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!"R .ittGt »eetns »ach der '—». »interllck. Mela. — Lür die Redaktimr verantwortlich: LetnriL Ubleman«. Wela Knnsi »«» «iffensche^ Saue« und verdauuna. Roch eh« die Speise« k dÄi Magen gelangen, nimmt di« Magenverdauung ihren Anfang, ja chre erste Einleitung, die B HSusig sogar schon beim bloßen Nahrungsmittel ein, woraus " " Ida» Wasser' im Munde -usammealLust". Im allgemeinen folgt di« eiaeatliche Bildung de» Magensäfte» aber erst do Lustige Scke. Ein Vorsichtiger. A.: .Geben Sie nicht auch JLst Wertsachen dem Bademeister zum Anfbewahrenk Fürchten Sit denn keine Taschendiebes" — B.r ,J bewahret Ich nehm» einfach meine Uhr au» der Westentasche und steck« sie in di» Hosentasche — da sucht kein Dieb nach einer Uhr!" — A.: ,UnU da» Portemonnaies" — B.: »Nun, da» nehme ich natürlich au» der Hosentasche und stecke e» in di« Westentasche — dg vermutet rS niemand I" Resignation. Sin türkischer Gelehrter hatte «ine Ehe« aattin erhallen, die, wie er zu spät entdecken mußte, sehr haß/ lich war. Gehorsam fragte ihn die Gattin eine» Tage-, vor welchen seiner Verwandten sie sich entschleiert »eigen dürfe. »Ach, meine Seele," erwiderte er, .tue, wie e» dir beliebt Wenn du nur vor mir verschleiert bleibst." i Mißverstanden. Richter: »MSgerin, Sl« sollten sich mit der Beklagten vergleichen." — Klägerin: »Aber, Herr Richr ter, das hab' ich ja getan, und weil der Vergleich so zu ihre« Ungunsten ausgefallen ist, hat sie mich ja eben verklagt." —' Richter: .Wir denn? WaS heißt dass" — Klägerin: ,NflH ich hab' den Nachbarsleuten gesagt, wer sie ist und Wer ich bin, und da hat sie auf Ehrenbeleldigung geklagt." ! Im Vartet». Zauberkünstler: .Jetzt werde ich do« Ihren Augen eine Dame verschwinden lassen. Ist «ine der an« tvesenden Damen vielleicht bereit, das Experiment au sich au»« führen »u lassens" — Herr: ,Ra. Schwiegermamachen, wie wär'» brims" italienischen Geigende«« er« nahezu «war« Gttichflüutgkeit der HÄzmasse, wa» darau» erhellt, daß «in« Berührung mir einem Paukenschläger einen reinen, musikalischen Ton erzeugt. Mikroskopische Untersuchung löst« da» MM. ES zeigte sa unier dem Lack ei« elastische Grundierung, die keinen anderen Aweck haben konnte al» die natürlich« Gespanntheit de» Holzel »u lösen. Im VersuchSversahren gelang r» nun, eine ähnlich wirksame Grundierung gu finden. ES ist heute nicht nur möglich, den Klanacharatter jede» normal gebauten Instru ment» bereit» im Rohzustand zu bestimmen^ sondern auch ein zeln« italienische Mristergeigen in der Art der Aussprache, de» Timbre und der Tragfähigkeit so zu kopieren, daß ei« Unter scheidung mit dem Ohr unmöglich wird. Somit scheint di« .Entspannung" de» Hölzer daS einzige Geheimnis d«r att- nalienischen Geige» zu sein. Dl« Arbeitsleistung des Herzen». Uber bi« Arbeitsleistung de» menschlichen Herzens veröffentlicht« ei« englische anato mische Zeitschrift eingehende Berechnungen. Davon ausgehend» baß da» Herz ei« Pump« ist, stellt ste test, daß dies« Pumpe in jeder Minute siebzigmal arbeitet, mithin in der Stunde 4200, «n Lause eines TageS 100800, im ganzen Jahr S6 792 000 Schläge tut. Setzen wir ein normales Menschenleben aus 70 Jahre an, so tut das Hem im Verlauf fei«» Manyen Leben» alle» in allem mehr al» 2>L Milliarden Schläge. Welche Arbeit»« keistung wird nun durch diese TätiAeit de» Herzen» geschaffen» Di« Pumpe, die unser Herz darfüllt, setzt Durchschnittlich bei jedem Schlag 100 Gramm Blut in Umlauf, also 7 Liter in deß Minute, 420 Liter in der Stunde und 10 Tonnen am Lage, Diese» kleine Organ entwickelt jeden Tag ei« Kraft, di« im» stände ist, nach und nach 46 Tonnen ein«, Meter hoch zu Heben, Während der 70 Jahre bringt da» Herz, oh« auch nur einest Augenblick sein« Arbeit zu unterbrechen, weder bei Tage noch bei Nacht, somit im gangen die riesenhaft« Masse von 280006 Kubikmeter Blut in Bewegung. Andererseits gehör«» zu einem Kreislauf des Blute- nur L4 Sekunden. Während «ine» Tage- logt daher da» Blut seinen Weg dreitausendmal zurück, DaS macht tm Jahre X Million Durchkiatfungen. Ma» kann sich au» dieser gswaltigen Zahl «ine Vorstellung machen, wi» sehr da» Adernetz teils durch Reibung, teil» durch Ablagerung aller Art tu Anspruch genommen wir». Di« Länge de» durch« laufen«» Weges läßt sich schwer bestimmen, weil die Blutbahst sich in zahlreiche Adern und Äderchen teilt, deren Läng« seht voneinander abweicht. Nehmen wir als Durchschnitt nur drej Meter an, wa- niedrig gerechnet ist, so kommt man zu d«M Resultat, daß das Blut in einem einzigen Tag mehr al» lOll Kilometer, in einem Jahre mehr als 3900 Kilometer, in 7<f Jahren 278000 Kilometer durchläuft: das Ilt ist cdiva der sechs« sacke lLLiuuniana. i. < Ve Freude «k KleiiirnM. vie?7WvrDe FMlhe. vtnn »I ^g^ört eln" großes, ein göiK^eÄ Herz^Wxu^ Er- i ' -E. l Ent- j Wer gern klagt, hört ungern' klagen. .--Es- > . en Im Sächsischen Erz- i ^ ES gibt keinen^ unsehkbarerrn Tvgknvivächftr al- all« 590 Kilometern, deutlich, schreckende Häßlichkeit. n. also in der .Zone de» . » - Fraiwn können für oder gegen bl« Eh« sein; vor alsW aLer wollen sie verheiratet s«ni i Sbwuck der zu verzehrenden Nahrungsmittel ein, woraus sich ja auch da» viel gebrauchte Wort bezieht, baß «i«m beim Anblick ei«r verlockenden Speis« da» Wasser tm Munde zusammenläust". Iß» allgemeinen er folgt di« eiaeatliche Bild»»- de» Magensafte» aber erst dann, w«n« da» Kaue» beging und barm» konnte man auch an nehmen, tzg» st, erster Linie da» Kam» die Verbauung wirk st«, beeinflusse, »der den eigentliche« MechaniSnru» de» Kauen» waren sich«» bisher di« Meinungen geteilt, ebenso wie d«» Kam»» an sich noch nicht ganz sicher- Zett haben mm eingehende Unter« ' m, daß da» Kaum allein tm große» und den» man erhielt bi« gleich«, Sraebn Führung gekauter Nahrung nach de» auch bann, wenn die Nahrung nicht . «M ist aber in anderer Hinsicht fthr Mnächst Wege» der die Magenverbamma jedenfalls w , «ttrlchterntxn Zerkleinerung und b«r vorbewttenden chemische» Verbauung d«r Nahrung, bann weil er, noch eh« diese in dar Magen -eömat ist, zur BiSmng von Magensaft reizt und damit bst rätigkeit »er rein chemischen Verdauung einleitet. Dte wirk samste Anregung »ur MagensaftbUdmog erfolgt ab«r nicht un mittelbar durch da» Kauen al» solche», d. h. weder durch «mechanische noch chemische N«ize, solcher« allein durch die di« Mkretton auslösend« Empfindung de» Geschmack» tm Mund« «ch durch di« daran» entstehende SßkuftempfinLuna. E» ist somit nicht die mechanisch« Tätigkeit de» Kauen» allein, di« di« Werdauung fördert, sondern da» Kauen wird hauptsächlich da durch, daß «» durch bte Geschmacksempfindung den Appetit er- ^u^t und infolgedessen dte Bildung de» Magensafte» einleiteh Aon«« verfchledener HSrtarkeit. Stark« Schallwirkung«» können auf der Erb« nm mnerhalb einer gewissen Zom wahr genommen Wertxu, wa» darüber hinauSgeht, ist die sogenannt« Zone de» Schweigen». Nun hat sich «Ser schon öfter gezeigt, daß der Schall einer großen Explosion an einem sehr weit von der Ervlostonikstelle entkernten Ort gehört wiube, in Orten, die näher lagen, inde» nicht wahrgenommen werden konnte. E» Scheint also, baß auf di« Zone Le» Schweigens wieder »in« einer gewissen Hörbarkeit folgt, und man unterscheid« drei Zonen. Al» die erst« gilt di« in der Nähe der liegende Zone der unurittelbmen Hörbarkeit, auf gt sodann die Zone de» Schweigens, die bereit» so w«g von dem Herd der Schallerregung liegt, daß der Schall normalerweise nicht mehr erreichen kann; wer die Zone de» Weigen» hinau» muß nun aber noch eine dritte Zone an« genouuuen werden: di« Zone der außergewöhnlichen HSrbar- bttt. Wa» in der Zone de» Schweigen» nicht gehört werden konnte, da» hört man also aus «lnmal wieder weit außerhalb »er Schw«igezone. Damit erklärt sich auch dte seltsam« Er scheinung, daß starke Schallwlrkungen in ganz ungeheuren (7 fernungrn gehört wurden: so Höne man z. B. im Jahre 18SL bte Beschießung der Stadt Antwerpen im Sächsischen Er, grbirge, d. t. in einer Entfernung von 577 77 7 . während in nähergelegenen Landstrichen, also in der »Zone Schweigen»', rein Laut wahrgenommen wurde. Im allge meinen scheint sich die Zone de» Schweigen» etwa von 100 bi» Iw Kilometer zu erstrecken; die Zon« der außergewöhnlichen Hörbarkeit beginnt bann möglicherweise schon bet 140 Kilo metern und durfte bl» 230 Kilometer reichen. Die außer- «wöhnkiche Hörbarkeit fleht zweifellos auch mit der jeweiligen JcchreSzett in Zusammenhang, da man die Beobachtung go» macht hat, daß sie besonder» im Winter auszutteten Pflegt. Da« Geheimnis der altttalirnlschen Geigen. Lange Zeit hindurch suchte man da» Geheimnis des altitalienifchen Geigenbau«» tn den geometrischen Ausmassen der Instrumente, st, der besonderen Beschaffenheit d«S HolzeS und schließlich tn Van klaren, durchsichtigen Lack, dem angeblich Harz einer au»- gestorbenen Baumarß ver Balsamfichte, beiaemislht war. Aber weder der sogenannte fchysikalischexakte Geigenbau, der die Größe und StärkrverhSltntff« der Holzplatten bis auf Bruch- WA« von MtUmetrrn genau nachahmt, oder durch besonder«» Ubpimnwn der Gigentone von Decke und Boden leichte» An- ßpmch«» »ewtGer Obertöne begünstigte, noch Versuche mit den bwckchiebenstr» Sackpräparate« hatten den gewünschten Erfolg. Gest de« Doellbener Erperimentalphvsiker Prof. Manz Joseph Roch grimm «», tn jahrelange» Versuchen mtt altitalienischen tzm» deutsch«» Instrumenten folgende» festzustellen: Die geo- »otrffcheu Ausmaße bestimmen zwar Größe und HelligkeltS- grad, «tcht aber da« Weiche, sinnlich« Timbre, da» die alt- waKentkche» Instrumente auszetchnet. Dies« Eigenschaft ist vlelmehr akchwmig von L«r .Gleichförmigkeit von Stabilität «Nb Masse", dte ja auch di« Qualität de» Glockenton» be- sitmmr. Hotz ist aber in getrocknetem Zustand ein völlig un ausgeglichener Klangträger; denn di« einzelnen Fasern Pflegen Wh ungleichmäßig zu verzieh«» und zu verkrümmen, wodurch Duhteunrerschied« der Masse und Unelastüität entstehen, die der HwrmungSlme» Ausbreitung der Schwurgungen ve» Tone» «GbliLrn Widerstand, rntgegenseßem Gleichwohl »eio-n die dl« ErMn an der Elbe. Belletr. Gratisbeilage za» „Aiefaer Tageblatt". Str. 13. Riesa, 2«. Mär, LKL4. 4i7. Ardr^ l>ätte mir ieinc ja lange genug keinen llrlaub gelmbt. He einen Augenblick Zeit hat." Er sank auf einen Stuhl und saß da Weine himmclstiirmende Seligkeit war zu lplltag verblaßt. Die eine Hälfte Schwester Maria. Bon Elisabeth Krickeöerg. vopxrisbt 1022 b? Karl Köhler u. Eo., Berlin W. 18. - 7 (Schluß.) ' „Ist das Feigheit, Etta?'^ „Nenne es, wre du willst — ich weiß nur das eine: ich kann mich seinem Blick nicht aussetzent — Schon, daß ich ßhn die ganze Zeit über betrogen habe, lastet schwer auf mir." „ilm seiner eigenen Seelenruhe willen betrogen!" „Das ist ganz gleich! — Ja, ich bin feig — ich habe auch so viel getragen die Zeit über — das macht mürb." Er sah sie mißtrauisch an. „Ich merke, Etta, du willst deinem eigenen Herzen entfliehen. Das wird dir wenig nutzen — und cs ist kein Grund dazu vorhanden. — Aber wenn du es durchaus willst, es sei!" Als Schwester Maria nach langer Tätigkeit im Opera tionssaal Zeit für Hinucrk fand, schlief er nach einer durch wachten Nacht. Und an: Abend war Klaus bei ihm, und sie sprach an diesen! Tage kein Wort mit ihm, das über ihre Berufstätigkeit hinausging. 8. Tie Aerzte hatten richtig prophezeit: Hinuerk Groth würde wieder sehen. Als es ihm zuin Bewußtsein kam, war er von seinem Glück überwältigt — sein ganzes In neres in selige Dankbarkeit aufgelöst. Er lvarf sich Klaus an den Hals und schüttelte Doktor Lunds Hande fast auS den Gelenken. Es verdarb auch nickst seine Freude, schien so Nichtig, daß er noch eine ganze Weile im verdunkelten Zimmer, einen Schirm und vielleicht zeitlebens eine Schutz brille mit gefärbten Gläsern würde tragen müssen. WaS war das gegen das Schicksal, in ewiger Nacht leben zu müssen! — Er würde wieder die liebe Gotteswelt schauen, sich an den herrlichen Kunstschöpfnngen der Menschen be geistern können. Er würde wieder ein Mann sein und nicht ein hilfloses Kind, das am Gängelbande geführt werden Wußte. Ein Paradies tat sich vor ihm auf, und er stürzte sich jubelnd hinein. Erst in seinem Zimmer fand er sich wieder zur Gegen wart zurück und nun verlangte er stürmisch nach Schwester Maria. Wo Ivar sie? — warum kam sie nicht, an seinem Glücke teilznnelMcn? — Sie hatte so getreulich seine schweren Stunden mit ihm getragen, das; sic schon auS rein menschlichem Interesse auch seine Freude Mitemp finden würde. Und nun würde sic ja sekum — nun tonnte er ihr beweisen, daß sie seinem Herzen unersetzlich teuer war, selbst wenn sie wirklich eine klernc Hexe an Hätzlich- rett sein sollte. Er lachte bei diesem für ihn ganz absurden Gedanken HÄl auf mrd bat das mit Aufräumen beschäftigte Zim mermädchen, ihm sogleich Schwester Maria zu rufen Da sei doch immöglich, kam's phlegmatisch zurück, iöchwester Maria sei doch letzte Nacht für vier Wocl-en iwf Urlaub gefahren. Er zuckte zusammen wie unter einen« Peitschenhieb. jiJst das ivahr'?" Warum sollte sie denn lügen. Schwester Maria Hütte ja lange genug keinen Urlaub gekmbt. „Bitten Sic Herrn Doktor Holtenbriuk zu mir. sobald wie vernichtet. _ „ einem grauen jpUtag verblaßt. Die eine Hülste seines Lebens wär ihm wen geschenkt und die andere zu gleicher Zeit geraubt worden, und er meinte in diesem Augenblick, daß das die -essere sei. „Warum hat sie mir das getan?" fragte er den Freund. , Klaus sah, wie er litt, und er suchte tröstende Aus- Wichte. Ihre alten Eltern hättcm dringend nach ihr ver hängt — und sie selber sei an« Nande ihrer Kräfte gewesen. Aber Hinuerk schnitt ihm schroff das Wort ab. > „Und da mußte sie Knall und Fall ohne Abschied in «er Nacht «Preisen, trotzdem sie doch sicher wußte, wel cher wichtige Tag mir bevorstand?" „Wir lxrben nur einen Schnellzug — den in der Nacht." Hinntwk winkte ungeduldig ab. „Sic lxitte mir leine Antwort auf unser letztes Gespräch geben bttl «e erreat. um di« Wahrheit cinrulehen. Sie hat nickt gewünscht, baß dein Wiedereintritt WS Lei« durch den Anblick ikweS entstellten Gesichte» entweW werde das ist ihre Antwort!" Darum hat sie mir wohl auch die Benus von Ml» da auf den Schreibtisch gestellt — die klassische Sch-» heit?" Er lachte bitter auf. „Schweige« wir!" Und er schwieg, sprach nie mehr von Schwester Maria, vergrub sich ganz in seine Einsamkeit. Seine Tage »er brachte er in verdrossener Schwermut, schlimmer al» w der Zeit seiner Nacht. Das Gnadengeschenk de» Licht schien allen Wert für ihn verloren zu habe». Die Pfleger wunderten sich und schüttelten die Köpfe. Sie hatten kaum je einen Kranken gehabt, der mit f» viel ungebärdiger Ungeduld das Unglück der Erblindung getragen hatte wie er, und sie hatten jetzt ein ebenso über schwengliches Glück von ihm erwartet — ob sein Berstand wohl doch nicht mehr ganz normal war? Wenn Maus ihn zu einem Plauderstündchen besucht«, ließ Hinuerk ihn reden, während er finster brütend neben ihm saß, und Maus wußte, daß er ihm innerlich grollte, weil er meinte, er habe ihm Schwester Maria geraubt. Er hatte ihm wirklich die madonnenhaft schöne Schwe ster Marianne als Pflegerin gegeben, aber auch die Hoff- nung, daß sie Einfluß auf ihn gewinnen könnte, schlug fehl. Er stand von Anfang an auf gespanntem Fuß nrit ihr. „Sie ist kokett und fühlt sich zur Vervollkommnung ihres Aeußern durch fromme Augcnaufschläge verpflichtet. Ihre erhabene Ruhe macht mich wütend, und wenn ich wr das zeige, wird sie materdvlorojenhaft, was mir völllo auf die Nerven geht. Gib mir wieder den Pfleger. Er ist zwar ein Rüpel, aber das vertrage ich HHser als eine seelenlose Puppe. Sie soll sich malen und im Museum auflmngen lassen." Auch die Venus auf seinem Schreibtisch war ihn von Anfang an ein Gegenstand des Anstoßes gewesen. Und eines Tages bat er ärgerlich: „Laß sie fortnehmen! Sir langweilt mich, und das lrarte Weiß sieht in dem halben Dämmerlicht meines Zimmers ordentlich gespenstisch an». Hänge mir dafür ein Bild von Franz Hals an die Wanlh meinetwegen die Hille Bobbc! Das ist doch Leben, Fleisch und Blur, keine marmorkalte Unpersönlichkeit. Ich brauche cinstiveilcn Menschen und nicht Götter." „Daß du dir dann aber gerade die Hille Bobbe in ihrer grandiosen Häßlichkeit zur Gesellschaft aussuchst!" „Sie ist so vollkommen häßlich, daß sie schön ist? Ueberhaupt, was habt Ihr für eine verrückte Ansicht von mir," fuhr er grob fort, „als ob ich die Schönheit allein init dem Winkelmaß abmcssr." Maus besorgte ihm wirklich die Hille Bobbe und er legte ihm auch einige neu erschienene Mappcnwerke mo derner Künstler ins Zimmer, denn Hinnerk durfte bereits stnndenweis das Auge beschäftigen. Und er hatte die Ge nugtuung, das; Hinuerk ihm am nächsten Tage dafür dankte und mit einer gewissen Lebhafngkeit auf die vor züglichen Reproduktionen einging. Das dauerte kurze Zeit, dann war «ein Interesse ver raucht und statt der mut- und tatenlosen ckte sich nun eine Ruhelosigkeit seiner bemächtigt, d.e ' über kaum auf seinem Zimmer duldete. DaS Leben streikte seine Arme verlangend nach ihm aus, wollte ihn wieder in seinen Kreis hineinziehen, aber sein Eigensinn und seine Verbitterung sträubten sich da gegen. Ein Leben ohne Schwester Maria — was war ihm das. Er machte von der Frcil^it de? AuSgehens jetzt aus giebigen Gebrauch, war lauge Stunden auf einsamen Spa- ziergäugcn abwesend, aber statt erquickt und ausgebeitert, kehrte er matt und zerfahren zurück und war unzugäng lich für jedermann, auch für Klaus. Len begann sein Treiben zu ängstigen. Er hatte be stimmt geglaubt, daß seine alten Interessen rasch wieder Be sitz von ihm ergreifen würden, und nun schien er den An schluß an das Lebe» überhaupt nicht mehr finden zu können. Es war die Ungewißlieit seines Schicksals, die ihn peinigte, er wagte nicht auf das erträumte Glück zu hoffen und war doch nicht imstande, auf diese Hoffnung zu verzichte«. Hier mußte eine Entscheidung fallen, so oder so, wenn ihm geholfen werden sollte — dem Freunde, aber auch ihm 1«>lb«r. Den» auch er litt unsäglich unter dieser schwüle«