Wie weit?" ,,Wle wert Dte fahren wollen?" wiederholte bet Karten verkäufer. „Wie weit geht der Dampfer denn?'' " „Bis Blankenese." „Alsogut — nach Blankenese." Der Mann gab ihn: die Fahrkarte, kassierte den Be ttag und entfernte -sich. Georg ließ den Blick durch da» Kaiütenfenster schwei fen. Man näherte sich eben den St.-PauN-Landung-brücken, wo eine ganze Schar von AuSflüglern den Dampfer erwar tete. Wieder stimmte ihn der Frohsinn seiner Umgebung trüb, und seine Gedanken begannen den alten Kreislauf. Nein und nochmals nein! Ec wollte sich seinen Gefühlen nicht so widerstandslos hingcben! Und von neuem ver suchte er, sich für dte Zeitungsnachrichten zu interessieren. Man war schon an Oevelgönne vorüber, äl» jemand eintrat, und Geora gegenüber Platz nahm. Bisher war er allein in der Kajüte gewesen, denn Lei dem schöne» Wetter blieben alle Passagiere an Deck Nun schaute er auf. S» Mr eine alle Frau, bei alle verdächtigen Knollen au«julesrn nno sofort zu ver- KWMÄSWL mttiidevmmV» «irden di« neu rinttrttnden «emeinderats-j «t-liedi, ,-ktbe mid Stovän ver»NI»iet. Um «uch die! Kl««aruß« la beffire« Lust««« »u »rbalttn, soll, erneut ein Verbot »klaffen werden, da« dahtn gebt, da« Kl«»abfahren unter arwtffe Aufsicht zu stellen und da», Aschean fahren nur Montag« nach jedem 1. und 1ö. de« laufenden Monat« zu grpebmigen. — Herr Srmrindevorftaud M aibt br- kamtt, daß die hiesige Semeindekasse an dl« Girokafse Riesa anaeschloffen worden ist. S« «erden nun im folgenden die Vorschläge de« Ba«,mt«fchuffi» zur Einteilung de» Orte« und Benrnnnna der Straßen bekannt gegeben. Der Au«- «den Gesichtspunkt«»: aztzmd Hangmberarr, . Vst-und Nordstraß«), ieeinfluffen den Namen >,rstraße,H»ydenstraßr) «henden «ezrlcknunaen meinderat tzeiß» d1e'VoMlKo« d»« vauali«?chusse« aü^ Der Lieferant gedenkt den, bestellte« Klarschlag baldigst, wenigsten« di«Anfang April Uttern ,« können. Dlevr- beittn zum Aulbau der Glaudltzer «raße könnten daun in Angriff genommen «erden. Di« Lhoma-aaffe soll da- gE»n erst im Herbst ausarbaut.werdeu. — Die Plakaltafel am «emttndeamt foll schleunigst errichtet werden. — Den» Gemeind,rat lttgen einig, Baufach«» der Firma Hevden vor. Na» Prüfen de« Vauausschuffeg nimmt der Gemeinde- rat Kenntnis lm b,iahenden Sinn». — Für den neuzubtl- venden Verwaltnng«du«schuß werde« folgend« Herren vor- äeichlaaen, Kritzfchmar, Mende, Dr. Roßleben, Naumann, (Am Sana, Tchulstraß«, und .8. tollen, auch die al MMÄUMU Dee Lieferant gedenkt wenigsten« di« Anfang beiten zum Ausbau de in Angriff , gei gegen erst im >Ld,rat lttgen einige Baus vor. Nach Prüfen de« VauauSsch Kenntnis lm beiabeuden Sin aeschlaaen, Kretzfchmar. Mende, Dr. Roßleben, Naumann, Ttovan und Reuter. Der Vorschlag de« Henn Dietrich wird angenommen. — D« Fürsora,au-schuß soll aus schließlich d»g PorfttztNdeN au« 10 Personen bestehen. Diese Mitalieder brauchen nicht dem ivemelnderat anzugr- büren. Di« Vorschläge bierzu macht der verwaltungsaus- schuß. Sie werden in »achstee Gitung bekanntargeben wer den. — Der Nachtrag zum OrtSftatut bezüglich zweimaliger Srhebung der Ortssteuer tm 1. Vierteljahr 1920'wird vom Gemrinderate einstimmig angenommen. — In vielen Ott«- teilen schütten Bewohner da« Abfallwasser einfach auf die Straße. Diese Unsitte, soll eingestellt werden. — Zu« Schluß albt Herr Kretzschmar ein Bild davon, wie man im Ltreikaebiet Lauchhammer Über die Lichtkalamität be« Gröbaer Werke« denkt. Rtr. Reichenau. Mit einer gemeinnützigen Einrichtung bat die Firma C. A. Preibisch auf dem frühere» Lrenkltt- schen Bauerngut in Yber-Reichenau, da« jetzt der Firma ge hört, begonnen. Indem sie für ihre Arbeiter und Beamte« Schrebergärten aus einem Teil de» Gute« verstellen läßt. Der andere, größere Teil wird al» Acker und Wiese an dte Arbeiter verpachtet. , Zittau. Die Zeitungen berichteten kürzlich, daß au» einem der alten Handweberdürfer ver letzte Hanowevstuyl verschwunden war, weil er als Feuerholz verkauft wurde. Jetzt hat, um das Ausmaß des Rückganges der vand- weberer festzustellen, die Zitlauer Handelskammer eine Um frage in den Handweberdörsern ihres Bezirkes veranstal tet. DaS Ergebnis von Steinigtwolmsdorf, in dem in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts noch gegen rund 700 Webstühle in Tätigkeit waren und bas jetzt nur noch 83 aufwetst, zeigte die betrüblich Tatjache, wie die Hausweberei, ohne die man sich früher die Lau sitzer Dörfer gar nicht denken konnte, im Verschwinden begriffen ist. . Hirsch selbe. Der Streik tm staatlichen Elektrizi tätswerk ist Donnerstag mittag wieder bergclegt worden. Durch die zeitweilige Arbeitseinstellung machte sich am Mittwoch nachmittag und gestern früh in einem großen Teile der Obcrlausitz und in den mit «»geschlossenen böh mischen Grenzgebieten eine Unterbrechung der Stromver sorgung empfindlich benierkbar. Chemnitz. Die,er Tage wurde in Chemnitz «ine Gemeindevertrecerkonferenz der Amtsliauptmairnschaft ab gehalten, die sich auch mit der Frage der Besetzung des freiaeworbencu Amtshauptmannpostens beschäftigte. Gegen 1 Stimme wurde in dieser Angelegenheit folgende Entschließung angenommen: „Die Gememdevcrtrcter der ÄmtShauptmannschaft Chemnitz fordern von der Negie rung, nun endlich bezüglich der Ernennung eines AnitS- hauptmanns ans ihrer Reserve herauszutreten und die Be setzung mit einem Sozialdemokraten zu vollziehen. Die Gemeindevertreter sehen es als eine Brüskierung an und erklären, ihre Aemter niederzulegen, wenn eine Besetzung des Amtshauptmannpostens mit ctnem Sorraldemolraten nicht erfolgt." - An na berg. Die städtischen Kollegien beschlossen, die Wasserkräfte des PöhlabacheS tm Annabrrger Natsivald zur Slektrizitätserzeuguna tm größten Matzstabe auszunuhFn. Fachurteilen zufolge könnte diese» Kraftwerk aus zweitausend Millionen Kilo,vattstunden Jahresletstung gebracht und da mit zum grüßten Dachsen» werben, womit 5—sooo Tonnen jährliche Kohlenersparnis verbunden sein würde. Während die Baukosten bet einem Voranschläge im Oktober auf uu« 811 Millionen Mark berechnet wurde», werden sie sich jetzt auf 10 Millionen Mark beziffern. i Georg Kuyver warf die Zeitung beiseite. Er wollte sich lieber die frische Brise um vte Ohren wehen lassen: daS wurde ihm gut tun. Er stieg die stelle Treppe empor und ging an Back bord entlang nach dem Bug des Schiffes. Mt einem plötz lichen Ruck blieb er stehen. Er fühlte, wie sich sein Herz vor Schreck und Freude zusammen krampfte. Ganz vorn an der Spitze de» Dampfers, getrennt von den übrigen Passa gieren, stand über die Reling gelehnt un» ihm den Rückien zukehrend, eine schlanke Müdchengestalt. Zivei lange, schwarze Zöpfe, die sich än dm Enden ein wenig gelöst hatten, hingen ihr über den Rücken. j ..Barni!" Ein unhörbare» Flüstern, und doch wie eür Jubel war es über seine Lippen gekommen, und seine Blicke umfaßtm beglückt die jugendliche Erscheinung. Gan» ander» nahm sie sich heute aus in der weigan Matrosen- blus« mit dem breiten, blauen Kragen, dem dunkelblauen Rock und dem glanzlebernen Südwester auf dem Kopf: und doch hätte er sie unter Tsmrsmdön auf den erste« Blick erkannt. . Denn sie jetzt den Kopf wnchete und ihn hier stehen sah, weckn bann der kalte, abweisende Ausdruck wieder in ihre Augen trat — bann war alles verloren. Würde sie «tz ihm denn glauben, baß er ihr nicht nachgegangen »var? Da wendete sich Äami von Holten um — Oeorg Kuhper dachte Überhaupt nicht» mehr. Er sah nur bitte Augen, von denen er Lag und Nacht geträumt hatte. „Ach, Mister Kuhper!" rttf sie veranüat. „Da» ,st ja ein netter Zufall! Wie geht e« Ihnen?" Und unbefangen streckte sie ihm ihre Hand entgegen. »Aber weshalb ,Shm Die mich denn so entsetzt an? Sie erkennen mich wohl gar nicht wieder in dieser zwtvsierten Tracht?"' Georg legte seine Hand in die ihre. «Ich Sie nicht erkennen? Ach Gott!" sagte er verwtrrt. „Ich geb« Ihne« mein Wort, daß Ich Jhnen nicht nachgeaangen bin, daß eß nur ein Lufall ist, der um» »«jammoiführt!"
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