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Montag, 8. Augast 1898, Abends Da» Rtrsaer Tageblatt erscheint jeden Lag Abend» «st Ausnahme der Sonn» und Festtage. BtertrljLhrlicher Bezugspreis bet Abholung tu den rzpeditton« in Riesa und LtrHla oder durch mese-e TrSgrr frei tu» Hau» 1 Mark 50 Pfg-, bei Abholung am Schalter der laisett. Postaustaltm 1 Mark LS Pfg-, durch den Briefträger fmt in» Has» 1 Mark « Pfg. »ngiigen Awwh», für di, Rum«« de» Ausgabetage» bi» iSormtttag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und «erlag von Langer ft Sluterltch tu Riesa. — SeschSstsstelle »astautruftratz« SS. — Für di, Redaktion vermtwortltch: Herma«» Schmidt in Riesa. denjenigen Grundstücksbesitzern, auf deren Befitzthum nach Abrechnung der auf Gebäude und raum entfallenden Steuereinheiten 120 Steuereinheiten haften, »1« BsitttttU ASR auf jede beitragspflichtige Steuereinheit zu entrichten. Riesa, am 28. Juli 1898. Der Rach der Stadt. . ivoeters. vertliches «ad Sächsisches. Rlesa.,8. August 1898. — Ee. Königliche Hoheit Prinz Georg, der erlauchte Bruder Sr. Majestät de» König», feiert heute, am 8. August, feinen 68. Geburtstag, ve. Königliche Hoheit ist einer der ersten Soldaten de» deutschen HrereS. Da« sächsische Armee- corp» hat er, wie einst im Kriege, in nahm 2S Friedens jahren geführt. Als des Reiche» Feldmarschall und General- inspectrur ist er berufen, auch andere Theile de» deutschen Heere» prüfend ru besichtigen. Auch den Werken und Be strebungen de» Frieden» bringt Prinz Georg thätige» Jn- ttreffe entgegen. Gern und erfolgreich forscht «r in der Geschichte seine» Volke» und seine» Hause»; an den Ar beiten der Lande»vertretung nimmt er in der Ersten Kammer de« regsten Anthell, auch in dieser Beziehung ein Vorbild treuer Pflichterfüllung. — Herr Kretshauptmann Schmiedel trat gestern einen mehrwöchigen Urlaub an. Vertreten wird er durch den Geh. RegierungSrath von Kirchbach und in Angelegenheiten der Generalcommission für Ablösungen und Gemeinheits- theilungen durch den Ober-Regierungsrath Kraft und später den Regierungsrath vr. Krische. — Dem Andenken de» entschlafenen Alt-ReichSkanzlerS galten die tief empfundenen Worte, mit. denen Herr Diak. Burkhardt im gestrigen Vormittagsgottesdienste seine Predigt einleitete. Der geschätzte Herr Kanzelredner führte etwa Folgendes auS: Heute vor acht Tagen in den Morgenstunden geschah es, daß uns die Kunde traf: Er ist todt! Der größte Sohn unseres Vaterlandes, unser Bismarck, ist gestorben! Auf den Schwingen der Nacht war die Kunde über unser deutsches Vaterland dahergeflogen. Wo man sie vernahm, senkten sich die Schatten der Trauer herab auf die, die noch .mit Recht Deutsche heißen. Sie Alle, Männer und Frauen, fühlten die Lücke, die der Tod unS gerissen, und auch die, die nicht mehr deutsch fühlen und denken wollten, fühlten es und — schwiegen stille und es dauerte lange, ehe,sie wieder in den gewohnten Ton drS Hasses verfielen. Aber mächtiger als das war der wahre, warme Ton seiner Getreuen, der Zeugniß ihrer Trauer und Dankbarkeit ablegte, der Ton, der noch heute das stille HauS im Sachsenwalde umschwebt, wo der Entschlafene harrt, bis ihm die Stätte bereitet ist. Was ist es» da» ihn uns so lieb gemacht hat, als könnten wir nicht ohne ihn sein, als könnten wir unS unser Vaterland nicht ohne ihn denken? Da» ist eS, daß er dem 600 jährigen alten deutschen Elende der Zerrissenheit ein Ende gemacht, daß er die deutschen Stämme aus der Unansehnlichkeit und Machtlosigkeit in die Einheit, Pracht und Herrlichkeit geführt hat. Die Achtung, die sein Werk heischt, wird vertieft durch die Macht seiner Person, seines Wesens und seiner Art. Gr wurzelte mit allen Fasern im deutschen Boden, war ein echter deutscher Mann vom Scheitel bis zur Sohle. Er war groß und mächtig, aber auch ritterlich mild. Anfangs zwar nicht recht vom deutschen Volke verstanden, kämpste und rang er um seine» Volke» Liebe, ja, trotzte ihm dieselbe ab, wenn eS sein mußte. Haben wir sie dann nicht hinziehen sehen zu ihm aus allen Gauen, wie er ihnen deutsch und treu die Hand drückte. Er fand das rechte Wort für alle, für Männer und Frauen, Studenten und Soldaten und Schulkinder. Bei allen warb er um die Liebe und Treue für sein Werk. Wir standen unS fast auf Du und Du bei aller Ehrfurcht. Und auch wer ihn nicht gesehen mit seinen großen klaren Augen, fühlte sich doch mit ihm verbunden. Nun ist er dahin! Wir mußten den getreuen Eckehardt, den weisen Rathgeber der Krane betrauern. Unser Bangen wird aber noch tiefer, wenn wir sehen, wie eine Generation heranwächst, die kein Verständnlß für BiSmarckS große» Werk hat, wenn wir sehen, wie so Biele vaterlandSloS geworden sind, obwohl Pe da» herrlichste Vaterland aus dem weiten Erdenrunde haben. Doch Bekanntmachung. Die am 1. nächsten Monats fällig werdende Gkttttdftetter auf den 2. Termin ds». 'JahreS ist baldigst, längstens aber bis zum 15. August a. e. an die Stadtsteuereinnahme abzuiühren. Mit drrselben ist zu Deckung de» Bedarf» de» Laudeskulturralhe» van bach au» der UI. Abtheilnng de» Köaigl. Finanzministerium» ersetzt werden, an dessen Stelle wiederum Herr Oberfinanz, rath v. Seydewitz von der Georraldirektiou treten wird. Sonst find Kenterungen an der Spitze der UI. Abtheiluag de» König!. Finanzministerium» bezw. der Generaldirektion erst mit dem JaSlebentreten der Neuorganisation der Staat»- bahuen zu erwarten ; doch heißt e» schon jetzt, r» werde Herr Stneralbirektor Hoffmann feine« Amte noch länger erhalle» bleiben, also nicht Nachfolger de» in Ruhestand tretenden Herrn Geheimrath Meusel werden, da die Veränderungen in der König!. Geaeraldirektion am 1. Januar 1899 so um fassende sein werden, daß sich auch ein Wechsel in der oberste» Leitung nicht empfehlen dürfte. Mit dem Wiedereintritt dl« . Herrn v. Kirchbach in die Geueraldirektton wird dieser ein im Personen- und Güterverkehr völlig unterrichtete» Mitglied zngeführt werden, dessen Bedeutung auch nach Außen hin ein« große ist. Hrrr G-Heimer Finaozrath Schreiner hat eben falls um seine Verabschiedung gebeten ; Nachfolger dürste wohl Herr Oberfinanzrath Bergmann von der technischen Ab theilung werden und die nrugeschaffene Abtheilung für Eisen- bahnbau der Grh. Oberbaurath Herr Peter» übernehme«. — Auf eine höhere Verfügung hin find, wie au» Berlin berichtet wird, in Zukunft bei der Anstellung von Poft-Unter- beamten solche Bewerber zu bevorzuge«, die mit dem Gebrauch de» Zweirades Bescheid wissen. — Auf^d.e vom Sähsische» LandeS-Medizinal-Kolle-iuur an da» Königliche Ministerium de» Innern gerichteten An träge, die „Ausscheidung der Arrzte au» der Gewerbeordnung, die Wiedereinführung de» Kurpfaschereiverbote» und den Er- laß einer deutschen Aerzteordnung bei« vuade«rathe zu be- antragen", hat da» Königliche Ministerium de» Innern eine» ablehnenden Bescheid ertheilt. — Ueber die Schädlichkeit der bekannten kleinen Signal pfeifen wikd berichtet: Bon der Königlichen wissenschaftlichen Deputation für das Medicinalwesen war, wie wir der „Aerztlichen Sachverständigen-Zeitung" entnehmen, kürzlich ein Gutachten über die Frage eingefordert worden, ob die in neuerer Zeit viel gekauften Signalpfeifen, die auS einer stark bleihaltigen Legirung hergestellt sind, als gesundheits schädlich zu betrachten wären. Diese Pfeifen, die einen Blei gehalt von über 85 Procent aufwrisen, haben einen dünnen Ueberzug von Lack oder von Nickel, der beim Gebrauche sehr rasch entfernt wird. Wenn auch eine lösende Wirkung de» Speichels auf daS Blei nicht nachgewiesen werden konnte, unterliegt eS doch keinem Zweifel, daß durch die mechanische Wirkung der Zähne kleine Splitter der Legirung losgeriffcn werden und in den Mund und weiterhin in den Mage« gelangen. Diese Gefahr liegt besonder» dann vor, wen«, wie eS vielfach geschieht, die Pfeifen Kindern als Spielzeug geboten werden. Die wissenschaftliche Deputatton kommt daher zu dem Schluffe, daß der Vertrieb dieser stark bleihaltige« Pfeifen eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit bedeute. — Bezüglich der Fahrpreisermäßigung bet Badereise» unbemittelter Personen sei auf Folgende» hinarwiese«. A»f dm dmtschea Eisenbahnen wird mittellosen Personen zm» Zwecke de» Brsuche» von Kurorten, an denen ihnen der Ge brauch drt Bäder oder sonstigen Kuretnrichtungeo uaentgltlich oder zu ermäßigten Preisen gewährt wird,, die Fahrt i» dritter Klaffe aller Züge zum Militärfahrpretse gestattet und, soweit die Einrichtung vo« Freigepäck besteht, auch diese« Pt- gestanden. Für di« Rückfahrt tritt die gleiche Ermäßigung ei«. Dies« wird auch für je eine begleitende Person ringe- räumt, «nd zwar auch zur Rückreise nach Ablieferung de« Schützling« am Bestimmung«»«-, sowie zur wetteren Reis» > zur Abholung de« Schützling«. Zur Fahrt auf sächsische» > Staat»bahnstreckm muß «in Au«wci« über die Rothwmdtg- keit der Begleitung beigebracht werden. Al« Au«weife, auf Grund deren die Fahrkarten am Schalter verabfolgt «erde», werden verlangt: 1) eine Bescheinigung der Kuranstalt oder Kurverwaltung über die Aufnahme und darüber, daß der »ird Anzeiger WeUM «S Litzchch. rttegrmm»«d«ss. «mchE«, ».Tageblatt",«,,,,. KH, S A V S UL-L «r. 90. der Sönigl. Amtshauptmannschaft Großenhain, des Königl. Amtsgerichts «nd de» Gtadtraths z« Riesa 181. Montag, 8. August 1898. Abends. 51. Jahr». deshalb den Muth sinken lassen — daS wäre nicht in BiS marckS Sinne. WaS ist aber die, starke Wurzel seiner Kraft gewesen? WaS mag ihn so stark und fest gemacht haben, daß wir unS der Ueberzeugung htngeben können, daß sein Werk nicht untergehen wird? DaS ist die Gottesfurcht. Wir kennen sein Wort: Wir Deutsche fürchten Gott, sonst-nichts in der Welt. DaS ist ein stolzes, ein demüthigeS und wahres Wort zugleich. In der Gottesfurcht ruhte seine Stärke. Hier finden wir unS mit ihm auf dem Grunde deS Glauben» zusammen. Wenn wir auch seine Größe nicht erreichen, so können wir ihm doch nacheifern. An der Hand deS Textes I. Cor. 10, 12: Wer sich läßt dünken — beantwortete Herr Diak. Burkhardt unter wiederkehrenden gedankenreichen Hinweisen auf BiSmarckS Leben die Frage: WaS ist es, daS de» Christen Festigkeit und Stärke auSmacht? dahin: 1. Sein klarer Kopf, mit dem er sich frei hält von allen Selbst täuschungen, 2. sein zuversichtliches Herz, daS da weiß: Gott ist getreu! — Die hiesige Ferirn-Colonie ist Heuer zum ersten Male nach auswärts in Pflege gegeben worden, man ist also von der bisherigen Gepflogenheit, die Colouisten im hiesigen Stadtpark zu beköstigen, abgekommen. Wer jemals in den Vorjahren die Colonien im Stadtpark besucht hat, der wird bestätigen müsse», daß e» nur eine Halbheit war, wa» «an ge chaffen hatte und wenn auch die Erfolge im Allgemeine« befriedigten, so standen diese doch zu den ansehnlichen Opfern, die gebracht werden mußten, in keinem Berhältniß. Jene Erfolge erfuhren insbesondere dadurch eine große Beein trächtigung, daß «ine« ansehnlichen Theil der Colonisten da» an Speise und Trank Gebotene nicht zusagte oder daß e« ganz verschmäht wurde. Mangel an gehöriger häuslicher Aussicht und Pflege, ungenügende Wohn- und Schlasstätten und anstrengende Arbeiten mögen im Uebrigen mit Anlaß gegeben haben, daß die Colonte i« Stadtpark nicht den er warteten Erfolg hatte. Die diesjährig« Colonie besteht au» 15 Kindern, sie befindet sich seit Mitte Juli in Altenberg i. Erzgeb. und wird dort von einem hiesigen Lehrer geleitet und beaufsichtigt. Nach den Mittheiluugen de» Letzteren haben sich die Colonisten in die für sie ungewohnten Ver hältnisse schnell «ingelebt, auch bekommt ihnen die Gebirgs lust vortrefflich. Da« Wetter ist vorherrschend recht schön gewesen, so daß täglich 1 und auch 2 «usflüge haben unter nommen werden können. Die Colonie hat Zinuwald, Geising, Hartmannmühle, Lauenstein, Hirschsprung, Bärenburg, Kahlen berg, den Geifingberg u. s. w. besucht. Bei ungünstigem Wetter werden die Colonisten mit unterhaltende«» Spielen beschustigt. Die den Colonisten gewährte Kost ist sehr gut und reichlich, auch lassen die Schlafstätten nicht» zu wünschen übrig. Die Colonisten selbst zetgen sich folgsam und dankbar. Hiernach dürsten sich dir Erwartungen, die «an Setten de» Rathe« an da» neue Unternehmen g> stellt hat, in jeder Weise erfüllen. Liebesgaben zu den Kosten der Colonie werde« jetzt «och in einzelnen hiesigen Schanklokalen und in der hiesigen Stadthauptcrsse — hier jederzeit — gern ange nommen; deren wird e» noch viel bedürfen, wenn «an die Wohlthaten einer solchen Einrichtung, wie beabsichtigt, später immer größeren Kreisen zu theil werden lassen will. — Da» Magdeburger Pionier-Battaillon, wird, nach dem e« seine Uebungen auf der Abstrecke Riesa Meißen be endet hat, zur Rückfahrt nach seinem Garaisonorr einen rnt- prechend hergerichteten Dampfer und Kahn der Dampf« chleppschifffahrtS-Grsellschaft vereinigter Elbe« und Saale- chtffer benützen. — Der Präsident der Oberrechnung«kammer, Herr v. Salza scheidet Ende nächsten Monat« au- seiner Stellung und ist zum Nachfolger definitiv der Stellvertreter de» Generaldirektors der StaatSrisenbahnea und Vorstand der II. Abtheiluag dieser Behörde, H:rr Geheimer Finanzrath v. d. Planitz, bestimmt. Dieser trttt am 1. Oktober sein neue» Amt an und wird von Herrn Geheimen Finanzrath v. Kirch-