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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.12.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191612051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19161205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19161205
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-12
- Tag 1916-12-05
-
Monat
1916-12
-
Jahr
1916
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.12.1916
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, ... icktläunä de« stell! neralkommando« ist vom Rat« der Ktadt Lkadtgebiete Ga« und Elektrizität zur Be leuchtung von Reklame-Einrichtungen (Reklamelaternen. Lichtreklamen auf Dächern, an Gebäuden und dergleichen), sowie nach Schluß der LadengeschäftSzett zur Beleuchtung Chemnitz bestehenden Frauensibnken ro «richte». Dem Rat« lirg« bereit« ein entsprechender dhttwurf vor. * Leipzig. Da« Polizeiamt der Stadt richtet wegen der zahlreiche» Diebstähle und Einbrüche, di« in der letzten Woche von jmttten Burschen und Knaben,au«aesührtE«or* den sind, an alle Eltern die Mahnung, di« Leben«sührun« und den Umgang ihr«. Kind« strenger zu überwachen. Diese Verpflichtung fei nicht bloß.an einzelne Vevölkeruna«- kreife, sondern an alle Stand« gerichtet. Durch «n« Uebersickt üb« die st ' baren Handlungen ! dieser Mahnung begi vertretenden General .... Leipzig angeordnet worden, daß vorläustg bi« »um 1b. Ja nuar 1917 im Stadtgebiete Ga« und Elektrizität,»ur «e- ... LadengeschäftSzett zur Beleuchtung von Schaufenstern nicht verwendet werden darf. Als Re klamebeleuchtung wird jede Beleuchtung angesehen, die über da« Bedürfnis der notwendigen Beleuchtung hinauSgeht. Weitere KrtegSnachrichten. Gin deutscher Heldenfriedbof bei Velgrad. Sestern vormittag fand die feierlich« Einweihung de« deutschen Heldrusriedhof« am Vanvo-Brdo nordwestlich von Belgrad statt. Frieden zur rechten Zeit! Der französische Minister Malvy hat sozialistischen Kammermitaliedern gegenüber geäußert, daß der Krieg nicht mehr lange fortgesetzt werden dürfe. Ein Blick in die Zu kunft Frankreichs gebe nur Grauen und Elend auf. Frank reich könne dem deutschen Borbild, die Bürger de« Landes zu mobilisieren, nicht folgen, denn die Mehrzahl der Bür ger sei dem Staate bereit« in irgend einer Weise dienstbar. Die Heranziehung der Bürger aber, die noch eine freie Existenz besitzen, würde die Vernichtung von Ernährungs ouellen bedeuten. Gxvremiermintster Caillaux hat einigen Senatoren Briefe geschrieben, in denen er mitteilte, daß Frankreich auch heut« noch einen ehrenvollen Frieden ein gehen könne ohne weiteres Blutvergießen, wenn sich das Parlament stark penug fühle, ein Volkskabinett zu gründen, in dem keine Männer wie Briand vertreten sind. Neueste Nachrichten und Telegramme v E ü. Dezember 1916. Arieden-erörtcrnnaen. )t Berlin. In der Post schreibt Freih. v. Zedlitz: In England sowohl wie in Rußland ist offenbar von einer Reaktion gegen die Kriegsstimmung noch entfernt nicht die Rede. Wenn Trepow die Fortführung des Krieges prokla- miert bis zur Wiedereroberuna Polens und der Eroberung der von Pole» bewohnten Teile Deutschlands und Oester reichs, so «wird man in diesem letzten Ziele unschwer einen Widerhall der Proklamation des autonomen Königreichs Polen und dec Erklärung der polnischen Fraktion des Ab geordnetenhauses erblicken. -(Berlin. In Bonn sprach Mmhn über die Friedens- ziele des Zentrums und erklärte: Wir verlangen Friedens sicherungen, die teilweise in Gebietserweiterungen, teilweise in anderen realen Garantien bestehen. Wenn im Frühjahr die Früchte des Zivildienstgesetzes sichtbar würden, dann stehe hoffentlich der Weg zu FnedenSverhandlungen offen. )( Berlin. Der Bert. Lokalanz. meldet aus Zürich: Dem Vertreter des Schweizerischen Preßtelegraph wurde von einem auLFrankreich angekommenen Reisenden erzählt, daß in Frankreich in immer wettere Bolkskreise das Gefühl dringe. Frankreich kämpfe nnr noch für England. Die Stimmung im französischen Volke werde nur noch durch künstliche Mittel ausrecht erhalten. Die Unzufriedenheit in allen Kreisen werde die Regierung vor neue Probleme stellen. «Sozialpolitik im Htlfsdicnstgesetz. )( Berlin. Die Nordd. Alla. Ztg. weist darauf hin. daß das Htfsdienstgesetz gerade der Arbeiterschaft auch Sicherungen und Rechte gebracht hat, um die von ihr seit Jahrzehnten gekämpft wird. Zum erstenmal«, heißt eS in de« Artikel, schafft eln deutsche« Gesetz für die Gesamtheit der deutschen gewerblichen Arbeiter und Angestellte» eine obligatorisch« au« kreier Wahl hervorgehende Vertretung in den Arbeiterausschüssen. Hum erstenmale wird die Fest- stellung der Arbeit«-, insbesondere der Lohnbedingungen, der unbedingten V»rtrag«freihrtt entrückt und betriebs- fremden. paritätisch zusammengesetzten SchlichtungSstellen ein starker Einfluß am die Gestaltung de« ÄrbettSvertrages etngeräumt. Einig« von den feiten» der Arbeitervertreter erhobenen Forderungen konnten allerdings nickt ,«gestan den werden. E« handelte sich bet der Eisenbahnerfrag« und dem zu dieser gestellten sozialdemokratischen Anträge nickt, wie vtelfack angenommen zu werden scheint, um die Arbeiterausschüsse. Solche Ausschüsse bestehen bei den StaatSeisenbahnen schon. Der sozialdemokratische Antrag aber wollte die Wirksamkeit der allgemein vorgesehenen Schiedsstellen auch aus da« Staat«etsenbahnpersonal aus- dehnen und damit die Regeluna der Arbeitsbedingungen der Eisenbahner einer dritten außerhalb der Eisenbahnver waltung stehenden Instanz übertragen. Bei solcher Ord- nungder Dinge wäre r« möglich, daß Forderungen, welche die Eisenbahnverwaltung vielleicht schon aus staatsrecht lichen Gründen nicht zu bewilligen vermag, die Billigung einer SchiedSftrlle sinken. Dann hätten die Eisenbahner auf Grund dieses Spruches der Schiedsstelle nach den Be stimmungen de« neuen Gesetzes da« Reckt, in corpore den Abkehrschetn zu verlangen und ihre Arbeit zu verlassen. Die Erstreckung der Schiedsstellen auf die Eisenbahner könnte also geradezu den staatlich konzessionierten Eisen bahnerstreik zur Folge haben. Auf diese Konsequenz ist in den Vorberatunoen in aller Ausführlichkeit und Eindrtu- ltchkett htngewiesen worden. Gegen 19 Stimmen der so zialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft ist das Gesetz in der Gekamtabsttmmung angenommen worden. Indem die sozialdemokratische Fraktion in ihrer ganz überwiegenden Mehrheit dem Gesetze zustimmte, obwohl nicht alle ihre Wünsche erfüllt werden konnten, zeigte sie, daß sie die vater ländische Forderung höher stellte als die Sonderforderungen der Parteien, und daß sie nach wie vor mit allen übrigen Volksgenossen treu in Neil) und Glied steht, um den Kampf der Nation auSzufechten. So ist dank einer weitherzigen Einmütigkeit, die dem Reichstage und den verbündeten Regierungen für alle Zeit zum Ruhme gereichen wird: das große Werk geschaffen worden. Getragen von dem Geiste, der es geschaffen hat, wird es nach seiner Durch führung uns dem Siege und dem Frieden einen.entschei denden Schritt näher bringen. Zum Stege am Argesul. X Berlin. Zum Siege am Argesul schreibt Major Morath im Berl. Tgbl.: Alles zusammen genommen, gibt uns die Eroberung von rund einem Drittel rumänischen Bodens eine ganz bedeutende Kriegskraft. England sieht seinen schmählichen Plan, uns auszuhungern,-ins Wanken geraten. Holländische Stimmen über das Dardanellenabkomme« der Entente. )( Amsterdam. Die Blätter befassen sich mit der Erklärung TropowS in der Neichsduma über das Dar danellenabkommen. Der „Nieuwe Notterdamsche Courant" schreibt: Wir haben nun wenigstens, was den Osten be trifft, eine deutliche Antwort auf die Frage, warum die Abschlachtung und wirtschaftliche Zerstörung Europas noch immer nicht aufhört, weil Rußland Konstantinopel erobern will. — „Nieuwe Courant" sagt: Unter den gegenwärtigen Umständen kommt es uns so vor, als ob das Bestehen dieses Abkommens, dessen Verwirklichung zu den Friedens bedingungen der Entente gehört, nur zur Verlängerung des Krieges beitragen kann. — Das Allgemeine Handels blatt schreibt: Es ist dies wohl das merkwürdigste Ab- kommen, in dem eine Macht über ein Gebiet nut 43°/, mohammedanischen Türken. 17°/, mohammedanischen Griechen und Armeniern, S°/, Juden und 16"/, Fremden Rußland »»gesprochen wird, dem Lande, in dem die Rationalitäten und die Bewohner, die nicht zum orthodoxen Glauben ge hören, stets auf die grausamste Weise unterdrückt wurden. Es ist dies auch eine merkwürdige Illustration der Er klärung, daß die Alliierten keinen Eroberungskrieg führen und ein Europa schaffen wollen, in welcoem dem Er oberungszug der Deutschen Schranken gesetzt werden sollen. Krim Bettina rrnd ihre Söhne. Roman von H. Conrths-Mahler «4. Fortsetzung. Schwere Tränen fielen aus Frau Bettinas Augen auf diesen Brief hernieder. „Nietn Sohn — mein geliebter Sohn — wie habe ich doch so schlecht verstanden, mir Euer Vertrauen zu er werben? Wie war ich hart und streng, daß sich meine Kinder nicht mit ihren heißen Herzenswünschen zu mir wagten," dachte sie. Und noch einmal las sie den Brief durch, und als sie zu Ende war, schüttelte sie den Kopf. „Nein, es darf nicht Dein letzte» Lebewohl sein, mein Hans. Du darfst nicht von uns gegangen sein. Da liegt Dein junges Weib. Sie glaubt an Deinen Tod, und die ser Glaube hat sie niedergeworfen. Sie liebt Dich, und ihr Herz zuckt im tiefsten Leid. Aber ich kann nicht an Deinen Tod glauben, ich kann nicht — und will nicht. Nein — Vater im Himmel, du hättest e» mich fühlen lassen, wenn mein Sohn, dem ich das Leben gab, dres Leben hätte lassen müssen." So dachte sie, bis in die Tiefe ihrer Seele erschüttert. Sie preßte den Brief an ihr Her», an ihre Lippen. „Nicht ein Vermächtnis soll dieser Brief sein, nur ein^ Mahnung, nie mehr hart und streng zu sein," Und mit einer-liebevollen Gebärde neigte sie sich über Annelies. „Kleine Frau — arme, kleine Frau, warst du so bange vor mir?" Weich und lind streichelten ihre Hände die wirren, goldig schimmernden Löckchen aus der weißen Stirn. „Man muß dich ja lieb haben, du armes, junges Ge schöpf. Ich habe dich lieb gehabt vom ersten Augenblick d«S Sehens an. Vielleicht habe ich vorahnend gefühlt, was Du meinem Sohne warst. Mit tausend Freuden will ich Euren Bund segnen, dpS gelobe ich. Und waS auch kommen mag, du brst und bleibst mein liebes Kind. Dir kann ich Liebe geben, ohne Sorge, lwG ich zu viel gebe und dir damit Schaben tue, wie ich eS bei meinen Söhnen fürchtete. Ich habe wahrlich selbst am meisten gedarbt, wenn ich hart und streng scheinen mußte, um Männer «uS meinen Söhnen zu machen. Arme, kleine Frau — arme, kleine Frau!" So flüsterte sie Annelies zu. Die aber vernahm es nicht, ihre Seele war fern. Mit heißem Erbarmen beugte sich Frau Bettina her ab und küßte die junge Frau. Unter diesem Kuß schlug Annelies die Augen auf, sah staunend in Frau Bettinas Augen — und lächelte. Es war ein hilfloses, unbewußte» Lächeln, Annelie» ivußte nicht, wo sie war und tva» mit ihr geschehen war. Sie sah nur die liebevollen Mutteraugen über sich. Und da bewegten sich ihre Lippen. „Und kommt die Lieb« eingezogen, dann springen alle Tore auf," flüsterte sie, wie im Traum. Und dann wandte sie sich, noch immer mit dem unbe wußten Lächeln, ^zur Seite — und schltek «in, , Aber es war kein ruhiger, gesunder Schlummer, er wurde noch oft von jammernden Lauten und sehnsüchtigen Rufen nach Hans unterbrochen. 25. Kapitel. Am Abend war der Arzt noch einmal gekommen und hatte von einer fieberhaften Ueberreizung der Nerven ge sprochen und grüßte Ruhe anbesohlen. Krau Bettina tvich nicht von Annelies Lager. Die Sorge um die junge Frau war eine wohltätige Ab lenkung von ihrer Angst und Sorge um das Schicksal ihres Sohnes. Gleich, nachdem der Arzt wieder fort war, wurde Frau Bettina Friedrich Brandner gemeldet. Sie hieß das Mädchen bei Annelies bleibe» und eilte hinab, so schnell sie ihre Füße trugen. Brandner hatte im Laufe de» Tages verschiedene Male seine Damen herüber geschickt, die nach Frau Bettina sehen und ihr berichten sollten, daß er unablässig bemüht war, ihr Nachricht zu verschaffen, aber eine solche noch nicht habe erlangen können. Nun sich Brandner selbst melden ließ, hoffte sie, Ge wißheit zu erhalten. Brandner kam ihr entgegen. „Ich kann Ihnen leider noch immer keine possitive Nachricht bringen, Frau Bettina, und für heute muß ich meine Nachforschungen aufgeben. Auf meine verschiedenen Anrufe beim Generalkommando bekam ich keinen An schluß. Und auf ein Telegramm, das ich sofort heut« morgen aufgab, erhielt ich soeben diese Antwort: Er reichte Ihr ein Telegramm. Frau Bettina faßte hastig danach und las: »Leute nicht möglich, die betreffende Nachricht zwei fellos sestzustellen. Es wird sofort recherchiert." Sie legte das Telegramm auf den Tisch. Seit sie den Brief ihres Sohnes gelesen hatte, war eine seltsame Ruhe über sie gekommen, eine Ruhe freilich, die keinen Frieden barg und hinter der eine schmerzvoll" Angst lauerte. Sie reichte Brandner die Land. „Ich danke Ihnen, lieber Freund. ES hilft nichts, ich muß warten — warten. Diese» Warten ist furchtbar, aber eS muß ertragen werden, und immerhin birgt es noch einen Hoffnungsfunken. Ich will und kann nicht glauben, daß mein Sohn tot ist. Und — nun will ich Ihnen eine Hoffnung machen. Mir ist etwas Seltsames an diesem Lage zur Kenntnis gekommen, und ich will Ihnen kein Geheimnis daraus machen. Mein Sohn Hans hat sich mit meiner Gesellschafterin, Annelie» Steinbach, triegStrauen lassen, ehe er abreiste." Brandner starrte sie an, al» fürchte er, sie sei nicht klar bei Sinnen. „Das ist doch unglaublich!" stieß er hervor. Ein schattenhaftes Lächeln zuckte um Frau Bettinas Lippen. i „O — ich fand eS gar nicht unglaublich, lieber Freund. Ick» finde, mein Sohn hat einen guten Geschmack bewie- sin. Und so zarte, hilflose Frauen, >vie diese Nein« Anne- lte», werden oft namenlos geliebt." Brandner fuhr sich über die Stirn. «Ich zweifle nicht daran, daß Han» in da» schöne Mätz ¬ chen sich verlieben konnte. Mir schien sie immer zu schön und zu liebenswürdig für ein Haus, wo erwachsene Sühne sind. Aber, daß Sie so ruhig darüber sprechen — das scheint mir unglaublich." „Weil Sie noch immer nicht verstehen können, wie sehr ich mich verändert lnrbe." Brarrdncr schüttelte den Kops. „Nein, das kann ich auch nicht verstehen, und fassen. Jetzt wird mir übrigens klar, weshalb die junge Dame ohnmächtig war und, wie meine Damen mrr erzählten, noch immer bewußtlos und im Fieber liegt. Wie ist das nur alles gekommen?"" Die alte Dame erzählte ihm, wie sie erfahren hatte, daß Hans und Annelies sich vermählt hatten. Brandner war völlig fassungslos, und als er eine halbe Stunde später nach Hause ging, schüttelte er im mer noch den Kopf. Zu Hause erzählte er seinen Damen, was er vernom men hatte. Aber weder seine Frau, noch leine Töchter fanden es unverständlich, daß Frau Bettina die Tatsache von der heimlichen Vermählung ihres Sohnes so ruhig und ge faßt, ausgenommen hatte. Sie fanden Annelies so reizend und liebenswert, daß sie verstehen konnten, daß Frau Bettina sie gern als Schwiegertochter anerkannte. „Es ivird für Frau Bettina, ern großer Trost sein, dies junge Wesen an ihr Herz nehmen zu können, wenn Hans wirklich gefallen sein sollte. Es wird sie ablenken von ihrem Kummer," sagte Frau Brandner. Ruth und Hilde hatten sich umschlungen. Sie fühlten ein heißes Mitleid mit Annelies. So gut konnten sie sich selbst in ihre Lage versetzen. Zitterten und bangten sie doch auch täglich, stündlich um die Männer, die ihren Herzen teuer waren. Sie nahmen sich fest vor, Annelies wie zwei treue Schwestern zur Seite zu stehen, wenn sie erst wieder mit ihr zusammen sein könnten. Frau Bettina blieb die ganze Nacht an Annelie» La ger sitzen und wachte sorglich über sie. Schlaf hätte sie doch nicht finden können. Annettes lag die ganze Nacht in dem unruhigen, fieberhaften Schiummer, aus dem sie immer wieder em- porschrecktc und dann wirre Reden hervorsticß. Gegen Morgen wuroe Annelies Schlummer ruhiger und fester, so, als sei sie nun vollkommen erschöpft. Mrt großen, wackren Augen sah Frau Bettina d-n. neuen Tag lseraufztehen. Fröstelnd hüllte sie sich in eins Pelzjacke, die sie sich am Abend lsatte heraufbringen lassen. Und immer fester wurde die Zuversicht in ihrer Seele: „Er kann nicht tot sein."" Am Morgen schickte sie hinunter in die Fabrik und ließ Hermsdorf sofort zu sich herauf bitten. Sie fühlte sich heute außerstande, ins Kontor zu gehen, wie sonst alle Tage. Hermsdorf folgte sogleich ihrem Rme. Frau Bettina verließ leise ihren Platz an Annelies Bett und ließ Anna inzwischen die Waltz' übernehmen. Dann ging sie hinunter zu Hermsdorf. Fortsetzung folgt — Nieuwe« van den Daq schreibt: Die Russen sind in diefim Kriege noch nie ivcit-e vom Besitze Konstantinopel» entkernt gewesen als jetzt. Ter vornehme Großmut Frank reichs und England«, den AuSgana au« dem Schwarzen Meere ndzutreten, bringt nn« in die Versuchung «»Anrufen: Hand je »e Maar! zu deutsch: Hättest du sie erst! Kehr reim de« augenblicklich beliebtesten Gassenhauer- ' in Amsterdam. Znr Lage in Grieche«lend. )( Rotterdam. Nach zuverlässigen Nachrichten, die in hiesigen diplomatischen Kreisen vorliegen.haben sich dre bereits von anderen Seiten gemeldeten Vorgänge in Athen am 30. November und 1. Dezember in folgender Weise ab gespielt: Nachdem die griechische Regierung die von der Entente verlangte Auslieferung des Kriegsmaterial« ab- qelebnt batte, stellte Admiral Fournet für die Bewilligung, der Entente-Korderungen ein auf acht Tage, lautendes Ul- timatum, das aen 1. Dezember ablief. Am Tage vorher meldeten sich Tausende griechischer Reservisten freiwillig zur Armee. In der Nackt vom 30. November zum 1. Dezember landeten sodann Truppen der Entente sowie italienische Truppen im Piräus und marschierten gegen Athen vor. Die griechische Armee leistete Wiberstand. Es entwickelte sich ein Kampf, der den ganzen ersten Dezember andauerte. Gegen Abend bombardierte die französische Flotte von Phaleron her die östlichen Stadtteile von Athen. Mehrer« Granaten platzten in unmittelbarer Nähe dcS Königs» schlaffes, eine davon zwei Meter vom westlichen Portal. Der griechischen Armee gelang es allmählich, die hier und dort verstreuten Truppen der Entente festzuuehmen. In der Nackt zogen sich dann die Truppen der Entente nach dem Piräus zurück. Während des Kampfes erschienen die Ge sandten der Entente beim König und legten ihm erheblich berabgeminderte Forderungen vor, drohten jedoch, daß im Falle ihrer Ablehnung das Geschwader am nächsten Lage die gesamte Stadt mit Geschützen schwersten Kaliber» bom bardieren würde. Um die geweihten Stätten der helleni schen Kultur zu retten und die gesamte zivilisierte Welt vor einem unersetzlichen Verlust zu bewahren, sah sich die griechische Negierung gezwungen, die Auslieferung von sechs GebirqSbatterien anzubieteu. Die Vertreter der Entente behielten sick vor, ihren Regierungen hierüber zu berichten, Während des Kampfes am 1. Dezember batten die Venize- listen in Athen Unruhen veranstaltet, die sich auch bis zum folgenden Tage ausdehnten, dann aber mit Gewalt unter drückt wurden. )l London. (Reuter.) Im Unterhause erklärte Lord Cecil auf eine Anfrage, daß die Lage in Griechenland sehr ernst sei. Höchst verräterische Angriffe! seien aus die Ab teilungen der Alliierten nnternommen worden. Zahlreiche Verluste seien die Fokge. Die britische Regierung erwäge mit den anderen Verbündeten sofortige Schritte zu einer gründlichen Lösung der Lage. )( London. »Daily Telegraph" erfährt aus Athen vom 2. Dezember: Die königstreue Presse veröffentlichte gestern früh eine Regierungserklärung, in der es heißt, daß Admiral Fournet zugestimmt habe, die Auslieferung von secks Batterien Feldkanonen anzunehmen, und daß er seine anfängliche Fordernng bezüglich der übrigen Waffen fallen gelassen habe. . .-(.Athen, 3. Dezember, 10Uhr abends. (Reuter). ES verlautet, daß acht Batterien anstatt 6 sofort der Entente ausgeliefert werden sollen, sobald ein Protokoll darüber aufgesetzt ist. Die Regierung wird den Nationalisten und der Entente den vollsten Schutz gewähren und verpflichtet sich, den verhafteten Venizelisten alle gesetzlichen Garantien zu geben. In Kreisen, die dem königlichen Valast nahe stehen, wird erklärt, daß wieder.normale Beziehungen zur Entente hergestcllt seien. )( London. Der Athener Vertreter der „Daily NewL" berichtet über die Kämpfe vom Freitag an sein Blatt: Das Kampfgebiet befand sich aus dem Marshügel und bei dem Stadion. Das Schießen batte um 10'/, Uhr früh in der Geniekaserne begonnen. Das Zappeion, wo die französische Abteilung ecnquartiert war, wurde von den umliegenden Hohen unter Feuer' genommen. Beim Stadion waren Maschinengewehre in Tätigkeit. Auch die späteren Gefechte auf dem Marshügel waren sehr heftig. Die von einem panischen Schrecken ergriffenen Einwohner flüchteten zu
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